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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 10.05.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030510019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903051001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903051001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1903
- Monat1903-05
- Tag1903-05-10
- Monat1903-05
- Jahr1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 10.05.1903
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Dresdner» Nachrichten. Nr. 120. Leite 8. MW Sonntag. IO. Mai 1003 Budapest. s'Priv.-Tel.s Nach einer Meldung aus Agram erhielt der Kopreniccr Stationschef ein anonymes «schreiben. rovrin gedroht wird, bah das Stationsgebäude der Erde gleich gemacht morde, Paris. sPnv »Tel.! »Petit Parisien" meldet, die Königin von England würde demnächst zu einem priva Besuch nach Paris kommen, Paris. Sobald der neue Gencralgouverneur Jonnart in Algerien angekommen lein wird, wird eine Entschließung gefaßt werden, um die Beraber zu bestrafen, die den französischen 'bvnvvr in der Nähe von Taahit weggenoinmen haben. Wegen der Bedeutung der Bande und des Bor'prunges, den sie jetzt haben, wird eine gewisse Vorsicht notwendig sei» und daher wird eine Unternehmung nur mit genügenden Mannschasten und nur dann versuch! werden, wenn die Garantien für den Erfolg gesichert sind Mcnione. lVriv.-Tel.i An der italienischen Küste sind die Reichen der vor einige» Wochen verschwundenen Eheleute Gras und Grün» Esm eiia rd ans Land gespült worden. Madrid, Als Infantin Isabella heute von einem Spazierritte zurüctkehrte, wurde sie beim Absteigen vom Pferde durch einen Husschlag a» der Lippe verwundet. Die Wunde muhte genaht werden. Der Zustand der Infantin ist keineswegs be- iinnihigelid. H a a g. Die dem internationalen Schicdsgerichtshof unterbreitete Frage der Heranziehung der Ausländer zur japanischen Haussteuer wird nach jetzt getros'ener Entscheidung im Sep- lember zur Verhandlung kommen. ->>. London. Das Handelsamt verbot die Einfuhr vcffl eieren aus Argentinien und Uruguay nach Großbritannien vom t2. Mai ab. Kopenhagen. Tie Expedition zur Erforschung des magnetischen Nordpols wird morgen von Ebristiania abaehen. Subchef der Expedition ist der dänische Offizier Hansen, der Sohn des Präsidenten des Landsthings. K o usta n ti n opel. lPriv.-Del.s Acht Torpedoboote er hielten Ordre, die bulgarische Küste am schwarzen Meere zu beob a ch t e n. o u st antinopel. Die hier vorliegenden Konfularmeldun- g.u und die Angaben der Pforte über die gestrigen Vorfälle in Mouastir widersprechen einander Nach den Konsular- meiduugen scheinen infolge eines in Tätlichkeiten auSgeartetcn Sneiles zwischen einem Nlohammedaner und einem bulgarische» Milchhaudler bewaffnete Türken über Bulgaren hergefallen zu sein. Tie P'orte dagegen behauptet, daß die Nukestoruügen von Bul garen veranlaßt und wohl vorbereitet gewesen seien. Eine tür kische Meldung besagt, daß ein Angriffsversuch gegen das Muni- nonSmagaM siattgettiudeu habe. Gegenwärtig herrscht Ruhe. Die Stadt ist militärisch besetzt, Handel und Verkehr sind unter brochen, Der Vali hat dem KonsularkorpS Zusicherungen betreffs Verhaftungen von verdächtigen Bulgare» cm. Koirttau tr n