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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.10.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192210202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19221020
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19221020
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1922
- Monat1922-10
- Tag1922-10-20
- Monat1922-10
- Jahr1922
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.10.1922
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Hrtäuscht« Koffnungen Nonian vo» Ewald Slug. Küttig. „Habt Ihr «»ch überzeugt, daß er tot ist?" „Ja, Herr, daran kann niruiand zweitel», «S ist ein schreck. «Her Anblick." .Habt Ihr eine Schußwaffe?" , «Ein Gewehr." .Dann tut wir den Befallen und schießt baS Pferd tot, haniit ,» nicht lang- leidet." ,E« soll geschehen." .Gilt, ich rette jetzt zur Stadt und schicke Leute heran«, »nn die Leiche holen zu lassen, da« Pferd schenk« ich Euch, außerdem komme ich morgen selbst, dann sollt Ihr «in gute« Lruikgeld haben." — .Endlich frei l" murmelt« der Para», al« er sich wieder in -en Sattel schwang. -Leid« stumm für immer, dgö Geheim« »,t« ist mm mein alleinige« Eigentum." Er lenkte den Mappen vorsichtig an dem Steinbrnch vor bei und warf noch einmal einen Blick hinunter. .Tn warst zu unverschämt nnd zu nnvorsichtig," flüstert« «r, „Tn vertrautest zu sehr ans Deine Mach» uud di« Uns,hl« barreit Deiner Waffen. Nun mag kommen, wa« will, ich kau» ollen getrost di« Stirn bieten l" Ta« vergplateau senkte sich halb, der Reite, hatte den Wald hinter sich, vor ihm lag die Stadt, über der jetzt schwarz, Gewitterwolken hingen. ,E« war gut, baß ich den Brief an Papa nicht abschickt,," mnrmelt« er, .ich hätte e« heut« tun müllen, wenn der Sprung in die Lief« nicht geglückt wäre. Ob der Steinbrnchwächter den Schuß gehör» hat? Keinesfalls, der kurz« Knall verhallte »n dem darausfolarnbenLouner. Und wenn auch — kann nicht ein anderer im Walde geschossen haben- wer will da« unter« mchin- Sah, «» wird niemand gegen mich an steigen, um glich onzuklagen l" - - . rie LStij,kett des Jnteritatlorlaleu Arbeitsamtes. Ter Generalbericht des Direktors des Internationalen Arbeitsamtes wurde unter die Delegierten der Inter nationalen ArbeitLkonferenz verteilt und wird in de» nächsten Lagen im Plenum beraten werden. Er stellt sich al« eine umfanareiche Abhandlung über die gesamt« Tätigkeit de« Internationalen Arbelt«amte« im letzten Jabre dar, sowie über die wichtigsten aktuellen Probleme der internationalen Arbeitsorganisation. Von Interesse für Deutschland ist u. a. der Abschnitt über die Sprachenfrage, die Ueberweisuna der BersicherungSfond« von Deutschland an Polen, die Einsetzung de« beratenden Arbeitsausschusses in Oberschlesien und d,e Kriegsgefangenenlager in Deutschland. In diesem Punkt hebt der Bericht die befriedigende und korrekte Haltung der deutschen Regierung hervor. Aufmerksamkeit verdient auch aus dem reichen Material des Bericht« der Abschnitt über die Beziehungen der Arbeitsorganisationen zu Rnstland, die sich trotz aller Be mühungen des Arbeitsamtes immer noch auf den Austausch gewisser Veröffentlichungen beschränken. Ueber die Lage in Rußland selbst sagt der Bericht u. a., daß trotz aller Rohstoffmengen, über die Rußland noch verfüge» mag, und trotz der Tatsache, daß Rußland ei» großes Absatzgebiet sei, eS nicht den Anschein habe, als ob