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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.07.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191907102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19190710
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19190710
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1919
- Monat1919-07
- Tag1919-07-10
- Monat1919-07
- Jahr1919
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.07.1919
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Beilage znm „Riesaer Tageblatt". PotationSdruck und Verlag: Lange« t Mnteolich, «iafa. »t verantwortlich ftir «.»Mim,: » r»tchseä»»r, Mesa; fite Anzchpnio«: »ilhel« »ittrich, «Ach» IS«. DaaaerStag, 1». galt ISIS, abra»« 7L. Satz«,. Die Ratifikation -es Friedensvertrages. Rationalversammlnag. Haas und Tribünen find sehr stark besetzt. Präsident Aehrenbach eröffnet -te Mittwoch-Sitzung erst um 10 Uhr 4ö Minuten. Tagesordnung: «Mlltlm d» SlM «ktM«. von der Deutschnattonale« BolkSpartet ist eine Ent, schließ«»g eingebracht worden, di« Ratifikation vorzunch- men unter einem an- ückliche» Vorbehalt betr. Art. 227 -iS 280 b«tr. Untersuchung der Krage von der Schuld am Krieg« durch eine« neutrale» Gerichtshof. Dazu wirb iu der L Lesung Stellung genommen. Reichsminister des Auswärtige« Müller führt, auS: ,«ufr-chterhalte» bleibt hente und immer unser einstimmiger Protest gegen diese Vertrag gemorbeue liier» gewaltig»»«, aber ebenfo «ufere Zusicherung der Bertrags- ersttlluug bis zum äußersten; aber für die Grenze der Er« sstllbarkeit bars uns keine Schuld «ud kein Borwurs tresse«. Wir habe« die Ratifikation beschleunigt, da «uS die Aufhe bung der Blockade i» Aussicht gestellt ist. «eun das «ort Friede« «icht jede« Sin« verliere« soll, muß die Rückgabe der Gefangene« jetzt erfolge«. (Lebhafter Beifall.) Wir danke« für die Fürsorge Skr neutrale« Staaten und dem Papst für unsere Kriegsgefangene« vo« ganzem Herze«. Wir habe» nicht die Macht z« verhindern, daß ei« Teil »o« De«tfchla«d Ägerifie« «erde ohne Beachtung des Selbstbestimmungs rechtes. Wir «olle« aber diese« Deutsche» versichern, daß wir sie nie vergessen werde«, wie mir auch fest glaube«, daß sie aus «iemals vergessen und verleugne« werde«. Im üb rige« wollen wir unser deutsches Hans mit all de« Kräfte«, die n«S verbleibe«, so ausstatte«, daß in unseren Schwester« und Brüder«, die uns entrisse« werde«, das Bewußtsein nationaler Zusammengehörigkeit «och bleibt, b»s in einem wahre« Bund der Völker alle strittige« «atiouale« Probleme ei«e gerechte, d. h. den Wille« der BSlker achtende Lösung findet." sLebhaster Beifall.) Abg. Krätzig (Soz.) Wirprotestterengegendcn Gewaltfrieden, -er die Versöhnung der Völker hinter treibt und Europa zu einem ExplosionSherd für neue blutige Kriege zu machen droht. Nie werden wir uns damit abftnden, -atz man unser Vaterland in Stücke reitzt und eine große Anzahl von Volksgenossen, unter fremde Herren zwingt. Un zerreißbar bleibt das Bündnis mit Oesterreich und die Hoff nung, daß alle Deutschen auf Grund des Selbstbestimmungs rechtes in einen Einheitsstaat vereint werden. Protest er heben wir gegen die Wegnahme der Kolonien. Wer unser Volk als den Schuldigen am Kriege hinstellt, spricht eine wissentliche Unwahrheit aus. Wir werden uns bemü hen, den Vertrag loyal durchzuführen. Wir sind