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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 13.01.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-01-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19120113010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1912011301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1912011301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1912
- Monat1912-01
- Tag1912-01-13
- Monat1912-01
- Jahr1912
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 13.01.1912
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»»z. « « „Drc5düer Lia s,iick,ten" . «onin'.deild, i:i. Januar INT 2k!!? Frenksnrt «. « ldriv.-Tel.s In verschiedene A^i,l»r»e» wurde vvn Frankfurter Kranen ein Protest dagegen abgegeben. dos, die trauen als deutsche Staatsangehörige von der 'Retchstagswahl ausgeschlossen seien. Königsberg i. Pr. ,Prlv.-Tel.l Ein 70jährlg«r Wähler erlitt im Wahllokal infolge der Alnfregung einen Herzschlag und war sofort tot. Vi-ganl, nuf VIbe und Weichsel. Hamburg. lPriv-Tel.1 ,infolge znnehmende» Eis ganges ivnröe die C l b e s ch i s f a h r t bergan ivie tal- u'ärts g e s ch lvsse ». Verlorene Briefe. Berlin. sPriv.-Tel.» Stuf eine telegraphische Slnsrage de» Reichspostamts hat die P o st v e r iv a l t u n g vo » Uriigua» ebenfalls telegraphisch mitgeteilt. das, sich unter de» B r i e f s ä ck e .i. die bei der Ausschiffung vv» dein eng lischen Pvstdampser „Aragon" im Hasen von Monlevidev ind Nasser gefallen sind nnd nichl wieder haben erlangt werden können, auch zehn Lacke in i t B r i c s p o st aus Deutschland befunden haben. Tie Bestimmungsorte der verlvrengegangenen Lacke sind in der Meldung ans Monte video nichl genannt. ES kann sich dabei um Briefsendnnge» für Argentinien. Paragua». Bolivien Zur Tuptzai und Chile liandeln, die in Deutschland zu den Postabgängen vom und 8. Dezember l»l> ausgenommen sind. Die mit dem Postdamvfer „Aragon" abgesandten deutschen Bricfvosten für Urngnan und Brasilien für llriiguanana und Porto Alegrej siild vollzählig in Montevideo gelandet worden. Teriisprechuerbiiid»ng 'Berlin—Mailand—8iom. Berlin. iPriv.-Del.) Die Herstellung einer F ern - f v r e ch v erbi n o » u g zwischen B erli » , Pi ailand und :>i o in ist in Borbereitnna. (5s wird jetzt eine Ver- biuSnngsleiinng ;wi,chen Berlin und Mailand gebaut, die Anichlust nach :>!vm finden soll Die Leitung Berlin — 'Basel über Sinttgart ist 020 Kilometer lang' dazu kvm- nicn >'!7" Küoiiicter für die Strecke Basel—Mailand, so das; die Biei'aintleitnng B erlin — Pi ailand 12 0 2 K ilv- meter lang sein wird. Dazu kommt die Berbindnng Mailand—:>iom mit «>>0 Kilometern. Schon die Sprech- leiiung Berlin—Piailaud wird die längste Berbindnng sein, die Deutschland mit dem Anslande verbindet. An die zweite Ltelle tritt daun die jetzt längste Leitung Berlin— Paris mit 1108 Kilometern. Maßregelnng eines italienischen Kriegskorrespondenten. Paris. >Priv.-Del.s Das „Cchv de Paris" berichtet au-.