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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 09.05.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19010509027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1901050902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1901050902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1901
- Monat1901-05
- Tag1901-05-09
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Dresdner? Nachrichten da» Ministerium de» Innern > Geis ' an- ver mehren, zu erbeben. x 78 I an st alten de» Lande» ist dauernd demübt arw««n. die ^)odl der Geistlichen zu auch nebenanitlich verwaltete stellen zu selbstständigen zu Zur Förderung lachwisienichaftlicher Bildung und zur Berathung >n Fragen der Anstaltsvror iS liabrn sich die Geistlichen an den LairdeSstrakanstalte» und au den Gerichtsgesäiignissen zu einer Konferenz zuiamnicngeichlosseil. cdensv die Geistlichen an den Heil and Pfleg »nd den Erziehungsanstalten zur Irrenseelsorger- Konserenz. Beide Konserenzen tragen nach den Charakter von Spcziolkonserenzen — Die Berichte über die in den Gerichts- g e f ä » gnisi e n geübte Seelsorge lasten erkennen, daß die seel- »ärgerliche Tbätiglctt der Geistlichen an den Gefangenen von den stuftirbetn'ldeii "> dankenSwerther Weise unterstützt und gefördert werden in Meist habe» die Gefangenen die Anss'rachen der «Geistliche» dankbar aufgeiwmiiien. Besondere Fürsorge ist den ! »geldlichen Gefangenen und den erstmalig Jnhastirirn gewidmet n eide» Als 'egenöreich bat eS sich erwiesen, wenn die Gesänaniß- geistliche» den, heiinathlichen Psairarnte der Gefangenen bei deren Cntlannng .tz'ochricht gegeben und' damit die Bitte »in weitere n'el'ergerliche Beobachtung verbunden haben. — Die Zahl 'äiiimk sicher i a » b st u in in e n i» Lachsen betrug 1989 iin Jahre Ist!«.'» and dürfte seit jener Zeit nicht gewachsen sei», Rechnet man Neroon die Kinder und die Zöglinge der beide» Taubstummen anstalten zu Dresden und Leipzig ab. so kann die Zahl der im Lande vereinzelt wohnenden erwachsenen Taubstummen aus etwa » «r» angenommen weiden Der einzelnen Taubstummen nehmen ch die Trtsaeisllichen. denen ne bei der Entlastung an-s der instalt gemeldet iverden, nach Möglichkeit, znm Theii durch regel mäßige Abhaltung von tstokteodiensten. an. In regelmäsiige» Zivi'chenrännien wurde auch AbendmablSseier mit dielen Andachten »erblinden Die Taubstummen kommen lehr gern zu den gottes dienstlichen Versammlungen, weil ihnen diele zugleich Verkehr mit Schicksalsgenossen und den ehemaligen Lehrern bieten. Besonders Bedürftigen kann Zehr- und Reisegeld ans. Siifttingsmittcln ge wahrt werde». —* Der erste Hauptgewinn der Pserdcarisslelluiigs- Lotterie. eine vierspännige Eauipage. ist in die Kollektion von O Mehner in Döbeln gefallen. Hoffentlich ist der glückliche Ge winner auch im Stande sein Glück richtig zu vcrwerthen. —' Dein Packer Karl Friedrich Lp crling. bei der diesigen Firma Louis Jumpest bedicnstct, wurde da-S städtische Ehren- zcugnis; verliehen. - ' Der D r eSd n er R nderv erei n vernnstaltetc am . onntag Vormittag sein diesjähriges Anrudern in Gestalt einer Austabrt vor der Briihlstchen Terrasse. An der Auffahrt be- lieiligten sich l7 Herren Die 'Abfahrt der Boote erfolgte inKiel- sinie vom Bootshaus i» Blaiewik ' -1-' Ubr. An der Spitze Neier leichten Flotte ruderten die beiden SkissS. es folgten Dopvelvierci. tz-riemige Vierer. 