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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 30.06.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270630012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927063001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927063001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1927
- Monat1927-06
- Tag1927-06-30
- Monat1927-06
- Jahr1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 30.06.1927
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..Wer nicht will deichen, muß weichen!" Die führende Koven- hagener Zeitung ..Politiken" sandte vvn Kopenhagen auS einen Berichterstatter zu Cornelius Petersen aus seinen Hof. um ist» entsprechend ansfragen zu lasse». Petersen erklärte, dast die Organiiation im Besitze der Summen sei. auf die die Anweisungen lauteten, nur „der Staat stabe eS biSster fertig, gebrach.'. Banknoten steranszngebc». für die keine Deckung Vorstände» sei. Die Bevölkerung habe viel mehr Zutrauen zu den 8. O. 8.-Scheinen. als zu den Note» der Nativnalbank. — Tatsächlich liegen die Verhältnisse so. dast die 8. 0. 8.» Scheine kann, >n kaufen sind und mit einem vielfachen Auf» geldc bezahlt werden. Diese neue Aktion ist nickt nur ein Beweis der Aktivität der Banernbeivegnng in Nordschlesivig sondern sie gewinnt noch besondere Bedeutung dadurch, dast die grvste Kovenstagener Presse in den letzten Wochen fort dauernd in grosten Artikel» zu der Angelegenheit Stellung nimmt Anderseits ist die Aktion »nr erneut eine traurige Bestätigung für die ungeheure Wirtschaftsnvt in Nvrd- schleSwrg. Cs ist durchaus kein Geheimnis mehr, dast der Wunsch nach einer neuen Abstimmung, um wieder nach Deutsch land zu kommen, fast die gesamte nordschleswigsche Baneruschast einmiilig ersaht hat. Man sieht deshalb auch mit Besorgnis neuen ParlamcntS- wastlen entgegen. Cs ist bezeichnend, dast das führende Chauvinistenblatt Kopenhagens. „Nationaltidende". wörtlich schreibt: ..Wir können keine neue Wastl in den nordschlesivig- scheu Landesteilen ertragen, bevor nicht „Landesvaernct" und die vom Folkething augenommeuen Kriienveranstaltungen ihre Wirkung hier unten getan haben, bevor nicht die dänische Wirtschaft eiuigermaste» aus die Füße gebracht ist. bevor die Schwierigkeiten, unter denen wir zurzeit leiden, nickt teil- weise überwunden sind. Cs wäre national unverantwortlich, den Landestei! in eine Wahl zu stürzen, auf einer so negativen Grundlage, wie es der gegenseitige Kamps zwischen den politischen Parteien ist, und die politischen Trcnnungslinieu wieder ansznziestcn in einer Zeit, wo die Sammlung zur Verteidigung des dänischen Bodens gegenüber dem deutschen Borston zuwege gebracht ist." — Cs ist bemerkenswert, dast der Kampf in Nordschleswig, so stark auch wirtschaftliche Intere-'en stier mitspielen, immer mehr und mehr ein kul turelles Gepräge gewinnt. CS ist verständlich, dast eine Kopenstagener Zeitung darauf hinweist. dast das bedenklichste Symptom der Wirtschaftskrise in Nordschlesivig darin be steht. dast die Wirtschaftsnot die notwendige geistige ..Wieder vereinigung" verhindert. Die bekannte „Berliuaske Tidcnde" kommt in einem Artikel zu dem Schlust, dast in l2ti Kirchspielen NordschleSwigs 600 Hofbesitzer in den nächsten Wochen mit leeren Händen auf den Landsirnsten stellen, dast sie alle zastlungsunsähig find und sich auf einen Abschied von ihren Höfen aefastt machen inünen. Aber, so sagt die genannte be kannte Kopenstagener Zeitung, eS gibt Stricke in 'Nordschles ivig, in denen cs noch viel trostloser aussieht. Gegenden, in denen iedem zweiten oder dritten Hofbesitzer in