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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 28.08.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-08-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19020828025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902082802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902082802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1902
- Monat1902-08
- Tag1902-08-28
- Monat1902-08
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zugestelll, während eS die Post-Abonnenten am Morgen m einer GesammtauSgabe erholten. Diese» Blatt wird dar Lesen» von Dresden und Umgebung am Lag« vorher berat» als Abend-Ausgabe Serugrgeditln: NMLL „ durm k,«»n« ü>« erioli». n .. «-^dfOtLOk». . 'LÄS"rHHM; «ackr i , N<L>rü,lmx t>v«or«r- ,n>»rücke oleid-i, unliciuUulii»,«: Manuikiivi« »erb» nickt auNinvabn Leleiramm-Adr«!»«: »«chrrcht«» »««»«» ^egvrrrrSeL 18L8 V»rlag von Atepsctl S- Reieliardt. -snm'gen-canf. NnnaitMk von AnlündiaungkN bi» RackmlNa,« 3 Ul» So»» >» d tzcn-rlaa« nur Maririiinalie is von II dis '/.lUln Dir i ivaltisk Ärund »kilk ica s Silben' 2v Pis. An- iund'sunscn aui der Privatieite Zeile LL Pia . die Livaltlse Zeile ole „Ein- aclaiidt" oder aui Teitlcile Sv Bis. In Nummern nach Co»» und ileier lasen l- de« 2i»a>tl,r Nrundieilen 30. 4» der so und « Via nach de londerem Tan« Äuswärltae Äul- traae nur aeaen Borausbe^adluns. BclesblLller werden nul lüPi». dcrechnel. Nernlvrechanlchlntz! Am, l Nr. U u,U> Nr. UVV«. il. llüliueliuf jk. trltNsr v . IDrvAiIv» W rlveirlvNlvtaelt Vorverksti'L«»« 8 LlLellgtenorei o. Ls»odlL«ol»drUt 8pecis!-fLbril( fUn I.ickot nur Lgsiektip'unze ävr in nome-m IVerlc rur »n<t ««aai^nbetüiilt-nant; «lienenäeu usuvsten, inoävrnst»;» Llslltrisvllsll LulrüKe mit Il'dllttliliilklstiel'liliii t!I ligN8t viv. <anrenel' Neueste Diahtberichte. Hosnachrichten, Beiuss- und Gelchäftsveiklbung. Feslsahrt der Juweliere. Gvld- iNv» idOl» -oregrr. und Silbeischmiede. Wie ich von St. Helena enttam Neueste Drahtmeldungen vom 27. August. Stuttgart. Der Hofzug mit dem König von Italt« Strossen ur len ist heute Nacht gegen 2 Uhr am Westbahnhvs eingetrossen und. ohne den Hauplvaynhos zu berühren, auf der Beroindungsbah» nach dem Stuttgarter Nordbahnhof und von dort nordwestlich weiter gefabren. Würzburg. Der König von Italien ist heute früh 7 Uhr hier eingetrossen. Er verlieh den Salonwagen nicht. Nach kurzem Aufenthalte erfolgte die Äeilerfahrt. Potsdam. Der siamefische Gesandte in Berlin Wirul-Koja überreichte heute in feierlicher Audienz im Namen des Königs von Siam dem Prinzen Eitel Friedrich den Mahaihakri- Orden iKronen-OrdenI. Berlin. Der Reichskanzler Graf v. Bülow ist. be gleitet von dem Legationsrath v. Below-Schlatau. heute früh auS Norderney hier eingetrofsen. Lindau. An einem Kasernen-Neubou stürzten 5 Mann von einem Gerüst und wurden lebensgefährlich verletzt. Brest. Hier wurde der ronalistische Gutsbesitzer Eerdanet gestern Abend verhaftet, weil er beschuldigt wird, geleaent- lich der tstuhestorungen bei der Schließung der Nonnenschulen m St. Möen dem Unterpräscktcn einen Schlag versetzt zu baden Mehrere Gutsbesitzer