op cl. Der Zwischenfall betreffend den Sekretär der bulgarisch-diplomatischen Vertretung Nckyphorow, dessen Privatpapiere anläßlich einer Haussuchung beschlagnahmt wurden, ist dadurch beiaelegt, daß der Polizeimiiiister sein Be dauern über den Vorfall ausdrückte und die Rückstellung der Papiere veranlagte. Die Pforte erhielt von maßgebenden diplo matischen Stellen freundschaftliche Ratschläge, ihre enttgischen und Truppen zu vermeiden, sowie alles, was die Erbitterung der irregesühricn exaltierten Elemente steigern und Beschuldigungen gegen die Pforte zeitigen könnie, im eigenen Intereise streng zu verhüten Ferner gingen, der Pivrte geiler» seitens einiger divlv- uiatischen Stellen ireundichristliche Ratschläge betressend die Vor sorge für jene Pilajets und Städte zu. in welchen die Komitees angeblich gleiche Anschläge planen, wie in Moiwstir. K onstantinope l. Tie in Bulgarien umlaufenden Gerüchte über größere Truppcnzusammenziehunge» an der bulgarischen Greine sind unbestätigt. Im Grenzgebiete sind militärische Maß- nahmen durch das in letzter Zeit stark vermehrte Banden unwesen bedingt. N e w »or k. Der kanadische Finanzmiiiisler erklärte im Par lament, der Marconi - Gescllschast die fernere Unterstützung entziehen zu wollen, weil ihre Versprechungen unerfüllt geblieben seien, und die geschäftliche Ausbeutung der Funkentclegraphic zweifelhaft erscheine. Bl elbourne. Der Eisenbahn verkehr nach dem Innern ist vollständig eingestellt In Ballarad, Bendiao und anderen Ver kehrszentren ist die Einstellung von Lokomotwsührern unmöglich Ter Eisenbahnverkehr nach den Vororten bat so gut wie ganz auf- gehört, da nur st Lokomotivführer eingestellt werden konnten. Der Vorortsverkehr wird mittels Straßenbahnwagen und anderer Fahrzeuge aufrecht erhalten. Man trifft Vorkehrungen, um die Küsteupost durch Dampfer und die Landposl durch Stellwagcn zu befördern, da die Lokomotivschuppen von den Ausständigen um lagert werden, um Arbeitswillige fern zu halten Sogar die weni gen im Betrieb befindlichen Züge werden von Leuten geführt, die nicht erfahren genug sind, um die Maschinen vorschriftsmäßig zu bedienen. Part«. Uhr nachm.' Rmi« S7.S7U, JtaUrn» iM i» Spnni« S7.S2'/,. -LorUlf,iesen 32,10 TUrken 23,4). Turkenloole 125.— Lttomanbank 595.—. Ltacuodal)N . Lombarden —, Fest. 2ar«s, Hrodukienmark' tverien ver Mat 25.15 per Levtbr.»Lezbr. 22 75 fest, svlrttuö Mai 17 per Tevtembr 40.50. behauptet. Nubo v«r Mai 54,— . rer Zcplcnider-Tezember 59.50, ruhig. Oertliches «nd TächsischeS. — Seine Majestät der König besuchte in Begleitung seines Flügelud,»tauten. Oberstleutnants von Kospoth, den Kuustsalon von Emil Richter «Prager Straßes und nahm dalcibst die für die Eanistus-Kirche in Wien bestimmten Altarbilder der Freiin v. Oer und das große Gemälde von Eugen Burnand (Paris): .Das hohe- priesterliche Gebet vor dem Abendmahl" in Augenschein. — Gestern vormittag 1Y Uhr 26 Minuten trafen die Eltern Ihrer König!. Hoheit der Frau Prinzessin Johann Georg, der Herzog und die Frau HcrzoginPbilipp vonWürttem- berg, zu mehrtägigem Besuche aus Stuttgart hier ein. Prinz und Prinzessin Johann Georg begrüßten die Verwandten aut dem Hauptbahnhofe und begaben sich dann mit ihnen nach dem Palais Parkstraße. 