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01-Vorabendblatt Dresdner Nachrichten : 18.06.1921
- Titel
- 01-Vorabendblatt
- Erscheinungsdatum
- 1921-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19210618015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1921061801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1921061801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1921
- Monat1921-06
- Tag1921-06-18
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Die neuen Sleuervorlagen. tEigncr Drahtliericht der «Dresb». Nachricht« n".l Berliu, 17. Jnni. Wie wir an» zuuerlüssiger Quelle erfahren, bat ha» Uteichskobiiiett am Donnerstag früh folgenden neuen St e n e r v v r l a g e n des :>ieichssinl»nz- ininiiterium sein« Zustimmung erteilt: der Umsatzsteuer, der Kop-iichan. neuer »nd der neuen Kohlensteuer. Neuer een Inhalt der neuen Sceuervelanungen wird Still- schweige» bewahrt. Die Vorlagen aelien mir Beschleuni gung an den Reichsrat. lieber die neue Zuckersteucr. die Brainiliveil:,teuer und die Tabak- uu- Zigarettensteuer dauern die Vorbereitungen im Re ick ssinanzmi nisten um nvcl, an. Deutsche Neparationsiat-lungen in verschiedenen Währungen. Paris, 17. Juni. Die Repapatioilstomuiiisiou bat gesteni an die deutsche Negierung eine Note gerichtet, daß die Dollar l » n t e für die Reparationszahlungen in Zu- tunfl einznsteüen seien. Itünftia soll jede von Deutschland geleistete Zalilling auf die versch I e d e n e n W ü I> r n n - gen der alliierten und neutralen Länder verteilt wer den. Die :lleoarauono!oniniis,lon traf diese Entscheidung, >tvil die Tollarlänse siir die erste Zahlung von >öO Aiil- tionen <9ol-mgrk eine Sieigernng des Deila N urses zum Nachieil der Währung der alliierten Länder bedingt halten, >e>as cii. den Entciilelgii-ern eine lebhafte .Urilik an dem von der Neparationskommiision eingeschlagenen Veriabren her- i'vrrief. Die deutschen Schuldverschreibungen an die Entente. Paris. 1«!. Fivii. 2Li-e „Fntravsigegn!" mitteilt, wird in Verbandst reell n der P>an erivogea, anstatt dem Londoner Abkommen eni'preckend die deutschen Scknldver- dflichi u n g e n ans den bsscntticheu Atarkr zu bringen, sic zurnckzubalreii und ans dieser Grundlage besondere Anleihen auszngeben, die jedes der verbündeten Länder ihrerseits in gewährleisten hätte. Die im Londoner Ab kommen vorgesehenen deutsche» Sickenieiteu tarnen aller dings hi»ui. Deutschland würde die vvn ilnn glierkgnnte -chnid verzinsen und tilgen. Die von den verbündete» Landern anogeaebeneii Gnrscheln« iviirden srenerfret btetben. 5 re L, tragen nird unter pari ansgegeben »»erden. Der Unterschied zw.scheu Sem Ausgabekurs und dem Nenn wert würde von Deutschland ,u> tragen sein, wovon bereits n London die Rede gewesen sei. Dieser (Gedanke, sagt das Blatt, wird gegenwärtig in Paris, London. Rom »nd Brüsiel geprüft iverden. tW. D. Bl Paris, 17. Juni. Der Abgeordnete Gcrarö hak einen 'Gesetzentwurf eingebracht, öemznsvlge von den Zahlungen Deutschlands 2Z Prozent vorzugsweise der Bank von .Frankreich übergehen werden sollen, um allmählich die Vorschübe zu ligüidiercn, die sie im Lause des Krieges dem Staatsschatz gewabri liabe. An der Vegrüüdnng wird ge sagt. das einzige Mittel, den .Kredir des Landes wieder her- nn'tellcn. sei