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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 08.02.1906
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-02-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060208010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906020801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906020801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1906
- Monat1906-02
- Tag1906-02-08
- Monat1906-02
- Jahr1906
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 08.02.1906
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L) -O r- L) r/) (v n L, L> -o o Da» preußische Wahlrecht hat Fürst BiSmarck ein «lende» ge nannt: aber auch da ist mir keine Tatsache bekannt, auS der deworginge, daß er versucht hätte, das preußische Wahlrecht zu ändern. Ich gestehe, es besteht eine gewisse Dissonanz zwi lchen dem Wahlrechte nn Reiche und deinsenigen der Präsidial- macht Preußen. Ich gehe so^ar so weit, zu sagen: Ein io offserenleS Wahlrockit Imt zun»ellen die Wirkung, daß auch dir "Üarteien nicht ganz konleguent sind in dem eine« oder anderen Aarlameule. ssehr richtig!! ES mache» sich bei einer und derselben Partei in de» Parlamenten oft iebr bemerkbare ilnterlchiede gellend. WaS das allgeuteine Wahlrecht anlanat, o balle ich die Grundlagen, am denen die «Sozialdemokratie sich aufbaut, für viel zu schnntch, als daß ich eS für möglich hielte, daß dc« Sozialdemokraten jemals die Mehrheit hier oder in einem anderen Parlamente erlangen. Aber zu be denken bleibt die Einwirkung, die die Sozialdemokratie auch auf die bürgerlichen Parteien ausüdt. Es muh, um eine Wirkung zu erreichen, zu sehr mit Effekten, gewissermahen impressionistisch, gearbeitet werde», während es doch Aufgabe der Volksvertretung sein soll, die Masse» zu leiten. Man hat gosagt, das plutokratische Wahlrecht in Preußen trage der Intelligenz nicht Rechnung. Da erlaube ich mir die Frage: Trägt denn das allgemeine Wahlrecht der Intelligenz Rech nung? Wird nickt auch sogar Herr Bebel glauben, ein un endlich viel höheres Mab von Intelligenz zu haben, als irgend ein Handarbeiter? Da» allgemeine Wahlrecht bat ledensalls nicht nur össentiiche Gegner, sonder» auch geheime Gegner. Die verbündeten Regierungen werden sich aber durch keine Agita- c^: co iion weder von links noch von rechts bewegen lassen, an dem allgemeinen Wahlrechte etn»as zu ändern. Die Reichsverfassung beruht aus dem Bunde, den die Fürsten geschlossen hoben, die Bundesstaaten sind geschaffen von der Reichsinstanz, son dern umgekehrt, und zwar unter dem Schuhe des geltenden Rechts, und da können Sie nicht den Spieß umdreyen und vom Reiche aus in die Rechte der Bundesstaaten «ingreisen. Das würde dem föderalistischen Grund«, auf dem das Reich imgebaut ist. ins Gesicht schlagen. Die Sozialdemokraten haben sich überdies bekannt als Republikaner: sie dulden den be- Gehenden Staat nur gleicktam auf Kündigung, trotzdem wollen ic in Preußen jetzt dasselbe Wahlrecht haben wie im Reiche, sie wollen dort denselben Einfluß haben wie hier, obwohl sie 'agcn, ihr Ziel sei die Beseitigung des Staates. Wollten wir ne dort in die Volksvertretung einziehen taffen, dann, meine Herren, fände das Wort Geltung: Nur die allergrößten Kälber wählen ihre Metzger selber, liedhafter Bestall.