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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 11.03.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-03-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192203115
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19220311
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19220311
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1922
- Monat1922-03
- Tag1922-03-11
- Monat1922-03
- Jahr1922
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 11.03.1922
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vo» de« Eltern und ErztehunaSberechNgte» n«yt. Diese unterschreiben noch heute oft ohne Besinnen Lehrverträge, die jede» Recht und jeden Einfluss der Eltern auf » btS S Jahre auSschlteßen und Lohn ober Tochter ganz der Willkür oder dem mehr oder wentger guten Willen der Lrbrherren auSltefern. Di» christlichen Gewerkschaften sind nicht nur «egen der Erzielung möglichst hochstehender Qualität»« arbeiten für die möglichst restlose Ueberflihrung der Schul entlassenen in et« Lehrverhältnt«, st», halten «» vielmehr auch im Interesse der Augendlichen selbst und ihrer Ent wicklung zum Willensstärken Menschen sür notwendig, vor- auSsetzung dafür aber ist, bah sich die Aufmerksamkeit der vefsentlichkeit und deS Staates nicht in Berufsberatung und Ausbildung erschöpft, sondern auch der Abfassung der Reform deS Lehrvertrage» in steigendem Matze »«wendet. Nur durch günstige Lehrverträge, die auch eine zettgemtitze, sich dem ständig sinkenden Geldwert anpassenbe Entschädi gung sür den Lehrling enthält, kann die Möglichkeit bieten, die Schulentlassenen einem Lchrverhältni» zuzuführen. Sonst sind eben ein grober Teil der Eltern bet allem guten Willen ihrerseits und allen Fähigkeiten de» Jugendlichen nicht in der Lage, in «in LchrverhältntS zu willigen. An die Eltern und Erziehungsberechtigten richten wir daher die Bitte: führt Enren schulentlassenen Sohn ober Tochter mög lichst einer Lehre zu. Achtet aber beim Abschluss de» Lehr vertrage» darauf, dass Eure Kinder auch eine Entschädigung erhalten, die e» Euch ermöglicht, die Lehre durchzuhalte«. Aber nicht nur bet diesem Punkt, sondern in allen anderen Punkten achtet darauf, dass der Lehrvertrag nicht eine Ver anlassung wachsender Erbitterung wird. Arbeitgeber- wie Arbeitnehmer-Verbände sollten aber unter Mitwirkung der Gesetzgebung und aller Wohlgesinnten »um Wohle unserer Jugend und unsere» Volke» recht bald «ine gründliche Neu- regelung de» Lehrvertrages in gemeinsamer Arbeit vor nehmen. —* Die Sächsische Industrie»« den ReichS- steueraesetzen. Der Gesamtvorstand deS Verbände- Sächsischer Industrieller beschäftigte sich in seiner kürzlich abgeyaltenen Sitzung mit der Gestaltung der NeichSstener« gesetze, wie sie in der 2. Lesung der Ausschüsse herbeigesührt worden ist. Ter Gesamtvorstand sah davon ab, zu dem Steuerkomvromitz nach der parteipolitischen Sette hin irgendwelche Stellung zu nehmen, beschloss aber, die Wünsche der sächsischen Industrie, die auch nach dem Beschluss der L. Lesung zu den Steuervorlagcn nock bestehen bleiben, möglichst noch zur Geltung zu bringen, nachdem eine Reihe steuertechnischer Mängel, die der verband an den Re gierungsvorlagen ausgestellt hatte, in den Ausschutzbe- ratungen beseitigt wurde. Ob und inwieweit Steuerkom- vromiss und Zwangsanleihe, vom wirtschaftlichen Stand punkt aus gesehen, zweckmässig und annehmbar sind, kann erst endgültig