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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 05.12.1929
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1929-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19291205012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1929120501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1929120501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1929
- Monat1929-12
- Tag1929-12-05
- Monat1929-12
- Jahr1929
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 05.12.1929
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Nr. 570 Seite 4 — »vre»daer Nachricht«'' — vonneratag. 5. Dezember IS» Örtliches und Sächsisches AuSMmkkoiiatagk un» Aii§i>nI»mw»»ri»M vor MibnaAltn ?l„ den drei Sonntagen vor Weihnachten. 8., 15'. und 22. Dezember. dürien aus Grund der Reickc-verordnung vom 5. Nvvenibcr INI» I» 2<erbt»duug mil 8 4l a der Gewerbe- ordnung vssene 'Verkamsstetlen für den allgemeine» Handel »on ii Uhr bis 0 U » r geössnet sein und Gebtlscn, Lehr linge, Arbeiter in diesen beschätligt werde». Aid 2l„siiahmcmochentage vom 7 - Uhr - Ladenschluß im Sinne der Reicksvervi dnnnb vom 18. Rlärz tt»ü über die Ge- sckästszeil ottener Verkaufsstellen gelten die neun Werl» taae nur dein 2L e i b n a ch t S h e i I i g a b e n d , also »ein I». bio mit 28. Tezeinber IN20, an denen der all- N e in eine Handel van 7 Uhr v v r m i I l a g s bis 8 Uhr abends gestattet ist. Maßnahmen zur Aebuny -er sächsischen Wirtschaft In der Sitzung des HanShaltauSschnsseS U des Sächsischen Landtags am Nkittmoch stand zur Verhandlung die r'ßeiter- beratung der Mahn ah inen zur Hebung des sächsischen Arbeilö- inarktes. Es ivuröe sosart in die Anssprache über die Mit teilungen der Negierung in der lebten Sitzung eingetreien. Abg. Arndt sSoz.t ivarnte var Pesiiinisinns über die Wirt schaftslage. die nicht so ungünstig sei. wie es scheine. Abg. Tr. Eckardt iDN.s widersprach der Ansicht, daß die wirrschastliche Notlage in Sachsen nur ein vorübergehender Ausland sei. Der Mehrverbrauch in Deutschland sei grober als unsere Wirtschaft hergebe. Das sei ein Instand, der nicht auöznhalien sei. Die Kapitalbtldnug i» Deutschland sei bisher nicht in der wünschenswerten Wene erfolgt. Die Untsr- 'indnng einer Kapitalbiiüung sei besonders für mittlere und kleinere Betriebe geradezu verhängnisvoll. Wenn man dem Arbeitgeber den Gewinn nehme, so leide darunter in erster Linie der Arbeitnehmer. Eine Belebnng der Industrie sei nur durch neue Kapitalbildung möglich. Für die ungünstige wirtschaftliche Lage in Sachsen seien noch verhängnisvoll die hohen Frachten, z. B. der Eisen» und Emailleindustrie, die naturgemäß die Erzeugung verteuerten. Der Redner ging dann ausführlich aus die D e n k s ch r i s t des R e i ch s v e r b a n d e S der Deutschen Industrie ein, deren wertvolle Anregungen für eine Gesundung der deutschen Wirtschaft besprochen wurden. N. a. war der Redner der Ansicht, -aß die M t e t z i n s st e u e r bei Betrieben mit Kurzarbeit, bzw. bei stillgelegten Betrieben verringert werden möchte, da diese Belastung natürlich eine Wieder belebung lehr erschwere. Die Abgeordneten -er linken Parteien