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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 05.03.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191903053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19190305
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19190305
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1919
- Monat1919-03
- Tag1919-03-05
- Monat1919-03
- Jahr1919
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 05.03.1919
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tlonalversammlung gemacht warben 1» elner Zett, wo die Hungersnot am Lebensnero des Volkes nage Ts sei dies ein Verbrechen am Volke. «Bravol> — Aba. Müttcr-Lciv- »1a (Unabh.) macht noch wettere Mitteilungen im Ailschfti'l an die Ausführungen Irin»« Parteifreundes Ryssrt. (5s sprechen wrtter noch mehrere Abgeordnete und einige Re- aieeungsvertreter bet nahezu leerem Hanse. Die vom Prä« fident verlesene Kundgebung betreffs Aufhebung der Blockade wird angenommen. Schluß der Sitzung 6 Uhr- 8«r Lage. - Ein Advel! an Frankreich. „Journal de Ceneve* richtet einen leidenschaftlichen Appell an Frankreich, bei der Festsetzung der neuen deutsch-französsichen Grenze alles zu vermeiden, wag die Sicherheit Europas gefährden könnte. Das Blatt nimmt das Recht in Anspruch, als Blatt eines neutralen Staates einer kriegführenden Macht Rat zu er teilen. umsomehr als die Schwei» in absehbarer Zeit dem Völkerbund« beitreten würde. Churchill fiir schleunigen Frieden. Dem „Telegraaf" zufolge erklärte Churchill im Unterhause, daß die Zeit ge- kommen sei, Deutschland die FriedciiSbediugungcn schleunigst aufzuerleaen. Nachdem diese Bedingungen angenommen worden seien, könne mit der Versorgung TeutichiandS begonnen werden. Deutschland sei dem Verhungern nabe und drohe, znsammenjubrechen. Jetzt fei der Augenblick zur Tat gekommen. ist doch keine Kleinigkeit. Wir haben die demokratische Republik, in der die höchste Staatsgewalt beim Volke liegt, und unser Wahlrecht ist demokratischer als in irgendeinem anderen Lande Jetzt -erst hat die Regierung die volle Ver antwortung vor dem Volke. «Jetzt erst haben nur eine wirk liche Reichsregierung. Ich freue mich, datz nn Großen und Ganzen in der Nationalversammlung ein Zug zu einer möglichst iveitgehcnden Vereinheitlichung und starken Zen tralgewalt des Reiches znm Ausdruck gekommen ist. Auf der Arbeiterdemokratie ruht der starke Zprammenlialt deS Reiches und sie wird ihn tragen. Dazu »st allerdings nö tig, dass neben der politischen Demokratie nun auch die wirtschaftlich« ihren Einzug hält, die auch im Verfassungs- iverk zu verankern ist. Aber der Sozialismus, der den Menschen mit Maschinengewehren oufgezwunaen werben soll, den man mit Neckt bezeichnet als den „SocialiSrnuS asiatieus", tauge wenig. Hier hat das deutsch« Volk eine nationale Weltmission zu erfüllen, sich selbst zum Helle und anderen Völkern zum Vorbilde (Lebh. Beifall.) Die Verfassungövorlage wird einem Ausschuss« von 28 Mitglie dern überwiesen. Nächste Sitzung Mittwoch nachmittag 3>/i Uhr. Polentnterpellation. Schluß 6 Uhr 10 Min. Sächsische Volkskammer. V. S. Z. Dresden, den 4. Mär- 101». Zu Punkt 1 der Tagesordnung, Interpellation der Ab geordneten Vlüher, Tr. Kaiser, Dr. Koch und Dr. Niet