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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 31.12.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-12-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192112318
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19211231
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19211231
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1921
- Monat1921-12
- Tag1921-12-31
- Monat1921-12
- Jahr1921
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 31.12.1921
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LG ä^S! « <ZZ-s'N »arm un- hell waren!. Wenn Dunkelheit die Welt draußen verschloß, schien eA als sei rein gar nichts geblieben, als -as Elend, -aS die kleine Lampe im trübseligen ltrankcnzimmer beschien. Alwin Werder versank rettungslos tu Nacht. ES gab Angstznstände, unstillbaren, fast tierischen Heißhunger, wunderliche Wünsche, deren gänzliche Unerfüllbarkeit Wut ausbrüche nach sich zog,- ein klägliches Hiuabstetgen in tiefste Srdeujämmerlichkeit. Und zu allem trat die bittere, nackte Armut, die solang« an der Tür gelauert hatte, wirklich über die Schwelle. Lore hatte ihre Gelle bei Fran Jnersen ausgeben müssen^ da sie die Mutter mit -em «ulcnksameu Kranken nicht solange allein lassen konnte. Am Nachmittag, wenn der Baler ruhte, gab sie einem unbegabter», kleinen Mädchen in der Nachbarschaft Arbeitsstunden, nähte und stickte für Geld, aber der Lohn stau» zur Mühe iir «ar keinem Verhältnis. Sie saß bis tief In die Nacht hinein auf, die Groschen über rechnend, die etwa noch verdient werden konnten, bis dke dürftigen Zahlenreihen verschwamme» und etwas ganz an deres vor ihr geistiges Ange trat, etwas lange GesürchteteS, nun immer klarer Erkanntes, Las sich ihr mit schier uner träglichem Druck auf Herz und Gewissen legte und sie «ahnte — mahnte Dan» und wann schickte Mia ein Palet Delikatessen sür den Kranken^ begleitet von einem Briefchen, dessen anmutige Herzlichkeit das Annehmen der Gab« leicht machte, und endlich erschien sie auch einmal selbst, ein seltsamer Gast m dieser Umgebung, die sie beklommen musterte. Nein, ko groß hatte sie sich die Armut der Werders doch nicht Vorgestellt. Wer sie hielt sich tapfer. ,LVie gern wäre ich schon eher gekommen, aber Sie wissen wohl, Lärchen, wer einmal auf das Rad der Ge selligkeit geflochten ist, wird ohne Gnade mit hcrunigc- schlcift," sagte sie mit komischem Seufzer, aber Lore kannte sie gut genug, um zu wissen, daß die beklagten „Pflichten" rn Wirtlichkeit Rosengirlandcn waren, unter denen Mia Laudolt wohlgemut dahinhüpfte. Sic fragte dann nach Herrn Werder und seiner jkrankheit mit geschicktem Ernst, aber an der Schattenseite der Dinge war trotz besten Willens ihres Bleibens nicht. Mit der naiven Selbstsucht der Glücklichen kam sie von Lores Angelegenheiten sehr bald auf ihre eigenen zu reden, die doch so viel vergnüg licher waren. Sie hatte in der letzten Zeit eine Menge mitgemacht, die Saison war schon eröffnet. — Und daun kiel auf einmal Meno Hcrrwigs Name. Auf einer Ge sellschaft beim Konsul Seeger war er WiaZ Tischberr ge wesen. „Er sollte eigentlich.Gisela Rohrbach führen, aber da hab ich einfach Karte» vertauscht. Man muß sich nur zu helfen wissen," berichtete Ma lachend. „Ich war näm lich richtig neugierig aus ihn. Man hörte so ost von ihm, daß er ein idealer Sohn sein sollte, ein Mnstermensch. und was weiß ich. La dacht ich: sieh ihn dir niat aus oec Nähe an." „Und — waren — Ware» Sie befriedigt?" „Sehr! Sie sehen mich so sonderbar an, Lorchen. Rem, es hat wirklich nicht das Geringste auf sich, Herr Lerrwig hat keine blasse Spur vom ladicoman. Ich glaube, selbst