der nächsten Zeit dieses traurige Los beschieden sein wird. Die Kopen- stagcncr Zeitung berichtet darüber, das? die Haltung des täg lichen Leben» tn NordlckleSwtg auf rin bedenkliche« Mindest, mast berabgelchraubt worden ist. Knechte und Mägde sind aus vielen Höfen verabschiedet worden, weil der Haushalt die Löhne nicht mehr tragen kann- Die Sühne, die in deutscher Zeit sich dem Studium widme» konnten, müsse» heute im Hableibe», nm die Stelle der Knechte einzunehmen. Nur durch solche Einschränkungen hat man überhaupt die Au»sicht. fick seine Scholle zu erhalte». ..Die Sonntagskleider sind bet- feite gehängt, die Geselligkeit ist stark eingeschränkt." I« der kleinen Stadt HaderSlebcn. die nur wenige taufend SInmohner hat. fanden in einer Woche mehr alS »SV Mvbel» Pfändungen wegen Stenerrückttänden statt. Hierbei must ver» merkt werden, dast man in deutscher Zeit Stcnerpsändunge« überhanpt nicht kannte. Ueberall müssen neue Gericht-voll ztelier eingestellt wcroen. weil die bisherige Zahl nicht tn der Lage ist. de» immer wachsenden Betrieb zu bewältigen. Ans dem Lande liegen die Dinge natürlich noch schlimmer Zn Gemeinden, wo man bisher keinen Psandvogt oder Ge> ricktsvvllzicber statte, oder richtige'' gesagt brauchte, werden heute überall mehrere solcke eingestellt. In einer auS- geiprochen dänischen Tageszeitung schrcistt ein norhschleSwig scher, aber dänisch gesinnter Landmann: „Die sechs Jahre Wiedcrvcrciniguna haben uns süblen lallen, dast wir heraus» aerillen find ans einer wirtschastliche» Einheit, und ans dem Meere treiben, ohne selbst ein Steuer in der Hand z» haben, preisgegcben den Borgängen, die im Interelle anderer Nationen sich vollziehen. Aber die sechs Jahre baden uns auch gezeigt, in welcher Richtung wir itencrn müllen. wenn wir als Schleswiger unserer Väter Erbe vertcidiae» wollen: dast wir untere scstlcswiaschen Jntereffcn wahrnehme« müllen und nicht dänische Ünlinriutereffen." Auf der heute dänischen Insel Alse» erklärte kürzlich ein groster dänisch ge siniitcr Hofbesitzer, wie eine Tageszeitung berichtet: „Ich war nur ein einziges Mal im Dorfkrnge. um meine Stimme ab zilaestcn. und das war. alS ich mich nach Dänemark stimmte. Ich gebe nickt wieder bevor ick mich nach Deutschland zu rückstimmeii kann!" — In einer anderen Tageszeitung schreibt ein bekannter Dänensührer: „Wir jetzigen schlesivigschen Bauern. Handwerker nsiv. solle» weiter schleppen mit dieser ökonomischen Last, unter der wir alle dereinst zusammen brechen werden, wenn wir alles verloren staben. Gesundheit. Heim und Glück, unseren Bätcrbesitz, daS Bertranen auf die Zukunft niid die Liebe zu iliiserci» Baterlandc Dänemark. Ja. ihr tragt wahrlich die Schuld an allem, ihr decktet alles mit dem Danebrog!" Jeder, der die heutigen traurigen Verhältnisse tn Nord- schlcswig kennt, der siebt, wie ans einer einst blühenden deutschen Provinz ein einziges grostcs Ariiieiistalls geworden ist. der kann die vollständige Hoffnungslosigkeit der nord- schlcswigscheii Bevölkerung gegenüber dem Schicks»! der Zu kunft verstehe». So Imben die 8. O. K.-Scheine der nvrd- schlcsivig>chen Bgneriibcwcgung ihre tiefe und düstere Be deutung. die Not der deutschen Nordmork ist aufs höchste ge stiegen. in olle Welt hinaus gellt der verzweifelte Nuf der nm den Besitz der Scholle kämpfenden nordi'chleSwigschen Bauernschaft in dem internationalen Notsignal: 8. O. 8. Um die Verlängerung des Fürstensyerrgesetzes. Keine Zweidrittelmehrheit im Ausschuß. Das Zentrum stimmt mit der Linken. (Durch F ii n k s p r u ch.) Berlin, 20. Juni. Im Nechtsausschnst des Reichstages wurde heute ein vvn Sozialdemokraten