01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 04.07.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000704017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900070401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900070401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-07
- Tag1900-07-04
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Dt« .DnOmcrN-chriLten' «Emm ttilich Dlorgcu«; die Buieber in Drelden und der nichlien Umaedunz. wo dt« Lmracmn, durch eigene Bote» oder toimnltiiLnkre ertolot. erballe» da» Blatt an Wochentagen, die nicht aut Hon», oder Seieriaae tolgen, t» »et Dbeilauraaden «dendo und Morgens juaetlellt. Kür Rtblaabi einaelandter Schritt- ttücke leine Lerbindlichleü. Kerutvrechaatchlub: »Ult I Lr. U u. Lr. LOS«. relearamm-ildretl«: Nachricht»» »r,»d»». Segrölldek 1856 kloMvIerLQteu Lr. Llajostüt des Ldruxs von 8»cltssv. L7LoosI»Äs2r, Oavsos, Dossvr^s. tzilorsIvvrLsnt chlt»n«n>tt 2. Telegr.-Adrefie: Nachrichten. Dresden. VvricLak in Lar ?Ldri^: ^ 2rm>tsll,VdmmiLr«r»tr.2S ^ LtrlossovrÄrsMS 18, VrussildLliss'rsssl! S, ffödlsu, Slswurckstr. 2. üostLurcmt Heiislsilti!,' üilsMsIIe. ^ . , > , ... , !<» Indüdor: Oarl Loiudvrs Loslvs Ilsvd- U. Lr- b-lscvuuksßvtrLkck, arprodt dot lluntH», SLIMIL8 MNOiil uf Nei8en, «.anchartien, ^ eluer llLdtkiLnr ete. 1 »ilirs mmi «tat« bei nloü dus desto Uiüxcomlttel der I>i'vure!t: -<> ttoffiNLNN 8 VsprlLUung8pulver mit ?6p8in! D Ik" .^acdt »edvarv 8pe!sea und VetrSaLv best«' deLVaunUed.' ^MG ^ — llmüim Vvr»ivkslull§ 8 von Mo W tV»» 1il.iirvnol'' Gescurdtenmord in Peking Hosnachrichten, Bergsport, Sachs. Hilisvcrein, Sommer-Variötb, Wtrflrt,. Caw König, Gerichtsverhandlungen. Kgl. Hostheater. l Mittwoch. 4.Juli 1800. Die Ermordung des deutsche« Gesandten in Peking. Die amtlichen Kreise in Berlin haben offenbar so antbentisches Material über die Ermordung unseres Pekinger Gesandten er halten. daß sie icden Zweifel an der Wahrheit dieser Schreckens- kunde für ausgeschlossen ansehen müssen. Die .Nordd. Allg. Ztg." weiß ein Detail über die Mordthat zu berichten, das in den viSher der Ocsfentlichkcit vorliegenden Telegrammen nicht ent halten ist. Nach diesem officiiffen Blatte ist Freiherr v. Ketteler auf dem Wege zum Tiungli-li-Damen (dem Pekinger Auswärtigen Amte) vom Pferde berabaerissen worden; bisher mußte man an nehmen. daß der Gesandte den Weg zu Fuß zuiückgelegt hat. Der Befehl des Kaisers, daß sich die erste Division des ersten Geschwaders mit Beschleunigung vorbereite, nach Ebinn zu gehen, ist wohl als die erste Maßnahme aufzufassen, welche der ruch lose Völkerrechtsbruch. der in der Hauptstadt des himmlischen Reiches an der unverletzbaren Perlon des höchsten amtlichen Vertreters des Deutschen Reiches in China verübt worden ist. zur Folge hat. . aae der Ding, brechen, das gegen das Dcutlche Reich begangen wurde, zunächst nur darin bestehen, daß unsere realen Machtmittel in Ostasien so verstärkt werden, daß Deutschland unter allen Umständen in der Lage ist. strengste Ahndung und vollste Genugthunna durch- zuietzen. wenn es sein muß mit unerbittlicher Gewalt. Ter bisher in mäßigen Grenzen gehaltene Nachschub, der in diesen Tagen unsere Kriegshäfen verlassen hat, war unter der Voraus setzung erfolgt, daß Deutschland keine von den übrigen Jnter- ventionsmächten abweichende Ausgabe zu erfüllen habe» wird, die darin bestand, vermöge einer gemeinsamen Aktion die revolutionäre Bewegung zu bezwingen, die Ordnung wieder herzustellen, und diejenrgen Bürgschaften sicher zu stellen, die für den Schaden ersatz und für den künftigen Schutz der Unterthanen und der Interessen