1 Sechser. 2 Achter und zum Tchlns; ein mit Gästen besetzter Schranbendampter. Während der «westen Austadrt hielten sich die Boote in Staffelst»»!, so dag -seiche Gattungen immer neben einander ruderten. Aus der Rück- 'abri nach Blalewitz begleireicn die Rennboote den festlich ge schmückten Dampfer in nächster Nähe. Nach gemeinsamer Tafel in Klubhaus waren Nachmittags noch lst Boote elbaufwärts unterwegs: Abends folgte im Klubhaus ein Tänzchen, das in »öhlichsier Stimmung den Festlag beschloss. --'Die Leiche eines unbekannten Mannes wurde gestern, wie bereits kurz erwähnt, aus dem Piescbener Hafen gelandet. Der Ertrunkene steht in den ,19er Jahren, ist 1.80 Meter groß, hat dunkelblondes. grcrnmeürtes Haar, gleichen Vollbark, einen zahn losen Oberkiefer und im Unterkiefer ein Kaittichnkgebiß. Er trug graue Tuchioptw mit grauem Barchentfntter. schwarzes Iacket und gleiche 'Weste, braune Host. zerrissene Stiefeletten mit Gnmini- einiatz. braun- und giaukarrirtes Barchentoberhemd, graues Nvrmalheind. weißeS Vvrhemdchen. weißen Kragen mit schwarzer Schleim und Gnminibostitträger mit braunen Streifen. - stln' der Lennöstraste siel gestern 9>acbmittag der Führer eines mit Ziegeln schwer beladene» Wagens von seinem Sitze herunter und wurde üb er sali reu Er blieb besinnungslos liegen und wurde späler mittels deS siädtiichen Unfallwagens in'S Krankenhaus gebrachst —* Eine Betrieb s st örun g der elektrischen Straßenbahn trat heute Morgen in der 7. Stunde dadurch ein, das; ein Anhängewagen der Linie Hanvihahnhos—Arsenal beim Einliicgen ' l in die Annenslraße aus dem GIei«e sprai'g. Nachdem sich bereits i eine stattliche Anzahl von Motorwagen angcsannnell hatte, gelang l es vereinten Krillen, den AiiSreißcr Ivieder in das GieiS zurück- zubringen. Bei dein geistigen Gewitter hat der Blitz die elektrische . Oberleitung ans dem T erratienuser getrosten, lo daß inlolge del'en dort der Slraßeubcrhnberkebr eine halbe Stunde imter- ! blochen wurde —' Genern stlbend nach 1«» Uhr rückte ein Löschzug der Feuer st wehr :u eincni Brande nach dem Grundstück Reitbabn- ststraße st ans Der Brand war in dem Trockenraum einer st Tischlerei lm Kellergeschoß des Seitengehäudes, wahrscheinlich durch i Ueberheuung der stinlage. entstanden und hatte einen großen Tbeil i Angeschnittene, zum Trocknen anfgestapelte Bretter ergriffen. Die ' Feuerwehr mnszke zur Bekämpfung des Feuers eine Schlauch- t leituug voni Straßenhydranlen in Betrieb setzen, konnte aber mit deren Hilfe die Hauptgefahr bald beseitigen. Das Räumen deS Raumes, verbunden mit dem völligen Ablöschen der hcrauS- gebrachlen Bretter, nahm die Thätigkeit der Feuerwehr bis gegen 12 Uhr Nachts in Anspruch. —* MikitSraericht. Wegen Fahnenflucht und Betrug« chatte sich vor de« Krw»«aerscht der 8. ckvibisivnNr. M dir <u» Schlesien gebürtige, Ä Jahre alte, schon wiederholt wegen ver schiedener Delikte vom Civil- uud Militärgericht vorbestrafte Soldat der 1. Kompagnie der Orkonomtebandwerkerabthrilung Otto Ernst Sohn, zu verantworten. Am V>. Februar Vorth Jahre- entfernte sich S. von seiner Truppe, um sich dauernd Dienstpflicht zu entziehen. Denselben Tag besuchte er einen t bekannten Schlonergesellen. welchem Militärbekleidungsstücke