> — Abg. r'lrends lReichsv.I äußert sich lebhaft gegen de» sozialdemo kratischen Antrag und bemäirgelt u. a., daß Graf Posadowsky iderhaupl, im Gegensatz zur sonstigeu Gepflogenheit der Re- gierung. zu einem lolchen Initiativanträge das Wort genommen «.uoe. — Staatssekretär Graf P osado >vsk y «weist diele Lek- siou zurück. Die Regierung ergreife das Wort, loeun sie das in ihrem Interesse für angezeigt halte. — Aba. Schräder streif. Bgg.I sühn aus, ma» nave die Arbeiter nicht gerecht genug behandelt, das Halm sie der Sozialdemokratie zugetrieben. Wolle man sie der Herrschaft der Sozialdemokratie entziehen, so müsse man ihnen das Recht gewähren, endlich in den öffentlichen An gelegenheiten »lilzmvirkeu. Seine Freunde seien im großen and -iai,zeii für den vorliegenden Antrag. — Abg. Kulerski sPolcs erklärt sich entschieden für den Antrag, Mg. Reventlow tWirtMi. Vgg.j ebenso entschieden dagegen. — Abg. Delior M.» lehnt iiameus seiner Freunde den Gesetzentwurf ab. Mit dem allgemeinen Wahlrechte seien sie zwar einverstanden, aber nicht mit der Grenze von 20 Jahren und dem Frauenwahlrecht. — Hierauf ersolei Vertagung. Schluß der Sitzung 6^ Uhr. Morgen 1 Uhr: Etat. Preußischer Landtag. Berlin. jPriv.-Tel.s Das Abgeordnetenhaus setzte die Beratung! des Etais desMinisterinms des Innern fort. — Abg. Korfanty jPole! erging sich in heftigen Aus läßen gegen den Minister und die Behörden wegen des Ver bots der Versammlung zur Konstituierung des Vereins „Siraz" in Oberschlösien. Königliche Beamte hätten da bewußt wider die Staalsgesetze gehandelt. ^Vizepräsident Dr. Krause sah sich zweimal veranlaßt, den Redner zur Ordnung zu rufen.) — Minister v. Belhmann-Hollweg erwiderte: Ueber das VersainmlungSwesen in Oberschlesien, Posen und Westvreußen sind mir seit meinem Aintsanttitte nur zwei Beschwerden zu ll lichkeit zur Nachprüfung der einzelnen Beschwerden fehlt. Eine Versiigung an meine Beamten, wie sie Korscutty fordert, Ge- 'etzübcrtteruugcn und Schikauieruiigen zu unterlassen, wäre gänz lich übersliiisig. sSchr gut! rechts.j WaS mein Slaatsdieuer- cid, den ich dem König auf die Verfassung geleistet habe, be- deutet, weiß ich selbst. Jeden Hinweis daraus verbitte ich mir. triebhafter Beiiall rechts.! Wenn aber der Abg. Korfaitty cm- gedeutel hat, er befürchte, daß die Gesetze mit meinem Wissen gegenüber den Beamten übertreten würüen. so habe ich leider keinen mit der Würde des Hauses zu vereinbarenden Ausdruck, um Liesen Vorwurf zu qualifizieren. sLebha'ler, anhaltender Beiiall rechts.! — Abg. v. D z i e m b o w s k i - P o m i a n lPole>: Der Herr Minister l-at durch seine Art der Verhandlung der Beschwerden des Mg. Korfanty diesem indirekt den Vorwurf wissentlicher Unwahrheit gewacht. Das muß ich mir im Inter esse der Würde des Haules verbitten. lBizepräsideiit Tr. K raufe: Ueber die Würde des Hauses wache ich! Wenn der Minisier eine Aeußernng getan hätte, die einem Abgeordneten zu nahe geht, wäre ich eingejchritten. Das ist aber nickt der Fall gewesen.! iBravo! rechts.) — Mg. Brömel streif. Vgg.s: Zu dem Streite zwischen den Polen und dem Minister, der si'r das ganze Haus von großem Interesse ist, ist meine Auf- 'assnng, daß der Ministe' wohl das