Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 05.12.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19061205025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906120502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906120502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1906
- Monat1906-12
- Tag1906-12-05
- Monat1906-12
- Jahr1906
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
»H»rev Nachrichten o«b. ki. Dezember »V«»V M» Ne. 3Ski —* Gestern verstarb in de« PrivatuS Gvfte» U Calberla einer der ältesten Einwohner Dresden» nach vor wenigen Tagen vollendetem 97. Lebensjahre. Er war geboren am 30. November 1809 und erinnerte sich noch, im Jahre 1812 öen Iraiizoiciikaiier gesehen zu haben Durch den Ehok de» damals >» die Lust fliegenden Pulverturms siel daS »lind vom Ieiiilerslack und trug eine noch an dem Aufgebahnen sichtbare >tovinarde davon Er wurde in deui ehemaligen „Hamburger >>ut e" in der Seestraße. jetzt Hotel Linake. geboren, neben >ein sein au» Braunichweig zuaewaiideiler Pater Heinrich Wil ,elm Ealberla ein Drechilergeichäft betrieb. Seine Mutter ent. gammle einer allen Dresdner Familie. Besonder» verknüpft uni der Entwicklung eines der inleressanlesten Teile Dresden» cvurde seine Familie dadurch, das, der Pater von 1822 bis 1832 da» jetzige Hotel Bellevue ani Theaterplatz al» Zuckerfabrik er. darrte. Der Sobn ging, um sich als Hausmann auszubilden «ährend der Ker Jahre ans lange Reisen ins Ausland und übernahm 1826 mich dem Tode de» Vaters die Zuckerraffinerie, die bi» in den Aniana der 4üer Jahre existierte. Dann baute er da» Hau» zu Wohnzwecken um und verknuste es 1852 an die roäteren Wirte deS Hotel Bellevue. Als er sich um diese Zeit n» Privatleben zurückgezogen, widmete er sich vor allem bota- ruschen Studien und legte ein großes. noch vorhandenes dderbarium a». fordernd wirkte er vor allem im Verein Flora" und in der Dresdner Turnerl'chaft. Zn Loschiviy er» vard er einen an'ebnlick'eii Landsitz und baute die sehenswerte Ealberlastraße. Deine Begeisterung sur das Turne» hielt bis u seine letzten LebenSiabre an, fodaß er noch im vergangenen Jahre im Lehnstuhl llebnngen machte. Ve'onders stark nmr auch des Veriiorbeneii Interesse für Kunst und Aehnliches. An den Treiheitsbeftrebungcii der 40er I-ahre nahm er lebhaften Anteil — * Am Sonntag ist bier He".' Obeeftnuira: Dr Burl- aardt gciforbeu Tie Traiierseierlichkeir er'olat 'morgen abend 7 Uhr und die Beisetzung in der IamlÜcngrust zu ööoau i S. am Donnersiag niiltag 12 llhr. —* Am 1. Dezember starb Herr 'S c in i n a r ob e r- ehrer Einil Gustav B ö h nr e. der dem 'König!. Lehrer- Smiinar Dresden-Plauen seil der Eröffnung angehörte. — Bisher waren die hsfenklichen St rahenf euer melder deshalb fchwer aufzuniiden. weil in den Sttaßen keinerlei Hinweise vvlüaudeii wnre». die den Ort oder die Richtung, in der der nächste Melder a»ftl»uche» ist. angaben. Renerdings »cheint ma» den in dieser Hinsicht wiederholt laut gewoidenc» Wünschen eutwiechen zu wolle», denn au einzelnen Stellen sind in dieien Tage» Schilber angebracht worden, die i» auffallender roter Schrift ans weißem Grunde daS Wort „Feuermelduug" und darunter in schwarzer Schrift den Ort des Melders und einen Richtungspfeil trage» Namentlich i» den Abend- und Nachtstunden. wo die Häuser ge- 'chlossen sind und die in den dunklen Hausfluren angebrachien vavvtasel» mit