Rußland in den wirtschaftlichen Schwierigkeiten Europa« von großer Hille sein könne. Der furchtbare Niedergang der öffentlichen Produktion, die Finanzkatastrovbe. die allgemeine. Ver armung des ganzen Landes, die Auslösung und Zerstörung der Jndustriearbeiterklaffe ließen nur ziemlich ferne Hoffnungen zn. Nichtsdestoweniger müsse sich das Inter- nationale Arbeitsamt auf seine Mitwirkung für die Stunden des Wiederaufbaues vorbereiten. . , Das Schlußwort des Berichtes weist auf die Not wendigkeit hin, daß die internationale Arbeitsorganisation unaufhörlich mit dem Leben der Völker verknüpft bleibe, stets den Bedürfnissen der Regierungen und Organisationen zur Verfügung stehe und auf die Anwendung der in den Sriedenüverträae» aufgestellten Grundsätze für die Arbeit» organisationen binwirre. «»«et. Er hab« »«fürchtet, e« s«t im Kaukasus et« Auf« Kautz .»«-»-W,«. MS er bet b» Paßrevtstan in «flitz sich »et b«« »«hör»«« danach erkundigte, erbtest er den »e- ruhtsrndrn Bescheid, der Kaukasus sei ganz rubig, er könne reisen, wohin er wolle, e« Handl« sich nur um UebungS, «ärsche und Man»«». Nach Abschluß seiner Reis« Ende Mat 1914 -ab, er sich t« einem kaukasischen Hase» ein- schiffen wollen, aber alle Schiffe seien derart mit Truppen besetzt gewesen, baß er nur mit Müh« «och eine Kajüte für sich und seine Frau erhalten konnte. Die russischen VM- «»«re erzählten Ihm, st« würben in Odessa landen und von in in dt« Ukraine marschieren zu einem großen Manöver. 11. Der Kürst Tunbutow, Ataman der Kalmückenkosaken, «Nischen Zarvztu und Astrachan residierend, vor und während tÄ Mkiege« persönliche« Adjutant de« Großfürsten Nikola» Nikolajewitsch, kam im Sommer in da» Hauptquartier in Bntzmont, nm Berhtnbun» mit Deutschland zu suchen, da die Kosaken kein, Slawen nnd Lurchmr« Feinde der Bolfch«. Mtk«n seien. Er erzählte, er sei von Nikolai Nikokasewttsch v»e Kri«g«au»bruch zum Generalstab entsandt gewesen, um de» Großfürsten über die dortigen Vorgänge auf dem Lmrftnden zu halten. Auf diese Weise sei er Zeuge de« berüchtigt«» Telep-vngespräch«« »mtfchen dem Laren und dem Ehef de« Generalstabe« Ge neral Januschkewttsch gewesen. Der Zar habe unter dem ttefen Eindruck de« ernsten Telegramme« des Deutschen Kaiser» beschlossen, die Mobilmachung zu inhibieren. Er -ab« Janufchkewitsch telephonisch befohlen, die Mobilmachung nicht auSzustchren bezw. rückgängig zu machen. Dieser bade diesen klaren Befehl nicht ausgeführt, sondern bet hem Mi nister de« Auswärtigen Amtes Sasonow, mit dem er seit «Nochen In Verbindung gestanden, intrigiert und zum Krieg« »«hetzt -ab«, telephonisch angefragt, wa» er nun tun solle. Eiesonow habe darauf geantwortet: Der Befehl des Zaren «et Unsinn, der General solle die Mobilmachung nur aus- führen, er (Sasonow) werbe den Zaren morgen schon wieder -ermnkriegen und ihm da« dumme Telegramm heS Deut- sthe« Kaiser« ««»reden. Daraufhin meldete Januschkewttsch de» Zaren, die Mobilmachung sei schon tm Gange und nicht mehr rückgängig zu machen. Nun fügte Fürst Tundutow -tnzu: Da» war eine Lüge, denn ich habe selbst neben Januschkewttsch den Mobilmachungsbefehl auf seinem Schreibtisch liegen sehen, er war also noch gar nicht ad- gesandt. Bet diesem Vorgänge ist psychologisch interessant, daß Zar Nikolaus, der den Weltkrieg vorücreiten half und hie Mobilmachung schon befohlen hatte, tm letzten Moment noch «mschwenken wollte. Es scheint, daß mein ernstes