- Rom, dag der bekannte italienische Kriegskorreipvn- deul, der Abg. d e ,v e I i e e, der ein begeisterter An- banger eines Friedensschlusses zivischen den beiden streiten den Mächten ist. nnd sich deshalb sogar mit seiner Partei ni-erworien habe, von dem Oberbefehlshaber der itaiieni- >ü!e» Truopeii in Tripolis den 2l ii s iv e i s n n g s b e f r h l eihaiteu bat. D' Tcl'ee habe sich in seinen 'Berichten in lB überaus ichaner 'Wei>e über die Krieassnlirnng der italie- ui'chen «Kenerale ansgelassen. (5'ine äiinliche Ptastregelniig ist geg u> den etorrcivondenten des sozialistischen Blattes vauii" veriügt ivorden. französischer Kricgsschissban. Paris. iPriv. Tel.I Das Marineanil hat dem Arsenal io,! vorient und Brest Anordnungen erteilt, bereits lebt L Indien vorzunehmen, je ein Panzerschiff von un Tonnen in Ban ui nehmen. Diese beiden Di-aduongliks iverden mii u,:l! ,'enlinieier läesthüizen in Tiirmen armieit iverden. Lie iverden außerdem mit .'.B l clennineter Geschützen in gest Herten 'Batterien ans- gerüstet, soioie mit vier Ilntersee-Torpedo-Laiieierrvhreii. Berlin. iPriv Tel.1 Der 'B n u d e s > a t nahm in seiner gestrigen Sitzung zu den 'Beschlüssen des Reichstags ttim H a n d e l s . n n d Schiff a l> r tsvert r a g mil a v a u. ivivie zu verschiedenen Petitionen Ltellüng. 'Berlin. sPriv Del.i Der A u s t a u s ch v r o s esso r Di. Dneobald Lmilh von der Harvard ilniverütät hält innigen in Gegenwart des Prinzen August Wilhelm seine 'A itt» sttsiiorie'iing. 'Berlin. lPr'ie Telck Die P>eldnng der Denischen slab-"g,ramm-»>eiellschasr ans O.uitv vom »>. Fa»uar ist von veesthiedenen Blütlcrn mit der Ueberschrist „Anarchie in Nikaragua" versehen worden. D's hiesige Generalkonsulat eriiärt demgegenüber, öast in Nikaragua v o l l st ä n- d s g e :)c n h e herrscht. Einbeck. i Prii>.-Tel.» Die Blättermeldnng. dast zwei liiessge Leminaiisten. Llichnvl und Mener. ans einer .'-darzioiir verschollen seien, bestätigt sich nichl. Die beiden jungen Leute habe» die Harztvnr nur vvrgesviegrit. Zn einem Briese an ihre Cliern tcilien sie mit. dag sie sich nach den engliichen Kolvuien begäben, weil sie keine Lust mehr zum Lehrerbernf hätten. Breslau. iPriv.-Tel.j Der Ebanfsenr Richard H aro tt, der bei der Bank- nnd Sveditiviisiirma Reichert u. (5o. ans Losnvivieze «äeidbriese mit noooo Rubeln n n i erschlagen Hai. wurde in der vergangenen Nacht vvn der Breslauer Polizei v c r b a f t e i. Er besau nur noch lttO Rubel. Er behauvici. er sei überfallen nnd beraubt ivorden. Kiel. iPriv. Del l Der sch iv e d i s ch e K ü st en- V a >i ; e r „Oscar I l" ist heute vorniittag von Stettin in lechskagigem Besuche hier eingetrosfen. Das Schiss lalukierie bei der ,Testung Triedrichsort die deuische Ktiegsiiagge iil'd nach dem T-estiegcn im Kriegshaseii nach- eii'ander die f-lagge des deutschen Tlvttenchess und Ltaiionschess. Danzig. iPriv.-Tel.> Die Demveratnr sank nach Mitternacht bis morgens vvn u ans i >> i- a d stl e a » m n r. Der Leeichinvertehr im Hasen wird dnrih Eisbrecher aiisrechi erhallen. ,,in Ltromgebiet der Weichsel ist Eis st a n d eingetrcten. München. iPriv. Tel.l Ais in der Augsburger Ltadt- vcrordneteniihiina der liberale Borsihende ein D a » l- s c!