der Angabe des Ortes der Zeneimeldung »ich! .reichen werden, sind diese neuen Straßenschilder von besonderem Werre, zumal nicht icder Brand in den Grundstücke» lelb't bemerkt und gemeldet wird, viclm-hr auch Straßenvassanten die Gefahr zuerst entdecken könne» und dann völlig im unklaren sind, nach welcher Richtung sie sich wenden Elle», um raich den Feuermelder zu erreichen. Die allgemeine Einführung der neuen Schilder ist al'o eine wesentliche Pelbessening des Jeuermeldcweiens. — Erneute Erfahrungen veranlassen da? ^äcifsvche Landes, romitce zur Bekämpfung des Mädchenhandels, die nachstehende Warnung an Eiker», Vormünder und sonstige Fürfvrgepslichlige ergehen zu lassen: Unter allerlei Vorsoiegelungcn und elänzendcii Ver-prechunaen suchen Unlcrnepmer. sogenannte .Direktoren" und Siellenvermilkler junge, besonders inib'che und mehr oder nunder alleinstehende Mädchen für da» öffent liche Auftreten in Konzerten. VarröteS. S-ing-piclballen u'w. zu engagieren. Vielfach wird dabei die Kunst al» Auslfängeschlld üenützi, tvahrend cs für die Betreffenden nur das Ge'chän bedeutet, und Avar eins der bedenklichsten Art. In den meisten Fällen lind dieie armen Mädchen nur dazu da. das Publikum anzuloekcn und dem ..Direktor" die Taschen zu füllen. Sie werde» von dem Direktor nicht nur in der schändlichsten Weile behandelt und ausgenützt, 'andern auch in der -chamlo'esten Weise mißbraucht und der Prostitution überliefert. Besonders werde» sie in fremde -Länder: Oesterreich. Ungarn, Rußland und Holland verschleppt, wo sie dann, unkundig der Sprache und Ge'eke, in die größte Bedrängnis geraten, vielfach auch von dem Unternehmer, der wegen Zahlungseinstellung daoou- oeht. hilflos zurückgclasten werven. Es ist deshalb im all gemeinen vor einer derartigen Laufbahn junger Mädchen nach- vrücklichst zu warnen und d:e unerfahrenen, von Abenteuerdurst getriebene» Mädchen sind davon zuruckzuhalten. Sollte sich o:e» in c:ncm Falle nicht ermöglichen lassen, so besteht doch für d:e verantwortlichen Beteiligte» die unabweisbare Verpflich tung. sich vorder bei der Polizeibehörde vscr sonstigen sach kundigen PrivatoeiMuen und dein genannten Landeskomitee soöeschäüsstelle, Berliner Straße 28. 2) unter Vorlegung des e-nzugehenden Kontraktes genau zu erkundigen und niemals ohne solche Erkundigung ein Engagement eingehe» zu lassen. Auch die Zentralvolizeistelle in Berlin und das dortige Nativ» "alkomitee zur Bekämpfung des Mädchenhandels lDessauer Straße 231 gebe» jederzeit gern nachgchuchte Auskunft. — Schwesternheiin „Genesung". Bielen dürfte es och nicht genügend bekannt sein, daß sich auch hier wie in anderen oroßstLdten wohltätige Unternehmen befinden, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, den Mitmenschen tu den schweren Stunden der Krankheit eine Stütze und Heilerin. dem Arzte aber cine vflichttreue Ausfuhrende der gegebenen Verordnungen zu dielen. Wie im Krankenhauie dein Arzte Kranken'chwestem zur Venügung stehen, io müßte auch im Privaten von der Einrichtung der Schwesternheime ausgiebig» Gebrauch gemacht weiden. — TaS Schwesteruheim „Genesting", Gerokstraße 45. Tel. 57:44. ge- ,Minder im Jahre 1'Xr;. bat sich die Ausgabe gestellt, icdwede ' - ege hier oder außerhalb in Privat oder Klinik in der >org- Müqstcn Weste cniSzufühcen. Die Oberin, die leibst schon seit : , Jahren den schweren Berus einer .Krankenpflegerin sowohl