warnendes Telegramm ihn zum ersten Male die ungeheure Verant wortung deutlich erkennen ließ, die er mit seinen kriege rischen Maßnahmen auf sich lnd. Deshalb wollte er die völkermordende Kriegsmaschine, die er soeben in Bewegung gesetzt hatte, stoppen. DaS wäre noch möglich, der Friede »och zu retten gewesen, wenn nicht Sasonow die Ausführung vereitelt hätte. Auf meine Frage, ob der Großfürst, der alö Deutschen hasser bekannt war, sehr zum Kriege gehetzt habe, erwiderte der Fürst: Der Großfürst habe allerdings eifrig für den Krieg gewirkt, aber ein Hetzen sei überhaupt überflüssig gewesen, weil sowieso eine starke Kriegsstimmung gegen Deutschland im ganzen russischen Offizierkorps geherrscht habe. Dieser Geist sei hauptsächlich au» der französischen Armee aus die russischen Offiziere übertragen worden. Man habe den Krieg eigentlich schon tm Jahre 1908/09 (Bosnische Krag«) wachen wollen, aber Frankreich sei damals noch nicht fertig gewesen. Auch 1914 fei Rußland eigentlich noch nicht sertig gewesen. Januschkewttsch und Vuchomlinow de« Krieg erst für 1917 geplant. Aber Gasonow und Iswolski sowie die Franzose« waren nicht mehr zu halten. Jene fürchteten die Revolution in Rußland und den Einfluß des Deutschen Kaisers auf den Zaren, durch den der Zar vielleicht vom KriegSgedanken abgebracht werden könnte. Die Franzosen aber, die für Len Augenblick der englischen Hilfe sicher waren, befürchteten, England könne sich später auf ihre Kosten mit Deutschland verständigen. Aus meine Frage, ob denn der Zar die Kriegs? Kimmung gekannt und geduldet habe, antwortete der Fürst: Es sei bezeichnend, daß der Zar aus Gründen der Vorsicht «in für allein«! verboten habe, deutsche Diplomaten ober Militärattaches, zum Mittag- oder Abendessen tm Osfizier- korp» etnzuladen, an denen er persönlich teilnahw. * * * Siire Rechtfertig»«« des ehemalige« Kaisers. Das Kapitel 13 der Kaisererinnerungen beschäftigt sich nach Lem Bericht« der Radio-Agentur mit einer Rechtfertigung »er Haltung des Kaisers, nachdem er holländischen Boden betreten batte. Er fragte sich, ob seine freiwillige Aus lieferung an die Entente Deutschland irgendeinen Erfolg gebracht Hätte. Für den Kaiser war cs klar, baß die Aus- Lieferung, welche die Entente forderte, nur dazu bestimmt tzar, da» Prestige be» Deutsche» Reiches und be» deutschen Volke» für immer zu erschüttern, so daß Deutschland nie- v,-»ufiß,r «etch-wirtschaNSrit. 8n der aestrlgen Sitzung de« Relch«wfttschaft«rate« wutvr zunächst dem Anträge de» Sozialpolitischen An«» fckmst»« »ugestimmt, »»nach di» G«ltuna«dauer von D»>nob«l>nq»nngtzn,,,r»nu«»»n bi« »UM 8t,März 1S28 verlängert werden soll. E« wurde daoei der Wunsch au«, gesprochen, daß die R^ieruna die in Betracht kommenden Vorlagen mit größter «»schkennlguna einbrinat. Der Entwurf de« Rrtch»knavPschaftSgrsehr» wurde nach längerer G,s»äst«ordnuna«au«sprach, an de» Sozial- politischen Ausschuß »urückverwirsen, ha eine, Einigung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern noch nicht erzielt, aber demnächst zu erwarten ist. KL* Lau*,..?,'lEiate ff» sodann mit folgender vom Wirtschaft«polittschen -lnrschuk beantragten «»tschltestnng «brr dt« Böa«,ugeft,llu«,r Angesicht« , der sich häufenden und mit reichhaltigem Material bewiesenen Klagen mi« den Er,eugm,g«aebieteu über vöNtg unzureichende Gestellung vo» «vag,« für Kartoftellief,»ungen wird die Reich-regiernng ersucht, unverzüglich