einen Anzug Stock re. im Werthe von SÖMk. abs , Hof ad subr S nach Tetkchen-Bodenbach. wieder zurück nach Hamburg, wo er sich aus einem Kauffahrteischiff anheuem ließ. Mit diesem fuhr S. nach New-Aork, Liiniberland. St- Franci»co. Kapstadt und zurück nach Hamburg. Von da aus kehrte er nach Preuße» zurück und stellte sich bei Eölleda der Behörde Bon Naumburg a. S wurde Sohin unter militärischer Begleitung nach Dresden gebracht und in Untersuchung genommen Als Ent schuldigung für seine Fahnenflucht giebt der Deserteur an, das; man ihm bei der Kompagnie immer wieder seine Vorstrafen Vvr- gcworsk» habe: eS lei lein Wunsch. in'S Znchtbans zu kommen. Durch oie Zriigenaussageii wurde S für schuldig befunden und zu einer Freiheitsstrafe von 1 Jahr 1 Monat Gesänaniß verurtbeilt : außerdem wurde er in die zweite Klasse des Svloatenstandes ver setzt. Das Eontuniacialurtheil vom 7. August v. I.. daö S. zu 300 Mark Geldstrafe verurtdeilte. wurde aufgehoben. — Vor dem Kriegsgericht der 23. Division haben sich wegen groben Unfugs, ruhestörenden Lärms. Beleidigung eines Vorgesetzten bez. wegen Nöthignng zur Unterlassung einer Handlung, Gütlichen An griffs gegen einen Vorgesetzten und Bestechung desselben zu ver antworten der Kanonier Ernst Emil Stübner, geboren am 2. August 1678 in Hainewalde und der Gefreite Max Curt Hartig, gcb 187V zu Glauchau. Beide Angeklagte stehen bet der 2. Batterie deS hiesigen 12- Feldartillcrie-RegimentS. Den An- aeklagten wird zur Last gelegt, in der Nackt zum 2. März aus dem Biichoisvlatz in io unerhörter Weile gelärmt zu haben, daß sich der Unteroffizier Zimmermann vom 26. Artillerie-Regiment genötbigt iah. die Ruhestörer anzuhalten, um ihre Personalien sestzustellen: er ries ihnen aus der Oppellstraße zu. sie sollten stehen bleibe»: Beide gehorchten jedoch nicht, sondern beleidigten den Vorgesetzten. Während St. entkam, wurde Hartig an der Helgolandstraße von Zimmermann sestgenommen. Dabei gab Hartig einen falschen Namen und eine falsche Batterienummer an und weigerte sich, die Numincc am Sabel zu zeigen. Bei dieser Gelegenveit soll H. dem Z. gegenüber geäußert haben: .Sie baden mich gar nichts nach deni Namen zu fragen, kommen Sie mir nicht io frech." Der Unteroffizier faßte H. beim Koppel, um ihn mit zur Kaserne zn nehmen, wogegen sich H. so heftig wehrte, daß Beide zu Boden fielen. Während Zimmermann auf dem Boden lag. faßte ihn H. am Rockkragen unv drohte ihn niederzustechen. Erst nachdem ein Sergeant vom Trainbataillon dem Z. rur Hilfe gekonimen war. konnte H. nach der Wache gebracht werben. Aus vem Wege ver suchte H. wiederholt, dem Z. seinen Säbel, welchen dieser ihm weggenommen hatte, zu entreißen, bot schließlich dem Unteroffizier wiederholt Geld an und versprach, ihm auch am anderen Tage noch IM Mk. zn geben, w-n» er ihn nicht melde. Zimmermann hat auch einige Tage mit der Meldung an die Batterie zurück- gehalten. später jedoch, am 1. März, dieselbe erstattet. Nach dem Eraebniß der nmfänglichen Beweisaufnahme wurden Hartig zu 8 Monaten 3 Wochen Gefängniß und 1 Tag Hast, Stübncr zu 1 Tagen Haft vernrtheilt. —' Wetterbericht der Hamburger Lrewarte vom 8. Mai. Das Maximum des Luftdrucks mit über 789 Mm. lagert über Nordosteuropa, wäbrend ein Minimum unter 718 Mm. sich über England desindet. In Deutschland herrscht ruhiges, außer