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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 04.01.1906
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-01-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060104011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906010401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906010401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1906
- Monat1906-01
- Tag1906-01-04
- Monat1906-01
- Jahr1906
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 04.01.1906
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und halben Antworten entstand und all« — Hollschtld und Kluge an der Spitze — de» stürmten Erich um Auftlaruua, denn er. al» Bruder de- Kvumrissar». muhte dach jeden» :alls näheres wüten Allein Erich schüttelte adwehrend den Kvpi — er kannte und wollte de» Neugierigen nicht Rede sichen. Auch ihm halte die letzte Viertelstunde die Ueder« zeugung von Hauenows Schuld gebracht Dach er war weil davon entfernt. Freude oder Triumph darüber zu empfinde», sondern diese schreckliche Erkenntnis diente nur dazu, das beklemmende Gefühl schmerzlichen Mitleid- in ihm zu verstärken, da» ihm bei dem Gedanken au Gertrud und die ihr bevorstehende furchtbar« Enttäuschung uderkanr. — Schweigend legten die drei Männer die Fahrt zum Unlersuchungsgefängni» zurück, Hagenow Halle sich tief in die Ecke de» Wagens gedrückt, anscheinend in brüten des Nachdenken perfunke» und nur zuweilen einen dalven Blick auf sein« beiden Be gleiter werfend, die ihn nicht einen Moment au- den Augen liehen. Und schweigend oerhielt er sich auch, als er an der Leite de- Kommissar», hinter sich den Schutznwn» Eisenhardl, das Amlsziiuiner betrat, wo er die Ankunft des PolizeiratS erwarten sollte. Er warf sich auf einen Stuhl und starrte mit fest zusammengekiilfsenen Lippen vor sich hin. Plötzlich fuhr er empor, wie von ein«», schreckhaften Gedanken erlasst. Hallig ritz er de» Ueberzieher auf, um dann mit der rechten Hand in die Brusttasch^ seines Rockes zu fahren, aus welcher er einen dunkle» Gegensiand ritz. Arider nächsten Sekunde stürzte er z» dem i» einer Ecke dcS Zin.iilers glühenden eisernen Ösen — allein so blitz schnell sich aua, dieser Vorgang abspiclte. Io gelangte der Zweck desselben doch nicht ,ur Aussühiung, den» der Kommillar und Eilenlmrdt waren ebenso schnell an Hafle- nows Leite geeilt, und wählend letzterer ihn von hinten umklammerte, so dah >c>ne Arme jede Bewegungsfreiheit verloren, packle der Kommissar seine Rechte, dieier die braunliderne Brieftasche eiitreitzcnd. die nach Hagenows Absicht wahrscheinlich den flammen zum Opfer falle» sollte. „Lie echauffieren sich unnötig! Jetzt ist es zu spät, um noch etivaige papierne Zeuge» siie Ihre Tat durch das Heuer unschädlich zu machen — daran hätten Sie früher denken müssen." Mit diesen sarkastischen Worten schob der Kommissar sorg- 'ältig die Briestafäie in seinen Rock, sie dadurch für das Verhör sichernd. Hagenow halte einen heileren Wnlschrei ausgeslotzen, als iener ihm die Tasche enlrih. Jetzt wankte er wieder nach dem Ltuhl, aus de» er schlver »iederfank — er mochte wohl wissen, datz nun alles für ihn verloren sei! Und wirklich euchielt die Briestaiche den surchlbarjien Beweis slic seine Lckiuld: die Depesche, die er i» Niitz Elliots TLohnnng an sich ge- noliiluen und deren Bernichtung er in törichter, ihm fetzt unbegreiflich erscheinender Bergetzlichkeit untcrlcilscn halte. Ihr stummer Mund klaate ihn mit niederschmettern der Genxitt an. vor der jeder Versuch des Leugnens kläglich zusammeiibrechen mutzte. Damit war jeder Zweifel an feiner Schuld beendet und die noch sehienden Glieder in der Keile lieferte die sofort durch den Kouimmar oorgeiiommeiie Haussuchung bei Hagenow, welche einen Brief Mitz Elliots zutage förderte, aus dem hervorging. datz ein Zusauuueulreffcil zwilchen ihr und Hagenow fiattgefunden. Es war dies kurz »ach Mitz CUlots Ankunft in Deutschland geschehen. Allein Anschein nach halte sie sich in Hamburg, der Gcburtsstadt Hageiiows. niedergelassen, um von hier ans ihre