sprachen sich zum Teil gegen die Ausführungen des NegiernngsvertreterS in der Sitzung am 27. November aus. ebenso gegen die Denk 'chrift des NeichsverbandeS der Deutschen Industrie, weil sie in dieser nur eine Deckung -eS Unternehmertums sehen. Abg. Dr. Eckardt sTN > sprach noch eingehend über den sächsischen Bergbau und stellte auch hier fest, dag er an den Staffeltarifen der Frachten der Eisenbahn leidet. Abg. Lippe sDVP.i sagte. die jetzige Wirtschaftspolitik könne so nicht weitergehen. namentlich in Sachsen, das mit seiner Ferligindustrte un feinen vielen Klein- und mittleren Betrieben besonders schwer unter dieser Politik leide. Die Kriegslasten und die Industrie belastung verteuerten natürlich die Herstellung. In der Steuerpolitik werde der deutsche Arbeitgeber derartig belastet, daß ihm eine Kapitalbilöung unmöglich gemacht werde. Ministerialdirektor Dr. Klien widerlegte die gegen teiligen Aeußernngen verschiedener Redner der Linken über seine Ausführungen in der Sitzung vom 12. November. Es wurden seiten? eines Regiernngsvertreters die ge wünschten Angaben über die Wohlsahrtsliilie gemacht. An träge lagen vor von Dr. Eckardt, Abg. Lippe, Dr. Kästner Arndt, Mildenstrey. Eine Abstimmung über diese Antrag,' wurde sür den 1». Dezember festgesetzt. Am Stabe ven Sebeimn» Mvscisvr Sr. Reumiilkr Eine große Trauergemeinde hatte sich am Mittwoch- Nachmittag in der Sprechhalle des inneren Neustädter Fried hofes um den Sarg des heimgerufenen Geheimen Forstrats Pros, Dr. Neumeister versammelt. Hut und Hlrschiänger schmückten den Deckel des Sarges. Die Fahnen des Korps Saxonia sTharandts und der Militärvereine Grenadiere, sowie Tharandt und Umgebung hielten die Totenwacht. Unter den zahlreichen Kränzen. deren Gewinde dem Walde entnommen waren, bemerki« man vor alle« den des Kvnta» Friedrich August, der den Hofmarschall v. Tümpling al« Vertreter gesandt batte. In den Rethen der Trauerversamm- lung sah mau Lanbegsorstmetster Roth, Gegetinrat Sieger vom Ftnanzininistertum, Geheimrat i. R. Just. Geheimrat Steiger, Prof. Dr. Ient sch sür Rektor und Senat der Technischen Hochschule und der ehemaligen Forstakademte. Bertreler der Fachkammer sür Forstwirtschaft, der Landwirt- schailskainmer. de» Furstainte« Tharandt, viele einstige BerufSgenosse» und Beamte des LehrrevlerS und des Dresdner Reviers, denen der Verblichene vorgestanden hatte. Die Gedächtnisfeier begann mit leisem Oraelsptel. DteseS leitcte über zu dem vom FriedhofSchvr gesungenen, vom Berstvrbeuen sür diese Stunde bestimmte» Choral: «Jesus nimmt die Sünder an.* Wt« dieses Lied, so war auch das Schriftwvrt sür die Gedächtnisrede des Geistlichen. Pfarrer Tischer lDrciköntgSklrches vom Heimgegangenen gewählt worden. Ein Prophetenwort war eS: „Ich habe dich je und ie geliebelt darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte." Einstmals, so führte der Geistliche aus, habe der 'Verstorbene gehasst, im Schatten der Tharanbter Wälder von seinem Tagewerk auSruhen zu dürfen. Cotta« Grab möge in ihm diesen Wunsch gelöst haben. In dem Propbetenwort öffne sich di, ganze Tiefe unsre» Glauben». Unter ihm werbe Sie Seele demütig und bescheiden. Demut wie Bescheidenheit seien die