ü» Nordweste», trübes, an der Küste wärmeres und im Lüden kühleres Weiler. — Wahrscheinlich ist wärmeres Wetter viclsach Regen, stellenweise austretende Gewitter. ahnte, dessen < r, ist »rustllck k lenkrhenmatlsmu». - - ... Angelegenheit der Erklärung Vertretung nicht genügend gewahrt. Redner seiner Partei bewndere Abstimmung über welcher dahin ging, »ehrfurchtsvollen Dank f n sei/ kt as tagsdltsten uud werden sollen. x Generaloberst v. Ha einiger Zeit erschüttert war, Luligeiientziinduna und Gelenk»! x Oesterreich. Bei tzvrtsedung der Erörterung über di, Erklärung de- Erzherzogs Franz Ferdinand drückt der All- deutsche Bareutber die Ansicht au», die Regierung Hab« kn der des Erzherzog« die Rechte der Volks- t. Redner vrrlanat im Name» den Ausschußantran. . . . . für die Mitlbeilong der Deklaration" au»,usprechen. Bareutber erörtert eingehend die Zlekte der . -f>auvtgc»vinnc der 139. Kgl. Sachs. LandeSlotteric. Fünfte Klasse. Ziehung am 8. Mai 1901. tEhnc Gewähr.) lO.OOO M. aus Nr. «9891. .'.«<»«» M. aut Nr. «2958. 2000 M aus Nr. 385 1953 7198 8852 10332 >0873 13860 11056 11311 11501 11831 20702 23015 28187 35866 38278 11503 11805 19151 19589 50180 50728 52618 52882 52916 51839 57128 57797 81327 83108 63362 66753 06893 67091 75117 90888. >a«<» M. ans Nr. 1015 2331 6289 7755 7895 8361 15026 > 5391 1790« 22166 2307t 28292 27825 32888 35506 37UO 38961 10080 10WS 11029 128N 15851 17312 19115 «2581 53189 51737 56229 56736 L763I 59819 61633 65298 70539 71158 71812 72839 79359 81156 82311 82850 87128 91177 97339 99866. LasteSqeschichte. x Deutsches Reich. Zur D iätensrage meldet der „Frank. Kur." aus München, daß die bäuerische Negierung im Bundesrath zur Diälenfraae noch in keiner Weile Stellung aenommen habe. Ter „Schwäb.MrkN will aus Weimar aus guter Quelle erfahren haben, derKaiscr habe am letzten Montag auf der Wartburg bei Gelegen heit einer politischen Iknterhollung mit dem Großharzog geäußert „Ter Bewilligung von Diäten an die Reichstagsabgeordneten werde ich nicht eher zustimmen, bis das Reickswahlgeietz eine ent sprechende Aenderung in Bezug aus die Wahlberechtigung erfahren bat. Oppositionelle Volksvertreter haben mir mehr als genug, und die Leistungen der bezahlten Landtagsabaeordneten, wenigstens in Preußen, sind auch nicht die hervorragendsten." x Der Seniorenkonvent deS Reichstags beschloß, daß vor Pfingsten noch die Anträge über die Gewerbeaerickw. den Toleranzantrng und das Weingeietz und nach Pfingsten die werde jedoch Oesterreich sicheren Ruin bringe». Seine, des Redners, Partei strebe ein engeres Bündniß mit Deutschland an und verlange die deutsche «Staatssprache, um ein« cinheitlichc Führung des Reiches zu ermöglichen. Wenn das „Hochverrat!, ' sei, wolle er sich gern „Hochverräther" nennen lasse». Redner vc> weist auf de» Einslnß der Klerikalen, der ankgeboten werde, um die „Los von Rom"-Bewegung zu unterdrücken. Je mehr gegen letztere gewülhet werde, desto entschiedener würden die Alldeutschen ihre Ziele, die sie selbst gesteckt hättew verfolgen. Ministerpräsi dent Dr. v. Körber betont, daß die Erklärung kein neues Recht schasre und kein altes vernichte: sie enthalte nur die Konstatirun« des Rechtszustandes, welcher in den für die Dnnastte geltenden samilienrecktlichen Anordnungen zweifellos vorgesehen sei. Für die Dhnaslie habe das