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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 08.08.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-08-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192208080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19220808
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19220808
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1922
- Monat1922-08
- Tag1922-08-08
- Monat1922-08
- Jahr1922
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 08.08.1922
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-- Daß er als Komponist der Geige sein besondere» Inter esse zuwandte, ist begreiflich. Zwei große Konzerte für Violine mit Orchester, die u. a. der berühmte Eesar Thomson mit Vorliebe spielte, eine herrliche Sonate für Violine und Klavier, eine Romanze und zahlreiche kleinere Stücke bieten den Geigern dankbarste Aufgaben. An der Spitze seiner rLin orchestralen Werke, in denen er mit Glück modernen Ausdruck Und reiche Erfindung verbindet, steht seine Sinfonie C°dur, die ihn als souveränen Beherrscher der neuzeitlichen Harmonik und JnstrumentattonStechnik sowie als tiefempftndenden Musiker zeigt. Daß er vpn allen Uebertreibungen sich fernhält und stets seine Etgen- art bewahrt, gibt von dem starken Talente und der inneren Reife des Meisters Zeugnis, der übrigens auch mit seinem „Prinz von Homburg" das Gebiet der sinfonischen Dichtung mit großem Erfolge betrat. Zwei Opern Beckers, der abendfüllende „Frauenlob" (Dichtung von Koppel-Ellfeld) und der Einakter „Ratbolb" (Dichtung von Felix Dahn), die in Dresden und anderen Städten mit starker Wirkung aufgeführt wurden, Haven seine Begabung für das Musikdrama glänzend bewiesen und verdienten wohl weit eher eine Neueinstudierung al so manches minder wertvolle Werk. Der Schwerpunkt von BeckerS Schaffen, au» dem noch bas wunderschöne Streichquartett A-Moll hervorgehoben sei, liegt aber in seinen Vokalwerken. Da seien vor allem sein „Bismarcklted" (Dichtung von Paul Heyse) genannt, da- er mit der „Liedertafel" bet der ersten Hulbigung-fahrt, die ein Gesangverein unternahm, in FrtebrtchSruh dem Alt» reichskanzler vorführen durste, ferner sein „Hochamt im Walde", „Tod des Columbus^ und sein Preischor „Der Choral von Leuten". Für Einzelstimmen hat er viele schöne Lieber geschrieben, deren begeisterter Interpret einst Paul Bultz war und die ihm einen Platz unter den besten Lieder komponisten der Neuzeit anweisen und wett in die Lande gedrungen sind. Edle Melodik, feine Arbeit, aparte Rhythmik und Harmonik sind di« Vorzüge dieser Scho«, Reinhold Becker. Zum 89. Geburtstag des Tondichters am 11. August. In dem vogtländischen Städtchen Adorf wurde Rein hold Becker geboren, also in einem Orte, der sowohl der rasch entporgeblühten Industriestadt Plauen als auch dem durch seine Musikinstrumente weltbekannten Markneu kirchen säst benachbart ist. Und der Kl-ng der Markneu kirchner Geigen in Verbindung mit dem neuzeitigen Puls» schlag Plauens scheint dem Wesen des Neugeborenen seinen Stempel aufgedrückt zu haben. Die Violine wurde das Lieblingsinstrument des hochbegabten Knaben, der nach dem frühen Tode seiner Eltern im Hause des Dresdner Instru mentenmachers Ehrlich eine zweite Heimat fand und bald so erstaunliche Fortschritte machte, daß er schon mit 9 Jahren zum ersten Male öffentlich auftreten konnte. Von dem damals berühmten Geiger Luis Eller in ernster Schule herangebildet, trat er als junger, auch in den Wissen schaften wohlunterrichteter Mann in dessen weitbekanntes Streichquartett zunächst als zweiter Geiger Ärv, bereiste mit ihm viele Städte des In- und Auslandes und üben nahm nach Ellers Hinscheiben die Führung des Quartetts, wobei