Naclp- iorschungen »ach ihm zu betreibe». Eine kurze Reise »ach Berlin — jedenfalls zu dein eben genannien Zweck uniernoiilliien, — lieh sie dort durch einen Zufall mit Hage- now Zusammentreffen, der sich zu jener Zeit schon in dem Kempnerschen Baokhanle be- »and und im Ausnage des allen Herrn Kempner zur Erledigung einer geschäftlichen Angelegenheit nach Berlin gesandi worden war. Bei dieier Begegnung nun haue Hagenow nnoors'.clttigerwei'e Mitz Elliot seine» neuen Aufenthalt verraten, doch mutzte er es wohl aus schlaue Weise oeritanden haben, ihr Vertraue» vollständig wieder zu ge winnen. wenigstens sprach sich das in dem beivlitzteii Brief deutlich aus. Mitz Elliot schrieb darin unler anderem: „Du sichst, dah ich Deinem Wunsche gehorche und ge duldig Warle, bis Du in Deiner jetzigen Steilunc, genügenden Halt geiunden, um mich dann — wie Du mir bei unserer Begegnung geickmwren — als Deine Gatlin zu Dir ui holen. Das Vergangene soll vergessen sein, denn trotz allem, was Tu mir angetan, liebe ich Dich noch." Dem Datum nach war dieier Brief etwa zwei Monate vor dem Tode des alten Kempner geschrieben worden. Leine» eigene» Aussagen nach hatte Hagenow ihn nicht beantwortet und überl-aupt während der folgenden Zeit keinerlei Nachricht an Mitz Elliot gelangen lassen — vielleicht in der vagen Hoffnung. sie werde sich mit ihren Airprüchen an seine Person bescheiden. Und mit wirklich bewunderungswürdiger Ge duld hatte Mitz Elliot gewartet — gewartet, bis sie sich endlich zu jenem zweiten Brief entschlotz. der Hagenow nach Hamburg ries und zugleich ihr Lciiickjal besiegelte. Diese Punkte gab Hagenow vor Gericht zu — ebenso gestand er auch, datz er fich während eines Aufcnlhaites in Amerika des öfteren ..Francis Eduard" genannt, unter weichem Namen ihn Mitz Elliot keniiengelernt. Später war sie allerdings zur Kenuiiiis seines wahren Namens gelangt, doch Halle sie den Vornamen „Francis gewohnheilsmätzig >ur ihn beibchallen. Damit waren aber auch Hagenows Zugeständnisse beendet. Alten weiteren Fragen setzte er entweder em finster abweisendes Schweigen ^ oder einen höhnenden Zlinisinus eittgegen, vo» dem Gedanken ausgehend, datz seine Sache ia nun Sock) eine verlorene sei und ihn nichts von der gerechten Strafe jür sein Berbrechev reiten krnnt«. Nur al» im verkaufe der Verhandlungen sein« Beziehungen ,« Serlrud Kempner erwähnt wurden, verlor er für einen Moment seine biebrrige Holtuna. Sein Ge,ich» wurde totenblaß und ein merkharr» Zittern erschütterte feinen Körper, so dah einer der anwesenden Gericktsdiener auf einen Wink de» Vorsitzenden an seine Seit« eilte, um ihn zu stützen. Aber mit geioaltsamer Anstrengung bczivang Hagenow die Schwäche. Ungeduldig wie» er die Hilfeleistung zurück und bald hatten seine Züge wieder den gewohnten, kalten, zunischeu Ausdruck zurückaewonnrn. nur da» sie noch um eine Nuance schärfer und bleicher erschienen. Ta ein Zweitel an seiner Schuld voll ständig ansgeschlosten war, wurde es den Geschworenen nicht schwer, den Urteilsspruch zu fällen, den Hagenow ohne die geringste äußere Bewegung binnahm — er hatte den letzten Trumps ferne» vielbewegten Leben» auSgespielt und das Spiel verloren. — Die Tatsache, in dem Manne, den man schon al» den zukünftigen Chef de» Kempnerschen Bankhäuser angesehen, einen Berbreckfer. einen Mörder unter sich ge habt zu haben, erregte natürlich in den Kreisen der Provinzialstadt. denen Hagenow während seines dortigen AusenthalteS nährrgelreten, begreiilick>«s Aussehen und der Prozctz. sowie dessen Verlaut' bildete unausgesetzt das Tagesgespräch. Kriminalkommissar Brüning ivar mit einem Schlag« eine der interessanteste» Personen der Stadl geworden. Man beglückwünschte ihn zu der Entdeckung Hagenow». die doch in erster Lime ihm zu danken war und seine Beförderung in eine höhere Stellung zur sickeren Holge hatte. Allem der errungene Erfolg sreute »hn nur halb — sah er doch oaS Herz seines Bruder» von neuen Sorgen beschverl. Die Nachricht von Hagenows Verbrechen hatte auf Gertrud eine geradezu nieder- schmetternde Wirkung ausgeübt. Entsetzen und Grausen ersüllten