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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 30.06.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192006300
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19200630
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19200630
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1920
- Monat1920-06
- Tag1920-06-30
- Monat1920-06
- Jahr1920
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 30.06.1920
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Dresdner Vogelschießen» wieder, wie in de« srüOere» Jahre«. »««Ittelbar a« der Vogelwiese et«: LandunaSftttle etnrtchte«, um nach u«d vo« Festplatze ein« bequeme Schiffs» Verbindung zu schaffen und werden daselbst vom S. d. M. an sämtliche planmäßigen «Schiffe stromauf, wie stromabwärt» anlegen. )i Dre«den. Die Prinzessin Johann Georg von Sachsen ist gestern früh zu mehrtLgiaem Vesuche hier «in- getroffen. —Am Montag abend fand im kleinen Saale der Dresdner Kaufmannschaft ein SrörterunaSabend der Ort«. gruppe Dresden der Gesellschaft für soztaleReform statt. RegierunoSrat Brand sprach Über das BetriebSräteoesetz. An den Bottraa schloß sich «in« Aussprache, die Ke die Teilnehmer besonders ergiebig war. weil In ihr di, ver. schiedenartige Stellungnahme der von dem Gesetz betroffenen Volksgruppe» »um Ausdruck kam. * Bautzen. Der Bezirksschultnspektor im Bautzener Schulaussichtsbezirk. Oberschulrat Bach, einer der älteste« Schulmänner Sachsens, scheibet am 1. Nult aud dem öffent lichen Schuldienst au». Äh« wurde au» Anlaß seine» «chet- den» eine Stiftung lBachsttftung) überreicht in Höhe von 7255 Mark, der«« Zinse» für arme Lehrerfamtlte» verwendet werde« solle». Zwickau. Gestern vormittag stürzte bet der erzgebir- gischen Gteinkohlenbaugesellschaft in Schedewitz, die eine« neuen Kühlturm aufführen läßt, plötzlich die innere Rüstung diese» Turme» zusammen und riß die daran beschäftigten Arbeiter mit in die Tiefe. Zwei von ihnen waren sofort tot, zwei andere wurden sehr schwer und vier leichter verletzt. Neugersdorf. Montag abend gegen V Uhr ging über die hiesige Gegend ein Gewitter, verbunden mit wolkenbruch artigem Regen und Hagelschlag nieder. Die Hagelschlotzen zertrümmerten Hundert« von Fensterscheiben. — Da» Un- weiter, da» in der Richtung nach Böhmen abzog, hat die Ernte streckenweise vollständig vernichtet und auch in den Obstgärten erheblichen Schaden angertchtet. Gestern früh lagen die Hagelschlotzen noch stellenweise LS bi» 80 Zentimeter hoch. »Schöneck. Eine am 20. Juni in Schöneck abgehaltene Lehrerversammlung de» BogtlandeS erhebt schärfsten Gin- spruch gegen die BesolbungSregelung, batz die Lehrer der Volksschulen in Klaffe 7, die der höheren Schulen in Klaffe 10 eingeretht werden. Gleichzeitig erklärt sie stch mit de« Dresdner Lehrern in ihrem Streik solidarisch. Treuen. Unter dem Verdacht, falsche» Papiergeld an- gefertigt zu haben, ist ein hiesiger Geschäftsinhaber verhaftet worden. I« seinem Besitze befanden stch noch für 14 000 Kro nen falsche Kronennoten und eine Anzähl fälsche« 50-Mark- Scheine. Plauen i. V. Auf dem Oberen Bahnhofe wurden zwei Kaufmannslehrlinge au» Halle, üte sich durch große Geldausgaben verdächtig gemacht hatten, festgenomme«. Auf »er Polizei gestanden sie, datz sie ihre Lehrherrem «m 8000 Mk. geschädigt hatten. Den größten Teil de» Geldes hatten