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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 29.05.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-05-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192005294
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19200529
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19200529
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1920
- Monat1920-05
- Tag1920-05-29
- Monat1920-05
- Jahr1920
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 29.05.1920
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eilage znm „Riesaer Tageblatt". «otatton-druck >md «erl-ar Langer » Winterlich, Riesa. «efch-fttp^,,, GoK»»ratz« L». «erant»orUich fg, RedaManr «rthu» »ähnel. Riesa; für Anzeigenteil; Wilhelm Lltircch. Sonnabend, 2». Mai 1S2«, abends. 122. 73. Aahrg. Wilsons Veto. Di« Friedensfrage hat in den Bereinigten Staaten die Parteien ourchenmnber gewürfelt und eine neue Scheidung der Geister, die nichts mit den alten Parteiprogrammen zu tun Kat, Hervorgenifen. Man kann jetzt drei Gruppen amerikanischer Politiker unterscheiden. Die kleinste Vieser Gruppen, ausschließlich üuS Demokraten bestehend, will mit dem Präsidenten Wilson durch dick und dünn geben und tritt dafür ein, den Versailler Friedensvertrag un verändert anzunehmen, dem englisch-amerikanischen Bünd nis« und Bürgschaftsvertrag mit Frankreich zuzustimmen und das Mandat zu übernehmen, welches der Völkerbund Amerika für Armenien übertragen will. An der Spitze dieser Gruppe steht Senator Hitchcock, früher der Führer der demokratischen Partei im Senat. Aber gerade wegen seiner Haltung in der Friedensfrage hat Hitchcock auf die Parteiführerschast verzichten müssen. Wilson ist von der Mehrheit seiner eigeilen Partei verleugnet worden, aber auch diese Mehrheit ist gespalten. Ein Teil von ihr biloct mit der Minderheit der Republikaner die zweite Gruppe der Friedenspolitiker: diese will den Versailler Frieden mit gewissen Vorbehalten genehmigen und hofft noch im mer, mit dem Präsidenten, der die unveränderte Annahme des Friedens bereits als aussichtslos erkannt hat, zu einem Einvernehmen über die Vorbehalte zu gelangen. Es sind hauptsächlich drei Punkte im Versailler Vertrag, gegen welche diese Gruppe Bedenken vrheüt: Sie verwirft die Regelung der Schantungfrage zugunsten Japans, wodurch China bewogen wurde, die Unterzeichnung des Friedens zu verweigern, und wünscht, das; Amerika geradezu den Schutz Chinas gegenüber den lapaniichen Bestrebungen übernehme und sich womöglich feine Vormachtstellung in China sichere, sie tritt ferner gegen das Uebergcwicht auf, das sich England im Völkerbund dadurch gesichert hat, dass seine Kolonien mit Selbstverwaltung — allo der südafrika nische Bund, Kanada, der australische Bund und Neu-See« land — und Indien jedes eine eigene Stimme erhalten haben, woraus folgt, das, das Britsh Empire über sechs Stimmen gegenüber der einzigen Stimme der Vereinigten Staaten verfügt; und schließlich lehnt diese Gruppe Ar- tikel 10 des Friedensvertrages ab, nach tvelchem die Mit glieder des Völkerbundes einander die gegenwärtigen — das heißt, die durch die neuen Friedensverträge geschaf fenen — Grenzen verbürgen, woraus such die Möglichkeit ergeben würde, baß Amerika verpflichtet wäre, zur Ver teidigung irgendwelcher Ungerechtigkeiten der Friedens