'Nachmittags 4 Uhr 12 Min. traf auch Herzog Ulrich von Württemberg aus Berlin hier ein und nahm ebenfalls im Palais Parkstraße Wohnung. Er wird heute abend wieder nach Berlin zurückkehren. — Die Frau Prinzessin von Neuß bewirkte gestern im Sport- und Spiclwarenhaus L. Le nicke, Pragerstraße 49, Ein käufe. — Dem in den Ruhestand getretenen Oberlehrer an den evangelischen Bvlks'chulcn in Bautzen Dinier wurde das Ver- dienstkrenz und den gleichfalls in den Ruhestand getretenen Beamten der Staatsciienbahnverwaltung: dem Bnrcanafsislenten Rackwitz in Leipzig, dem Stationsverwaller Luther in Pöll witz, sowie den Oberfchaffncrn Adler in Limbach, Heinze und Illing in Leipzig dgs Albrechtskreuz, ferner dem Weichen wärter Reuter in Werda» das Allgemeine Ehrenzeichen ver- beh.'ii. — Dem Kirchschnttebrer Laus in Schörckeld bei Schmiedeberg Mi Erzgebirge ist der Kantortite! verliehen worden. — Unter der Ueberschrift „Hyper-Byzantinismus" schreiben die „Hamb. Nachr." zu dem gestern bereits von uns gekenn zeichneten Artikel der ,,Köln. Zta." über den Mangel an Fla ggensch muck aut den Gesandtschastsgebäuden der Bundes- stacitcn in Berlin am Geburtstage des K ronvrinzen: „Wirglau- bcn doch, daS Kölnische Blatt überließe es besser den deutschen Bun desregierungen, darüber zu befinden, wie sie ihre Gesandtschaft zu instruieren haben. Es muß in den Bundesstaaten einen befremd lichen Eindruck machen, wenn ein Blatt, das notorisch in offiziösen Beziehungen steht, ihnen förmlich einen Verweis erteilt und Vor schriften darüber macht, wie sie sich dem kaiserlichen Hanse gegen über zn benehmen haben. Den Partikularsten in Bayern usw. aber wird durch solche offiziösen Anmaßungen nur Wasser auf die Mühle getrieben. Jedenfalls liegt für die nichtpreußischcn BundesstiMerr k-inerlci völkische noch sonstige Verpflichtung vor, »«rierrn rrno »rronprinz oaven ch noch politisch einen loous atanär, unl en und patriotischsten Blätter baden nie Geburtstage der Kaiserin oder de» Krönt i widmen. Freilich tut letzteres die „Mn. unsere nationalsten Gewohnheit, dem seitliche Artikel zu aber da» ist auch . vor allein in den Staub sinkt, a . ... renden Kreisen anarbört oder von dort kommt und . . die gebührende Einschätzung >» denjenigen .Kreisen unseres VolkeS findet, die bei alleni Patriotismus und bei aller Loyalität doch ihrer eigenen Würde eingedenk bleiben und nicht in byzantinischen l zr . ... .... ... auch ein gänzlich in ServilitSt "" ' " ' alles belob nicht npniizen versunkene'S Blatts 8as belobhudelt, was den regie- dasiir auch und tue seine Pflicht! — Brausender Beifall und laut« Bravorufe folgten dieser Rede. Da sich Gegner nicht etnaefunden batten, war die Aufforderung zum Wort erfolglos, und der Vorsitzende Herr Müller schloß die Versammlung mit eindringlichen Mahn- Worten, am 1V. Juni für Herrn Dr. Wagner zu stimmen und all, Sänmlgep anzusjiorntn. ihre Wicht zu tun. ozialdemokratie hielt Freitag abend Kriechereien ibr Selbstgefühl verlieren wollen. Wir hoffen, daß die leitenden Kreise in Berlin Empfindung für die Notwendigkeit habe» werden, den peinlichen Eindruck in den Einzelstaaten zu beseitige», daß die »»gehörige Sprache der „Köln. Ztg." irgend wie auf amiliche Eingebung zurückzusühren sei." — Unter de» Depeschen in der gestrigen Nummer wurde apf einen