die Bürschchen noch bei stch. Leipzig. Der Rat -er Stadt Leipzig will fetzt ernstlich au die Wohnungsnot Herangehen. Man hat im Rathanse «tn- gesehen, Latz mit den bisherigen Mitteln und Mittelchen so gut wie nichts erreicht worden ist und auch nicht» erreicht werden konnte. Jetzt endlich hat man stch dazu entschlossen, Neubauten zu errichten, und hat den Stadtverordnete» eine entsprechende Vorlage -»gehen lassen. In dieser wird in einer ausführliche» Begründung Largelegt, datz unter de« heutigen Kostenverhältniffen niemand mehr bauen kann, da die Herstellung einer Dreiztmmer-Wohnung bereits gegen 80 000-100000 Mark kostet. Infolgedessen ist die Wohnungs bautätigkeit vollkommen ins Stocken geraten. E» ist in Leip, zig im Jahre 1020, obwohl zahlreiche Pläne von Baugenossen schaften und Privaten vorliegen, mit deren Ausführung so fort begonnen werden könnte, noch kein Neubau in Angriff genommen worben. Selbstverständlich liegen die Verhältnisse im ganzen Reich« so, und die Ritchsregierung beabsichtigt deshalb, die Zuschüsse zu erhöhen. Eine Entschließung dar- über ist jedoch noch nicht gefaßt worden. Der Rat fährt dann fort: Gebaut mutz aber werden, denn die Wohnung»- not mutz wegen ihrer gesundheitlichen und bevölkerungs politischen Gefahren so schnell al» möglich beseitigt werden. Da» ist aber nur durch die Neuherstellung von Wohnungen möglich. Die Stadt mutz also in eigener Regie bauen. * * * Liebenwerda. Die hiesige Industrie hat erheblich unter dem Mangel an Arbeitsaufträgen zu leiben. In einigen Betrieben sind bereits ArbeitSetnschrLnkungen er folgt, denen weitere folgen werden. Die Faust der Fremdherrschaft. Wie gewaltsam und rücksichtslos die Polen in bezug auf Polonisierung aller geschluckten deutschen Gebiete vorgehe» — LaS haben selbst die größten Schwarzseher nicht erwartet. Bezeichnend ist -er AuSspruch ein:» polnischen Führers: »ISO Jahre haben die Deutschen zu germanisieren versucht und e» ist ihnen nicht gelungen. Wir Polen werden nur S Jahre polonisteren und werden glänzend« Erfolge haben." Ueber die »Erfolge", die man sich polnischersettS verspricht, läßt stch ja streiten. Vorläufig richten die Pole« ihr aller- größtes Augenmerk darauf, möglichst viele Deutsche aus de« ehemaligen Provinzen Westpreutzen und Posen herauSzu- brtngen oder herauözuekeln. Sie wollen zunächst der E«te«te beweisen, daß di« deutsche Statistik nicht stimme, wonach 1« den preußischen Anteilen ursprünglich mehr als doppelt so viel Deutsche, wie Polen gewohnt haben. Wie die Polen sonst dem bedrängten Deutschtum zu Leibe gehen, ergibt stch aus folgenden Beispielen: 1. ISS Astchr« Haden seinerzeit di« Preuße« verstreschen lasse«, eh« st« dir deutsche Sprache al» Verkehrssprache ein führten. Im Jahre 1772 «ar die erste Teilung Polen» und erst am 28. August 1870 ist in Posen da» Deutsch« zur Amtssprache erhoben worden. Noch in den S0rr Jahren de» vergangene» Jahrhundert» trugen -. v. die elektrischen Straßenbahnwagen der Stadt Posen deutsche und polnisch« Aufschriften. Die Polen — haben jetzt die polnische Sprache vom ersten Tag« ab al» Amtssprache eingrführt. 