werden strasrechtlich verfolgt, weil sic die Baiser» aufgcrcizt haben, ihre Einlagen aus den Sparkassen zuruckzuziehen. Ro chefort sur Mer. Zwischen streikenden und arbcitS willigen Hafenarbeitern kam cs hier zu einer Rausc rei Truppen muhten einschreiten' sie wurden mit Steinen beworfen. Acht Soldaten und nehrere Ausständige sind verwundet. Die Ruhe wurde erst nach Bornahmc einiger Verhaftungen wieder hergestellt. Rom. Der „Gwrnale d Italic" schreibt: Die Reise des Königs beweise, daß der Geist des deutsch-italienischen Bünd nisses unverändert blieb. Der Dreibund biete eine Garantie für die allgemeine Entwickelung. — Der „Povolo Romano" begrübt die Reise als eine hohe Kundgebung der loyalen Sympathie und der Freundschaft für die deutsche Nation, sowie als ei» neues Unterpfand des Friedens für Europa. Die übrigen Blätter heben ebenfalls die Bedeutung der Zusammenkunft des Königs mit Kaiser Wilhelm hervor. Barcelona. Ein heftiger Wirbelsturm hat in Talanitse auf der Insel Majorka und in der Umgegend der Stadt groben Schaden angerichtct. Viele Häuser sind zerstört, hundcrtiährige Bäume sind entwurzelt und zahlreiche Personen haben Verletz ungen erlitten. London. Die meisten Blätter besprechen die bevorstehende Ankunft des Königs von Italien in Berlin. Der „Standard" tagt: Wir, die wir mit den Mitgliedern der beiden groben Allianzen in guten Beziehungen stehen, können deren Annäherung nur mit freuiidlichen Empfindungen betrachten. Der „Daily Tele graph" schreibt: Der Charakter der Herrscher, die gegenwärtig die Throne Europas einnchmcn, giebt eine Gewähr für die Ruhe in Europa, wie sie früher nie bestanden hat. Kaiser Wilhelm, von dem bei seinem Regierungsantritt angenommen wurde, dah er wahrscheinlich in Europa als Kriegsherr seines Zeitalters sich erweisen werde, hat sich jetzt einen besseren und höheren Titel errungen dadurch, dah er sich als Paladin des Friedens erwiesen hat. Hauptsächlich aus diesem Grunde kann die Zusammenkunft in Berlin heute nur von guter Vorbedeutung sein Portland iMaines. Präsident Roosevclt ist auf seiner Rundreise hier eingetrossen. Der Präsident hielt eine Aistprache, in der er sich hauptsächlich für die gesetzliche Regelung der natio nalen Körperschaften, für den Abschlutz von Gegenscitigkeitsver- trägen mit Kuba und sür die Rothwcndigkcit einer starken Flotte aussprach, welche die beste Gewähr sür die Erhaltung des Friedens sei. Johannesburg. Wie der „Leader" meldet, bcgiebt sich eine starke Streitmacht, bestehend aus Infanterie, Kavallerie, be rittener Infanterie und Artillerie, von Krügersdorv nach Rüsten- bürg und von dort nach der westlichen Grenze. Die Expedition soll Unruhen unter den Eingeborenen verhindern. In offiziellen Kreisen wird zugegeben, dah die Truppen in jener Richtung abgcganaen seien, dies sei aber nur geschehen, um die nach Indien beorderten Truppen zu ersetzen. Kap Haitien. Die Stadt Lmibe ist von den Truppen des Generals Nord in Brand geschossen und wieder genommen worden Der Verlust aus beiden Seite» ist grob Ter Kreuzer „Ciucinuati" ist am 26. August früh hier eingetrossen. Oertlicheö und Sächsisches. Dresden. 