überzeugt, an einem Tage wird sich die Macht -er internationalen klaffenbewutztcn Arbeiter stärker erweisen, als der Imperia lismus. Dann wird auch das Unrecht dieses Krieges wider rufen werden. , Abg. Dr. Spahn (Zentr.): Der FriedenSvertrag ist bas Ergebnis einer uns bis über den Friedensschluß hinaus ver folgenden Unversöhnlichkeit. Wir stimmen trotzdem dem FriedenSvertrag zu, nicht aus freiem Willen und innerer Ueberzeugung, sondern lediglich aus -em harten Zwange. Mnnen kurzem wird sich zeigen, Latz der Frtedensver- trag in vielqM und wesentlichen Teilen un erfüllbar ist. Schon deshalb ist eine baldige Revision eine unabweisbare Notwendigkeit. Abg. Schückiug (Dem.): Die demokratische Fraktion er klärt, daß sie dem Gesetz nicht zustiMmen kann. Einig'wissen wir uns mit dem ganzen, Hause in der moralischen Verur teilung des Friedensvertragcs. Wir protestieren feier lich vor aller Welt gegen die Verletzung deL Selbstbestimmungsrechtes der Völker. Wir setzen unsere Hoffnung auf das Gewissen -er Welt und auf das Wieüererwachen und Erstarken des Rechtsgedankens. (Lebhafter allseitiger Beifall.) Abg. Dr. Traub (Deutschnat.): DerBertragi st un erfüllbar, Las werden wir immer wiederholen. Es wird kommen der Tag -er deutschen Befreiung. Sollte man cs wagen, die Hände auf die besten Führer unseres Volkes zu legen, so sagen wir: Hände weg! Di« Ehre ist alleL. Die Wunde diese» Friedensschlusses wird nicht vernarben, sie soll nicht vernarben. (Stürmischer Beifall rechts, lebhafter Beifall und Händeklatschen auch auf den Tribünen, was Prä sident Fehrenbach rügt.) Abg. Dr. Kahl (D. Bpt.): Die deutsche Volkspartei wiederholt nach bestem Wisse« und Gewissen ihre Ableh nung. Wir bitten und ermahnen bas deutsche Volk, die Reihen zu schließen, fieberhaft zu arbeiten und den Glauben a« Las Vaterland »icht zu verlieren. Mr lehnen einen sol chen Frieden heute und immer ab. (Beifall.) Abg. Henke (Unabh.): Wir stimmen -em Friedensvertrag zu unter -em Zwänge der Gewalt, gegen die wir uns nicht wehren können. Wir verlangen die sofortige Aufhebung -er Blockade und die Auslieferung der Gefangenen. Wir grüßen die Flammenzetchen innerhalb der revolutionären Arbeiter klasse im Osten und Westen Europas «ud reichen den Prole tariern der ganzen Welt -te Bruderhand zum Kampfe für die Weltfreiheit. Abg. Winuig (Soz.) legt im Namen der Abgeordnete» des deutschen Ostens, zugleich im Namen der von ihnen ver tretenen Bevölkerung in Lieser weltgeschichtlichen Stunde ein mütig feierlich Verwahrung ein gegen die Zerstückelung -eS deutschen Ostens. Einst wird komme» der Tag, da der Sieg des Rechtes das Unrecht vo« Versailles wieder gut machen wird. (Lebhafter Beifall.) Desgleichen der Abg. Allepotte (Zentr.) legt namens der Abg«. und der Bevölkerung der im Westen vo« Deutschland loSgertsseneni Gebietsteile Verwahrung «in und der Abg. Waldftet« (Dem.) im Name« der Abg. SchleSm'g-Holsteins. Präsident Fehrenbach: Ei» echter -eütscher Stamm kann tu dieser Stunde nicht zu Ihne» spreche», Elsaß-Lothrtngew. Ich fühl« mich vor der Nationalversammlung verpflichtet, mich der Verwahrung der Vertreter der anderen von Deutschland loSgertffenen Gebiete anzuschltetzeu. Abg. Schiffer (Dera.) zur Geschäftsordnung: Bor Ein tritt in die zweite Beratung bitte ich «m Einlegung einer Pause, damit wir tnnerhalb der Fraktionen zu der über raschenden