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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 30.06.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192206302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19220630
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19220630
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1922
- Monat1922-06
- Tag1922-06-30
- Monat1922-06
- Jahr1922
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 30.06.1922
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storbcu. Wie die „Mitteldeutsche Zeituna" i» Erfurt erführt, war der Täter bei Au-übuna der Tat stark betrunken. Er will gar nicht bemerkt haben, das, er Denzel überhaupt erstochen bat, und war büchst erstaunt, al« man tbm de» Grund seiner Verhaftung mitteilte. Auch dl« anderen anl Streit Beteiligten sollen schwer bezecht gewesen sein. Schmölln. Der vor einigen Wochen hier wUen schieden«« B«trügrr«ien verhaftete angebliche Emanuel Radek au» Prag wurde durch da» Fingerabdruckverfahren al» der vielfach bestrakte Schlosser Willy Alfred Schocke! au» Gera sestgestellt. Skböckel war an» einer Strafanstalt in Dresden entwichen und betrieb unter falscher Flagge seine Betrügereien weiter; er wird auch unter dem Namen Schöckel von verschiedenen Strafbehörden steckbrieflich verfolgt. Altenburg. Ein hiesiger Fabrikant, der mit einem Freunde in »in Kaiserhaus einkebrte, entsprach dem Wunsche zweier Mädchen nnd fnbr sie spazieren. Auf der Venia— Luckaer Straße fuhr der Kraftwagen gegen eine mächtige Eiche und ging vollständig in Trümmer. Die Insassen schossen 20 Meter weit hechtartig die Böschung hinunter in» Gras. Der den Wagen steuernde Fabrikant erlitt eine heftige Brustgnrtschnng und Kovferschütterung. Einem der Mädchen wurde von der zertrümmerten Schutzscheib« ein Arm der Länge nach ausgerisscn. Im übrige» sind di« Verletzungen nicht lebensgefährlich. zum Bezüge des täglich erscheinenden „Riesaer Tageblattes" werden jederzeit von allen Zeitungs trägern und von der Geschäftsstelle, Goetheftr. öS, entgegengenommen. Bezugspreis für Juli: 82 Mark ohne Bringerlohn. Ser MMWIWkWM In Mil. In dem Prozeß gegen Michelsobn wurde am Mittwoch nach Erstattung der Sachverständigengutachten in die Zenaenvernebmung eingetreten. Zur Vernehmung kamen RegierungS-Medizinalrat Dr. Kentenisch-Siegdttra, Geh. SanitätSrat Prof. Dr. Braunschweig-Halle und Regierung«, und Medizinalrat Dr. Larz-Berlln. Alle drei Herren stellten dem Angeklagten genau wie die Sachverständigen das Zeugnis eines überaus tüchtigen, organisatorisch be gabten Arzte» aus und wußten auch in persönlicher Hinsicht nichts Nachteiliges über ihn zu sagen. Am Donnerstag kam der Stabsarzt und damalige Chefarzt Dr. Peltrrt aus Verlin-WilmerSdorf zur Per- nehmung. Er lobt die von Dr. Michelsohn getroffenen Einrichtungen in Dizy-le-GroS und Effry. Ueverraichend wirkt die im weiteren Verlauf der Verhandlung erfolgte Srftftellunss, daß auch die deutschen Schwestern «in unruhe Tagesgefchichte. Deutsches Reich. Beileid der Stadt Danzig. Dem Reichspräsidenten ging vom Präsidenten deö Senats der Freien Stadt Danzig, Sahm, folgendes Telegramm zu: Der Senat der Freie» Stadt Danzig bekundet in tiefster Erschütterung dem deut schen Volke sein inniges Mitgefühl zum Tode Nathenaus. Mit der ganzen Welt ist sich auch die Freie Stadt Danzig einig tn dem Ausdruck des Abscheus über das entsetzliche Verbrechen. Danzig empfindet das Leid beS deutschen Volkes als sein eigenes Leid. Tarisbruch im Berliner Bnchdrnckgcwcrbe. Im Scherl- scheu Verlag in Berlin hat die Belegschaft nntartfliche Forde rungen erhoben und ist in den