27. August Se Majestät der König hat sich heute früh mit dem sahrplanmähigc» Personenzuge 6 Uhr 27 Minute» ab Pirna in Begleitung des HausmarschaUs Wirt! Geh. Raths v Earlowitz- Hartitzsch, Ercellenz. des ObcrstaUincistcrs v Hangk des Obei- bofsäge»meisterS Freiherr» von der Bussche-Ttreiihoril und des Flügeladjutanten voni Dienst. Oberstleutnant v Kospoth. zur Abhaltung von Jagden nach Schandau begeben Die hohe Jagd gesellschaft wird in Sendig's Villa Ouisisana Wohnung nehmen. Die Rönigl. Jagden finden heule, Mittwoch, aus HinlcrbeunS dvrfer Revier und morgen. Tonnerstag, aus ReinhardSdorsel Revier statt. Die Rückkehr des Monarchen nach Hoslcrwitz steht morgen. Tonnerstag, Abend zu erwarte» —* Ihre Majestät die K ö n i g i n - W i t t w e hat Herrn Oberfprstmeistcr Verlach in Schandau zur Erinnerung an ihren verstorbene» Gemahl ein Jagdgewehr znsendc» lassen Eine gleiche Auszeichnung ist auch den Herren Berwallcrn der von Sr. Majestät erpachteten Jagdreviere und zwar den Herren Ober förstern Hahn. Meißner, Linz. Linke, Schlegel. Schramm. Wemme und Heger zu Tbeil geworden —* Herr Polizeipräsident Le Mo ist re hat heute einen mehrwöchigen Urlaub angclretcn: die Lciluiig der Königlichen Polizei-Direktion ist während dieser Zeit dem Oberrcgicrungsralh Kocttig übertragen worden. —* Seit längerer Zeit schon beschäftigt sch Herr Gchcimratk Tr. K. Roscher vom Ministerium des Inner» auszeramtlich mit einer Sammlung von Mittheilungeu über Fälle von Berufs- und Gclchcistsvercrbung innerhalb derselbe» Familie und neuerdings ist von ihm bei einer grösseren Anzahl Innungen im Königreich Sachsen eine Rundfrage erlassen worden, um Mittheilungen dieser Art, die später veröffentlicht werden sollen, zu erhalten. In dem Schreiben macht Herr Gchcimrath Dr. Roscher u. A. über Bcrussvcrerbungen folgende interessante Mittbeilungcii: „Besonders häufig ist die Beilifsvererbung in de» Laiidwirtbichaft. Auch im Psarlerberusc finde» wir nicht selten Fälle von Berussvererbung. ja togar von Vererbung desselben Pfarramtes. Berbältnißmälzlg selten ist die Bcrufsvcrcrbung im Handel. Selbst in Hamburg bestanden im Jahre 1897 nur 62 Firmen, die vor 1800 begründet waren Und auch diese 62 Firmen waren vielfach von der Familie des Begründers an andere Famslien übcrgeaangcn. Als I8V8 Stadtrath a. D. Klepverbein in Dresden starb. erlosch mit ihm eine Familie, die seit fast 200 Jahren dasselbe Handelsgeschäft ehrenhaft und erfolg reich betrieben batte. Fast dieselbe Zeit (seit 1702) ist die Firma Baumann u. Sendig am Altmarkt in Dresden in derselbe» Familie geblieben. Solche Fälle giebt es aber wenig. Handels geschäfte bleiben fetten über das dritte Mcnschenalter hinaus <1 Menschenaltcr ist :i0 Jahre) in derselben Familie. Häufiger ist Berufs- und Geschästsvererbnua im Gewerbe Tie Scilermeistcr- Familie Waltbcr. Schützcngaü'c 21. feierte im Juli 1802 ihr 2äo>ähriges Bürger- und Gewerbe Jubiläum. DaS Tapczirer- Ge'chait von Richard Lehmann, Cchlohstratzc :N beging im Mürz 1902 die Feier des l.'rOjährigen Bestehens l-l Geichlechier) in der selben Familie. Die Bäckerei von Richard Gerber. Rampifche- strafze 19. blieb ebenfalls durch 4 Geschlechter, lest 1801, i» der selben Familie. Die