sogenannte deutsche Privatsürstenrecht mit den RcchtSinstituten, welche einen Theil des besonderen Standes rechtes der Mitglieder des hohen deutschen Adels bilden, unbestrittene Geltung gehabt. Da nun dieses Privatfürstenrecht und die An ordnungen und Gewohnheiten, welche sich aui Grund desselben bei den einzelnen Familien ausgebiidet haben, die vollen Wirkungen der Ehe nur dann anerkennen, wenn die beiden Gatten ebenbürtige sind und eine standesgemäße Ehe cinzugehen in der Lage waren, io hätten auch in dem vcnliegenden Falle die Folgen der nichtslandes- gemäßen Ehe einzulreten Der Ministerpräsident belpricht ein gehend die samillkiirechttichen und staatsrechtlichen Folgen der morganatischen Ehen und erörtert sodann die Frage, warum in, ReichSmihe im Gcgcmatz zu Ungarn diele Erklärung im Wcgc einer Mittheilung zur Kenntiuß gebracht wurde und mcht auch dic Zustimmung des Hauses provorirk worden sei. Der hier obwaltend' Unterschied sei nur ein äußerlicher und bedeutungsloser, der den versassung-mäßigcn Rechten des HauieS keinen Abbruch zu tbun vermöge. Hinsichtlich der Frage des Protektorates überden katho lischen Schulverein verweist der Ministerpräsident auf di« in dieier Hinsicht bereits abgegebenen Erklärungen und bemerkt, diese An gelegenheit siche mit dem vorliegenden Gegenstände in gar keinem Zusammenhänge. Nach dem Ministewiäsidcnien führt der Deut'ch. Fortschrittliche Groß ans, er nehme mit Freuden die Mittheilung zur Kenntniß. daß für die Thronfolge in Oesterreich die pragmatische Sanktion und nickt das Familien-Statut maßgebend lei. Akg. Locker (deutsche Volkspartei) spricht sich gegen das Prinzip der Ebenbürtigkeit aus. welches ein Rest mittelalterlicher, feudaler An schauungen sei. Kraniarc; (Iunczechc) erklärt, der ReichSrath sei in dieser Frage unzuständig. Redner bespricht das Bündniß mil Deutschland und führt aus, ohne Rückendeckung seitens Oesterreich- Ungarns wäre Deutschland der isolirtcste Staat Europa's. Tie deutsche Regierung sollte auch die „Los von Nvm"-Äewegung ver- urtheilen welche nickt religiös, sondern politisch und gegen Oester reich gerichtet sei. „Wir wollen", lagt Redner, „nicht von Deutsch land konnnaiidirt werden, wir wollen ein loyales Bündniß. ' Finde sich in Oesterreich ein Minister, der die Selbstständigkeit Oesterreichs verthcidigt, so werde er durch die öslerreichisch-nngarüchc guswäriige Politik desgvouirt. Man müsse es dem Erzherzoge danken, daß er den Muth hatte, auszusprechen, was längst hätte ge sagt werden müssen und der Würde des Staates einzig und allein entspreche. Tie Rede Krnmarcz wurde wiederholt durch laute Bei sallsknndgebungen »»ker Widerspruch der 'Alldeutschen unterbrochen. Rach längerer Debatte wird der Antrag des Ausschusses, die Er klärung des Erzherzogs zur Kenntniß zu nehmen, unter dem Aus druck chrfnrchlsvollcn Dankes angenommen. x Tie Obmänner der Linken des Abgeordnetenhauses ver sammeln sich, um über da-S ArbeitS-Proara in m. sowie über die Kvmpromißvorschläge in der Wasserstraßensrage zu berochen, lieber den Verlaus und das Ergedniß der Konferenz ist Geheim Haltung beschlossen Gleichzeitig werden die Obmänner der Rechten zniaininentreten. worauf eine gemeinschaftliche Besprechung aller Obmänner erfolgen wird Auf beiden Seiten des HameS äußen man die Meinung, daß ein Kompromiß ;n Stande