> reib e n S e s P rinz - :1! e g e n t e n vcrl e s c n ivvlltc nnd di- Mitglieder anssvrderte, sich znm Aus druck des Dankes und der Eraebcnbcit vvn den Tihwlähen zu erheben, stand auch die gemmte i o z i a l demo kratische T r a k t i v ii a e tchlo i s en ans, ohne sich ans öcni Laale zu entsernen. Dieses Berhalten der Lozial- dcmvtralen ivnrde tagsvvrher zivischen den Liberalen und Lvzialdemvkratcn ausdrücklich vereinbart. Ehristiania Ter König emv'ing heute den neue» deniichen tsesandte» rasen L ü c r n d o r f in seier- licher Z'littrilksandicnz. i'Nachts etwa eingehende Depeschen siehe Leite k.s Bcrliii. 1,'^ .Zanuar. lPriv.-Tcl.i Bo» masigebender Leite iciiiv benätigt. San dis seit längerer .Zeit zivischen de» Kouiniiiiaren Ses preusilsche» Haiiöeisministeriums nnd den Vertretern des K v I> > e » s » n d i t a t S schivelicndcn Berliaiidlungeii über eine Bersiändigang ivcgen des genieiiisaincn Bertauscs von Kolilcii n»d ,<>vls die Billigung des Ministers gesunden haben. Ans «Bund dieser Verständigung gellen anch die Abmachungen des .Uolileiiliindikais mit de» iSewevlschaftcn Trier. Hermann, Auguste Viktoria, Prajert, Vikioria-Liliien »nd Einscher-Vivoc aiö gesichert. Paris. >ü llbr nachinittagsi N ?« Rente 9Z.7'i. Italiener oä.8?. v "ä Pvrtngicsen Lpanicr ii-l,i!ä. l Türken tinistz. chl^Sü. Türkenlvse '.'»7,72. Otloniailbant V81. Träge. L«nt,«. sMallermartt.) >u»ttin»ls«h,r »,Iien unreaeluiä»!«. lkngllscher üvelzen ruhla, aber ft«elg. Amerlkanlsiber Mal» >e- schaktllo». Dvnauer Mal» wrnlaer «ngrbot. «merlkanllche» M«vl ruhig, avrr steltg. Ebglllchr» Mehl ruhig, «brr stell-. Äerfte fest, 0 rk höhrr. Hafer srft, 6 <1 »»her. ver Asdltsg I» vrerlken ist auch dis in die Nachtstunde» verhältnisinützig ruhig verlausen. »>n den Nachmiltag». und Abendstunde» nahm der Berkehr in der tuneren Ltadt -u. wozu vielleicht auch das späterbin svnnige, wenn auch noch immer recht emp findlich kalte Wetter beigrtragrn habe» mag. Als der Beiger derllhr immer mehr ans? Uhr vorriickte, brachten die Ltiakenbahnen fvrkgeseht neue Wistbegiertge ins Ben- tnim der Ltadt. Auch die Tränen der Wähler hatten es sicl> an scheinend nicht nehmen lassen, ihre Männer zu begleiten. Die R estaurants. svivie die Wein- ivie die Bierlvkalt- läien waren bis a»' den lehten Platz besetzt, wie vvr kaum zwei Wvchen am Silvesterabend. Boiler Lpannnng harrte man hier der ersten Nachrichten und diskutierte inzwischen eifrig über die Ehaneen der Kandidaten. Dasselbe ^"-ma erklang natürlich auch in den Gesprächen derer, die ge duldig trotz kalter Tube vvr unserer Redaktion aus die erste projieterte Nachricht hofften. Bor dem in dem Garten unserer Geschäftsstelle an der Marienstratze aus gestellten hohen Dransvarent staute sich die Menge schon vvn 7 Uhr an so gewaltig, das, Gendarmerie den Ltrasten- bahnwagcn freie Bahn verschaffen musite. Bis hinüber in die Wallstraste stand die Menschenmauer, die immer mehr an Ausdehnung gewann. Wer ganz schlau war und sich das Lesen der grvsien Lettern in Lpiegelschrist z». traute, der hatte sich innerhalb des Gartengrundstücks aus gestellt. wv er einen beguemeren Ltandpunkt hatte. Die ersten Nachrichten liefen 7 Uhr ,'ü Minuten aus Gvpveln bei »ns ein, also kaum eine Viertelstunde nach dem Lchlus, des Wahlganges. Lie brachten ein für die bürgerlichen Parteien erfreuliches, wenn anch in bescheidenen Grenzen sich haltendes Tell- rejultat: Tür den konservativen Professor Mammen ttl Llinimeii, den nationnlliberalen Dberpostassistenten Herrnia»» 