beurteilt werden, wenn die Einzelheiten dar über im Entwurf eines Mantelgcsctzes authentisch vorlicgen. In der sehr eingehenden Aussprache wurde gleich-eitig her vorgehoben, dass die Steuerbelastnug in Reich. Staat und Gemeinde für den Fall der Annahme des Kompromisse» in der einen oder anderen Form das Mass des Erträglichen überschritten hat und nunmehr technisch wie wirtschaftlich ihre Auswirkungen erst einmal praktisch erprobt und ab gewartet werden müssen. Ter Gesamtvorstand befürchtet, bass diese Auswirkungen mehr und mehr zu einer Beeinträch tigung der jetzt noch bestehenden Möglichkeiten wirtschaft licher Betätigung und zu ihrer Behinderung tn der Zukunft führen werden, da das zum Betrieb der Volkswirtschaft notwendige Kapital dieser in zu grossem Umsange entzogen und ebenso wie die Produktion in zu lwbem Grade verteuert wird. Es wird sich Mch Meinung des Gesamtvorstandes immer mehr die unabweisbare Notwendigkeit ergeben, dass eine Vereinfachung des gesamten Steuerwesens und eine gerechte Angleichung an die fortschreitende Geldentwer tung durchgefübrt wird. Weiter ist nach der Ueberzeugung des Gesamtvorstandes auf dem Steuerwege allein die Ordnung sowohl der deutschen Finanzwirtschaft als auch der sogenannten Reparationsleistung nicht erreichbar, wenn nicht neben die grossen Opfer deS Besitzes auch Opfer der Arbeit in Bezug auf Qualität und Quantität der Arbeits leistung treten. * Gröba. Nun sind unsere Glocken eingetroffen. ES ist «in wundervolles e-<lar.Bronzegeläut, hergeftellt in der Glockengiesserei von Pietzet-Dresden. Vormittag» f/«Ü Uhr sollen sie in feierlichem Zuge einaeholt werden. Der Festzug stellt '/«9 Uhr ain Tbüringer Hofe. Die Kirche ist zum Empfange ihres neuen Geläutes in schöner Weise zugerüstet und geschmückt. Viele freiwillige Kräfte aus der Gemeinde haben diese Ausgabe in dankenswerter Weise erledigt. Nachmittags 3—4 Uhr wird unser Geläut zum ersten Male erklingen. Zum Beste« der Glockenfpende soll nachmittag tz Uhr ein Kirchenkonzert stattfinden. Grossenhain AuS Ser Autolinie Meißen—Grossen hain wird nichts, well, wte Sie sächsische Generaldtrektion Sem hiesigen Stadtrat mitgetetlt hat, die ungeheuer hohen Preise sür Betriebsstoffe gegenwärtig jede Betriebsaufnahme ver hindern. Auch die Linie Grossenhain-Radeburg muss fallen gelassen werde». * Dresden. Wegen Diebstahls eines grösseren Losten- Zigaretten in einer hiesigen Fabrik wurde der als Wächter dort anaestellte Oberpostschaffner a. D. H. zusammen mit feinem Sohne, der als Hehler in Frage kommkvon der Kriminalpolizei festgenommen. H. hat sich in der Nacht zum 10. März in einer Zelle des Polizeigefängnisses mit Hilfe feiner Schnürsenkel erhängt. Dresden. Der sozialdemokratische Ausschuss beschloss, öen l. Mai durch ÄrbeitSruhe zu feiern. Der Verkehr soll wie an Sonntagen aufrecht erhalten werden. Löbau. Ein grosser Preissturz war auf dem letzten Dochenmarkte in Lobau zu beobachten. Dieser machte sich besonders sür Eier und Butter geltend. Während in voriger Woche das Ei dort noch mit 3 Mark 20 Psg. und 3 Mark 50 Psg. bezahlt wurde, gingen am Donnerstag die Eier- vreise aus 2 Mark und 2 Mark 20 Psg., also um 33,3 v. H. herunter. Butter war mit 20 bis 26 Mark da- Stück zu haben, während man noch vorige Woche 27 bis 28 Mk. zahlen mutzte. Falkenau. Nachdem erst in der vorigen Woche di« über 1000 Arbeiter zählende Belegschaft der hiesigen Baum wollspinnerei Georg Liebermann Nachf. durch Stockung in der