in staatlichen und städtischen Krankenhäusem. wie auch st» Privat erfolgreich au»üb». hält e» für ihre besonder, Pflicht, nur solche Schwestern tm Helm aufzunehmen. die Gewähr für volle Pflicht- ersülluna i» allen Lage», die tm KraillheilSfalle vorkoiimirn lbiiuen. vielen. Sofern die Schweftrm nicht au-wärtlg beschältlat. bietet Ihnen die gemeinschaflllche Wohnnng rin Heim zur Ruhe und Erholung. Sämtliche «Schwester» gehören der staatlich an erkannten Berufsorganisation der Krankrnslkgrrinne» Deutschland» ten Berufsorganisation der Krankenstegerinne» ^ . , an. die ebenfalls 1902 gegründet wurde. Aber nicht allein den mit Glücksgütrrn Gclegnelen widmet sich dir K " ^ ^ ' ' sondern auch den bedürftigen Mitmenschen. kraft der Schwestern. —* Jntervati««,!» Htzgirae-Ansstellnug. ge unserer Äuslsichrungen wird jetzt em ,/Dr. Anz." di« Denkschrift im Auszug -veröslsenllicht. welche der Vorsitzende -des Direktoriums Äol, ei in er Rominerzienrai Lingner im August dieses Jahres zur Widerlegung irrtümlicher Anschauungen über den ganzen Elxirakter der Äuslstellung dem Rat überreicht l>a> und welche von diesem der Königl Slaatsrvgierung zur Kenntnis gebracht worden ist. über die Bedeutung des geplanten Unternehmens zu unterrichten. Am übrigen wird daS ganz« Prateria! dem nächst den Stadiverordneren unterbreitet und damit in die breite Öffentlichkeit gelangen. — An der Denkschrtst heißt es: Die Aniernalionale Hygiene^AuSstellung 1909. wie sie ge plant ist. ist mit -keinem bisher in Tenl'-chland, geschweige denn in Dresden Surchgesührlen 2luLstcUu»gsu»lcrnehi»en zu ver gleichen. mit einziger Ausnahme vielleicht der 'Dusjeldovser Industrie-Ausstellung, die sedoeh lediglich in ihrer Ausdehnung mit der geplgnten Dresdner Veranstaltung in Vergleich ge zogen werden kann Ader auch dieieS Unternehme» konnte nicht eniieriit das allgemeine Aineresie l>ervvrruseii. das eine große Iulernationgie Hygiciie-AuSitcllung z» cnveckeii im »ande ist. Keiner der bis setzt i» Deustchland veranstalteten Ausstellungen ist cS gelungen, das Inicrejse der geiamtc» Kuluirwelt zu erregen. Die Berliner Hi»g>ent-Ausstellung vom Jahre 1882. die überhaupt erste größere deutsche Hngiene-Aus- stellung. berucrilchngle nur Teul-chland. das Ausland war gar nicht verlrelen. D>e zahlreichen Kunstausstellungen, die in Deutschland jo fruchtbringend aus die Eimvickluug der Kunst eiugewirkt haben, hauen stets mehr oder weniger nur einen be- chrankten JiilcresieutemkreiS. Zudem lfandelte e» sich »ie um eine große -Iuiiernationale KunuauEellung in irgendeiner Stadl, zu deren Gunsten die geiamte Kuustwelt aller Länder aus andere gleichzeitige Ausstellungen verzichtet hatte, wildern es pandelte such sterS nur um Vorführungen bestrmiiiler Gruvven und bestimmter Kunstzeiuren. Von den verschiedenon Aildustrlc- AuSsleUungen, die in DentUchland in den letzten 'Jahrzehnten stoli-sanden, laßt sich ähnliches sagen. Tie Hvgicne-Ausltellung. wie sie geplant ist — voransgeietzt. daß sie richtig durch'geiührl wird, und voraussesetzt. dag cs gelingt, die volle IÄvderuiig und Unterstützung der Reiers- und anderen bundesstaatlichen Behörden zu eriangen — wird das Interesse der ge- a m t e ii Kult urwelt auf sich ziehen. ES wird mir mit keinem -prachlichen Mittel gelinge», die geradezu ungeheure Zu kunft, die der Hogiene >» die en, IahrhunSeri noch devorstelü, ausreichend zu «rcäulern. -Ich