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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 06.10.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-10-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191810060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19181006
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19181006
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1918
- Monat1918-10
- Tag1918-10-06
- Monat1918-10
- Jahr1918
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 06.10.1918
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Riesaer H Tageblatt und Anzeiger lLlbtblatt Md Anzeiger». Druck und Verlag von Langer L »Winterlich, Riesa. - Für die Redaktion verantwortlich: Arthur Hiihnel, Riesa. MMM» I» SMU »I I SM« IM »w» l! W. Die Rede des neuen Reichskanzlers im Reichstag. 8t« Ariedensangedot an Wilson. 8>u Erlatz »es'Kaisers. In der gestern nachmittag 5 Uhr abgehaltenen Reichs- tagssitzung hielt WUMl M «II III Ml! folgende Rede: Gemäß dem kaiserlichen Erlas; vom 30. September Hal das Deutsche Reich eine grundlegende Umgestaltung seiner politischen Leitung erfahren. Als Nachfolger des um sein Vaterland aufs höchste verdienten Ärafen o. Hert- ling oin ich von S. M. dem Kaiser an die Spitze der neuen Regierung berufen worden. Es entspricht dem LK- sen der nunmehr bei uns eingeführten Regierungsweise, das, rch dem Reichstage unverzüglich vor der Qesfentlickneit hie Grundsätze darlege, nach denen ich das Verantwortliche schwere Amt mitzuführen gedenke. Diese Grundsätze sind, bevor ich mich zur Uebernahme der Kanzlerschaft entschloß, nn Einvernehmen mit den verbündete» Regie rungen und mit den Amtsführern der Mebrheitspnrieien diefi-s hohen Hauses fcstgelegt worden. Sie enthalte» mit hin nicht nur mei» eigenes politisches Glaubensbekennt nis, sondern auch das des weit überwiegende» Teiles der deutschen Volksvertretung, also der deutschen Nation, die den Reichstag auf Grund des allgemeinen, gleichen und geheimen Wahlrechts »ach ihrem Wunsche zusammengesetzt hat. Nur die Tatsache, daß ich die Ueberzeu g u n g u n d den Willen der Mehrheit des Volkes hinter mir weiß, hat mir die Kraft gegeben, in der ichweren und ernsten Zeit, die wir miteinander erleben, die Leitung der Rcichsgeschäfte auf mich zu nehmen. Die Schultern eines einzelnen wären zu schwach, um allein die ungeheure Verantwortung tragen zu können, die der Regierung tu der Gegenwart zufällt. Nur wenn das Volk an der Be stimmung seiner Geschicke in weitestem Umfange tätigen Anteil nimmt, die Verantwortlichkeit sich also mit aus die Mehrheit seiner frei erwählten politischen Führer er streckt, kann der leitende Staatsmann seinen Anteil an ihr im Dienste des Volkes und Vaterlandes mit Zuversicht übernehmen. Der Entschluß, dies zu tun, ist mir beson ders dadurch erleichtert worden, daß in der neuen Re gierung auch mastgebende Vertrauensmänner der Arbeiterschaft zu de» höchsten Aemtcrn im Reiche gelangt sind. Ich sehe darin die sichere Bürgschaft dafür, daß die neue Regie rung von dem festen Vertrauen der breiten Massen des Volkes getragen ist, ohne dessen überzeugungstrene Gefolg schaft ihr ganzes Handeln von vornherein zum Mißlingen verurteilt wäre. Was ich heute hier ausspreche, sage ich also nicht nur in meinem Namen und in dem meiner amtlichen Mitarbeiter, sondern auch im Namen des deut schen Volkes. Das Programm der Mekrheitsbarteien, ans die ich mich stütze, enthält zunächst ein Bekenntnis zu der Antwort der früheren Reichsregierung auf die Note des Papstes vom 1. August 1917 und die bedingungslose Zustimmung zu der Entschließung des Reichstages vom 19. Juli desselben Jahres. Es bekundet ferner die Bereit willigkeit, sich einem allgemeinen Bunde der Völ ker aus Grund der Gleichberechtigung aller, also der Starken und Schwachen, anzuschließen. Tie Lösung der vielumstrittenen belgischen Frage sieht es in der völligen Wiederherstellung Belgiens, insbesondere seiner