hammer, die Vcrsorgnng Sachsen» mit Nahrungsmitteln be treffend, begründet Abg. Vlüher «D. B. P.) die Interpellation. Der Waffen stillstand hätte mindestens dazu führen müssen, der barbari- schen Blockade ein Ende zu machen. In ganz besonderem Mähe hätten wir in Sachsen in unseren Großstädten und In dustriegebieten an NahrungSschwierigke'ten gelitten. Er weist dann an der Hand von Zahlen aus Dresden das Stei gen der Sterblichkeit infolge von NahrungSmittelmangel nach, wonach eine erhöhte Sterblichkeit bei Leuten über 00 Jahren und bei kleinen Kindern eingctrctcn ist, und wonach ferner die Erkrankungen an Lungentuberkulose beträchtlich zugenommen haben Tie Fortdauer der Ernührungsschwie- rigketten flöße uns große Sorgen ein, aber cs sei dem Lan- deslebensmittelamt und dem NcichöernäbrungSamt eine Un- müglichkeft, diesen Zuständen restlos abznhelfen. Er geht dann aus die wichtigsten Gebiete der E^säbrung ein, auf die Versorgung mit Brot. Kartoffeln. Fleisch, Milch, Fett, Fischen, Zucker und Obst und stellt dabei eine größere Rc^he von Fragen an die Negierung, was sie gegen die Mängel zu tun gedenke, die sich bei der Nahrungsmittclversorgung Sachsens heransgestellt haben. Zu Punkt 2 der Tagesordnung, Interpellation de? Abg. Dr. Roth nnd Gen., die Kartoffelnot betreffend, brklagt Abg. Dr. Roth (Dem.), daß der Kartoffelanbau zugunsten des Gemüseanbaus benachteiliat worden sei. Nickst nur die Großstädte, sondern auch die Mittel- nnd Kleinstädte litten unter der Kartoffelnot nnd anderen ErnäbrungSschmierig- keiten. Redner bespricht eingehend verschiedene Mißstände, die sich bei Beschnffniig non Lebensmitteln durch Stadtver waltungen heransgestellt haben. Zn Punkt 3, allgemeine Vorberatung über den Antrag des Abg. Arzt u. Gen. wegen Aufhebung der Blockade bespricht Abg. Fellisch (Soz.) die heutigen Zustände, den Mangel an Rohstoffen und die Hungersnot, die eine Folge des Krieges und vor allem der noch nicht aufgehobenen Blockade seien. Er protestiert n.it Nachdruck dagegen, daß die Sieger sich das Recht anmaßen, ein 65 Millionen-Äolk wirtschaft lich vollständig zu Grunde zu richten nnd anszubnngern. Ein englischer Minister habe gesagt, die Blockade würde erst dann aufgehoben werden, wenn es seststünde, daß Deutsch land nickt wieder Krieg beginnen könne. Die Regierungen der feindlichen Länder wüßten doch ganz genau, daß wir aarnicht im Stande seien, nochmals in den Krieg zu ziehen. Wo bliebe da die Stimme der Empörung der ganzen zivili sierten Welt? (Sehr aut!) Der Feind solle sein'Spiel nicht zu weit treiben, es könnte sein, daß unser Untergang das Grab zn seinem eigenen wird. (Sehr richtig» Die Feinde hätten wohl die Macht gehabt, «ns zu besiegen, aber sie hätten kein Recht, ein besiegtes und wehrloses Volk zu ver nichten. (Bravo!) Namens der Staatsregierung gibt Arbeitsminister Schwarz seine Zustimmung zum Antrag Arzt und Genossen für die Aushebung der Blockade, bittet die Kammer in diesem Sinne zu beschließen und den Beschluß der StaatSreaiernng zu unterbreiten. Znm Antrag des Abg. Dr. Roth über di« Kartoffelnot wendet sich der Minister in entschiedener Weise gegen dis Anssührungen des Abg. Dr. Roth und betont, daß das Interesse des gesamten sächsischen Volkes wichtiger sei als das Interesse