2. Zwei junge Mädchen au» Liffa haben drei Tage nach der Besetzung in Posen ein Telegramm au» BreSlau «rhrl- ten: »Mutter schwtr krank, sofort kommen." Sie fuhren um geh«»- «ach Pose«, »» stch einen Paß zu besorgen. Auf ihre höflich« deutsch« Anfrage antwortet« der betreffende Beamte auf polnisch. Die Damen wiederholten ihren Wunsch »um »weiten Male mit dem gleichen Erfolg. Fast verzweifelt brachten st« ihr« Vitt« »um dritten Mal« vo« und »war unter Hinweis auf ihr« schwererkrankte Mutter, worauf sie der Be amte in fließendem Deutsch anfuhr: „In Polen wird polnisch gesprochen." „Aber verzeihen Sie, mein Herr, wir find doch erst seit drei Tage« polnisch, wir können doch nicht so schnell polnisch lernen." „Da» ist egal, Sie hätten stch früher darum kümmern müsse«. Sehen Sie zu, wo Sie Ihr Recht be kommen." 8. Der «egen angeblicher Preffevergehen von den Polen zu mehreren Wochen Gefängnis verurtetlte Schriftleiter der „Thorner Zeitung" stellte bet Antritt seiner Strafe den An trag auf Gelbstbeschäfttgung und Selbstbeköstigung. Der Antrag wurde vom Staatsanwalt abgelehnt. Er wird dem- nach mit GesängniSarbett beschäftigt und mutz die völlig un zureichende Geftingni»kost essen. Bon der früheren deutschen Regierung ist polnischen Pressevertretern in ähnlichen Fäl len eine derartige Vergünstigung stet» gewährt worben. Solcher Beispiele gibt e» unzählige und au» allen leuch, tet nicht die versprochene Toleranz, geschweige denn die den Deutschen zustehrnde Gleichberechtigung, sondern lediglich verblendeter Hatz und eine AuSrottungSpolitik, die ihres gleichen suchen kann. Neueste Nachrichten und Telegramme vom 80. Juni 1920. Die Verleg««- des AerztestrelkS. * Leipzig. Zur Beilegung des Aerztekonflikte» mit den Krankenkassen wurde in einer Leipziger Aerzteversamm- lung berichtet. Ueber die Frage der freien Aerztewahl wurde ein vollständiges Einverständnis erzielt, nicht aber über die Honorarfrage. Die Kassen fordern eine Begren zung der Pauschale nach oben und unten, während die Aerzte die Pausä-ale mög'ickst ganz beseitigt sehen möck- ten. Da man in dieser Hinsicht auf beiden Seiten keinen neuen Schiedsspruch wollte, bleibt die Festsetzung der Pau schale örtlichen Vereinbarungen überlassen. Jede dieser Vereinbarungen hat rückwirkende Kraft vom 1. April d. I. Die mit der preußisch-hessischen Eisenbahngemeinschaft ge führten Verhandlungen sind für die Aerzte günstig ver laufen. In Sachsen sind bereits im vorigen Jahr mit den Bahnbetriebskrankenkassen dahingehende Abmachungen er- Die Beweg««» »egen die Hobe« LebenSmittelvreike. X Berlin. Die Bereinigung rheinisch - westfalischer Stadt- und Landkreise bat beschlossen, einheitliche Höchst preise für Frühobst und Frühgemüse festzusetzen. X Gera. Hier ist auf Veranlassung der Regierung und des Staatsrat« ein Marktschutz ins Leben gerufen worden. Eine Kommission von Produzenten und Konsumenten setzt die Preise fest. Der Konflikt zwischen Schweden und Finnland. X Stockholm. Alle hiesigen Blätter bringen augen scheinlich inspirierte Artikel, die einen Abbruch der diplo matischen Beziehungen mit Finnland vorauSsehen. Die Verbandlnuge« »wischen Finnland und Rußland. X Kopenhagen. Einem Telegramm aus Helsing- forS zufolge sind die WaffenstillstandSbedingungen Finn lands von Rußland abgelehnt worden, da die Russen das Recht zur freien Benutzung der Finnischen Bückt verlangen. E» verbleibt nur noch die wirtschaftliche Frage, die im Laufe dieser Woche geregelt werden soll. Die deutsch-englischen Vorkriegsschulden. X Amsterdam. Der „Times" zufolge hat der Präsi dent des englischen ClaeringamtS gestattet, daß zwischen englischen und deutscken