wesentlichen Sharakterzüg« des Mannes gewesen, den man sich anschicke, tn die Erde zu betten. Im Christen- t„m hätte er seines Herzen» Ankergrunb gefunden. Bon Gottes Güte wäre er durch» Leben geleitet worben. Wir gedächten tn dieser Stunde der vergangenen Zetten, der vorigen Jahre. Betracht« man da» arbeitsfrohe, walbburch- rauschte Leben, dann sähe mau hinter all der schmerzlichen Trauer Gottes Liebe zu ihm. Dankbare Worte ehrender Anerkennung widmeten dem entschlafenen Feunde. Lehrer und Führer Prof. Dr. Jentsch im Aufträge der Technischen Hochschule, der forstlichen Hoch schule Tharandt und des dortigen Forstamts, der 1. Chargierte seines Korps Stnd. Forest Gude, der Vorsitzende beS Mtlitär- vercins Tharandt. AIS dann der Sarg ln die Trust hinabgelassen ward, klang über diese hin das Lied vom Walde: Wer hat dich d» schöner Wald und nach dem Segen Goethe» Nacht lied: lieber allen Wipfeln ist Ruh. Die Fahnen senkten sich zum letzten Gruß. Blumen und Tannenret« streuten bankende Hände aus den Sarg. denen er Glück gebracht in» ärmliche Stübchen, begleite ihn aus dem Wege tn dt« Ewigkeit. Mit Lorten tiefster Verehrung und heißen Danke» legte der Vorsitzende des Verein» gegen Armennvt, Stadtverordneter Berndt, einen herrlichen Lorbeerkranz am Garge nieder. Er sprach zugleich sür die tiesvetrübte Altengeniein-c und gelobt« treue Nacheiferung des hochverdienten Lehrers u». «tgenttüpiger Nächstenliebe, Für den Verein Bvlksmohl spei,- dete dessen erster Vorsitzender B ö h in e r t. für den Allgemei. neu Mtetbeivohnerverein Vorsitzender Hermann, sür de» Bund sür Gegenwartschristentnm dessen Vertreter prachtvolle Kränze. Nach dem SegenSgebct des Geistlichen senkte sich hieraus unter ergreifendem Gesang der Sarg langsam in die Tiefe. Dann traten die Hunderte und aber Hunderte von Schevens Freunden nochmals mit letztem stille» Gruß an die Versenkung, um ihm die Blumen des Abschieds und der un- verfleglichen Liebe zu spenden. Ansprüche aus erloschenen Sxar «üssenduchern Dle Inhaber von Sparkonten, die nach den früheren Bor» schrlsten als erloschene Konten nickt auszuwerten waren, die aber ans Grund der Vorschrist des 8 4 der 8. Verordnung zur Durchführung der Aufwertung der Sparguthaben von llM auswertungsberechttgt geworden sind, sind durch wiederholte Be. kanntinachungen ans ihre AnswertungSansprüche aufmerklam «macht und ausgesorbert worden, spätestens bis 8l>. Juni IMS en Sparkassen gegenüber schriftlich oder mündlich de» Nach, wei» ihrer Berechtigung zur Empfangnahme des Spargut habens zu erbringe», mithin nachzuweise», daß ihnen der An. spruch auf das aufgewertcte Sparguthaben zusteht. Wie dem Ministerium de» Innern bekannt geworden ist, haben zahl, reich« Konteninhaber diese Anmeldesrist versäumt. Um die den AiikwertungSglänbsgern dadurch erwachsenden Nachteile mög lichst auSzuschließen. hat das Ministerium die Sparkassen er. mächtigt. Anmeldungen auf Auswertung erloschener Sparkonten noch bis zum 16. Januar 1080 anznnehmen. Weiter hat da» Ministerium keine Bedenken dagegen zu er. heben, daß die Sparkassen im Rahmen der ihnen zur Verfügung stehenden Mittel aus Ansuchen A b s ch l a g s z a h l n n g e n aus die aufgewerteten