02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 07.02.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-02-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030207027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903020702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903020702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1903
- Monat1903-02
- Tag1903-02-07
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Zu Grundstückserwerbungen für die Poslaiilagcn im künstigen V'a»ptbah»hof zu Leipzig beträgt die erste Rate 450000 Ml. Äbg. Tr. Hasse schilderte dabei de» riesenhaften Plan des neuen leipziger Bahnhofs. Abg. Dr. Spahn fragte, ob nicht der Post- Pakewcrkehr später ganz nach dem künstigcn Hauptbahnhosc vcr- !cat werden könne. «Staatssekretär Kraetke verneinte d'es, ersuchte aber, von dem Posten nichts abzustreichen. Ein Antrag aus Streichung von 50 000 Mk. wurde zurückgezogen und der Titel bewilligt. Für die Herstellung einer Telegraphenlniic im Innern von Teutichostasrika von Aipapua nach Tabora werden als zweite Rate 302000 Mk. gefordert. Der Berichterstatter Dr. Paaichc trat iür Bewilligung. Abg. Dr. Eickhofs sür Streichung ein. Unter, slaatsselrctär Sydow führte aus. es handle sich um die Fort- iuhruna des Telegraphen bis nach der Haupthandelsstatio» Tabora, da sonst der Telegraph wenig LL>ert babe. Die Linie sei sür den Handel in Ostasrika sehr wichtig. Schließlich wurde der Titel mit 13 Stimmen angenommen. — Die Natioualliberalen haben im Abgeordnetenhaus»! eine Interpellation eingebracht, worin der Justizmiiiister über seine Stellung zur Beseitiguna der Gerichts- scrien bciragt und ersucht wird, im Wcae der Rcickisgesetzgebung, nicht der Airlvciiung. der der unabhängige Richter nicht nachzu- kommeil brauche, dahin zu wirken, daß alle diejenigen Hülle, die sich ihrer Wickitiekeit und ihres Umfanges »ach zu Ferienjcichcn eignen, auch als Ferieniacheu behandelt werden. Wien. Heute früh fuhr auf der Strecke Wien— Egcr zwischen den Stationen Blowitz und Ncgwestitz eine Lokomotive auf einen Güterzua, wodurch beide Lokomotiven und 8 Wagen beschädigt, sowie 6 Mann vom Zugpersonal verletzt wurden. Madrid. Silvcla teilte im Mimiterrat, der unter dem Vmutze deS Königs abaehalten wurde, mit. daß die Drohnnaen dkl Anarchisten in Barcelona mit eine»! allgemeinen Aus stande gescheitert seien. Barcelona. Die Au ist «indischen in ReuS verüben »och immer Gewaltakte. Die Gendarmeuc mußte einschreiten und ist mehrere Male mit der Waffe vvrgcgaiiacn. Brüssel. Vor dem Schwurgericht begann heute der Prozeß gegen Rubini, der am 15. November v. I. in der Richtung des Wagens, in dem sich der König befand, Nevolverschüsse abgegeben hatte. Bei dem Verhör erklärte Rubini, er habe das Leben des ilömas als deS Vertreters der von ihm bekämpften gegenwärtigen Gesellschaft treffen Wolken. London. Nach dem in Windsor 11s/h Uhr vormittags a»s- geaebenen Bulletin schreitet das Befinden des Königs m sehr befriedigender Weise fort. Der König wird im stände sein, heute eine Ausiahrt zu unternehmen. A msterda m. In einer Versammlung der städtischen Gas- anilMarbeiter wurde beschlossen, die Entscheidung betreffend den Aus st and ans 14 Tage hinaiiszuichiebcii. — Das Personal der städtischen Trcimwaybedieiistetcn beschloß, eine neuerliche Versamm lung abzuhalten, um das Ultimatum zurückzuziehen und dem -tüdtmt Zeit zu lassen, seine Forderungen in Erwägung zu ziehen. Zwanzig Artilleristen sind von Utrecht nach Amsterdam abgegangen, um Zutscherdienste zu tu». Petersburg. In der Newski-Spinnerei haben gestern MD Arbeiter die Arbcit eingestellt. Sic verlangen Lohn- erhöbung. Der Verwaltungsrat hat die Fabrik bis auf weiteres geschlossen. Die Arbeiter vechalten sich vollständig ruhig: einen politischen Charakter