Ausstand getreten. Der „Berliner Lvkalanzeiger" nnd die übrigen Blätter dieses Verlages konnten seit Dienstag nicht erscheinen. DaS Tarif, schtedsgericht der Buchdrucker hat einstimmig, und zwar Ar- beitgeber- als auch Arbeitnchmervertrcter, dahin erkannt, -aß die beklagte Buchdrnckergehilscnschast sich durch einen groben Verstoß gegen § 97, 2 des Tarifs eines TarissbruK^Z' schuldig gemacht habe. Tie NegiernngSstellen sind voH h«, Vorgängen von feiten der Berliner Zeit»ngL»kVix<,er in Kenntnis gesetzt worben. , ...Ar ^verstand der Tcutkchuatio„aln, Bolkspartei ersucht« alle (Gliederungen der Parte- sofort genau zu vrükn. ob einzelne Mitglieder de'-. P^tri Organisationen- .r'^"üu"9^ - vhxr gesetzwidrige Ziele ver folge». »ottterr solche Par^eiH^g,^A„ sich darunter befinden, t» feien Ne unverzügtiA her Partei auSznschließen. Redaktion der „Hamburger r .tMweslerblntteS der „Deutschen Fackel" teilt M«,-N.p.o'M"tnorgigr Ausgabe des Blattes von der Polizei beschlagnahmt worden sei. Rauferei in der Stadtverordnetenversammlung. In der Stadtverordnetenversammlung in Königsberg kam eS Mittwoch abend zu stürmischen Auftritten zwischen den Mit gliedern der äußersten Linken und der Tcntschnationalen VoikSpartet. Bon der linken Sette wurden bet Beginn der Sitzung Rufe, wie „Mördcrbande". Mördergesindel", gegen die DkUtschnationalen gerichtet. Als ein dentschnationaler Stadtverordneter einen solchen Zuruf mit dem Vorwurf der Feigheit gegen die radikalen Wortführer erwiderte, -rangen zahlreiche sozialistische Stadtverordnete auf ihn ein. wo durch eine Rauferei entstand, die den Vorsteher zur Unter brechung -er Sitzung zwang. Der dcutschnationale Stadt verordnete, der den Zuruf gemacht hatte, verließ den Sitzungssaal. Nach Wiederaufnahme der Sitzung verlangten dir Tcntschnationalen, daß der sozialistische Stadtverordnete, der die beleidigenden Rufe gegen rechts gerichtet hatte, -en Saal verlasse. Als daraufhin nichts geschah, verließen sämtliche Dentschnationalen den Sitzungssaal. Die von den Demokraten beantragte Veileidskundgcbung für Nathenau wurde einstimmig angenommen. Bet der Beratung deS Antrages der Linken über die Beflaggung des Magistrats gebäudes nnd Entfernung der Büsten des früheren Kaisers und Ludenborsfs ergab sich Bcschlutzunfähigkeit. Di« Not der Presse. Unter dem Druck der fortgesetzten Lruerunä sind weitere Zeitungen gezwungen, ihr Erscheinen zu vermindern oder gänzlich einziistellen. Es erscheinen fetzt wöchentlich <die eingeklammerten Zahlen deuten das bisherige Erscheinen an): „Brntteroder Anzeiger" 2 mal (8), „Burglengenfelder Zeitung" 3 mal (6), . Cambnrger Tage- blatt" ö mal <6), „Ebersbacher Zeitnna" 3 mal l6), „Kott- wiger Zeitung" 4 mal (6) und „Thüringer Waldbote" «mal (6>. Vom l. Juli ab erscheinen nicht mehr: Die im 43. Jahrgänge stehende „Landvost" in Hamerau-Haden- Marschen, sowie die „Albersdorfer Zeitung", „Schenafelder Nachrichten", „Hohenwestedter Zeitung", „Aukruger Zeitung" und „Nybniker Stadtblatt" <64. Jahrgang). 9ö Tages zeitungen und Zeitschriften sind nach neuesten Ausweisungen in der letzten Zeit wiederum einargangen. Die von der ReichSregiernug zugesaate Hilfsaktion für die Presse be findet sich seit längerer Zeit im „Stadium der Erörterungen". Inzwischen nimmt das große Zeitungssterben seinen ver hängnisvollen Lauf. Wird die ReichSregierung, werden die Regierungen der Länder diese Zeichen verstehen, werden fie die Tatsache würdigen, daß schon Ententekavital nach deutschen Zeitungen greift, uni Einfluß auf die deutsche öffentliche Meinung zu gewinnen? Was sich damit vor- bereitet, sollte doch unseren Regierungsstellen die Angen öffnen