Sparguthaben über dir in 8 t> der Ber- ordnung vom 80. Juli 1027 gezogenen Grenzen hinaus ge. währen, auch bann, wenn die dort ausgestellten Voraussetzun« gen nicht ersüllt sind. Dr. Schevens Sinäschenmv Einen ber edelsten und besten Menschen, der se «nsere Stadt geziert, hat man gestern nachmittag in seinen irdischen Ueberrestcn den Flammen übergeben. Nur als ein Häuflein geweihter Asche weilt er noch unter uns, der treue, selbstlose, im Dienste der christlichen Nächstenliebe buchstäblich zerriebene „Bettelmönch", Dr. Paul Scheven. Sein Leben war eln einziges großes Opfer: St. FranziSkuS von Assisi war sein Ideal, dem er ähnlich zu werden suchte bis zum völligen Versagen seiner physischen Kräfte. Und wie er nichts als Liebe säete. so hat er auch nur Liebe geerntet. Noch niemals wohl hat das Krematorium eine in ihrer Zusammensetzung so vielseitige Trauervcrsainmlung gesehen wie bet Dr. Schevens Einäscherung. Tiefgebeugt standen sie alle vor dem unter Lvrbcer und Btumcn verschwindenden Sarge, hoch und niedrig, arm und reich, jung und alt — um dem lieben „Bettelmönch" zum letzten Male im Geiste die mildtätige Hand zu drücken. Man sah u. a. Ministerialrat Dr. Menke- Gluckert, General Fellmer, Kreishauptmann Buck, Hosrat Holst, die Stadträte Dr. Richter und Beck, Stadtverordneten Berndt und Vertreter wohl aller Korporationen, Verbände und 'Vereine, in denen der Heimgegangene gewirkt hat oder mit denen er befreundet war. Pastor Dr. Menstng hielt die Trauerrede im An» schluß an daS Vibelwort „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein." Gesegnet sei ücr teure Verstorbene schon in seiner Jugend gewesen, Segen habe er gebracht über seine Ettern und über, alle, denen er sich als Mensch nahte. Sein ganzer Sinn habe hosfnungsfrvh und zuversichtlich einer besseren Zukunft gegolten. Zusammen mit Friedrich Nau- mann und anderen bedeutenden Männern, mit denen den jungen, starknttttigcn Mann innigste Freundschaft verband, habe er klar sein Ziel erkannt, segnend über die Menschheit Frieden zu verbreiten. Gemeinsam mit seiner großzügigen Gattin sei ihm der tiefe soziale Sinn zu eigen gewesen, der so Großes geschaffen habe. Mil kindlicher Freude umfaßte er sie, seine Kinder und Enkel: denn auch über seiner Freude lag Segen. Als man nach seiner Gattin eine Dresdner Straße benannte und als man ihm die goldene Denkmünze der Stadt überreichte, da habe sein starkes Herz tn seinen treuen Augen hell ausgeleuchtct. Scheven sei ganz Getsteö- menich mit einem klaren Freihettstrieb gewesen, ganz Mann der Tat im bescheidensten Gewände und tn tiefster Frömmig keit. Einen reinen, frohen, gvttvcrtranenüen Mann habe man an ihm erlebt, einen der seltenen ganzen Christen mit der Seele von lauterem Mold. Sv nahm er auch den Tod ivohibewußt, stark und gläubig aus sich. Schevens höchste Tugend sei aber seine Liebe zu den Alten gewesen. Sein Altcnwerk folge ihm nach: der Segen und die Liebe derer. — Ocffentktche Anerkennung für Lebenvrettung. Die KreiShanptmannschast Dresden hat Ktrchenmnsikdireliok Srudienrat Fritz Hentschel tn Meißen für die am 81. Oktober tn Meißen mit Mut und Entschlossenheit au«, geführte Errettung eine» vtcrtährtgen Mädchens