er sich als Kammermusikspieler wie als Solist rasch einen Namen machte. Aus dieser Laufbahn, die ihm Len Lorbeer des Virtuosen verhieb, wurde Becker durch ein hartnäckiges Armleiden herausgerissen, das er sich durch allzu fleißiges Studium zugezogen hatte und bas ihn schließ lich zwang, brr geliebten Geige völlig zu entsagen. So mancher wäre durch einen solchen Schicksalsschlag der Mutlosigkeit und Verbitterung verfallen, aber BeckerS künstlerische Tatkraft suchte und fand ein neues Feld, indem sie ihn zum Tonsetzer und Dirigenten machten. Er siedelte nach Dresden über, studierte unter Leitung deS damaligen, auch alS Komponist bekannten KrenzkirchenkantorS Julius Otto eifrig Theorie und war von 1884 bis 1894 Dirigent der „Dresdner Liedertafel", die unter seiner Stabführung AW ihrer ruhmreichsten Zette« durchlebt«. —* Grstdlsttn« der tzriverbskosennnter. stütz« na Mit Wirkung vom 1t. August 1922 ab wer- den die Höchstsätze der ErwerbSlvsenunterstüpung für Per sonen über 21 Jahre, die nicht im Haushalt eines anderen leben, sowie die Fimislenzuschläge erhöht Die nbr-gen Höchstsätze bl iben unverändert Vo n 14 August 1921 ab betragen demnach die Höchstsätze der ErwervSlosenunter- stützung: in den Ortsklassen A. B, C, T/E in Mark: Für männliche Personen über 21 Jahre, sofern sie nicht in dem H.anshalt eines anderen leben, 28 Mark, 2.1,25 Mark, 22,50 Mark, 18,75 Mark: über 21 Jahre, sofern sie in dem Haushalt eines anderen leben: 15, 13,50, 12. 10 Mark; unter 21 Jahren: 10, 9, 8, 7 Mark. Für weibliche Per sonen über 21 Jahre, sofern sie nicht im Haushalt eines anderen leben, 22,50, 20,25, 18, 15 Mark: über 21 Jahre, sofern sie in dem Haushalt eines andere» leben, 10, 9, 8, 7 Mark: unter 21 Jahren: 8, 7,25, 6,25, 5.25 Mark. Als Familieninschläge für den Ehegatten 13, 11,50, 10, 8,50 Mark: die Kinder nnd sonstige uutcrstützuuasbercchligte Angehörige: 11,25, 10,25, 9,25, 8 25 Mark. Ob das Fort- schreiten der Teuerung weitere Erhöhung erforderlich macht, hat der Reichsarbeitsministcr ausdrücklich einer ferneren Prüfung Vorbehalten. —* Hagelschaden. Der auch von nutz gebrachten Meldung aus Strehla über Hagel in Großrügeln usw. am 31. Juli abends ist noch nachzntragen. daß von dem Hagel am härtesten ein Teil der Gemeinde Canitz, die Flur Pocbra (zu °/„) und ein kleinerer Teil vom Rittergut Merzdorf be troffen worden ist. Hafer bat teilweise bis 90°/„ Schaden gelitten. —* Jngendbundtag de« Gewerkschaft-- bundeS der A ngestellten (M. D. AI. Der Jugend bund im G. D. A. beging am 30. nnd 31. Juli seinen 2. RcichSjugendtag in Goslar. Auch unsere Riesaer Abteilung war in Goslar anwesend. Die bereits am Sonnabend, den 29. Jnli eingetroffenen Gruppen begaben sich abends 7 llbr nach dem Georgenberge, wo der Herr Oberstudiendirektor Dr. Heiligenstädt, Goslar, über Goslars Geschichte sprach. Am Sonntagmorgen war je ein evangelischer nnd katholischer Gottesdienst. Die Weihe des Gottesdienstes in der evangelischen Marktkirche wurde er höbt durch da« Einbringen der Wimpel unter dem Gesänge des alten Paderborner WallfabrtslicdeS durch die Leipziger Mädels. Um 11 Ubr versammelte sich die Jugend, deren Anzahl auf weit über 5000 gestiegen war, auf dem Markt platz , wo der Jugendsiihrer Borckardt-Berlin, der BnndeS- vorsitzende Schmider-Berlin und das Aufsichtsratsmitglied Schiffmann-Magdeburg herzliche Worte der Begrüßung sprachen. Hierauf wurde nach dem Kaiserhaus marschiert, zur BundcStagsseier, bei der Ansprachen hielten: Heinrich Thal-Berlin „Bon der Freiheit unseres Volkes" und Borchardt-Berlin „Von der Einheit unseres Volkes". Der Nachmittag begann mit einem Festznge vom Markt nach der Festwiese am Steinberg, wo in Form eines Jugend- fcstes Bilder ans dem Leben der