über die Gefahren, die der bodenständigen deutschen Presse und dem deutschen Volke drohen und sie erkennen lassen, daß Erörterungen und immer wieder Erörterungen nicht das Mittel sind, die Katastrophe zu verhindern, sondern daß die Lage eine energische, großzügige und vor allem schnelle Tat erfordert. — In der gestrigen Sitzung des ReichSratcs erklärte der preußische Ministerialdirektor Meister, daß die Bemerkung der Deutschen Allgemeinen Zeitung, die Länder hätten sich geweigert, an dem Gesetz entwurf über Maßnahmen gegen die wirtschaftliche Not der Presse mitzuarbeiten, falsch sei. Die Länder seien vielmehr nach wie vor zur Mitarbeit durchaus bereit, wenn fie auch di« von der Reichsregierung vorgeschlagenen Maßnahmen nicht ohne weiteres annehmen könnten. Die Länder hätten jedoch eine Reihe anderer Vorschläge der ReichSregierung unterbreitet. Die ablehnende Haltung der freien Gewerkschaften. Wie der „Bochumer Anzeiger" erfährt, hat die am 2V. Juni in Bochum abgehaltene Revierkonferenz der freigrwerk- schastlichen Organisationen die Ausführungsverordnung für Arbeitertarif- und Lohnsragen, sowie die lieberschichten ab gelehnt. Di« Aussprache ergab di« völlige Einigkeit der Bergleute und den festen Willen, unbeirrt von äußeren Einflüssen, geschlossen zu der Organisation zu stehen. In Lohnsragen wurde zum Ausdruck gebracht, daß die Erhöhung Le» Ertrages der Bergarbeit abhängig sei von einer Ber- bessernng der heutigen manarlbaften Ernährung der Berg arbeiter, ebenso von einer Erhöhung des Nealitiitenlohnr». Ein« entsprechend« Entschließung wurde einstimmig an- »rnommrn. Sübslamie«. Ttwh»»* »atz EHolerafälle. Rach einem Belgrader Tel«, gramm de» »B. T." zeigte» sich auf vier im Hafen von Salami» lirßenben Schiffen mit 16000 erkrankten griechischen Flüchtlinge» au» Rußland neben Tvvbu». auch EHolerafälle. Die Schisse wurden unter Quarantäne gestellt. Da auch tn Saloniki EHolerafälle beobachtet werd«« konnten, bat di« südslawische Regierung strenge Maßregeln gegen die Ein schleppung der Seuche ergriffen. Da» spanisch-deutsche Handel»«»»»«»««. Dir Minister de» Aeußern erklärte tn den Wandelgängen der Kammer über die Verhandlungen über da» spanisch-deutsche Handels abkommen, daß sie, wenn auch unter Schwierigkeiten, ford- gesetzt werben würben. Er fügt« hinzu, der deutsch« Berhand- lungSführer habe sich im Laufe de» Abend» tn einer Re- gterungSmtffton nach Warschau begeben. NtchtSbestowentger würden die Verhandlungen dadurch nicht behindert, den« der Delegierte lass« einen Vertreter zurück, der bi« Verhand lungen fortsetze. England. Vtzver« für «nfchlnß an Griecheulaud. Der brittsche Oberkommiffar ist von Cypern nach England abgeretst. Die Nationalversammlung faßte etnsttmmtg Entschließungen, die die Bereinigung Cypern« mit Griechenland verlangen. Er wird diese Entschließungen der britischen Regierung üboe- mitteln. Auch der Nationalrat sprach sich einstimmig dahin aus, daß Eypern an Griechenland zurttckgegeben werbe, und erklärte, daß Maßnahmen getroffen worben seien, um die britischen Interessen zu wahren. Di« Lage 1« Dublin verschärft sich immer «ehr. Den Blättern zufolge wird es immer klarer, baß die Belagerung der four eourtS nur ein Teil der Aufgabe ist, die den Irischen FretstaatStruppen bevorsteht. Währen- der gestrigen Nacht haben sich tn verschiedenen Teilen der Stadt repu blikanische Nester gebildet. Diese Nester werden eine ernste Gefahr für die Truppen Collin». Die Beschießung bauerte ' bi» fünf Uhr morgens an. Bisher sind keine An»et^en vor handen, daß der republikanische Führer bereit sei, sich zu ergeben. Eine erneute Aufforderung zur Uebergabe