die Einichräilkung der Inflation. lW. T. V.I Die Konferenz der Nach?o!geslan!en in Aom. Rom, t7. Juni. Die Konserenz der Nachfolgestaaten A Oesterreichs, ivelche augenblicklich in Nom tagt, wurde heute beendet und bat sich bis Oktober vertagt. Die Delegationen . haben ksie Vcrpsiichtnng übernommen, die Arbeiten auch «-» während der Ferien weiter fortznsctzen. Bevor die Delrga N tlonen auseinander gingen, haben sie. mit Ausnahme der ungarischen Delegation, mehrere Vertragsentwürfe unter zeichnet, und zwar solche über die privaten und sozialen »U Versicherungen, Besonders wurden Uebcrcinkünfte 8^ zwischen Atollen, Oesterreich, der Tschecho Slowakei und As Jugoslawien, betreffend den Schutz ihrer Ltaats- eAbürger, die internationalen e r i ch t S h ö f e > die «8 . Legaiisiernng von Dvlnmenten und die Auslieferung von 2 Verbrechern, vereinbar!. zW. T. B.) S Lin neuer Fmrncfkreich geplant? iE i g n c r Drahtberimt -er „D r e s d n. :>! a ch r i «b t e n"A ->». Paris, 17. Juni. Ans Genna wird dem „Journal d'Ataiia" gemeldet, dag die italienische Negiening die frühe- ren siv.mischen Legionäre, namentlich ihren «Führer Luigi Nizzi streng überwgchcn iaht, weil dieser im Einvernehmen Ä mit den früheren Legionären vvn Fiume eine neue Expe- dition nach Aiume arrangieren will. Die Negierung ist darüber vvn wvhlinsormiencr Leite benachrichtigt worden. Volksabstimmung in vdcrösierreich. stkikiner Drahtbcricht der „Dresdn. Nachrichten'.- Asien. 17. Aun', Am Landtag v: n Obers »erreich ist der Antrag eingegangen, die Landesregierung möchte über die A n s ch l u s> frage eine V olksabstim nr nng an-- ordncn. Sllchslscher Lcmtlag. «S. Sitzung. Dre » - e «, den 17. Junl 1021. Auf der Tagesordnung steht die erste Beratung des Äe- setzentwurse» über die Bezüge der Geistlich«« i. R. «ud ihrer Hinter»«,denen. Der Entwurf, der sich eng au die Bestimmungen für die Lcaatsbeamtc» und Lehrer anschltestt, ist ln unserem Blatte bereits auszugsweise wiedergegeben worden. Mtntsterialdtrektor Michel gibt eine Begründung der Vorlage. Das Gesetz werde voraussichtlich nur kurze Dauer »oben, da die Trennung von Staat und Kirche in abseh barer Zeit bevvrstehe. Dann werde auch eine Ablösung der Pensionslasten stattsinden. Immerhin sei das Gesetz «ine dringende Notwendigkeit, da die Not der Ruheständler und Hinterbliebenen der Geistlichen außerordentlich grob sei. Der Redner bittet, de» Gesetzentwurf noch vor den Ferien zu verabschieden. Abg. Drechsler lD. Vp.) beantragt, den Gesetzentwurf sofort in Schlustberatung zu nehme». Dem widerspricht Abg. Müller, Leipzig (llnaby.j. Die Borlage geht an den Halishaltalisschnki F. Die .Kammer tritt dann in die erste Beratung beS Ge setzentwurfes über die Verteilung der persönlichen VolkoschuNaste« zwischen Ltaat und Gemeinde» In den Rechnungsjahren ll>M und 1921 ein. Danach wird vorbehältlich endgültiger gesetzlicher Regelung die Be soldung der Lehrer in öffentlichen Volks- und Fortbildungs schulen aus die Zeit vom l. Oktober 1920 bis 91. März 1922 veriagsweise aus der Staatskasse bezahlt. Den Gemeinden werden dafür von ihrem Anteil am Ertrag der Einkommen steuer und der .Körperschaftssteuer bis 91. März 1922 25 Pro zent und von da an 15 Prozent abgezogen und der Ltaatskasse überwiesen, und zwar so