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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 08.11.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-11-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192111081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19211108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19211108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1921
- Monat1921-11
- Tag1921-11-08
- Monat1921-11
- Jahr1921
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 08.11.1921
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Notwendiger Anfschnv. Berlin, 7. November. (Amtlich.) Die Deutsche Regierung hat ovn der Reparations kommission die Mitteilung erhalten, daß sich die Mitglieder der Reparationskommission nach Berlin begeben werden, um mit der Deutschen Regierung über die Durchführung dep vom Garan tiekomitee in Ansehung des Zahlungsplans ge wünschten Maßnahmen und ihre Ergänzung eine Besprechung abzu halten. Der Reparationsausschuß, der seinen Sitz in Paris hat, hat sich jetzt nach Berlin begeben. Man weiß nicht, ob er das auf eine Aufforderung der Reichsregierung hin getan hat, aber es läge nahe, anzunehmen, daß die deutsche Regierung den Ausschuß ersucht habe, in eine neuerliche Untersuchung der deutschen Wirtschaftslage eiuzutreten und daraufhin einen Aufschub der Zahlung jener Milliarde Goldmark in bar zu gewähren, die zwischen'dem 1. Ja nuar und 30. April 1922 fällig ist. Laut Artikel 234 des Friedensvertrages hat der Reparationsausschuß Voll macht, die Frist für die planmäßigen Zahlungen zu ver- langern und die Form der Zahlung abzuändern. Wegen der Abänderung der Form der Zahlungen gedenkt die Reichsregierung noch mit den einzelnen Ententeregieruugcn unmittelbar Verhandlungen zu führen, wie sie ja mit Frankreich bereits stattgefunden haben und das Wiesbadener Abkommen ergeben haben. Zunächst erscheint jedoch ein Aufschub der weiteren Barzahlungen als dringlich, üin der Balutapanik entgegenzutreten, die den Markkurs in den letzten Tagen ins Bodenlose hat sinken lassen. Im Augen blicke, in dem der Markt wissen wird, daß die RcichZregie- rung, bezw. die Reichsbank nicht mehr unter dem Zwäng stehen, sich in den nächsten Wochen Riesenbeträge von Devisen zu verschaffen, wird diese Balutapanik beschwich tigt fein. Und kann der Reparationsausschuß zweifeln, was zu tun ist? Die Tatsache ist unbestritten, daß die Furcht des Marktes vor den Levisenkäufen, die auf Rechnung der deutschen Regierung durchgeführt werden sollen, diese Käufe unmöglich gemacht hat, indem sie den jähen Kurs sturz der Mark bewirkt. Das war eigentlich vorherzusehen: Wer zu großen Käufen gezwungen ist, dem werden natür lich die Preise verteuert, und in diesem Falte wirkt die Spekulation an allen Börsen der Welt mit, um den Ver- teuerungsprozetz zu beschleunigen und zu verschärfen. Aber die führenden Persönlichkeiten des deutschen Wirtschafts- lebens hatten rechtzeitig auf eine Möglichkeit hingewiesen, der Reichsregierung auswärtige Zahlungsmittel zur Ver fügung zu stellen, ohne daß -sie als Käufer auf dem De visenmarkt auftreten müßte: Tie deutsche Industrie hat auf ihrer Münchener Tagung den Beschluß gefaßt, zu die sem Zwecke ihren auswärtige» Kredit anzutragen. Biel» fach hat man jedoch vergessen, unter welchen Voraus setzungen lener Beschluß zustandegekommen ist. Tie In dustrie wollte dem «Schlagwort von der „Erfassung ocr Goldwerte" entgeqentreten, indem sie sich erbötig machte, sofort Zahlungsmittel zur Erfüllung der Reparationsoer. pfltchtungen zu beschaffen. Man hat ihr erwidert, ihr An- gebot sei annehmbar, aber auf die Erfassung der Gold