verträge zu den äußersten Mitteln zu greisen. Diese zweite Gruppe, diejenige der bedingten Anhänger des Friedensvertrages von Versailles, war anfänglich sehr groß, schmolz aber immer mehr zusammen, alS' Wilson sich hartnäckig gegen alle Zugeständnisse sträubte. Uno als der Präsident endlich bereit schien, nikt sich reden zu lassen, hatte die dritte, ursprünglich "kleinste Gruppe, die von Senator Knox geführten unbedingten Gegner des Ver sailler Vertrages, bereits die Oberhand erlangt. Senator Knox hat sich ebenso geschickt wie grundsatztreu gezeigt. ES war nicht leicht, die Mehrheiten von Senat und Reprä sentantenhaus unter einen Hut zu bringen. Aber schließlich ist eS ihm doch gelungen, beide zur Annahme des von ihm formulierten Beschlusses zil bewegen, der den Kriegszu stand mit Deutschland beenden will. Gefaßt wurde dieser Beschluß in beiden Häusern des Parlaments mit der Mehr zahl der republikanischen Stimmen und mit einer recht ansehnlichen Minderheit der demokratischen Stimmen. Dabei wirkten die mannigfachsten Motive nut. die hier nicht im einzelnen entwickelt werden können. Wie weit beispielsweise die Haltung des irischen und des deutschen Elements in der Wählerschaft die Abstimmung verschiedener Senatoren und Repräsentanten mitbestunmt hat, läßt sich aus der Ferne auch kaum ermessen. Aber die Hauptgründe des Widerstandes gegen den Versailler Vertrag sind klar. Gegen Wilson hat sich die alte Tradition der amerikanischen Politik erhoben, die in der Monroe-Doktrin zum Aus druck kommt, der bekannten politischen Lehre, welche be sagt: Amerika weise jede europäische Einmischung in An gelegenheiten des amerikanischen Kontinents ebenso zurück, wie die Vereinigten Staaten eS ablehnen müßten, sich in Angelegenheiten des europäischen Kontinents einzumischen. Die Teilnahme Amerikas am Kriege, sagen die Anhänger dieser Doktrin, habe keine Einmischung in die europäischen Verhältnisse bedeutet, sondern Amerika habe zu den Waffen gegriffen, weil der unbeschränkte Tauchbootkrieg die Rechte amerikanischer Staatsbürger verletzt habe und weil die unglückselige Note des deutschen Staatssekretärs Znnmer« mann an Mexiko — die bekanntlich aufgesangcn wurde — gezeigt habe, daß man sich gegen deutsche Einmischung ku die staatlichen Verhältnisse Amerikas wahren müsse. Das habe man mit Erfolg getan. Aber der Versailler Frieden würde Amerika — schon durch die Entsendung eines Mitglieds in die Wiedergutmachungskommiss,on und durch loie viel andere Verpflichtungen — dauernd in euro päische Angelegenheiten verwickeln. Und außerdem be streite dieser Vertrag Amerika das Recht, fern Verhält nis zu Deutschland nach eigenem Willen zu regeln. Das sei nicht zu dulden. Ausdrücklich besagt beispielsweise die von beiden Häusern des Parlaments angenommene Re solution Knox: Das beschlagnahmte deutsche Eigentum in Amerika hafte für alle amerikanischen Forderungen und werde bis zur Erfüllung dieser Forderungen nicht frei gegeben werden, das bedeutet Iber natürlich, daß das deutsche Eigentum in Amerika für französische, belgische und englische und alle sonstigen Forderungen nicht haf ten soll. Deutschland würde danach Milliardenwertc von Amerika znrückerkalten — oder es würde auf Grund die ser Werte Rohstoffe und Lebensmittel erhalten. Es leuch tet demnach dm, welche Tragweite die Resolution Knox für uns hat. Ebenso einleuchtend