Kohlenlieferung auSsetzen muhte, auch sonst durch Be« Ueftrung mit ganz minderwertigen Kohlen fortgesetzt Be triebsstörungen zu verzeichnen waren, steht der Betrieb seit Mittwoch früh wieder still. Di« gesamt« hiesig« Arbeiter schaft und ein grosser Teil der Arbeiter der umliegenden Ort« mutz deshalb feiern. Alle Versuche der Direktion, ge nügend Kohlen heranzufchaffen, waren bisher ohne Erfolg. Im Interesse der Arbeiterschaft de» Bezirks ist ,» dringend «forderlich, datz die matzgebenden Stellen diesen unhalt baren Zuständen ihr grösstes Augenmerk zuwenden. - Leipzig. Der Kopf de- ermordeten Kürschnermeifter- Lonrad ist immer noch nicht gefunden worden. E« wird darauf aufmerksam gemacht, dass die auf dessen Auffindung ausgesetzt« Belohnung von 1000 Mk. von den Angehörigen de» Ermordeten noch um weiter« SOO Mk. erhöht worden ist, so datz sie also jetzt im ganzen IbOO Mk. beträgt. Weiler wird darauf hingewiesen, datz alle ausgesprengten Gerücht« über «ta« Beteiligung de» Sohne» der Frau Hoffmann, der nach wt« vor ununterbrochen bei einer hiesigen Großbank Dienst tut uyd auch der Kriminalpolizei verschiedene sach dienlich« Mitttilungen gemacht hat, völlig au» der Luft ge« »rissen sind und jeder Begründung entbehren. Ebenso ent spricht e» in keiner Weise den Tatsachen, und e» haben sich «ich nicht di« allergeringsten Anhaltspunkt« für di, An- «d»» ebep^ dgssder Ermordet« in Vftfthungrn irgend«. linden- > st« wriStt Akt I« »rau Homnmm mmanvrn ,«t«. «r hat lediglich dr«i- bi» viermal ihre Wohnung ausgesucht, um mit ihr wegen dW verkauft» seine» Grundstücke» in Linden- tbal, dessen Vorbesitzerin Frau Hoffmann war und da» st« jetzt zurückzukausen beabsichtigte, zu »erhandeln. Im Laus« de» Dounerrtag« haben weitere Vernehmungen und Durch- suchungen ftattaekundru, doch können Einzelheiten darüder au» kriminaltaktischen Gründen erst später mitaeteilt werden. Leipzig. Hier meldete sich ans et« kürzlich in einer dortigen Tageszeitung erschienene» Warenangebot einer Leipziger Nauchwarenstrma et« Man«, »er angab, eine» zahlungsfähigen Interessenten, ein«« Franzosen, an der Hand zu haben. Dieser erschien dann auch später mit jenem, ließ sich Waren zeige« und kauft« schliesslich solch« im Wert« von etwa lovooo Mark, die er mit Assignaten au» der Zett der französischen Revolution bezahlte. Der Geschäst-inhaber, -em nicht bekannt war l!), -ass diese Schein« völlig wertlos waren, händigte dem angeblichen Franzose« -avausht» di« gekauften Waren aus. Erst später, al» er die erhaltenen Scheine etnlösen wollte, erfuhr er, -atz er Schwindlern in die Hände gefallen war. lAuf ähnliche Weis« hat ein Schwindler, ebenfalls in einem Leipziger Rauchwarengeschästz, ein« längst äusser Kurs gesetzt« 100-Dollarnote au de« Mann gebracht.) Delitzsch. An einem Augusttage deS Vorjahres kam eine junge Studentin aus Heidelberg zu ihren hier wohn haften Eltern in die Ferien, und da es an dem Tage gerade sehr heiss war, so suchte sie im Verein mit ihrer jüngeren Schwester einen abseits gelegenen Teich auf, wo die beiden jungen Damen als geübte Schwimmerinnen sich fröhlich im Wasser tummelten, obwohl die- nach der Polizeivor- schritt verboten war. Ihre sämtlichen Kleider hatten sie rn den Bäumen ringsum aufgehängt, und man kann sich un gefähr ihren Schrecken vorstellen, als sie beim HerauS- steigen nicht einmal mehr ihre Hemden vorsrnden. Auck die weissen Badelaken hatte ein Räuber in der Person de» 18 jährigen Arbeiters Otto