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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 03.08.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-08-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192108037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19210803
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19210803
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1921
- Monat1921-08
- Tag1921-08-03
- Monat1921-08
- Jahr1921
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 03.08.1921
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Riesaer OTaMatt nnd L«reisrr MtdedlM o«d Ämeiaer). Postscheckkonto: Dresden löR Birokass, Mesa Nr. 52. Drahtanschrift: Lag,blatt «iesa. gernrus Nr. A). ««d Anzeiger (LlbeblM »ad Ächeiger). Diese» Blatt enthält die amtticheu Bek<m«rmach»n«en . der «mtShan-tmannschast Srossnchai«, de» Amtsgericht» «ad de» Rate» der Stadt Riesa, de» M«a«zgmt» Riesa and des Hauvtzollamts Meiste«, sowie des SemetnderateS Gröba. ' 179. Mittwoch, 8. Anglist 1SSI, abends. 74. Jahr«. — Das Riesaer Lageblatt erstbetNtirUr« L» abend« */,S Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Bezugspreis. gegen Barauszahlung, monatlich 4.— Mark ohne ZujUUgevühr, bei Abholung am Postschattor monatlich 4.lü M«k ohne Postgebühr. Anzeige« -ür di« Nummer de« Ausgabetage» sind bi« S Uhr vormittag« auhuaeben und im voraus zu bezahlen; eine Gemähr für ta« Erschemon an bestimmten Lagen und Plätzen wstw nicht übemomme» Preis für dU 48 mm breiig I mm hohe Grundschrift-geile (7 Silben) l.lü Mart, Orttpret« i.— Mark; zeitraubender und tabellarischer da» wch, Ausschlag. Nachwetswuz«- und vermltttlunq«g»bühr 80 Pt «est» Cartse. Bewilligter Rabatt erlischt, wenn s«r Betrag »erfüllt, durch Klag« «tngezogen werden muh oder der Auftraggeber in Kontur« gerät. gemUmg«. und «rfüllung«oel: Riesa. BierzehntSata, ilntergaltungsbeilag« .Erzähler an der Elbe". - Zm Fall« höherer Gewalt - Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen de« Betriebe« der Druckerei, der Lieferanten oder der veförderungSeinrichtungen — hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder aus Rückzahlung des Bezugspreise«. Rotation«druck und Benagt Langer« Wtuterltch, Riesa. Geschäftsstelle: Goethestraste 52 Verantwortlich für Redaktion- Arthur Säbnel Riela- kür Wllbe lm Dittrick», Riesa. Freitag, den 8. August 1021 vormittags '/.» Uhr wird im Sitzungssaal« der unterzeikbtteten AmtShauptmannscbaft öffentliche Bezirksausschußsitzung abgebalten. Großenhain, am 2. August 1921. Die ««tShauptmauuschast. . Montag, den 8. Angust, vorm. 0 Uhr sollen im Amtsgerichte zu Riesa ca. 287 dg roh gegossene Hahnkiirper anS Messing znm Zweck» des Selbsthilfeoerkauss ver steigert werden. Der Gerichtsvollzieher. Bezirksarbeitsnachweis Großenhain, Nebenstelle Riesa mit Aacharbeitsnachwris sür das Musikergewerbe «adnhofftraste Nr. 17. Tel. Nr. 40. Meldezeit für Frauen vorm. 8—10, sür Männer 10 /,—12 , Uhr. Es werden gesucht: 1 Böttcher, mehrere Zimmerleute, 1 Maler, 1 Frileur bis 25 Jahren, 2 Stenotypistinnen, 1 Verkäuferin a. d. Col.-Branche, 1 Schmiedelehrling, 1 Tischler, perfekt im Bedienen der Holzbearbeitungsmaschinen, 1 perf. Elektromonteur. 