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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.08.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192208224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19220822
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19220822
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1922
- Monat1922-08
- Tag1922-08-22
- Monat1922-08
- Jahr1922
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.08.1922
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Riesaer D Tageblatt und Anrriarr fEldtdlM »nd Amtim). Postscheckkonto, Drnrden >VW ' »tr-KS« «i«la «L U. " und Anxrigrd MMatt mü> RnMG LrahtanschrP: ^Matt Mlrsa. Diese« vlatt enthält die amtliche« »ekamltmachnnße« -er «w Lhauptmannschaft Großenhain, de» Amtsgericht», der Amttavwaltschaft beim Amtsgerichte «nd de» Rate» der Stadt Rieka. des Stmuuam» Riesa «»d de» dauptzollamtt Meiste», sowie de» SemetnderateS Gröda. Dienstag, SS. August 1S2S, abends ISS La» Riesaer Lageblatt erscheint je»«« Lag abends »/,S Uhr mit Ausnahm« der Sonn- und Festtage. vezu,-prell, gegen Vorauszahlung, monatlich , Sinzelnrimmer 2.VV Mark A»»et»e» fiir die Nummer de« Ausgabetage« sind bi» 9 Ubr vormittag» aufzugeben und im vorau» zu bezahlen: «ine Gewähr für das Erscheinen an bestimmten Lagen und Plötzen wird nicht übernommen. Prei» für die 89 mm breite, » mm hohe Grundschrift-Zeile (8 Silben) ».— Mark; zeitraubender und tabellarischer Satz 56°/, Aufschlag. Nach. Messung». und Permittelungsgebühr 2.— Mark. Feste Tarife. Bewilligter Rabatt erlischt, wenn der betrag verfällt, durch Klage «ingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Kontur» gerät. Zahlung-- und Erfüllungsort: Riesa. Achttägige Untcrhaltung»brilage „Erzähler an der Elbe". — Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen de« Betriebe» der Druckerei, der Lieferanten oder der BesörderungSeinrichtungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung de» Bezugspreise». Rotationsdruck und Verlag: Langer - Winterlich, Riesa. Geschiftsftele: GoetHeftraste SS. Verantwortlich für Redaktion: Arthur Hähnel, Riesa: für Anzeigenteil: Wilhelm Türn ich, Niesa. 7S. Jahrg —° Mark ohne Bringerlohn. In da» Güterrechtöregistrr ist beute eingetragen worden: Seite 152, den Oberpost- sekretär Paul OSkar Richter in Riesa und dessen Ehefrau Olga Helen« vertv. Kretzschmar geb. Pötzsch betr.r Die Verwaltung und Nutznießung de» Manne» ist durch Ehrvertrag vom 7. Juni 1922 ausgeschlossen worden. Amtsgericht Riesa, den 21. August 1922. Rattenvertilgung betr. In uuferer Bekanntmachung vom 15. 8.1922 — Nr. 193 des Nicsaer Tageblattes — muß es heißen: Abfertigung für Abholer Buchstabe O — Schluß am S8. 8. Lvss, nicht am 27. 8. 1922. Ter Rat der Stadt Riesa — Polizeiamt —, am 22. August 1922. rechttgkett widerfahren lassen. Sie habe selbst eine Reih« von Verfehlungen Deutschlands sestgeftellt, und diese Fest stellungen seien eine nachdrückliche Widerlegung des deut schen Rechtfertigungsversuchs. Wie könne man behaupten, daß der Marksturz notwendig durch das Defizit der Handels bilanz und durch das Zahlungsstatut veranlaßt worben sei! Rechne man den mittleren Wert der Mark während der Jahre 1919, 192» und 1921 in Franken um, so bemerke man, daß in Lieser Zett das Defizit der französische« Handels« btlanz um 2815» Millionen Franken höher gewesen sei, als das in -en deutschen Statistiken berechnete deutsche Defizit. Bezüglich der Genauigkeit der von Deutschland veröffent lichten Ziffern müsse man außerdem alle Vorbehalte machen. Außerdem beträfen die einzigen etwas bedeutsamen Zahlun gen, die Deutschland seit dem Waffenstillstände im Auslande habe leisten müssen, die Reparationen. 