ist eS aber auch, welche Schwierig keiten sie der amerikanischen Regierung verursacht. Ame rika hat beispielsweise deutsche Schiffe, die es beschlag nahmt hatte, bereits den Engländern Übergeben. Tritt die Resolution Knox in Kraft, so ist diese Uebergabe rechts« widyig erfolgt. Mlson hat daher nicht bloß sein ver pfändetes Wort, sondern auch fertige Tatsache, die er vor eilig geschaffen hat, verteidigt, als er gegen den Beschluß der beiden Häuser des Parlaments sein Veto einlegte. Um dieses Veto zu beseitigen, mußte der Beschluß im Senat und Repräsentantenhaus noch einmal, diesmal aber mit Ziveidrtttelmchrheit, gefakt werden. Einstweilen ist kaum zu hoffen, daß sich solche Zweidrittelmehrheit finden werbe, aber die Stimmung in Amerika wendet sich immermehr aeaen Wilson und — gegen England, in dein man den In- ipirotor und hauptsächlichen Nutznießer de» Versailler Ver trages erblickt, und ioenn die Stellungnahme zu diesem Vertrag im Herbst zur Wahlparole gemacht werden wrrd, Abeu^etn« Sezier rille Aussicht, e- zu einer gewaltigen Der Entschädigungsanspruch. Uuterredu«r «Ut de» RetchSfi»auzmt»ifter. < tu. Berlin, 29. Ma,. Aus einer Unterredung mit dem Reichsfinanzininister bezüglich der Festsetzung der endgültigen Entschädigungs summe gibt Erich Dombrowski im „Berliner Tageblatt" u. a. folgende Ansichten des RcichSfinanzmknisters Dr. Wirth wieder: Bor dem Kriege wurde von Hclffcrich, dessen Buch seinerzeit der „Matin" als bestes Beweis mittel für die große Zahlungskraft Deutschlands ins Fran zösische übersetzen ließ, das deutsche Bolksvermögen ins gesamt auf 300 bis 320 Milliarden geschätzt. Damals hatten wir eine Bevölkerung von annähernd 63 Millionen; jetzt ist sie auf 60 Millionen zusammengeschrumpst. Der Grund und Boden ist jetzt ausgesogen und bringt nur noch die halbe Ernte. Der Sachwert der Fabriken ist durch Pen Raubbau des Krieges und dke Nichtvornahme von notwendigen Reparaturen wohl tiefer als unter die Hälfte gesunken. Die Erzlager sind uns bis auf einen kleinen Rest weggenommen. Die Kohlenproduktion reicht nicht mehr aus, um den heimischen Beoarf zu decken. Unsere Handelsflotte wiro unS sortgenommen; unsere Eisenbahnen sind durch den Krieg und Waffenstillstand außerordentlich entwertet. Die Kolonien, die für den Wiederaufbau unv die Zahlungsfähigkeit Deutschlands eine starke Stütze bil den würden, sind uns iveggenommen worden. Durch den Friedensvertrag werden große Gebiete von Deutsch land abgetrennt. Die Vorräte an Rohstoffen, Halbfabrika ten und Fertigwaren s,no verbraucht. Vor dem Kriege hatten wir etwa 25 Milliarden Mark AuslandSgutlpiben. Jetzt hat die deutsche Volkswirtschaft einen weit größe ren Posten an Auslandsschulden. Auch wenn man den Nest des deutschen VolksvermögcnS sehr hoch einschäht, wird man sagen müssen, oaß das Sachvermögen kaum noch die Hälfte des VorkrregSwertes auSmacht. Unser An gebot bei den Fn'edensverhandlungen, 100 Milliarden Mk. in langen Raten zu zahlen, war einmal gemacht unter der Voraussetzung, daß der ganze Frtedensvertrag anders ge staltet würde; sodann aber hat sich ;«ht gezeigt, wie ge rade durch die Wegnahme von Auslandsguthaben, von Schiffsraum, Eisenbahnmaterial, Vieh und besonders durch Wegnahme der Kolonien das deutsche Wirtschaftsleben in seiner Leistungsfähigkeit außerordentlich zurückgegangen ist. Es tritt aber hier schon die