Jugcndgrnppcn gezeigt wurden. Mit Anbruch der Dunkelheit bewegte sich ein Fackelzug vom Festplatz durch die dunklen Straßen der tausendjährigen Stadt nach dem Osterfelds, wo noch eine eindrucksvolle unvergeßliche Abendfcier stattfand. Ter Montagvormittag war mit sportlichen Wettkämpfen aller Art anSgcfiillt. Tas Hauptereignis des Nachmittags war die Juaeudlmndtagung im Kaisersaal. Oberbürgermeister Kunge-GoSlar führte in seiner Begrüßungsansprache auS: Wir wissen zuweilen nicht, wo wir uns festbalten sollen in all dem Kampf und all der Not. Aber eins haben wir, das ist die deutsche Jugend. Wenn ihr der tausendjährigen Stadt eine Ehre antnn wollt, so nehmt den Geist von Goslar mit, den Geist, der sich aufbaut auf einer jahr hundertelangen Geschichte, die im ewigen Auf nnd Ab wirtschaftlichen nnd politischen Lebens gezeigt hat, daß der Deutsche, wem, es ihm noch so schlecht ergangen ist. immer wieder test und sicher ans beiden Beinen stehen lernte. Das Rückgrat gestrafft und den Kops nach oben gehalten, das rst uns allen so bitter not. Wenn ihr mit Andacht durch Goslars alte Mauern aegangen seid, dann werdet ihr empfunden haben: Deutschland muß wieder stark werden, muß wieder anferstchn! So grüßte Goslar den Jugend tag! Ein dreifach brausendes „Heil" war die Antwort auf die kraftvollen Worte. In einer kurzen Ansprache „Von Eisenach bis Goslar" gab sodann Borchardt-Berlin einen Ueberblick über die geleistete Jahresarbeit, Reis- Leipzig mahnte die Jugend, stark zu werden an Leib und Seele, Menschen zu werden, nicht bloß Leute, Gemeinschafts menschen und treu zu sein. M. Hcllersberg-Berlin und Henirich-Leipzig sprachen noch über „Jungen und Mädel >m Jugendbund" und NeichSjugendobmann Mewes-Berlin über „Was erwartet die Jugend vom G. D. A." Hieraus erfolgte die Siegerverkündigung aus den sportlichen Weit kämpfen. Mit dem Liede: „Brüder, reicht die Hand zum Bunde" erreichte die Schlußfeicr ihr Ende. Die Riesaer Gruppe unternahm im Anschluß an diese Tagung eine viertägige Harzwanderung, die im Kyffhäuser ihr Ende erreichte. K. Sch. —* Preisausschreiben für ein neues Ge schichtshandbuch. Wie das Relchsmrnisteriüm des In nern mitteilt, trifft cS zur Zeit tn Ausführung von Wünschen der Konferenz der Kultusministerien vom 19. Juli die Vorarbeiten für em Preisausschreiben zur Schaffung eines Handbuches, das Vie neuere Geschichte von der frcmmsischen Revolution bis zur Gegenwart be handelt. Tic Darstellung soll neben den politischen Ereig nissen die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Trieb ¬ kräfte ver neuerest Geschichte sowie vesönver? Vest Mnikutz der zur staatsbürgerlichen Mitverantwortung erwachenden breiten Schichten des Volkes gebührend zur Geltung brin gen Wie wir hören, ist als erster Preis ein Betrag von 150000 Mark vorgesehen, doch sollen auch namhafte Be träge für zweite und dritte Preise bereitgestellt werden, um eine Reihe tüchtiger Historiker vud Pädagogen für oic Arbeit zu interessieren. Die näheren Einzelheiten Hinsicht- lich des Preisausschreibens und des PreiSrtchterkollegiumS sollen demnächst bekannt gegeben werden. —* Demokratische BersastungSfeier in Meißen. Tie VersassungSfeier der Deutschen Demokra tischen Partei in Meißen nahm am Sonntag bei ruber ordentlich zahlreichen. Besuch au» allen Gegenden der AmtSbauptmannschaften Meißen und Großenhain einen sehr befriedigenden Verlauf. Nackoem am Vormittag Führungen durch Meissen und die Vorzellanmanufakturen stattgefunden hatten, versammelte sich in den ersten Nachmittagsstunden eine festlich bewegte Menge m der Geipelburg. Nach der Begrüßung der Erschienenen durch Gewerbcschuloberlehrcr Tößler und einigen musikalischen Vorträgen ergriff Reichs- tagsabgeordneter Oberbürgermeister