lange, bis die -Hälfte des Vcsvlöungsauswandes erfüllt ist. Von dem BesoldungS- aufivand ans die Zeit vom l. April bis 90. September 1920 erstattet der Staat den Schulgemeinden die -Hälfte. Ministeriatdlrektor Michel begründet auch diesen Gesetz entwurf Die Negierung sei überzeugt, dast die Vorlage im -Hanse eine gewihc Enltan>chnng Hervorrufen werde. sSebr richtig!) Ohne Lastciiausgleich sei aber die vorliegende Frage nickt zu regeln. Es lasse sich noch nicht übersehen, wie sich Sie Einkünfte ans der Einkommensteuer und den anderen Lteneranen stellen würden. Daher habe das Finanz- ministerinm verlangen müssen, dass die endgültige Regelung zunächst zurückgestellt werde. Ter Gesetzentwurf beziehe sich infolgedessen nur auf die Rechnungsiatire 1920 und 1921. Die Regierung hosse dann so wett zu sein, dast eine end gültige Regelung erfolgen kann. Abg. Dr. Eberle iD.-Nat.) ist der Meinung, da« die Motive, die seinerzeit zur Uebernahme der Schullasteu aus den Staat gedrängt hätten, erledigt seien. Da die Gemeinden angewiesen seien auf das, was sie an Steuern vom Staate erhielten, sei es in Wirklichkeit gleich, wer die Lasten trage. Er sei der Meinung, dast der Einslust des Staates auf die Schule so dünn wie möglich sein möchte. Die Schule sei eine Sacke der engsten Gemeinde. ES sei daher richtiger, Satz der Staat den Gemeinden die Schnllasten selber tragen lasse. Minder leistungsfähigen Gemeinden möge der Staat weni ger abzichen. Abg. Röllig lD. Vp.) bedauert, dah diese wichtige Vor lage im Eilzugstemvo erledigt werden müsse. Er hält das Entgegenkommen gegenüber den Gemeinden für un genügend. Man solle ihnen drei Viertel der Lasten ab- nehmcn. M»g. Dr. Seysert lDem.) ist der Meinung, das; die Vor lage wehr als eine Enttäuschung bedeute. Er verweist auf den Veschlnst der Volkskammer, „ach dem der Staat die SchnUascen zu übernehmen hatte. Es sei merkwürdig, last sich eine parlamentarische Regierung über einen früher ge fassten Beschlust hinweqsetze. Aber noch auffälliger sei es, dast eine sozialistische Regierung nicht den Ästut anfbringe, ihre eigenen Grundsätze dnrchgnsetzen. Abg. Miiller-Leipzig illnablj.) ist ebenfalls nicht befrie digt rwn dem Entwürfe, besclieidct sich aber, da es sich »m eine vorläufige Regelung lmndle. Abg. Schurig iSoz.) gibt seiner Enttäuschung Ausdruck. Er fordert die Uebernahme der gesamten persönlichen Schnllasten, um die unklaren Verhältnisse zu beseitigen. In der nun folgenden weiteren Aussprache kommt es zu einer heftigen Anseinandcrsctzunq zwischen dem Finanz- minister Hcldt «nd dem Abg. Dr. Seysert Finanzministcr Hcldt betont, dast die Anssprache über das Ziel hinansgeschossen sei, insofern als allgemeine Schnl- sragcn ausgcroilt worden feien. Tie Vorlage behandele nicht dl« Zukunft sondern dt« Gchwtertgkrtten, dt« t» der Vergangenheit entstanden leien. Man vevdank« sie dm» früheren Kultutmiuister Dr. Teyfert und seinem Vartet» kollea-n, dem früher«» Ktngnzminlster Dr. Retuhol». Hinter dem Rücken de» (ÄesamtministeslumS Hab« Dr. Sry, sert seinerzeit die Auszahlung der persönlichen SchuUaste» angeordnet. Aus ttolleglalltät habe das Gesamtmlntstertm» später das Vorgehen öes Knltuömtntster» gedeckt. L» sei überraschend, das, derselbe Herr, der die Ursache -er Schmiß rtgkeiten