Recht hat, von vornherein auzunehmen, daß die ihm unterstellten Beamten Recht und Ge setz achten. Das wichtige Recht jedes Abgeordneten, Beschwerden vorzubringen, darf nur vorsichtig gebraucht werden. lZustim- mung.I Aus der anderen Seile ist manche Maßregel, die sich noch im Nahmen des Gesetzes hält, politisch unratsam, weil unklug. iSehc gut! links.) — Minister v. Bethmann- Holiweg erwiderte Brömel, daß cs ihm scrngelegen habe, das Beschwerderecht der Abgeordneten zu verkürzen. — Mg. K orianly : Der Minister hätte meine Beschwerden, für die ich Belege habe, wenigstens prüfen sollen. Das war nicht nur eine parlamentarische Pflicht, sondern eine Pflicht der Er ziehung. fIronische Heiterkeit.s Berlin. iPriv.-Tcl.j In der B u d g e t k o m m i ss i o n des Abgeordnetenhauses gab die Ueberschreitung der Baukosten iur Sen Umbau des Berliner Schauspielhauses um 763 000 Mark zu mancherlei Beanstandungen Anlaß. Es wurde jedoch, nachdem die Regierung eingehende Aufklärungen gegeben Halle, die Nachbcwilligung ausgesprochen. Es wurde dabei bemerkt, daß die besonderen Aufwendungen der Krone über 1300 000 Mark betragen. B erli n. sPriv.-Tel.j Tie für den Ehef des geheimen Z i v i l k a b i n e t t s nn Etat geforderte persönliche Zulage von in 000 Mark ivurdc von der Budgetkommission abgelehnt. Berlin. lPr Scl.s Vom Zentrum ist cm Abgeordnetenhause folgende Interpellation eingebracht worden: „Da von "n> Ergebnis der amtlichen Untersuchung über die Ursachen des Grubenunglücl» am 10. Juni 1905 auf der Kohlengrube „Borussia" bei Dorimnnö noch nichts bekannt geworden ist, fragen ivir den Minister für 'Handel und Gewerbe an, ob !. etnm an dem Grubennnglück ichnldigc Personen zur Verant wortung gezogen worden sind: 2. hält der Minister die seitens oer Königlichen Bergbehörden nach dem Unglücke getroffenen Maßnahmen für ausreichend, um ähnlichen Unglücksfällen vorzu- deugen?" Koloniales. Berlin. lPriv.-Tcls lAmtliche Meldung.! M o r e n g a und Johannes Ehristian faßen nach Aussage aus dem Hotten lottenlager entflohener Koffern noch am 29. Januar bei Hart- beestmuiiü. Uistere Patrouillen fanden die Linien Eendoorn— Kaimas und östlich vom Gegner frei. Major v. Estorfs zieht die Abteilung Heuck von Groendoorn nach Velloor heran. Cor- nelius bat sich anscheinend in mehrere Banden geteilt. Haupt mann Volkmann steht mit der 4. Kompagnie des Regiments 2 und Teiler der 4. Ersatzkompagnie bei Kunjas und l>at die 5. Kompagnie des Regiments 2 nach Sinelair-Mine vorge- schoben zur Aufklärung der Gegend westlich Gobas, wohin anscheinend die Wersten des Cornelius zuriickgegangen sind, verfügbar« Teile der Ersatzkompagnie 1s und der 4. Etappen- koolpagni« sind ariA dem Rordetappenrmche und dl« 2. Ersatz roinpggm« von T>nb zur Unterstützung Bolkmannt nach Groot fonlem herangezoaen worden. Dl« 7. Kompagnie de» Regiment« 1 durchstre»st von Rietkühl (18. Kilometer östlich Giveon am Leberstußs au» den Schwarzvand. Berlin. 'Pelv.