wenn er jemand den Hof machen wollte, ec wüßte W kaum anznfangen Aber er hat was riesig Nettes und Sympathisches in» Wesen, wissen Sie, so wie es sonst die Manner meistens erst kriegen, wenn sie verheiratet sind." „So." „Ja. Ich glaube, man könnte sich mit ihm in die gewagteste» Situationen begeben und doch sich unbedingt geborgen fühlen," fagte Mia scheinbar gelassen, aber in ihren Augen stand ein verräterisches Leuchten. Lore hatte sich weit zurückgelehnt, die Hände ver- krampft. „Mein Gott — Sie sehen ja aus wie der Tod," rief Ma, erschrocken aufspringend, „was ist Ihnen nur'?" Lore bewegte die Lippen, brachte aber nicht gleich «inen Ton hervor. „Ich ioeiß nicht — mir wurde so seltsam — die Nachtwachen, — ich habe mich wohl etwas zu sehr ange- strengt —," murmelte sie. Tann richtete sie sich mühsam ckuf- /zEs ist schon vorüber, — beunrithigen Sie sich nur nicht, Mia. Sie glauben nicht, ivieviel ich aushalten kann." Als Fräulein Landolt die Breitestraße hinuntcrging, fing es an zu regnen. Sie wollte gerade eine vorüber zuckelnde Droschke anrufen, als sie Meno Herrwig ge- wahrte, der die andere Seite des Trottoirs hinabging Ein paar leichte Schritte brachten sie an seine Seite. „Ich appelliere an Ihre Ritterlichkeit," rief sic fröh lich. .Haben Sie Mitleid, wenn nicht mit mir, so doch nut meinem Federhut, und geben Sie mir ein bißchen von Ihrem Schirm ab. Petrus hat den Wasserhahn ganz un vermutet aufgedreht. So, vielen Tank, das genügt Ganz um Ihren Beschützer wollte ich Sie nicht bringen." Sie ging dicht neben ihm und sah schelmisch zu ihm auf, wie ein Kind, dem wider Erwarten ein Streich ge glückt ist. Lar« «r etwas eitler und weniger mit sich selbst be- schäfttgt gewesen, so hätte er denken können, daß sie ihm Zlvanren mache. Sie tat es auch wirklich. Begehrt, wie sie war, hatte sie schon oft Gelegenheit gehabt, „abzuwmken." Weshalb sollte sie da nicht auch jcmau» hcranwinkcn dür fen, der ihr gefiel? Wenn nur dieser Meno nicht so schreck lich schwer von Begriff wäre. Oder traute er sich mir nicht? Eine Weile sprach man hin und her, daun lüciule Mia: „Vielleicht hätten Sic mich garnicht io srcuudlich beschirmt, wenn Cie meine Gcmeiugefährlichkeit kannten —" „Wieso?" „O, die Wohltätigkeit rast mid null ihr Opscr haben. Ich hausiere mit Lottericlvscn sür das Sccmannshcwr. mir» wer nnr in den M'g läuft, muß bluten. Wie besiuvet sich Ihre Frau Mutter jetzt? Meinen Sie, daß ich wagen düritc, ihr persönlich rin paar .Karten auzubieten?" EL ging Frau Herrwig gcriide gut. so blieb Meno schon nichts anderes übrig, als zu versichern, das; sie sich freuen würde. „Nun, hoffentlich haben Sie damit nicht zu vici ver sprochen. Im ganzen steht man ia Basarvcimpprc im mer lieber gehen, als kommen. Bei der Gelegenheit iehc ich dann auch Ihr schönes Haus. So viel hörte ich schon davon." Meno lächelte. „Ja, das liebe alte Haus. Ich muß bekennen, daß ich cs mit allrn Gefühlen eines Agrariers für die errichte Scholle betrachte; aber Ihnen, guabigeS Fräulein, hätte ich hauptsächlich Interesse sür Modernes zugetraut." „O, ich diu auch sehr modern," sagte sie eifrig, „>u be zug auf Bücher, Toiletten, Ansichten —" Er sand Vie Zusammenstellung spaßhaft. „Und Sic wechseln die einen wie die anderen?" „Ginge ich nicht gerade unter Ihrem Regenschirm, so wendete ich Ihnen jetzt zornentbrannt een Rücken. Uebrigens geruhte» Sie, mich zu unterbrechen." „So bitte ich um Verzeihung." „Sie sei Ihnen gewährt. Ich hatte gerade sagen wollen, daß ich für nichts so sehr schwärme, wie ftir roman tische alte Häuser. Wie ist es, — spukt es denn auch iu all den Winkeln und Ecken, Treppen und Treppchen?" „So interessant sind