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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 27.10.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19001027010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900102701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900102701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-10
- Tag1900-10-27
- Monat1900-10
- Jahr1900
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 27.10.1900
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Volkslieder mit Randglossen. Brüder, zu den festlichen Gelagen — Braucht man Geld und guten Magen. Der Mond ist aufgegangen — Nun heißr's, eine Perücke erlangen. Ihr Brüder, wenn ich nicht niehr trinke, — Habt Acht, wenn ich zu Boden sinke! Auf, auf, Ihr Sänger und seid froh, — Hier steht 'ne Kneipe irgendwo. Boshaft. Ella: „Du bast noch immer Zahnweh? Warum gehst Du nicht zum Zahnarzt?" Vlga: „Ich war heute dort um mir ihn reisten zu lasten, da erwischt er statt des schmerz haften einen falschen." Ella: „Das kommt davon, wenn man falsche Zähne hat." Lrratben. Gatte: „Du bast Dir gewiß gestern Abend einen Bleistift gespitzt. Alma?" Gattin: „woher weißt Du denn das?" Gatte: „Ich Hab' mich eben rafiren wollen." Lin Retter in der Notb. Studiosus Spund: „Dein Vnkel hat Dir, wie ich höre, eine goldene Ukr zum Geschenk ge macht. Ist es den» eine Ankerukr?" Studiosus Pump: „Sogar eine Rettungs- ankeruhr, wie Dir dieser Leihhausschein beweist." Viagnssc. Meier: „Deine Fra» scheint unpäßlich zu sein, weil sie den hals so eingebunden hat!., was sagt der Arzt?" Müller: „Rachenkatarrb!" Meier: „Und was meinst Du?" Müller: „Drachenkatarrh I" verirbild. Um Torf zu grabe», wandert Claus Gemächlich in das Moor hinans Und hofft daselbst den Grosttnccht Steffen Schon bei der Arbeit anzutreffen. Umsonst indessen schaut der Claus Nach Steffen sich die Augen aus, Cr muß sich halt allein beut schinden — Und doch wär' Steffen leicht zu finden. Ursache. Cr st er Droschkenkutscher: „Du, Freund! War fehlt denn Deinem Schimmel? Der läßt ja ganz verdächtig den Kopf hängen I" Z w e i t e r D r o s ch k e » k u t s ch e r: „Ia, weißt Du der grämt sich. Die viele Konkurrenz, erst mit den Elektrischen, jetzt mit den Aulomobilcu, geht ihin zu nahe." Geburtstagsgeschenk. K undc (der einer Prügelei zwischen dem Schuster und seiner Fra» zngesehcn Kat): „Die Frau sicht so robust ans, aber die meisten Keile hat sie doch gekriegt!" Geselle: „Ia, wissen Sie, der Meister hat heute Geburtstag und da läßt sie ihn 'mal gewinnen I" Cr nennen Cenr und Zwce Dir frei Acn Strom dort in der Lombardei; D:ei, vier und Fnnfe sin bekannt Als Strom IN Morjeh Mickosch's Land (Doch denkt dabei im Mogcnblick An Wellslcesch man und NicscUglick; Doch Sechs und Sieben, ei herrsch, Die jagen zu zwce Dritteln „nee". Hingegen Lens bis Sieben nennt Ae mächtiges Blasinstrument. Auflösung des Näthsels in Nr. 282 : Thranlampc. WM Mi Ssmbtilil. gU ». 2NE». Sonnabend, den 27. Oktober. Bekenntnisse eines Nagels. Ich war ein guter Nagel und dieser Ruf war auch mein Glück. Wie das kam. will ich unter dem Sinnspruch „Cs gebt den Menschen wie den Nägeln" erzählen. Das soll beißen: man wird im wirthsä östlichen Verkehr „je nach dem" ver- braucht. Daher auch» mein „verändertes Wesen" während der Nagel-Wanderung, die ich durch- zuinachen bestimmt war. Noch „Stift", hat man mich sehr sct lecht behandelt. „Lin Brett vorm Kopse", wurde ich zum ersten Male gehörig „verhauen", dann wurde ich. in