sei. jetzt Kritik übe. dis doch die allerschärfste «tttk an seinem eigenen Verfahren sei Gegenwärtig sei keine Möglichkeit, di' vollen Schnllasten oder auch die persönlichen Laste» allein auf den Staat zu übernehmen, weil dann andere Staatönotmcndigkeiten nrcht erfüllt werden könnten. Wer diese Tatsache auher Acht lasse, entferne sich von dem Boden, auf dem n»tr jetzt arbeiten mustten Abg. Dr. Seysert lDem ): Es sei unerhört, -ah die polt- ttscke Gegensätzlichkeit auf etne Sache wie dte vorlteaenbe ausgedehnt werbe. Er übernehme vor dem ganzen Lande dte volle Verantwortung für das, was er getan habe. Dte Schwierigkeiten seien nicht durch ihn geschaffen worden, sondern durch ihn zu beseitigen gewesen. Die Ge meinden seien nicht mehr imstande gewesen, die Anforde rungen zu erfüllen. Dadurch sei der Wirrwarr entstanden, der damals viel schlimmer gewesen sei. als heute. Um ihn zu beseitigen, habe er einen Entschluß fassen müssen. ES möge sein, dast formelle Versehen vorgekommen sind, aber es sei eigenartig, dast sich ein Gegner des BureankrattSmuS dagegen wende. Daß die Ausgabe nicht zu lösen war, habe nicht an dem System, sondern an der fortwährenden Ver änderung der Verhältnisse gelegen. Finanzministcr Heldt erwidert, daß eS sich nicht um ein formalistisches Versehen handle, sondern der damalige Kultusminister sei dem Bcschlust des Parlaments nicht nach- gekommen, eine Vorlage zu machen. Das sei ein schwe rer sachlicher Verstoß. Dr. Seysert könne die Tatsache nicht ans der Welt schassen, dast er der Urheber der Schwie rigkeiten sei. Abg. Dr. Reiuhold (Dem.) legt dar, dast dte Gemeinden erklärt hätten, die Gehälter nicht mehr auSzahlen zu können. Daher sollte» sic mit Darlehen unterstützt werden. Lediglich nm einen Wirrwarr zu verbitten, habe das KultuSmtntste- riuiu den Beschlust gesnstt, dast vorläufig und vor schußweise dte Schullasteu vom I. Oktober 1920 ab bis zur gesetzliche» Regelung aus der Staatskasse bezahlt werden sollten. Das G e s a m t in i n i st e r i u m habe bas Verfahren gegen den Widerspruch des Ministers -Hel-t genehmigt. Ministerpräsident Buck habe sich geweigert, die Verordnung zu desavouieren, da die Uebernahme der Schullasten etne klare sozialistische Forderung sei. Das Verfahren sei «uu 20. Oktober 1920 vvn der Volkskammer etnsttmmlg genehmigt worden. Er bedaure, dah Minister Heldt seine persönliche Gereiztheit gegen das alte Kabinett nicht lassen könne. Finanzministcr Heldt erklärt noch, dast all« Fnstanzen vor vollendete Tatsachen gestellt worden wären, so dah st« nicht anders gekonnt hätten, als zuzustimmem. Auch der Wirtichastsmiiiistcr habe Widerspruch erhob««. Die Vorlage wird dem HauslialtauSschuß über wiesen. 'Nächste Sitzung: Montag, nachmittags 1 Uhr. Tagesordnung: Förderung der sozialen Baubetrieb«: Vor lage über die Wahl der Elemeindevertreter: dringlich« An forderungen des Staatshaushalts 1921: Besoldungsgesetz -er Staatsbeamten und Lehrer: Neuregelung der Kinder» Zulagen. OerUiches und Sächsisches. Dresden. 17. 