Blattgold-Fabrik von Joh. Mvr Müller. Grotzendainerstrakc 122. wurde 1742 von dem aus Augsburg ein- gewandertcn Jvh^ Müller begründet. Die Hoshutsabrik von C. F. Lcbmann. Schesselstrcche 26, liefert seit dem 18. Jahrhundert bis beute dem Königshause Hüte. Die Hutfabrik von Frz. Heinr. Buchhol,, WilSdrufserstrake 48 ist seit mehr als 100 Jahren in dcriclben Familie geblieben. Ebenso ist die Hofbiichdruckerci von C. C. Membold n. Sölnie. Ziuzendorfftrasze. seit dem 18. Jahr- bundert im Besitze der Familie Meinhold. In dein Eckhause der Noien- und Breikenstraüc in Zittau ist seit 1797 das Schubwaarcn- geschäft von I- Wilh. Richter immer vom Vater aus den Sohn ubergeaangcn Herr Gehcimrath Dr. Roscher möchte nun die Grundlagen dieser Tdatsachen ermitteln und meint nach seiner Lebens-Anschauung und reichen Erfahrung, dasz dieselbe» liegen: 1. i» der Bereinigung von Gottesfurcht und Jtcisz. 2. in herzlicher Einigkeit zwischen Vater und Sohn. 3. im Vorhandensein von Tonnerstag, 28. Angnst lWL. Berussehre und Beruisslolz in der Familie. I. in einer gulen und verständigen Erziehung, welcher als Ziel irdischen Lebens lischt der Gennsz. wildern die Arbeit vorlchwcbt. und 7». in der Erkeiuüuiü des Vaters, das; derselbe Weg, de» er i» der Jugend ging, nichr mehr ausreicht, um zum Ziele zu kommen und das; der Sohn gegen wärtig eine gule Fachlchulbildung und iiioglichsl den Blick weilende Reise» uulcrncbmcu mus;. Tie Bestrebungen des Herrn Geheim- Raths Tr Roscher, dessen Wohnung sich in Lolchwiü. Schillei strafe 29 befinde», finde» hoffentlich das weitgehendste Verstand»!'; bei de» in Frage komniendeu Familien, jo das; die z» erwartende Veröffentlichung sür die Allgemeinheit »utzbringeud verwendet werden kann —* Aus den amtlichen Bekanntmachungen Im Elbstrome am linken Elbuser am Ostragehcgc. 20 Meter unterhalb der Picschcncr Fähre, ist eine neue, durch Liangenbescstigung ge kennzeichnete P s erd ei ch w e m i» e errichtet worden Für den Verkehr nach und von dieser Stelle hat nur der am Endpunkte der sogenannte» Pieschener Allee im «rosten Ostragehege neu an gelegte. über die KammergutSwieien führende und mit Staiigen- schranke versehene Weg zn dienen Tas Schwemmen der Pferde außerhalb der abgesteckteu Stelle ist verböte,, — * Der gestrige Dienstag, mit welchem die seit Sonnabend in unserer Stadt weilenden Juweliere, Gold- n nd Silber- sch miede ihren diesjährigen Verbandslag beschlossen, war einer Festfahrt aus der Elbe nach Wehlen nebst anschließendem Besuche der Bastei gewidmet. Leider schien dieselbe nicht vom Wetter begünstigt werden zu wollen, denn in den Frühstundcu und noch zur Zeit der Abfahrt des Schiffes regnete es ziemlich stark. Es regnet! Wer hätte nicht schon selbst einmal die ganze Schwere dieser beiden kleinen Wörtchen empfunden, wer wäre nicht schon in der Erwartung einer angenehmen Landpartie an das Fenster getreten, hätte den Vorhang ur die Hohe gezogen und statt in den erhofften Hellen Sonnenschein in einen enitöiilg-graucn Himmel hineingesiarrt: Es regnete also, nicht mit der Heftigkeit cuics schnell vorübergehenden Gewitters, sondern hübsch langsam und gemülblich, Faden um Faden, ein echter und rechter