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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.03.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192003229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19200322
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19200322
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1920
- Monat1920-03
- Tag1920-03-22
- Monat1920-03
- Jahr1920
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.03.1920
- Autor
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Riesaer H Tageblatt ««d A«reiger (Llbeblatt NN- Archer,. «^«schrW Rstj«, 5» F» LL «»»«, A,»^ K*rnrus Nr ». «ir.k-ff. «les. Nr. LL fttr ble AmtShauvtmannschaft GroKenbain. da« AmtSamckt nnd den Mat der Stadt Nlesa, sowie den Gemeinderat GrSba. «7. Muiilag, SS. März 1920, adcuSs. 73. Jahr«. Montag, de« SN. März ISSN, vormittags '/,1V Uhr findet im SltznngSsaale der Amtshauptmannschaft Großenhain 'Bezirksversammlung statt. Großenhain. am 20. März 1620. MarknS, Vorsitzender. Sonnabend, den 27. März 1V20, vormittaaS V,v Uhr findet im Sißungssaale der unterzeichneten Amtshauptmannschaft öffentliche Bezirksausschußsitzung statt. Großenhain, am 22. März 1620. 1. Die AmtShauptmaunschast. Nach Beschluß des ErnährungsanSschusseS sotten die noch vorhandenen Bestände an Suvven Pv. anderweit verwendet werden. Zit diesem Zwecke benötigt der Kommunal» verband eine genaue Uebersicht der in den einzelnen Verkaufsstellen noch vorhandenen Bestände. Die Verlaufsstellen erhalten deshalb hiermit Aufforderung, umgehend nnd sväteften- bi» zum SS. laufende« Monat- mittelst Postkarte die am 24. lsd. MtS. vorhandenen Bestände an Supven nnd den noch verbliebenen Bestand an Noggenmehl direkt an Herr» Kommissionsrat Äilke in Ni eia zu melde». Großenhain, am 22. März 1620. 478 bin. Der.Kommnnaivcrband. Waffenabglibe ^erregend. Der Aufforderung, di« am Ifi. März IV2N in die Oände von Zivilisten gefallenen Waffen der hieffaen Reichswehr sofort wieder abzuliefern, ist bisher nur teilweise nach gekommen Warden. ES werden daher zwecks Vermeid««» schärferer Maßnahmen alle diejeniae«, die ffch noch im Besitze von solche« Waffen befinden, hiermit aufgefordert, diese nunmehr sofort in der hiesigen Polizeiwache oder in der Waffensammelstelle im hiesigen Volks haus abzugebeu. Mer über den Verbleib vo« solchen Waffen Auskunft geben kann, wird gebeten, dies in den geiianuten WaffenabgabesteUe» zu tnn. Der Rat der Stadt Riesa, am 22. März 1920. G. La» imeiacr Lageöwu rriürrmt tede« L«a avcno» h,ii Uhr mu Äusuahuie der «onn- und ,)«!l>aqe.Przu»i»PreiS, -«gen Borauözahlunz, monatlich 8.— Mark ohne Zustellgebühr, bei Abholung am Postschalter monatlich 8.10 Mark ohne Postgebühr. Anzeige« für die Nummer de» Ausgabetage» sind bi» 9 Uhr vormittag« aufzugeben und im voraus zu bezahlen; «ine Gewähr für das Erscheinen an bestimmten Tagen und Plötzen wird nicht übernommen. Preis für di« 48 mm breit«, 8 mm hohe Grundschrift-Zeil« (7 Silben) 80 Pf., OrtSpre!» 70 Pi.; zeitraubender und tabellarischer Satz LV'/, Aufschlag. NachweisungL- und BermittelungSgeblihr 8V Pf. Fest« Taris«. Bewilligter Rabatt erlischt, wenn der Betrag verfällt, durch Klag« «ingezogen werden must oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Zahlung»- und Erfüllungsort: Riesa. Licrzehntägige Unterhaltungsbeilage „Erzähler an der Elbe". — Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Storungen de» Betriebe» der Trucker«:, der Lieferanten oder der BesörderungSeinrichtungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung ooer auf .st ikzahlung de» B.zugjoreise». RotationSbnnk und Berlag: L an aer L Win t»rl ich, N iesa. Geschäftsstelle: Goethesteaße 59. Verantwortlich