-Tel.) Nach einer durch die „Daily Matt vekdreitetrn Meldung au» Kapstadt sollt« in Swakvpmund «in Soldat einen eanadstche» Arzt namen» Donaldso» ohnr jede Ver anlassung nted« «geschossen haben, worauf ander« dentsche Soldaten DonaldsonS Leichnam mit Kugel» durchlöchert hätten. Diese Nachricht ist unzutreffend. Nach telegravdischer Meldung de» Gouverneurs handelt »S sich um folgenden Vorfall: Et» in Schottland gebürtiger Arbeiter Dvnaldson war am 3. Sept. v. I nid gebürtiger Arbeiter Donaldso» .. . ^ Gefängnis von Wi»dhuk tnlwichrn, wo er wegen mehrerer Urkundenfälschungen und Betrügereien in Untersuchungshaft ge »ommen wurde. Am 38 November nacht» wurde er in swakop mund von einem Polizisten überrascht, wie er zusammen mit zwei HelserSbetiern eine von der Firma Wecke u. Bogt gestohlene Kiste Bier nach der einen Kilometer entfernten englische» Grenze schaffen wollte. Auf mehrfaches Anrufen des Polizisten, stehe» zu bleiben, griffen Donaldson und seine Genoffen den Polizisten an, Dvnaldson als vorderster mit gezücktem Dvlchmeffer. Der Polizist feuerte in der Notwehr zwei Schüsse auf Donaldion ab, die diesen sofort tötete». Irgend welche weiteren Schüsse, insbesondere aus den Leichnam, sind nicht abgegeben worden. Auch die weitere Meldung aus Kapstadt, wonach »n Swakvpmund ein Engländer namenS Hastings seit vielen Monaten gefangen gehalten werde, ohne daß Anklage gegen ihn erhoben worden sei, kann aus Richtig keit keinen Anlpruch erheben. Nach amtlichen Berichten ist ein Engländer namens HastingS den Swakopmnnder Be hörden unbekannt. Sofern eine Verwechslung mit dem Engländer >ohn Hasten vorliegt, so handelt es sich bei diesem um einen Mann, der am 19. Januar d. I. wegen schiveren Diebstahls vom Gerichte in Stvakopmund zu 1 Jahr Zuchthau» verurteilt worden ist. Er befindet sich seit dem 1b. Dezember v. I. in Untersuchungshaft und hat gegen da» genannte Urteil Berufung eingelegt. Zur Marokko-Konferenz. Algeciras. Dir heutige Vollversammlung der Konferenz begann um 10 Ubr vounittaas und dauerte 2'/» L-tnnde». Gegen stand der Verhandlungen bildete die Fortsetzung der Beratungen »bei da» Zollwesen und das T a b a k m o n o p v l. Meluerc Aiisfnhrzölle wurden herabgesetzt. Die Beratung des vom NedaklloiiSanSschuß auSgcardciteteii Entwurfes betreffend Erhöhung der Einfuhrzölle wurde vertagt. Sie soll gleichzeitig mit der Frage der Errichtung einer besonderen Kaffe verhandelt werden. Die nächste Sitzung wurde auf Sonnabend, den 10 d. M-, anbe- caumt. Paris. <Priv.-Tel.) Da die Marokko-Konferenz einen riedliche» Verlauf zu nehmen scheint, hofft man, in der nächsten Zeit die kürzlich abgebrochenen Verhandlungen wegen der Gründung einer d e u t s ch - sr a n z ö s i s ch c n Bank wieder aufiiehmen zu können. Der Zweck dicler Gründung soll hauptsächlich sein, fran zösisches Kapital für die deutsche Industrie zu beschaffen. Bo» Berliner Häusern haben bisher Mendelssohn und die HarrdclS- zcsellschafl ihren Beitritt zur Bildung des »erreir Instituts erklärt, das die Fori» einer Kvmmauditgesellkchnft erhalten soll. Zur Lage in tttukland. Petersburg. General Linewitsch telegraphiert aus (5 harbin unterm 6. Februar: General Nennenkampf rückte am ". Februar in Tchita ern, ohne daß es nötig war, Blut zu ver- ießen. Die Stadtbewohner sind entwaffnet worden. Die Ar en ist wieder aufgenommen. Etlva 200 Reooluttonäre wurden sestgenommen, mehrere Agitatoren sind geflohen. General Cholschtewnikow wurde wegen Untätigkeit leines Postens ent hoben und durch Syschewsky ersetzt. Nach dem Berichte des Generals Rennkamps sichern die von den Generalen Polkowni- kow und Syschewsry getroffenen Maßnahmen die schnelle Be ruhigung der TranSoaikalgegend. In Wladiwostok und Charbin ist bei den Truppen alles ruhig. General Artamanoss be richtet auS Wladiwostok, daß Agitatoren sich auf Dampfern verbergen. Es herrsche völlige Ruhe. Das dänische Kabel sei in einer Entfernung von 100 Meilen von Wladiwostok be schädigt und die Verbindung mit Nagasaki unterbrochen. Petersburg. Die „Pettrsb. Telenr.