Land regen, bei dem man eher die glückliche Lösung einer babylonischen Sprachenverwirrung als ein baldiges Auskören erwarten lonnle Ai» Frühstückstisch herrscht eine ungemülhliche Stimmung: das ganze Gespräch dreht sich um die tiefsinnige Frage Hamlets, des Tänenprinzen: „Sein oder Nichtsein?", was ins gute Deutsch übersetzt, ungefähr io viel heißt, wie „Gehen ode>' Dablciben?" Ter Minister des Innern und des Aeußeren. die Mutter ent- scheidet dieselbe kurzer Hand — wir gehen! Und so geschieht es Der Weg zur Elbe ist schnell zurückgclcgt: schmutzia-gelves Wasser führend, die Folge von heiligen Regengüssen im Gebirge, rausch: der Strom an der Residenz vorüber. Da liegt auch schon unser Schiss, der schmucke ^alon-Eildampfer „Auguste Victoria", bum bewimpelt und geschmückt, zur Aufnahme der Gäste bereit. Grüne Tannenreisguirlandcn ziehen sich »m die Galerien und auf de» Radkästen hat die Firma Ernst Rülckcr herrlich blühende Tops- pflanzen arranairl ^hr fr»» stieß unter heiteren, von der iniigcsührten Munk gespielten Weisen, der nnt etwa 300 Pcrivnen besetzte Dampfer, ans dem sich auch der Direktor der Sächsisch. Böhmischen Danipfschissahrls-ÄescUschast. .Herr Fischer, cingesnndcn hatte, von der Apparcille ab. Herr Kapitän Jahn, von Gestalt und Ansehen der Typus eines rüstigen, alten, wetterfesten See bären, aber äußerst liebenswürdig im Umgang, führte das Schiff Hochaus rauschten die Wellen am Bug, Tücherichwcnken berüber und hinüber, dann versanken noch und nach die stolzen Bauten Dresdens. Für Unterhaltung Hallen u. A. die „Dresdner Nach ricktcn" und der „Tr. Anz." gesorgt, die in dankcnswcrthcr Weste mehrere hundert Exemplare gratis zur Verfügung gestellt hatten Diese Aufmcrkiamkcit der Presse fand bei den Gästen allgemeinen Beifall und die Blätter wurden lebhaft begehrt. An einzelnen Tischen erst, dann bald allgemein, beczann man später mit gutem Appetit dem von der Dresdner Innung gespendeten Früh- stück von je drei warmen und drei kalten Platten nach Wahl nebst dcliclösem Münchner und Pilsner Bier, zuzusprcchen 'Z2 Uhr wurde Wehlen erreicht. Von allen Ballonen winken Tücher, und am Landcplatz Hai sich eine ansehnliche Menschen menge eingcsundcn, die zahlreich hcrbcigcströinte bcirsüßige Jugend nicht zu vergessen, welche cs sich ebenfalls nicht nehmen läßt, in drei kräftige Hochs ausjubrcchcn und mit den Taschentüchern zn schwenken, soweit sie nämlich im Besitz eines solchen ist Bei einigen that cs auch eine eben gebrauchte, frisch ausgcwundcne Badehose Ohne Aufenthalt, die Musik an der Spitze, ging cs nun durch den freundlichen Ort in den Wchlencr- und weiter Kunst und Wissenschaft. 's* Mitthei 1 unfl aus dem Bureau der Königlichen Haftheater. Im Königlichen Opernhaus gelangt Freitag, den 29. August, me seit zwei Jahren nicht oeo<chk"e dremMg«: Over „Die Entführung aus dem Serail" von W. A. Mozart in folgender, theilweise neuer Besetzung zur Aufführung: Constanze: Frau Abendrotb; Blondchen: Frau Wedekind; Belmonte: Herr Gießen: Pedrillo: Herr Jäger Izum ersten Males: Osmin: Herr Wächter: Selina: Herr Gredcr izum ersten Males. s* Für die geplante Pariser Theaterfahrt deutscher Künstler hat Präsident