eines einzelnen Bezirkes. Zu der Inter- peliation des Abg. Vlüher, die Versorgung Sachsens mit Lebensmitteln betreffend, sei es ihm unmöglich, alle 31 ge- stellten Fragen zu beantworte». Jedenfalls müsse und werde seitens der Regierung alles getan, um die LebenSmittel- fragc günstiger zu regeln. Was die Lebensmittelversorgung Deutschlands durch die Entente anbelangt, so seien die erste» Lieferungen bereits in Rotterdam eingetroffen. Weiter nimmt der Minister ganz energisch Stellung gegen die von sächsischen Landwirten der Regierung überreichte Forderung der Aufhebung des Mühlenzwanges, Ge nehmigung vo», Hausschlachtnngen, Preiserhöhung von Schlachtvieh, Abgabe von Futtermitteln usw. Weiter spricht er über den Unfug des Schleichhandels und glaubt, wenn etwa nur 50"/„ der Nahrungsmittelmengen, die im Schleichhandel versckwänden, den Nationen zngeführt worden wären, hätten wir mit den zugeteilten Rationen anSkommen können. Unsere Landwirte seien ebeir durch den Krieg verwöhnt worden. Sollte es zn einein Streik der Land wirte kommen, so werde er sich für feine Person an keinen Gekehcsparagraphen halten, sondern ohne weiteres seine Zustimmung zur Enteignung des Grund «nd Bodens geben: penn was der Boden ertrage, gehöre dem Volke k (Lebhaftes Bravo» Hierauf nimmt die Kammer alle drei Anträge an und eS folgt die Aussprache. Abg. Dr. Kraft (Dem.) ersucht die Regierung um Maßnahme« im Interesse der Förderung der Kartoffelerzeuguna. Die Anbaufläche für Kartoffeln dürfe in Sachsen zu Gunsten des Gemüsebaues nicht noch weiter zurückgehen, sondern müsse entsprechend vergrößert werden Abg. Ruffel (Unabh.) »nacht lange Ausführungen über die Ursachen der jetzigen politischen und wirtschaft lichen Verhältnisse. Er wird durch zahlreiche Zwischenruf« unterbrochen, auf die er stets sofort antwortet, und wird infolgedessen vom Präsident Fräßdorf ersucht, sich kürzer zu fassen. — Abg. Frau Wagner (Soz.) führt aus, daß beson ders die Hausfrauen nnd Mütter unter den Lebensmittel schwierigkeiten zu leiden hätten. Die Frauen seien nicht empört, weil es zu wenig Nahrungsmittel gäbe, sondern weil dieselben »»«gerecht verteilt würden. (Sehr richtig I) Deshalb verlange sie, daß die gesamten Vorräte an Lebens mitteln restlos erfaßt würden nnd die Rationierung der selbe»» »veiler aufrecht erhalten bleibe und bittet die Reaie- rung, darin reckt hart zu sein. (Bravo!) — Abg. Schmidt- Freiberg (D. Nat.) betont, daß er eine sachliche Ausführung zn den Interpellationen seitens der Regierung vermiss«. Er bezeichnet einige von den Vorrednern gegen die Landwirt schaft erhobene Anschuldigung«!» als grundlos, widerlegt dieselben und tritt für die Aushebung der Zwangswirt schaft ein- — Abg. Fra» Saiinger (Dem.) bedauert, daß die Zahl der Frauen in diesem Hause zu gering sei, um sich zu einem gemcinsanicu Protest gegen die Blockade zusammen» zuschließe». Sie verwirft weiter die Schritte, die von ganz links stehender Seite gegen die Reichsregierung und di« Na- I» DreStzo. Aach den» Fehlschlage« de» von de« Kommunisten ver- Wndete« Generalftrrtk» herrschte auch gestern in Dresden vollkomme«« Ruhe. Die Kommandantur hat, wie Wolff» GAchs. LaubeSdientz meldet, erhöht« Sicherheitsmaßnahmen getroffen. Die Wachen der öffentlichen Gebäude wurden