1919—1921 habe Frankreich an das Ausland Milliarden Papiermark zurückgezahlt, sodaß also Frankreich, dessen reichste Pro vinzen durch den Krieg verwüstet worden seien und dessen Bevölkerung kaum drei Fünftel der deutschen betrage, an das Ausland von 1919 bis 1921 ebenso infolge des Defizits seiner Handelsbilanz wie infolge der Rückzahlungen an das Ausland ungefähr 54)4 Milliarden Papiermark bezahlt habe, während Deutschland nur 82 Milliarden bezahlt habe. Diese Zahlen bewiesen, daß das Sinken der Mark nicht durch die von Deutschland angeführten Gründe verursacht worden sei; es sei verursacht worden durch die endlose Ausgabe von Neichsbanknoten und durch den Kapitalexport. Deutschland habe sofort nach dem Waffenstillstände alle den Kapital export einschränkende« Gesetze unterdrückt. Infolgedessen hätten die begütertste« Deutsche« all ihre disponibel« Fonds, Titel und Werte ins Ausland gebracht. So seien aus Deutschland alle seine beweglichen Kapitalien am Vorabend -er Ausführung des Versailler Vertrages herausgeströmt. Deutschland sei also an dem verhängnisvollen Sturz seiner Devisen schuld. Die Reparationskommission habe daher bereits mehrmals Gelegenheit gehabt, Deutschland zu sagen: Ihr habt gegen eure elementare« Verpflichtung«« verstoßen, und wir werden den alliierten Regierungen Vorschlägen, gegen euch die Sanktionen zu ergreifen, die wir für nötig halten. Aber die von gewissen alliierten Regierungen ge gebenen Instruktionen seien immer außergewöhnlich ge linde. Der Buchstabe -es Friedensvertrages sei vielleicht re spektiert worden; seinen Geist habe man aber ständig ver kannt. Als Deutschland ein «eues Moratorium verlangte, habe die britische Regierung, ohne Frankreich zu befragen, öffent lich erklärt, es scheine, man müße das Moratorium be willigen, und gleichzeitig daran erinnert, -aß Frankreich der Schuldner Euglauds sei und daß das Schicksal dieser Schuld zum großen Teil von Entschlüssen abhänge, die Amerika als Gläubiger Englands seinem Schuldner gegen über annehme. PoincarS fuhr fort: Wir waren sehr erstaunt, -aß eine derartige Reparation uns in dem Augenblick über mittelt wurde, in dem Deutschland ankündigte, daß eS nicht bezahle« wolle, und in dem England das Verlangen Deutsch lands unterstützte. DaS Zusammentreffen war zum wenigsten bedauernswert. PoincarS stellte dann der von der ReparationSkommission festgesetzten Schuld Deutsch lanbs die von Len Alliierten gegenseitig geschuldeten Sum men gegenüber und sagte: Gibt es den geringsten Vergleich zwischen dem, was Deutschland den Alliierten schuldet, und Len Schulden der Alliierten untereinander? Deutschland hat das von ihm ««gerichtete Uebel wieder gutznmache«, und diese nötige Reparativ« muß vor jeder andern de« Vorrang habe«. Wenn England sofort das Geld zurück habe« wollte fü« das, was wir während des Krieges bei ihm gekaust haben, und gleichzeitig die Bezahlung -er Re parationen verzögert, dann würde eS uns zwingen, Laß wir unserseits uns an die alliierten Länder, die unsere Schuldner find, wenden, und so «küßten wir auf irgendeine Weise uns von Italien, Rumänien und Serbien die Sum men bezahlen lasten, die man von unS verlangen würde und die von Deutschla«- zu erhallen, man unS nicht gestatten würde. Wir Lenken nicht dara«, unsere Schulden bet unser« Alliierten etnzufordern; zuerst wolle« wir unser« Korde- ruuge« au Deutschland habe«. Diese Krage der inter- alliierten Schulden verlangt eine gemeinschaftliche Regel««« und sollte recht bald auf einer Konferenz aller daran inter- estterten Staaten geprüft werden. Die wesentliche Be dingung dieser Regelung ist, daß «ran die Schulde« Deutsch lands nicht in eine« Topf mit de« Schulde« der Staate» zu werfe« sucht, die im Kriege gemeinsam« Sach« gemacht haben. Kür den Augenblick blieb nur übrig, jede» «en« Moratorium abzulehue« oder es nur gegen positive Pfänder zu gewähren, darunter die Gtaatsbergwerke i« Ruhrgebiet und di« deutsche« Gtaatssorste«. Die euglische Regierung konnte sich diesem Grundsatz nicht anschließen. Da er