Abhilfe zu schaffen. Bei der vorgerückten Jahreszeit besteht die Gefahr, daß strenger Frost die Land wirte verhindert, den Speisekartoffelvrrsand in genügendem Maß» vor den, Winter anSznfübren. Di« schon bestehenden großen Schwierigkeiten in der Ernährung könnten hierdurch leicht zu einer großen Gefahr „»«wachse». „ Hierzu erklärte ein Bertreter de» Senä-rung- Ministerium-, daß z« Besorgnissen keinerlei Anlaß vorliege, da die Ernte 8ü Millionen Tonnen erbringe nnd die letzte FriedenSernte beinah« erreiche. Für Brennzwecke dürften ebenso wie im Vorjahre nur 20 Prozent Kartoffeln ver wendet werden. Geheimrat Sommerland vom Reich-Verkehr-- miuisterium erwiderte ans Ansrage, daß da« Verkehr«» ministerinm alle« tue, um den Anforderungen zn begegnen. Im Oktober könnten täglich durchschnittlich über 5000 Wagen für den Kartoffeltransport gestellt werden. Wenn im Lauf, de« Jabre« im Reiche rund 7 Millionen Tonnen Kartoffeln benötigt werden, so könne natürlich diese Menge nickt innerhalb 6 bi« 8 Wocken abtransportiert werde», da man ja wegen der KartofseltranSvorte nickt den übrigen Verkehr stille«,n könne. Die Eisenbabnverwaltung muffe daher nm Geduld bitten. Anßerdem würden immer mehr Wagen nngefordert, als tatiücklich gebraucht würden. I» Vertin sei der ttartvffelzustrom so groß, daß sämtliche Bahnhöfe verstovkt rind nicht genügend Fuhrwerk« zur Abfuhr qnkzutreiben seien. „ . Nach längcrer Debatte, in der von Arbeitnebmersette Angriffe ans die Landwirtschaft wegen der Zurückhaltnna der Kartoffel» ausgesprochen wurden, wurde der Antrag angenommen, und das Haus auf unbestimmte Zert vertagt, s jetzt beschäftigten sich seine Gedanken mit der Pflicht, den To- l ten au» der» Steinbrnch holen zn lasse». I Es war wohl das Ratsamste, wenn er die Polizei damit " beanslragte, die Anzeige von dem Unglück mußte er ja unter allen Umständen machen. Er hatte die Brücke passiert und ritt eine Strecke am Strome entlang, als er sich plötzlich von einer Volksmenge umgeben sah, dre ihn nötigte, sein Pferd anznhalien. Inmitten dieser Menge trugen zwei Männer in Schiffer» kleidnng ei»« Bahre, auf der ein verhüllter Körper lag. „Was gibtS denn da?" fragte Paul eine» Mann, der zu ihn« aufblickte. „Eine Fran km Wasser gefunden!" kantete die Antwort. „Soll heute morgen im Hafen hineittgesprimgen sein, anier Lent« Kind, wie e« scheint." Der Baron nickte dankend und ritt iveiter. WaS kümmerte ihn die Selbstmörderin! Vor dem ersten Polizeibüro stieg er ab, um seine Mel dung zu mache». Der Beamte nahm seine Aussagen zn Pro tokoll nnd versprach, die Leiche holen zn lassen. Sie werd« im städtischen Leichenhanse «iedergelegt werden, sagte er, wenn der Herr Baron sie noch einmal z» sehen wünschen, so möge er sich morgen hinbegeben. Panl verneint« da», aber er erbot sich, dt« Kosten der Beerdigung zu bestreiten, dann setzte er seinen Heinuveg fort. Der Beamt, hatte die Aenßerung fallen lasse», daß dt, Leiche gerichtlich obduziert werden müsse. Di« Rejnltate dieser Obduktion hatte der Baron nicht zu fürchten, wa« aber geschah mit dem Nachlaß Mintrop«? Paul erinnerte sich jetzt, daß Mintröp da« Medaillon be saß, daß er stet» bei sich getragen hatte; wurde e« nicht von dem Wacht» de« Steinbrnch« gestohlen, so mußte e« bei dem Lolen gefunden werden. Da« konnte zu unangenehmen Weiterungen führen, der Baron berente jetzt, daß er nicht -nm Steinbrnch hingeritten war, nm die Leich, «rst