er- drbltch »erftärkt. ««sonder» die der Elektrizität»-, Gas- und Vafferwerke. — «et der Sonutaa»versammlung der Kom munisten auf den Dresdner ElbMesrn waren übrigen» nicht, wie irrtümlich gemeldet, 12 om bi» IS ovo Personen beteiligt, sonder« nur etza 12M bi» 1SW. Ler Streik in Westtbürinae« Lat bisher keine Abschwächung erfahren. Die Züge können Erfurt nicht erreichen, da die Strecke Neudietendorf—Biesel- bach verkehr-unsiibig gemacht ist. Trotz de» in Eisenach bestehenden Streik« verkehren die Züge iiber Eise- nach in Richtung Frankfurt a. M.—Kassel. Der Draht verkehr mit den mittelthittinatschen Städten ist unterbrochen. In Südthüringen find Streik» größerer Aurdebnnng nicht M befürchten. -ne Besetz««» Köuigsbera». Ast» Königsberg wird gemeldet: Auf dem Gackheim Haien sich Matrosen und Spartakisten in großer Zahl fest gesetzt. Sie haben an der Zivilbevölkerung, die sich -um Teil ebenfalls an dem bewaffneten Widerstande gegen die Re- gierungStruvpen beteiligt, einen Rückhalt. Die Regierungs truppen Haven den Stadtteil abaesperrt. Die Entwaff nung ist bereit» teilweise durchaesührt. Die Verluste tollen bei den Spartakisten erheblich sein. Sine spätere Meldung besagt, daß auch der Sackheim in der Hand der RegierungS- truppen Ist. Entwurf eine» SozialisternngSgesetze». Die RetchSregterung hat beschlossen, dem Stoatenaus- fchuffe sofort ihre Entwürfe -u einem SozialisterungSgeseh »md zu einem Gesetz über die «ohlenwtrtschaft zur Einbrin- gnng an die Nationalversammlung vorzulegen. Zugleich hat die RetchSregterung beschlossen, den Entwurf eines Gesetzes über die Kohlenwtrtschaft auszuarbeiten, das dieses Gesetz auf gemeinschaftlicher Grundlage regeln wird. Der Ent wurf «tue» SoztaltsterungSgesetze» enthält 4 Paragraphen. Nach dem ersten soll jedem Deutschen die Möglichkeit gegeben werden, durch eine seinen Fähigkeiten entsprechende Arbeit sein Leben zu unterhalten. Bei Arbeitslosigkeit wird ihm der Unterhalt aus öffentlichen Mitteln gewährt. Nach dem zweiten Paragraphen sollen wirtschaftliche Unternehmungen «nd Werte, insbesondere Bodenschätze und Naturkräfte in die deutsche Gemeinwirtschaft tibergesührt werden. Im 8 8 heißt es: Die deutsche Gemeinwirtschaft wird von wirtschaftlichen GelbstverwaltungSkürpern geleitet. Nach 8 4 wird in Aus führung -er in 8 2 vorgesehenen Befugnis ungesäumt durch besondere» RetchSgesetz die Ausnützung der Brennstoffe, Wasserkräfte und ähnlichen natürlichen Energiequellen so wie -er au» ihnen stammenden Energie (Energiewirtschaft) nach gemetnwirtschaftlichcn Gesichtspunkten geregelt. Das der Nationalversammlung zugchende Gesetz wird heute ver öffentlicht. — Das Gesetz über die Regelung der Koblen- wirtsckast bestimmt »». a.: Kohlen im Sinne dieses Gesetzes find Steinkohlen, Braunkohlen, Preßkohle und Koks. Das Reich regelt die aemeinwirtschaftliche Organisation der Kohlenwirtschaft. Die Leitung der Kohlenwirtsrbaft wird einem zu bildenden Reichskohlenrat übertragen. Die Reichs leitung schließt die Kohlenerzeuaer für bestimmte Bezirke zu Verbänden und diese zu einem Gesamtverbande zu sammen. Den Verbänden liegt die Regelung von Förde rung, Selbftverbrauch und Absatz unter Aussicht der Reichs regierung und des Kohlenrates ob. Die ReichSregiernng regelt die