-Agent." erklärt, daß die Meldung hiesiger Blätter, noch der General Grodekow zum kaiserlichen L-talthalter für den fernen Osten und zum Oder- vesehlshaber der Mandschurei-Armee ernannt sein soll, unzu treffend ist. Die Lelegraphen-Agentur könne auf Grund un anfechtbarer Mitteilung versichern, daß der Posten des kaiser lichen Stattbalters im fernen Osten nicht wieder besetzt werden wird. Was den Oberbefehl über die Mandschurei-Armee be treffe, so sei es sehr wahrscheinlich, daß er dem General Gro dekow übertragen werde. Petersburg. Aus Tukkum, wo zu Beginn der revo lutionären Bewegung in den Ostsecprovinzen eine Anzahl Dra goner niedergemetzelt wurde, wird jetzt über große Unter schlagungen berichtet. Das ganze Vermögen der Stadt, der Steuerverwallung, des Armenstifis, der Sterbekassen und des Wail'ena.erichts ist verschwunden, im ganzen etwa 150 000 Mark. Mit diesem Gelde und den Schlüsseln der eisernen leeren Gekdschränke ist der Bürgermeister Martin Kremaiins verschwunden, der übrigens auch als lettischer Dichter vurch sein Drama „Schicksalswellen" bekannt geworden ist. — In Blonie bei Warschau überfielen Sozialisten in der Nachr das Postamt, erschossen den Vorsteher und verletzten oen Ge hilfen, fesselten den Nachtbeamten und raubten aus der Kasse 13 000 Rubel. Die Täter entkamen. — In der Kreisstadt Kon'sk wurde der Offizier Ezarniecki in seiner Wohnung er- schossen. — In Lodz ist wegen der Verhaftung zahlreicher Bäckergesellen der Bäckerstreik ausgebrochen. Brüssel. Tie Wohnungsdurchsuchuno bei dem ver hafteten Russen Kowaleski ergab, daß sich dieser mit der Waffenlieferung an russische Revolutionäre befaßt hat, aber nicht Mitglied der anarchistischen Liga ist. Die Ausweisung des Ehepaars Kowalewski und vieler anderer Russen steht bevor. Berlin. lPrio.-Tel.l Ter Kaiser empfing heute den neu ernannten Gesandten der Republik Chile, Augusto Matte, behufs Entyegennalrme seines Beglaubigungsschreibens. Die Kaiserin empfing gestern die Gemahlin des sächsischen Gesandten Gräfin Dohenthm und Bergen. Berlin. <PrIv.-Tel.) Zur Wiederaufnahme der seinerzeit in Stockholm unterbrochene» Verhandlungen über den Ablchlnß eines deutsch-schwedischen Handelsvertrages sind letzt die schwedischen Unterhändler in Berlin eingetroffen. Es sind der frühere schwedische Minister des Auswärtigen Graf Dou glas. der schwedische Gesandte in Christiania Günther, der Präsi dent des schwedischen Rcichstagsauslchusses Dr. Cavalli, der Relchstagsabgeordncte Tham und der Generaldirektor der schwedi schen Klipfelwerke. -- Für heute abend sind an eine Reihe von Parlamentariern Einladimac» in das NcichSkaiizlcr-Palais ergan gen, bei welcher Gelegenheit offenbar in unverbindlicher Form ein Meinungsaustausch über das bisherige Ergebnis der Beratun gen der Kömimssion über die R e i ch s s i n a n z r e s o r m statt- finden ioll. Berlin. lPriv.