wurde abgelehnt. Die Regierung de» Glichen Freistaates teilte der Londoner Negierung mit. sie erwarte und hoffe, baß die Republikaner bald zur Kapitulation gezwungen sein werden. Bisher wurde« Mlxote und 4Ü Verwundete gemeldet. Die Etsenbahnlho.U ist unterbrochen. Bet Ltmmertck wurde eine Brücke M'prengt. Damit ist die Verbindung mit Cork ab- aeschkstten. ' Amerika. Konferenz zur Beilegung deS BergarbeiterstreikS. Hava» meldet aus Washington: Präsident Harding habe beschlossen, eine Konferenz einzubernsen, um den Ausstand der Berg leute beizulcgen. Er habe zu dieser Konferenz 28 bis 80 GrubeKbesttzer eingeladen, die über die Festsetzung der Löhne beraten sollten. Der Vorsitzende deS Syndikats der Bergarbeiter erklärte, daß die Stretkführer des Syndikats aufgeforbert würben, an der Konferenz teilzunehmen, die am Sonnabend im Weißen Hause stattfinden werbe. Die Gewerkschaften der Bergarbeiter verlangten, daß für ganz Amerika verhandelt werde, während die Grubenbesitzer nur bezirksweise Lohnabkommen schließen würden. Antrag ans Rückgabe beschlagnahmte« Sachbesitzes. DaS Mitglied deS Kongresses Winslow hat einen vom Präsi denten Harding gebilligten Antrag elngebracht, wonach eine Summe von 40 Millionen Dollar und der im Verlause beS Krieges beschlagnahmte Sachbesttz zurttckgegeben werden soll. Vermischtes. Ern überladenes Boot umgeschlagen. E'ne Gesellschaft vom Buchdruckergesangverem tn Wesen unter nahm in angeheitertem Zustande eine Kahnfahrt auf dem Rhein. Obwohl nnr et» kleines Boot für drei Personen zur Verfügung stand, stiegen dte acht Sänger entgegen den Warnungen ein. Das überladene Boot,schlug um nnd vier Insassen ertranken, darunter ein Familienvater von zwölf Kindern. , Verhaftung des Kapttänsvom „Avare". In Hamburg wurde Kapitän Pardo, der Führer deS im hie sigen Hafen gekenterten Dampfers „Avare", nachdem er wieder hergestellt tst, verhaftet und dem Untersuchungs gefängnis zugeführt.' Dort wurde ihm der Verhaftungs befehl vorgclegt, nachdem er, da er als Ausländer der Flucht verdächtig erschctnt. in Gewahrsam genommen wer den mußte. Man bedeutete dem völlig gebrochenen Manne, daß er durch seine Maßnahmen das Leben von etwa 40 Menschen auf dem Gewissen habe und daß voraussicht lich etne schwere Strafe verhängt werden müßte. Tie Sachverständigen sind der Meinung, -aß dir Bergung des Wracks sich bis zum Herbst hinziehen werde. Ein unglücklicher Schutz. In Darmstadt wur den in der Nacht zum Donnerstag in dem Geschäftshaus«: des sozialdemokratischen „Hessischen Volksfreundes" zwei Fenster,ckeiben Ungeschlagen. Die dort stationierten Be amten der Schutzpolizei bemerkten später verdächtige Ge räusche und stiegen über die Mauer des angrenzenden Bank- Hauses Nauheim. Ter Hausmeister der Bant »amenS Kurz hielt sic für Einbrecher und hetzte den Hund auf sie. Tie Beamten riefen, Polizei sei da, und forderten ihn , auf, den Hund zurückzurufen. Der Hausmeister glaubte ihnen nicht. Als der Lund auf einen der Beamten einorana, schoß dieser auf ihn. Die Kugel streifte den Hund, prallre vom Pflaster ab und traf den Hausmeister so unglücklich, daß der Tod sofort etntrat. Auto un fall. Als auf der Chaussee von Weiß wasser—Rietschen der Chauffeur des Direktors Müller von den Glashüttenwerken Hirsch, Janke u. Co. mit feinem Kraftwagen einem Hindernis ausweichen wollte, platzte der Reifen und der Wagen überschlug sich. Müller und der Chauffeur wurden leicht verletzt. Bon den übrigen In sassen wurden zwei getötet. bildende« Moment km Lazarett gebildet Haven. Insbe sondere kommt vier da« Auftreten der kür den SO. Juni al« Zeugin geladenen Schwester Dickmann an« Stettin zur