Firmen em unmittelbarer Au», gleich, aber nur durch Vermittlung des ClaeringamtS, wegen der Borkriegsschulden erfolgen darf. Da- Umsichgreifen der bolschewistische« Beweg««« in Persien. X Amsterdam. Die „Times" meldet aus Teheran: Die Streitkräfte von Kutscht Khan, dem Leiter der persischen Sowjet-Regierung, rücken von Rischt in das Gebiet von Masanderian entlang der Südküste des Kaspischen Meere» vor. Ihre Absicht ist, Teheran unter Umgehung der britischen Stellung von KaSwin zu erreichen. X Rotterdam. Der „Daily Telegraph" erfährt, die Verhandlungen zwischen der persischen und der Sowjet- Regierung über die Räumung des persischen Gebiets seien vollkommen fehlgeschlagen. Die ersprießlich« Zusammenarbeit. X Rom. Der UnterrtchtSminifter Benedetta Croce betont« in einer Unterredung mit dem hiesigen Lava«- Vertreter seine beständige große Achtung und Liebe für Frankreich; dies erst zu wiederholen sei unnütz. Doch sei dl» waore WeNrmrur nur v»wa> enge «uiammenarvelt »wischen Italien, Frankreich, England und Deutschland möglich. Hoffentlich werde diese ersprießlich« Zusammen- arbeit bald bergeftellt. Schließlich wie» Croce auf de« bevorstehenden Gelehrten- und Studentenausschuß zwischen Frankreich und Italien hin. Et« A«fr«f der Ualie»tfche» E«zi«ltste». )<Mom. Der „Avanti" veröffentlicht et»«t Auf- r«k »er italienische» Sozialdemokratie «nd da- ttalie- «tschrn allgemeine« Arbrtterbnndes an da- italienisch« Proletariat btnsichtlich Albaniens, wort« die Arbeiter u«d Goldate« anfgefordert werde«, ri»e« etwaige« neue« Krieg mit dem R«fe „Revol«tion" ,« beant worte«. Die Kriegsaewt««ftener i« Frankreich. X Bari». Der Finanzminifter teilte im Ministerratr mit, die Steuer auf außerordentliche Kriegsgewtnne werde 6 Milliarden FrcS. einbringen. Der Ministerrat genehmigte einen Antrag Morins, der die für den Wiederaufbau der bestellen Gebiete bestimmten Kredite auf 17 Milliarden Are», feftsetzt. Die deutsche Zahlnll-SllllfSht-kett. "Pari». Der „Temps" schreibt zur Frage der deut schen Kriegsentschädigung, daß alle Anzeichen daraus hin deuten, daß Deutschland sich auf dem geraden Wege zum Bankerott befinde. Es sei unmöglich, mit der deutschen Re gierung über die Festsetzung von Jahresraten zur Beilegung der Kriegsentschädigung zu diskutieren, da sie keine Sicher heit für dre Bezahlung der Raten geben könne. Es sei auch nicht mit einer internationalen Anleihe für Deutschland zu rechnen, da niemand Geld In einem Lande anlegen werde, das unmittelbar vor dem Zusammenbruch stehe. Der „TempS" ist der Ansicht, daß in Deutschland entweder eine radikale Regierung ans Ruder kommen werde und daß Deutschland dann niemals werde zahlen können oder daß Deutschland reorganisiert wird und unter eine Regie rung kommt, die es ablehnt, zu zahlen. Deutschland soll a« der Finanzkonferea, i« Brüssel teilnehmen. )( PariS. Der Vötterbundsrat hat de« Snsamme». tritt der internattonal«« Finanzkonsereuz in Brüssel «es de« 2». Juli festgesetzt. I« dem Schreiben an de» Ministerpräsidenten sagt der Senatsvräfident Vourgeot-, der Vorsitzende des Rats de- Völkerbünde-, die Ein ladung Deutschland- zur Konferenz sei nötig; die Form der Einladung könne aber erst «ach der Kouferenz vo« Tva festgesetzt werde«. Weiter erklärte Bourgeois i« sei««« Briese, der Rat de- Bölkerbuudes fei davon überzeugt, daß die Verhandlungen zum Zwecke der wirtschaftliche« »«d