Entschließung der Deutschnationalen Stellung neh me«, können. Der Präsident verfährt unter Zustimmung -e» Hanse gemäß dem Vorschlag des Abg. Schiffer und «ernst -te nächste Sitzung auf 12 Uhr ei«. Um 12 Uhr 28 Minuten erSfftwt Präsident Kehre«»«» wieder die Sitzung. Das Hau« geht zur »wett«« Berat«»« »atz MattfUatipuSsefetze» «her. Inzwischen habe» die Dttetfchimttormlm ihre Entschlio- « 25 (schütz zurückverwtesen. Nächste Gitzung Donnerstag 8 Uhr: BerfassungSenftonrsi Das Ende Planlaser Planwirtschaft. Der Vertreter der Plan-, das heißt der Zwang-Wirt- schäft nach dem sozialdemokratischen Programm, Wirt- schaftSminister Wissell, hat mit seinen Planen zur Ver ewigung des Karten- und Rationierunassystcms Schiff bruch erlitten, und zwar bezeichnender Weise gerade durch den Widerstand ebenso parteiprvgrammgetreuer „Ge nüssen". Sein voraussichtlicher Nachfolger, der mehrheits sozialistische ReichscrnährungSminister Robert Schmidt vor allem war es, der aus den Nöten seines Amte- und den praktischen Erfahrungen heraus tne Verwirklichung des Par- tei-rogrammes glatt ablehnen mutzte, da sie zur Erdrosse lung des noch verbliebenen Rdstes von wirtschaftlicher Lebensfähigkeit im Deutschen Reiche geführt hatte. Roch auf dem Gewerkschaftskongretz in Nürnberg hatte Wissell den Beifall für sein Zwangssystem rinheimsen können, aber die harte Wirklichkeit ließ eS zerbrechen. Was diesem System vor allem und mit Recht -um Vorwurf gemacht wurde, war, daß es in der kritischsten Zeit den zerrütte^ ten WirtschastSkörver Deutschlands als BersuchSkarnicktzl be trachtete. Und die Dosen dieses Wissellschen Heilmittel» bi- jetzt nur angetan gewesen, das deutsch« Wirt eben noch weiter herunterzubringen. Wissens Go- mngSvrogramm, dessen geistiger Vater Herr vo« ndorff gewesen, entsprach nicht einmal dem Pro gramm u«d der Äufstrssung von Karl Marx, dem Nähr vater der Sozialdemokratie. Nach Marr ist eine Soztali- sternng nur möglich, wenn Ihre Vorbedingungen vraa- ntsch „aus dem Schoße der Gesellschaft" heraus gegeben sind. Erst wem» WtrtschastSbetrtebe reif sind, ertzlgt wach Marx die .Sozialisierung fast; mechanisch, vor «Sn« »her schmerzlos. Die DwaKwvdentdeort«. Le üemae««- tznng umgeändert und zu einem Abänderung»««trog zum Gesetzentwurf selbst gemacht. Abg Schiffer (Dem.): Wir werde» gegen de« Antrag stimme«, bedauern, daß er überhaupt etngereicht wurde. Offenbar verbindet die Partei de» Herr« Schultz-Vromberg mit ihrem Antrag «ur parteipolitische Ziele. (Sehr richtig und lebhafte Zustimmung bet de« Mehrheit-Parteien, stür- Mischer Widerspruch und Pfuiruf« rechts.) Abg. Schultz-Bromberg (Deutschnat.): Unser «»trag ist -er letzte Schrei «ach Gerechtigkeit eine» Volke», da» dem Untergang bestimmt ist. (Beifall recht».) Neichsmiuister de» Auswärtige« Müler: Die Zett -er Vorbehalte ist vorbei. Heute kqnn e» nur ein Ja ober Nein geben. Was würben unsere Feinde in diesem Antrag sehen? Nicht» weiter al- ein letzte» Manöver, als eine letzte Schiebung. (Sehr richtig und lebhafte Zustimmung der Mehrheitsparteiem) Nur mit lovalen Mitteln könne» wir die Revision des ÄertrageS erreichen, aber mit solch«« An trägen wir- sie schlecht eingeleitet. Abg. Löwe (Soz.): Der Zweck des Antrages ist nicht zwe'felhast. Nicht nur die Einbringung des Antrages, son dern auch die ganze Rede deS Abg. Traub widersprach der Würde dieser