3uni. - * Die diamantene Hochzeit begeht morgen, Sonnabend, PrivatuS Wilhelm Priever, Krenkelstraste 24, 3., mit seiner Gattin in aller Frische. - * Triuitatiskirchc. Fm Bormittagogottesdienft deS nächsten Sonntags wird Pastor Scheffel seine Abschieds- prodigt halten, um dann das Pfarramt Elleseld L. Auerbach zn übernehmen. - * Eine Sonnwendfeier veranstalten die vereinig ten Wehrlogen von Dresden und Umgebung morgen, Sonnabend, aus Sem Hutvergc bei Weistig bet Bühlau. Pastor M e n s i n g-Dresden wird die Feuerrode halten. Die Feier beginnt mit Einbruch der Dunkelheit. Jedermann lM Zutritt. —* Interuationaler Esperauto-Borkongrest Dresden. Zur Teilnahme an dem am 28. und 29. Juli d. Js. hier statifindendcn Fnternation. Esperanto-Borkanarrh liegen bereits Anmeldungen von Angehörigen zwölf verschie dener Nationen vor, nämlich von Esperantisten aus Bulgarien, Tschechien, Dänemark, England, Finnland, Em Ssmmenmchlslraum. Dramatisches Marche» von Shakespeare. N e n c i n st u d i e r u n g i m Schauspielhaus, 10. Funi 1921. Fn Tan und Mondschein möchte man die «Feder lauchen, wenn inan von S !> a k e > p e a r e s „S o m mernachts- i r a n in" künden soll Oie Sätze mühten ein Gespinst ans Nebel und Lpinnmeb' sein, wenn sie den Märchengeist des nächtlichen Spiels einhülien wollten. Alles Verstandes- mähige ausschaiteil und Musik in Worten schreiben. Wer's löilnte! Aber lvo-n auch? Shalespeares Gestickt ist selbst dies Spitzengcwcbe ans stlntiäen Sommcrsäden und ans «Flügeln des Gesanges weilt sein ElscnUed dahin. Das empfinden alle, die es leien, empfanden die. die cs ver deutschten. Dah Wieland, der „Oberon"-Dichter. gerade dieses Sliakespearc-Werk alS eins der frühesten übersetzte, versteht man ieicht and ebenso, dast Schlegel sich des Dichter Ucbcrsetzcrs Vorarbeit.in weitem Mähe zunutze machte. Die deutsche Nachdsthtung ist selbst ein Kunstwerk feinster Filigranarbeit des Sprachgenies. Ta ist Musik darin! Und «'ah ein Siebzehni« iiriger das worlmnslkalische Bild ins llangnnlsikali'che übersetzte und Fugend, Dust und Mond- sthetn in eine siiinnivebzarte Partitur bannte, war nur ein Glücksfall mehr in der Aneignung dieses Weltgedichtes durch den deutschen Geist. Dichtung und Musik, unmittelbare, vn- stvfslicbe Aeuhernngen uniercS schöpferischen Wesens, haben es leicht, ins Feenreich auszustcigen. 'Aber wo die Ver- körperlichluig und Versinnlichung beginnt und zum Tone sich das Bild gesellt, wird der Erdenr.st zu tragen peinlich. Spät erst setzen die Verst! he ein, den „Sommernachtstranm" sur die neue denrsche Vö me zu gewinnen: Tieck, der Roman- kiker, wagte sich zuerst au eine Darstellung in sener Auf- lührnlig im Neuen Valais zn PoMmm 1849. die lange vor bildlich blieb für alle Nachlonnneiidcil. Vis zu Reinhardt hin hat die dent'cke Bühne sich um Aneignung des Feen reiches Oberons inic wechselnden Mitteln und veränder lichem Geschmack bemüht. Tie Goethesche Mahnung: ..Doch trampelt nicht ins Svinnemietz mit Elcsantenfühen" stand immer als Warnung über all diesen Versuchen. Musik im weitesten und tiefsten Sinne muh jede Aus führung des „SommernachrvtraurncS" durchseelen. Borans- ietznng ist schon, Sah man den dreitaktigen Rhythmus des inneren Ambans klar empfindet und kontrapnnktisch spielen läht. Fm Mondlicht webt und singt und klingt die Natur- mythc von Oberon und Titania, die Fecnwelt. das Elfen- reich, aus dem Puck, der Troll lind Gutgefell lNobin Goodscllom, der gutmütig neckende Kobold) ins Menschen- reich lnuüber'pielt. Tort tollt sich Fugend und Liebe aus, in