Dr. Kültz-Zittau das Wort zur Festrede. Er führte auS, daß dieser Tag für das deutsche Volk ein Tag nationaler Einkehr und Selbstbe sinnung sein müsse. In Zeiten tiefsten Zusammenbruches sei die Demokratie und Revublik zu uns gekommen, nachdem die Monarchie einen nnübersebbaren Trümmerhaufen zurück gelassen hatte. Tie Grundlage der mühseligen Wiederauf- lwuarbeit bilde die Verfassung von Weimar, über der aber heute noch die Zwangsvcrfassling von Versailles steht. Nicht ein plötzlicher Ruck, sondern nur das mühsame Durch feilen der Kettenglieder könne uns von dieser Fessel be freien. — Au die mit stürmischem Beifall ausaenommenen Ausführungen schloß sich eine ebenso beifällig bearüßte. Ansprache des Landtagsabgcoroneten Malermeister Jcihuig- Mittweidu, der die besondere Aufgabe der Demokratischen Landtaasfraktion in Sachsen kennzeichnete. Besonderes Interesse fand eine Sitzung des Landwirtschaftlichen Aus schusses, in der Parteisekretär Walther-Meißen über den Stand der Siedlnugsbewegung im Bezirk berichtete. Gegen das Verhalten des Lauobundcs in der Ausführung deS Reichsfiedlungsgesetzes in Sachsen wurde lebhafte Be schwerde erhoben. An die Tagung schloß sich ferner an eine Versammlung der Demokratischen Jugend, in der der Vorsitzende des Landesverbandes. Lehrer Pretzsch-AnerS- walde, über die Bcdeutuna des Vcrfassungstages für die Jugend sprach. —* Reparationslieferungen im freien Verkehr an Frankreich. Nach der Bekanntmachung des WiedcrausbaumiiiistcrS vom 17. Juli 1922 können nun mehr die von Deutschland zur Erfüllung des Vertrages von Versailles auszuführenden Sachliefcrungcn km Wege freier Verträge zwischen deutschen und französischen Staats angehörigen erfolgen. Abdrucke der Bekanntmachung gibt die Gewerbekammcr an die von ihr vertretenen Kreise zum Selbstkostenpreis (110 Mark für das Stück' ab. —* Reichswehr und V e rf a s s u n a s fei e r. Wie im ganzen Reiche werden auch in den Standorten der Reichswehr im 1. Wehrkreiskommando auf Befehl des Landeskoiumandauten Generalleutnants Müller am 11. ds. Mts. zur Feier des Berfassungstagcs Platzmusiken statt finden. Innerhalb des WehrkreiskommantwS 4 befinden sich Standorte in Dresden. Bautzen, Döbeln, Freiberg, Grimma, Grossenhain, Leipzig. Löbau, Königsbrück, Dessau, Halberstadt, Magdeburg, Ouevlinbura, Stendal. Torgau und Zerbst. Tic militärischen Tienstgebäude werden an diesem Tage beflaggt. —* Zur Leut enot in der Landwirtschaft. Der Landcskiilturrat wandte sich auf eine Anregung des Verbandes Sächsischer Industrieller an die sächsischen Han delskammern mit der Bitte, sie möchten erwägen, wie man die auS der Landwirtschaft stammenden jugendlichen Arbeits kräfte der Landwirtschaft erhalten könnte. In einer gemein samen Antwort an den Landcskiilturrat anerkannten die Kammern die Leutenot in der Landwirtschaft, bemerkten aber, das; der Durchführung geeignet erscheinender Pläne fast unüberwindliche Schwierigkeiten entgegcnstehen. Be sonders wurde auf die geringere Entlohnung landwirtschaft licher Arbeiter gegenüber den Industriearbeitern hinge- wtesen. Die Kammern sagten jedoch zu. soweit möglich auf die Industrie einwirken zn wollen, daß diese jugendlichen Arbeitern nahelegt, sich landwirtschaftlichen Diensten zuzu wenden. Ferner wurde berichtet, daß eine Handelskammer vorgeschlagen habe, die schulentlassenen Mädchen zu ver pflichten, ein Jahr lang Beschäftigung in der Land- nnd Hauswirtschaft anzunchmen. Allerdings habe dieser Plan auch Widerspruch hervorgerufen, so daß seine weitere Ver folgung dem Landeskulturrat überlassen bleiben müsse. —* Landwirlscbattlrche Warenbörse zu Großenhain. ES wurden notiert (nichtamtlich) am Sonnabend, den 5. August 1922: Weizen 1500/50, Rogge« 1150, Hafer 