versuche es. indem ich meiner Uederzeugiuig dahin Ausdruck gebe, daß ich läge: „Wenn daS voriae Iahrhunderl das Iahrhunverl der Erfindungen war. w wird das neue Iahrhunderl wahrcheinlich das Iah-rhunderi der Hifgieiie sein, der Regeneration des Menschciige-chlech-ts." Wenn das verflossene Jahrhundert durch die außerordentliche Entfaltung der menschlichen Tätigkeit die äußere Kuliur aus eine noch nie vorher erreichle Höhe gehrachl ha!, so ist die innere Kullur. die Förderung des Rieii-cheu feldsl. dagegen zurückgeblieden. Ja. cs hat der .scharfe Weibbowerb. den die Eittseüeluiig der privaien Initiative aus allen Gcbielcii mit sich gebracht hat, zu einer liederairpannung der Krönte und einer Ausnutzung der Leistungsfähigkeit geführt, die für breite Schichten die schwersten «rchäbigungen an Körper und Geist im Gefolge liut. Mau braucht nur an einige der wichtigsten fragen der Gesundheitspflege zu denken, an unsere Wohnungs- und Ernährungsfra-ge und an die Vekämpfung der InjektionS- lraiMetten. Es ist unglaublich, mit welchem Unverstände die meisten Menschen die WolMUna. in der sie sich etwa zehn Stunden am Tage aushalten. in der unhpgienisch-iten Weise ver schmutzen lassen oder gegen Licht und Luft vcr chließen. Es ist de chämend zu sehen, daß in unserer Zeit aus die Ernährung und Körverpflege der Tiere eine viel größere Sorgfalt verwandt wird, als auf die Pflege des Menschen. Ein Viehzüchter bietet alles auf. um herauszufinden. wie -die Nahrung der Tiere zusammengesetzt lein muß. um schöne, kräf- nge. leistungsfähige Exemplare zu erhalten, und -wenn er gleich zeitig Irau und Kinder hat, wird er nicht den zehnten Teil die'er Sorgfalt auf die Ernährung und Pflege seiner eigenen K'.nder verwenden. Eine große Hygiene-Ausstellung — davon bin ich überzeugt — wird ui den nächsten sinn Jahren irgend wo ins Leben gerufen werden. Als ick seinerzeit bei der Ersten Deustchcn Stadle-Aus-stellung in Dresden den ersten Vernich einer stfstematncheii Hygiene-Ausstellung für das Volk verwirk licht -hatte, erhoben sich schon nach weniacu Monaten i» Berlin Stimmen, die anregten. eine allgemeine Hygiene-Ausstellung in Berlin zu veranstalten. Be'onüers beschönigt man sich aber im Auslände lMmit mit der gleichen Idee. In Paris plant man 'chon seit mehrere» Jahren eine ähnliche Ausstellung, die noch aus ein weiteres Gebiet übergreisen soll. Auch in Wien und England wurde das Thema besprochen. Es ist deshalb sehr dankbar anzuerkennen, daß durch Ihre sgemeint ist wvv! Oder- bürgermMcr Beutler. Tie Ned.s kräftige Initiative im Irüh- jabr dieses Jahres der Gedanke zunächst einmal für Dresden gesichert wurde. Sollte der Plan trotz aller Bemühungen an der Weigerung der Re-gieruna. dem Unternehmen die erforderliche Unterstützung zu leihe», scheitern, >'o würde Ihnen doch dieses Verdienst nicht gschmiälcrt werden können. Jedenfalls ist Sach'en hiermit cine Gelegenheit geboten, wie sie nustrem engeren Valerlandc nie wieder geboten werden kann. Nur cine große Weltausstellung könnte sich an allgemeiner Gedeu- tung mi: einer Internationalen Hygiene-Ausstellung messen Zur ein derartiges Unternehmen wären wir aber in Dresden ftnansttll viel «u kbwach: denn «in« solch« Au«st»llu», «itrlve «n Budget von etwa 80 Millionen erfordern. Bei einer hmsie. Nischen Weltausstellung liegen die Verhältnisse weit glücklicher. Während die Anziehungskraft einer solchen, wie