Stunde. Abg. Dr. Delbrück (Deutschnat.): Unser Antrag ist schon gestern in -er Fraktion beschlossen und ohne unsere Schul nicht gedruckt worden. Er sollte keineswegs das HauS über raschen. Abg. Haase (Unabh.): Der Abg. Traub hat deutlich ge zeigt, daß Sie (nach rechts) nur Parteiintcreffen verfolgen. Die Abstimmung ergibt die Ablehnung de» Antrages der Deutschnationale» Volkspartei gegen die Stimmen der Antragsteller und einiger Mitglieder der Deutschen Volks partei und die Annahme deS Gesetzentwurfes ohne Aende rungen. Auf Vorschlag des Präsidenten Fehrenbach tritt das Haus sogleich in die dritte Berat««« ein. Das Wort wird nicht verlangt. Auf Antrag des Abg. Richter-Ostprcu-' tzen (Deutschnat.) erfolgt «amentliche Abftiwwnng. Dara« beteilige» sich 82» Abgeordnete, 288 mit Ja, 118 Mit Nein. Damit ist das Gesetz angenommen. Nächste Sitzung nachmittags 3*Uhr, Präsident Fehrenbach eröffnet die Gitzung um S Uhr Minuten. Fortsetzung der Beratung der Steneroorlage». Abg. Graf v. Posadowsky (Deutschnat.) äußert Zweifel, ob die Nationalversammlung überhaupt der zuständige Ort für die Beratung der Steuervorlagen sei. Sie sollte sich -och nur ursprünglich mit der Verfassung beschäftigen und dann gle'ch Wahlen ausschreiben. Der Gedanke der Steuerzen tralisierung im Reiche bedarf noch der Klärung. Hoffentlich habe der neue Jinanzminister im Kampfe gegen -en Parti- kularismus in Mnanzfragen mehr Glück als seine Vor gänger. Bei der riesigen direkten Steuerlast Ist ein Ausbau der indirekten Steuern unbedingt geboten. Wir müssen vor allem sparen auch in Kulturausgaben. Fiuanzministcr Erzberger: Sämtliche Redrrer beknnden, mit ernstem Willen an der Sanierung -er Finanzen mitzn- arbeiten. Nach dem grundlegenden Gesetz ist -ie National versammlung berufen, dringliche Reichsgesetze zu beschließen. Das dringlichste ist aber die Sanierung unserer Finanzen. Auf dem jetzigen Fr'eden, der nicht dauern wird, wird einst -er gewünschte Nationalstaat entstehen. In dieser Richtung wird auch der Finanzmtnister wirken. Die Steuerflucht ist keine Folge der Revolution. Es sind nur di« besitzenden Klaffen, -ie -ie Revolution benutzt habe», um vor -er Steuer auszukneifen. Sie haben dadurch ihrer Vaterlandsliebe ein äußerst trauriges Zeugnis ausgestellt. (Lebhafter Beifall links.) Die Vergeudung -es Heeresgutes ist nicht Nur der Eigenmächtigkeit einiger A - und S.-Räte zuzuschreiben, son dern auch eine Folge der Pkltchtversäumnis militärischer Stellen und mancher Verwaltungsorgane. Zum Kapitel Sparsamkeit nur eins! Für die sozialisierten Betriebe bin ich als Finanzminister nicht in -er Lage, Zuschüsse aus Mit teln der Allgemeinheit zu geben. Wenn di« Postverwaltung z. B. so teuer arbeitet, -aß sie für 1V18 mit einem Defizit von 882 Millionen, von denen allerdings 880 Millionen durch Er höhung der Gebühren gedeckt werden, abschließt, so mutz ein fach Las Publikum mehr zahlen. Die Gehälter -er Postbe amten sind keinesfalls zu hoch, im Gegenteil, gegenüber denen weiter Arbeiterkretse sind sie zum Teil als zu niedrig anzu sehen. Wetteren Forderungen aber entgegenzukommen ist undenkbar, -enn -aS wäre eine Schraube ohne End«. Abg. Wurm (Unabh.): An Len Sünden der Vergangen heit, besonders in -er leichtfertigen Finanzwirtschaft, trägt das Zentrum -ie grüßte Schuld. Bon -em Geiste der neuen Zeit ist in dieser Vorlage auch