1300/1400, Winter-Gerste 1100, Mais 1400, Maisschrot 1480, Kleie 950, Roggen- und Weizenstroh 250, Haferstroh 270, Heu 750 800. Breis« verstehen sich für den Zentner in Mengen unter 5000 Kilogramm. —* August-Meteore. Ter August gehört nttt dem April und November zu den sternsck.nuppenreichsten Zeiten des Jahres. In diesem Monat kreuzt ine Erde einen der Hauptmeteorschwärme, die Derselben, deren Maxrmnm in die Tage des 9. bis 13. August, namentlich auf den 10. August fällt, deren Vorläufer vereinzelt aber schon Ende Juli bemerkt werden und deren Nachzügler noch IM In kste »wette MonatShälkte hinein anftaucken. Ihre Geschwindigkeit — so Nest man in der ..Astronomischen Zeitschrift" (Hamburg) — wrrd nur noch von den im No vember sichtbaren Leoniden-Meteoren übertroffen und ist mehr al- doppelt so groß al- die Geschwindigkeit der Erde in ihrem Lauf um dre Tonne, oder 70—80 mal so groß al- die einer aus dem Lauf treibenden Kanonenkugel Die Nachrichten über den Berseidenstrom reichen zurück bis zum Jahre 830 unserer Zeitrechnung, sie mehre« sich zettweilia, denn bet einer Periodrzttat de» Schwarme- von etwa 108 Jahren hält die größere Läufigkeit immer 20 bi» 30 Jahre lang an. Da die Bahnelemente der Perseiden, wie Schm- parclli entdeckte, fast genau mfi denen deS Kometen 1862III übereinstimmen, hat nran diese Meteore als einstige Teile jene» Kometen zu betrachten. Im VolkSmunde hießen die Verleiden früher LaurentiuStranen, zu Ehren des später heilig gesprochenen Bischof- Laurentius, den die chnsten- feindliche Regierung in Rom im Jahre 258 auf einem Rost lebendig braten ließ, weil er als die von ihm geforderten Schätze der Kirche die Armen und Kranken bezeichnete. Seip Kalendertag war der 10. August, und das Volk glaubte daher, als eS dre leuchtenden Meteore beobachtete, der Himmel weine um den Märtyrer feurige Tränen. —* Bäum« färben. Im Forst von Tharandt bei Dresden wurden am Donnerstag sehr interessante Fär- bungen an lebenden Bänmen vorgenommen. Der Ingenieur Reimann hat sich feit einem Jahrzehnt der Krage der Imp fung bzw. Färbung der Bänme gewidmet, weil er glaubt, hierdurch ein wirtschaftlichere- Verfahren erzielen zu können al» bet der künstlichen Färbung und Beizung. Lang« Zett hindurch blieben diese Versuche im großen ganzen er gebnislos, weil die radialen Bohrungen, mit denen er be gann, nicht dazu führten, baß das ganze Holz des Baumes dnrchgefärbt wurde. Deshalb ging er von hier ab und wandte sich bann der quadratischen Bohrnng zu, di« auch mechanisch leichter durch Maschinen burchgcführt werden kann. Sie hat ihn denn auch zum vollen Erfolg geführt. Mit Hilfe von Anilin-Farben — Man braucht deren nur 80 Gramm auf etwa 2Nü Liter Wasser — kann ein ganzer Baum geimpft und gefärbt werben. Nach etwa acht Tagen wird der Baum gefällt und dann mehrere Monate getrocknet. Die Be arbeitung geschieht bann genau so wie bei anderen Hölzern. In Gegenwart des sächsischen Ministerpräsidenten Buck nnd zahlreicher Vertreter von Behörden, namentlich auch ver schiedener Professoren der Forstakademie Tharandt wurde bann ein Baum gefällt und eS zeigte sich, daß er schon nach etwa 48 Stunden vollständig blau gefärbt war. selbst biS in die kleinsten Zweige und Blätter hinein. Professor WilicenuS von der Forstakademie Tharandt, der Leiter der dortigen forstlichen Versuchsanstalt, bestätigt«, daß sich mit dem Patent Reimanns durchaus erfolgreich arbeiten läßt. ES würden alle Gefäßbahnen des Baumes von der Färbung ergriffen und gleichmäßig getroffen. Die Versuchsanstalt habe selbst seit etwa der gleichen Zeit ähnliche Versuche unternommen, die aber mehr auf die Konservierung des Holzes hinzielten und die ebenfalls erfolgreich gewesen sind. Das Verfahren NeimannS