der auswärtigen Mächte unbedingt nothwendig sind. Deutschland nimmt aber letzt insofern eine andere Stellung ein als die übrigen nächstbethciligten Staaten, als cs sich nunmehr für uns in erster Linie darum handelt, wegen des Gesandtenmvrdes mit China abzurecknen. Selbstverständlich ist damit nicht gesagt, daß um deswillen das Einvernehmen mit den anverenMächten und das ge meinsame Vorgehen aushören sollen. Wenn in den srenidcn Kabinetten in der gegenwärtigen Phase der vstasiatiichen Frage kein anderer Gedanke als der der Jntcresscnsolidaritnt maßgebend bleibt, so Wird der Kesandtenmvrd allerwärts als eine Thal empfunden werde», die zu sühnen nicht blos die Ebre und das Ansehen des Deutschen Reiches fordert, sondern deren Vergeltung im Interesse aller Mächte liegt. Bei der Lage in Peking, die den schlimmsten Beiürchtungen Raum läßt, kann überdies Niemand wissen, ob das an unseren Gesandten begangene Verbrechen vereinzelt geblieben ist oder bleiben wird. Jede der Mächte muß heute mit der Möglichkeit rechnen, daß ihr dasselbe wie dem Deutschen Reiche widerfahrt, daß sie dann in nämliche Situation versetzt wird, in der wir uns befinden. Darum darf mau wohl erwarten, bei allen Mächten werde die Einsicht überwiesen, daß einem Reiche gegenüber, in weichem die offiziellen diplomatischen Vertreter wehrlos den gemeinsten Verbrechern vreisgegeben sind, die Einigkeit zu einer Ehrenpflicht wird, die alle Sonderintcressen in den Hintergrund drängen sollte. Ob der Geiandtenmord eine offizielle Kriegserklärung zur Folge haben müsse, ist vorläufig eine Frage von untergeordneter Bedeutung. Thatiächlich besteht der Kriegszustand in China und nach den letzten Berichten, welche die europäischen Kabinette von ihren militärischen und diplomatischen Vertretern erhalten haben, kann ein Zweifel darüber nicht mehr obwalten, daß die Kämpfe der internationalen Streltkräste nicht blos vereinzelt, sondern vor wiegend gegen die regulären Truppen der chineyichen Regierung geführt wurden. Der formale Akt der Kriegserklärung, der übrigens vor der Hand schwer zu vollziehen wäre, weil Peking und die dortige Regierung den Mächten direkt noch gar nicht zugänglich sind, würde eventuell erst dann erfolgen können, wenn die Vorgänge in Peking ge nügend geklärt sind, um die Frage zu beantworten, ob und inwieweit der kaiserliche Hof und die chinesische Ccntraircgierung für den Gesandten mord, für die Behandlung, die den Vertretern der Mächte wider fahren ist und für die Theilnahme des regulären Heeres an den militärischen Operationen gegen die internationalen Truppen ver antwortlich zu machen sind. Ein gewisses Maß von Verant wortlichkeit wird dem offiziellen China unter allen Um ständen zuzumessen sein: denn wenn sich auch Herausstellen sollte, daß die Pekinger Regierung selbst beim besten Willen außer Stande gewesen ist. der aufständischen Bewegung Herr zu werden und die regulären Truppen in den Schranken des Gehorsams zu halten, so fällt ihr sicher zur Last, daß sie es unterlassen hat, recht zeitig die fremden Mächte anzurufen und ihre Hilfe in Anspruch zu nehmen. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist aber die Schuld der Pekinger Centralbchörden eine ungleich schwerere, denn der Verdacht, daß sie an der Mordthat selbst irgendwie betheiligt ge wesen sind, läßt sich umso weniger abwehren, als bisher von chinesischer Seite nicht der geringste Beriuch unternommen worden ist. den Gesandtenmord mit einem Worte der Entschuldigung bekannt werden zu lassen. Das Gegentheil ist der Fall gewesen: die Machthaber m Peking haben die Schandthat nach Kräften zu verheimlichen gesucht, indem sie nach der Ermordung geflissentlich an die höheren Provinzialbeamten die Meldungen gelangen ließen, daß die Gesandten nach wie vor unversehrt sind. Solche Meldungen sind an die chinesischen Gesandten im Auslande weirergegeben worden und auch der Vertreter Chinas in Berlin hat im dortigen Auswärtigen Amte auf Grund der ihm Ergangenen Informa tionen beruhigende Erklärungen über das Schicksal der Pekinger Gesandten abgegeben. Der volle Ernst der Situation eraiebt sich aus der Rede, die Kaiser Wilhelm in Wilhelmshaven beim Abschied an die See- bataillone gerichtet hat. Nicht klang- und wirkungsvoller konnte die Entrüstung über das scheußliche Verbrechen zum Ausdruck ge bracht werden, als durch die bedeutungsschweren Worte des Monarchen, und wenn diesen Worten, die zugleich die unerschütter liche Entschlossenheit einer erlerne» Willenskraft erkennen lassen sollen, die Thaterr entsprechen, dann wird der wider Deutschland verübte Völkercechtsbruch io gesühnt werden, wie cs die Machtstellung des ' Deutschen Reiches, die Ebre und die Größe des deutschen Namens erheischen. Wie nicht anders zu erwarten war. hat unser Kaiser seine Nvrdlaiidrciie aufgeichobe». nachdem natürlich auch Graf v. Bülow auf seinen geplanten Sommerurlaub verzichtet hat. Da der Staatssekretär deS Auswärtigen schon lange der wirkliche Lester der Reichskanzler Fürst Hohenlohe seine Kur in Raga; unterbricht; was zum Wohle Chinas nöthig sei. nicht begriffen, oder nickt. Fernschreib- und Fcrnsprcch - Berichte vom 3. Juli. Der Krieg in China. Berlin. Der kaiserliche Konsul in Tichifu telegravbirt: Provikar Frehdamenetz meldet: Aus Ventichuiu ist der dortige Missionar durch die Behörde» vertrieben und sofort das Zerstör- nngswcrk begonnen worden. Tsining ist in größter Geinhr. Der Gouverneur wird die Behörden cniffordcrn. sofort abzureven. Ohne raschen Schutz ist ein fernerer Aufenthalt unmöglich. Der Gou verneur von Mrnan teleqravbirte mir. daß Tsining in Ausruhr sei und die Missionare an die Küste müßte». Berlin. Vom Chef des Krenzergeschwaders in Taku ist folgende vom 1. Juii datirte telegraphische Meldung eingelanfen: Ich schicke auf dem Dampfer.Köln" die verwundeten Offiziere Lans. Schlieper und Krohn, deren Befinden sehr gut ist, sowie den Obermatrosen Zimmermann und den Matrosen Janiien von der „Geffon" moraen nach Yokohama. Alle anderen Verwundeten sind noch in Tientsin und befinden sich, soweit bekannt, im All gemeinen gut. Die Lage ist unverändert. Berlin. Die in Münster lebende Mutter des ermordeten deutschen Gesandten in Peking. Freifrau v. Ketteler, erhielt ein Beileidstelegramm vom Kaiser, in welchem dieser seine innigste Theilnahme und Anerkennung für die treuen Dienste ihres Sohnes ansivricht. „welcher." so heißt es wörtlich werter, ,sich bis zum letzte» Atbemzuge als treuer und hervorragender Diener Meines Hauses und des Vaterlandes bewährt und seinem Vaterlande, seinen Landsleuten und seiner Familie Ehre gemacht hat. Gott nur allein vermag das trauernde Multerher, zu trösten." Berlin. Der hiesigen Shantung-Bergbau-Gesellschaft ist aus Kiautichou von der dortigen Betriebsleitung folgendes Tele gramm ziigegangcn: Alle Inlands-Bergleute sind angekommen. Die chinesischen Behörden bewachen den Bergbau aut. Paris. Im Ministerrath theilte Delcassö mit. eine Depesche des Konsuls in Shanghai besage, daß sich Prinz Tun» und General Kanasi der höchsten Gewalt bemächtigten. Sie umzingelten den Kaiierpalast und befahlen den Vice-Königen die Eröffnung der Feindseligkeiten gegen die Ausländer. Die Vice-Könige von Süd- und Mittelchina weigerten sich jedoch, dem