Artikel der „Nationalzrituna" hingewiesen, der sich mit de» Vorgängen im Freiberger Wahlkreis beschäftigt. In diesem Artikel wird behauptet, daß der Generalsekretär des national- liberalen Lcmdcsvereiiis für das Königreich Sachsen Herr Dr. Gehrke bei den Verhandlungen im Februar auf einen Brief des dem . , . t heule in der von ihm heransgcgebenen nationalliberalen Korre spondenz, daß er einen solchen Brief überhaupt nicht be sitze. Ein solcher Brief existiert eben nicht. — In Radeberg hat am Freitag abend eine Wähler - vcrsam iiilu na der Vereinigten Ordnungsparteicn stattgefun- den, m der sich der Kandidat der Vereinigten Ordnungsparteien im 4. sächsischen Wahlkreis iDresden r. d. Elbe>, Herr Amts richter Dr. Wagner, zum ersten Male seinen Wählern vorstelltc. Nachdem Herr ^ärbereibcsitzer Hugo Müller die Versammlung mit einer kurzen 'Ansprache eröffnet und ein Hoch auf Kaiser und König ausgcbracht hatte, »ahm Herr Dr. Wagner das Wort zu einer O Ntündigen Wahlrede. Er stehe von Jugend an auf konser vativem Boden. Er sei aber nicht einseitiger Parteimann und er kenne imperative Mandate nicht a», wohl aber einen Imperativ der Ehrlichkeit. Sollte er gewählt werden, so werde er stets nach mnerner Ueberzenauiig sprechen und stimmen. 'Redner steht auf dem Baden der Monarchie und wird für die Erhaltung einer chlagfertiaen Armee und starke» Flotte eintreten. In der aus wärtigen Politik scheint es die Regierung in neuester Zeit an der alten Äismarckschcii Festigkeit fehlen zu lassen. Alle Einstüsse nicht- dentjcvcn Geistes durch die Pole» »nd Juden lLiteratur und Prcfsej. durch die Jesuiten sind zu bekämpfen. Der bundesstaatliche Charakter ist nnicrem Tenlschen Reiche zn erhalten. Aber das ünanziellc Verhältnis der Bundesstaaten zum Reiche bedarf drin gend einer Regelung. Das Reich muß auch in finanzieller Be ziehung selbständig werden. Dazu können ihm neue Relchsstcnern verhelfen, dns ist in erster Linie eine Wchrsteucr. die nach fach- verständiger Berechnung 25 Millionen Mark bringen soll. Nene rndirekie Stenern auf Dinge, die nicht zum Lcbensbedarf, wohl aber zn einem angenehmen Lebensgenuß gehören, lassen sich noch hcranSbringcn. Die Behauptung, daß wir in Deutschland höhere Abgabenlasicn hätten als andere Länder, ist falsch. Diese Abgaben betragen in Deutschland pro Kops 30 Mk., in Frankreich, wo die Arbeiislöhnc nicht höher sind, 63 Mk., in England, wo die Ar beitslöhne elwas höher, die Lebensmitlelpreise aber verhältnis mäßig noch höher sind, 65 Mk. Der neue Zolltarif soll uns die M ttei bieten znm Abschluß langfristiger Handelsverlräge. Ver stärkter Zollschutz ist besonders den Landern gegenüber nötig, die ihre Zollsätze in rücksichtsloser Weise erhöht haben. Das ist in erster Linie Nordamerika. Auch dürfen wir wie früher nicht der Meinung sei», daß wir unseren politischen Freunden auch wirt- sthöstlich den Rücken stärken müßten. Unsere Freunde nehmen in dieser Beziehung auch keine Rücksicht aus uns: Oesterreich hat einen Zolltarif, der unseren überschreitet, und Rußland sucht Teuischland geradezu zu vergewaltigen durch einen 20prozcntigen Ausschlag für alle Einsuhr auf dem Landwege gegenüber der jenigen au) dem Seewege. Die Handelsverträge sollen allen Er- werosständcn gleichmäßig zugute kommen, der