wir. leider nicht. Alte Kans- mannshänser sind kein Feld sür Gespenster. Der Tust der Säckc und Fässer, d»e früher ans den großen Diele» lagerten, Ivar ihnen allzu plebejisch," sagte er aus ihren Ton eingehend. Au ihrer Tür verabschiedete sich Fräulein Laudolt mit heiterem Tank und einem „Ans Wiedersehen," aber gleich daraus hatte Meno die Begegnung, die der kleinen Mia so interessant gewesen war, rein vergessen. Viel anderes 7ag ihm im Sinn. In Handelshäusern gingen keine Gespenster nm, hatte er gesagt. ?lch, es gab deren ivohl, uud er kannte stc allzugut, die hohläugigen Ge sellen, die sich an die Sohlen des wirtschaftlich Schwachen besten. Da ivarS freilich kein Wunder, daß man ihn über seine Jahre hinaus ernst nannte. Als Meno am nächsten Tage in der Dämmerung nach Hanse kam, begegnete ihm im Flur die alte Christine. Sie hatte sämtliche Geschwister Herrwig auf den Armen getragen, war im Laufe der Zeit zu einem gefürchteten und doch unentbehrlichen Faktotum geworden und durste sich daher allerlei gestatten. Sie sah Meno sck^irf und prü fend an. „Im Schreibzimmer sitzt 'ne Dame und wart' Herr Herrwig — kann auch sein, dat't bloß'» Mädchen is —" „Will sie -» meinem Baker?" „I wo, zum jungen Herrn will se; ausgerechnet zum jungen," sagte Christine mit einem Ton, der Meno höchst belustigt hoben würde, wäre er in der nötigen Stimmung gewesen. Etwas unwirsch über die Störung öffnete er die Tür und — „Lore," ries er. „Ist Dein Baker ge storben?" Ja, sicher, das mußte es sei«. Mas würde sic sonst zu ihm getrieben haben? Sic wurde bald rot, bald blaß. „Mit Vater geht's, Ivie immer. Ich glaube, es ist zu unpassend, das; ich kam, aber das hilft jetzt nicht. Es gibt Dinge, die schriftlich nicht zu erledigen sind. Ick» »rußte Dich in Ruhe sprechen. Meno. Ganz in Rulze," wiederholte sie, doch ihr Atem flog. Er knotete ihr den Schleier ab und nestelte an ihrer« Jackenknöpfen. „So leg dock» ab." „Nein, nein, soviel Zeit habe ich nicht. Ich muß mich kurz fassen. Ich kann's auch, denn ich habe mir Wochen-, nein, monatelang überlegt, was ich Dir sagen wollte." „Das klingt so beunruhigend feierlich," versuchte er zn scherzen und stand wartend vor ihr. Sie sah zu ihm aus, rvandte schnell den Blick wieder ab und preßte die Hände zusammen. (Mir müssen »ns trennen, Meno." Er glaubte nicht recht gehört zu haben» «Wo willst Tn denn hin?"' «O. wenn ich mir fort könnte, aber ich mutz hke. H-ZsFZ 8 L« -SZ.L Z HW IN ZZNZ 8 durchkämpfen." Sic stand auf und legte ihm die Hände aus dw Schultern. „Versteh mich doch, laß mich nicht so viele Worte machen. Du mußt mich anfgcben, Meno." „Was redest Du da'?" Er trat so heftig zurück, daß ihre Hande herabscmkcn, wahrend sie. am ihr« vordci- seheud mit fremder, matter Stimme weiter sprach. „Ich konnte ja nicht dafür, das; ich Dick, lieb hatte, aber ich hätte mich nicht mit T-r verloben dürfen. Schon lang.- habe ich das eiugewheu; ich Könnte nur — ich hatte nicht den Mut, — aber cs wäre Sünde, wenn ich Dich noch länger halten wollte. Du leidest körperlich und seelisch darunter." „ltnstnn!" fuhr er auf. „Doch. Ich sehe, rS, weil ich Dich lieb habe. Deine. Pflichten, — und meine Pflichten — Du weißt mobl, das Wasser ist viel zu tief, wir kommen nie zusammen." „Tas geht Dir ja merkwürdig leicht über die Lippen." Eie hatte sich wieder in den Stuhl sinken lassen. „Gott weiß, in wieviel Nächten ich cs mir vorgcsagt habe, ehe ick eS anssprecken konnte." „Du verlierst die Gcsuld, weil ick Dir immer noch kein Heim bieten kann," sagte er in dem gleichen harten To». „Wir täuschten uns, als wir glaubten, das; nrit Ge duld und Mut alles getan sc«. Ach, Geduld! Wenn ich am Ende »nenrcs Lebens Dir