Befehl nnchznkommen. London. Der „Daily Erpreß" meldet aus Shanghai: Alle Provinzen südlich des Gelben Flusses, deren Gou verneure freundliche Beziehungen zu den Mächten durch Vermittel ung der Konsuln unterhalten, haben in nichtosfizieller Weile einen Bund mit der Hauptstadt Nanking gegründet. — Depeschen aus Kobe zufolge mobilisikt Japan weitere 30.000 Mann. Margnis Jto widcrsetzt sich dieser Politik, da er fürchtet, daß sie zu einem Konflikt mit Rußland führen könne. * Wilhelmshaven. Der Bischof Anzer telcgraphirte an den Kaiser: Ich spreche Ew. Majestät meinen tiefsten Abscheu ans ob der ruchlosen Tbnt in Peking und innigsten Dank sür die Worte über die Missionen in der gestrigen Rede. * Paris. Kammer. Aus eine Anfrage bezüglich der chinesischen Angelegenheiten erwidert der Minister des Aeußern Delcassö, Frank reich habe keinerlei Interesse an der Theilung Chinas. Er wünsche durchaus nicht einen Krieg mit China, dürfe sich aber der Wicht, die Staatsangehörigen zu schützen und für ih e Sicherheit zu sorgen, nicht entziehen. Frankreich wolle die Auirechterhaltung des Status «zuo in China und habe keine heimlichen Absichten. Redner erklärt, er wüßte auch nicht, wer in diesem Augenblicke besondere Absichten hegen sollte. Die gemeinsame Gefahr schaffe für die Mächte eine gemeinsame Pflicht, diese Ansicht theilte» alle Mächte. Frankreich habe schon Schritte gethan, um das Einvernebmeu der Mächte aufrecht zu erhalten, und es werde in seinen Bestrebungen für Svlidaritär und Menschlichkeit fortfahren. * London. Unterhaus. Der Parlameiitsuntersekretär des Aeußern Brodrick erklärt, aus dcu Nachrichten aus verschiedenen Quellen gehe hervor, daß eine große Anzahl Fremder und Missionare verschiedener Bekenntnisse in der britischen Gesandtschaft, die be lagert werde, Zuflucht gesucht hätten und daß die Lage in Peking sehr ernst sei. Die Regierung selbst habe keine direkte Nachricht aus Peking. Ein den 28. Juni datirtes Telegramm des Koniuls in Tientsin iei eiugegangen mit der Meldung, daß drei Arsenale mit großen Borcälhen an Pulver und sonstigen Kriegsvorrätheii von den Truppen der Mächte »iedergebraniit worden sind. * London. Unterhaus. Aut verschiedene Anfragen über die Lage in China erwidert der Parlameutsunteriekretär Brodrick. das größte Bestreben der englischen Regierung iei, die Ucber- einstimmnng und das Einvernehmen der Mächte zu sichern. Soweit die Regierung Keniltniß habe, hätten die Amerikaner denselben An- theil wie die anderen Schisse des vereinigten Geschwaders an dem Kampfe um die Taku-Forts. Auf die Frage, ob die Admirale vorher ein Ultimatum gestellt haben, erwidert Brodrick, er wisse hierüber Mchts, zweifele jedoch nicht daran, daß die Admirale zuerst den Forts irgendwelche Mittheilungcii zugehen ließen; soweit die Regierung Kenntniß habe, hätten die Admirale in völliger Ueberemstimmung gehandelt. * London. Die Abendblätter melden aus Shanghai: Be richte aus chinesischer Quelle besagen, daß an demselben Tage, als Freiherr v. Ketteler ermordet wurde, noch zwei andere Gesandte ermordet worden seien. Es werde großer Zweifel gehegt, daß in Peking noch irgend ein Ausländer lebe. Aus derselben Quelle verlautet, daß das Missionshospital in Mukden niedergebrannt ist. die christlichen Eingeborneu niedergemctzelt und die fremden Missionare nach Niunchwang geflüchtet seien. Ferner melden die Abendblätter aus Paris, dort laufe das Gerücht um, daß die eng lische Botschaft Mittheilung von der Ermordung des französischen und des englischen Gesandte» erhielt, sich aber weigere, das Gerücht zu bestätigen. "Petersburg. Der „Herold" widmet dem