1 Korbmacher sür Korbmöbel, Erntearbeiter für Nähe Riesa, mehrere landw. Burschen und Knechte, sowie mich Mägde gegen Tariflohn, Haus- und Dienstmädchen für Herr schaften und Restaurants. Der Geist von 1914. Am 4. August 1921 sind es gerade sieben Jahre her, seit Kaiser Wilhelm II. nach der Thronrede im Weihen Saale des Berliner Schlosses bei Eröffnung der ersten Kriegstagung des Deutschen Reichstages die Worte sprach: »Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur Deutsche!" Ungeheures ist in vresem knappen Zeitraum vou nur sieben Jahren geschehen,- weit mehr als sonst cm Lause von Jahrzehnten, vielleicht Jahrhunderten. Der seit langer Zeit mit unvermeidlicher Sicherheit drohende Weltkrieg war da, auf beiden Seiten rüstete man sich zum Kampf um Sein oder Nichtsein. Niemand, der ein Verständnis für die Zeichen der Stunde besaß, konnte sich darüber täuschen, daß ein Ringen anhob, wie es die wechselvolle Geschichte unseres Volkes, ja wie es die Welt noch nie erlebt batte. Die ganze anfgespcicherte Waffenkraft der bis an die Zähne gerüsteten Völker mußte sich zu furchtbarem Zusammenstoß entladen, der wirtschaftliche Krieg sich dem Ringen aus de« Schlachtfeldern und zur See zugesellen. Nur Leicht gläubige mochten annehmen, daß eine frühzeitige Verstän digung in diesem Kampfe erfolgen, daß der Völkcrsriede und die Völkerversöhnung einen Zustand des Glückes der Menschheit durch diesen Krieg schaffen werde. Nein — cS ging ums Ganze, um Leben oder Sterben. Daher galt es, die volle Kraft des deutschen Volkes zum Entscheidungs kampf in die Wagschale zu werfen. Jetzt sollten wir ge wogen werden. Gewisse Leute spötteln heute über den Geist vom August 1914. Mit schwerem Unrecht und zu ihrer eigenen Unehre! Damals, vor sieben Jahren, ging ein wahrhaft großer Zug durch das deutsche Volk, der dem Sturmeswogcn jener Tage entsprach. Gewiß wurden auch von unserer Seite Fehler und Mißgriffe begangen. Daß unsere Autzen- Volitik den Bund der Femoe rings umher nicht durch ge schickte Gegen- und Trennuugsmaßregeln zerteilen konnte, daß nur uns zu den Kriegserklärungen an Rußland uns Frankreich drängen ließen, daß der Reichskanzler in be zug auf die Verletzung Belgiens das unheilvolle Wort von der »Not, die kein Gebot kennt", sprach, daß Italien vom Dreibund abiprang, daß Oesterreich-Ungarn ein nur schwacher Bundes- und Waffengenosse war — alles dies sind Tatsachen, deren bedenkliche Wirkung wir heute nach sieben Jahren mit ganz anderer Deutlichkeit übersehen, als, es ,m Augenblick des Kriegsausbruchs der Fall ge- weien ,st. Was aber über alle Irrtümer und Mängel, die nun emmal in der Menschen Art liegen und auch den Besten nicht eripart bleiben, himmelhoch hinausragt, das war der Fenergeist und die zündende Kraft, welche unser deutsches Vaterland vor sieben Jahren bis m die Tiefen ergriff und wie durch einen Zauberschlag tatsächlich von den Alpen bis zum Belt, vom Rheine bis an die Memel durchzuckte. Man hat die Erhebung vom August 1914 mit dem Aufbrausen Preußens im März 1613 verglichen, als es daran ging, das Joch der Fremdherrschaft abzuschtttteln nnd lieber zu sterben als weiter m Knechtschaft und Un ehre zu leben. Man hat aber auch die Julitage 1870 in den Vergleich gestellt. Der Kamps gegen den herausfor dernden Feind im Westen bildete damals die Grundlage der Einheit des bis dahin zerrissenen Volkes unter Preu ßens starker Führung, ein herrlicher Siegesprcis. der die Entfaltung der gesamten Kraft der deutschen Stämme her- wrrief. Im August 1914 war uns kein glücklicher Schlachtruf beichieden, denn die geschichtliche Erfahrung lehrt, daß es viel schwerer ist, etwas in zähem Kampfe zu vertei digen, als im Hochfluge der stürmischen Begeisterung zu erobern. Wir waren seit 1871 em wohlhabendes, ein sattes Volt geworden, dem es sehr gut ging und das sich durch seine mnere Kraft, durch sein natürliches Wachs tum. durch Handel und Gewerbe, durch Ausbreitung auf dem Weltmarkt machtvoll entwickelte. Eben aus Viesen Gründen neideten uns England und Amerika den wirt schaftlichen Ausstieg, während Rußland seinen Eroberungs planen nachging, Frankreich dre Rache suchte und ein Rudel sonstiger Femde aus der Niederwerfung Deutschlands seine Selbst! licht zu befriedigen gedachte. „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur Deutsche", sprach Kaiser Wilhelm II. zum Schlüsse der Thronrede, „und zum Zeichen dessen, daß Sie fest ent schlossen, ohne Parteiunterschiede, ohne Stammesunter- tchiede, ohne Konfessionsunterschiede durchzuhalten mit mir durch dick und dünn, durch Not und Tod, fordere ich die Vorstände der Parteien auf, vorzutreten und mir das in die Hand zu geloben." Der Kaiser hat es treu und ehrlich gemeint. Seme Aufforderung entsprach durchaus dem Em- psinden und auch dem Wollen der weit überwiegenden Mehr heit des deutschen Volkes. Auch die Parteiführer haben es kicher ernst genommen mit dein Gelöbnis, das dem Ernst der Stunde wie der Ausgabe der Zukunft gerecht wurde. Dieser Geist von 1914 befähigte das deutsche Volk, jahrelang gegen eine Welt von Feinden zu ringen und -u siegen, aus allen Fronten, auf dem Meere, in der Luft, aber auch die furchtbaren Nöte und die nervenzerrüttenden Einflüsse des Aushungerungskrieges zu bestehen. Und doch erlahmte dieser wunderbare Geist. We niger die Waffe« und die Technik, weniger sie ins Niesen-. Ae M ktt WMmrie« in Bremen. ss Breme«, 2. August. In einer von etwa 5999 Menschen besuchten öffentlichen Versammlung, die von der Handelskammer Bremen ein berufen war, sprach heute der Reichskanzler Wirth über die wirtschaftliche und politische Lage. In kurzen Begrüßungs worten drückte der Vizepräsident der Handelskammer Nebel, thait die Freude ans, den süddeutschen Landsmann und höch sten Beamten des Reichs in Bremen zu sehen, der durch sein , Erscheinen sein Interesse für die alte Hansestadt am Weser strande und damit für die kommerzielle Weltstcllung Deutsch lands bekunde. Die Stunde sei außerordentlich ernst. Viele der Gegner suchten das Streben Deutschlands, durch Arbeit und Pflichterfüllung wieder cmporzukommen, erneut zu ver eiteln. Die Bremer Bürgerschaft sei bereit, sich um die Reichsregicrung zu scharen und mit ihr in die Welt hinaus zu rufen: TaS deutsche Volk will sein gutes Recht, nicht mehr! Hierauf ergriff der Reichökauzle I das Wort zu folgenden Anssühungen: Ich will keine Rede der Resignation, sondern der Ermu tigung halten. Die Losung heißt: Durch Arbeit zur Freiheit! Es handelt sich nicht um vergangene Jllusio, nen der Macht, sondern «m die Ueberzengung, daß der Sern der Weltgeschichte ei« moralischer ist. Bremen muß der Ausgangspunkt auch sür die Gesundung des Welt handels sein. Dieses Wiederanfbliihen ist nur möglich unter dem Gedanken des Rechts, nicht «ntcr dem Gedan ken der Macht. Wohin der Machtgedauke führt, zeigt das traurige Schauspiel OberschlosienS. Jede Stimme des Rechts begrüßen wir mit Dank, ob sie von jeu, seits des Ozeans oder von jenseits des Kanals zu «ns her überkommt. Mit Dankbarkeit hörte« wir, daß aus dem Munde fremder Staatsmänner der Gedanke vou Glück und Wohlfahrt der Völker wieder einmal offen zum AnSdrnck kommt. Es wäre Sabotage des große« demokra tischen Ideals der Welt, wenn ui chtdasRecht, sondern die Diktatur Korfantys in Oberschlesicn zur Geltung käme. Alle Mächte moralischer Natur ruse« mit eherner Stimme in die Welt hinaus: Achtet den Gedanken ter Selbstbestimmung der Völker, der Demokratie und der Freiheit, wenn ihr das unglückliche Europa nicht endgültig dem Untergange weihen wollt! Siebe« Jahre sind dahin gegangen seit der Unglücksstunde des ersten Ultima tums. Soll das neue Ultimatum ueue Zerstörungen über Europa bringen? Europa kann nicht noch einmal durch neuen Wirrwarr hindurchgeführt werden. Todesschatte« lie gen über den Kontinent, der der Bringer des Lichts «ud der Freiheit für die ganze Welt sein müßte. Leider regieren in Warschau politische Leidenschaften und grenzenloser Hoch ¬ hafte anschwellende Zahl der Feinde, weniger der Mangel nnd die