allein die Rechte Frankreichs wahren konnte, habe ich nicht ge glaubt, ihn aufgeben zu dürfen. Was auch immer kommen möge, wir werbe« nicht «ns ih« verzichte«. Wenn wir von Pfändern und Garantien sprechen, dann beeilt man sich in Deutschland stets uns bisweilen auch anderSwo, uns Hintergedanken »uzuschretben. Selbst wenn wir im Gegensatz zu unfern Wünschen isoliert Pfänder ohne die Mithilfe unserer Verbündeten nehmen müßten, würden wir nicht versuchen, sie n»S endgültig anzueigne«, und sie festhalten bis zu dem Augenblick, wo Deutschland etnwtlllgt, seine» Verpflichtungen nachzukommen. Wir wissen recht-gut. Laß selbst die besten unserer ^Pfänder uns nicht sehr für die PoinearSs, Rede in Bar-le-Dne. wtb. Paris, 21. August. Anläßlich der Eröffnung der Tagung des Generalrats des Departements Mcuse hielt PoinearS in Bar-le-Duc eine politische Rebe über die Repa rationsfrage, in der er daran erinnerte, daß sie für die Be wohner des Bezirks, in dem man tage, von grundlegender Bedeutung sei. Die Lösung der Reparattonsfrage werbe nicht nur Lurch den schlechten Willen Deutschlands s!) be- hindert, sondern sie stoße auch auf überraschende Schwierig keiten. Während des Krieges sei es vor der Schaffung des Einheitskommandos nicht immer leicht gewesen, die Ein heit der Alliierten aufrecht zu erhalten; aber in -er Erinne rung an die gemeinsame Gefahr hätten sich die Schwierig keiten immer rasch verflüchtigt. Seit dem Waffenstillstände habe jedes der Länder, die Sette an Sette gekämpft hatten, nach und nach nicht nur die Erinnerung an die Waffen brüderschaft, sondern auch den wahren Begriff der politischen Solidarität verloren. ES gebe aber in der ganzen Welt zwei kollektive Leidenschaften. Er wolle von jenem Wille« z«r Macht sprechen, den man teils Rationalisnms, teils Imperialismus nenne, von jenen leere« Hosfnnuge« auf eine revolutionäre Aera, die man unter dem Namen Kom- m««ism«S un- Bolschewismus kenne. Frankreich sei nach seiner sozialen Gliederung gewiß eins der Länder in der Welt, die am wenigsten unüberlegten Leidenschaften ausge setzt seien. Vergeblich versuchten die Nationen, die teilweise mehr als Frankreich vom Imperialismus besessen seien, cs Gott weiß welcher Herrschaftsträume anzuklagen, Frank reich wünsche keine Vergrößerung seines Gebiets, verlange keinerlei Hegemonie, wolle weder irgendein Volk vernichten noch demütigen, verlange nichts anders als die Ausführung -er Verträge und EntschäbigungSzahlungen. Aber sein» Forderungen, von denen sein Heil abhänge, würden nicht immer von seinen besten Freunden begriffen; diese setzten ihre Sorgen und ihre Interessen voran. Teilweise hielten sie sich für weniger stark als Frankreich gegen die An steckungsgefahr durch den Bolschewismus gesichert und bil deten sich ein, ihn durch unfruchtbare Verhandlungen fern halten zu können. Teilweise sähen sie auch, daß ihre In dustrie durch Arbeitslosigkeit lahmgelegt werbe. Sie seien pon dem Wunsche beseelt, koste eS, was eS wolle, die aus wärtigen Märkte wieberzugewinnen. Sie gingen ihre« Weg; Frankreich gehe de« seine«. Es ereigne sich, daß beide sich etwas von einander entfernte«. Als nach dem Waffen stillstand« jedes der kriegführenden Länder in gewissem Ginne wieder zu feinem geheiligten Egoismus -urückgekehrt war, dessen sich ein kriegführender Staat rühmte, habe er sich darüber weder gewundert noch entrüstet. Aber waS er lPoincarS) weniger begreife und was Frankreich nicht ver stehe, fei. Laß seit mehr alS drei Jahren, wenn eS sich «m den KrtedenSvertrag und spätere Abkommen handelte, die Einigkeit unter de» Alliierten so oft auf Koste« Frankreichs erzielt wurde. Wozu Mrs eS, wenn man heute die lange Reihe der Entscheidungen Frankreichs auszähle, die Kon zessionen, die man von ihm zugunsten Deutschlands ver langt habe, die Abstriche, die man nach und nach seinen Forderungen aufgezwungen habe» den