zu untersuch»», Di, Ren« kam leider zn spät, er mußt« bi« morg«i war ten und dann imLeichenhan« oder beider Polizeibehörde den Nachsatz imlrr sr^nd einem alan-würdigen varwalld. Der Rapp, blieb stehen? Paul, der ans den Weg nicht geachtet hatte, erwachte ans seinem Brüten, fein Blick fiel auf da» Gesicht seines Reitknechtes, der ihn mit rveitgeüsfnete» Augen fragend «»starrte. „Wo ist der Braune, gnäbiger Herr?" fragte der Diener, ql« der Baron sich ans dem Sattel geschwungen hatte. „Gestürzt, leider so unglücklich, daß er getötet werden Mußte," antwortete Paul, „Und der Reiter, Herr Baron?" .Hat da« Genick gebrochen s" »Barmherziger Heiland l" seufzt, der Reitknecht. „Mir ahnt, ein Unglück, den ganzen Tag hat mir'S schwer ans de, Seel, gelegen. An dein Braun«»» ist nicht viel verlvnn, ab,x der arme, unglückliche Herri" Paul hörte nicht auf ihn,«, ging in'« Hau« und stieg mit müden Schritten di. Trepp, hinauf, sein« Stimmung wqe gedrückt, auch ihm lag «in» dnnkl, Ahnung ans der Seel», al« ob unabwendbare« Unheil über ihn schweb». „Zünd, Licht an l" herrschte er Jakob an, der im Korridor ibn empfing, Dann trat er i» da« halbdnnklr Zimmer, wa die Tafel zum Souper schon gedeckt war. Der Kammerdiener beobachtet, schweigend seinen Herrn, während er die GaSlamp, anzünd,te, er erkannt« sofort, daß etwa« Besondere« vorgesallen sein mußt». .WirdHerr Mintrop miiipetftnp fragt«« «ach ,in«t geraumen Weil». .Nein. Herr Mintrop wird überhaupt nicht mehr sp,ts,n, er ist mit dem Pferde gestürzt —" „Tot?" rief der Kammerdiener entsetzt. „Sofort tot. Und nun belästig« mich nicht weit« mit neu gierigen Frag«», mich hat der Unglückrfall furchtbar ang«- griffe». Hole rin, Flasche Portivrt«, speiftn werdi ich heut« abend nicht." Der Diener zog sich zurück. Pau! ivandirt» auf dem «ei chen Teppich mit großen Schritten aus und ni,der. «Ich werde noch manch, Frag, beantwort«« müsftn," murmelt, ,r. .Friedeberg und di» Polizei nehmen mich sicherlich in '« verhör, j«,h« ich abreisen kann, desto -esser ist »>." Jakob trat ml,hn ^n. » «MM-i, WM MMN, MU mal« wehr seinen Platz in der ersten Net-, brr Böller Ku- nehmen könnte, und daß es auch niemals mehr Allianzen hätte adschließen können. Die Ehre und Würbe Deutsch land» wollte der Kaiser nicht opfern. Seine freiwillige Auslieferung an di« Entente hätte keinen Nutzen gestiftet. Uevrigens sei auch keinerlei Gerichwhof maßgebend, um Urteile zu fällen, so lang« nicht die Archiv« aller krieg» führende« Staate« geössnet seien. Der Kaiser verüffent- licht sodann einen Briefwechsel mit dem Generalfeldmarschall Hindenburg. In einem Brief vom Sä. April 19S1 sagt der Kaiser, wenn Deutschland hätte Krieg führ,» »ollen, so Hätte e» die» lunn in» können, als England im Burenkrieg beschäftigt war und Rußland den Krieg gegen Japan sübrtr. Bon einem Krieg im Jabre 1914 batte Deutschland nicht» zu erwarten, dagegen die Feinde alles, weil sie ihre Kriegs zwecke durch ihre Koalition gegen Deutschland erreichen konnten. ES lei unmöglich, daran zu zweifeln, daß drr Krieg systematisch von der Entente vorbereitet und von ibr auch provoziert wnrde. Sich einem Gericht autzzyliesern, in dem die feindliche Koalition gleichzeitig Richter und An kläger wäre, darauf könnte der Kaiser niemals eingeben, weil ri» solcher Gericktslwf nur ein Ausfluß be» politischen Despotismus wäre. Der Kaiser fordert, daß ein unpartei ischer Gerichtshof eingesetzt werde, der über alle Persönlich keiten und Staatsmänner, die am Kriegsausbruch« mit wirkten, urteilen solle, und daß alle Taten, die dem Kriege vorangingen, von diesem Gerichtshof beurteilt werden sollen. Deutschland habe sofort nach dem Kriege alle seine Archive geöffnet, was die Entente bisher unterließ, »nd das allein schon sei ein Beweis dafür, daß die Entente sich nicht schuld los fühle. Deutscher Reichstag. Berlin. 