Tatsache in die Erscheinung, daß der Zugriff auf lebenswichtige Elemente der Volkswirt schaft die Leistungsfähigkeit einer solchen Wirtschaft außer ordentlich hemmt. Angesichts der Ertragsminberung des Grund und Bodens und der Schmälerung der deutschen Bodenslächc macht der Gesamtwert allen land- und forst wirtschaftlich ausgenutzten Bodens in Deutschland heute wohl kaum mehr als 25 Milliarden Goldmark aus. Man will also Deutschland eine Last auserlegen, die um ein Vielfaches größer ist als der ganze Wert des land- und forstwirtschaftlichen Besitzes in Deutschland. Aus dieser Tatsache allein schon geht hervor, daß eine derartige For derung, auch wenn sie in Raten verlangt wird, unmöglich erfüllt werden kann. An der Unmöglichkeit der Ausfüh rung einer solchen Forderung muß sie einfach scheitern. Die fraiizSfische Kammer über Sie CntschS»ignngsfra-e. In dec gestrigen Sitzung der französischen Kammer begründete der gemäßigte Sozialist Paul Aubriot die Interpellation über die Festsetzung der von Deutschland zu zahlenden WiB>ergutmachung. Man müsse die Deut schen daran erinnern, daß sie eine Verpflichtung aus dem Versailler Vertrag hätten, die sie erfüllen müßten. Der Teil des Vertrages, der die Franzosen am meisten in teressiere, betreffe die Wiedergutmachungen, wie immer auch die Gesamtsumme der deutschen Schuld sein möge und auf welche Weise man sie auch festsetzen werde. Diese Auf gabe komme der Wiedergutmachungskomml'ssion zu. Die Frage sei nur, ob die alliierten Regierungen berechtigt seien, sich, ohne das Parlament zu befragen, an sie Stelle des Wicdergutmachungsausschusses zu setzen. Der Vertrag von Versailles sei für viele Deputierte das Minimum der Liechte Frankreichs gewesen. Wolle man olfo nun sich dem schrecklichen Abenteuer aussetzen, uns einen Teil die ser Rechte verlieren, indem man ein neues Minimum ver lange? Der Anteil der Wiedergutmachung, der Frank reich Hufalle, hätte vier- bis fünfmal größer sein müssen als der, der England zugesprochen werde. Eine Politik der Großmut gegenüber Deutschland werde einzig und allein auf Kosten Frankreichs gehen. Der Interpellant warnte deshalb und ersuchte die Regierung, der Armut maskerade Deutschlands zu mißtrauen. Er hoffe, daß die Negierung noch sehen könne, daß sie nicht verpflichtet sei und für Spa freie Hand habe. Der konfervative Abgeord nete Bay dry d'Slsson versuchte zu Beginn über die Interessen Frankreichs im Orient zu sprechen, wurde aber vom Ministerpräsidenten unterbrochen, der erklärte, die Negierung könne nichts über den türkischen Friedensvcr- trag sagen. Der Abgeordnete schloß sich daher den Aus führungen Aubriots an und behauptete, daß Deutschland zahlen könnte. Millerand erklärte, in den bisherigen Unterhand lungen sei noch keine Verpflichtung übernommen worden. Die Alliierten gingen nach Spa als Fordernde, nicht als Verteidiger, mit vollkommen freien Händen, um die Aus führung des Fricdensvertrages, nicht aber dessen Revision zu erzielen. Er müsse, /uhr Millerand fort, an b,e Erklärung von San Nemo erinnern, aus der klar hervorgche, daß die Alliierten nach Spa gingen, um die Anwendung des Ver sailler Vertrages zu erzielen, aber nicht, um ihn zu re vidieren. Die Kontrollkommissionen würden mit Wachsamkeit und aller Ekle ihre Aufgaben weiter erfüllen. Die Entwaffnung Deutschlands se» die erste Be dingung deS Weltfriedens. Diese