Unabhängigkeit und seines Gebiets umfanges. Auch eine Verständigung über die Entschädi- gimgsfrage soll angestrebt werden. Die bisher geschlossenen Friedensverträge will das Programm zu keinem Hindernis für den allgemeinen Fricdensschlnß werden lassen. Es regt insbesondere an, daß sich in den baltischen Ländern, in Litauen und Polen, alsbald auf breiter Grundlage Volksvertretungen bilden. Das Zustandekommen der dazu nötigen Voraussetzungen wollen wir ohne Verzug durch die Einführung von Zi- vt (Verwaltungen fördern. Ihre Verfassung und ihre Be ziehungen zu den Nachbarvölkern sollen jene Gebiete selb- ständia regeln. In der inneren Politik habe ich durch die Methode, in der sich die Regierungsbildung völl ig, klare und feste Stellung genommen. Ans memen Vorschlag sind die Führer der Mehrheitsparteien zu mei ne« unmittelbaren Ratgebern berufen. Meine Herren, ich war der Ueberzeugung, daß die Einheitlichkeit der Reichsleitung nicht nur gewährleistet werden sollte durch die bloße schematische Parteizugehörigkeit der ein zelnen Regierungsmitglieder, sondern ich hielt für fast noch wichtiger die Einheitlichkeit der Gesinnung. Von diesem Gesichtspunkt aus bin ich gegangen auch bei der Wahl meiner Mitarbeiter, die nicht dem Parlament angehören. Ich habe das größte Gewicht darauf gelegt, daß die Mit glieder der neuen Reichsleitung auf dem Standpunkt des Rechtsfriedens stehen, unabhängig von der Kriegslage, daß sie sich zu diesem Standpunkt auch of fen bekannt haben in einem Zeitpunkt, da wir aus dem Höhepunkt unserer militärischen Erfolge standen. Meine Herren, ich bin überzeugt, daß die Art, in der jetzt die Reichsleitung unter Mitwirkung des Reichstages gebildet worden ist, nicht etwas Vorübergehendes dar stellt, und daß im Frieden eine Regierung nicht wieder gebildet werden kann, die sich nicht stützt auf den Reichs tag und die nicht aus ihm führende Männer entnimmt. Der Krieg hat uns über das alte, vielfach zerrissene Par teileben hinausgeführt, das es so sehr erschwerte, einen einheitlichen, entschlossenen, politischen Willen zur Durch führung zu bringen. Mehrheitsbildung heißt politische Willensbildung, und ein unbestreitbares Ergebnis des Krie ges ist, daß in Deutschland zum ersten Male große Parteien sich zu einem festen einheitlichen Programm zusamm enges chtossen haben und da mit in die Lage gekommen sind, das Schicksal des Vol kes von sich aus mitzubestimmen. Diel er Gedanke wird niemals erlöschen, diese Entwicklung niemals rückgängig gemacht werden. (Beifall.) Damit vertraue ich, daß, solange Deutschlands Geschicke von Gefahren umbrandet sind, auch die außerhalb der Mehrheit stehenden Volkskreise und deren Vertreter, die nicht der Reichsleitung angehören, alles Trennende zu- rückstellen und dem Vaterlande geben, was ihm ijeute ge bührt. Diese Entwicklung macht eine Aenderung unse rer verfassungsrechtlichen Vorschriften im Sinne des kaiserlichen Erlasses vom 30. September er forderlich, die es ermöglicht, daß diejenigen Mitglieder des Reichstages, die in die Reichsleitung eintreten, ihren Eitz mi Reichstag behalten. Eine entsprechende Vorlage ist dem Bundesrate zugegangen und wird Ihrer Beschluß fassung unverzüglich unterbreitet werden. Meine Herren, bleiben wir eingedenk der Worte, die der Kaiser am 4. August 1914 gesprochen hat und die rch im Dezember vorigen Jahres in Karlsruhe in die Worte fassen durste: Wohl gibt es Parteien, aber es sind alle Deutsche. Unter dem Zeichen dieses Kaiserwortes muß sich auch die politische Entwicklung in dem führenden deutsche» Bun desstaate Preußen vollziehen und die Botschaft des Kö nigs von Preußen, die das demokratische Wahlrecht ver sprochen hat, restlos erfüllt werden. (Bestall.) Die preußische Wahlrechtsfrage ist bei der überragenden Stel lung Preußens eine deutsche Frage (Zustimmung,, und ich zweifle nicht, daß auch die Bundesstaaten, die in der Ent wicklung ihrer verfassungsmäßigen Zustände noch zurück stehen, dem