und D e m o - kraten gestellter Antrag beraten, der das Sperrgesetz für die Fürstenabfindungsprozesse. das am 30. Juni ablänst, bis znm 31. Dezember 1327 verlängern will. Der Antrag will weiter den Ländern die Crinächtignng geben, im Wege der Gesetzgebung zu bestimmen, dast bis znm Ablauf des Sperr- gesehes Gegenstände ans der strittigen Vermögcns- masse nur mit Zustimmung des Landes belastet oder an Dritte v c r ä u st e r t werden können. Der Antrag erfordert zu seiner Verabschiedung Z w e i d r i t t e l m ehr st e i t. — Abg. Dr. Roscnseld (Soz.s begründete den Antrag. Im Anschluß an diese Aussprache müsse auch die Frage der S t a n d c S h c r r e n behandelt werden. Abg. Frhr. v. Nichthosen begründet den demokratischen Antrag. Das Reich müsse die Länder durch einen Druck unterstützen. Ohne Znstimmnng der bctr. Länder werde seine Partei den gegenwärtigen Zustand nicht andern. — Staats sekretär Zwcigert teilte mit, dast die Abfindungen noch nicht erledigt sind in Sachsen-NItenburg, Sachien-Koburg, Tchmarz- burg, Gotha, Mecklenburg - Schwerin, Lippe-Detmold und Mecklenbnrg-Strelitz. — Mecklenburg - Strcliy habe erklärt, dast eS keine Erledigung im Vergleichswege, sondern im Rechtswege wünsche. Sehr intensiv sei die Vermittliings- tätigkcit des Neichsministerinms des Innern gewesen, und sie habe zu V e r g l e i ch s a n g e b o t c n geführt, denen gegen über die Länder sich nicht ablehnend verhielten. Alle in Be tracht kommenden Fürstenhäuser hätten eine schriftliche Er klärung im Ministerium deü Innern abgegeben, in der sic ihre bindende Bereitwilligkeit erklärt haben, die Wirkung des Sperrgcsetzes bis zum 1. Dezember ds. Js. vertragsmäßig gegen sich gelten zu taffen. Der Redner verlas die Erklärung im Wortlaut. Eine Verlängerung des Sperrgesetzes sei deshalb nach Ansicht der ReichSregierung sachlich über- s l ü s s i g. da die Lander in der Lage seien, durch Annahme der Angebote eine vertragsmäßige Sperre hcrbeizu- führen. Eine gesetzliche Sperre werde von den Fürstenhäusern als Ausnahmegesetz empfunden und werde die Atmosphäre der Bcrglcichöverhandlungcn ungünstig beeinflussen. — Bon den Vertretern der Länder erklärten sich die Vertreter von Thüringen, Mecklenburg-Schwerin und Hellen für eine Verlängerung der Sperrfrist durch daS Reich. Der Vertreter von P reußen erklärte, an solcher Verlängerung kein Interesse zu haben, soweit es die Hohcnzollcrn an gehe, ein grosteü Interesse aber, soweit es die deposse- Sterten Fürste n und die S t a n d e s h e r r c n angehe. Ein neues Abkommen bis 15. Juli in Aussicht gestellt. Paris, 20. Juni. Nachdem Ministerialrat Tr. Posse heute mittag ans Berlin znrückgekehrt ist, hielten heute nach mittag die deutsche und die sranzösische Wirtschastsdelegation eine Sitzung ab. Nach Beendigung dieser Sitzung ist folgendes gcmeinja >» e S K v in m u » i a n ü der Presse übermittelt worden: „Die vorläufigen Abkommen über den Warenverkehr -wischen Deutschland und Frankreich und zwischen dem Saar gebiet und dein deutschen Zollgebiet lausen am 30. Juni 1027 initternacht ab. Trotz wiederholter Vorstellungen der fran zösischen Regierung hat die deutsche Negierung dieser zu ihrem Bedauern Mitteilen müssen, dast sie sich ans technischen Grün den ansterstande gesehen hätte, der iinverändertcn Verlänge rung dieser Abkommen znzustinnnen. Die beiden Delegationen haben aber in den heutigen Verhandlungen mit Befriedigung thr gegenseitiges Einverständnis über die Verhandlungen über ein aus breiterer Griindlage wie bisher abzuschlicstendes vor läufiges HandelSabkoiiiinen sestgcstellt. das sie vor dem 18. Juli 1027 abzuschlicßen »nd