kommen werde x Italien. Ungefähr ÖM Getreide-Lastträger, welche seit dem Ausstand der Ausladen in Genua unthälig waren, haben d«' Arbeit wieder ausgenommen. x Asien. Wieder ist es in Ebina zu einem bedauerlichen Zwischenfall gekommen, an dem diesmal Deutsche, wenn auch ohne ihre Schuld, belheiligi gewesen sind. In Tientsin ver uriachten zwei betrunkene russische Offiziere großen Lärm und kamen dadurch mit den deutschen und englischen Polizei ! wldatcn in Streit. Als der Leutnant Telgakowskn vom Kriegs ! schiff .Lobe" einen der deutschen Polizeisoldaten angriff, gab diele« in der Ami,wehr Feuer und verwundete den Leutnant, ocr dann seinen Verletzungen erlegen ist. DieleS mrchköarc Recht, zn strafen und zn richten, das unsere Gesellschaft iinic Hai, kann nach der übereinstimmenden Ansicht on Anatole France und Magnand nur durch die Arl und Weile. )ic die 'Richter es ausübe». gemildert und gerechliertigk werden, leüeide nicht umgekehrt Das ist aber nicht der Fall, w lange Ns Ideal des Richters der „strenge" Richter gilt. Das Gesetz iit :odt und unbarmherzig, so lange als Ideal des Richters der ..strenge" Richter gilt. DaS Gesetz isst lodk und unbarmherzig, w Enge der Richter dem Gesetze gegenüber seine Persönlichkeit nicht , :r Geltung bringt, welche lebend und barmherzig sein ioll. DaS Gest» kann erst Recht werden, wenn zwilchen ihm und seiner An- weubuna die persönliche Gleichung eines Individuums, und zwar eines lebenden, edlen und milden Menschen sich gellend macht. 7er Richter muß ein 'olcher Mensch sein, und es reicht keineswegs 697 wenn er ein vtlichttrcuer Beamter ist. Es ist nach Magnand s einer der verhängnißvvllsten Jrrthümer anzuiehen, daß man geglaubt hat. das Gesttz selbst in fernem reinen, nnversälschtcn Westn sprechen zn lasten, wäbrcnd man es in Wirklichkeit auch ndividuell, aber nur zu Häring durch das Medium eines kalten, barten, lheilnabmslostn JndividnmS inlervrclirt hat. ES ist nicht 9'ogiich. anders als individuell zn richten, da man doch nicht ein- ni anders als individuell sehen kann, da ,cde-S Individuum die curfachsten Thatßichen in anderer Weise wahriiimml, und da ede angeblich „ihaksächlichc" Wahrnehmung bereits, wie die tzhpsiologcn Wiste», zahlreiche Schlüsse und Deutungen voransietzt. -nd dämm möge das Unvermeidliche lieber mit vvliem und klarem Bewußtiein geschehen! Richter Macmand wird sich, wie France hervvrhebt. über aolreiche Angrine und Schmälningen damit trösten können, daß tt eher von den Menuben 'Alle verfolgt wurden, die ein wenig Milde und Barmherzigkeit in die menschlichen Beziehungen hinein- zubrurgen oer'ucht haben. Das „Recht zu richten" wird aber wohl dann ersr ganz gerechiiertigi lein, wenn der Richter verstehen wird, was er bestrasen ioll. Manches wird ihm dann verzeihlich er scheinen: Manches verzeiht man ober wohl erst recht nicht, wenn man eS verstanden hat' Eduard Sokal. Vermischtes. " Tie Blntthat in Moricndvrs erregt allgemeines Aussehen nicht nur wegen der näheren Umstände, unter denen die entsetzliche That verübt worden ist, sondern auch wegen der Per sönlichkeit des Thätcrs. Ter Mörder ist nämlich der Eiaanen- händler Johannes Bobbc, der vor mehr als einem Jahrzehnt als Inhaber eines Eigarrenladens in Moabit und Erfinder der berüchtigten „ M c ns ch e n fal l e" zu trauriger Berühmtheit ge langte, und