hat der Äusstand jedoch nicht. Stockholm. Wie hiesigen Blättern aus Helsingfors (Fi Ir land j gemeldet wird, hat der Kaiser von Rußland aus Anlaß des Ausbleibens von 19789 W " IM besohlen, daß sofort zu verabschv biiebcnen keine Reisepässe nach dem Auslände gewährt, daß ferner sämtliche Ausgebliebenen in die Landwehr eingeichrieben und daß endlich das Leib-Garde-Bcitaillon mit den Ausgebliebcnen vervoll- ständigt werden soll. N i o d e Ja nei r o. Brasilien hat beschlossen, Acre militäriich zu besetzen. Die diplomatische» Beziehungen mit Bolivia sind nicht unterbrochen. Eine Schiffsdivisio», bestehend aus dem Panzer .Florian»", dem Kreuzer „T»v>," und dein TorpedobootSzecstörer „Samvaio", ist unter dem Beiehl des Konlrcadmiiols Aleucar nach dem Aniazoneiistcom abgegangen. Oertlicheö und Sächsisches. Dresden. 6. Februar. —* Se. Majestät der König unternahm die gestrige Aus fahrt nacb dem Weißen Hirsch und empfing heute vormiltag die Herren Staalsmiuiiler zu Vorträgen. —* Heute vormittag 8 Uhr 15 Minuten wurde folgendes Bulletin ausgegcben: Im Besuchen Sc. Königl. Hoheit des Prinzen Friedrich Ehrtstian ist fln Laute des gestrigen Nachmittags insofern eine geringe Besserung eingekreten, als der Kranke mehrere Stunden ruhig geschlnteu hak. Auch die Nacht verlies ohne Störung. Nahruiigsansnahme befriedigend. Immer hin behauptet das Fieber die bisherige Höhe. Dr. Fiedler. Dr. Nu ruh. —* Se. Königl. Hoheit Prinz Johann Georg zeich nete die im Kuiistialo» Ernst Arnold. Wstsdrusferstraße 1, ver anstaltete Sonder-Ausstcilung künstlerischer Tamenporträts. in der u. a. Arnold Böckän, Pros. M. Leibl, Pros. M. Licbcrmann, Prof. F. v. Lenbach, Pros. F. v. Uhdc »sw. vertreten sind, mit seinem Besuche aus. —* Herzog Ernst Günther von Holstein mit Ge mahlin Herzogin Dorothea trafen gestern Mittag 12 Uhr in Coswig ein, um die dort in der Anstalt des Herrn Sanitätsrats Dr. med. Pierson weilende Mutter der Herzogin Frau Prinzessin Louise von Coburg zu besuchen. Die Herrschaften wurden am Bahn hofe vonl Herrn Sanitätsrat empfangen. Die Rückreise erfolgte nachmittags. Ihre Königl. Hoheit Prinzessin Louise begleitete die Herrschaften bis zum Bahnhofe. —^ Bei Ihren Exzellenzen Herrn mrd Frau Staatsminister v. Metzsch studct heute Abend eine kleinere Soiree mit musrkcr- lischcn Darbietungen »nd Souper statt. —* Fürst Moritz Lobkowitz, der. wie kurz gemeldet, vorgestern ans seinem Stammschiosie Raudnitz in Böhmen im 72. Lebensjahres an Llliigeneutzüudung gestorben ist, war Ches des ältesten Fnrstenhanies der östcrreichiichen Monarchie. Als erb liches Beilglied des Herrenhauses gehörte er der Rechten an, ist aber uicmats politisch hervorgeircten. Tie Lobkowitziche» Jagd reviere grenze» mit den Königl. sächsischen bei Ncheseld anciiiaii- der. Die Fürstin Lobkowitz. seine Gemahlin, befindet sich geistig gestört im Liiidenhos in Coswig. ... isäch! um euren cndgiltigen Abschluß ihrer Affäre beim Termin am 11. Februar zu erwirken. Den Verzicht auf das Scheidungs- Verlangen hat sie noch nicht ausgesprochen, doch wäre dies möglich, da ihrer Heirat mit Giron immer größere Schwierigkeiten durch Dresden in den Weg gelegt werden, und sie zu ermüdet ist, um diese ihr einzig möglich scheinende Lösung ihrer Angelegenheit durch völlige Aufopferung ihrer Gesundheit zu erkämpfen. — Der Korre spondent des „N. W. T-" befragte Lachenal darüber, ob die Prinzessin nach Salzburg fahren wird. ..Es kann jeui," gab Lachenal zur Antwort, ,,darüber kann ich noch keinen Ausschluß geben. Ich kann nur so viel sagen, daß die Prinzessin den Wunsch aussprach, sich mit mir eingehend zu beraten und daß dies auch der Grund ihrer Reise nach Genf war. Ihre Sache ist in Dresden und Leipzig in guten Händen. Wir erwarten das Urteil des Gerichts mit Zuversicht." — Es heißt, daß