ein Jahr hätte angchörcn dür fen, ich hätte darauf gewartet, wie auf die Seligkeit. Aber nm Deinetwillen dar; es nicht sein: Deine Jugend geht darüber hin. Manche Dinge, die eine Frau mit Fassung erträgt, zermnrbeln den Manu. Und es gibt Verhältnisse, die man nnr besiegt, indem man sich Urnen unterwirft." Sie griff in die Tasche, holte einen kleinen Ring heraus und drückte Ihn an die Lippen. „So geb ich ihn Dir zurück, Meno, und ich danke — danke Dir sür alles Glück, für allen Sonnenschein dieser Jahre. Tas bleibt dock» mein — für immer." Zorn und Schmerz, seltsam vermischt, wallten in ihm auf. „Mir will scheinen, daß Tu Dich anderweitig ge tröstet hast." „Ich weiß, daß Tn das selbst nicht glaubst," sagte sic. Cr ttnindtc sich ab und ging mit großen Schritte» hin nnd her, erschüttert, nnd doch nnr halb das Opfer er messend, das ihre Frauenlicbc zu bringen bereit Ivar. In seines Herzens tiefstem Grund- flüsterte es ganz leise: „Sie hat recht." In dusteren, verzagten Stunden hatte er Wohl selbst gesuhlt, daß er gegen den Strom schwimme, aber nnn sträubte sich alles in ihm, es einzugcstehcu. Drei Jahre lang hatte diese heimliche und reine Liebe den Reiz seines sorgen- und arbcltsvollcn Lebens ausgemacht, und aller vorübergehenden Mutlosigkeit znm Trotz brannte sie noch hell in seinem Herzen. „Was mntest Du mir zu? Meine Herzensstellnng zu Dir ist immer die gleiche, also mußt Tn es sein, die sich geändert hat," sagte er erregt. ,^Ver liebt, »nacht solche Vorschläge nicht." Ihre Lider lagen tief über den Ange». AIS sic nicht antwortete, fuhr er noch heftiger fort: „Hättest Du »mch lieb, so wurdest Tu au mir fest halten, nnd wenn wir niemals heiraten konnten." Jetzt sah sie auf, und ihr tiefer Blick voll leuchten der, lcidvoller Zärtlichkeit entnervte ihn ganz. Er stürzte zu ihr hin, nmfcklong sie mit beiden Armen und wühlte ve» Kopf in ihren Schoß. „Du Liebling — Du Liebling. Was quälst D» Tick und mich? lins trennen? Tas gibts ja garnicht. Wie soll denn mein Leben rverdrn ohne Dich?" Meder und wieder strich sie sanft über sein Haar. Sein Lest» legte fick aus ihres «ml» machte cs riesengroß, aber ihr Entschluß blieb fest. Scheiden, reht, so lange sei« Ge fühl noch eckt nnd tief war, «he der Alltag es verdarb und zernagte, ehe es «m Kampf iviverstreitender Pflichten er lag. Das Ivar doch etwas Großes, etwas, daran die Er innerung sich halten konnte. Einsam, gealtert, «in ewiger Bräutigam, auch wenn es denkbar wäre, daß er das ertrüge, sic selbst »vollte ihn nicht so setzen, dazu war er ihr viel zu lieb. Ta hob sic saust seinen Kopf l^rch nnd küßte ihn ans den Mund. „Das wm das letzlcumß" fagte sie. „Ich will, daß Du stark sein sollst in den Kämpfen, die Dir bevorstehen. ES ist das einzige, was ich kür Dich tun kann, daß ich Dich bon der Sorge um mich befreie. Denk, cs sei mein Ab schiedsgeschenk. Ick weiß, daß Ihr vor schweren Zeiten steht." „Mas weißt Tu?" fragte er unruhig. „Ick bürte manches, als ich »och bei Frau Jvcrscn war; manche-? klang auch aus Deinen eigenen Reden heraus Und heute in der Straßeulmhn ioaren da zwei Herren — sie sprachen englisch, aber als ick Deinen Namen hörte, horchte ich ans und verstand einiges. Bon einem Konkurs irgendwo und daß hiesige Firmen in Mitleidenschaft ge zogen werden könnten Auch Deine, Meno. Er stand ans, zog die Unterlippe zwischen die Zählte, wußte natürlich, wovon die Rede gewesen war, Eon «,n«r großen Bremer Firma, mit der die seine in enger Verbi»«' duna stand, — nnd wenn sie fiel — was dann? Lore hatte sich ebenfalls erhoben, stand neben ihm nnd umschloß seinen Arm. „Siehst Ti» nnn. Liebster, daß ich recht tue?" „Nein, nein," murmelte er mechanisch. Tann