der damals aus 8 Jahre in's Zuchthaus geschickt wurde. Wie wohl noch erinnerlich sein dürste, wurde im Jahre 1889 der Eigarrenhändler Bobbe in seinem GeschäslSlokal in der Birkcnstraße in Berlin wegen Brandstiftung verhastel und dabei sestgestellt, daß er in «einen, Laden und zwar vom Juli bis «September, an einer Einrichtung gearbeitet hatte, die bezwecken sollte. Kunden, die den Laden betraten, zn ermorden, rn berauben und die Leichen zu verstecken Er hatte nämlich nninittcttior vor dem VcrkanfSttichc eine Fall klappe hergesicllt, die mit einem Teppich verdeckt worden war Durch einen sinnreichen Mcchanis mus, der hinter dem Ladentisch angebracht war, ließ sich die Klappe öffnen und etwa aut derselben stehence Perwnen wurden in einen drei Bieter tiefen Schacht versenkt, aus dem sie niemals wieder herausgckommcn wären. Ta ihn, aber die Absicht des Bio cd es nicht bewiese» werden konnte, wurde Bobbe nur wegen Brandstiftung zu^ncht Jahren Zuchthaus vemrtheiit Nachdem er seine 'Strafe in Sonnenburg verbüßt, kam der Verbrecher nach Berlin und mictheie am 1. Oktober )899 in dem Hause Bclle- Allainceslraßc 88 eine im vierten Stock beiegene Wohnung. Seine Frau, die sich in Ostpreußen ausgehalten, ließ er Anfangs ver gangenen Jahres nach Berlin kommen. Trotzdem unterhielt B.. der wahrscheinlich unter dem Deckmantel eines Agenten der Ver sicherungsgesellschaft ..Union" seinem verbrecherischen Treiben nach ging. ein L'ebesvcrhältniß mit einer Wittwe Staege. welche 1889 «» Moabit wohnte und die er damals als junge Iran kennen ge lernt hatte. Jni Oktober v. I. micthcte Bobbe für seine Gelieble eine Wohnung in Mariendorf in einem Hause, welches in der ver längerten Bergstraße seitwärts von der Maricnfelder Chaussee de legen ist. Elgenthümer ist der Modellslcchcr Hemmling, der das einstöckige, isoiirk^ stehende Gebäude mit seiner Frau allein be wohnte. Frau «Ltaege bezog mit ihren beiden 7 und 9 Jahre alte» Knaben die ans vier Zimmern bestehende Wohnung und empfing dort die Betuche Bobbe's. Dieser wurde durch seinen häufigen Auscnihalt in Mariendvif mit Hemmling s bekannt, und trat mit Hemmling wegen Ankauf des Grundstücks in Verbindung. Er vermnthete wohl bei dem Hauseigenthümec bedeutendes Ver mögen und beabsichtigte, sich dieses anzueigncn. — Johannes Bobbe ist schon vielfach vorbestraft. Er hat verschiedener Dieb stähle wegen im ganzen 9 Jahr Zuchthaus und l'- Jahre Ge- fängniß verbüßt, iv daß er einschließlich der 8 Jahre Zuchthaus wegen Brandstiftung 19 Jahre in Strafanstalten zugebracht hat. Bobbe war 19 Jahre alt und ein geborener Berliner. Tie That des Bobbe stellt sich als eine wohldurchdachtc und lange vor bereitete dar. Aus den eigenen Mittheilnngen des Hemmling ist zu entnehmen, daß Bvbbc da-s Grundstück des H. an sich reißen wollte. Nack Bciseiteichaffnng der beiden Eheleute hatte er oie Absicht, die Papiere sich anzueignen und auf Grund dieser den Verkauf zu bewerkstelligen. Ter Werth des zwischen dem Ecker- mssen a übernehmen und das ersorderlichc Kapital herbeischaffen. Dann verschob erZden Termin aus nichtigen Gründen auf den 1. Oktober. — Frau Staege. die bald nach der Flucht Bobbe's nach Hame gekommen war, wurde in ein Kreuzverhör genommen. Sie gab zu. Kenntniß von der Grube gehabt zu haben, behauptet irdoch, daß ihr Bobbe über deren Zweck