der Betrag^von einer Million Kronen sogleich nach der entscheidenden Sitzung des Dresdner Ehegerichtshoses flüssig gemacht und an die frühere Kronprinzessin ausbezahlt werden soll, da sich ihre Erbansprüche mit der Höhe dieser Summe decken. — Aus guter Quelle verlautet, der Papst habe in streng vertraulicher Mission einen Kämmerer nach Mentone entsendet, um der Prinzessin Luise ans Herz zu legen, me trciwuua aus einige Zeit in ein Kloster gehen. Der Papst bürge sür ihre persönliche Sicherheit und Freineit und heg: die Hoffnung, daß sich ein Ausweg aus allen Schwierlgleiteii siudcn lasse» werke. - Nach Berichten aus Mentoiic hat die Krankheit des P riilz e n Fricdrich Chrislia n bei der Prinzessin Luise die Gefühle der Mutter in einem Maße wieder belebt, daß von einem Stimmungswechsel in Bezug aus Giron gesprochen werden kann. Kluaerweise hätten die Eltern in den letzten Tagen der Prinzessin Beweise von Güte zu teil werden lassen, so daß eine Ver- zeihui'g nicht ausgeschlossen erscheint, wosern die Prinzessin die Vorschläge aiimmmt, welche mau ihr m Bezug auf ihren künstigcn Auseukhallsoit macht. — Der .Rhein. Eomier" bringt einen von angeblich wohliinteirichteter Seile stammende» längeren Bcricb'. In welchem nnsgeinhrt wiid, daß die iächsiiche Hosniscirc die latente Spannung zwilchen dem österreichischen Kaiierhose und dein toskanischen Hose in Solching vertieft habe. Tee jetzige letzte Groscheizog von Toskana wisse, daß nach seinem Ab leben der Titel nicht mehr erneuert weiden solle und zwar soll dies offiziell von Wien ans vertu,idigt werden. Ter Großherzog bestreiket aber, daß Kaiser Fron; Joseph das Recht zu einem solchen Schritte habe, da nicht Oesterreich, sondern der gesamte Wiener Kong,eh die Familie aus den Thron von Toskana gesetzt habe. Im Fmnilieiiarchiv der Toskana befänden sich Dokumente, welche beweisen, daß Gras Brust nach dem Jahre 1800 den Grvß- herzog animiect habe, sich zur Erlassung eines neuen Protestes gegen Italien bereit zu Hallen, und daß Beust den genauen Pia» entworfen habe, wann und wo das Erscheinen des Großhcrzogs behufs Wicdeibcsitzergreifung des Thrones stattfinden sollte. Kaiser Franz Joseph habe aber von dem Plane abivlut nichts wissen wollen und damals den Ausspruch getan: „Ich habe den VolkSwillcn i» der italienische» Provinz akzeptiert: das italienische Volk hat entschieden und dabei muß es sein Bewenden haben." Kaiser Franz Joseph untersagte ausdrücklich dem Großherzog Ferdi nand IV. jedwede Agitation, was im Archiv gleichfalls nachweis bar sei, und sei auch entschlossen, den Titel eines Großherzogs von Toskana auf die Nachkommen des jetzigen Großherzogs nicht mehr übergeben zu lassen. — Im Obersthosmeisteramte in Salz burg wird die Möglichkeit zugegeben, daß der toskanische Hof in Salzburg in den nächsten Tagen durch eine Mittelsperson mit der Kronprinzessin Luise in Verhandlungen treten werde. Es werde aber an der Vcdinguiig festaehalten, daß die Kronprinzessin ohne Giro» eintreffe: auch dürfe sie nach dem Aussprüche des Erz herzogs die Residenz unter keiner Bedingung betreten. Die Kron- vlinjcssin werde höchstwahrscheinlich die Billa ihres Bmders Peter Ferdinand in Aigen beziehen, die in de» letzten Tagen in Stand geletzt wurde. Tie Dauer des Aufenthalts hänge von dem Ergeb nisse der Verhandlungen ab. — Aus Svezzia wird gemeldet: Giro» habe dort nach bescheidenen Appartements Umschau gehalten. Man sieht darin ein Zeichen dafür, daß er am Ende seiner Mittel ist. —* Der Rat hat dem Maschinenmeister Georg August Hermann Lenzncr in Dresden, bei der Aktiengesellschaft Kunst druck- und Verlagsanstalt, vormals Müller u. Lohse, in Dresden beschäftigt, das städtische Ehrenzeugnis verliehen. — Das bisher als Bauburean für die im Zuge der verlängerten Weinligsiraße in der