werte könne nicht verzichtet werden. Die Industrie ist außerdem von der Annahme ausgegangen, daß ihre Inter essen in der Regierung, der sie zu Hilfe kommen wollte, Line sichere Vertretung haben würde. Aber das Schei tern der großen Koalition im Reichstag hat durch diese Erwartungen einen Strich gemacht. Kein Wunder also, daß der Münchener Beschluß soeben in Berlin zwar er- neuert, aber mehrfach verklausuliert worden ist, so daß seine Ausführung recht fraglich geworden ist. Aber auch angenommen, daß sich die politischen Be denken, die gegenwärtig die Hilfsaktion der Industrie hem men, beseitigen beben, ist eS höchst zweifelhaft, ob sich eine große Kreditaktion der deutschen Unternehmer erfolg reich gestalten würde, wenn die Befürchtung bestehen bleibt, daß Deutschland dem Staatsbankrvtt cntgegentreibt, den ja Keimes bereits Mr das Frühjahr 1922 prophezeit hat. Auch beim besten Willen, dem Reich zu helfen, wird die deutsche Industrie überlegen müssen, daß. das Höchste, was sie gegenwärtig leisten kann, nämlich die Aufbringung eines Kredits von einer Milliarde Gvldmark, eben ausreicht, nm einer Augenblicksverlegenhekt abzuhelfen. Wäre das geschehen, so wird das Reich im kommenden Mai genau in der gleichen Lage, sein wie , jetzt, — und was wird dann anderes übrra bleiben als die Revision deS Londoner Ulti matums? Ist es nicht richtiger, sich daS letzte Auskunfts mittel, die Heranziehung des deutschen Unternehmerkredits, so lange auszusparen, bis damit etwas Endgültiges erreicht werden jkann, und den Zahlungsaufschub, den wrr auf jeden Fall in einem halben Jahr fordern müßten, lieber schon setzt zu erbitten? Mau verschießt sein letztes Pulver nur, wo man sichere Treffer erivarten kann: um einer unge wissen Zukunft willen soll der Auslandkredit der deutschen Industrie nicht verpulvert, sondern er soll erst aufgeboten werden, sobald dem Reich die Lebensmöglichkeiten gesichert sind. Es genügt, auf das Wiesbadener Abkommen hinzu weisen, durch das wir Sachlieferungen über unsere Ver pflichtung hinaus übernommen haben, um darzutun, daß sich Deutschland, wenn es einen Aufschub der Barzah- lungen verlangt, keineswegs seinen Verpflichtungen ent ziehen will. Gerade in Frankreich müßte man sich eiii- gestehen, daß das Wiesbadener Abkommen Deutschland ein moralisches Recht auf den Aufschub der Barzahlungen gibt. Ter Reparationsausschuß kann aber einen solchen Aufschub mit Mehrheit beschließen und bedarf der Zustimmung Frank reichs nicht, falls Lessen Vertreter sich scheuen sollte, seine Regierung zu desavouieren, die das Parlament bei de: An nahme gelassen hat, daß die deutschen Bärzahlungen den Fehlbetrag des Budgets ausgleichen würden. Nach 8 13 der Anlage H zum Rcparatwnsabschnitt des Friedensver trages ist Einstimmigkeit im Reparationsausschuß nur dann erforderlich, wenn der Aufschub einer vor 1926 fäl ligen Zahlung über das Jahr 1930 hinaus bewilligt werden soll. Aber wrr bedürfen jetzt bloß eines Aufschubs bis zu dem bchfentlich nahen Augenblick, in welchem der Lon doner Zahlungsplan revidiert und den realen Leistungs- möglichkeiten Deutschlands angepaßt werden wird. Die Absichten der ReparationSkommiffio«. Ueber die voraussichtliche Tätigkeit der Reparations kommission erfährt die Telegraphen-Union, daß neben dem eigenen Wunsch der Kommission, sich über die deutschen Zahlungsmöglichkeiten ein klares Bild zu machen, die Ab sicht besteht, gegebenenfalls durchgreifende Aenderungen der bisherigen Zahlungsmodalitäten zu erörtern. Die Kommission wird ihre Verhandlungen nicht auf deutsche amtliche Stellen beschränken, sondern auch führende deutsche Persönlichkeiten des Wirtschaftslebens