Müller mitgenommen. Die beiden Mädchen irrten stundenlang umher, bis nach Ein tritt der Dunkelheit endlich ein Radfahrer erschien, der di? Eltern benachrichtigte, worauf die Mädchen mit anderer Wäsch» und Kleidern versehen wurden. ES stellte sich heraus, datz Müller die Kleider, die einen Wert von 4000 Mark repräsentierten, späterhin bei einem Trödler zu verkaufen versucht und darauf einen Teil wieder in das Gehölz zurück- getragen, hatte. Jetzt hatte er sich vor dec Strafkammer in Halle wegen Diebstahls zu verantworten. Da jedoch die beiden jungen Damen ihn naturgemäss nicht als den Dieb reklamieren konnten, so nahm da» Gericht nur Fund unterschlagung an und verurteilte den mehrfach vor bestraften Angeklagten zu 6 Monaten Gefängnis. » >» » Senftenberg. Die Niederlansttzer Kohleninduftrle, die schon jetzt im Zeichen deS Aufschwunges steht, wird demnächst Erweiterungen in ganz bedeutenden Ausmassen erfahren. Allerorten wird nach neuen Koblenfeldern gebohrt, und die Bohrungen sind in der Mehrzahl der Fälle erfolg- versprechend. An verschiedenen Stellen werden neue Kohlen felder erschlossen und neue Schächte angelegt: die bestehenden KohKnwerkr haben die Förderung durch Errichtung neuer Anlagen und Vergrösserung der alten Werke bedeutend gesteigert. Dabet fuhren die Werke immer noch Neuanlagen und Erweiterungsbauten aus. Namentlich die Brikettwerk« werden durch Anbauten und Ausstellen neuer Brikettprrffen erweitert. )( Greiz. Im Gebiete deS Verbände» sächsisch thüringischer Webereien drohen neue Lohnschwierrgkeiten. Die Tarikverhandlungen vom 7. dS. Mts. sind abgebrochen worden, weil die Arbeitnehmer nicht über den 15. April dieses JahreS hinaus zu tariflichen Festlegungen sich ver stehen wollen. M MW „SeMWMüt" Ker RelAgMMM. Unter dieser Ueberschrift lästt die ReichSgewerkschast deutscher Eisenbahnbeamten und -Anwärter der Presse eine Veröffentlichung zugehen, in der Stellung zu der Meldung de» „Berliner Tageblattes" über „die Geheimverordnungen der obersten Streikleitung" während des Eisenbahnerstreik» genommen wird. In dem Artikel heisst es u. a.: „LaS ganze, vom „Berliner Tageblatt" in der Morgen ausgabe des 3. Mär» dS. IS. abgedruckte Schriftstück ist von Ä bi» Z frei erfunden. Keinem Mitglied« deS geschäfts führenden Ausschusses — die Bezeichnung „Oberste Streik leitung" bat «S ebensowenig wie die Bezeichnung „General streik" bet uns gegeben — ist eine Zeile dieser angeblichen Richtlinien bekannt geworden. Mithin mutz das ganze Doku« ment — falls ein solches überhaupt «riskiert — außer halb -er ReichSaewerkschaftSleitung von unberufene^ wenn nicht gar von böswilliger Seite zu durchsichtigen Zwecken angefertigt worden sein. Es ist also unwahr, datz von der ReichSgewerkschaftS- leitung überhaupt irgendwelche Sabotage-Richtlinien her ausgegeben worden seien. Es ist ferner unwahr, datz der „Transport Be waffneter" von uns irgendwie in Erwägung gezogen worden wäre. Wahr ist vielmehr, dass die ReichSgewerk- schatt ebensowenig Richtlinien für die Ausführung von Lym-Vortm Bewaffneter wie für sonstiae Transporte wäh rend de» .Streik» ausgesrden hat nnd datz sw mit „Bewaf^ neten" niemals und nirgends Beziehung«« irgendwelcher erdenklichen Art unter hätten hat oder an derlei aben- ftuerliche Hirngespinste auch nur im entftrntesten «men , . Gedanken zu verschwenden gedenkt. Unser« Organisation ist eine reine Gewerkschaft im absoluten Sinn dlese» Worte» und, weist derartig« beleidigend« Unterstellungen