einem Phantasieaihen. das keine Akropolis als Hinter grund braucht, weil es das ewige Reich der Schwärmerei und Verliebtheit, das Land der Lebensfreude aristokratischer Genuhmenschen ist. Und eine Schicht darunter, öle dumpfe Lpieherlichkeit der Handwerker, der „Banausen", wie dte Griechen alle muscnsremdrn Menschen nannten, in denen dennoch der Trieb zum -Höheren lebt, der sich dock nur lächcr- lich macht, wenn er ins Reich des freien Spiels der Kräfte, in die Kunst ansstcigen will. Ten Phantasielosen bleibt die Geiskerwelt verschlossen, nicht den Liebenden und Spielen den, die mittenlnnc stehen zwischen 'Märchen und Wirklich keit. Das ist die götklrchc Neuordnung Shakespeares in diesem Renaissance-Kunstwerk seiner sonnigsten Fugendtagc, das ist die Entstehung seines Lustspiels ans dem Geiste der Musik! Wie lockend, aber auch wie schwer, diese fcingeiveblc Partitur auf der Bühne zum Klingen zu bringen! Nicht einmal mit der „akustischen Regie" Reinhardts ist es da ge tan, wenn daS architektonische Gesetz deS Aushaus im ganzen tönende Welttdce werden soll. Bei ihm schwirrte und summte der Zanbenvald von Stimmen, hallte der Palast wider von Gesang und verflocht sich die Sprech- mclodie von oben mit der Melodie von Mendelssohns Orchester. Das mar berauschend und doch nur äußerlich. Das Ideal wäre eine bis ins Fe«nste gehende Abtönung der drei Welten durch die Musik der Sprache und des Spiels, damit das Hörspiel im Schauspiel zur beherrschenden Wir- knng komme. Ein Weg der Annäherung ist gewiß der Ver zicht auf Ausstattung, ans das Opernhaste, das sich festgesetzt hatte, daS Zurückdräugen des Balletunästigen und die har monische Abstimmung von Ton. Tanz. Farve, Licht zu einer schönen, musikalischen Einheitlichkeit. Diesen Weg, der der Weg der heurigen Bühnenkunst ist, hat natürlich die Spielleitung Viertels cingeschlage». Dast er nicht zum letzten Ziele geführt hat, läßt sich ans nur allzuvielen Gründen begreifen. Fe höher die ideale Forde rung vom Kunstwerk, um so fühlbarer die Kluft des Un überbrückbaren. Und fehlt uns Kindern der schwersten aller Zeiten nicht überhaupt der Geist der Leichtigkeit, uns «Fliegern mit Maschinen die Lchwcbekunsr der Phantasie'? Können wir Problcmbelastcten auch nur für ein paar Stunden froh und schwärmerisch wie verliebte Jugend sein? Gibt es das noch'? Woher sollen Schauspieler als Menschen unserer Zeit den Geist der Musik und Romantik schöpfen? Vielleicht müßte man den „Sommernachts- tranm" einmal von ganz, ganz jungen begabten Menschen kindern spielen laue», die noch tänzerische Anmut im Blute haben und deren Gefühle die Enttäuschung nicht kennen. Was wir heute sahen, war erarbeitete Kunst, war Regie der sparsamen Mittel, gebundene Phantasie und gedämpfte Seclenmilsik tauch wo sie allznreichlich Forte spielte). Wir wollen und müssen den Verzicht aus vieles, was Glanz. Reichtum, Fülle spendet, im Seelischen wie im Technischen in Anrechnung setzen, aber im rein Künstlerischen dursten wir doch in mancher Beziehung stärker Klingendes erwarten. Bor allem: es war leine Wortmusik da. keine Kunst des Bersesprechcns. keine Polnphonic deS Dichterischen. Hat man bas so verlernt? Ein Strom von Lyrik must von den Lippen fliesten und sorgfältiger als alle Lichtcssekt« müssen Titanias