einer Bohle stechend, bis zur Unkenntlichkeit „übcrsakrcn" und wie meine Sorte ein anständiger Mensch als „ge suchten Artikel" kaufen wollte, als bereits „ver nagelt" ausgegeben. Das war gemein! Ich siebte den Gott Vulkan um etwas mich zer fressenden Rost an — Selbstmord l vergebens I Ach, wie oft wurde ich „gerade gepocht", weil» ich „krumm ging", was doch nur ein Fehler schwacher, jugendlicher Haltung war. Am meisten kränkle es mich, wenn Icmand in meiner Gegen wart sagte: „Der Kerl ist ein Nagel zu meinem Sarg!" Ich wen» inan von einem Nagelkasten zum andern vom Schicksal irgend wohin „ver schlagen" wird und die Leute sich dabei auf die Finger klopfen, so ist doch allein der „dumme Hammer" schuld. Mir kommen sie nicht wieder mit dieser gottlosen Welt! Llust mußte ich er- fahren, wie eine alte Iuugfer mir auf dem Kopfe bcrumtrommclte. weil, als sie mich in ihre Bett stelle treibe» wollte, ich mich genirtc und verbog. Das späte Mädchen kriegte nun ibre Wutb und schlug mich grätenbrcit. Aus dieser wenig be- ueidenswertheu Lebensstellung endlich „gezogen", wurde ich von Icmandcm auf die Straße ge- geworscn. Wem der große Wurf gelungen, weiß ich freilich nicht mehr, kurz, ein alter geiziger Herr gab inir wieder Faoon und hing mir, als ich „festsaß". ein Bild von einem Mädchen an den Hals, sodaß mir ein eisenkaltcs Nieseln übci den Nücke» lief, als er mir wohlgefällig den letzten „Klaps" gab. Ein Iahr lang ertrug ich diese Tantalusqualen, bis ich verliebt und von Sehnsuchlsthräncn angcfressen, dann auch „locker" wurde und mich kosend zu ihr beugend, mit der Schönen, ein verschmähter Nagel, zu Boden fiel. G welche Prosa des Lebens! — „Schade um jeden Schlag." hörte ich noch und lag wieder in einer Ecke, aus der mich ein Kammerkätzchen mit zarter Hand dem „eisernen Bestand" ihres Nnnipel- kastens znfübrtc. hier schwanden mir die Sinne, bis ich.dann als Lhetl des rtcheils eines schmucken Stückchens Walzeisen an einem Schmicdefeuer von Neuem als „Hufnagel" das Liebt der Welt er blickte. Aber die böse Welt! Kaum höite ich die Worte des Kleisters „Man muß das Life» schmieden, so lange cs warm ist." als auch schon meine entstehende Existenz auf dem Ambos zwar „taktvoll", aber doch „bedroschcii" wurde. Fertig, tauchte ich dann „ziset cnd" vor Wuth, aber „ab- gekühlt" und formvollendet aus dem „Löstbtrog" aus. Ich gefiel mir. Wie kerrlich, Io phautasirtc ich, wenn mich ein edler Andalusier unter die zarten Füße bekäme. Gefeblt I Man „beschlug" mit mir den Huf eines Droschkengaules und so trabte ich arg „betreten" durch's Leben. Aber nie kommt ein Aergcr allein; liederlich beschlagen, verlor mich der „Hans", stürzte Unheil anrichtcnd, sodaß mich ein Gendarm nebst Hufeisen als corpus clolicti mit „hinter die Frauenkirche" »ahm, wo ich neben einer „alten Schraube" elend mein Dasein „verrostete". Solche Menschen l — ver kümmert, rief ich wieder de» alten Ilrschmicd der Götter um emc „höhere" Lebeiisstcllnng a». viel- leicht, daß eine meiner alten „Flammen" mich Ncic gcbarniscHtc Sonetten jetzige» Renndier Bkeisgen in Drüsen. 