Widerspruch, -en man stet» dann erhoben habe, wenn Krankreich geraten habe, Garantien und Sanktionen zu nehmen? Nach und nach scheine eS Frankreich so, al- ob man ihm LäS Recht streitig gemacht habe, eine französische Politik zu treiben. Ein» Allianz könne aber nur dann dauernden Bestand haben, wenn sie auf Gleichheit und gegenseitigem Respekt vor der stationären Souveränität beruhe. Frankreich sei eine so große moralisch« Macht, daß eS die Sicherheit hab«, Min desten- ebensoviel zu geben wie zu empfangen, wenn e- kirren Freundschaftspakt avschließe. > Pomcars ging dann dazu über, vom Gesetz« der Mehr» Veit »« sprechen, dem Frankreich bei den alliierten Kon- ferenzen ober innerhalb -er ReparationSkommission unter legen sei. Man habe von ihm verlangt, eS solle sich dem Wille« der größere« Zahl den«««, L. h. der an der Regelung der Reparationen weniger tnterefsterten Mächte. Dies« offenkundige Ungerechtigkeit könn« aber nicht die fortgesetzte Unterordnung Frankreich- unter de» Willen anderer be- deuten. Aber unglücklicherweise hätten die Ereignisse Frank reich nach und nach beinahe ^u diesem unerträglichen Re sultat geführt. Die britische Regierung, fuhr PotnearS fort, Li« sicherlich nur von freundschaftlichen Gefühlen unS gegen über beseelt ist, hat sich indes nicht ganz den schweren Ernst unserer Finanzlage klar gemacht, auch nicht bas kapitale Interesse, da- wir daran haben, von Deutschland rasch ent« schädigt zu werden. ES hatte -en Anschein, als hätte Ne die horrenden Vorschüsse vergessen, die wir kür unsere Gegner machen mußten. Sie hat sich ihren Schuldner« gegenüber zu dilatorische« Maßnahme« verführen lassen; jedesmal, wenn wir, um endlich bezahlt zu werden, den Vorschlag machte», gemeinschaftlich zu dem ««umgänglichen Zwang zu schreiten, hat sie unS widersprochen in der ver geblichen Hoffnung, Lurch Versprechungen und Güte zu einem Ergebnis zu kommen. " Deutschland, daS schon im Genuß eine- weitgehende« Moratoriums gewesen sei, verlang« noch ein weiteres. Könne eS sich auf seine bona ftbeS berufen und sagen, daß es das Opfer -eines Mißgeschicks sei? Reichskanzler Wirth habe kürzlich abermals behauptet, Deutschland habe nicht absichtlich am Niedergang der Mark gearbeitet. Die englische Negierung selbst habe dieser Behauptung in dem Gegen- Entwurf, -en sie -em französischen, entgegengesetzt habe, Vv- Forderung «ntschädige« würden. An dem Tage, an dem Deutschland loyal seine Verpflichtungen anerkennt und er füllt, werben wir uns daher nicht weigern, mit Teutichland in eine Prüfung der beste« Mittel einzutreten, um die rasche und regelmäßige Ausführung des Friedensvertrages sicher zustellen. Die Berliner Besprechungen. Aus Berli« wirb gemeldet: Gestern nachmittag hatten Bradbnry und Mauclere im Reichssinanzministerium die erste Besprechung mit dem Reichsfiuanzminister Dr. HermeS und dem Staatssekretär Bergmann über die Frage des Moratoriums. Tie Verhandlungen dauerten etwa eine Stunde. Tie beiden Vertreter der Reparations- kommission entwickelten den bekannten französischen und eng lischen Standpunkt. Die Diskussion führte noch nicht zu Beschlüssen, sondern diente in der Hauptsache der gegen seitigen Information. Die eigentlichen sachlichen Verhand lungen sollen erst heute beginnen. Die politische Leitung der Verhandlungen liegt in der Hand des Reichskanzlers, der sich die letzten Entscheidungen vorbehalten hat. Die „Neue Berliner Zeitung" hörr aus französischen Kreisen: Mauclere lege im Einverständnis mit Bradbury lehr scharfe Bedingungen vor. Mauclere sei allerdings von seiner Negierung ermächtigt worden, über den Ersatz ein zelner Bedingungen zu verhandeln, jedoch nur, wenn cs sich um einen Ersatz gleicher Art und gleichen Inhalts handle. Mauclercs persönliche Stellung sei zudem einer milden Tonart nicht günstig. Tie englische Regierung habe Bradbury meür oder weniger formell