ans der Gefahr des Ertrinkens in der Elbe öffentliche Anerkennun- auögesprochen. Zum La-ensch?uß am Hetltyen Aven- Der Allgemeine Dresdner Einzelhandels. Verband schreibt uns: „Die vvn verschiedenen Seiten zur Erörterung gestellt« Frage eine« früheren Ladenschlusses am Heilige« Abend ist für den Bezirk Dresden praktisch deswegen gegen st andsloS, weil hier bereits im März bet Abschluß des Tarifvertrages in verständnisvoller Würdigung aller tn Betracht kommenden Umstände die beteiligten Arbeitnehmer, aemerkschaftcn und der Allgemeine Dresdner EinzclhandelS- Verband als Vertreter der Arbeitgeber sich dahin geeinigt haben, daß am Heiligen Abend die Geschäfte bereits nm 6 Uhr geschlossen werden. Bei dieser Gelegenheit wird die dringend« Bitte ausgesprochen, die Wei-nachtSeinkSnfe so frühzeitig wie möglich »orzunehmcn. ES liegt dies auch im wohlverstandenen Interesse des Käufer- selbst, der, je früher er einkanst, desto mehr aus Verständnis- volle Bedienung und große Auswahl rechnen kann. Ebenso haben Geschäftsinhaber und Angestellte ein Anrecht daraus, daß sie nicht durch die Schuld des Publikums gerade am Heiligen Abend über Gebühr ohne Not in Anspruch genommen werden. Wenn, wie statistisch seststcht, in einzelnen Branchen und Geschäften säst ein Drittel dcS ganzen Tageoumicitzes in den beiden letzten Stunden 16 bis 7 Uhrj des Heiligen Abends gelegen hat. so zeigt daS doch, daß die Dispositionen de» Publikums der Abänderung bedürfen. ES muß daher dring- ltchst gebeten werden, tn diesem Jahre die WeihnachtSeinkäuse so frühzeitig wie möglich, zumindest nicht erst in den letzten Stunden des Heiligen Abends, vorzunehmen." >- DUs«m s n i »H oßß rptstt 8 ttlir I»> tteveibelinu» le»N«n: U. 81»», Seeatrok« H. Kunst un- Mnschaft s Dresdner Theaterspielplan sür hcnte. Opernhaus: Boraussührung Sinsontekonzert ^8 <8>: Schauspiel haus: „Jakob stiegt ins Zauberland" s7,30>: Alvcrt - theater: „Ich betrug' dich nur aus Liebe" <7,80s: N c s i d e n z t h e a t e r: „Der Bettclstndent" s8>: Die .Komödie: „Scribbys Suppen sind die besten" <7,431; Zcntraltheater: „Die Rose von Stambul" s8>. s Verauftallungea heute 7.30 Uhr: Vereinshaus. Striegle» Quartett; PaironalSkonzcrt des Konservatoriums; 8 Uhr: (Äcwcrbe- hauS, Liedertafel; Fides, Vortrag Dr. Pevsncr. f Konservatorium für Musik und Theater. Als Hochschullehrer für Schauspiel- und Redekunst wurde Walther K o t t e n k a in p, Mitglied der Sächsischen Staatsihcatcr, i» das Lehrerkollegium berufen. ch* Kammerkonzert Münchner Künstler im Nolkswohl. Gertrud Schuster-Woldan, als Geigerin von Rang in guter Erinnerung, spielte diesmal an erster Stelle mit großem Stilgefühl das Werk eines frühklassischen Meisters und später Werke von Wientawski und Manuel de Falla. Denen „8uito povulairs s«pa»rno!s" beginnt zwar etwas äußerlich und spielerisch, erfreulicherweise aber verzettelt sie sich im weiteren Verlauf nicht tn virtuosen Künsten und Effekten, sondern gibt auch schönen, warme» und daneben effektvollen Melodien und Kaittilenen Raum. Tie musikalisch sichere, gereiste Kunst des Münchner Gastes konnte sich hier vielleicht am dankbarsten entfalten und klang nicht zuletzt im schwermütigen, etwas