Ausführung begriffenen Schulneubauten dienende, an der Reitbahn- und Caroiastraßen-Eckc belegene Ge bäude wird gegenwärtig ebenfalls abgebrochen. Damit verschwindet der letzte Rest der ehemals in militärfiskalischem Besitz befindlichen alten Bauwerke des Schubertschen Reitbahn-Grundstückes. Bis zum Jahre 1879 war dort die 2. Eskadron des Gardcrciter - R. ' ' Gründung dieses nun ebenfalls längst der Bebauung erschlossenen „Jägcrhoses" reicht bis zum Jahre 1568 zurück. Um dic>e Zeit verlegte Kursürst August die b-iden Jagd-Etablissements am Sec und zunächst des Schlosses nach dem Terrain des 20 Jahre vorher bereits abgebrochenen Augustiner-Klosters in Neustadl. Dort fanden später allerhand Kampfziele und die damals so be liebten Tierkämpfe und Bärenbetzen statt. Die Umwandlung der zahlreichen und umfänglichen Baulichkeiten für militärische Zwecke begann dann im Mai 1830. Da sich die im Innern der Stadt ge legenen Kasernen im Laufe der Zelt als unzureichend erwiesen unü andererseits wertvolles Bauland darf'"ten, faßte der Kricgs- minister Graf Fabricc als Erster den Plan ihrer Veräußerung und einer Verlegung nördlich der Neustadt. In wenigen Jahren Kunst und Wissenschaft. inigl «ann, ^ ,. . Februar, ein Gastw auf Engagement als Lemke in Mosers vieraktigem Schwank „Der Burea»krat". Herr Fischer beschließt sein Gastspiel Dienstag den 10. Februar, als Professor Crampton in Gcrhart Haupt- uianns „College Crampton". r* Maeterlinck^)«stspiel. Es war wirklich kein erfreuliches ,.Ereignis", das Auftreten der Gattin des „belgischen Ibsen", der Ichöncn Georgette Leblanc, mit ihrem französischen Ensemble. Im Gegenteil: es mußte auf jeden Feinfnhligcn außerordentlich ver stimmend wirken, was man da gestern abend im Königl. Opern danse iah und hörte. Aber das Peinlichste an der ganzen Sache war nicht die jammervolle Aufführung eines Dramas, das sicher ein besseres Los verdient, als von mittelmäßigen Mimen mißhandelt ;u werden, auch nicht der Umstand, daß sich die Königl. Hofoper noch all' den ablehnenden Kritiken von auswärts noch für diesen künstlerischen Unfug hergab, sondern die niederdrückenoe Tatsache, daß ein ästhetisch so hochgebildeter Autor wie Maeterlinck es ge- liatlen konnte, unter seiner Flagge ein solch' unwürdiges Unter nehmen in Szene setzen zu lasten. Denn darüber hat sich hoffentlich grau Leblanc-Maeterlinck nicht getäuscht: der Beifall, den gestern das schwach besuchte Haus nach dem zweiten und dritten Akte allzu rnschwenderisch spendete, galt nicht ihr, sondern ihrem Gemahl, dem Schöpfer der „Monna Vanna". den die Generaldirektion so vor- hchng war, dem Publikum nur auf Rechnung und Gefahr des WprcsarioS der Truppe versprechen zu lassen, und den man von Äiigesicht zu Angesicht zu sehen hoffte. Da der Dichter, der sich a> Mentone von dem künstlerischen Schrecken erholen soll, den ihm «li Truppe seiner lieben ^rau in den letzten Wochen eingejagt ' kaeterlinck! k!" nicht er ü»b energischer Rufe. „— — bknihigte man sich bald und verließ mehr oder weniger mißvergnügt M Haus. Einen einzigen Lichtblick bot der gestrige Abend: das Wretcn Mr. Darmonts, eine» Künstlers von aroßem Schwung Temperament, köstlicher Irische und Natürlichkeit und dabei von einer prächtig reckenhaften Erscheinung, der mit M Feuer des LieobaverS die Größe des Helden ver band und unsere dentschcn Prinzivallis beträchtlich überragte. Dieben ihm verschwanden alle übrigen Mitwirkenden, vor allem Frau Leblanc-Maeterlinck. Die Künstlerin, eine geschmackvoll alternde Dame, die früher Sängerin war — sie gab die Earmcn bei der Eröffnung der Opvra comiaue, und war dann kurze Zeit Primadonna am THLLtre de la Monnaie zu Brüssel — ist ein« leidlich begabte, sehr routinierte Schauspielerin, der nur eins fehlt: die Persönlichkeit. Es bleibt alles, selbst