ermordeten deutschen Gesandten Freiherrn v. Ketteler einen warmen Nachruf. — Die „Nowosti" meinen, die Mächte müßten eine große Trupven- menge in das Innere Chinas absenden. Das Blatt hält den Zeit punkt für die Kriegserklärung als gekommen. Die „Russkija" sagt, die Hoffnung auf die Möglichkeit, die chinesische Regierung zur Ver nunft zu bringen und von dem Lande die traurigen Folgen der sinnlosen Ausfälle gegen Europa und die Europäer aozuwenden, sei geschwunden. Es bleibe setzt Europa nur übrig, direkt nach Peking zu gehen und mit Denjeiiigen. welche auf bie eine oder andere Weile das Anwachsen der Wirren in China befördert hätten, in direkte Verbindung zu treten. Für diese sei in Peking kein Berlin. Der „Reichsanzeiger" meldet: Der Kaffer hörte gestern an Bord der ..Hohenzollern" ans der Fahrt von Trave münde nach Wilhelmshaven den Vortrag des Vertreters des Aus wärtigen vlmtes Grafen Wolfs-Metternich. In Wilhelmshaven nahm der Kaiser nach der Besichtigung der nach China bestimmten Truppen die Vorträge von Bülolus, von Tirpitz', von Diederirbs' und von Senden-Bibran's entgegen. Berlin. Das Linienschiff „Wittelsbach" (6) lief heute in Wilhelmshaven glücklich vom Stapel. Die Taufe erfolgte durch den Prinzen Rupprecht von Bayern. — Der kleine Kreuzer „Thetis" (6s ist heute in der Werft glücklich vom Stapel gelaufen. Die Taufe erfolgte durch die Gräfin Dohna-Schlobitten. Berlin. Der Regierung nahestehende Kreise betonen, daß die Politik der Reichsregierung durch die jüngsten Ereignisse in ihrer Geiammtrichtung keinerlei Aenderung erfahren habe. — Lrmd- ichastsrath Fürst zu Inn- und Knyphausen erhielt das Großkreuz des Sächsischen Aibrechtsordens. Wilhelmshaven. Der Kaffer und die Kaiserin blekben nach den bis jetzt getroffenen Bestimmungen bis morgen hier. Bremen. Der Gcsammtverlnst bei dem Brandunglück in Hoboken beträgt 320 Todte und Vermißte. Die meisten der Ver unglückten sind Deutsche, es befinden sich aber auch Amerikaner und Oesterreicher darunter. An Tobten kamen IM auf Schiffen, die übrigen bei dem Brand auf dem Lande um. — Der Nord deutsche Lloyd beschloß die Gewährung einer besonderen Rente an die Angehörigen der umgekommnen Offiziere und Mannschaften »eben den Bezügen aus den bestehenden Kassen. Bremen. Vom Kaiser ging heute aus Wilhelmshaven dem Norddeutschen Lloyd anläßlich des Brandunglücks folgende Bei- leidsdeveiche zu: „Das Unglück, von welchem der Norddeutsche Lloyd in Rew-Aork betroffen worden ist. erfüllt Mich mit wahrer Betrübniß. Ter große Verlust an Menschen und Schiffen ist ein harter Schlag; Ich habe aber die feste Ueberzeugnng. daß die bewährte Leitung des Norddeutsche» Lloyd auch dieser Prüfung mit mannhafter Stirn begegnen wird imd daß die Angestellten des Norddeutschen Llond in New-Aork auch in dieser schweren Stunde sich ihrer gewohnten Pflicht treu gezeigt haben, gez. Wilhelm I. L." — Der Norddeutsche Lloyd antwortete darauf wie folgt: „An des Kaisers Maiestät in Wilhelmshaven. Ew. Majestät warme Antheilnahme an dem schweren Unglückstall, der uns betroffen hat, stärkt uns in dem Vertrauen, daß der Norddeutsche Lloyd auch im Kampfe mit hartem Mißgeschick seine Kräfte zu weiterer neuer Binthe entwickeln werde. Ew. Majestät bitten wir. unseren ehr erbietigsten Dank sür den Ausdruck der Allerhöchsten Theilnahme entgegennehmen zu wollen. Norddeutscher Lloyd gez. Wiegand." — Von der Direktion des Norddeutschen Lloyd wird.Folgendes mitgetheilt: Nach den heute aus New-Nork eingegangencn Be richten begegnet die Feststellung der Liste der bei dem Brande um- gekommenen Mannschaften des Lloyd großen Schwierigkeiten, weil die