Industrie und dem Handel, wie der Landwirtjchoft. Die Landwirtschaft können wir nicht anfgebcn: noch sind 23 Millionen Deutsche in ihr beschäftigt. Sie hat dringenden 'Anspruch auf eine erträglichere Eristcuz. Ohne unsere Landwirtschaft würde uns im Ernstsalle das Ausland aus hunger». Das Ausland strebt dahin, unsere deutsche Landwirt- schast zu ruinieren. Getreide aus dem Innern Ämerikas wird in gleicher Menge zu billigerem Preise bis Mannheim gebracht, als von Ostprcutzen nach Mannheim. Sozialdemokraten und Frei- damit ganz auf frcihändkrischen Standpunkt und Deutschland würde die Ablagernngsstälte für die Ueberoroduktion des 'Auslandes. Die sreiwerdenben Kräfte der Landwirtschaft strömten ins Jndustriclager und drückten das Angebot. Dann müßten auch die 'Arbeitgeber die Arbeitskräfte so billig wie nur irgendwo beziehen können und etwa 100 000 Kulis aus China hcrüberholen. Die Arbeiter würden also am meisten unter dem Freihandel zu leiden haben. Das sozialdemokratische Geschrei von Brothunger ist nur ein Mittel der Wahltaktik. Wir freuen uns, in unser» Bauern, dem Gesundbrunnen unseres Volkes, noch einen starken staatserhastciidcil Damm zu besitzen. Jetzt in Wayl^itm ^ „Der Bauer muß. bankerott gemacht werden." Bebel: „Es gibt keinen egoistischeren, rücksichtsloseren keinen bornierteren Men schenschlag, als die bäuerische Menschenklasse." Die „Sächs. Ar beiterzeitung" schrieb: „Wir erklären den Äutshösen und dem klei nen Baucriihalis den Krieg." Und diese Leute spielen sich jetzt zur Wahlzeck als die Freunde der Bauern auf. Nicht minder wichtig ist die Erhaltung eines kräftigen Mittelstandes. Er ist das natürliche Mittelglied zwischen Großnnlernehmertum und Arbeiter- stand. Es ist Pflicht einer klugen Staatspolitik, dem Mittelstand das Rückgrat zu stärken Ter erste Schritt hierzu ist die Errichtung einer Reichs-Zentralstelle zur Förderung des Gewerbes, etwa im Anschluß an das Reichsamt des Innern, von wo auS besonders auf die allgemeine Einführung des Motorbetriebs im Kleingewerbe und auf andere Vorteile hinzuarbeiten sein würde. Größere Aus gaben ans der Reichskasse dürfen nicht gescheut werden. Durch Rohstost- und Produktions-Genossenschaneii soll daS Handwerk weiter begünstigt werden. Die großen Beamten- und Offiziers- Vereine sollten aufgehoben und den Warenhäusern durch eine pro gressive Umsatzsteuer entgegengestcuert werden. Das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb bedars der Verschärfung. Tie Wohl taten der sozialen Gesetzgebung sind auch aus den Mittelstand aus- zudehnen. — Was die Arbeiterfrage anbclangt, so stehen hier dem Staate die höchsten Aufgaben offen: einen in menschenwürdigen Verhältnissen lebenden, zufriedenen Arbeitcrstand zu schaffen. Der Fabrckarbcilerstand ist der jüngste: er besteht erst seit etwa 60 Jabrcn. Bei seinem Entstehen hat der Staat versäumt, mit Schutzmaßrcgeln einzugreifen' die gebildeten Stände haben damals ihre Aufgabe nicht erkannt, ihre Pflicht nicht erfüllt. Es ist »»wahr, von einer Verelendung der Massen zu sprechen. Tie Löhne der Arbeiter sind seit 1891 fortwährend gestiegen, überall um ein Drittel, znm Teil sogar um die Hälfte, mehr als die Lebeiismittelpreise. Auch sonst ist ein allgemeiner Kultur- sorischritt Ivahrzniichmen gewesen. Die