in den be wegtesten Szenen, an ihr äußerlich: man vergißt nie, daß es der Dame, die im ersten Akt eine eigentümlich stilisierte Manier der Gesten und Stellungen an sich hatte, im Grunde ihres Herzens scheinbar: gar nicht ernst ist mit dem, was sie sagt und tut. Dadurch muß natürlich von vornherein ein falichcr Zug in ihre Auffassung der Monna Vanna kommen, der am stärksten im zweiten Akte hervortrat, in dem Frau Maeterlinck die kühne Retterin ihres Volkes als Coquette spielte, noch dazu in einem Auf- und Anzüge, der ganz und gar nicht dem Ernst der Situation entsprach Daß es dem Duo, zwischen Monna Vanna und Pruizivalli, hier und da nicht an einer glücklichen Wendung fehlte, daß manche Nuance, so das plötzliche Erinnern an ihren Gemahl, von der Künstlerin treffsicher zur Geltung gebracht wurde, soll gern zugegeben Werve». aber der ganzen Leistung fehlte die Großzügigkeit und die Innerlichkeit, — man blieb kühl bis ans Herz hinan: man kann nur hoffe», daß der Dichter, der sonst ein sehr feinsinniger Kritiker ist. in einer lehr schwachen Stunde Georgette Leblanc die beste Monna Vanna ge nannt hat. Und dabei diele unsagbar liederliche Regie, die das Stück, dos noch dazu in einer mehr als kragwüidigen „Bearbeitung" gespielt wird, bisweilen geradezu auf den Kopf zu stellen beliebte. So ist — um nur eine Einzelheit zu erwähnen — das Fehlen der Binde, die Prinzivallis Antlitz heim Eintritt Monna Vnnnas in da» Zelt deS Condottiere zum Teil verdecken soll, ein offenbarer Widersinn: ohne sie ist das plötzliche Erkennen des Jugend- geliebten durch die Gattin ColonnaS einfach »»verständlich, ganz abgesehen davon, daß ja auch im französischen Reaiebuche, das doch Frau Maeterlinck und ihrem Partner bekannt lern muß. aus drücklich von der Binde die Rede ist. Leider war das im Verlause de» Abends nicht der einzige Anlaß, sich kritisch zu alterleren: im gentlst' ' " Einzig Mr.Gcrmain darf vielleicht noch Anspruch auf NaiiieiiSnennuu g erheben: er hatte scheinbar, obgleich er äußerlich ein bemitleidens wertes Bild von dem glänzenden Colonna gab, wenigstens den guten Willen, den Dichter recht zu verstehen, dem alle übrigen Mitwirkenden, vor allem aber der Darsteller des Trivulzio, sonst geradezu jämmerlich mitspielten. Ein Glück, daß Maeterlinck nichl ini Hause war; er wäre nach dieser Vorstellung sicher noch kränker geworben! VV. f* Lieder-Abend. Frl. Charlotte Huhn hat. nachdem sie auf die Bühne gänzlich verzichtet, sich in einem eigenen Konzert als spezielle Vertreterin des Liedes vorgcstcllt und als solche einen ent schiedenen Erfolg erzielt: Der Saal iVereinshausj war fast ausvcr- kauft, der Beifall meist sehr lebhaft und warm, manchmal sogar, be sonders in den letzten Programmtesten, bis zu außergewöhnlichen Kundgebungeil gesteigert. Diese ehrenvolle Aufnahme war voraus sängen eigener Wahl, befindet sie sich in der bevorzugten Lage, alles das ausschciden zu können, was ihrer Begabung und Jndi- viducilität nicht sonderlich günstig liegt. Meist hatte sie denn auch sehr glücklich gewählt, am glücklichsten aus dem Genre, wo sie sozn sagen sl t'i'l^on, in großzügigem Empfinden, leidenschaftlich und charakteristisch darstcllcn kann. So wurden Schuberts „Allmacht". Schumanns „Jrüyliiiasnacht", vor allem auch Rich. Wagners „Tristan"-Studien: „Der Engel", „Träume", „Schmerzen", für die sie auch das richtige Stilgefühl besitzt, zu höchst eindrucksvollen und tiefer gehenden Darbietungen. Bedeutend weniger sagen ihr dagegen Lieder von einfachem und schlichtem Empfinden zu, wie Beethovens „Freudvoll und leidvoll", Schumanns „Mondnacht", Brahms «lbar lchen Die reize, das stete Flackern der Stimme, widersprechen sehr oft den Stimmungen und dem poetischen Inhalt der zart empfundenen
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