preußischen Beispiel entschlossen folgen wer den. (Beifall., Dabei halte.ich unerschütterlich fest an der föderativen Grundlage des Reichs als eines Bundesstaa tes, dessen einzelne Glieder ihr inneres Verfassnngsleüen in voller Selbständigkeit bestimmen: ein Recht, auf das auch Elsast-Lothringen vollen Anspruch hat. Die Selbständigkeit und Vielfältig keit des Lebens in den einzelnen Bundesstaaten, das enge und treue Verhältnis, das jeden Deutschen mit keiner Hei mat und seinem Lande je verbindet, sind die Quellen, aus denen die unbeschreibliche Kraft, die Vaterlandsliebe und dir Freudigkeit des deutschen Volkes während des gan zen Krieges geflossen sind. Durch die ganze Kriegszeit haben sich die Klagen hindnrcbgezogen über die Handhabung des'Bela ge r n n g s z u st an de s. Sie haben trennend und ver bitternd gewirkt und die freudige Mitarbeit an den schwe ren Aufgaben der Kriegszeit gehemmt. Bis auf weite res können, wie das Beispiel aller kriegführenden Staa ten lehrt, die außerordentlichen Machtbefugnisse nicht ent behrt werden, die der Belagerungszustand verleiht, ober es muß ein enges Verhältnis zwischen den Militär- und den Zivilbehörden hergestellt werden, das es ermöglicht, daß in allen nicht rein militärischen Angelegenheiten und ebenso besonders auf dem Gebiete der Zensur, des Ver eins- und Versammlungswesens die Gesichtspunkte der zi vilen Verwaltungsbehörden maßgebend zur Geltung kom men, daß die Entscheidung letzten Endes unter die Ver antwortlichkeit des Reichskanzlers gestellt wird. (Beifall.) Zn dieseni Zwecke wird ein Befehl des Kaisers an die Militärbefehlshaber ergehen und die kaiserliche Verord nung vom 4. Dezember l91(i unverzüglich entsprechend ciusgebant werden. Mit dem 30. September 1918, dem Tage des Erlas ses, beginnt eine neue Epoche in Deutschlands Geschichte. (Bestall.) Die innere Politik, die damit in ihren Grundzügen verzeichnet ist, ist von entscheiden der Bedeutung für die Frage über Krieg und Frieden. Die Stoßkraft, die die Regierung in ihren Bestrebungen um den Frieden hat, hängt davon ab, daß hinter ihr ein einheitlicher und fester, unerschütterlicher Volkswille steht. Nur wenn die Feinde fühlen: Das deutsche Volk steht ge schlossen hinter seinen verantwortlichen Staatsmännern, nur dann können Worte zu Taten werden. (Beifall.) Die deutsche Regierung wird bei den Friedensverhand lungen dahin wirken, daß in die Verträge Vor schriften über Arbeiter schütz und Arbeiter versicherung ausgenommen werden (Beifall), welche die vertragschließenden Regierungen verpflichten, in ihren Län dern binnen einer angemessenen Frist ein Mindestmaß gleichartiger oder gleichwertiger Einrichtungen zur Siche rung von Leben und Gesundheit sowie zur Versorgung der Arbeiter bei Krankheit, Unfall und Invalidität zu tref fen. Ich rechne bei der Vorbereitung ans den sachkundigen Rat der Arbeiterverbändc sowohl wie der Unternehmer. So lauge noch deutsche Volksgenossen in Gesa n'g e nf- schaft sind, werde ich mich um die warme Fürsorge für ihr Wohl mit allen Kräften bemühen. (Allseitiger Beifall.) Auch der in unserer Gefangenschaft lebenden Feinde werde ich mich in gerechter Weise fürsorgend annehmen. (Er neuter Beifall.) Meine Herren! Ich bin überzeugt, daß dieses Programm, von dem ich Ihnen nur die Grundzüge dargestellt habe, den Vergleich mit allen fremden Regierungsgrundsätzen aushält. Noch näher auf Einzelheiten einzugehen, scheint mir heute nicht angebracht. Die Beratungen, die wir vor dem Zu standekommen der neuen Regierung geflogen haben, sind zwar selbstverständlich viel mehr in die Tiefe gegangen, als ich in meiner knappen Zusammenfassung der wichtigsten Punkte heute hier wiederzugeben vermag; ich glaube aber anderseits auch, daß dem Hohen Hause jetzt gar nichts daran gelegen ist, meine Auffassung vieler Nebendinge kennen zu lernen. Das Entscheidende ist, wenn ich die Lage richtig erfasse, meine Auskunft über den allgemeinen Geist der neuen Regierung. Denn