angewiesen, sich der Stellung nahme. Maucleres soweit wie möglich anzupassen. Tie Pläne, die in Berlin zur Verhandlung stehe«. Loudon, 21. August. „Times" berichtete aus Paris, der Mittelpunkt des Interesses sei für den Augenblick nach Berlin verlegt, wo die Delegierten der Neparalionskom- mission versuchten, einen Mittelweg zu finden. Toch kei wahrscheinlich, daß während der Abwesenheit Bradburns und Maucleres in Paris eine rege diplomatische Tätigkeit entfaltet werde. Dem Berichterstatter .zuiolge werden in Berlin etwa folgende Joecn entwickelt werden: 1. In Wirklichkeit würde Deutschland kein Moratorium gewährt werden, aber Belgien, das vertragsgemäß auf die Reparationen eine Priorität zu fordern habe, werde narr Bargeld sechsmonatige Wechsel nehmen, die von Deutschland auf die sogenannten D-Banken, nämlich die Dresdner Bank, Deutsche Bank, Disconto Gesellschaft und Darmnädter Bank gezogen seien. Es sei jedoch zweifelhaft, ob dis D-Banken für diesen Plan zu haben sein würden. 2. Andere Kreditoperationen, die auf dem Grundsatz der Geldansuahme aus besondere deutsche Werte beruhen würden, würden die Lage möglicherweise zeitweise bessern, obgleich Bradbury selbst immer erklärt trabe, alle derartigen Operationen be deuteten in Wirklichkeit, baß den Krediten der Alliierten gegenüber Deutschland damit die „Augen herausgenommcn" würben. 3. Die Goldreserve des Reiches müsse von. der Reichsbank nach dem besetzte« Gebiet gebracht und von den Alliierten als Pfand angesehen werden. Ta ne eine Milli arde Goldmark betrage, würbe sie ein ebenso wertvolles Pfand darstellen wie die Bergwerke und Wälder. 4. Eine Art der Kontrolle von Bergwcrke« «ud Wäldern, wie ne Frankreich auf der Londoner Konferenz vorgeschlagen habe, würde vielleicht von der Neparationskommission immer noch zugestanden werden, vorausgesetzt, daß der Poincaräsche Plan genügend abgeändert werbe, um Liesen für die deutsche Regierung annehmhar zu machen. 5. Eine nmsasseuderc Regelung würbe, wenn sich die Gelegenheit dazu biete, von Bradbury mit der deutschen Regierung erörtert werden. Dies würde, sofern diese Regelung für durchführbar er achtet werde, den augenblicklich gestellten Forderungen nach produktiven Pfändern untergeordnete Bedeutung geben. Ter Berichterstatter teilt mit, daß die umfassendere Regelung bereits de« von ihm in voriger Woche in einem Pariser Telegramm auseinandergesetzten Plänen entspreche. Dieser Plan befinde sich beim britischen Schatzamt und befürworte die Teilung der dentschea Schuld in zwei Abschnitte, in eine Jahreszahlung von beispielsweise L Milliarden Golbmark, zahlbar während 8» Jahren tauch von einer 20jährigen Basis sei die Rede gewesen). Der andere Abschnitt umfasse eine nach 8» Jahren zahlbare Grunbsumm« von 10», mög licherweise 11» Milliarden Golbmark. Englische Kordernugen zur Reparationsfrage. Der Londoner Berichterstatter des „Newyork Herald" übermittelt seinem Blatte eine Zuschrift -eS englischen Schriftstellers Sir George Vatsh zur Reparationsfrage. Dieser ist davon überzeugt, daß eine Schwenkung in der Reparationspolttik der Verbündeten viel weniger von der englischen Regierung aus freiem Entschluß gefordert, als vielmehr von der englische« öffentliche« Meinung, den Ar beitern, Industriellen, Kaufleuten und Bankiers ihr aufgy- zwungen wird. Alle Klassen der englischen Bevölkerung sind nach ihm heute von dem Wunsche beseelt, 1. -atz von der englischen wie von der französischen Regierung die be stehend«» Tatsache« anerkannt, jeder einzelne Faktor sorg fältig beobachtet und die Linie -er zu befolgenden Politik völlig ne« gezogen werde, 2. daß da- französische Bolk von den europäischen und den allgemeinen Verhältnissen der ganzen Welt, wie sie heute liegen, völlig unterrichtet werde, », -aß.die Frage der deutsche« Zahlungsfähigkeit dem
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