-Tel.) Vor dem Schöffengericht ivurde beute gegen den Militärschriftsteller Oberst a. D. Gädke ver handelt, der beschuldigt i>t, vom Jahre 1901 ob unbefugt den Titel „Oberst a. D." bezw. „Llwrst" geführt zu haben, obwohl ihm durch ein Ehrengericht die Führung des Diensttitels und das Recht der Militärunisorm aberkannt worden ist. Ter An geklagte erklärte, daß er dieses Strafverfahren gegen sich selbst beantragt habe. Seine Maßregelung sei nicht zu Recht erfolgt, denn die allerhöchste Verordnung über die Ehrengerichte der Offiziere vom 2. Mai 1874 sei nur vom König gezeichnet, nicht aber von einem Minister gegengezeichnet. Jene Kabinettsorder sei formell und materiell nicht gültig. Staatsanwalt Beyer führte aus, es sei ein ganz persönliches Recht des obersten Kriegs herrn, aus eigener Machtvollkommenheit die Offizier«, die er stufenweise befördere und denen er die Titel verleih«, auf Grund ehrengerichtlicher Erkenntnisse, die sie eines unwürdigen Ver hallens für schuldig befunden, « ich des Rechtes der Titelführung und des Tragens der Uniform wieder zu berauben. Der Staatsanwalt beantragte mit Rücksicht darauf, daß der Angeklagte in tendenziöser Weis« die ganze Angelegenheit zum Gegenstände der öffentlichen Diskussion geuracht, das Ehrengericht geschmäht und sich absichtlich in Widerspruch mit der Entscheidung des Kaisers gesetzt habe, gegen den Angeklagten eine Haftstrafe von t Wochen. Der Gerichtshof erkannte ans Freisprechung. Leipzig. Dre Avbeiter der hiesigen BaumwoH- sptnnerei beschlossen in einer Versammlung, den vorgeschla- genen sofortigen Streikantritt crbzulehnen, an der Forderung de» zebnstündiaen Arbeitstage» aber srstzuhalten. Sollt« dieser m 1. April nicht eingesichrt werden, so witvd« «,t G«s«ll- ung stark ' «» ten- am 1. April nicht einaes,, . .. de» ZentralvorffandeS de» Teztilarbeilerverd-ntde» eingetreten werden. Hamburg. Die El - eschifsahrt» scharte n sind nisolae der bevorstehenden Zolle: beansprucht. Die Raume pergreffen sich, die dieren nach oben. Gotha. Der gemrinschciflliche Landtag der Herzogtümer von Kodueg und Gvtha ist ans den 14. d. M. «inb « rufen worden. Köln. In Bestätigung einer früheren Meldung ersähet die „Köln. Ata.", von bulgarischer Seite werde amtlich «,klärt, daß die Gerüchte, Bulgarien beabsichtige, seine Gebieg»-Aetil- lerte. di« bis letzt Kruppsche Geschütze führte, künftig mit Kanonen aus der französische» Fabrik von Schneider in Eronzot auSzniüsten. durchaus unbegründet sei. Im Gegenteil wird be tont, die bulgarische Militärverwaltung sei mit ihren bisherigen von Krupp >904 gelieferten Äebirgsgeschütze» außerordentlich zu frieden und habe zue Zelt überhaupt nicht vie Absicht, wettere Ge schütze zu bestelle», am allerwenigsten aber denke sie daran, da» System ihrer GebirgSkanonen zu wechseln. Weihwasser. Der Grmeinderat des 9K00 Einwohner zäh lenden Orte» Weihwasser bewilligte zu Ehren der silbernen Hoch zeit de» Ralserpaares die Schaffung eines Fond» von KV000 Mk. zur Erbauung eine» Krankenhauses, da» den Namen Kaffer Wilhelm und Auguste Viktoria-Stiftung" tragen soll. Frankfurt a. M. lPriv.