ihre Seele und ein Schauder schüttelte sie, wenn sie daran dachte, wie »al>e sie daran gewesen war. dem Manne für »mner anzngehören, dessen Gewissen mit einer so fürchterlichen Schuld belastet war. In seine Hand, mit welcher er jene Unglückliche getötet, hatte sie ahnungs- tos die ihrige gelegt — in di« Hand eines Bcrbreck>ers, eines Mörders! Diele Vor stellung peinigte sie unausgesetzt, ihr seelisches Gleichgewicht zerstörend und ihr die Willenskrasl zu energischem Auirasjen raupend. Ein sckuveres Newensieber warf sie wochenlang auss Krankenlager, ihr in fürchterlichen Phantasien Hagenows Tat immer wieder ausS neue vor di« geängitigte Seele führend. Endtich genesen, reiste sie. dem dringenden Rate des Arztes nachstehend, in Bealeitung der Frau Rat Hellborn zu tännecem Aufenthalt nach der Riviera. um in der sonnigen Hrühlingsstimmung des Südens das. was hinter ihr lag. zu vergessen. Sie lnilte Erich vor ihrer Abreise nicht wieder gesehen. Sie wußte auch nicht, mit welcher Angst er die Nachricht von ihrer Erkrankung ausgenommen, wie schwer er unter der Sorge um sie gelitten. Das hinderte ihre Gedanken freilich nichl^sicb ihm in stillen Stunden zuzuwenden und eine unbestimmte und uneingeslandene Sehnsucht überkam sie daun steis. wen» sie sich iener letzte» Begegnung mit Erich Brüning erinnerte. Das; sie ihn be: ihrer Rückkehr noch anlreffen würde, galt ihr für ausgeschlossen — l-atte er doch damals deutlich die Absicht ausgesprochen, Deutschland wieder zu verlassen. Und nun, da di« Berufung des Kriminalkommissars in eine höhere Stellung gleichzeitig dessen Versetzung in sich schloß siel ja auch für Erich der Hauptgrund fort, der ihn die Heimat batte suchen lassen. Sie mußte sich also mit der Voraussetzung absinden. ihm nicht nieder zu begegnen. War es dieser Gedanke, der ihr die Rückkehr in weniger er freulichem Lichte erscheinen lieh? — Gertrud vermied es, sich über diese Frage Recstcn- schail zu gebe», doch konnte sie sich dabei des Gefühls «liier gewissen schmerzlichen Resignation nickt erwehren, das während der nächsten Zeit ihr sieter Begleiter blieb. Der eintönige Lebensgang der kleinen Stadt kam ihr jetzt noch interesseloser vor. Wik sonst Das grotze Ereignis, di« Mordassäre Hagenow betreffend, war allmählich verrauscht, besonders nachdem der Prozetz im Februar mit der Verurteilung Hagenows seinen Abchlutz gesunden — also noch während Gertruds Abwesenheit, so datz bei ihrer Rückkehr der Haul'lreiz auch dieser Sensation schon abgenomi»«n hatte. Zudem sah sich Gcrtiud auch bald gezwungen, den geschäftlichen Interessen der Firma Kempner mehr Ansmerksaiukeit zu schenken, wie bisher. Eine der größeren Banksirmen war ihr nämlich mit dem Vorschläge nahe getreten, das Kempneriche Bankhaus in ein neu von ihr zu gründendes Aslieiinnternehmen mit hinuberznuehmen, voraussehend, datz. da der frühere Elfes ohne Zurücklassung eines männlichen Erben das Zeitliche gesegnet, das Horst- besteben des Bankhauses in Frage gezogen sei. Obgleich Gertrud diesen Grund an erkannte. vermochte sie doch nicht, sich so ohne weiteres seiner Mahrchett zu erschlichen. Es kam ihr gleichsam als eine Entweihung der althergebrachten Traditionen vor. 'remdeu Händen überlasten zu sollen, woran seit Generationen die Kemvners sestae- "lalleu und dem sie all ihre Kräfte mit Freude und Hinaebuna gewidmet hatten. Sie echob daher die Entscheid»"» immer wieder hinaus, bis sie sich endlich vor einen be- .stimmten Zeitpunkt gestellt sah, an dem eine endgültige Erklärung von rhr gefordert wurde. ISchlub folgt.» LumMilf MW KksMfls-AllfjBk in lUeiot-, Kock- uvä llcssn-Gossen, knarren urä klaum §k!ek-I?Lmm§Lrnsn unä LkLv!oi3, L Lcl.'ssärrsn unä 50Mö LonürrriLnäen- unä LnLdsN'.4n2n§>2toZen mit emem ZLdLtt von 2V, 36 imä 46 krorvat. ÜUo Lsvdovllv, s»c!>I>NlI!N» WLlIstlÄ5S6 l^T. 25, ^cKlstLUS 6TeilSSl«ÄS8S. I IzLtsrvL ML§'eL- , Bilder, Äiestbestände aller, Größen unk. Estnkauf. Famil.- ? Phc'lograph fertigt an Rcntzskh. ! M.meusligtze 1. u»d Kaninnvareu sür ge werbt Zwecke und Hausbedarf bei ,U. 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