Sprache, dl« unter anderem in militärischem Ton« geäußert baßen soll: «Ich werde um 14 Lage Nachurlaub bitten, und wenn ich den nicht erbalt«, dann lass» ich mich versetzen!'' Diesem verlanaeu hat sich der Angeklaat« widersetzt. Der au« Leipzig gebürtig» Kaufmann Hau« Freuzel in Frankfurt a. M. war kommandiert zur Geräteverwaltung de« Roten Kreuze«, Er berichtet über ein« kranzöstlche Dame an« einer alten Vatrizierfamilie au« Laon, die sich über ein Lazarett, in dem unglaubliche Zustände herrschen sollten, ««»sprach. Dr. Michelsohn habe unter anderem gesagt, in Essrv stehe e« gut, Wein sei angefordert, da« viele Klagen Vab« er abgewöbnt. Der Zeuge wird Dr. Peltrrt gegen- überaestellt. Dieser erklärt, ein solche» Gespräch habe niemals ftatkaefnnden. Der Präsident verliest eine an da« Auswärtige Amt gerichtete Eingabe de« Zeugen über diese Unterredung. Darin führt der Zeuge unter anderem an«, daß Dr. Peltrrt aefraat bab», ob Michelsobn nur noch Hterbk'Rapoorte «»senden wolle. Geantwortet ist worden, da« sei doch am einfachsten. Der Zeuge gibt zu, daß er den An«drnck mit den „Sterberapporten" vielleicht miß verstanden haben könne. Amt«gericht«rat Böabrenbol» au« Hannover sagt au«, Dr. Michelsobn hab« ibm erzäblt, daß er mit den Schwestern Differenzen bätt», sie feien abends trotz feine« Verbot» au«- aeganaen. Al« nächster Zeuge wird der praktisch« Arzt Dr. Dofabr« au« Gollnow i. Pomm. vernommen. Er schildert die großen Schwierigkeiten im Lazarett, in dem damals 1000 gefangene Kranke «nteraebracht waren, und »war Belgier, Franzosen nnd Russen aller Stämme. Unter einander konnten sich die Insassen aar nicht vertragen. So habe z. B. »in Russe dem andern wegen einer Zigarette ein Auge ausgeschlagen. Weiter kommt der praktische Arzt Dr. med. Erich Leseun« an« Neubau« am Rennsteig zur Vernebmnna. Zur Prügelstrafe gibt er zu, daß es wobl bin und wider bei Verfeblnngen etwa» abgegeben hat, da« hätten aber auch die Betroffenen weiter nicht übel ge nommen. Der Sindienrat Walter Matthe» aus Zwenkau war al« stellvertretender LazareltverwaltungSbramter tätig. Er stellt Dr. Michelsohn da» beste Zeugnis au» in Bezug auf organisatorisches und technisches Verständnis. In mancher anderen Beziehung habe er ibn aber nicht gerade für eine Zierde des Heeres gehalten. Der Angeklagte habe sich ein Reitpferd gehalten, und auf die Frage nach dem Futter geantwortet: „Meine Stute frißt Weizen." Der Hühnerhof sei stattlich gewesen. Ebenso sei die Küche von Effry so gut gewesen, daß man in einem Berliner Hotel nicht habe besser essen können. Der Angeklagte erinnert dann an die frühere Aussage de« Zeugen über den Fall des Knaben Moritz, den Dr. Michelsobn vernachlässigt haben soll und der dann ge storben ist. Der Zeuge weiß sich nicht mehr bestimmt daran zu erinnern, ob er selbst mit dem Angeklagten über den Knaben Moritz gesprochen hat oder ob cs sich um ein Ge- sprach einer Schwester mit Dr. Michelsobn gebandelt hat. Der Obersekretär Walter MartenS in Stettin war Lazarett- inspektor in Effry. Er berichtet in bestimmter Form über die geleistete Herkulesarbeit der Hxrrichtung eines brauch baren nnd zuletzt geradezu komfortabel eingerichteten La zarettes. Der Zeuge ist 1914 ins Feld gekommen und in Gefangenschaft geraten, später aber wieder ausgetauscht worden. „Unsere Aerzte sind in der französischen Gefangen schaft in Räumen untergebracht worden, wo blutige, schmutzige Krankenwäsche anfbewahrt wurde. Es wurde keine Gelegenheit gegeben, die Notdurft zu verrichten. Wir muhten unsere Eßschüsseln dazu benutzen. Schwarze standen an den Türen nnd bewachten uns, außerdem wurden wir geschlagen. Auch