Vermehrung.der Erspar- nissc ist in Deutschland 76 Mal so stark als die Bevölkerungs- ziliiahnie. und diese wiederum ist die stärkste in Europa. Das Ziel der Sozialdemokratie vom Sondereigentum zum allgemeinen Eigentum ist eine Utopie, wie ihr ganzer Zukunftsstaat. Bauen nur an der sozialen Gesetzgebung weiter, sorgen auch für die Witwen und Waisen der Arbeiter, dann helfen wir den Arbeitern mehr, als ihnen ihre Führer jemals versprechen können. Eine wirkliche Besserung der Lage deS Arbeiters hat die Sozial demokratie bis beute nicht herbcigeführt: «in Gegenteil, sie hat gegen alle Gesetze gestimmt, die die Lage des Arbeiters verbesserten. Das allgemeine gleiche und direkte Wahlrecht soll unangetastet bleiben. Das jetzt bestehende indirekte sächsische Dreiklassenwahlrecht kann nicht als eine alle Teile be- sriedigende Lösung der Wablrcchtsfrage bezeichnet werden. So wollen wir auf der einen Seite i» der sozialen Politik unseren Arbeitern freudig die Hand entacaenstrecker,, aber aus der anderen Seite auch mit energischer Faust die Verführer und Hetzer znrück- s hoch und heilig ist, in den Staub der AmtShauptmann wegen Reinigung nächsten Erleoi chaft „reltog igung dnn- stoßen, die alles, was uns doch und heilig ist, in den Staub ziehen wollen. Ernst ist die Zeit. Stehe jeder auf seinem Posten Reichel, »ur Versammln» Wählern rior./ »uvr .VN,«.,, rr entgegengesetzten Anschauungen «ine gegenseitige VerMnvigung tur ausgeschlossen halte, und worin er schließlich noch bat, wenigstens an seiner Arbeitersreundlichkeit nicht zn zweifeln. Der Referent sprach sich zwar anerkennend über den liebenswürdigen Ton des Briese» au», schloß aber mit einem gewissen Bedauern, daß Pastor Reichet sich der Rcformpartei verschriebe» habe, welche bei der Abstimmung mit den Sozialdemokraten gegen den 5 Mark-Zoll gestimmt habe, aber nicht etwa, weil er iyr zu hoch, sondern noch 'er Stimmung heraus, ir des Pfarrer» Nau- mann entstanden. Bezüglich der Ehelragödie am sächsischen Hofe sei man auf die verfehlte Idee verfallen, die Jesuiten dafür verantwortlich zn machen. Es sei aber ganz unmöglich, daß die Jesuiten einem Könige, den sie für einen Hort de» Katholizismus dielten, einen solchen Znsainincnbrnch in seiner Familie wiinschen könnten. Er lei weit entfernt, sich als Schützer der Prinzelsi» aufzuspielen, er verurteile sie aber auch nicht, sondern nur dos System, nach welchem die heutigen Ehen geschlossen würden. Dr. Gradnauer sprach offen aus, daß er für die iederzulassung der Jesuiten lei. — Tie Kanzlcträume Dresden-Neustadt sind „ und Sonnabend, den 15. und 16. Mai. nur für gcnder Dicnstyesckmfte geöffnet. — Diejenigen Eltern und Pfleger, welche seit Ostern mehr als ein Kind in eine der städtischen Bürgerschulen schicken, seien darauf hingewiesen, daß >» der hiesigen Lokalschulordnung eine Bestimmung enthalten ist, wonach aus Ansuchen daS Schulgeld für das zweite und die folgenden Kinder bis auf die Hälfte Vcs üblichen Schulgeldsatzes von 46 Mk.. d. i. 24 Mk., herab- zesetzt werden kann. Gedruckte Anträge um Gewährung dieser L>chulgeldvcrgünsl igung sind der den betreffenden Schul direktoren zu erhalten. — In der letzten DonnerStagSnummer unseres Blattes war in der Rubrik „Tagesgeschichte" aus die ausfällige Tallache