wird von der „Färbbaum Deutsche Edelholz A- G." und von der „Dresdner Holzindustris-Gesellschaft" in Gittersee bei Dresden verwertet und es werden mit Hilfe der naturgefärbten Hölzer Möbel, Zigarettendosen, Feder halten usw. hergestellt, die eine schöne Farbe zeigen und auch den Eindruck echter Möbel Hervorrufen, aber sie natürlich nicht ersetzen können. Namentlich das Ausland — Holland nnd Amerika — zeigt großes Interesse für diese neue Er findung, die mit dazu beitragen dürfte, der deutschen In dustrie neue Absatzgebiete zu verschaffen. * Dresden. Einer im Weißen Hirsch zur Kur weilenden Dame wurden am 4. August Schmucksacken im Werte von 3'/, Millionen M. aestohlen. Als Diebe wurden der angebliche Fabrikant Rußwyl und dessen angebliche Ehefrau ermittelt und auf Veranlassung der hiesigen Kriminalpolizei in Hannover, wohin sie beide geflüchtet waren, festgenommen. Die gestohlenen Sacken wurden bei dem DiebeSpaar vor gefunden und beschlagnahmt. — An der Stadtgrenze bei Weidners Sanatorium in Wackwitz wurden abends in der 9. Stunde 2 Ranbüberfälle verübt. In dem einen Falle wurden einem Kriegsinvaliden von einem Unbekannten mit voraehaltenem Revolver 300 M. und in einem zweiten Falle offenbar von demselben Täter in ganz unmittelbarer Nähe einer Spaziergängerin die gleiche Summe abgenommen. Freital. Aus dem Fenster des 2. Stockes stürzte im Hause Untere Dresdner Straße 59 die 3V, Jahre alte Tochter der Familie Große. Das Kind batte sich in Ab- Wesenheit der Mutter am Fenster zu schaffen gemacht und zu weit hinauSgewagt. ES starb bald darauf an einem Schädelbruch. — Bei einer Zecherei mehrerer junger Leute wurde der Fabrikarbeiter Martin Oswin Berger mit Kognak so betrunken gemacht, daß er ohnmächtig wurde und, ohne die Besinnung wieder erlangt zu haben, verstarb. Pirna. Das Sonntag nachmittag vom Sport- nnd Schwimmverein „Natura" veranstaltete Schwimmfest erhielt einen besonderen Reiz durch das damit verbundene Brücken ¬ fungen nnd unter ihnen befindet sich auch ein „Schlager" im besten Sinne des Wortes, das köstliche „Wenn der Früh ling über die Berge steigt", das mit seinem jubelnden Refrain „O wie wunderschön ist die Frühlingszeit" durch die ganze Welt gegangen und beinahe zum Volkslied ge worden ist. Eine besondere Stellung nimmt der tiefemp fundene Lieberzyklus „Eliland" (Dichtung von Karl Stieler) ein und eine überaus liebenswürdige Seite seines Talentes offenbart Becker in den lieblichen „Kinderlieber«", deren Dichtung zum Tetl von seiner ebenso kunstsinnigen wie kunstverständigen Gattin Olga Becker herrühren. Wa» diese edle Fra« -em greisen Meister gewesen und just in den letzten Jahren geworben ist, das darf hier nicht mit Stillschweigen übergangen werden. Denn sie hat nicht nur auf sein Schaffen stets großen Einfluß, sondern sie ist, seit der greise Tondichter das Augenlicht fast verlor, seine ge treue und verständnisvolle Helferin, welcher der unermüd lich Schassende sein« Schöpfungen diktiert. Ans allen Gebieten der Tonkunst hat Reinholb Becker Bedeutendes geleistet und wie.ihm als einem echten deut schen Meister die Mitwelt heute voll Dank den Ehrenkranz rei.cht, so hat er sich al» Mensch von reichem, weichem Herzen und vornehmster Denkart die Liebe aller erworben, die das Glück hatten ihm persönlich nahe treten zu dürfen. Möge -em verehrten Künstler noch ein langer und trotz der schweren Zeit sorgenloser Lebensabend beschieden sein, denn von ihm, der dem Geschick zum Trotz noch heute köstlich« Werke schafft, gilt sicherlich da» Wort de- Han» Sach» tp Wagner» „Meistersingern": Wem'» da noch will gelinge«, Ein schöne» Lied z« singen, Seht, Meister nennt man den". y. «. Deißler.
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