sinauzielle« Wiederherstellung in der Welt nnr ,« eine» Ziele führe« könnte«, wenn die Verpflichtungen Deutsch- land- «nd seiner Verbündeten «nd die sinauzielle L«ge der Mittelmächte klar bestimmt werden. Wen« ««« die finanzielle Weltlage prüfe, müsse Deutschland ««bedingt ausgefordert werde«, sich dabei vertrete« ,« lasse«. Die «e«e« Botschafter für Berlin. )l Paris. Der französische Botschafter Laurent reifte gestern abend nach Berlin ab. XLondon. Bonar Law teilte im Unterbaust dle Ernennung Lord Dobermanns zum britischen Botschafter in Berlin mit. Reuter erfährt, Lord Dobermann werde London in kürzester Zeit verlassen, um seinen Botfchastrrpoften i» Berlin anzutreten. Seine Ernennung habe einen zeitweiligen Charakter und stehe besonders im Zusammenhang mit de» wirtschaftlichen Problemen, die eine hervorragende Rolle in der internationalen Lage Deutschlands spielen. Vermischtes. Nichtbestätrgte Meldung. „Stockh. Dagblckbet" wird aus Helsingfors telegraphiert, oaß die Meldung, wo nach beim Untergange des Bolschewrstenfahrzeuges auf oev Newa 2000 Kriegsgefangene umgekommen fern «ollen, sich nicht bestätigt. Alle Kriegsgefangene sind gerettet worden. Sport. Turnen, Sport «nd Spiel. 1'/« Millionen Turner. Die Deutsch« Turner schaft Wählte am 1. Januar dieses Jahres 1250000 Ge samt-Mitglieder. Dieses erfreuliche Steigen läßt einen guten Ausblick zu, insbesondere hat das Turnen und Spielen der Kinder große Ausbreitung erfahren. Ten weiteren Meldungen zufolge, schreitet das Wachstum sott. Um Weg un- Ziel. Driginal-Roman von Margarete Wolff-Meder. 11. Fortsetzung. „Aber, das ist ja verteufelt, das heißt in einer Zwangs jacke stecken." Wedenkamp sah aus, al» ging ihn die Sache persönlich an, als wollte er dreknschlagen. „Ist'» auch, lieber Freund. Und wenn meine Firma nicht die Ambroidfabrikatisn hätte, dankte ich überhaupt. Sie wissen wohl, das ist Preßbernstein. Aue Bernstern schnitzel und Abfälle in der Schleiferei werden durch ern besonderes Verfahren wieder zusammengeschmolzen. Man erhält dadurch pon Muem gut verwendbares Akaterral." „Darfrnan sich dre Sache nicht einmal aystben'?" „Nein," der Kommerzienrat lachte, „das. ist unser Ge heimnis." - „Schade", Wiedenkamps Bedauern war aufrichtig, zu gleich aber erhob er sich; denn das Zeitmaß, das für erne Visite als schicklich gilt, war bereits überschritten. „Wenn Sie aber ernen Blick tn die Schläferet werfen wollen, stehe ich mit Vergnügen zur Verfügung." Der Kommerzienrat hatte sich ebenfalls erhoben, um nun den Besucher hinauSzugeletten. Und während sie nebeneinander hergingen, sprach er davon, daß man in jüngster Zeit auch in der Stadt recht viel Interesse für die Berustein- industrre. bekundet habe, infolgedessen er gewillt sei, den Bürgermeister, den Rtagistrat und die Stadtverordneten zu einer gleichen Besichtigung einzuladen. „Und rch hoffe, Ihr Herr Vater wird mir auch die Ehre erweisen." „Wenn ich ihm da» sage, freut er stch schon jetzt dar aus", beeilte sich Leberecht Wiedenkamp zu versichern. Ihm war es allerdings erst bn den Worten de» Kommerzienrate» em gefallen, daß sem Vater ehrenamtlicher Stadtrat war. «Ich werde die Geschichte, noch »wischen Weihnachten und Neujahr erledigen. Este bleiben doch solange hier?" «st« stand«» jM auf stell Diele. NM Mbymb «»erecht Wittwnkamp auf diese letzte Frage verneinend antwortete, spannte er die Kraft seines Gehörs