für Redaktion: Arthur Hühnel. Riesa: für Anzeigenteil: Äilhe lm Dittrich, Riesa. Die Lage in Leipzig. In Leipzig herrscht seit Sonnabend nachmittag voll- kommene Ruhe. Nachdem über Leipzig der Ausnahmezustand verhängt, die Truppen Verstärkungen erhalten und das Militär so die Ucbermacht erhalte» hatte, hätte ein weiterer Widerstand nur unnötige Opfer auf Seiten der Arbeiter- schäft gefordert. Van den Versammlungen, die über den Abbruch des Kampfes beschließen sollten, erklärten sich gestern 19 für die Aufhebung und 10 für die Fortsetzung des Kampfes. Es wurde daher beschlossen, den General- streik abzubrechen und den Widerstand aufzugeben. Die Arbeit soll am heutige» Montag wieder allgemein auf genommen werden. Post und Bahn haben bereits den Betrieb wieder ausgenommen. Von feiten der Streikleitung wurde die Arbeiterschaft aufgefordert, sich von den Kampf linien zurückzuziehen. Der Kampf ist eingestellt. Die Waffen sind zu sammeln und die Arbeit wieder auizu- nehuicn. Obwohl die wichtigsten Punkte im Innern der Stadt noch militärisch besetzt sind, war der Verkehr in den gestrigen Vormittagsstunden bereits ein ziemlich reger. Große Menschenmengen durchzogen die Straßen, um die Verwüstungen, die durch die Kämpfe entstauben sind, in Augenschein zu nehmen. Die Zeitungen sind gestern früh wieder erschienen. Nach privaten Ermittlungen dürsten sich die Opfer bei den Kämpfen der lebten Tage auf über 150 Tote und über 250 Verwundete stellen. Der Material schaden ist so beträchtlich, daß er zurzeit auch nicht schätzungs- weise sich angeben läßt. Vom Sonnabend wird aus Leipzig gemeldet: Das Zeit- fre'iwilliaenregiment mit geringen Reichswehrzuteilungen hält nach wie vor den innere» Stadtkern. Eine gemischte Stoßabteilung, deren Aufgabe die Sickerung des an das Stadtinncre südwestlich angrenzenden Gebietes war, stieß gestern nach Wegnahme einer Barrikade aus eigenem An trieb auf das Boltsvaus, den Sitz der gegnerischen Kampf leitung, vor. Nachdem die Truppen von dem Volkshause und den benachbarten Grundstücken aus unter schweres Feuer genommen waren, wurde das Volkshaus nach Artillerievorbereitung im Sturm genommen und ging in Flammen auf. Gerüchte über Brandstiftung seitens der Truppen sind erfunden. Weder Brandgranaten noch Flam» memverfer sind i» Anwendung gekommen. Eine andere Stoßabteilung stürmte Barrikaden im Norden der Stadt, in den besetzten inneren Stadtteilen und in dem angren zenden Gebiet bis zur Albertstraße und dem Reichsgericht. Die Verluste der Truppen am Volkshause betrugen 5 Tote, 12 Schwerverwundete und ein Leichtverwundeter. 50 Ge- iangeue wurden gemacht. Neuerrichtungen von Barrikaden finden vielfach statt. Die Kämpfe wurden vielfach aus dem Hinterhalt geführt durch versteckte Maschinengewehre. Im Laufe des Spätabends wurden vom Mob mehrere Gebäude in der Gegend der Plaawitzer Straße in Brand gesetzt und die Feuerwehr zunächst durch Gewehr- und Maschinen- pewehrfeuer am Rettungswerk verhindert. Die Nacht ist im allgemeinen ruhig verlaufen. Zurzeit finden Plünderungen in den Lebensmittellagern am Lagerhof statt. lieber die angerichteten Zerstörungen berichten die „Leips. Neuesten Nachrichten" : Bei dein gestrigen Massenverkehr galt Las Hauptinteresse der Bevölkerung begreiflicherweise dem zerstörte« Volkshause, das nach wie vor wegen der großen Einsturzgefahr abgcsperrt bleiben muß und das während des ganzen Tages bis spät in den Abend hinein von einer großen Menschenmenge umlagert wurde. Das Gebäude bietet einen trostlosen Anblick dar; nur das Erdgeschoß und das erste Stockwerk scheint unversehrt, vom zweiten Stockwerk bis zum Dachstuhl ist das stattliche Gebäude vollkommen ausgebrannt. Arge