8N«. Selbsterkenntnis;. Achtkundertmal ist'-, daß au Vieler Schdelle Der schlimmen Ncnschbeet ich Moral gebredigt Und Manches ihr zu sagen war genöshigt Und ihr dabei oft heeß gemacht die Hölle! I^tzt, an des »eien Hunderts dunkler Schwelle, Ci kenn' ich wobl, wenn ooch etwas verschbe-igt, Daß immer noch manch' Dborbect nicht erledigt, Und was erreicht is, ich erkenn' es Helle! Nicht umgekrembelt Hab' ich ähm die Welt, Und ooch gebessert nicht der Menschen viele Mit meiner Nenne fröhlichen Geschbiclc I von dieser Selbstcrkenntniß hibsch erhellt (Der Bcss'iung Anfang? — Wccß mcr'sch, kann mer'sch wissen, —) Sei nu das ncic hundert anaeriss.m I zur Gebirgsschuhzwecke erböbc, mir ein gut- müthiger Alpcufer etwas Politur beibrächtc; be- i hüte, ich armer „Uuterthan" mußte den Stiefel absatz eines wilden Straßenjungen zieren, der mit mir auf dem Granittrottoir Feuer schlug. Die Entziehung aller Geistesfunken kränkte mich — ich „sprang ab". Zn demselben Augenblicke war auch schon ein Herr dabei, das unartige Bürschchen bei den Ghrcn zu ncbnicn, leider vertrat er sich dabei den Fuß und fiel — glücklicherweise in die Arme eines thaufrischen Mädchens, das ihn gleich — „fcsthielt". Herr Lehmann, so hieß der Herr, war über mich, die als „zwecklos aus- gcsprcngte" Zwecke gefallen, „zwecklos" nicht so ganz I Das Mädchen Kob mich auf und sagte zu Lehmann tiefbewegt: ..(D febcn Sic doch, dieses unscheinbare Ding hat Sic zum Fall gebracht — kleine Ursachen, große Wirkungen." Dieser Augenblick war der schönste meines Lebens. „Hm — Fall " miirmeltc prophetisch Lehmann, „sagen wir onsus förderis." und ließ später diesen „Fall" auf dem Slandesamte buchen. So war denn auch mein Glück gemacht. Seit dieser Zeit ruhe ich vergoldet in einem mit Perlen ge schmückten Medaillon auf dem Herzen der jungen Frau. So wurde aus mir. dem „Stift", der „Stifter" einer glücklichen Che, die man „unter uns Lehmänncrn" noch preisen wird bis in die spätesten Zeiten. Glcssc. Dem Geiste, der da stets verneint, Iedweöe Frau entstammt. Nur einmal sprach die meine „ja", Das war im Standesamt. Idyll. Die Sckäf'rin saß im Grase Und schlug die Laute fein Und sang mit Heller Stimme von ihm, von ihm allein. Da faßt auch ikre Heerden Der süße krcbeswabn Und heißt die schönste Schäfin Dem schönsten Schafbock nah'n: „Warum bist Du so schüchtern. So nüchtern, stumm und zäh? hast Du denn nicht vernommen Mein sehnjuchtsvolles Bäh?" Die Schäfin sprach'; zum Schasdock verschämt nach Weiberart, Und ging in der Verliebtheit Ihm tüchtig um den Bart. Da sprach zu ibr der Schafbock: „Du bast mich längst im Bann; Hast Du denn nicht vernommen? Ich bähte Dich ja an. Allein Du kokcttirtcst Mit Itdem rund umher; Da ich schon Hörner habe, So brauch' ich keine mehr. Ick lieb' Dich bis zum Wahnsinn, Doch ein- für allemal: Ick bi» ein Bock von Ehre Und halte auf Moral. Und brichst Du mir die Treue. So mord' ich Dich im Schlaf!" Da sprach die Schäfin innig Und vorwurfsvoll: „Du Schaf!* Zum Neunubr-Ladcnscbluy. Ls ist bestimmt im hohen Rath, Daß Zeder, der 'nen Laden hat, Muß schließen Sobald die „nennte Stunde" da; Das muß Dich, armen Kaufmann, ja verdrießen. Und wenn die Kundschaft Dich beehrt (Der Du so oft Kredit gewährt) Halb Nenne; Cs wird wohl wenig Zeit noch sein, So stehst im Laden Du allein, — Daun weine. Hältst Du Dir nen Gehilfen »och; Der schüttelt ab des Tages Idch Um Neune; Schließt Abends Du die Thür ihm auf, Cr schwelgt dann wobl die Nacht darauf Beim Weine. Nun mußt Du mich auch recht versteh'«, Willst Du vor Trübsinn nicht vergeh'« Alleine, So mach' cs nur wie Dein Kommis. Um nenn Uhr ans dem Laden flieh' Zum Weine. NbgclcHnt. Bettler: „Schenken Sic mir doch einen Nickel, gnädiger Herr, ich bin ein blutarmer Mensch." Herr: „Wenn Sic blutarm sind, lieber Mann, ! dann kann Ibne» Nickel auch nichts nützen, da § müssen Sic Eisen nehmen."
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