Feststellung der Preise. Vor der Regelung hat die Reichsregieruna einen Sachverständigenrat für die Kohlen wirtschaft zu berufen, der aus 45 Mitgliedern besteht. Je 18 Mitglieder sind nach näherer Bestimmung der Reichs regierung von de» Arbeitgeber- nnd Arbeitnchmergruppen und den Arbeitskammern zu wählen. Die Reichsregieruna erläßt die nähere»» Vorschriften zur Durchführung des Ge setzes und kann bestimme», daß Zuwiderhandlungen mit Geldstrafe bis 100000 M» .im Wiederholungsfälle außer dem bis zu einem Jahr Gefängnis bestraft werden. Das Gesetz tritt gleichzeitig mit dem SozialisierungSgesetze in Kraft. Nationalversammlung Di« gestrige Sitzung wurde um 3»/« Uhr eröffnet. Auf der Tagesordnung stehen zunächst Anfragen. Abg. Dr. Kah» (Deutsche Bp.) fragt nach den Schritten der Reichsregieruna, um die sofortige Befreiung der vom Feinde zur Verantwortung gezogenen deutschen Werkleiter zu be wirken, die während des Sieges von der deutschen Heeres verwaltung in den besetzten Gebieten Jndustriematerial angekauft haben. Ein RegierungSkommissar erwidert, daß bet den Alliierten mehrfach Einspruch gegen die Verkmp- tungen erhoben wurde. Ein endgültiger Bescheid sei bis her nicht erfolgt. Die Abgg. Arnstadt (Deutjchnat.) und Genossen fragen, ivas die Regierung zur Beicitigung des Papiermangels für die deutsche Presse tun will. Rcichs-- wirtschiaftsminister Wissel: Eine befriedigende Papier versorgung der Presse wird erst dann möglich fern, wenn das deutsche Wirtschaftsleben wieder in einigermaßen ge ordnete Bahnen zurückkehrt. Abg. Ohle (Deutschuat.) fragt wegen unzureichender Belieferung mit künstlichen Düngc- ,Mitteln. Reichsministcr Schmidt: Die Äcicbsreaierung ist bemüht, von den Alliierten die Freigabe der Produk tion aus den besetzten Gebieten zu erlangen, und tut auch sonst alles in ihrer Macht Stehend«. Hierauf w»bd d»e Beratung des Verfassungsgesetzcs fortgesetzt. Abg. Henke (Unabh): Der kapitalistische Charakter der Verfassung zeigt sich darin, daß Enteignungen nur gegen Entschädigungen zulässig sein sollen. Die Arbeiter sehen m dem allgemeinen Wahlrecht nickt ein Mittel, daß sie von allem Elend befreien könnte. Sie wissen ein bes seres, ihr Interesse wahrzunehmen: die Arbeiter- und Sol datenräte. Wir fordern mit allem Nachdrucke, daß dein Rätesystem auch tn der Verfassung ein Recht werde. Erst wenn die Arbeiter sehen, datz dem Nebel an die Wurzel gegangen wird, werden sie -nfrieden sein können. Sie werden wohl vorübergehend niedergeschlagen werden, aber sie werden mit immer größerer Kraft nneoer aufstehen. — Abg. Stresemann (Deutsche Vp.): Was der Vorredner erstrebt, ist eigentlich der vollkommen oersässungSlose Zu stand. Eins ziehe sich durch alle unsere Verhandlungen als Kernpunkt, das Problem Preußen—Deutschland. Da hört man immer wieder die heftigen Angriffe gegen Preu ßen. Gegen die Sonderrechte der süddeutschen Staaten ist Man viel zurückhaltender. Da der Einheitsstaat mit Pro vinzen unmöglich ist, bleibt nur übrig die Aufrechterhal tung der Bundesstaaten, denen man aber auch die Mög lichkeit der Entfaltung ihrer Eigenart geben müße. Für di« LoSlSsungSbestrebungen innerhalb Preußens heitzt cs: Widerstehet den Anfängen! Man lasse Preußen wie es ist. Ein« Hegemonie ist nicht mehr vorhanden. Redner