Ltebesreben. die Streitdialoge der Liebenden in ihrer Renaissancebildung, die Lieder der Elsen abgetönt >nnd klangschön beleuchtet und gewechselt werden. Fast alle Sprecher versagten in diesem Letzten, das zugleich die dichterische Schönheit ist, die den Geist Shakespeares am ehestens verwirklichen kann. Für das 'Auge gab'S allerlei Schönes. Die Bühnen bilder sind von Alexander BaranowSkn und Adolf Linncbach im iveientlichen durch Vorhänge geschaffen, selbst der Zauberwald besteht aus Sckileiergeweben und Vorhängen mit beleuchteten Falten, die WaldeSdickicht Vor täuschen. So geschickt daS gemacht ist, es ergibt doch nur eine gedämpfte, allzu verschleierte Stimmung, in der auch manche Gruppe und Szene dem Auge ferner Sitzender ver loren gegangen ,'cin maa. Z. B. die LieveSszene Titanias niik dem cselsköpsigcn Zettel. In der Palastszcne wirkt« der Podiumaufbau ernüchternd »nd der Hochzeit des TheseuS gar fehlte es mit den Festtrilnehmern auch am jeder fest lichen Stimmung. Man durste da nicht an Reinhardts figurenreiches Schlnstbild denken. Die Anordnung der Paare im Dunkel unten vor der erhöhten Bühne löste de» letzten Zusammenhang der Handlung überlwupt auf und machte die Herren des «Festes zu nebensächlichen Zuschauern, Das freilich ist eine Folge der notgedrungenen szenischen Vereinfachung, die in vielen Punkten Verarmung bedeutet. So erklang auch Mendelssohns Hochzeitsmarsch vor ge schlossenem Vorlmng und überließ es unserer Phantasie, den prunkvollen Zug der Elaste auSzumalen. An augen- sihmeichelnden Farbcnwirkungen fehlte es sonst nicht. Das Tänzerische, die Elsenrcigen fügten sich nach Grundsätzen moderner Tanzkunst in die Handlung ein, traten nirgends als selbständige „Nummern" heraus. Anmutig«, sugendllche Körper wiegten sich in wallenden Bewegungen: künstleri scher Fcimsinn war hier sichtlich am Werke, Jener drritaktige Rhythmus des inneren Ausbaues war im Darstellerischen nicht recht zn spüren. Dte Gcstalten- grnppcn flössen allzu ungegliedert ineinander. Was hter für klare Scheidung der drei Welten hätte getan werden kön nen, war nicht recht hcrausgesühlt. DaS Märchen hatte nickt die silbrige Feinheit einer Well von oben her. Alice Verden spielt schlank und jllnglinghast in der Erscheinung den Oberon, mit jenem ihr eigenen Stilgefühl: und doch wäre die Besetzung mit einem Manne vorznztchen gewesen: es bleibt ctn peinlicher Rest. Jenny Schafferhat zwar Zierlichkeit für eine Titania, aber doch nicht ganz die be strickende Zartheit und Süße. Alan hätte sich llmbesetzungen denken können. Erich Pontoals Puck blieb etwa- hinter der Erwartung zurück; ein par Schuft Uebermut mehr ver trägt der neckende Troll schon. Tie drei Liebespaare wur den von Martens lThcsenS) und Ebarlotte Lter sHippolyta), Klcinoschegg sLnsander) und Olga FvchS s-Hermia), Dtrmvser sDrmetrlnS) und Anto- nia Dietrich sHelena) gestellt. Aus ihr Spiel als Ganzes treffen jene Wünsche zu, die heute schwer erfüllbar scheinen: Romantik. Schwärmerei, Erotik, neckische» Spiel müßt« in dieser Lnstspielhandlung sich aus Wogen der Svrechmolobie wiegen, um ganz den reinen, süßen, spielerischen Retz etner anmntvollcn Renaissance Komödte zu entfesseln. Es -tn- manchmal etwas kulturlos z».
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