Beschädigungen sind auch auf dem Floßplatz angerichtet. Viel Interesse fand die PeterSkirche, auf deren Turm an geblich ein Maschinengewehr untergebracht gewesen sein soll. Die Uhr ist zerstört; der Zeiger steht auf 7.40 Uhr, und das Mauerwerk um die Uhr herum zeigt massenhaft Einschläge. Die Sperrzone im Stadtinuer« bleibt bis auf weitere- auf recht erhalten. Einzelne Straßen, in denen besonders lebhaft gekämpft wurde, waren noch übersäet mit Glasscherben und Dachziegeln, so «. a. der Grimmaische Stei««eg. Neben vielen Häusern zeigt u. a. das Paketpostamt hier im 8. Stock werk eine schwere Beschädigung, und zwischen -em Goldenen Einhorn und dem Cafs Platen steht noch die Barrikade aus Baumstämmen und San-, hinter der ein Maschinengewehr -er Zeitfreiwilligen -en gesamten Johaunisplatz mit der Kirche unter ständigem Feuer hielt. Das Gebäude der Nie derländischen LebenSverflcherungSbank, um da» heftig ge kämpft wurde, und da» mehrmals seine« Besitzer wechselt«, zeigt von außen wenig Beschädigungen; nur die Eckseite nach dem AngustuSplatz zu zeigt Einschläge u. »erbrochene Fenster- icheibrn. Die Schützenftraße bleibt durch eine Barrikade aus mit Erde gefüllten Kisten nach der Karlstratz« »u abgesperrt, tberrso dir HgftttorOgrttuÜrich«, lo »ast La» KrssteUlpalastviertet vom AugustnSplatz aus abgcschnitten ist. Auch das Gebäude der Allgemeinen Deutschen Credit-Anstalt bleibt nach dem Hauptbahuhof und dem Brühl zu durch Barrikaden gesperrt, nachdem festgestellt worden ist, daß auch von dem neutralen Haupibahnhof aus die ZeitsrciwiUigcnpostcn beschossen wor den sind. Auch nach den Vororten Leipzigs begann eine wahre Völkerwanderung, namentlich nach dem Westen. Hier legen Verschanzungen und Barrikaden Zeugnis von der Heftigkeit des Kampfes ab. Wüst sicht es vor allen Dingen an der , Plerßcufluthürücke vor dem Karl-Heine-Teukmol am Pal- mengartcn aus. Hier sind die Verschanzungen sehr stark. Wagen und Steinbarrikaden sperren die Brücke. Ter Tamm, der sich längs des Kanals am Palmcngarten Hinsicht, wurde von den bewaffneten Arbeitern als Verteidigungsstellung bc- nutzt. Gegenüber dieser Stellung lagen Zeitfreiwillige. Fünf kämpfende Zivilisten fanden im Palmcngarten an dieser Stelle den Tod. Auch die VcrteidigungSstelle an der Plag- mitzer Brücke vor der Karl-Heine- und Nonncnstraste ist durch anfizcfahrene Trainwagen, die mit Steinen beladen find, und durch Stcinbarrikaden befestigt. Starke Befestigungen weist auch Lindenan auf, wo namentlich am Kuhturm, am Sport platz und an der Angerbrücke große Barrikaden angelegt wurden. Ein grausames Bild bieten die zerstörte« Villen von Frege an der Plagivitzer Straße Ecke Biömarckstraße und von Voerstcr an der Ecke Sebastian Bach- und Bismarcksiraße Die letztere ist fast vollständig nicdergcbrannt und aus ihren Ruinen heben sich die stehcngebliebcnen Essenköpfe gespenstisch ab. — In einer Versammlung dcS Leipziger Bürgeraus- schuffeS berichtete Geheimrat Professor Dr. Goetz u. a. über Bestialität«« bei der Brandlegung der Villa Voerstcr in der Sebastian Bach-Straße. Diese Billa des als Wohltäter der Arbeiterschaft in weiten Kreisen bekannten Verlagsbuchhänd- lerS Voerstcr, der in sozialer Beziehung vorbildlich für viele Arbeitgeber war, ist vollständig niedcrgebrannt. Die Fest stellungen haben ergeben, daß die Verbrecher versucht haben, die HauSinsassen den Flammen zu überliefern. Die Familie Voerstcr ist, nachdem die Bande das Haus angeziindct hat, im Keller eingeschlossen worden. Im letzten Augenblick soll jedoch die Tür noch aufgeschlossen worden fein, so daß Rettung mög lich war. Nach einer anderen Darstellung hatte der Keller einen zweiten Ausgang, so Laß es den Unglücklichen auf diese