8 und für de» Lvzialdemokraten Horn ü Ltim- liien. Bald darauf ,'olgten die Resultate ans Rotzthal, Oberwartha. Niederpomitz. Rockau, Hänichen und Kipsdorf. Unterdessen hatten auch schon viele der Wahlbezirke in Dresden-Altstadt ihre Auszählungen in den knüppeldick besetzten Wahllvkalen beendet. Mvnvton folgten hier ein ander die Namen Heinze und Gradnauer in schier endlosen Lerie». Ad und zu fiel der Name Erzberger, was mit Heiterkeit ausgenommen wurde. Aber auch mancher weihe Bettel nnd mancher Zettel mit dnrchstrichcncr Schrift fand sich in den Kuverts vor. Gegen 8 Uhr erschienen die ersten Resultate des ö. sächsischen Wahlkreises, die mit großem Tiiteresse verfolgt wurden. Natürlich wuchs die Lvaniinng immer wehr, je weniger Wahlbezirke noch außen standen. Leiten hat man die Wirkung vvn Wahl- resliltalcn ans die Menge so deutlich beobachten können wie hier. Es gab aber auch interessante Momente genug. Einmal hatte Dr. Heinze die Oberhand, einmal der Sozial demokrat. des Dritten, Erzbergers, achtete man kaum, oder nahm von dem kleinen, aber beständigen Zuwachs seiner Stimmen »vr mit Lachen oder einem mehr oder minder guten Witz Notiz. Und doch sollte dieser Dritte, der sich gegenüber den Tausenden seiner beide» Konkur renten ivie ein Zwerg cnisnahm, gm Ende der tsrkiun rrnwloiw werden, wenigstens, soweit es den ersten Wghl- gang betraf. Als gegen l> Uhr die Meldung aus den sechs letzten Wahlbezirke» einlies nnd das von keinem im Ernst anaevomwene Resultat: Stichwahl zwischen Dr. Heinze und Dr. Gradnauer erschien, da löste sich die Spannung mit einem Schlage in lautloses Schweigen nns. Keiner nrvtestierte, keiner insttte. keiner schrie Bravo. Man war soweit es diesen Wahlkreis anging, der am gesichertste» gegen die Verzögerung und die Unruhen einer Stichwghs erschien, nicht g»s seine Rechnung gekommen. Und dieselbe Wirkung batte die Ngchricht auch in den Rcstau- rgnts. Mg» hielt sie zunächst nur für einen Scherz, bis die Eitrabläiter die Gewißl'eit brachten. Einerseits freute man sich über die höchste Stimmen,zabl, die der bürger liche Kandidat erreicht Halle, anderseits bedauerte man Zie Tatsache, daß »nn das Zentrum die Entscheidung für den Wahlkreis in der Hauvtstadt des protestantischen Sach sens a-ben würde. Bald aber ivuede das Interesse durch die Resultate anderer Wahlkreise von neuem geweckt. Ein Extrablatt jagte das andere, gegen 15 MO solcher Blätter gingen in den Abendstunden ans unserer Druckerei hinaus, und gegen 1»» T'lws auf niisercm Transparente hielten die Menge bis halb ein Uhr in der Nacht in beständiger Lpannnng. Um diese Zeit zerstreute sich auch die cnUgeregt sprechende Menge in den Straßen immer mehr, viele fuh ren mit den letzten Straßenbahnwagen davon, die in häufigerer Tolge als sonst verkehrten, manche auch be schlossen. beim Trünke Bier oder Wein die Resultate noch mals eingehend zu beleuchten. Nicht unzufrieden mit dem Ausgang der Dresdner Wahl iverden daher unsere Gast wirte sein, um so mehr, als in acht Tagen die Stichwahl noch einmal ihren Lokalen dieselbe Tülle bescheren wird. Tie verschiedenen politischen oder nationalen großen Körperschaften der Stadt erwarteten, gesellig vereint, die Resultate in den bekannt gegebenen Lokalen. So hatten