Loubctdas ihm angetragcne Protek torat der Theaterfahrt innerhalb Jrankrcichs Keule angenom men und den Empfang der Thcilnehmcr der Fahrt im Elysöe z»- gcsagt. — Nun wird man wohl auch die Namen der Unternehmer und Theilnehmer an der Künstlcrfahrt endlich in wissen be kommen : höchste Zeit wird cs. wenn nicht das Mißtrauen gegen das mysteriöse Unternehmen noch gemehrt werden soll. Im klebrigen bars man, wenn sich die Meldung von der Uebernahine deS Protektorates durch Lonbct bestätigen sollte, in dem Entgegen kommen des französilchen Staatsoberhauptes nur einen Akt liebenswürdiger Courtoisie und Dankbarkeit erkennen für die liebenswürdige Aufnahme von Coquclin und der Rsjane von Seiten des Deutschen Kaisers. s* Otto Gildemeister. der schon des Ocsteren in den letzten Monaten tobt Gesagte, ist nun doch, obwohl der Telegraph noch in den letzten Tagen eine Besserung der Lungenentzündung meldete, gestern in seiner Vaterstadt Bremen g cftorbcn, die in dem Verewigten nicht nur ihr früheres Stadt- und Staats oberhaupt betrauert, sondern auch einen Mann, der reges littcra- risches Leben in ihren Mauern erweckte und auch über Bremen hinaus wirkte. Deutschland schätzt ihn besonders als Ucbersetzer. Durch die Gildcmcistcr'lchen Ueversehuiigen wurden die Byron- schen Werke in Deutschland erst wirklich populär: mit meisterhafter Kunst hat er es namentlich bei der Uebersctzung des .Don Juan" verstanden, dem schwierigen VerSmaß des Originals gerecht zu werden und die beißende Ironie seines Schöpfers zum Ausdruck zu bringen. Auch als Sdakesveare-Uebersetzci bcthätigte sich Äilde- metfter. doch können seine Uebersetzungen, die er zusammen mit Badenstedt hcrau-gab, nicht gegen die Schlegel-Ticckschcn Ueber setzungen auftvmincn. die bereits ein klassisches Werk nnierer Litteratur geworden sind. Glücklicher war er wiederum ni der Ver deutschung romanischer Meisterwerke, wie der „Göttlichen Komödie" von Dante und des „Rasenden Rolands" von Ariost. Neben diesen Arbeiten führte er »och fleißig die Feder im Dienste der Tagespreise. I» ihm ist ein Mann dahingegangen, der von viel fettigster Bildung im engen Kreise um sich her Liebe zur Kunst und znm Schönen zu verbreiten ivußtc und durch daü Wirken in seiner Vaterstadt auch weitere Kreise in seinen Bann zog. Wie ich von Lt. Helena entkam. l Schluß.! Zu denen, die lieber hungern, als solches „Futter" essen wollten, gehörte auch ich. Ich war vom Kriege her ini Hungern geübt; sonst hätte ich wohl kaum die drei Wochen mein Leben ge fristet, die ich dort verbrachte. Aber den Tod sah ich deutlich vor Augen, wenn es mir nicht gelingen würde, zu fliehe». Und so spähte ich voni frühen Morgen bis zum späten Abend >n das weite Meer hinaus, ob sich nicht ein Schiss zeigte und au dieser uilwirthlichen Seite fern dem Hasen scstmachte. Wohl tauchte» schiffe am Horizont auf, aber alle zogen vorüber, um iu> Hafen anzulcgcn, der für mich unerreichbar war. Doch die Hoffnung hielt mich aufrecht, und sie wurde nicht betrogen. Am 21. Februar war's, Mchmiltags 4 Uhr. da erschcim wieder ei» Schiff auf unserer Seite: es fährt nicht vorbei, sondern geht außerhalb der von den patrouillircndcn Kriegsschiffen