Weise möglich war, dem sicheren Tode zu entgehen. (Lebhafte Bewegung.) Prof. Goetz wandte sich weiter scharf gegen de« Geist ja einem große« Teile der Bürgerschaft, der sich in diesen Schreckenstagen wieder gezeigt habe. Während die Zeitfreiwilligen ihr Leben für das Wohl der Stadt einsctztcn, verbrachte« andere wehrfähige Leipziger Bürger oder der«« Söhne die Zeit i« Nachtcafes. ES sei deshalb begreiflich, wenn sich in den Kreisen der Zeitfreiwilligen eine Erbitterung geltend gemacht habe. Es sei leider immer nur ein kleiner Kreis der Bürgerschaft, der in solchen Zeiten zusammcnhält und wirklich ernsthaft mitarbeitet. Mit der Masse deS Bür gertums sei überhaupt nicht zu rechnen. (Vielfache Zurufe: Skandal!) ES gelte aber, nicht diese Sippschaft, sondern höhere Güter zu schützen, die Kultur, die mit dem Spießertum nichts gemein habe. Die Arbeiterschaft müsse den Bürgern in solchen Fällen immer als das Vorbild hingcstellt werden. In einem großen Teile des Bürgertums ist leider nur Ge winnsucht, Genußsucht und Feigheit zu finden. (Minuten langer Beifall.) — In der Versammlung deS Leipziger Bür gerausschusses wurde eine Liste zur Eintragung vvn Spenden fitr Verwundete und Hinterbliebene dcS Zeitsreiwilligenregi- ments auSgelegt. Die sofortige Zeichnung ergab über 15 000 Mark. — Die Beerdigung der bei den Straßenkämpfen gefallenen Angehörigen der Reichswehr und des Zeitfreiwil- ligen-RegimentS findet nach einer Mitteilung der Brigade 19 am Dienstag gegen Mittag auf dem Nordfriedhvf statt. — Der ZentrakanSschttß Leipziger Arbeitgeberverbände E. B. hat in seiner Borstandssitzung am Sonntag, den 81. März 1920, einstimmig folgende Beschlüsse gefaßt: 1. Die Betriebe können, soweit die Möglichkeit dazu besteht, wieder eröffnet werden. 2. Der Zcntralausschuß Leipziger Arbeitgeberver bände steht nach wie vor auf dem Standpunkt baß Streiktage unter keinen Umständen bezahlt werden dürfen, und baß cs auch unzulässig ist, auf irgendwelchem Wege Vergütungen zu gewähren, die als Entschädigungen für die durch den General- streik entgangenen Löhne und Gehälter ganz oder teilweise angesehen werden könnten. Ein weiterer Beschluß lautet: „Die Leipziger Arbeitgeberschaft, vertreten durch den Zentral ausschuß Leipziger Arbeitgeberverbände, gewährt den Ange hörigen de» Zeitfreiwilligenregimentes, die sich für die Auf rechterhaltung von Ruhe und Ordnnng in der Stadt Leipzig mit ihrem Leben «tng«setzt habe«, nach Rückkehr in ihren bür- gerltchen Beruf vollsten Schutz. Sie wird jeden Versuch der wirtschaftlichen Schädigung mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln verhindern. Die Zeitfreiwilligen sind selbstverständ lich von den Betrieben nicht eher anzufordern, al« «« -er Alarrrrzustmr» de» Regiment» aushört." In Zwickau ist nach dreitägigem Generalstreik die Ar beit überall wieder ausgenommen worden. Nack dem De- kanntwerden der Kapp cken Gegenrevolution hatte die organisierte Arbeiterschaft MehrbsitSi'oülilisten, Unabhängige und Kommunisten, losort eine Arbeiterwehr ins Leben ge rufen und mit mehreren tausend Gewehren bewaffnet, die widerrecktlick aus dem Devot der Einwohnerwehr und aus hier lagernden Hecretzbcständen entnommen und wahllos auSgeaeben worden. Tie Arbeiterwehr hält die Kaserne nnd den Bahnhoff die Einwohnerwehr das Rathaus, die KreiShauptmannschcnt und den Scklacktho? besttzr. Zu lln- nihen ist es nicht gekommen. Tie in Dresdner und an deren Zeitungen verbreiteten Meldungen von blutigen Kampscn zwischen Kommunisten und Bergarbeitern sind vollständig ermüden. Auch der vom sog. Aktionsausschuß ansänglick gemachte Versuch, die Tätigkeit dec Behörden unter Kontrolle zu stellen, ist anigegcben worden. Tie , Beamtenschaft