heftiger: „Tn sprichst Von schweren Zeiten nnd willst mich im Stich lassen?" „Es ist das Beste und Einzige, was ich für Dich tun kann. Denk, ich sei der Ballast, der ein Schiff allzu sehr beschwert. Damals in der Kirche, weißt T» noch? — da hab ick mich Dir gelobt, init allen Kräften. Wir hatte» von Auswanderung gesprochen, und nnr war der Kopf sehr voll von all den Dingen, die ich für Dich tnn wollte. Jetzt tue ich etwas für Dich, nur in anderer Weise, als ich dachte." Ihr Ton riß.ihn ganz hin; er zog sie ungestüm in seine Arme. „Dich sollt ich anfgeben? Fällt mir nicht ei». Auch wenn wir nie heiraten könnten. Ich lasse eS darauf ankom- men. Besser das Halde Glück, als Trennung." „Men», o bitt«, bitte, — nein laß. Ich kann ja nickt, wenn Du so —" Eie ritz sich los, wich zur Tür, lehnte sich in einer SchwLcheanwandiung dagegen. „Einmal das Unmögliche gewollt zu haben, ist kein Unrecht, aber wenn man es erkannt hat, Z>abei beharren. — Mr Meiden ja in Liebe, Meno, ganz in Liebe. Ich weiß, daß Du manch mal an mich denken wirst und daß ich Dir die Bahn srctmachte." Elze er noch antworten konnte, ,var sie hinaus. „Lore!" Er stürzte ihr nach. Ging sic wirklich? Undenkbar. „Lore!" Er war nchen ihr, woltte- fte -urückreißen, — da Sfsnete sich die Haustür. Ter Konsul Seeger, ei« Jugendfreund des Vaters, schob sich bedächtig herein. Auch das »rock! Mit der mechanischen Dressur, die dem gebil deten Menschen auch in den verwirrendste»! Augenblicken noch eine gewisse Haltung gibt, murmelte Meno land läufige Worte. Ter alte Herr sah das erregte Gesicht, das weit offene Zimmer, das Mädchen, das sich fluchtartig an ihm vor- veidrängte — Na, na, was ging denn hier vor? ,^Fch stör«, aber kann ick Sie trotzdem einen Augen blick sprechen, lieber Meno?" — — — Die schwere Haustür fiel hart hinter Lore i,,L Schloß. „Zu Ende," schien der Ton zu sagen. — Wie oft Izatte sie eS sich ausgemalt, Ivie es sein würde, wenn sie einmal die Schwelle des Geliebten überschreiten könnte! — Sre griff nach der Klinke. Die faßte seine Hand tagtäglich wenn er hier ans- und einging. „Se« gesegnet," nmrmelte sie. Die Tränen stürzten ihr übers Gesicht. * * Meno mußte an diesem Wend seine ganze Selbst beherrschung ausbieteu. Ein Glück warS noch, daß Robert in seinen Ciceroklub und die Schwestern in ein Backfisch kränzchen gegangen waren, so blieb ihm nur noch die Aufgabe, feine «naßlose Erregung vor den Eltern zu ver bergen. Aber immer wieder hob der feinfühlige Blinde lausckzend den Kopf. Ten Jungen drückte etwas, man hörte es feiner Stimme deutlich an. Was war «8 nur? Meno saß init verschränkten Armen, die Finger fest in das Tuch der Aermel gekrallt. Herrgott, wenn Seeger recht hätte, wenn Neubert u. Radke wirklich die Zahlungen einstellcn! In heißen Wellen ging die Angst über ihn hin nnd verdrängte beinahe, was der Nachmittag ihm sonst noch gebracht hatte. Tie Mutter dagegen war heute angeregter wie seit langer Zeit, die geliebten Patiencckarten unangerührt neben sich. Fortsetzung folgt. Neujahr. Von Walter Muthelm. Die Erde fliegt durchs Weltenrnnd nnd bat ihren Lauf gewendet. Und für uns Menschen ist Feierstnnd', weil das alte Jahr geendet. Und bat eS uns viel Sorgen gebracht und find oft wir voll Trauer gewesen, so Haden wir doch auch von Herzen gelacht, nnd am Lachen find stets wir genesen. Drum lenken wir dankbar rückwärts den Blick und scheiden ohne Reue: Denn Kummer und Leid und Freud« und Glück — das bringt nnS auch das neue. Erhebet Euch drum und ergreift den Vokal nnd laßt das nutzlose Denken l ES mög' »n« der Himmel auch dieses Mal ei»» »Fröhliches Neujahr" schenken s
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