wesentlichste Klausel müß ten die Alliierten mit allen Mttcln durchsuhren. ES iväre ein Skandal, wenn die Urheber des Krieges nicht die Schuld vollkommen entrichten würden, die sie sich ver pflichtet hätten, zu zahlen. (Beifall.) Selbst der Bankerott Deutschlands würde das deutsche Volk nicht davon befreien, den Opfern des Krieges diese Summe zu bezahlen. Elsaß« Lothringen und ganz Frankreich seien dafür Bürgen. Nach- dem er Pie Artikel iiver die Wiedergutmachung verleien hatte, sagt« Millerand, er lege den größten Wert darauf, daß di« MedergutmachungSkommission tn Funktion bleibe, denn sie ser Pas Organ, da- souverän bestimmen könne und über die Ausführung der Klauseln wachen müsse. D,e Som- miikloi, miUk« poVmaweua Froheit und absolute Autono mie haben. Die Kommission habe am 12. Mai eine befrie digende Antwort in bezug auf die Bons erhalten, die Deutschland als Anerkennung seiner Schuld geben müsse. Diele BonS würden aber erst wertvoll an dem Tage, an bam man sie diskontieren könne Das sei eine Tatiache, die mehrere seiner Freunde mit einer gewissen Lebhaftigkeit hervorgehoben hätten, und ferner, daß cs von bc'ondc- rem Interesse sei, sobald wie möglich den Betrag der deut schen Schuld zu finanzieren, nnd deshalb habe man die Möglichkeit ins Auge gefaßt, schon jetzt den Betrag dieser Schuld festzusetzen. Die, die damit nicht überemstlmmen, behaupteten nun, damit käme man zu einer Revi > lon des FriedeusvertrageS, die nur mit Zustimmung der Parla mente möglich sei. Dieser These trete er formell enl- gegen. Durch den Vertrag sei bestimmt, oaß die Wieser- gutmachungskommission am l Mai 192l diese Schuld fest gesetzt haben müsse, aber nichts im Ertrag verbleie, daß dies jetzt schon geschehe. Er gebe zu, oaß eS gewüse Un- gelegenheiten habe, nicht bis nächsten Mai zu warum, wci! man bann wertvolle Aufklärungen hätte, aber die Kunst eines Staatsmannes sei, zwischen den großen Ungeiegen- heiten zu wählen. Die wirtschaftlichen Folgen des Krie ges lasteten auf allen wirtschaftlichen Unternehmungen, be sonders aber aus denen Frankreichs. Dreier Wirtschafts lage müsse ein Ende gemacht werven. Kerne Ziffer lei fest gehalten worden. Ter, der sie zitiert habe, habe, falsch interpretiert. Kanadas EntschädignngSfordernng. Kanada fordert von Deutschland eine Entschädigungs summe von 18171 Millionen Mk. einschließlich 31 Millionen Dollars wegen Kriegführung mit ungesetzlichen Mitteln. Die Konferenz in Spa. Der „Matin" erfährt, die alliierten Regierungen hätten sich schon mit der Frage beschäftigt, ob die Konferenz von Eva, wie die italienische Regierung eS wünsche, verschoben werden könne. Die allgemeine Meinung sei, daß man un möglich auf eine Vertagung «ingrhen könne, weil man nicht imstande wäre, die internattonale Jinanzkonferenz vor dem Herbst nach Brüssel zusammenzuberufen. * Frankreichs zrötzte var-e. Aus einer Meldung des Mcuwe Rotterd. Courant aus Paris ist ersichtlich, oaß "die französische Regierung in Sva ihren Standpunkt, eine möglichst große Entschä digung von Deutschland herauszudrücken, mit aller Kraft vertreten wird. Millerand hat sich mit den Parteifüh rern in der Kammer dahin verständigt, daß sie bei de» Besprechungen über die Entschädigungssrage die Regierung unterstützen sollen, um dcümrch Pen Eindruck einer abso luten Einmütigkeit der gesamten französischen Volksver tretung