-Tel.s Am Montag abend überfuhr bei Großgerau ein Wiesbadener Automoott «inen Bierkutscher, der sofort tot liegen blieb. Daraufhin schleppten die Insassen de» Automobil« dl« Leiche aus da» Feld, spannten die Pferde des Biersuhrwerks au», um den Anschein eine» llebenfalls zu erwecken, und rasten in ihrem Fahrzeuge davon. Bei dem Funde der Leiche wurde infolgedessen zunächst an einen Ranbmord gedacht, bis verschiedene Merkmale die Tatsache aus klärten. Die Automobilisten sind noch nicht ermittelt. München. Die Kammer genehmigte heute nach mehr tägiger Beratung mit 106 gegen 33 Stimmen die Regierungs vorlage. betreffend den Bau einer Eisenbahn von Mühldorf nach Freylassing im Anschluß an die Tauenbcchn. Messina. Gestern sind in Galati und Mamertino infolge des herrschenden Sturmes eine Anzahl Häuser eili ge stürzt, andere sind, weil sie einzuslürzen drohten, geräumt worden. Menschen sind nicht zu Schaden gekommen. Da» Un- Wetter dauert an. Paris. D e p u t i e r t e n ka m m e r. In der Rach- mittagssitzung verlangte Rochambeau ikons.) die Regierung über die ungesetzliche Art zu interpellieren, in der sie bei der Inventar-Aufnciyme in den Kirchen vorgehe. Kultusminister Biciiveiin-Martin forderte Vertagung der Debatte. Die Kam mer beschloß nach seinem Anträge. Paris. Die Dcputierteukaiiinier setzte in ihrer heutige» Bomiittagssitziing die Beratung über das Arbettrr-AlterA- V c rs i ch e r u n g s a e s e tz fort und nahm eine Anzahl Artikel bi» einschließlich Artikel 30 a». Die Führer der aiittmllitarlstischen Bewegung Hervo, Aodier und Bvusgnet. sowie 18 andere Anti- inilllariste», die wegen der im Oktober v. I in Paris a»ge- chlagene» antlinilitarislische» Plakate z» Gefängnisstrafen verur teilt, aber vorläufig in Freiheit belassen worden waren, sind, nach dem ihre gegen das Uttel! eingelegte Berufung verworfen worden ist, heute vormittag in Haft genommen worden. Paris. In der Kirche St. Ferdinand des Dernes wollte heute nachmittag der Jnipektor der Staats-Güterverwaltung die I n o e n t a r - A >l f n a h m e sortsühren, wurde aber von etlva 100 jungen Leuten aus der Kirche vertrieben, die dann die Türen verschlosien und verdacrikadierteil und die Sturmglocke läuteten. Toulon. Unter den Arsenalarbeitern.macht sich neuerdings eine Gärung bemerkbar, weil angeblich eine Höhere Arbeitsleistung ohne Lohnerhöhung von ihnen gefordert wird. London. (Priv-Tel.) Nach einer Meldung de» „Daily Eppreß" aus Koustaiitinopel erlitt die t ü r k i s ch e A rn> e e, welche gegen die Aufständische» in Vemen operiert, eine schwere Niederlage. Tie Aufständischen umzingelten mehrere türkische Regimenter und eroberten nach einem brftiaen Kampfe den Transporttrain. Die Türken flüchteten in Unordnung, von den Aufständische» verfolgt. Der kommandierende General der türki- chen Armee. Feizi Pascha, erlitt gefährliche Wunden. N rwyork. 'Priv -Tel.) Ein Güterzug fuhr in der Nähe von Helena, i»i Staate Montana, wo die Bah» bergab gebt, i» eine» Passagierzug, der ans dem Gleise stillstand, hinein. Sechs Personen wurden getötet und 20 verwundet. Ter ganze Zug war in einen Trümmerhaufen verwandelt. 40 Wagen de» liUackit» eingcdenve r«pe»,1,eu befinde», stet, Seite 1.) »ranlsurl M. (Schlich.l «iredil 212,—. Diikonts IM,l0. «rldner «unk v!