bestrichenen Linie vor Anker. Und, o Wunder, cs ist kein englisches Schiss, cs trägt die schwedische Flagge. Es zieht die eine der beiden Flaggen wieder ein, die es Anfangs zum Zeichen der baldigen Abfahrt gehißt hatte, es wird also noch einige Stunden verweilen. Aber vielleicht nur bis zum nächsten Morgen, es muß also schnell, »och diese Nacht, gehandelt werden. Mein Entschluß ist gefaßt: ich schwimme hinüber. Meine acht Zeitgenossen ziehe ich in's Vertraue», auch sie sind bereit, die Schwimmsahrt zu wagen. Die Lagcrpalronille macht ihren Rundgang gegen - Uhr, nun ist die Luft rein. Mit klopfenden Herzen warten wir die Dunkelheit ab und schleichen unS dann nach der Küste. Wir erreichen sie unbemerkt, cs ist 11 Uhr geworden und eine finstere Nacht. Eine scharfe Brise peitscht die See, doch die eintretcnde Ebbe begünstigt die Schwimm fahrt. „Nun Kerls, jetzt los!" ruse ich meinen Kameraden ini Flüstertöne zu. Sic aber stehen und zagen, der hohe Seegang raubt ihnen den Muth. „Dann schwimme ich allein. Lieber ersaufe» als verhungern!" Meine Vorbereitungen sind bald ge troffen: die englischen Kommißstiefel fliegen auf den Sand, der Hut wird auf das Gesicht hcruntcrgczogcn und am Kopse selige- Hunden als Schutzwchr gegen den Wogcnschlag, nachdem zwei Visirlöchcr, die vor die Augen zu sitzen tommcn, durch die Krempe gebohrt worden sind, die leichte Khaki-Unisorm dient als Schwiinmanzug. Und nun hinein tu die See auf Leben und Sterben. Langsam, langsam arbeite ich mich vorwärts. Ich bin ein guter Schwimmer, aber die langen Entbehrungen haben den sehnigen Körper entkräftet. Wen» mich die Ebbe nicht hcrausgc- tragen hätte, allein hätte ich es nimmer vermocht. Langsam, ent setzlich langsam wird die Schisfslalcrnc da vor mir, auf die ich nuvcrwandt mein Augenmerk richte, größer und größer Die Wogen stürmen gegen mich an. aber die Echutzwehr meines Hutes erweist sich als praktische Erfindung, und der Wellenschlag wird durch die zurnckcbbeudc Sec gedämpft. Nun vermag ich schon den dunkeln Schifssriimpf. die Masten, die Schlote zn nnter- lchcidcn. Aber meine Kräfte gehen zu Ende, denn schon über zwei Stunde» dauert der Kamps: wenn cS nicht bald erreicht ist. muß ich hier dicht vor dem Ziele zn Grunde geben Dock, ich komme noch vorwärts, ich erkenne jetzt schon neben den: Schiffsleib ein schaukelndes Boot. Noch einmal raffe ich alle Kräfte .zusammen, beiße die Zähne auseinander. Schwimmsloß folgt aus Schwimm- stoß, aber sie sind malt, werden immer matter. Schon braust cs in meinen Ohren wie eine gewaltige Musil, die Vorboten der kommenden Obnmacht. Jetzt bin ich so dich, am Schiffe, daß man dort meinen Ruf hören könnte; ich null schreien — aber die Kehle ist wie zugeschnürt, kein Laut kommt daraus hervor. Jetzt »ur noch wenige Meier. Ta ganz dicht vor mir das Ta», an dem das Boot wild schaukelt. Ich fasse es, ich umklammere cs, dann — verlassen mich meine Sinne. Als ich wieder zu mir komme, finde ich mich in einer Kajüte wieder. Zwei Personen stehen bei mir, der Kapitän und er Steward. „Ach Gott", höre ich. „der arme Mensch lebt noch!" Das bringt mich vollends zu Bewußt-
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