für die Forderung der Regierung in diesem Punkt in Spa zum Ausdruck zu bringen. Reichskanzler Müller i« Mü«che«. Reichskanzler Hermann Müller stattete gestern vor mittag in München dem Miniftervräfidenten Dr. von Kohr einen Besuch ab. Im Laufe des Tages batte Reichskanzler Müller mit dem Ministerpräsidenten ein« eingehende Be sprechung über die wichtigsten Fragen der inneren und äußeren Politik. Diese Besprechung nahm einen durchaus befriedigenden Verlauf. Die Vernichtung des Kriegsmaterials. „Petit Journal" meldet: General Rollet hat über die Vernichtung des deutschen Kriegsmaterials, die unter seiner Aussicht in Deutschland erfolgt, soeben Bericht er stattet. Der General hat 100 ZerftörungSämter geschaffen, die ununterbrochen arbeiten. Das Material wird nicht im wahren Sinne des Wortes vernichtet, sondern nur zu Kriegszwecken unbrauchbar gemacht. ES wird dann der Wiedergutmachungskommission zugeführt, di« eS an deutsche Altmetallfirmen verkauft. Der Wert dieses alten MetalleS wird auf mindestens 4 Milliarden Franken geschätzt. Weiteres über den Fr«»td«»d. Der „Vorwärts" berichtet weiter über den Frontbund: yAuber der schwerindustriellen Geldquelle kommen noch Gelder aus den Reiben der Hamburger und Bremer Groß, kanileute. Auch das Unternehmen des Hauptmanns Schmude in Völpke soll helfend einspringen. Ein Freund unseres Blattes batte Gelegenheit, mit dem schon erwähnten Werber, dem Sergeanten Stollberg zu sprechen. Stollberg, der als Sergeant zur 4. Schwadron der Husaren in Münster ge hört, ist ein Angehöriger der Marinebrigade Ehrhardt. Sein Hauptquartier bat er in Paderborn in Lohmanns Hotel. Stollberg bestätigte rückhaltlos, daß die über ihn veröffentlichten Artikel vollkommen stimmten. Die Regie rung wird ganz bestimmt gestürzt werden; spätestens in der Zeit vom 8. bis 10. Juli. Die Regierung würde fick vorher noch bittend an den Frontbnnd wenden, da nach Ansicht der Drahtzieher des Frontbundes sie der Gefahr nicht trotzen könne. Richtige und gefälschte mit der Unter- schrist des Hauptmanns von Pfeffer versehene Ausweise für alle möglichen Zwecke hat Stollberg in Hülle und Fülle bet sich, ebenso die anderen Werber und Kuriere. Auch der OsfizierSstellvertreter Esser reist mit falschen Ausweisen in Deutschland hernm. Um den Häschern zu entgehen, bat dieser sogar Ausweise der sozialistischen Parteien bei sich, um, wie gesagt wurde, nicht in eine Falle zu geraten. Ueberhaupt müssen diese Leute sehr viel Geld verdienen, denn, wie sie selbst zugebrn, wird ihnen allein ein Aus- wandSgeld von 100 Mark pro Tag und Kopf gezahlt. Tas Reichswehrministerium stebt übrigens, wie eS in der Presse konferenz am Freitag Mitteilen Ueß, auf dem Standpunkt, daß die Verfassung auch den Soldaten da» VereinSrecht ge währt. Deshalb könne gegen den Frontbund nicht ringe- schritten werben. Später soll dem Reichstag ein Gesetzent wurf vorgelegt werden, das dieses VeninSrecht eiuscbrankcn soll. Es bestehen jedoch Zweifel, ob ein solches Gesetz eine Mehrheit findet. * Putschabsichten der Welsrnpartei. Der sozialdemokratische „Volkswille" beginnt mit der Veröffentlichung von Urkunden über weitgehend« militärische Vorbereitungen der Welsenpartei, die mit unverkennbar monarchischer Tendenz die Ausrufung eines t-lnpändigru Staate- Hannover bezweckt >»abe» toll»»
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