Mehrzahl der Leiche» nicht mehr zu rekvgiiosziren ist. Da die an Bord befindlichen Musterrollen mit verbrannt sind, ist auch eine Feststellung der Vermißten nicht zu ermöglichen. Ein Verzeichniß der Neberlebenden der drei Schiffe „Saale". „Main" und „Bremen" wird aufgestellt. Nach den bisherigen Feststellungen werden aller Wahrscheinlichkeit nach die Dampfer „Saale" und „Bremen" nach Beseitigung der Beschädigungen wieder in Dienst gestellt werden können, dagegen wird der Dampfer „Main" sür völlig verloren an gesehen. Kapitän Mirow vom Dampfer „Saale" fand den Helden tod auf seinem Posten auf der Brücke des Dampfers. — Ein Mit glied der Verwaltung des Norddeutschen Lloyd äußert sich über die augenblickliche Lage wie folgt: Der schwere Verlust, den der Norddeutsche Lloyd bei dem Brande seiner Piers in Hoboken er litten hat, wird, nach dem gestrigen Kursfall der Aktien des Nord deutschen Llond zu urtheilcn, in den Kreisen der Aktionäre erheblich überschätzt. Wenn, was wahrscheinlich ist, der Dampfer „Main" auch als verloren zu betrachten ist, die Dampfer „Saale" und „Bremen" aber demnächst wieder reparirt und in Dienst ge stellt werde», so dürste sich der auf den Norddeutschen Lloyd ent fallende Schaden ans etwa 5 Millionen Mark belaufen. So schwer der Unfall auch ist. io drückt er den Lloyd doch nicht darnieder in einem GeschäitSiahre, dessen Erträgnisse voraussichtlich hinreichen werden, diesen Schaden zu tragen, ohne daß die Aktio näre eine Kürzung der Dividende gegenüber dem Vorfahre zu er warten haben. Das erste halbe Jahr hat Betriebsüberschüffe gegen das Vorfahr in einem Mehrbetrag von etwa 3 Millionen ergeben Die Lage des Frachtenmarktes, wie auch der Umfaizg des Passcigier- geschäfts, das in den nächsten Monaten zu erwarten ist, berechtigt zu der Annahme, daß auch das zweite halbe Jahr trotz des Un falls der drei Dampfer erhebliche Ueberschnsie gegenüber dem Vor jahre liefern wird. Bremen. Zwischen den Senaten von Hamburg und Bremen fand folgender Depeichenwechiel statt: „An den Senat zu Bremen. Dem Senat der Schwesterstadt spricht der Senat von Hamburg ans Anlaß des schweren Unglücks, das den Norddeutschen Lloyd und mit ihm Breme» betroffen hat. seine wärmste Theilnahme aus. Der Senat bittet, auch dem Norddeutschen Lloyd den Aus druck seines tiefempfundenen Mitgefühls zu übermitteln." — Der Senat von Bremen antwortete daraus: „Dem Hamburger Senate sprechen wir für die warme Theilnahme an dem Unglück, das den Norddeutschen Lloyd betroffen hat und unsere Stadt auf das Tiefste berührt, unseren herzlichsten Dank aus. Dem Norddeutschen Lloyd haben wir von dem Telegramm Kenntniß gegeben." Friedrichshafen. Gestern Nachmittag 5 Uhr kam der Dampfer „König Karl" mit den Gästen »nd der kleine Dampfer »Buchhorn" mit 100 Mann von der Feuerwehr, der Turnerschaft' und von dem in Weingarten stehenden Infanterie-Regiment vor. der Ballonhalle an. Wie am Tage vorher, herrschte Morgens leichter Ostwind. Nachmittags Westwind. Gegen 7>/r Uhr traten im unteren Theil der oberen Luftschichten günstige Windverhält-' nisse ein und der Ballon wurde aus der Halle hcrvorgezogen. Es; war 7V» Uhr, als das Kommando ertönte, „Los" und »4 Meter; Stricke Nachlassen". Hierauf hob sich der Koloß bei langsamem? Aufstieg 5 bis 10 Meter. Nochmals ertönte dann das Kommando; „höher". Es war ein erhabener Anblick. Der Ballon schwebte frei! unter dem tausendstimmigen Hunah der Zuschauer. In der vor deren Gondel iaßen Graf Zeppelin und Professor Bassas-Munchen,! der mit meteorologischen Instrumenten versehe» war. «nd eins
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