auf da« Entschiedenste zurück. Unwahr ist ferner, datz «in polizei- mässige» Verhalten gegenüber dem Publtkmn oder die An wendung von Terror empfohlen worden sei. LaS ganze angebliche NetchsgewerkschaftSdokument ist «in dreister Akt unerhörter Verleumdung, und wir werden im Falle seiner Weiterverbreitung gegen di« dafür Verantwortlichen die entsprechenden gerichtlichen Schritt« einletten." Im übrigen weisen wir darauf hin, datz m den von der Zentralstreilleitung herau-gegebenea „Ausführungsbe stimmungen zur Durchführung von Dienst- bezw. Arbeits einstellung auf den Eisenbahnen", die in 30000 Exemplaren im Lande verbreitet waren, und die als ein- »ige offizielle Richtlinien zu gelten haben, genau da» Gegenteil von dem steht, was das oben bezeichnete Doku ment behauptet. So heißt eS darin ». B. wörtlich: „Not- standsarbeiten sind auSzusühren, um den Schutz und die Sicherung deS Bahnetgentum» und der Bahnanlagen zu ermöglichen." Weiter steht dort: „Irgendwelchen Verwicke lungen mit Militärorganen oder mit Krakeelern au- dem Publikum ist aus dem Wege zu gehen." Und schließlich: „Gegen wilde Massnahmen und Sabotage ist einzuschreiten." Äste man au» diesen klaren und völlig eindeutigen Restim- mungen den Willen zur Sabotage, die Absicht bewaffneten Widerstande» oder irgendwelchen TerroriSmu» gegen Kol legen und Publikum schliesse» kann, bleibt ein Geheimnis der Verfertiger solcher gefälschten Dokumente. K Friedrich vo« Schlegel. Zum IVO. Geburtstag. Romantik: Die phantastischen Schöpfungen E. L. N. Hoff mann» leben in un», wir lieben die träumerischen LyriSmen Eichendorffs, wir verehren Undine, die herrlichste deutsche Frauendichtung, die vn» ein fast Vergessenen, de la Motte Kouquü schenkte. Und wir missen, datz Friedrich von Schlegel der Be gründer der Theoretiker der Romantik war. Seinen Geist, da» wissen wir, trug die Zettschrift „Ateläurn", die, wenn je eine deutsche Zeitschrift Trägerin einer Kultur gewesen war, Anspruch auf diese Charge erheben durfte. Aber, wir wissen eS ans Schulbüchern. Einige von uns haben Luctnde geleseni einen Roman, der für u»S Neueste geschrieben wurde und der ein Jahrhundert lang verschüttet lag. Sein« Essay», Studien, seine Fragmente kennen wir nicht. ES ver- hält sich darum so, dass eine Abneigung gegen theoretische Arbeit von nicht streng-wissenschaftlicher Allüre unS ge fangen hält. „Heber Romantik" lesen wir in irgend einem Sarmnelbuch nach, wir geniessen die Dichtungen der Tieck, Brentano, Arnim und Hoffmann und wir wissen — nicht» von der Romantik, nicht, welch ungeheurer Drang nach Universalität, welche- Heimweh nach der grossen kulturellen Einheit des katholischen Mittelalters die Romantik erst er zeugten un- notwendig machten. Welch unerhörter Will« die Kluft zwischen Kunst und Leben, die in unS gähnt, -« überbrücken, Leben in Kunst zu steigern, Kunst mit Leben zu bereichern. Wir kennen die Grösse der Romantik nichts die ein verzweifeltes Aufbegehren war gegen da» unabwend bar Hereinbrechende, gegen — un». Wir ahnen nichts von ihrer Tragik. Ihre Tragik aber war die Friedrich von Schlegels. Er war es, der den Anschluss an die orientalische, vor allem an die indische Kultur suchte: aber andere haben ge erntet, wo er säte, sei» LehenSwerk sind Fragmente vo« ausserordentlicher Grösse de» Gesichtsfelde», unerhörter Tiefe de» künstlerischen Willen». Aber Fragmente, Friedrich von Schlegel» Schicksal war, datz nicht die großen Sucher und Erreger den