droht für diesen Fall mit dem Streik. Im Vogtlanv ist die Lage unverändert. Tie Plünde rungen nehmen einen großen limsang an. Tie Stimmung der Truppen ist ausgezeichnet. Tie Aufruhrer haben starke Verluste gehabt. Noske Llribt im Amte. Wie der „Telrgr. Union" zuverlässig gemeldet wird, bat ReichSwebrministcr NoSkc fein Nückirittsgcfnch auf Er suchen der Regierung zurückgezogen. Tie Negierung mit Reichspräsident trifft heute wieder in Berlin ein. Reichs kanzler Bauer befindet sich bereits in Berlin. Zu einer Umgestaltung des Kabinetts soll sofort geschritten werden. Tie Stellung der Regierung Ebert. „Taily News" äußert sich zu der Lage der Regierung Ebert wie folgt: Wenn die Alliierten entschlossen und, ihre Politik der wirtschaftlichen Erdroffellnng TentfchlandS fortzusetzen, dann ist Eberts Stclluna völlig unhaltbar und auch Europas Lage hoffnungslos. Natürlich sprechen wir nickt von den militärischen Bedingungen des Versailler Vertrages, deren Erfüllung restlos erzwungen werden muß. Tie Beendigung des GtnrrMreiks in Berlin. Tie Generalkoinmijsion der Gewerkschaften bat am Sonnabend bcfcklossen, den Generalstreik mit sofortiger Wirkung aufzuhebcn. Diesem Beschluß wird sich auch die Berliner unabhängige Eeivercschaftskommisiion unzweifel haft anschließen. Die Grundlage dieses Beschlusses bildeten Einigungsvcrhandlungcn, die zwischen den Vertretern der drei MehrheitSparteien und den Vertretern dec Streik- leitung seit Tonuerstag nachmittag geführt wurden. Tie Vereinbarung hat folgenden Wortlaut: Tie Vertreter der Regierungsparteien werden bei ihre» Fraktionen dafür ein treten, daß 1. bei der bevorstehenden Neubildung der Re gierung im Reiche und in Preußen die Personenfragr von den Parteien nach Verständigung mit den am Generalstreik beteiligten gewerkschaftlichen Organisationen der Arbeiter, Angestellten und Beamten gelüst und daß diesen Organisa tionen rin entscheidender Einfluß auf die Neuregelung der wirtschafts- und sozialpolitischen Gesetzgebung eingcräumt wird unter Wahrung der Liechte dec Volksvertretung, 2. sofortige Entwaffnung und Bestrafung aller am Putsche und am Sturze der verfassungsmäßigen Regierung Schul digen, sowie der Beamten, die sich ungcretzlichen Regierungen zur Verfügung gestellt haben, 3. gründliche Reinigung Vcr gesamte» öffentliche» Verwaltung und Betriebsverwal tungen von gegenrevolutionären Persönlichkeiten, beson ders solchen in leitenden Stellungen, und ihre Ersetzung durch zuverlässige Kräfte, Wiedereinsetzung aller im öffent lichen Dienste aus gewerkschaftlichen oder politischen Grün den gemaßregelten Organiiationsvertrcter, 4. schnellste Durch führung der Verwaltuugsreform auf demokratischer Grund- läge unter Mitbeftimmungsrccht der wirtschaftlichen Orga nisationen der Arbeiter, Angestellten und Beamten, 5. so« sortiger Ausbau der bestehenden und Schaffung neue« sozialer Gesetze, die den Arbeitern, Angestellte» und Be amten volle soziale und wirtschaftliche Gleichberechtigung gewährleisten, schleunige Einsührung eines freiheitlichen Beamtenrechts, 6. sofortige Inangriffnahme der Sozialisie rung aller dafür reifen Wirtschaftszweige unter Zu- grundclegnng der Beschlüsse der Soziaiilierungskommission, »» der di« Berufsverbände binzuzuziehen sind. Die Einbe rufung der Sozialisierungskommmion erfolgt sofort. Ueber- nahme der Koklrnsyuditate und des KalisyndikatS durch das Reich, 7. wirksame Erfassung, gegebenenfalls Enteig nung aller verfügbaren Lebensmittel und schärfste Be kämpfung d«S Schieber- und WuchertumS in Land und Stadt, Sicherung der Erfüllung der LiesernngSoerpflich- lungen durch Gründung von Lirserung»vrrbänden. Vü,
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