ich Weiler unten bei BelPrechun« des Budgets unter dem Posten .Hintriltö- gelber" »och näher zu beweise» versuchen werve. der einer all gemeinen Weltausstellung ivohl nicht allzuweit »achstshen wird, läßt sich eine Hygiene-Ausstellwn« mit elnem Budget von etwa 2 Millionen durchführen. Wenn die Vermutung des Köni« l. M i » ist « r i u m s richtig wäre, daß die AuS - stellung in erster Linie nur für Behörden und Jachperstondige Zu« kraft besitzen würde, da»» alseüdingS wäre der Zweck verfehlt. Daß ein derartiges Ziel mindestens aber nicht beabsichtigt ist. beweist der Umstand, datz die Vertreter aller in Betracht kommenden hygienischen Kreist in Dcuischlanv, Universitäten, GefundheitShekörven ufw. gerade mich, einen Nichlisachmann. an die «spitze des Unternehmens gestellt hüben Wie ich aus verschiedenen nachträglichen Aeußerunaen der an der großen konstituierenden Sitzung be teiligte» Autoritäten, sowie aus lveileren Kundgedunigen uüd Artikel» ivergl. u. a. den AiH'ak in der beigefügten Rr. b der Münchner Medijinifchen^Wv^enschrist". einer der ange- .. Diz, . , scheusten Jachzeitfchrlsten Deutkchlandss entnommen . man die Erwartung, daß ich neben der lstMlverstänv- kichcn großen wissenschaftlichen Ausstellung besonders auch das Geamlgebiel der Hlmicne wieder in der Weise zur Anschauung -Ml bringe», werde, für die ich mu meiner Ausstellup 1902 einen .. NH 1 Typ geschaffen habe. — Eine Vorführung, wie sie mir vor- sckfiobdt. muß jeden Menschen mteretzneren. Wenn I>eute jemand leine eingchende Kenntnis einer Sache beieuern will, lo sagt er. er kennt sie so genau wie seiiie Westentasche. Es wäre nxihrlich besser, er käme in die Lage zu sagen, er kenne sie st genau wie seine Lungen, kein Herz, feine Rieren oder der- gleichen. Mau wird ilch in 50 Jahren darüber wundern, wie dunkel die heutige Vorstellunn des T-urclsllniitisin eufcheu von 'einem eigenen Kostbarsten, nämlich seinem Körper, war. Die Heuligen Menschen kennen wohl aus meist mangelhaften Abbil dungen die rohen Umrisse der Organe, wissen auch, daß zwer Röhren, nämlich die Speiseröhre und die Luftvimre. in das Innere des Körpers sichren: gewöhnlich ist cs aber dann «nii der anato m is ch e » K en -ntnis so ziemlich zu Emde. Wie sich die einzelnen Organe gegen die verschiedenen Einflüsse verhalten, wie sick das Mut benimmt, wenn man ihm so und so viel schädliche Stoffe, zuni Beispiel AlkohoUda. zusührt. was dabei ,n den Blutgefäßen oorgaht üsw. und wie man verstau- digerweise loben muß, um seine Organe leistungsfähig und ge- sund zu erfia-Iten und sein Leben zu verlängern, davon haben die meisten Meirichen keine Ahnung. Alle diese Kenntnisse sollen dem Bestecher und Beschauer der Ausstellung so vorge- sührt werden, daß er mit einer klaren Vorstellung seines inneren Körpers aus 'Dresden dantzbar nach Hause zurückkehrt. — Ich sollte meinen, daß der von der Kon!«!, ^laulsregiernilg erbetene Betrag schon durch die Stei- gerung der Ei-'ei!bann-Eiiinah>incii reichlich wieder eingcbrachi werden müßte. Zur Wiedereinbringung dieses Betrages wäre» ja nur etwa 20000 Iremde n-öiig, und wir müssen doch auf min destens 200OM Iremde rechne», ganz abgestl-en dapon. daß Hunderltau-ende sächsiiicher Staatsangehöriger nach T-rcsden 'ahren werde». Ich gehe iiuu zu den einzelnen Punkten des Budgets über: Das Königl. Ministerium hält den Posten von 800000 Rlark für zu erhoffende Eintrittsgelder für zu doch. In Len vorstehenden Ausführungen habe ich ueeinc Hoslsnunicfen zu begründe» verflicht und meine Ucberzeuguna aus gesprochen. daß wir nicht nur diese angeliektcn 800 000 P-ark au Eintritts«e!