sich die Mitglieder des Konservativen Vereins im ersten Stoawerte des „Reichsbanners" zahlreich einge- fundcn. Nachdem das Resultat des Dresdner Wahlkreises vorlag. erhob sich der Borsitzenüe Stadtverordneter Ober lehrer Dr. T h n m m l e r und gab seiner großen Freude darüber Ausdruck, daß die Konservativen, getreu der Wahlparole ihres Vorstandes, restlos für Dr. Heinze ein getreten seien, wie die Zahlen erwiesen. Das von den Nationalliberalen den Konservativen noch bis in die letzte Zeit eiilgegengebrachte Mißtrauen, daß viele Konservative Erzberger wählen würden, sei also ungerecht gewesen. Die Konservativen, sv fuhr der Redner fort, begrüßten daher das Eraebnis mit Trenden. Der Nationallibcralc Deutsche Rcichoverein halte Mitglieder nnd Gäste zur Verkündung der Wahl- resiiltgte nach dem A u s st e l l u n g s v a l a st geladen. Longe vor 'Beginn der Versammlung waren die beiden R:ei'ensäle bis ans den letzten Platz besetzt, doch immer neue Scharen strömten herbei und füllten Galerien, Gänge und iedes erreichbare freie Plätzchen. Die Versammlungen ivnrden vom Rechtsanwalt Dr. G. Kaller und Land gerichtsdirektor Dr. -Lettner geleitet. Unter den Tausen den herrschte eine sieberhnste Spannung, und die Chancen der beiden Hanptkandidaten ivnrden fortgesetzt gegen einander abgewogen. Die eisten einkanfenden Resultate, die für Dr. Heinze günstig lauteten, wurden mit lebhaftem Bravo begrüßt. Mit kurzen Unterbrechungen brachten die Depcichenboten nnanshvrUch die Ergebnisse ans den einzel nen 'Bezirken, und je nach dem Stande der Stimmenzahl des Kandidaten Heinze stieg und siel die Stimmung unter den Versammelte», die sich zuweilen in erregten Pfuirufen Lust machte, wenn der gegnerische Kandidat eine wesentlich höhere Zister erreicht halte. Schien es zuerst, als ob die Wag- scbale des Sieges sich bereits endgültig dem nationalen Kan didaten zuneigte, iv brachten doch bald neue Resultate eine herbe Enttäuschung. Der von Dr. Heinze schon erreichte Vorsprung vvn mehr als 2M> Stimmen wurde durch die Zahlen einiger vorwiegend sozialdemokratischer Bezirke wieder wett gemacht, nnd als die Vcrsmnmlnngsleitcr schließlich das Gcsamtrcsultat — Stichwahl zwischen Heinze nnd Gradnauer — verkündeten, machte sich doch eine gewisse Depression bemerkbar. Zwar waren wohl bk« «etnn». gen über einen überleaenen Steg de- bürgerlichen Kandi daten geteilt, aber dennoch hatte die überwiegende Mehr- zahl einen größeren Vvrspruna vor dem Sozialdemokraten erwartet, als ih» der vorläusige SchlnßÜand von S»l«0 »» 2» »57 zeigte. Andersrtt» habe» sich, wie die Ver sammlungsleiter betonten, natürlich die Hoffnungen der Sozi, in Dresden ein Volkbaertcht gegen di« bürgerlichen Parteien abznkialten. nicht erfüllt, und für die Nationalen ailt nun die Parole, mit Mut nnd Vertrauen tn die Stich. wähl zu geben, um dem bürgerlichen Kandidaten »um end gültigen Stege zu verhelfen. In später Stunde erschien' von den Anwesende» mit begeistertem Jubel bearüßt. Land aertchisdirrktor Dr. Heinze In den Versammlungen. In energischen, flammenden Morten forderte er die Wähler auf. de» Kampf gegen den Gegner »»geschwächt fortzu- s.'tzen und die Partei, die de» Terrorismus und Fanatis mus ans ihre Talin«' geschri'l'en. vvMändia