« «I. Lia»l«b»hn . Lombard-" 2.1.2». Laurabütt« . Ungar, »old —. Porugieien .—. Tllrienloi« . Ruhig. Paris. <2 »hr nachuutlaa.i R-nl- Il«»«n«r 102.10. «vanirr 2»,07>',. !»-u« Porlugt«!-» b«.au. Türl«» cunilic i>ni«>b«> 22 «. lürt-nloi« >«»,—. vtio, maubanl vtb, . Ltaatsdahn 7lK.—. Lombarden 131,—. Behauptet Pari». vroduiienmartr -ue>,«u oer Februar 2«,I», oer Mat-Nugust 24. — . rubig Si trilu» ver Februar 2g,7b , e> Sevlember-Oktober i>7,—, ruhig. Rübitt v«r Februar bg.bv, oer S«olemd«r-Oktober K0,2b, ruhig. »mfterdam. Produkte« - «e>Ich!. We>,e» »er bliüri —per Mai - . Roggen oer Milr» —.— ver Mai . OleiUiiNialob. >»»»o». livetretdemarkl «»«ländlicher L»en«„ rub'g aber stetig, engl, weil»» ruhig aber sieiig. AmerikauUcher Mai« ir.ige, 3 D »ietuiaer. Donauer Mai« nominell »noerändert Amerikauiiche« Mehl ruhig, aber stetig engiyche« Mehl ruhig, aber stetig, «erste schwach. Haler stell,. Die Interpellation Goldstein m sächsischen Landtage über das V e r I a IN IN I u n g s v e r b o t ür den 21. und 22. Januar hatte gestern der Zweiten K a m - mer wieder einmal das Relief eines großen Tages verliehen. Allerdings im großen und ganzen nur rein äußerlich. Das innere Ergebnis der zweistündigen Verhandlung n>ar lediglich vom Standpunkte der „Fensterpolitik" bemerkenswert. Ettvas wirklich Neues wurde kaum zu Tage gefördert, und wer die ganze Entwicklung der Wahlrechtsdeliioiistrationssrage und ihr tausendfältiges Echo in der Presse einigermaßen oerjolgt hatte, dem konnten die verschiedenen Redner gestern kaum einen Satz jagen, der dem schon hinlänglich durchgcknetetcn Teig ein neues lchmackhaftes Element hinzugescht hätte. Der Selbstherrscher der sozialdemokratischen Partei im Landtage, Herr Gold- lein, versuchte mit einer bcileidenswerten Harmlosigkeit und Naivität, die radaulustigen Demonstranten vom Rockschoße der natürlich ganz unschuldigen Soziuldemokratie abzuschütteln sogar den Konservativen suchte er sie als witziger Schalk an den Kragen zu stecken — und betonte, wie nun so oft gehört, den völlig friedfertigen Elmrakter der sozialdemokratischen Ver- ammlungen und Demonstrations-Umzüge. Ließ sich Herr Goldstein also nur den bekannten Widerspruch zu schulden kom men. daß er erklärte, die Demonstrations-Ausschreitungen seien wider die Absicht der sozialdemokratischen Partei erfolgt, aber die Mittel, wie die Partei solche verhindern könnte, nicht an gab —, so ließ der Mgeordnele Günther abermal» da» ganze Farbenspiel echt freisinniger Weder - Noch - Politik in einem Glanze brillieren. WaS Herr Günther gestern über den Polizeistaat, über individuelle Freiheit, über sachliche Be kämpfung der Sozialdemokratie usw. zusammeiigevolksrednert Hot. verdiente als ein typisches Stück vom freisinnigen Doktrinaris mus eigentlich im einzelnen eine gründliche Durchleuchtung, wenn man's nicht schon hundertmal ähnlich gelesen und beurteilt hätte. Es ist nachgerade spaßhaft, wie dieser Vertreter einer relheitlichen Ausgestaltung des StaatSwesen» in jeder B«. chützung und Verteidigung dieses StaatswesenS eine ungerccht- ertigte Bevormundung sicht. Gelviß muß es oa» Bestreben ein, das Gesetz überflüssig zu machen. Aber wartet Herr Günther vielleicht, wenn er von Brandstiftern bedroht wird.
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