verschleierten aon-ior-iina-Spiel außer ordentlich schön. Marie Jerabek brachte diesmal ein buntes, aber nicht stilloses Programm mit Liedern vvn Wvls und einem Opernbrnchstuck. Als die wertvollste Gabe erschienen die Lieder sUraufführungs von Hellmuth B a e n t s ch, der auch wieder erlesen schön begleitete. Die Gesänge, die durch Dichtungen vvn Dehmel. Metelmann »nd Mörike inivirlert sind, wirken vielfach grüblerisch und schwer blütig in Anlage und kompositorischer Durchführung. Sie sind eine wertvolle Bereicherung der modernen Liedknust, und Marie Jerabek mit ihrer warmen, scelenvollen Stimme »nd breiten Tongebnna, die nie ein Hinneigen zu Ivnlicher Schärfe auskommen laßt, ersgng ihnen einen vollen Erfolg. T. v. l.. ^ Franz Wagner spielt — nicht am Abend <>n viclhnndert serrig strahlenden Konzertsaal, sondern am Nachmittaa im ,'anst erhellten, sein klassizistischen Sälchen von Hotel' Bellevue: nicht vor einer großen, tagmüden Menge, sondern vor kleiner, erlesener, empfänglicher Gesellschaft: nicht ein „Großprogramln", nur „Eine Stunde Musik" — eine ganz wundervolle Sache. Am wundervollsten die G-Dur- Sonate. Werk 79. von Beethoven. Wie der Künstler daS /Vlla. toclosca herauöstellt! Ein altvaterisches ländliches Fest der erste Satz, ein schlichtes, ergreifendes „Lied vom ver lassenen Mägdlein" der ziveiie, ein fröhlicher Kehrau« der letzte. Auch in dem groben Nameau betont er die gesunde schwellende Pracht des Barock und hilft tn „Sarabande" und „Tambourin" mit eigener Bearbeitung nach. Die be- kannte, einst berühmte Gigue von Loetllet wird ebenso an- gefaßt, im „Türkischen Marsch", dem Ecossaisen von Beet- Hoven, der Slepicka von Smetana, den acht Walzern von BrahmS auch nichts verzierlicht, verweichlicht, wohl aber alles Virtuose beseelt und beflügelt. Ein «Tempo di Menuetto von Zanella: Salvator« Farina hat ein Programm herauvgehört. Etwa so: Tanz auf dem Vulkan: Am Vorabend ber Revolution. Wagners Plastik der Gegensätze schuf dieses Bild nach. Seine eigene «Nächtliche Vision" ein tobender Gespensterzug mit kurzer Licht- erscheinung, ein Virtuosenstück von Kunstwert. Man dankte herzlich, und der Künstler dankte wieder. —«Ii— s Kunstgewerbemuseum. In der Schauballe be» Kunst- gewerbemuseums hat ber Scherenschnetder Paul Schram- vel «ine stattliche Anzahl seiner btlümäßtg interessanten Scherenschnitte auSgelegt. Abgesehen von der außer- gewöhnlich gesteigerten technischen Vollendung und Sauber keit überrascht an allen diesen mit groteskem und doch dem Herzen nahegehenben Humor ungefaßte» Gchwarzbilbern die selbständige und geschickte Gestaltung de» Raumes, die oft zur eindringlichen kllnstlerlschen Wirkung benutzt ist, wie etwa tn der Darstellung eines verliebten Flötenbläsers, ber aus der Bildmitte heraus und mit dem Gesicht zur Wand so nahe an Liebchens Han» herangerückt ist, baß schon diese Placierung seine große Liebcöschnsucht fühlen läßt. Von be- sondercm Netz stnd Waldlanbschaften, wie man st« tn dieser schweren Geschlossenheit in Scherenschnitten bi» jetzt kaum gesehen hat. Eine drollige Asfengeschtchte tn vier Bildern hat außer ber Darstellung der sehr verschiedenen Tiere auch wieder ihren Zauber tn der aparten