Erschöpfung, weniger die Knappheit und die Not haben uns zu Fall gebracht, als der uralte Erbfehler unseres Volkes, seit es in die Geschichte trat bis ans den heutigen Tag. „Die Deutschen sind unbesiegbar, so lange sie einig sind", so haben sich im Laufe der Jahr tausende unsere feinde stets vou Neuem gesagt, „aber, sie brecken zusammen und sind nicht mehr zu fürchten, sobald sic ihrem Erbfehler verfallen, der inneren Zwietracht, dem Parteihader und der Rechthaberei nnter iich." So ist cS gewesen zu Zeiten, als Hermann der Cherisker die Römer im Teutoburger Walde schlng. So sank die Machtfülle des Kaisers Rotbart dahin, so zersplitterte sich Deutschland im ckOiahngen Krieg, so wurde der Deutsche Bund nach den Nuhmestagen der Befreiungskriege der Sp-clball Europas, so sind wir heute das Opfer des Weltkrieges ge worden und stehen in einer bitteren Gegenwart und vor einer dunklen Zukunft. „ Hch Weltkriege fehlte uns die Elnheitdcr Tat auf allen Gebietxu, um die militärische Leitung mit der innere» und äußeren Politik nach gemeinsamen und großen Zielen straff und sicher zu vereinigen, wie es zu Zeiten Bismarcks unter der Blüte deutscher Einheit und Kraft gewesen war. Der deutsche Volkscharakter kann einer starken und führen den Hand nicht entbehren, wenn er durch Sturm und über Klippen sicher geleitet werden soll. Wir waren die Erben einer großen Zeit geworden und fanden trotz aller Großtaten ans den Schlacht- und Siegesfeldcrn doch nicht d,e geichlossene Kraft in uns, um die riesenhafte Probe zu be stehen. Führerlos waren wir geworden, dazu zerklüftet in Parteien,, die mit starrsinniger Zähigkeit ihren klassenpolr- ti,chen Ziele verfolgten und sie am besten durch den Zu- sammenbruck des alten Reiches zu sichern hofften. Diese Ziele und nun wenigstens zum Teil und äußerlich erreicht — das Reich und hiermit das Volk aber ist zertrümmert. Die Parteien haben gesiegt, das Vaterland stieg ins Grab. Wir wollen und müssen lernen aus dem, was wir er- lebt und erlitten haben. Es genügt nicht, daß wir weh mütige Betrachtungen darüber anstellen, warum alles so traurig gekommen ist, auch nicht darüber zu grübeln, wer denn eigentlich die Schuld trägt. Die Zerfahrenheit unseres Parteuveiens, die Ziellosigkeit der verschiedenen Richtungen, ^»er Hader und die Entfremdung zwischen den verschiedenen mut, die die Welt nicht zur Ruhe kommen lassen wollen. Breme» war einer der Orte, von denen aus deutsche Kul tur «ud deutsche Arbeit in die Länder des Ostens getragen wurde. Tentsche vulmr- deutsche Zivilisaiion und deutsche soziale WohlsahrtSeiurichtungcn stehen in Oberfchlesieu auf dem Spiele. Oberschlesicn hat unter der deutschen demo kratischen Freiheit andere Tage gehabt als »uter der Herr schaft polnischer Rationalisten. Bremens Arbeiterschaft und Kaufmannschaft mutz zusammenstehcn mit der Reichoregie- rung in der Verteidigung der grotzeu und einheitlich»« Richtlinien der Reichspolitik, die geleitet sind von dem Ge danken der Erfüllung unserer Verpflichtungen gegen das Ausland, geleitet von den grotzen Gedanken der Arbeit, des Rechts und der sozialen Wohlsehrt. Das Vertraue« Deutschlands, datz mit ihm ein faires Spiel getrieben wird, das Vertrauen in die europäische Solidarität an das gemein, same Interesse aller Völker an Freiheit nnd Demokratie darf nicht getäuscht werden In seiner Rede führte der Reichskanzler Tr. Wirth über Oberschlesicn noch aus: cs sei ein frevelhaftes Bcgin- , nen. gegenüber dem deutschen Volke, ein zweites Elsatz- j Lothringen zu schassen, ein weit schlimmeres Elsaß-Lvthrin- gen, das den europäischen Kontingent im Lause eines Jahr hunderts in Unglück und Zerstörung stürzen könne. Tie Reicksresiieruua bei Ablehnung ihrer Wünsche znm Rücktritt entschlossen. Die »Neue Hamburger Zeitlina" veröffentlicht eine Zuschrift von führender parlamentarischer Seite, worin zur Frage des Rücktritts des Kabinetts Wirth Stellung genommen wird. Unter Berufung auf die bekannten Aeuße- rungen des Reichskanzlers nnd des NeickssustizministerS stellt die Zuschrift fest, daß sich das Ministerium vollständig klar über die Notwendiakeit seines Rücktritts sei, falls es in der oberschlrsischen Frage und in der Angelegenheit der Sanktionen keinen Erfolg erzielte. Es wird hinzugesügt, das Parlament teile in seiner übergroßen Mehrheit den Standpunkt der Regierung und werde nichts tun, nm die Konsequenzen Hintanzubalten, welche die Negierung selbst zu ziehen entschloßen sei. Wörtlich heißt es dann: Von der Entscheidung über Oberschlesien und die Sanktionen hängt also das Schicksal des Kabinetts Wirth, das Schicksal Deutschlands nnd darüber hinaus eines großen Teiles der Welt ab. Diese Entscheidung würde aber eine vernichtende Wirkung nicht nur ansüben, wenn sie zu Uugunste» Deutsch lands nnd der Gerechtigkeit erginge, sondern auch, wenn sie aanz oder z» einem wesentlichen Teile hinausgezögert würde. Eine weitere Verschleppung, sei es durch Verschiebung der Konferenz, sei es auch durch internationale Verwaltung des Industriegebietes unterAuSsetznng der endgültigenZuteilnng, wäre ebenso unerträglich wie eine positive ungünstige Ent scheidung. Schichten und Stämmen — das sind die wahren Ursachen unseres Unglücks. Solange wir es nicht vermögen, der Parteiwirtschast den Schlangenkopf zu zertreten, solange noch die Klassenpolitik über die große Sache des Reiches gestellt wird, solange die Partei über dem Vaterlande steht — solange werden unsere Feinde triumphieren, solange ist uns nicht zu helfen. Die Zeit der Vergeltung und des Wiederaufstieges — denn hieraus kommt es letzten Endes an — wird erst anheben, wenn das deursche Volk sich durch den Zwang der Not und der Schmach eng und fest, ge treu und untrennbar wieder zusaminenaefunsen hat. Dürfen wir auf diele rettende Stunde hassen? Wir wollen es un Geiste vom August 1914! Oberst Immanuel. Politischer Terror in Oberschlesie«. Stach Blättermeldungen aus Bcuthen deuten alle Anzei chen auf eine» unmittelbar bevorstehenden polnischen Putsch hin. Der polnische Terror greist immer weiter um sich. Aus Nikischacht haben die deutschen Grubenbeamten vor dem Ter ror flüchten muffen. Auch in Gieschewald und Janow wur den die deutsch Gesinnten von polnischen Banden zur Flucht gezwungen. Aus.Laurahütte uno Nicolai werden Zusam menrottungen ehemaliger Insurgenten gemeldet, die schwer- Gefahren für den deutsch gesinnten Teil der Bevölkerung be fürchten lassen. Montag sanden in den Grubenplätzen des Nybniker Reviers zahlreiche polnische Versammlungen statr. Gegen die Stadt Ratibor wird ein förmliches Boykott vurch- geführt. Die Bauern der umliegenden Dörfer dürfen keine Lebensmittel, besonders keine Kartoffeln, und kein Gemüse auf den Ratiborer Markt bringen. Die städtische Bevölke rung ist dadurch in grobe Unruhe versetzt. In Kongretzpolen werden die Jahrgänge 1894. 1892, 189« einberufen. Die Warschauer Zeitungen teilen mit, datz diese Maßnahme mit einer Verschärfung der Beziehungen zu Deutschland und Rußland nichts zu tun habe. Der „Londoner Vertreter" des „Ncwyork Heralv" teilt mit: Außer Lloyd George würden an den Verhandlungen des Obersten Rates Lord Curzon, Lord Hardinge und Feld- marschgll Wilson teilnehmcn. Ter Korrespondent berichtet weiter, trotz der optimistischen Haltung, die Lloyd George gestern zur Schau getragen habe, heiße es, er sei sich voll kommen bewußt, daß hinter mehreren Punkten der Tages ordnung »tel «rplostvßoft verdorgen ket. Er beabsichtig«
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