nicht die Sour zu finden. Helfen kann uns nur eine Sozialisierung im Sinne von Marx und Engels, also eine Sozialisierung, die wirklich -er Allgemeinheit zugute kommt. Geschieht -aS, dann wir- auch für die Arbeitermaffen das Wort gelten: Arbetten und nicht verzweifeln! Dann wird die Arbeit für de«! Sozialismus eine neue Wirtschaftsordnung anfbauen. (Beifall -ei den Unabhängige«.) Abg. Dr. Becker-Hessen (Deutsche Bpt.): Die Kritik, die Herr Erzberger an der Amtsführung seines Vorgängers Helffertch geübt hat, ist zumindest in der Form sehr eigen artig, denn sie geht direkt au dessen Ehre. (Sehr richtig! rechts.) Erfreulich ist, -aß der Streit zwischen Reich und Etnzelstaaten über die Ausnutzung der Steuerquellen ver schwunden ist. Bon -en direkte« Steuern Allein ist -er Be darf nicht z« -ecken. Wir btcauchen eine gesunde Mischung von direkten und indirekten Steuern. Man kann eine» sol chen Kübel von Steuern ntcht über das Volk auSgteßen, ohne -en ganze» BesteuerungSpla« der Regierung zu kennen. Man sollte nicht gar zu leichtfertig mit dem Begriff des WegsteuernS -er großen Vermögen umgehen, -en» da durch wird das Geld weggenommen, das -um Wiederaufbau der Wirtschaft nötig ist. Den gewaltigen Verlust an Ansehen und Vertrauen dürfen wir nicht noch dadurch steigern, daß wir die Kriegsanleihen entwerten. Mit altpreußtscher Spar samkeit müsse« wir un- wieder emporhungern. Sie muß ciusetzen bet -en höchsten Stellen, im Ministerium und bei den Minister« selbst. Die Steuergesetze dürfe» nicht zur Kon fiskation oder, nach dem heutigen Ausdruck, zur Soztali. fierung führen. Damit schließt die Besprechung. Die sämtliche« Steuer» vorlageu werden auf Antrag Schiffer (Dear.) an drei AuS- schaffe von je 28 Mitglieder« verwiese». Da» noch zur drit ten Beratung stehende ReichSsiedelnngpgesetz wird an de« Ausschuß zurückverwtesen. Eitz>ms VerSSchftscherr B-lksr«»«er. Auf der TaseSorduu«, der gestrigen Sitzung sta«» »«. nächst folgende Interpellation der Fraktion der Sozdaldtzwokr. PÄtei: >»t Re Rester.., Mittel am d-rHa«-,«» R- sert^esetzte« verteuern«, »»« VLsi «>L KrsitziewKse beses» «e« z. kSuueust" Kg. «tuLerwau» (Soz.) machte i« der Begründung dazu unseren eigene« BolkSgeioffen! den Borwurf, daß sie au Lei: Verteuerung der Lebensmittel schuld seien. Nach Darleg««,. de» Wirtschaft-Ministers Schwarz hat eS die «eichSaewüse- stelle abgelehnt, da» Obst und Frühgemüse zu bewirtschaf te«. Den Einzelstarten stünde nicht zu, etwas über die Zen- tralstclle htnau» zu tun. Di« gegenwärtigen Zustände seien ntcht dauernd haltbar. Es bleib« nichts weiter übrig, al» eine Neuorganisation zu schaffen mit Hilfe der organisierten Ar beiter. Die Regierung wolle für die Kretshauptmannschastew UeberwachungS und Kontrollstelle« einftthren. Durch Le- benSmtttelaufstände könne keine «essernng geschaffen wer- de», aber etn» müsse zugegeben werden, -aß die Verteilung bet den Kommunalverbänden ntcht immer «ine geordnete sei. Hierauf wies Finanzmtnister Nitzsche den Borwurf zurück, daß die hohen Pachtprets« der Obftpflanzungen an de» Staatsstraßen di« unerschwinglichen Preise verursacht hätte». Nach Ansicht des Abg. Güncher (Dem.) kann nur et« wieder in seine Rechte eingesetzter solider Handel die jetzigen unliebsamen Erscheinungen beseitigen. Abg. T««ger (Unabh.) hielt als wirksamste» Mittel gegen' -en Wucher die straffe