befragen. Hierbei sprechen naturgemäß die Probleme der deutschen Valuta bezw. die Stabilisierung des Markkurses eine ausschlag gebende Rolle. Wie verlautet, liegen in dieser Hinsicht be reits bestimmte Pläne vor und es liegt auf der Hand, daß die rapide Markentwertung der letzten Woche auch in den ehemals feindlichen Ländern nicht ohne Beunruhigung be obachtet wird. Deutscher Reichstag. wtb. Berlin, 7. November. Präsident LoeVe eröffnet die Sitzung des äußerst schwach besetzten Hauses erst gegen V-2 Uhr mit geschäftlichen Mit teilungen. Auf der Tagesordnung steht die Beratung des Branntweinmonopols in Verbindung mit den Stener- gesetze». Auf Vorschlag des Aeltestenrates soll eine deutsch nationale Interpellation über den Stand der Valuta mit der Beratung verbunden werden. Abg. Edler v. Braun (Dnat.) begründet die Interpellation und verlangt eine Erklärung der Regierung, wie sie denkt, ans dem gegenwärtigen Dilemma einer Bilanzierung des Haushalts herauszukommen. Abg. Braun-Franken (Soz.) kritisiert die Rede deS FinanzmintsterS, die eine allgemeine Enttäuschung gewesen sei. ES fehlte auch an jeder Spur vonProgramm, und die geradezu beispiellose Bescheidenheit des Ministers schrie zum Himmel. Unsere Aufgabe ist eS, ein Programm zu schaffen, wenn eS die Regierung nicht rann. Wenn die Industrie sich gegen Eingriffe sträubt, so muh es Sache des Reichstages sein, ihr solche Eingriff« plausibel zu machen, sonst mich sie sich den Borwurf der Gewissenlosigkeit gefallen laffen. Die Mark wenigstens zu stabilisieren, hält Redner für. möglich. Mit den bisherigen Methoden sei das Problem nicht zu lösen. Energisch in den privaten Kapital- besitz einzugreifen. dazu hat der Minister nicht den Mut ge- sunden, mag er doch die Bande zerreißen, die das Privat« kapital um ihn geschlungen. Den breiten Volksschichten muß die Notwendigkeit, zu den Kosten herangezogen zu werden, damit klar gemacht werden, daß man ihnen sagt, das Privat kapital wird in viel höherem Grade hrrangeholt. Abg. Herold (Z.) siebt kelne Veranlassung, von vornherein dem jetzigen Finanz« Minister mit Mißtrauen zu begegnen. Die Rede des Abg. Braun-Franken machte direkt den Eindruck, als solle sie «in« Aufforderung an Frankreich sein, rücksichtslos seine For- derungen einzutreiben. (Zustimmung rechts und im Zentrum.) Redner nimmt sodann den Minister gegen den Vorwurf zu großer Bescheidenheit bei der Besteuerung des Besitzes in Postscheckkonto: Dresden 188« Girokaffe Nies» Nr. 82. ,nht<ms»V: »agSkatt Diese» Blatt enthält die amtliche« Vekamttmachtmß« ' der rlmtshau-tmamrschaft Großenhain, de« Amtsgericht», der AmtSauwaltschast tei« Amtsgerichte «nd des Nates der Stadt Niesa, des Finanzamts Riesa und d,S HauvtzoUamtS Meitze«, sowie de« GemeinderateS «röba. iesacr H Tageblatt ««d Anzeiger (Elteblatt md AuMger). 261. Dienstag, 8. November 1921, bbeiids. 74. Jahrg. Da« Mesaer Tageblatt erscheint jede« Laa abend« '/,« Uhr mit Ausnahme der Tonn- und Festtage, Bezugspreis, gegen Vorauszahlung, monatlich 5.— Mark ohne Zustellgebühr. Einzelnummer so Pf. Anzeigen für dl« Nummer de« Ausgabetages sind bis v Uhr vormittag» aufzugeven und im voraus zu bezahlen: ein« Gewähr für das Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird nicht übernommen. Preis für die 48 mm breit«, 8 nun hohe Grundschrift-Zeile (7 Silben) 1.80 Mark, OrtSprei» 1.22 Mark; zeitraubender und tabellarischer Satz 50°/, Aufschlag. Nach- Weisung»- und Vermittelungsgebühr 50 Pf. Feste Tarife. Bewilligter Rabatt erlischt, wenn der Bettag verfällt, durch Klage «ingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Zahlung», und Erfüllungsort! Riesa. Achttägige Unterhaltungsbeilage „Erzähler an der Elbe". — Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungei des Betriebes der Druckerei, der Lieferanten oder der Beförderungseinnchtunaen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. Rotationsdruck und Verlag: Langer » Winterlich, Riesa. Geschäftsstelle: «aethestratz« 5». Verantwortlich für Redaktion: Arthur Hähnel, Riesa; für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich, Niesa. Auf die nachstehend«, in Nr. 255 der sächsische» Staatszeitung abgedruckte Verord nung de« WirtschaftSmintfteriumS, Abteilung Landwirtschaft, vom 1. November 1921, Höchstpreise für Kartossel« betr., wird hiermit mit dem Bemerken noch besonder« bin» gewiesen, daß der von der PretSnotiernngSkommisfton de« Landeskulturrates festgesetzte ErzeugerböchftpreiS zur Zett 48—88 Mk. sür de« Zentner beträgt. Dieser Preis gilt für die Regierungsbezirke Dresden, Bautzen, Leipzig, Chemnitz und Zwickau ab Verlade station und für alle Kartoffelsorten. Großenhain, am 7. November 1921. 188 o lk. Der Kommunalverband. Höchstpreise für Kartoffeln. 1. Die von der Preisnotieruiiaskommission des Landeskulturrates jeweilig bekannt gegebenen Erzeugerpreise für im Freistaat Sachsen erbaute Sprisekartoffeln sind Höchst- preise im Sinne des Reichsgesetzes über Höchstpreise vom 4. August 1914 in der Fassung der Bekanntmachungen vom 17. Dezember 1914, 22. Mär, 1917 und 17. Januar 1920 (RGBl, sür 1914 S. 8S9, 516; für 1917 S. 253; für 1920 S. 94). Hiernach können insbesondere Speisekartoffeln, deren Abgabe zu den Höchstpreisen von den Erzeugern verweigert wird odet bei deren Verkauf die Höchstpreise überschritten werde», namentlich dann, wenn sie aus Sachsen auSgesührt werden solle», enteignet werden. 2. HöchstpreiSüberschreitungen werden nach den rekchSrechtlichen Bestimmungen, ins- besondere auch nach 8 4 der Reichsverordnung gegen Preistreiberei vom 8. Mai 1918 (RGBl. S. 395) bestraft. Händler haben außerdem zu gewärtigen, daß gegen sie das Verfahren zur Ent ziehung der HandelSerlauoniS wegen Unzuverlässiakeit eingeleitet wird. 3. Diese Vorschriften treten mit ihrer Veröffentlichung in Kraft. Dresden, am 1. November 1921. 236 v L Z. Wirtschaftsministerium. Abteiluna Landwirtschaft. 6457. Auf Blatt 431 des Handelsregisters, die Firma Denner L Co., G. m. b. H. in Strehla betr., ist heute einaetraaen worden: Der Geschäftsführer Rudolf Kriiaer ist aus- geschieden. Der Direktor Leo Brab in Strehla ist zum Geschäftsführer bestellt. Amtsgericht Rieka, den 5. November 1921. Sämtliche Geschäftsräume im Gemeindeamt Gröba bleibe« am Mittwoch, den K. November für allen Verkehr geschlossen. Der Gcmeindevorftaub. Schutz. Man sollte nicht immer jedes Gesetz für sich allein ansehen, sondern ihre ganze Summe in Betracht ziehen, «m ein rechtes Bild von der Erfassung des Besitzes zu gewinnen. Redner warnt vor den Experimenten, an die Stelle der Grundwerte jetzt mit einem Male die Ertragswerte als Grundlage für die Besteuerung treten zu laffen. Für eine gesunde Steuerentwicklnng fei Kontinuität erforderlich. Die Umsatzsteuer gebe ebenso zu Bedenken Anlaß, wie alle übrigen direkten wie indirekten Stenern. Man dürfe schließ lich die Industrie auch nicht mit Steuern ertränken, da sie die Zahlung der Reparationen möglich mache. Redner hofft, daß di« Parteien sich schließlich alle hinter die Regierung stellen werden, auch die Partei, deren Redner vorhin abseits stand. (Bravo!) Abg. Böbm (B. Vp.) bedauert, daß die Regierung nicht den Mut bat. der Entente einmal offen über unsere Verhältnisse Aufschluß zu geben. Die Steuervorlage sei jedenfalls ein Beweis dafür, daß wir am Ende unserer Kräfte ständen. Um so