1l). Oktober. Nachdem Minister Köster sich zn Benin» der Sitzung bereit erklärt batte, die Interpellation Stresemann über die Krawalle am ZirknS Busch innerhalb der geschäftsordnung«. mäßigen Frist zu beantworten, wnrde die Aussprache über die Preiserhöhung für das erste Drittel der Getreideumla-e fortgesetzt. Abg. Blnm /Z.i bedanert, daß diese rein wirtschaftliche Frage die einzelnen Stände so tief zerklüftet habe. Der Bauernstand werde zn Unrecht des Egoismus beschuldigt, das Zentrum verlange den Sckntz der Verbraucher gegen wucherische AnSbeninng unter gleichzeitiger Förderung der Produktion. Tas sei aber nickt durch Zwangswirtschaft zu erreichen. Die Regierung solle den zunehmenden Getreide schiebungen nachdrücklicher cntgegentreten. Der DollarknrS beeinflnsse auch die Produktionskosten der Landwirtschaft, nnd der zunächst für das erste Drittel der Umlage festgesetzte Preis sei unter politischem Druck viel zn niedrig fixiert worden. Darin» sei die Erhöhung unvermeidlich. Abg. Cuno (DVv.i beklagt ebenfalls dir falsche psychische Einstellung der Bevölkerung -um ErnähriingSvrableiu. So führe man die allgemeine Not fälschlich auf Mucker- nnd Schiebertnm zurück, statt auf die katastrophale Geld entwertung. Man könne der Landwirtschaft unmöglich zu muten, daß sie allein ihre Preise der Geldentwertung nicht anpaff« und das Umlagegetreide für ein Siebzehntel de« Preises abgebe, der für freies Getreide gezahlt werde. Abg. Dr. Böhme (Dem.i verlangt von der Regierung ein« größere Aufklärungstätigkeit, um die Bevölkerung zu einer gerechteren Beurteilung der landwirtschaftlichen Pro- duktionSverhältniffe zu bringen und verweist auf die einsichts vollen Darlegungen Dr. August Müllers im Gegensatz zu der Auffassung der Sozialdemokraten. Auch der in der Vorlage vorgeschlagene Umlagepreis könne noch nicht als ausreichend betrachtet werden, Abg. Hrvdemann (Komm.) verweist auf die große Er bitterung, welche die Brotverteuerung in der Bevölkerung hervorgrrufen habe. Von den Agrariern werde die Volks- ernäbrung bewußt sabotiert durch Berininderuns der Anbaufläche. Die Nnswucherung der Bevölkerung könne erst verhindert werden durch eine planmäßige Kontrolle der Produktion durch Organe der arbeitenden Bevölkerung. Abg. Dr. Heim (BVp.) verzichtet auf das Wort, weil er erst so spät nach den Kommunisten zum Wort komme» solle. Abg. Ledebonr (llnabh.) polemisiert gegen die Aus führungen des ErnährungSniinisters. ES sei den Agrarier» nicht nm Produktionssteigerung -u tun, sondern nur um den Profit. Redner fordert die Sozialdemokratie auf. aus der Koalition auszntretcn, da sie sonst de» Kiassentampf verleugnet. Damit schließt die Aussprache. Die Anträge des Zentrums nnd der Demokraten zur Kleinreutnerfürsora« werden debattelos einem Ausschuß überwiesen, ebenso der Gesetzentwurf zur Aenderung des EinkommensteueraesetzeS. Freitag nachmittag 2 Uhr Anträge zur Reichspräsidenten wahl. Schluß nach 6 Uhr.
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