nieberzu- ringen, nachdem Ihr erster Ansturm abgeschlagen ist. Brau sender 'Beifall lvbitte den Redner »nd stehend wurde von allen Anwesenden die Nationalbnmnc grsunaen, womit die Perianimlilng ihren würdige» Abschluß fand. Die nationalen Anoschitsse versammelten sich von abends 8 Uhr an im Vismarck- zimmer des V i k t o r i a h a u s e s, um die Mahlresnltate in Empfang zu nehme». Bereits geraume Zeit vorher waren die Mitglieder der Vereinigung erschienen, gegen-, fettig die gehegten Erwartungen a»sia»schenv. Die ersten Nachrichten, für die nationale Partei günstig lautend, liefen aus den Ortschaften Wachwitz. Niederponritz und Hvsterwitz ein. Nach einer längeren Pause ginge» die Dresdner Ergebnisse ei». Die Erwartung stieg immer höher, se mehr sich die Aussichten für Dr. Heinze steigerten. Als bekannt wurde, daß für Heinze 28142, für Gradnauer 28 05« Stimmen abgegeben nnd damit eine Stichwahl not wendig geworden sei, war die Versammlung der Meinung, daß in der Stichwahl doch Dr. Heinze den Sieg erringen werde. — Herr Ltadtrai Dr. Hops versicherte im Lauie des Abends, daß in Zukunft, alle »ativnalgestnntcn Kreise unentwegt an der Wohlfahrt des Vaterlandes wetter arbeiten würden. Jeder Man», der sein Vaterland liebt, werde dann, wenn das Vaterland in Gefahr sei, fest »nd treu stehen. verllicde; unll ZäckKsclm. — Den Professoren Dr. Mucke am Gymnasium Treiverg, Dr. Wolf am Realgymnasium Annaberg, Müller am Realgymnasium Chemnitz und Dr. Böhne an der Oberrealschnle Chemnitz ist der Titel „Konrektor": den ständigen Lehrern bez. Lehrerinnen Lconhardt am Realgumnasinm Meißen, O. Friedrich am Real- gninnasiiim Plauen, Dr. V ü ch u e r und Dr. Gelfert am Realgnmnasium i. E. mit Realschule in Netchenbach. Fon sch er am Realprognmnasiiim mit Realschule in Riesa. Niemeycr am Realgymnasium Zwickau. Zeidler am Realgymnasium Glauchau, Dr. Lang «in der Realschule Werda», Wieland und Elise Bräuer an der Höheren Mädchenbildungsanstalt in Chemnitz, Dr. Krägelin und Schetbncr an der 2. höheren Schule sur Mädchen nebst Lebrerinnensemlnar in Leipzig, Willmersdorf und Johanna Vöhmert an der höheren Mädchenschule Dresden-Neustadt, Löbmann am katholischen Seminar in Bantzen der Titel „Oberlehrer" bez. „Oberlehrer!»" verliehen worden. — Der russische Mintsterresident Baron v. Wvlss hat Dresden mit Urlaub verlassen. Während seiner Abwesen heit fungiert der Legationssekrctär v. Tomaszewskt als Geschäftsträger. — Der pensivnierte Neichöbankkassendiener Georg Wilhelm zu Oelsnitz i. B. erhielt das preußische All gemeine Ehrenzeichen. — Nausuiännischeo Fachschulwesen. Die Ortsgruppe Dresden des Kaufmännischen Verbandes für weibliche Angestellte E. V. iSitz B e r l i ns hat der Zweiten Sächsischen Kammer ein Gesuch unterbreitet, in dem die Cinfübrnng der Fortbildungsschnlpflicht auch für die im Handel tätigen Mädchen »nd die Schaffung voll nttsgestglteter Handelsschulen zur Vorbereitung junger Mädchen ans den kausmüniltschen Berus gefordert wird. Statt der obligatorischen Fortbildunasschnle, die auf Grund des 8 120 der Reichsgcwerbeordnnng errichtet werden darf, sind bisher nur freiwillige Kurse geschaffen worden, die aber gerade bereits geschäftstütigcn Gehilfinnen n i cht zn- gntc kommen, weil ihnen