Claudia Markert Institutionalität und Geschichtlichkeit Der Dresdner Sonderforschungsbereich 537 Gekürzte Hochschulhaushalte und leere Institutskassen zwingen die Wissenschaftler an den Universitäten immer häufiger, nach neuen Wegen der Finanzierung ihrer Forschun gen zu suchen. »Drittmittel« heißt in diesen Fällen das Zauberwort. Eingeworben aus der freien Wirtschaft, beantragt über Projekte der Europäischen Union, der Länder und des Bundes stellen diese finanziellen Zuschüsse mittlerweile häufig die einzige Möglichkeit dar, wissenschaftliche Forschungen längerfristig voranzutreiben. Eine Form der bundesweiten Drittmittelförderung sind die durch die Deutsche For schungsgemeinschaft initiierten Sonderforschungsbereiche (SFB) und Internationalen Graduiertenkollegs (IGK). Sie sind langfristig angelegte Forschungseinrichtungen der Hochschulen, in denen Wissenschaftler im Rahmen eines fächerübergreifenden For schungsprogramms Zusammenarbeiten. Ziel ist die temporäre Einrichtung von Zentren zur Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit und des wissenschaftlichen Nach wuchses auf der Basis eines anspruchsvollen, aufwendigen und langfristig konzipierten Forschungsvorhabens auf internationalem Niveau. Im Zyklus von drei bzw. vier Jahren werden diese Drittmittelprojekte durch ein Gutachtergremium aus namhaften Wissen schaftlern evaluiert, welches über deren Fortbestehen entscheidet. Eines dieser »Exzellenzzentren« ist der 1997 als erster geisteswissenschaftlicher Sonderforschungsbereich in den neuen Bundesländern an der TU Dresden eingerichtete SFB 537 »Institutionalität und Geschichtlichkeit«. Geleitet wird er von dem Ordinarius für Mittelalterliche Geschichte an der TU Dresden, Prof. Gert Melville. In mittlerweile 17 Teil projekten - 14 deutschen und 3 italienischen - geht es um die Stabilisierung und den Wandel sozialer Beziehungen. Wie kommt es zu politischen und religiösen Ordnungen, zu Familien- und Rechtsbeziehungen, zur Institutionalisierung der Künste, der Bildung etc.? Ausgangspunkt für die historisch-vergleichende Forschung ist eine Analyse institu tioneller Mechanismen. Dabei geht es um institutionelle Leitideen und -differenzen und deren Selbstsymbolisierung 1 , beispielsweise durch Geschichtskonstruktionen, die auf eine Institution bezogen sind 2 , oder die Schaffung von Eigenräumen. Gefragt wird ebenso nach den Dimensionen institutioneller Macht 3 , nach Ritualen, Leitfiguren, Pro tektoren, den Persönlichkeitsbildern und Gruppenformen. 4 In einem breit angelegten Spektrum verschiedenster Untersuchungsfelder werden anhand dieser Vorgabe in den einzelnen Teilprojekten konkrete Sachverhalte analysiert. Und dabei spielt nicht selten der sächsische Raum eine ganz zentrale Rolle. So beschäf tigt sich beispielsweise das Projekt E unter der Leitung von Barbara Marx mit Phänome-