>deril erreichen werden. londern vielleicht weil mehr. Ich könnte aerade diesen Einwand kehr kur- erledigen, wenn ich erkläre, daß ich mich anheischig mache, innerl-ald !4 Tagen ein Bankkonsortium zulsammeiizubringen. das. wenn man ihm den Mehrgewinn überläßt, sofort ffirr diesen Posten die Garantie übernimmt. Es wäre aber jammerfchade. wenn dadurch ein für allemal di« Ausstcht abgcischnitten würde, durch die Ausstellung einen größeren iUebcrfchuß zu erzielen, der der Allgemeinheit dann später zu gute kvmwu. Sollte es jedoch durchaus nicht gelingen, das Königl. Ministerium von der großen Anziehungskraft der Ausstellung zu überzeugen^ st er kläre ich mich, wie ge'agt. bereit, ein derartiges KoniortiuM zustmineiiz»bringen. Ich würde diese geschäftliche Operation unbedenklich selber überne'ymen, wenn ich nicht unter allen Um ständen auis peinlichste die Nachrede vermeiden wollte, daß ick» mir in irgendeiner Weise durch die -Ausstellung einen Vorteil hätte sichern wollen. Was -die Geldlotterie anbctrisjst, so möchte allerdings auf diesen Posten gerade sehr unaern ver zichtet «werden. Ich erlaube -mir hier bei dickem Punkte darauf aufmerksam zu machen, daß die Königlich preußische Rcgierunq. die gerade in Lolteriefragcn immer, und namentlich in den letzten fün-i Jahren, sehr zurückhaltend gewesen ist, Ri hervor ragenden Ausstellungen die Genehmigung -z» einer Geldlotterie erteilt hat. Die Düsseldorfer Ausstellung hat mit diesem Posten einen Reingewinn von clwa 2401X10 Mark erzielt. Das Königl. Ministerium verlangt dann weiter für den für Bauten cin- gastelllcn Betrag von 800 000 Mark cine nähere Erläuterung und Begründung, wobei ein allgemeiner Plan, aus dem sich die Herstellung einigermaßen ersehen läßt, vorzulegen ist. Das ist eine Forderung, die kaum erfüllbar ist. Es ist ganz unmöglich, beute schon die Baulichkeiten fefttzüstcllen oder gar einen all gemeinen Plan dafür aiifziiflellen. welche Baulichkeiten nötig und in welcher Weife dieselben hcrzuflcllen sein werden. Eins muß ich allerdings heute schon sagen: Nachdem ziemlich drc>- oicriel Jahr seit der ersten konstituierenden Versammlung ver- 'losseii ist, ohne daß cs mir möglich war. auch nur einen Schritt vorwärts zu tun. ist es heute sehr fraglich, ob es über bau v t noch möglich ^ c i n wird, die Ausstellung für 1009 fertig zu machen. Sollten alle Schwierigkeiten, nicht nur diejenigen mit der Königl. Staatsrogieriing, sondern auch die übrigen, bis zum 1. Olieber bcbobeir iverben können, io glaube ich. daß es vielleicht »och möglich ist. den Termin einizlibglteii Sollte sich aber eine Beseitigung der Hindernisse bis 1. Oktober nicht heibeiführen lassen, so glaube ich heule k'chon erklären zu ller Materie das vorhandene Golö herauslecken, so hatte Hebbel öie beiden Motive, die ihn an seinem Stois am meisten gereizt atten, umnerklic^ ihm cnttoqen und mit ihrer Lebenskraft weicw anderen ^tosten, die oainals ans Licht drängten, die strern ae'ullk. In seiner N'belungenirilogie hat .Hebbel das Motiv des >» Unkultur stammelnden Volkes dann i iiber auscickstihrt. wäbrend der Ebrstusston, in dem die religiöse Idee des „Moloch" aus^csangt war. selbst Tokio