schlimmer sei es, daß auch jetzt noch die innere Zerrissenheit nicht verschwinden wolle. Wir müssen uns selber helfen, das will nun die Steuervorlage bewirken. Auch wir sind der Ansicht, daß dep Ausschuß hier noch viel Arbeit haben wird. Aba. Dietrich-Baden (Dem.) sieht die einzige Schuld an unserer Finanzmisere in der ReparationSlast. Solange die Entente daher an ihren Forderungen festhält, muß sie auch die Verantwortung sür unserenZusammenbruch tragen! Dazu kommt die zunehmende Arbeitslosigkeit im Auslande, auch daran trägt die Entente- Politik die Schuld. Bei dieser Schuld mutz namentlich an gesichts der Entscheidung über Lberschlesten in unsere Agitation eingesetzt werden. England und Amerika leisten in der Gedankenlosigkeit ihrer Unterstützung des französischen Haffes das Unglaublichste. Was die Sozialdemokratie hier von der Notwendigkeit einer Erfassung der Sachwerte vorbringt, zeugt von gänzlicher Unkenntnis und Verkennung der Tat sachen. Die Regierung sollte aber nicht soviel Papier ver schreiben und Anordnungen erlassen, die doch kein Mensch behalten kann. Eine Anordnung hebt die andere auf und so kann schließlich nicht eine einzige Steuer zur Veranlagung kommen. Hier wäre eine Genera lreform am Platze. Wir wollen der Regierung keine unnötigen Schwierigkeiten in den Weg legen. Auch uns erscheint die Stabilisierung der Reichsmark das wünschenswerteste Ziel, aber wir sind da- gegen, die letzten Restbeftände unserer Reichsbank an dieses Experiment zu wagen. Wenn die Repararionskommission uns die Reparationszahlungen eine Zeit lang stunden würde, könnten wir unsere inneren Schwierigkeiten in Ord nung bringen. Reichswirtschaftsunnister Rob. Schmidt: Wir wollen unseren guten Willen bei der Erfüllung des Ultimatums zeigen, mehr haben wir auch bei seiner Annahme nicht verspreche» können. Wenn die Entente damals das Ruhrgebiet besetzt hätte, ständen wir jetzt auch vor dem industrielle» Zusammenbruch. Wir müssen die Ausfuhr fördern, aber auch dadurch sind wir durch die En tente beschränkt. Ungeheure Mengen französischer Luxus artikel werden eingeführt: entweder wir trinken nun den französischen Champagner und Kognak und pfeifen auf die Reparationen, oder wir erschweren den Zugang zu den Wein- und Likörftubcn. Hier treffen wir freilich auf Ver ständnislosigkeit. Wir wollen einen Gesetzentwurf einbringen, der das freie Spiel in Devise» einschränkt und die maßlose Spekulation eineng». ES ist verständlich, daß Kaufleute Devisen zurückhalten, unr Rohstoffe kaufen zu können. Aber wir müssen vielleicht doch an daS Ausland herantretcn, damit dieses uns hilft, die von Deutsche» im Ausland deponierten Devise« brrans- zuholen. Wegen einer Anleihe im Auslande sind Verhand lungen mit der Industrie gepflogen worden, die wieder zu keinem Resultat geführt haben. Bleibt der Dollar aus der jetzigen Höhe, so sehe ich sehr schwarz auch für die inner- politische Lage. Abg. Dr. Selfferich (Dnat.). Redner geht auf den Steuerentwurf ein. Ich habe festge stellt, daß das Defizit 182 Milliarden beträgt. Unsere eigenen inneren Bedürfnisse verlangen 104 Milliarden im Jahre. Dazu kommen »och die Reparationen mit 74 Milliarden. Mit den Gehaltserhöhungen für die Beamten, die bevor- stehen, müssen wir aber mit inneren Ausgaben von 120 bis 180 Milliarden rechnen ohne die Reparationen und werden schon hieraus ein Defizit von etwa 30 Milliarden haben. Wenn wir die Beamten nicht auf das Maß des Aller notwendigsten beschränken, können wir den Reichswagen nicht au« dem Suawi der Bankerotttoirtschaft herauSziehen, selbst -MM», btz, «M all» S^Lerunacn verrickt-tk
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