Namen ihres Werk» tragen, sondern die Vollender. Schlegel aber, einer der geistigsten Schriftsteller der druschen Literatur, blieb Sucher. Prieser zu werden,' war ihm verwehrt. Ein Schicksal gleich dem Mose», der Kanaan sah und nicht betreten durste. Da» Schicksal eine» Dichter» immerhin und vielleicht da» Schicksal de» Dichter». Shakespeare, der schuf und vollendete, war ihm höchst« Offenbarung. Seine Hamlet-Studien waren seine per sönlichste Konfession. Was Hamlet als Mensch erlitt, war Schlegels Dichterletden. Vermischtes. ' NochetnToterimFallGrUpe«. Der GefütlS- nisinspektor Schentke, der dem Doppelmörder Grupen irtt Gefängnis allerlei Gefälligkeiten erwiesen hatte und Im dringenden Verdachte stand, Helfershelfer bet der Flucht Grupens gewesen zu sein, hat sich, nachdem gegen ihn ein Strafverfahren eingeleitet worden war, gestern erschossen. Grauenhafter Frauenmord. In Kattowitz wurde in der Nacht zum DienStag eine furchtbare Bluttat verübt. Am Morgengrauen bemerkten Passanten vor der evangelischen Kirche eine lange Dlutspur, die vom Schleifen eines Körpers herrührte. Allem Anschein nach ist der Mord mitten auf offener Stratze verübt worden. Einer Frau muß zunächst der Schädel eingeschlagen und dann der Unterleib aufgeschlitzt worden sein. Der Körper der Unglücklichen wurde nun etwa 100 Meter weit auf dem Bürgersteig geschleift und dann in einen nebenan liegenden Park gezerrt. Nach dem Mord« wurden dem Opfer, dessen Gesichtszüge vollständig unkenntlich waren, Kleidung und Schuhe geraubt. Der Kopf ist vollständig zertrümmert und anscheinend mit einem schweren Gegen stand aufgeschlagen. Nach Bekanntwerden der Tat wurde der Bürgersteig von der Polizei abgesperrt. Bezeichnend au der Bluttat sind die Merkmale, die auf ein vollkom men entmenschtes Individuum Hinweisen. Äste in Katto- wttz noch in Erinnerung ist, wurde am 25. Februar et« Mord unter den gleichen Umständen verübt. Die Ver mutung liegt daher nahe, datz man eS mit demselben Täter zu tun bat. Man glaubt sogar annehmen zu dür fen, daß die beiden Mordtaten von dem gleichen Mann be gangen worden sind, der in Warschau in letzter Zeit aus ähnliche Weis« viele Frauen umgebracht hat. Dampferbrand im Hamburger Hafen. Im Lagerräume de» im Hamburger Hafen liegenden Dampfer- Manila" der General Stean Navigation Co. brach Donnerstag Großfeuer aus. Die Feuerwehr wurde nach drei Stunden be» Feuers Herr. Der Schaden wirk sich erst nach Löschung der Ladung festsrellen lassen. Der drohende Ausbruch de» Vesuv. Au- Neapel wird gemeldet: Der Vesuv ist, wie schon berichtet, wieder in Tätigkeit «treten. Im Innern des Krater- Ist die Lava in stetem Steigen begriffen. Ihr Niveau be findet sich am Nordostrande de» Krater» nur noch etwa 30 Meter unter dem Kraterrand. Angesichts de» riesigen Umfange» des Krater», dessen Durchmesser bekanntlich mehr al» einen halben Kilometer beträgt, ist eS unberechenbar, wann sich täe Lavamassen nach außen ergießen werden. Jedenfalls ist die Gefahr «tneS LuSbrucheS de» Vesuv» drohend geworden. Tn den anliegenden Ortschaften greift eine lebhafte Bemrruhigung um fick». Biele de« Einwohner sind na» Neapel geflohen. Aber auch in Neapel selbst sieht die Bevölkerung den kommenden Ereignissen ängstlich end, gegen, da man einen Ausbruch befürchtet. Bei einem Einbruch für eine Milli,« W"«« erbeutet. L'n^ewö^li» verwegener I^bru» wurde vu dem »runoLuck A»nvanllraue 2^ an dz-
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