ihre» beiderseitigen Parla menten vorzulegen hoffen. Aus dem Wunsche, in dem Waren- Relchsjuslizminisrer Kergl legt dar, der Reichstag habe seinerzeit unparteiisch das Sperrgesetz gemacht. Jedes Sperrgcsetz sei ein Eingriff in die Rechtsordnung. Bei den F ü rsten spielten politische Ge sichtspunkte mit, da ihre Klagen Folge» der Staats- » in wälzun g seien. Anders sei cö bei den 10 Standes - Herren, darunter 7 devossedierten Fürsten. Der Zweck des Spcrrgesetzcs sei, verwickelte Prozesse zu verhüten. Der Red»er legte die Ansprüche der StandeSherren dar. ES handle sich durchweg um A u f >v e r t u n g s a n s p r ü ch e, und diese müsste» nach Treu und Glauben entschieden werden. Ohne Berinittlung eines Richters werde es also nicht ab- geheii. Wahrend der Geltung des Sperrgcsetzes seien dem nach diese Ansprüche nicht zu erledigen. Ans der anderen Seite könne er sich jedoch vorstellen, dast man sich sehr wohl daraus einige, diese Klagen der Standes herren einem Schiedsgericht, vielleicht einem Senat des Reichsgerichts, zu unterbreiten, und außerdem den Grundsatz des 8 242 deö BGB. über die Geltung von Treu und Glauben dahin noch mehr auszngestalten, daß die Entwicklung der Verhältnisse zu berücksichtigen sei. Formal bittet der Minister, die Verlängerung der Sperrfrist bezüg lich der Fürsten nicht zn beschließen. Bezüglich der Standcs- herren stelle er die Entscheidung anheim. Ministerialrat Meyer (Preußens äußerte Bedenken gegen etwaige gesetzliche Eiiisetzung eines Schiedsgerichts, denn bei diesen standec-herrlichen Ansprüche» handle es sich um absolute Dinge, um Renten, für Aufgabe von Rechten, die heute anti- auicrt seien. — Abg. Dr. Barth <D.-N.) erklärt, daß seine Fraktion mit aller Entschiedenheit eine Verlängerung des Sperrgesetzes ab lehne. Der Antrag stehe im Widerspruch zn den fiiiidamenialsten R e ch t s g r u n d s ä h e n. Seine Fraktion sei aber bereit, einer Regelung zuzustiminen, daß ein Zivilsenat des Reichsgerichts als Schiedsgericht ein gesetzt werde. — Abg. Schulte iZentr.s bedauert, dast die Ab lehnung der Verläu^cruiig des Sperrgcsetzes durch die Deutschnativrialcii in einer so scharfen Form geschehen sei. Die privaten Offerten der Fürstenhäuser könne der Redner nicht als einen vollgültigen Ersatz für die Verlängerung des Sperrgcsetzes aiisehcn und glaube, dast leine Fraktion deshalb bezüglich der Fürstenhäuser nicht aus das Sperrgesetz werde verzichten können. Die Frage bezüglich der Standes herren sei nicht von her Wichtigkeit, die ihr vielfach beigelegt werde. Es märe zn wünschen gewesen, dast Preußen hier zu einem Vergleich gekommen wäre. In der Abstimmung wurde der sozialdemokratisch-demo kratische Gesetzentwurf mit 15 gegen 1l Stimmen — also nicht mit Zweidrittelmehrheit — angenommen. Dafür stimmten Zentrum, Demokraten. Sozialdemokraten und Kommunisten, dagegen Dcntschnationale. Deutsche Volkspartci und Bayrische Volkspartei. aiistansch zwischen dem Saargcbict und dem deutschen Zollgebiete keine Störung eintrelcn zu lassen, haben sie sich entschlossen, sobald wie irgeiidmöglich eine Verlängerung der S a a r a b k o in in c ii vom 8. August und 6. November 1020 vvrzunehmen. Für bei» Fall, dast das in Verhandlung befindliche deutsch-französische Handelsabkommen nicht zum 31. Juli abgeschlossen sein sollte, i strd Frankreich die Möglich keit erhalten, zu diesem oder zu jedem späteren Tage diese Abkommen zn kündigen, die dann am Ende des folgenden Monats auster Kraft treten sollen." « Havas veröffentlicht folgenden Kommentar zu dem obigen Kommliiligus: Ans dem Kommuiiiqnö geht hervor, dast eine Verlängerung des zur Zeit bestehenden