l>in- pcwiesen worden, das; neuerdings so hänsig Kinder wegen ickmcrer Bcrbiechr» vor Gericht stehen. In der Rcichstaas- sitzuira vom 5. Februar d. I. machte der Staatslekretär Ricberdmg ans diese befremdende E'scheiinmg aulnierklam mit dem Ansügen, daß man aus dtelem Ginndr Anitand nehme, das Alter dcr Slrns- niüiidigkkit vom 12. aus daS 14. Lebensjahr heransjlisehen. zuinal eine große Anzahl von Fällen vorläge, in welchen die bestraften Kinder rücktällig gtweien Kien. — „Diese Sätze" — so schreibt uns bieizu rin bcivvirageiidcr Fachmann des ErziehungswesenS in Sachsen — „haben mich veranlaßt, im Jntciesse der brtressenden Kinder gegen die darin geäußerte Austastung Widerspruch zu er heben. Zwei Fragen will ick stellen: 1. Woher kommt es. das; so viel mehr Kinder verderben und zu lcknoeren Verbrecher» werden als früher? und 2 woher kommt cs. daß die Strafe lo wenig nützt, daß unter den zu bestrafenden Kinder» in viele» Fällen rückfällige sind? Aimvorl zu 1: ES kann die Schuld nirgends anders ge sunden werde», als in der Art d e r h e u t i g e n E rz i e h u n g und in der Art der Verhältnisse, in denen die Kinder airsmachse». Ich nehme natürlich die ans, welche .aus der Art schlagen", die es allezeit gegeben hat und deren Zustand mit krankhaslen physio logischen und psychologischen Verhältnissen mellt ziiiaiiimer,hängt. Im übrigen aber behanvte ich, daß heule durchschnittlich die Kinder schlechter erzöge» werden als früher: »> gennßiüchligrr— insofern sie bei ihren Eltern schon frühzeitig an allen möglichen Vergnügungen und Genüssen teil baden, und insofern sie »r der Ocffentttchleit durch frühes Sehen und Horen vieler, auch recht ichlechler Genüsse gereizt und begehrlich gemacht werden; d) kälter, ilebelcercr, insvsern die Elter» heute keine Zeit mehr haben, sich ihrer Kinder anziiiiehiiien, vielmehr tagsüber durch die Vernfs- rclchäitc und abends durch viele Vereinsverpstichtungeir und onstige Vergnügen von Hanse feriigehalten unc> ihre» Kindern e»t- >vgen werden: c) frühreifer. — insofern sie schon ungehindert zu Hause Zeitungen lesen, mit allem, was heute in den Zeitungen bleitgelreken wird und ost für Kinder am allerlingceigiietsten ist, srüb vertraut und dadurch abgebrübt werde», ja iniofer» sie schon olitische Streitigkeiten und gehässige diesbezügliche Aeußeriinacn ören. Bedenkt man dies aber, io wird »ran auch zrigebe» müsse», daß dir Kinder selbst an ihrer sittlichen Verschlechterung am wenigsten Schuld baden, sonder» daß dies die Schuld der Er- zirhungsmängel daheim und der schlechten öffentlichen Einstüsse ist. Dann ist aber auch die Besserling der veidorbciie» Kinder nur durch bessere Erziehung ru erziele», nicht totvvhl durch harte Strafe, sondern durch Nachholung und Ersetzung dessen. waS ihnen früher nicht gegeben wurde. Und das düngt mich zur Ant- woit auf Frage 2: .Woher kommt cs. daß an viel mehr Rinder» die Strafe so wenig nützt, das; es schon üickfällige darunter gibt? Man hat gesagt, daS icl die Folge der vil znerkaiiiiten kurz zeitigen Strafen, die zu geringen Eindruck machen. Wohl möglich und gewiß richtig, aber zu wenig. Ich behaupte aus vleltachrr Eüahrung. das; cS tleser liegt: daß Ä es ä n g n iS - strafe überhaupt an schulp Nichtigen Kindern ihren Zweck nicht erfüllt: nicht, weil unsere Art des Strafvollzugs nichts tauge, sondern, weil der Charakter der Gcjängnisstrafc der EittwickelunaSstlife deS Kindes zwischen 12 und 14 Jahren nicht entspricht. Denn sie wirkt in ihrer Schärfe, die sie baden muß, auf Kinder so, daß sie Furcht oder Verbitterung in ihnen erzeugt. Furcht aber verfliegt in der wiedergewonnenen Treibest bald und gibt keinen Halt in neuen Versuchungen; und zerbstierirng macht trotzig und eist recht schlecht. Und nun nehme man noch hinzu: Tie bestraften Kinder kehren in die Heimat und Heimcstsschnle zu den Kameraden zurück. Dort werden sie ent weder zu Märtyrern als geschändete und verachtete Mentchen, denen bei jedem Streite von Kameraden die Schande vorgeworfen wird, — oder sie werden Helden, die aus Fragen, wie'S im Ge- sängnIS war. groß tun und mit Gleichgültigkeit probten, dadurch aber selbst schlechter und anderen zu Verführern werden. Darum ist eS mir einfach unverständlich, wie manche Männer, und an deren Spitze jetzt auch der deutsche Staatssekretär, lagen können, die Mißerfolge der Gefängnisstrafen sprechen gegen die Erhöhung der Strafmündigkeitsgrenze vom 12. auf das 14. Lebensjahr. Ich meine vielmehr, logisch zu denken, wenn ich sage: Gerade mit seinem Mißerfolge hat das bisherige System, Schulkinder mit Gcsänanisstrase zu belege», bewiesen, daß es Kindern gegenüber falsch ist. Warum? Well bei Strafe» die Liebe fehlt, und ihnen in der Strafzeit das nicht gegeben werden kann, was ihnen fehlte infolge mangelhafter Erziehung. Und wenn das System, Kinder zu strafen — wenn nicht bankerott geworden, io doch wenigstens als unfähig erwiesen ist, verdorbene Kinder zu bessern, so lullte doch gerade deshalb klar sei», daß Besseres dasur anzuwenden not wendig ist. DaS Bessere aber ist an Stelle der Strafe für Kinder Erziehung. Man sei sehr streng in der Ausführung von Strafen gegen Erwachsene, die trotz aller Erziehungsmittel Unrecht tun, aber scknlpstlchtige Kinder stiase man nicht mit Gefängnis, die entweder in gute Fami- >ort kann, ja soll der Geist Dort kann tn väterlicher Liebe und Freundiichket. bei harmlosem, fröhlichem Verkehr vieles früher Versäumte nachgebolt, vieles wieder gut gemacht, manche schlechte Gewöhnung allmählich beseitigt werden. Dort sind die Kinder sicher vor Spott und Verachtung, dort bleiben sie tn Ruhe bis zur Kuiisiimalloii. Und Tausende von gebesserten Zöglingen der Rettungs- und Erziehiingsanslalten danken es später denen, die sie anstatt ins Gefängnis zu bringen, in eine Erziehungsanstalt gegeben haben. EZ bleibt wahr: Kinder, welche noch tn die Schule gehen, gehören nicht i» das Gefängnis. Und eben dämm wünsche ich von Herzen, daß daS wieder komme. waS wir tn Sachsen bereits hatten, mit dem dentichen NclchSstrasgesetzbuch aber aufgcbcn mnßkcn: daß die Stiafmiindlgkest erst mit dem er füllten 14. Lebensjahre beginnt, bis oahln aber verwahrloste «nd verderbende Kinder ihrer Unigeblmg und deren Einflüssen entnom men und in eine ErzlchlingSanstalt gegeben worden." - Der Besuch der P k«rd e - A u « ft«l lu ng batte, am gefirkaen Dag» unter der Nninmft der Witterung »u leiden. Ein gute« Stock Arbeit batte die Prän,ii»»una«romm6fton »u vewtll m, um s« mehr, ol» dieselbe
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