ver mißt in der Verfassung eine Bestimmung zum Schutze der Deutschen im AuSlande, da in den nächsten Jahren viele Deutschland verlassen müssen. Weiter vermißt er Bestim mungen über das Recht auf Bildung und Erziehung sowie über das SiedelungSwesen. Der Gedanke einer sozialen Parlamentarisierung erscheint ihm durchaus erwägens wert. Aber diese» beruf-ständische Parlament dürste keine vollziehende Gewalt halwn, sondern hätte nur vorbereilcnde Arbeiten zu lösen. Die Vorstufe dazu sei vielleicht die Ar- beitSaemrlnschost »imschcu Großindustrie und Gewerkschaft. — Reichsminister Dr. Davio: Ich habe aus der De batte den Eindruck geivonnen, als ob man über die Kritik da» Große, Gute und Wertvolle vergißt, da» uns diese M» «erjaffmlg bringt. Die republikanisch« Staatsform Oertllches und Sächsisches. Riesa, den 5. März 1919. —* LebenSmittelvertciluug. Vom 7. laufen den Monats ab kommen laut Betanntmachnng iu vorlie gender Nummer auf Abschnitt 63 der grünen nnd roten Nährmittclkarte I Weizengrieß, auf Abschnitt 63 der grauen und gelben Nährmitteftarle I Graupen, sowie ans Abschnitt 58 der gelben Warcnbezugskarte lik Marmelade zur Ver teilung. ! —* Riesaer Bank. Die 15. ordentliche General versammlung der Riesaer Bank sinder laut Anzeige in die ser Nummer am 29. dis. Mts. statt, worauf wir aufmerk sam machen. Die Gesellschaft hat im verflossenen Jahre wieder gut gearbeitet, so daß sie iu der Lage ist, die bis herige Dividende von 8»/s Prozent zahlen zu können. Die Rücklagen erfahren dabei wie früher reichliche Zuwen dungen. Der Umsatz ist wieder ganz erheblich gestiegen. Das Aktienkapital soll von 1"- auf 2 Millionen Mark er höht lverden, worüber die Generalversammlung zu be schließen haben wird. —* GewerbevereinS-Versammlung In der heutigen Versammlung des Gewerbevereins wird der Be zirksleiter, Herr Werner aus Dresdep, einen Vortrag ballen über „Die Versicherungsanstalt der sächsischen Gewerbe kammern A.-G." in Dresden. Diese Anstalt, die für den selbständigen gewerblicken Mittelstand gegründet ist, um faßt Kranken- und Unfall-, Lebens-, Sterbegeld- und Kin- der-Versicherung. Da eS sehr viele Gewerbetreibende gibt, di« keiner Ortskrankenkasse ängehöreu, ist Gelegenbeit ge boten, fick über die Einrichtungen in genannter Kasse zu informieren. Es fei daher ein jeder, auch Nichtmitglieder, auf diesen Vortrag aufmerksam gemacht. —* Die Künstlerische Schaubühne beginnt am kommenden Sonnabend ihre hiesigen Gastspiele nut der Aufführung von Schönhcrrs „Weibsteufcl". Die. „Dresdn. Volkszeitung" urteilt über das Unternehmen wie folgt: Direktor Maximus Rens hat seine künstlerische Kraft »n den Dienst eines TheaterunteruchmenS gesteift, oas aus sichtsreich ist. Nur mit einer guten Truppe und entsprechen den Stücken sind in kleineren Städten erfolgreich mucker wertige Darbietungen zu bekämpfen. Die erste Vorstellung des Ensembles im Landestheater hinterließ einen durch-- aus künstlerischen Eindruck. Direktor Neus und leine Gattin Franziska Rens-Hilpert haben bereits früher Lothar Schmidts nettes Lustspiel „Nur ein Traum"' gespielt und durch Frische, Charme und vollkommene Beherrschung des Lustspieltons eine ganz vortreffliche Wirkung erzielt. Trotz merkbarer Erkrankung des Herrn Rens wirkte auch dies mal