Erfassung beim Erzeuger für ange- bracht un- machte der Justiz den Borwnrf, daß sie sich an eine derartige Materie nicht heranwage. Demgegenüber betont« Jnftizminister Dr. Harnisch, daß bi» jetzt gegen alle brkanntgewordenicn Wucherfälle etngeschritte» worden sei. , Abg. Rawwelsberg (D. N.) machte den Kommunalver bänden zum Vorwurf, an den hohen Pachtpretsen! einen großen Teil der Schul- zu tragen und führte die hohen Ge- müsepretfe auf die gesteigerten EntstehungSkoften zurück. Hierauf wandte sich Abg. Blühe» (D. B. P.) gegen -te Ausführungen des Wirtschaftsm-nisters. Bet etnem, der so-. viel räsonniere, müsse man frage«, was er selbst leist«. Nachdem sich Minister Schwarz gegen die Angriffe seines Vorredners geschickt verteidigt und Abg. Göldner (Soz.) uur im festen Zugreifen und Erfassen de» Vorhandenen eine Besserung erblickt hatte, gab Abg. Felisch (Soz.) nicht den Stadtverwaltungen -ie Schuld an den Hohen Preise», son dern der Schlendrianwirtschaft der Rctchszentrale. Nach nochmaligen Ausführungen de» Finanzmintfters und «ach kurzen Darlegungen -er Abgg. Fleißner (Unabh.) und Lange (Soz.) legte Abg. Hosmauu (D. N.) dagegen Verwah rung etn, -atz man unserer Landwirtschaft -en Vorwurf ge macht hätte, verbrecherisch am Volke gehandelt zu haben. . Hierauf beschloß die Kammer nach einer längeren Au», spräche zur Petition de» Vorstandes des Deutschen Texttk- arbeiterverbandeS in Berlin auf Sicherung einer entsprechen- den Vertretung in dem in Aussicht genommene» Forschungs instituts für die deutsche Textilindustrie, die Petition bür Regierung in dem Sinne zur Berücksichtigung zu überweisen, daß sie bei -er Reichsregierung mit Nachdruck darauf hi«, weife, -aß das in Aussicht genommene KorschuuMufiitut für die deutsche Textilindustrie in Dresden errichtet werd« und -atz den im Deutschen Textilarbeiterverband organtfier- ten Arbeitern un- Arbeiterinnen eine entsprechende Ver tretung in der Verwaltung dieses Instituts gesichert werd«, Darnach wurde etn vom Finanzausschuß A abgeänderter Antrag der Demokraten angenommen, wonach die Regierung ersucht wir-, unerwartet einer grundsätzlichen Regelung über -ie Aufbringung der Schullaste», die Teuerungszulagen für die Lehrkräfte an den Volksschule«! tn weiterem Umfange al« bisher auf die Staatskasse zu ^übernehmen. Vertagung der Volkskammer. Im Anschluß an die gestrige Vollsitzung der Volkskammer fand eine ver trauliche Besprechung statt, in der, wie der Vertreter de» V.S.Z. feststellte, dre Frage einer sofortigen Vertagung der Kammer erwogen wurde, weil infolge der sich täglich steigernden Äodlenkrisis die ernste Gefahr besteht, datz der Personenzugverkehr in Sachsen elugestellt werden mutz. Die Demokraten wünschten eine sofortig« Vertagung bis über acht Tage, die Unabhängigen machten den Vorschlag, in höchster Not, um die Abgeordneten nach Hause zu brin gen, Personenwagen an die Güterzüge anzuhängen. Wetter wurde der Wunsch ausgesprochen, zwei Mitglieder der Kam mer in das Zwickau—Oelsnitzer Kohlenrevier zur Be hebung der Streitigkeiten zu entsenden. Ndach längerer, äußerst reger Aussprache kam man dahin überein, un geachtet der eventl. eintretenden Umstände und in Anbe tracht des zu erledigenden wichtigen BeratungsstosfeS bis End« dieser üvoche, wie schon früher vorgesehen, durch- zirtagen.
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