Provi soriums nicht mehr in Frage kommt. Vom 1. bis zinn 18. Juli, dein Zeitpunkt, an dem die beiden Delegationen ein neues Abkommen ferliggestellt zu haben hoffen, wird der Güter austausch ans der Grnndlage des allgemeinen Tarifs beider Länder erfolgen. Anderseits sollen die beiden Delegationen, falls sich eine Verständigung erzielen lässt, beabsichtigen, das neue Abkommen auf eine grösterc Anzahl vvn Artikeln zu erstrecken und ans etwa ein Jahr abzn- jchllcßci'-. Jubelnder DelsaH nach Slresemanns Aebe. v»l«. SS. Junt. Nachdem Dr. Stresemann seine Red« beendet batte, wurde thm lebhafter Beifall gespendet, der kaum ein Ende nehmen wollte. Professor Slang sprach dem Redner nochmal» den Dank der Versammlung au». Der König beglückwünschte Dr. Stresemann. Die zahlreichen Zuschauer, die vor der Universität versammelt waren, brachten Dr. Stresemann. als er in sein Anto stieg, nm »um Hotel zurückzukchren. lebhafte Knndgebiingen bar. « Oslo. SS. Junt. Der RetchSminister Dr. Stresemann legte heute nachmittag an der vor dem Gebäude de« Nobel- iustitutS stehenden Büste Nobels einen Lorbeerkranz nieder. König Flakon bet Stresemann. O»lo. 20. Junt. Heute vormittag hat der König dem beut, scheu ReichSmlnister und Frau Stresemann einen halbstündigen Besuch im Grand Hotel abgestattet. <W. T. B.j Der Leiter -er „Actton Fran?alse" verhaskek. Die Haussuchungen bei der „Sletion Franyaise"^ Paris, 2V. Juist. In den Räumen der „Action Fran^aise" wurden die gestern begonnenen Durchsuchungen heute vor. mittag fortgesetzt. Der Chefredakteur der „Action Fran?aise", P n j v ist nachmittags 1 Uhr verhaftet worden. ES ist dabei zu keinerlei Zwischenfällen gekommen. Diesmal waren eine ganze Reihe von Ingenieuren zugezogen, die die Telegraphenleitiingcii untersuchen sollten. Diese tech. Nische Untersuchung hatte ein immerhin überraschenbeSResultat. Die „Action Franeaise" verfügt über nicht weniger als sieben G e he i m lc t t n n g e n. deren Bestimmung aller dings bisher mit Sicherheit noch nicht festgestellt werden konnte. Bon Daudet selbst ist »ach wie vor keine Spur ge sunden worden. * Paris, 20. Juni. Der rvyalistische Schriftsteller Charles MaurraS erklärte zu der Verhaftung des Chefredakteurs Pujo, er sei sich vollkommen darüber klar, dast man auf diese Weise eiiienDruck anfDandct ausübcii wolle. Daudet befinde sich in Sicherheit. tW.T.B.) Daudet in Belgien? Brüssel, 29. Juni. Die belgische Telcgraphenagcntur gibt unter einem Vorbehalt die Nachricht wieder, daß Löon Daudet in Begleitung zweier Freunde im Auto in Namur cingetroffen und von dort im Laufe deö Nachmittags in Richtung Brüssel weitcrgcreist sei. Anfragen über Deulschland im Unterhaus. (Durch Junkspruch.s London, 2S. Juni. In der heutigen UnterhanSfltzung er. klärte in Beantwortung eine Anfrage Lo k k c r Lampson, cs verlaute, dast die Einfuhr von Waffen und Munition aus Rußland nach Deutschland, die im Widerspruch zum Vertrag vvn Versailles stände, jetzt aufgehört habe. Er glaube, dast diese Transaktionen zwischen unter- geordneten Stellen stattgcsunden hätten und vvn der deutschen Regierung nicht gebilligt worden feien. Sollten irgendwelche weitere Verstöße gegen den Vertrag in dieser Beziehung ent. deckt werden, so könnte die Frage zur Kenntnis des Bölker- bnndsrates gebracht werden. Auf weitere Anfragen, ob er in der Lage sei, für die B e e ii d i g u ng de r B c s e tz u n g des von den Alliierten be setzten deutschen Gebietes ein Datum anzugeben und ob die Befestigungen in Ostpreußen zur Zufriedenheit der Militärkontrollkominissioli zerstört worden seien, erklärte Lokker Lampson, dast Ehambcrlain diese Fragen am Mon tag beantworten werde. (W.T.B.) Keine Zurücknahme des Oberftausgefetzes. London. 