die Aufführung irisch und gefällig — das Zusammen spiel guter Kräfte war ausgezeichnet in Sicherheit nnd Tempo. Beide in Dresden unvergessenen Darsteller wur den durch warmen Beifall ausgezeichnet. —* Warenaustausche zwischen Sachsen und Böhmen. Die Handelskammer Dresden erstattete dem Ministerium einen Bericht darüber, in welchen Waren trotz den seit langem bestehenden Beförderungsschwierigkciteu di« Ausfuhr nach Böhmen noch einigermaßen aufrecht erhalten werden konnte und umgekehrt, welch« böhmische« Boden- nnd Industrie-Erzeugnisse in der letzten Zeit noch in nennenswerten Mengen cingeführt worden sind. Die Feststellungen der Kammer ergaben, daß unter den gegen wärtigen Verhältnissen Von einem regelmäßigen, verläß lichen und belangreichen Warenaustausch zwischen Sachse« und Böhmen nicht mehr die Rede sein kann. Er erstreckt sich auf einige wenige Waren, und, da im. allgemeinen nur Postpaketverkehr stattfindet, umfaßt er auch von diesen wenigen Waren nur geringfügige Mengen. —"Reiseaepäckversicherung. In nächster Zeit gelangen bei den Gepäckabfertigungen der sächsischen Staatseisenbahnen Reisegeväckversickerungs - Policen der Europäischen Güter- und Reisegepück-Versicherungs-A.-G. -um Verkauf, durch deren Lösung das gesamte Hand- und aufgegebene Gepäck eines Reisenden für die Dauer von 60 Tagen in einer vom Versicherten angegebenen Höhe innerhalb ganz Europas, also auch außerhalb des Eisen bahngewahrsams, versichert wird. Die Lersicherungsgsbühr beträgt 5 Mark für je 1000 Mark, bis auf weiteres sind jedoch angesichts der herrschenden außergewöhnlichen Ver hältnisse die dreifachen Gebühren, also 15 Mark für 1000 Mark zu entrichten. * Gröba. Im hiesigen Gasthof kommt Dienstag abend durch da» Sächs. Heimat-Theater die Operettennovität „Wer nicht tu der Jugend küßt" von Heindorf, Musik vo» Gilbert, zur Aufführung. Roßwein. Während einer Verhandlung im hiesigen Amtsgericht gegen den 20 jährigen Fleischergehilfen Emil Schumann aus Roßwein zog der Angeklagte ein Fleiscker- meffer au» der Tasche und stieß es sich zum Schrecke,» des mitanwesenden Vaters und des amtierenden Amtsgerichts rate» in die Brust. Tödlich getroffen sank der junge Mann zu Boden. Plauen. Von den beim Spartakistenpntsck aus dein Gefängnis befreiten Strafgefangenen sind der Schaf- und Schwetnedieb Andreas Spörl nebst Sohn wieder festge nommen worden. Außerdem gelang cs, Lang, das Haupt der Einbrrcherbande Lang und Genossen, sowie seine Gekicble GlSbrth Toni Wittig, früh in der Wohnung der letzteren zu verhaften. Es ist nicht ausgeschlossen, daß Lang auch an dem in der Zweigverkaussstellc der Plauener Milchver sorgung, Schützenftraße, verübten Einbruchsdiebstahl be teiligt gewesen ist, bei dem 50 Pfund Butter, die zur Ver teilung an die Bevölkerung bestimmt waren, gestohlen wurden. Wittig, di« Geliebte Langs, hatte an den in einer Villa in der Retßigerstraße und beim Trödler Kuczinski er folgten Plünderungen teilgenommcn. Es wurden Schuhe bei ihr vorgefunden. di« sie im Laden des Trödlers gestohlen batte. .Im ganzen find von den 67 Gefangenen, die nm 24. Februar au» der hiesige» Gefangenenanstalt befreit worden waren, bisher 20 wieder hinter Schloß und Riegel gebracht worden.
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