niemals Mittheilung ge macht habe. Ebenso wenig will sic Kenntniß von dem Mmdplan gehabt haben und die Abwesenheit von ihrer Behausung während der Blutthat erklärte sie als zufällig. Iran Staege wurde in Haft genommen. Ter gegen die Wittwe Staege vorliegende Verdacht der Mitwisserschaft hat sich nach den letzten Verhören noch wesent lich verstärkt. Die St. bat sich in erster Reihe dadurch verdächtig gemacht, daß sie nach ihrer Rückkehr von ihrem Ausgange bc hauvtclc, einen Schlüssel zu dem Raume, in oem sich die Fall grübe befinde!, nicht zn besitzen, und ihn erst nach längerem Zögere beransgab. Als die Leiche der unglücklichen Frau Hemmling zu Tage gefördert wurde, rics die Wittwe aus „Dann werden meine Kinder auch unten liegen." Bei den Verhören bestritt sie zunächst Kenntniß von dem Vorhandensein der Fallgrube gehabt zu habe». Schließlich jedoch, als man ihr uachwies, daß sie den aus der Höhle hemnSgcgrabencn Sand, der in drei großen Säcken im Zimmerslnnd, gesehen haben müsse, gab sie das Leugnen am Auch nach verschiedenen anderen 'Richtungen hin hat sich die Ver- hastete derartig in Widerivriiche verwickelt, daß ihre Einliefening in das Unterstichungsyesängniß gerechtfertigt erscheint. Nack, Allem, was bisher ermittelt worden ist, muß ein furchtbarer Kamps stattgcfnnden haben zwilchen der Frau Hemmling und dem Thäter Iran H. war eine robuste, vierschrötige Person, die es mit einem w schwächlichen Manne wie Bobbe recht leicht ausgenommen haben würde, wenn sic nicht das Opfer einer List geworden wäre. Wäschefetzen, die sich in der Wohnung zerstreut fanden, reden von einem entsetzlichen Ringen. Die Leiche weist im ganzen sieben Schüsse auf: die Mehrzahl sitzt im Rücken, eurer rm Unterleib Die Lage der Leiche in der van Bobbe ausgcschachteten Grube war folgende: Frau H. lag vollständig entkleidet auf dem Bauche, die Beine waren in die .Höhe gestreckt. Der ältere Knabe der Frau Staege lag unter ihr: seine Hände zerwühlten im Todes- schmer; die feuchte Erde. Das jüngere Kino liegt an der Seite. Die Leichen lagen in der engen .Höhlung so aneinander gepreßt, daß die Art iwthwendig wurde, um die Höhlung aufzubrechen. Unter welchen Gefühlen die Zeugen diesen aufregenden Akt vor genommen, bedarf keiner Erörterung. — Bei den ersten Besuchen des Bobbe war in .Hemmling bereits der Verdacht aufgestiegcn. daß Bobbe mit dem Fabrikanten der Mcnschenfalle in Moabit identisch sein könne. Hemmling hat diese Vermuthung sowohl seiner Frau gegenüber geäußert, als auch in gelegentlichen Ge- init Bobbe ihn gefragt, ob er nicht früher m Moabit ein Spuren Dafür giebt ,,, ziemlich groß war, daß ihm sein Bettgestell zu hoch sei. Sofort sägte er ihm die Beine ob und war nun zufrieden, weil « be- aueiner in s Bett steigen könne. Iran Bobbe hielt auf dem Boden des Hauses drei Hühner, die ihr manches Et legten. Ihr Mann aber meinte plötzlich, diese Hühner störten die Hausgenossen. Ohne auf die Widerrede seiner Frau zu hören, riß er den Boden- schlüssel vom Nagel, schloß seine Frau in der Stube ein. eilte auf den Boden hinauf, drehte den Hühnern die Köpfe ab und ließ sie liegen. Tann kam er venrhiat herunter und erzählte seiner Frau mit großer Befriedigung, was er gethan hatte. Die Suppe von den Hühnern ließ er sich gut schmecken.
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