auf dem Abtransport der ersten Station sind die deutschen Aerzte bespuckt und mit Schmutz beworfen worden. So haben unS die Franzosen behandelt." Neueste Nachrichten und Telegramme vom 30. Juni 1922. Dr. Helsserichs Abreise. Wie der „Vorwärts" meldet, hat der Aba. Dr. Helfferich am Donnerstag nachmittag, nachdem die Verhaftung Günther« bekannt wurde, Berlin plötzlich verlassen und die Polizei gebeten, für den Schutz seiner Wohnung zu sorgen. Abreise der Interalliierten Kommission. )( Paris. Die Interalliierte Kommission in Oppeln wird, wie einige Blätter bekanntgeben, am 7. Juli mit Sonderzug Oppeln verlassen und am 9. Juli in Paris eintreffen. Ans dem englischer» Unterhaus. )( London. Im Unterhause erklärte Stanley auf eine Anfrage, Deutschland dürfe gemäß dec Boulogner Note vom Juni 1920 etne Poltzetmacht von insgesamt 180000 Mann unterhalten. Die interalliierte Kontrollkommission habe nicht gemeldet, daß diese Zahl augenblicklich überschritten sei. Dte deutschen Vorschläge für die Reorganisation der Poltzetmacht würben gegenwärtig von der Kontrollkom mission geprüft. Stanley teilte dann mtt, die britischen Be satzungskosten am Rhein und in Oberschlcsien betrügen vom 1. April bis 80. Juni 1922 etwa 60000 Pfund Sterling. Nachdem Horne Angaben über die Ergebnisse der deutschen Einkommensteuer für 1921/22 gemacht hatte, fragte 'Wedgwood, ob der britische Botschafter tn Berlin An weisungen erhalten haben, welche Stellung er zu der etwa beabsichtigten Wiedereinsetzung der Häuser Hohenzollern und WittelSbach etnnehmen solle. Harmsworth verwies nur auf seine Antwort vom 22. Juni. Kennworthy fragte, ob es nicht einleuchtend sei, baß die jüngsten Ereignisse in Deutsch land es für dte Republik absolut notwendig machten, eine ausreichende Polizeimacht zu unterhalten, und ob nicht alle derartigen Fragen nach der Polizeistärke die Monarchisten unterstützten. Auf diese Frage wurde keine Antwort erteilt. ASqnith für Herabsetzung der deutschen Verpflichtungen. )l London. ASqnith sagte, in einer Rebe tn Poisley, die wirtschaftliche Lage Europas sei im gegenwärtige« Augenblick nicht nur nicht besser, sondern sogar schlechter als vor drei Jahren. Dte Wechselkurse, die das Barometer des internationalen Handels seien, zeigten weiterhin wilde nnd nicht vorauszusehenbe Schwankungen. Man befinde sich noch Innerhalb einer nicht abzusehcndon Entfernung von der Stabilität und Kontinuität, ohne die etne gesunde Wirtschaft vollkommen unmöglich sei. Der Grund set der, daß die Leute, dte für dte internationalen Beziehungen verantwort lich seien, immer noch nicht den Tatsachen ins Auge schauen und dem Problem, das dte gesamte Schulbenfrage umfasse, und der Streichung der papternen Verpflichtungen nicht gegenübertreten. Man müsse dte Phantasiezahle» beseitige«, dte dte Berechnungen derlentgen beherrschten, dte den Ber« fatller «ertrag gemacht hätten. Soweit Großbritannien in Betracht komme, könne es sich im eigenen Interesse und im Jnteresse der Welt «S leisten, auf solche Zahlen zu ver zichten. Die deutsch«« Verpflichtungen müßte« innerhalb vernüuftiger Grenze« festgesetzt werde«, sodaß sie innerhalb der LetstungSfühtgkett Deutschland» »«gen, ohne dte Welt zu ruinieren. Um «inen wirksamen Beginn zu machen, müsse Deutschland etne internationale Anlethe erhalten. Der Bankterauöschuß, der nicht aus Politikern, sondern au» G«g schäftSleuten bestand, sei zu dem Schluß gekommen, daß er keinen Schritt tun kvnne, bevor die Politiker und Staats männer der Welt endgültig den Betrag der deutschen und der alliierten Schuld«» festgesetzt hätte«.
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