jeder, der diesen richtig versteht, kann ohne weiteres daraus folgern, wie die Reichs leitung sich zu den schwebenden Einzelfragen stellt. Ich bin ja auch selbstverständlich gern bereit, dem Reichstage darüber bei späteren Gelegenheiten noch genaueren Aufschluß zu geben. Von unmittelbarer Wichtigkeit sind jetzt die Fol gerungen, die die neue Reichsleitung in der kurzen Zeit- spanne ihres bisherigen Daseins praktisch aus der Lage, die sie vorfand, und aus der Nutzanwendung ihrer politischen Grundsätze auf diese Lage gezogen hat. Mehr als vier Jahre des blutigsten Ringens gegen eine Welt von zahlen mäßig überlegenen Feinden liegen hinter uns, Jahre voll schwerster Kämpfe und schmerzlichster Opfer. Ein jeder von uns trägt seine Narben, nur allzuviele sogar noch offene Wunden, sei es im verborgenen Grunde der Seele oder an seinem opferbereit für die deutsche Freiheit auf dem Schlacht felde preisgegebenen Körper. (Sehr wahr.) Trotzdem aber sind wir starkenHerzens und voll von zuversichtlichem Glauben an unsere Kraft, entschlossen für unsere Ehre und Freiheit und für das Glück unserer Nachkommen auch noch schwerere Opfer zu bringen, wenn es un- abänderlich ist. (Stürmischer Beifall.) Mit tiefer, heißer Dankbarkeit gedenken wir unserer tapferen Truppen, die unter glänzender Führung während de« ganzen Krieges fast Uebermenschliches geleistet haben, und deren bisherige Taten sicher verbürgen, daß unser aller Schicksal auch ferner- hin in guten, zuverlässigen Händen bei ihnen liegt. (Leb hafter, allseitiger Beifall.) ' - ) Im Westen tobt feit Monaten eine einzig furchtbar menschenmordende Schlacht. Dank dem unglaublichen Hel dentum unserer Armee, daß als unvergängliches Ruhmes blatt in der Geschickte des deutschen Volkes fortleben wird für alle Zeiten, ist die Fro« t nngebrock e n I Dieses stolze Bewußtsein läßt uns mit Zuversicht in die Zukunft sehen. Gerade weil wir von dieser Gesinnung und Ueberzeu- guna beseelt sind, ist es aber auch unsere Pflicht, Gewißheit darüber herbeizuführen, daß das opfervolle blutige Ringen nicht einen einzigen Tag bis über den Zeitpunkt hinaus ge führt wird, wo uns ein Abschluß des Krieges möglich er scheint, der unsere Ehre nicht berührt. Ich habe deshalb auch nicht erst bis zum heutigen Tage gewartet, ehe ick handelnd _ „ zur Förderung des Friedensgedankens eingriff. (Beifall.) Gestützt auf das Einverständnis aller dazu berufenen Stellen im Reiche und auf die Zustimmung der gemeinsamen, mit uns bandelnden Bundesgenossen, habe ich in der Nacht zum 5. Oktober durch die Vermittlung der Schweiz an den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika eine Note gerichtet, ui der ich ihn bitte, die.Herbeiführung des Friedens in die Hand zu nehmen nnd hierzu mit allen krieg führenden Mächten in Verbindung zu treten. (Bewegung.) Die Note trifft schon heute oder morgen m Washington ein. Sie richtet sich an den Präsidenten der Vereinigten Staaten, weil dieser in seiner Kongreßbotschast vom 8. Ja nuar 1918 und in seinen späteren Kundgebungen, besonders auch in seiner Neuyorker Rede vom 24. September ein Pro gramm für den allgemeinen Frieden ausgestellt hat, das wir als Grundlage für die Verhandlungen annehmen können. Ich habe diesen Schritt auf dem Wege zu der Erlösung nicht nur Deutschlands und seiner Verbündeten, sondern der gesamten seit Jahren unter dem Kriege leidenden Menschheit auch deshalb getan, weil ich glaube, daß die auf das künftige Glück der Völker gerichteten Gedanken, die Herr Wilson vertritt, sich völlig mit den allgemeinen Vor stellungen im Einklang befinden, in denen sich auch die neue deutsche Regierung und mit ihr die weitüberragende Mehr heit unseres Volkes bewegt. (Zustimmung bei der Mehrheit.) Was mich selbst betrifft, so können meine früheren, vor einem anderen, höheren Kreise gehaltenen Reden bezeugen, daß sich in der Vorstellung, die ich von einem künftigen Frieden hege, keinerlei Wandel in mir vollzogen hat, seitdem ich