96 Was ist etwas? Wenn die Aufgabe darin besteht, einer wissenschaftlichen Frage eine poetisch geformte Antwort zu geben, scheint man besser beraten zu sein, wenn man dem Dichter das letzte Wort überlässt. Deshalb möchte ich mit einem Zitat von Cees Nooteboom enden, der keine wissenschaftliche Veröffentlichung im Sinne hatte, als er die Frage »Was ist ein Gen?« beantwortete-und zwar sich selbst. In seiner Antworte ist sicher nicht die ganze Wahrheit enthalten, vielleicht aber mehr, als manche gelehrte Abhandlung liefert, und zwar unter anderem deshalb, weil die Sätze von Nooteboom unmittelbar verstanden werden können. In seinem Reisebericht »Der Buddha hinter dem Bretterzaun« beschreibt Nooteboom, wie er, der irgendwo in Südostasien unterwegs ist, Erklärungen zu der Frage zuhört, was Karma bedeutet, jener religiöse Begriff, der von Wirkungen für die erst noch kommende nächste Existenz spricht. Anfänglich versteht der Autor nichts, doch plötzlich bleibt etwas hängen, und er beginnt zu verstehen: »Bei der Wiedergeburt werde man nicht selbst, die Person, in einer anderen Gestalt wiedergeboren, nein das Gepäck geht weiter, werde gleichsam wie bei einer Flugreise, bei der man umsteigen müsse, vorausgeschickt. Das hatte ihm gefallen. [...] Er erinnerte sich, vor nicht allzu langer Zeit etwas über Gene gelesen zu haben, die sich unseres Kör pers nur vorübergehend auf dem Weg zu »etwas anderem« bedienten, die einfach damit beschäftigt seien, mit uns als Zwischenstation. Auch das hatte ihm gefallen. Der Körper als Durchgangsstation für eine unbekannte Größe. Dann war die Idee des vor ausgeschickten Gepäcks als Metapher gar nicht so schlecht.«