auf das äußerste an, um hinter dem gleichmäßigen Gangwerk der Uhr noch etwas anderes zu erlauschen. Den Tritt emes leichte» Fuße», Mer auch den weichen Laut emer sympathischen Stimme. „Mein Neffe Witt» sich schön ärgern", sagte der Mrm- rnerzienrat. „M, und meine Tochter aber da ist sie ja." Er ging jetzt mit lebhaften Schritte« auf die Glastür« zu, welche in den, zwischen HauStür und Diele gelegenen Windfang führte. Hinter den Scheiben derselben war Jnge- borg Htnbenberg sichtbar geworden, und da sie nun ihren Vater gewahrt«, unterließ sie das den Diener Herbetrufende Klingel». Und Leberecht Wtedrnkamp stand regungslos auf dem selben Flecke, mitten in -em Raum unter der mit Bernstein perlen behängte« Ampel. Er hörte den Kommerzienrat di« Tür öffnen, hörte, wie er feine Tochter begrüßte und wie er sie mit ein paar Worten auf den Besucher aufmerksam machte. Und «nn verneigte er sich und jetzt noch einmal; denn sie war herbeigekommen und stand dicht vor ihm. Da» war Jngeborg Hindenberg, so hatte er sie in -er Erinnerung behalten. So hoch und schlank, mit so weichen, geschmeidigen Bewegungen, so bleich und zart da» Gesicht, so groß «nd klug die dunklen Augen. Die Toilette, welch« sie trug, war ein« andere wie da mals, auch da» Pelzwerk war nicht da» gleiche, di« Wirkung aber dieselbe, die einer vornehmen Eleganz. Sie hatte ihn in zuvorkommender Weise begrüßt. Nun bedauerte ff«, fein« Visite verpaßt zu habe» »nd nur noch di« letzte Minute zu erhaschen. Während de» Sprechens war ein« seine Röte tn ihre Wangen getreten «nd ei« erhöhter Glanz tu ihre« Blick. Doch, indem Wtedenkamp »un ein paar böslich« Worte entgegnete, verändert« sich der ««»druck t« ihre» ihn groß »ub voll «Wckache« Auge» , -, Wag war das plötzlich darin 2 . . . Ein Befremden . . . Sin greuzenloses Staunen . . . Hatte er etwa» Unpassende» gesagt? ... Er war sich Lessen nicht bewußt . . . „Also, mein lieber Herr WieLenkamp, ich hoffe, wie sehen uns noch", sagte jetzt -er Kommerzienrat. Und Las war gut, e» wäre sonst eine peinliche Pause entstanden. Nun reichte Jngeborg dem Besucher die Hand und trug ihm Grüße an seine Mutter auf» mit der sie in der Orts gruppe des „Roten KreuzeS" und auch bei allerlei sonstigen Wohltätigkettsgeschichten zusannnenwirkte, und Leberecht Wiedenkamp dankte und neigte stch über die schmale Hand. Der Kommerzienrat geleitete ihn bis zur Glastür. Sie schüttelten einander die Hände, sein Blick aber eilte an de« großen, breitschultrigen Mann vorüber, um noch einmal die schlanke Gestalt der Haustochter zu erspähen. Und er sah sie noch, wie sie langsam die Treppe im Hintergründe emporstieg. Dann öffnete und schloß der Kommerzienrat die Haus tür und er, Leberecht, stand draußen in dem kleinen Wind fang. Er bemerkte, daß er noch immer den Hut in der Hand hielt. Den setzte er nun auf. Und dann stieb er mit einer Heftigkeit, die zähen Zorn verriet, die HauStür aus. Im Freien nun, in der frischen, kühlen Winterluft, atmete er tief «nd tiefer, wie jemand, -er sich von einem Drucke befreit. Und da» war nun da» Ergebnis -e» erste« Schritte», den er seinen heimlichen Wünschen entgegen getan hatte. Diese Verstimmung in ihm, die immer wieder die peini gende Frage auswars: „Was war da» tn ihren Augen? .., Na» hatte sie an mir entdeckt? Ma» habe ich gesagt k" .., Fortsetzung folgt.
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