Gestaltung de» Räume«. K-H. ck Uraufführung der Sächsischen Lanbevtühne. Dem Leiter der Sächsischen Landesbühne. Marimus Rene, darf die An erkennung nicht versagt werden, daß er sich um den Auf schwung dieser Bühne, die Tausenden in kleineren Städten Sachsens wertvolle Bühnenkunst vermittelt, große Verdienste hat. Mit welchem Eifer er darauf bedacht ist, geht aus seinem Bemühen hervor, seine Theaterbesucher auch mit Ur aufführungen zu überraschen. So hatte er zur Uraufführung des dreiaktigen Lustspiels „Abenteuer tn den Pyre- n ä e n" von Hadrian Maria Netto nach Olbernhau rin geladen, wo sich die Hauptbühne des Unternehmens befindet. Dem Verfasser kam cs bet Abfassung dieses Bühnenwerkes doch wohl daraus an, den Drang der heutigen Jugend, die Schranken, die die gute Gesellschaft respektiert, zu durch- brechen, die Sehnsucht nach Abenteuer», die sich jenseit ber Grenzen des von früher her geregelten Daseins absptelen, zu stillen, mit Humor und Witz, aber durchaus satirisch zu behandeln. Er stellt zu diesem Zwecke eine von irrigen Gedanke» angekränkelte Tochter Irene eines begüterten Handelsherrn Gruse in den Mittelpunkt der Handlung. Sie verlacht elterliche Ansichten von Erziehung und Lebensauf fassung, sie setzt schrankenlose Freiheit und unantastbares Selbstbesttmmungörecht an- die Stelle der väterlichen Mei nung, die sie für veraltet erklärt. Am geringschätzigsten urteilt sie über das männliche Geschlecht, dem sie alles Hel- bische, alle Romantik, alles Draufgängertum abspricht. Den Sohn des verstorbenen Geschäftsfreundes Gruses, Filipp, ber um Irene wirbt, tut sie schnippisch ab. und erst, als der Vater ihr sagt, daß ihr überspanntes Gebaren unerträg lich wird, stellt sie die Forderung ans, mit Filipp einige Wochen tn die Pyrenäen zu reisen, dort werde sich zeigen, ob sie mit ihm einen Bund fürs Leben etngehen könne. ES geschieht, aber sie langweilt sich mit ihm, der ihr unmänn lich und feig erscheint, und sehnt sich nach Romantik und Heldentum. Da taucht der Nänberhc cptinan» Rtnaldv auf, beraubt Filipp, jagt ihn mit der Pistole fort, und zwingt Irene, mit tn sein Heim zu kommen: er wünsche sich ein Kind, und sie sei die rechte Mutter. Iin Hanse des Räu bers und seiner zärtlichen Mutter erfolgt die Bekehrung Irenes. Der Räuber ist ein verweichlichter Stubenhocker, der sich hegen und pflegen läßt, von Heldentum und Romantik ist nichts zu spüren. Irene sttht ein, daß sie aus Irrwegen wandelte, und ist glücklich, bei ihrem Vater und Filipp wieder geborgen zu sein. Aus einen ausgezeichnet gestalteten erste» Akt. der an Witz sehr reich ist, folgt ein schwacher zweiter Akt, der nur Zustanböschilderiingen enthält und nur am Ende eine etwas kindlich behandelte Ränberszene bringt. Ab wechslungsreicher ist der dritte Akt. in dem auch Humor und Komik zu Ihrem Rechte kommen. Aber eine klare, gut motinieric »nd überzengende Heilung Irenes darzustelle», ist dem Verfasser nur z»m Teil gelungen. Die Ausführung unter Renss geschmackvoller und wvhldnrchdachter Regie ge lang gut, waren dvch die Rollen ausgezeichnet bcseüt. Char lotte Franz erfüllte zwar äußerlich nicht das. was »>an
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