9 Offiziere des sächsischen Ingenieurcorps vor dem Japanischen Palais, um 1791 Experten, deren Kompetenz möglichst nicht mehr von den Zufälligkeiten des traditio nellen Wissenserwerbs abhängen sollte. Die sich formierenden Bürokratien entfalteten zudem rasch ihren typischen Drang danach, Entscheidungshandeln auf eine entperso- nalisierte, »objektive« Legitimationsbasis zu gründen. Die entstehende Gruppe der Inge nieure wiederum war interessiert sowohl an Sozialaufstieg als auch an einer die Risiken technischen Handelns reduzierenden, »objektiv richtigen« Legitimationsgrundlage. Ver trauen in das Rationalisierungs- und Gewissheitsversprechen neuzeitlicher Wissenschaft war daher das primum mobile dieses Wissenschaftsprojektes. Es setzte nicht nur auf die vermeintlich überragenden Potenzen wissenschaftlicher Durchdringung der Welt ein schließlich des Versprechens der Kontrolle und Funktionsgarantie. Vielmehr hofften Ingenieure auch, dass sich mit der »Verwissenschaftlichung« ihrer Tätigkeit kulturelles Kapital akkumulieren ließ, um soziale Emanzipation zu befördern. Die im skizzierten zweiten Projekt angelegten Bemühungen um die »Verwissenschaftlichung« der Ingenie urtätigkeit und -ausbildung fanden in Dresden einen zentralen Ort. Das dritte, hier nicht relevante Wissensprojekt war eines der Verfahrenskunde. Das sächsische Ingenieurcorps und seine Ausbildung im 18. und frühen 19. Jh. 6 Die historische Forschung setzt im Allgemeinen den Beginn der Herausbildung einer sich ausder Gebundenheit an Handwerk und Gewerbe lösenden Ingenieurkultur für das 16. Jahrhundert an. Dieser Prozess war wiederum eng verknüpft mit der Entwicklung des technischen Schulwesens und von Ansätzen der Technikwissenschaften.