2S. Junt. Im Untcrhause erklärte Churchill auf eine Anfrage, ob die Negierung den Plan für die Reform des Oberhauses aufgcgeben habe: „Nein, ich habe nicht» gehört, was mich dazu berechtigen würde, eine Erklärung dieser Art abzugeben." Sowjetbann gegen -ie englischen Arbeiter. Weil sie die bolschewistischen Methoden verabscheue». Moskau, 29. Juni. Tie Mißerfolge, die Moskau mit den englischen Gewerkschaften in jüngster Zeit erlebt hat, haben in Moskau überaus verstimmend gewirkt. Um eine gemeinsame Verurteilung der englischen Außenpolitik durch das russische und auch daS englische Proletariat zu dokumentieren, hatten die rus. sischeu Gewerkschaften dringend den Zusammentritt eines englisch-russischen GemerkschaftSkoinitceö zu einer ge- metnsaincn Kundgebung verlangt. Sie waren aber bet den Trade Unioiis auf kühle 'Ablehnung gestoßen. Schließ, lich war aber wenigstens eine Vorbesprechung in Berlin zwischen je zwei russischen und zwei englischen Gewerkschaftsvertretern zustandegckommen, wo jedoch die Engländer, wie Tomski soeben in einer außerordentlichen Sitzung des allrussischen Gcwerkschaftsverbandes berichtete, nicht verhandelten, sondern einen scharfen Protest gegen die empörenden Hinrichtungen durch die Dschcka znm Ausdruck brachten. Die Engländer erklärten den Russen, daß die ge» samte Arbeiterschaft, nicht nur die Englands, Uber die Hi«, richtnnge» ohne Gerichtsverfahren empört sei. Gleichzeitig wurde eine Einstellung der Repressalien verlangt. Die Folge des Verhaltens der Engländer ist nun, daß die russischen Gewerkschaften eine Kundgebung an die eng lische und russische Arbeiterschaft erlassen haben, in der die Leiter der Trade Nntons mit den schärfsten Ausdrücken als Verräter an der Arbeiterschaft hingestellt werden. Bei allen Provokationen gegen die englischen Arbeiten und gegen den Sowjetstaat hätten sie geschwiegen, die im englischen Grnbcnstreik angebotene russische Hilfe ab gelehnt, nichts gegen das Gewerkschaftsgesetz unter nommen, weder gegen die China - Intervention, noch gegen daS Vorgehen in der Arcos-Asfäre protestiert. Jetzt, wo sie endlich sprachen, sei ihr einziges Wort der Protest gegen die Selbstschntzmaßnahmcn des sowjetrusstschen ArbettcrstaateS. Damit stellten sich die englischen Gewerk schaftsführer in eine Linie mit den Feinden der pro letarischen Solidarität und unterstützten die imperialistischen Kricgsvorbercitnngcu. Die Haltung der Engländer wird in Moskau deshalb sehr mißlich empfunden, weil das bisherige Zusammengehen mit den englischen Gewerkschaften vvn der Opposition tn der russischen Kommunistischen Partei stets besonders scharf an gegriffen worden war, und weil nun die Opposition das Ver halten der Engländer als einen Erfolg für ihre Anschauungen ansieht. Aeue Verschärfung -er russisch-polnischen Beziehungen. Riga, 20. Juni. Wie a»S Moskau gemeldet wirb, sind trotz der Vorstellungen der polnischen Gesandtschaft bet den Moskauer Regierungsstellen zwct polnische Spione ln Shitomir erschossen worden. Man rechnet damit, daß die polnische Regierung in Moskau offiziellen Protest erheben wird. Wie bekannt wird, befinden sich augenblicklich vierund- zwanzig polnische Staatsangehörige in russischen Gefängnissen. Meilerer Slrafaussrhub für Sneeo und DanzeUi. Boston, 20. Juni. Ter Gouverneur des Staates Massa chusetts hat den znm Tode Verurteilten Sacco und Ban» zctti einen weiteren Strafaufschub von dreißig Tagen -ugcstanüen. Vorläufig verlragsloser Zustand mit Frankreich.
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