die freie Zeit fehlt, für deren Bewilligung die Geschäftsinhaber begreiflicherweise nicht zn haben sind. Was die Madchenbandelsschnlen anbetrifft, so zeigt eine Umfrage des Verbandes, daß durchschnittlich ans das Fabr in Sachsen 9,85 Wochenstunde», in den übrigen 'Bniidesstanten noch einmal soviel, nämlich 18,80 Wochcn- stuiide» sich ergebe». Der immer wieder erhobene Etn- wand, die Frau sei verhältnismäßig so kurze Zelt im Han del tätig, daß es sich nicht lohne, sie für diesen Beruf zu schulen, ist durch die Statistik widerlegt. Die Berufs zählung 1007 zeigt 3177 781 mittätige weibliche Familien angehörige, davon 224180 im Handel und Industrie, 118 241 allein im Handel, ferner 723 031 selbständige Unter nehmerinnen im Handel: ein Drittel aller Betriebsleiter im Waren- nnd Produkten-Handel sind weiblichen Ge schlechts. 20 Prozent aller Alleinbetriebe sind in Händen vvn Frauen, und unter den 0 108077 hauptberuflich erwerbstätigen Frauen sind 2 842 527 Ehefrauen, Witwen »nd geschiedene Frauen. Die Franensrage im Handels gewerbe ist also keine Ledigenfrage mehr. Gcmz ebenso wie der Mann durch Etablierung tritt die Frau durch Heirat ans die Seite der Unternehmer, um mit ihrem Ehemann gemeinsam oder allein einen eigenen Betrieb zu leiten. Ihre eigene nnd die Existenz der Familie ruht also dauernd auf den Bcrufskenntnissen, die sie in der Jugend erworben hat. Daß eine gute Berufsbildung der Mädchen dem gesamte» Mittelstände nützen würde, liegt nach dieser deutlichen Sprache der Zahlen ans der Hand. Es ist dringend zu wünschen, daß unser Vaterland, ans dessen vorzüglich auSgebautes Fachschulwesen für die männliche Jugend wir mit Recht stolz sind, bald auch den zweiten Teil dieser Aufgabe erfüllt nnd mit nicht geringe rem Weitblick für die Mädchen sorgt! — Der Sächsische Gcmeindetag hält am 28. und 24. Fe bruar im Laale des Städtischen KanshanseS zu Leipzig eine Versammlung ab, um folgende Tagesordnung zu erledigen: Beratungen über die finanziellen Wirkungen des Volks- schiilgesctzes auf die Gemeinden: Beratungen über den Ent wurf eines Gemcindestcuergesetzes: Errichtung einer Geld- vermittlnngSstclle fttr die sächsischen Gemeinden: Begrün dung einer Zentralstelle des Sächsischen Gemeinüetages: Mitteilungen über den HaftpflichtversichernngS-Berband sächsischer Gemeinden. — Mit 70 Sängern war der Dresdner Orphcnü am 0. d. Mts. in seither Morgenstunde zu einer zweitägigen W i n t e r p a r t i e nach Dcutschnendorf. der Heimat seines Chvrmeisterö Kluge, anfgebrvchcu. Nachdem die Sänger mit der Bah» in Sayda eingetrosfen waren, ging's bald darauf in dicht besetzten Schlitten mit Schellengeläute und fröhlicher Winterstimmung dem Ziele entgegen. In Teutschncudorf fand in der „Post" ein gemeinsames Mittagsmahl statt. Nachmittags lagen die Sängergäste dem lustigen Rodel- und Skhnecschnhsport ob, und abends fand in der „Post" mit den Dcutschnendorscr Sängern «l» ftdelcr Kvmmero statt. Am nächsten Morgen wurde in der dortigen Kirche gesungen, woran sich ein gemeinsamer Frühschoppen und Spaziergang durch den sich im herrlich, sten Wintcrgewande zeigenden Brüderwiesenwald aiBchloß. Abends 11 Uhr trafen die Orpheiden wieder in Dres den ein.
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