mit der Führung der Reichsgeschäfte beauftragt worden bin. (Zustimmung.) Was ich will, ist ein ehrlicher, dauernder Friede für die gesamte Menschheit nnd ich glanbe daran, daß ein solcher Friede zugleich auch der festeste Schutzwall für die künftige Wohlfahrt unseres eigenen Vaterlandes wäre. (Beifall links und im Zentrum.) Zwischen den nationalen und internationalen Pflichtgeboten sehe ich deshalb mit Be zug auf den Frieden keinerlei Unterschied. (Sehr richtig! links.) Das Entscheidende liegt hier ausschließlich darin, daß diese Gebote von allen Beteiligten mit derselben Ehr lichkeit als bindend anerkannt und beachtet werden, wie das von mir und den anderen Mitgliedern unserer neuen Regiermig geschieht. (Beifall links.) So sehe ich mit der inneren Ruhe, die mir mein Gewissen als Mensch und als Diener unseres Volkes verleiht, und die sich zugleich auf das feste Vertrauen zu diesem großen, treuen, jeder Hin gebung fähigen Volke und seine ruhmvolle Wehrmacht gründet, dem Ergebnis der Verhandlungen entgegen, die ich als leitender Staatsmann unternommen habe. Wie dieses Ergebnis auch aussallen möge: Ich weiß, daß es Deutschland fest entschlossen und einig finden wird, sowohl zu einem redlichen Frieden, der jede eigen süchtige Verletzung fremder Rechte von sich weist, als auch zu dem Endkampfe auf Leben und Tod, zu dem unser Volk ohne eigenes Verschulden gezwungen wäre, wenn die Antwort der mit uns im Kriege stehenden Mächte auf unser Angebot von dem Willen, uns zu vernichten, diktiert werden sollte. (Lebh. Zust.) Kein Zagen befällt mich bei dem Gedanken, daß dieses zweite Ergebnis ein treten könnte, denn ich kenne die Größe der gewaltigen Kräfte, die auch jetzt noch in unserem Volke vorhanden sind, und ich weiß, daß die unwiderlegliche NeberKeugung, um gar nichts weiter als um unser Leben zu kämpfen, diese Kräfte verdoppeln würde. (Lebhafter Beifall.) Ich hoffe aber, um der gesamten Menschheit willen, daß der Präsident der Vereinigten Staaten unser Angebot so auf nimmt, wie wir es meinen, dann wäre die Tür zu einem baldigen ehrenvollen Frieden des Rechtes und der Versöhnung sowohl für uns wie für unsere Gegner geöffnet. (Lehhafter, stürmischer Beifall.) Zer Mi m W ml MM. Berlin, 5. Oktober. (Amtlich). Seine Majestät der Kaiser hat nachstehenden Erlast an das deutsche Heer und die deutsche Marine qerichtet: Seit Monaten stürmt der Feind unter gewaltiger Krastanstrengung fast ohne Kampfpause gegen Eure Linien an. In wochenlangem Ringen vielfach ohne Ruhe, müstt Ihr ausharren und dem an Zahl weit überlegenen Feinde die Stirn bieten. Darin liegt die Gröste der Auf gabe, die Euch gestellt ist und die Ihr erfüllt. Truppen aller deutschen Stämme tun ihre Schuldigkeit und ver teidigen auf fremdem Boden heldenhaft ihr Baterland. Hart ist der Stand meiner Flotte, um sich den vereinten feindlichen Teeftreitkräften zur Geltung zu bringen und tn unermüdlicher Arbeit die Armee in ihrem schweren Kampfe zu unterstützen. Mit Stolz und Bewunderung sind die Augen der Heimat auf die Taten des Heeres und der Marine gerichtet. Ich sage Euch meinen nnd des Vaterlandes Dank. Mitten in das schwerste Ringen fällt der Zusammen bruch der mazedonischen Front. Eure Front ist unge brochen und wird es weiter bleiben. Ich habe mich im Einvernehmen mit unseren Verbündeten entschlossen, dem Feinde nochmals den Frieden anzu bieten. Doch nur zu einem ehrenvollen Frie den werden wir dieHand reichen. Das schul den wir den Helden, die ihr Leben für daS Vaterland gelassen haben, das schulden wir unseren Kindern. Ob die Waffen ruhen werden, steht noch dahin. Bis dahin dürft Ihr nicht erlahmen. Wir müssen, wie bisher, alle Kraft daran fetzen, dem unermüdlichen Ansturm des Feindes Stand »« halten. Die Stunde ist ernst. Aber wir fühlen uns im Vertrauen auf unsere Kraft und GotteS gnädige Hilfe stark genug, unsere geliebte Heimat zu verteidigen. ge». Wilhelm l ll.
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