aeblieaen! ist. Wenn nun auch der Stasi für seinen Schöpfer c ilwerter und seine Bearbeitung überflüssig und reizlos ge- 1 orden >st, so ging dock» sein absoluter Wert und Reiz nicht ver loren Es ist daher wohl zu verstehen und durchaus berechtigt, wenn em anderer Dramatiker sich seiner bemächtigt und ihn zu erschöpfen sucht. Ja. es ist sogar völlig >m Suinc Hebbels, we.m zerade ein T o n dr a m a t i k e r das Wazn>S nitternimmt. den eigenartigen, spröden Stoff zu meistern. Der eigentliche Entdecker des Stoffes als einer dankbaren Anstande für Schillings war E m i I G e r b ä u s c r An der d.urcharbeituna und Gliederung des Stoffes hat Schillings, wie '-ich be, icinen beiden ersten Bühneiiwcrkeii. ningewirkt und cchcblich ci.igearif'en. Die dichterische Ausführung und end gültige Gestaltung der Dichtung ist das Werk GcrhäuserS, der -a: durch die künstlerische Lösung leiner AuHabc ein hohes Ver dienst erworben bat. Es :it nun ehr reizvoll, zu vergleichen. '.v:e Hebbel eincr- st.'is und wie Schillings und sein Textdichter Emil Ger- baußer andererseits sich techniich-dramalurgisch mit den Auf gaben des StasieS abaesunden haben. Da ist denn zunächst die Konzcnlralion >in Exponieren der Voriabel mit großer technischer Geschicklichkeit voraeiwmmen, >aß Gerhäuier stch dabc, als technischen Änskunftsmittc-S eines Monologes bediente, darf ihm un stilisierten Drama ohne wciie- n's konzediert werden, da ja dort nicht die „ptilqc''etze des Natu ralismus beobachtet werscn müssen. Ueberdics finden zwei 'einer Monologe ihr Gegenstück in Hebbels Tor'v. Nur. daß (fferhäuser den ersten- an eine 'rühere Stelle setzt, als Hebbel es getan hat. und ihn gleichzeitig noch mit der ganzen Exposition belastet, zu der Hebbel fast die Halite deS ersten Aufzuges aui- -nsndet und noch einer bewnderen. stir die Handlung über- flüssigen Hüfssigur. eines „Vertrauten" bedarf, der, nachdem - „seine Arbeit getan" — nämlich die zur Erposition erforder lichen Mitteilungen, an das Publikum als fingierter Adressat eniaegengenommen — .gehen kann", will sagen, durch einen rechtzeitigen Dolchstoß „eliminiert" wird Andererseits hat Ger- Häuser Motive, die bei Hebbel nur leise angedeutet waren, aus den ooracfundenen Keimen zur Entfaltung gebracht und die piychologuchcn Zusaimnenhängc nicht nur wesentlich vereinfacht, wildern auch weit mehr ins Lyrische abgetönt. So wurde der Stois für die Zwecke des Tondramatikers fügsamer, verlor aber natürlich auch in gleichem Maße von seiner ursprünglichen, oft an Kraßheit grenzenden- Härte. Hebbels Idee war. die Entstehuna der Religion als des Kulturbringers symbolisch darzu st eilen und ihr« Notwendigkeit für die menschliche Natur dadurch zu aufgegebene S-chreibweise des Namens soll wohl eine griechisch« Etymologie andeutcn — der seinem eigenen Werk, der von ihm geschaffenen Idee, zum Ofsier fällt. Hieram war in Karthago Oberyriester des Moloch gewesen. Ursprünglich glaubte er selbst an die Göttlichkeit dieses Gebildes non Menschenhand, bis er Vas Unerhörte und Gräßliche erlebte, daß Moloch den Unter gang Karthagos geschehen ließ. Jetzt ist der Priester über den Götzen hinausgewachien und der Rcligionsgedciuke wird ihm zum Hebel eines gewaltigen Planes: Aus Urväter Zeiten weiß er von fernen Oleaende», wo dem Volke für feine metavhysische» Bedür'nisse nock^ keine klaren, deutlichen Begrisse erkcimt sind, wo nur dunkle Lagen forterbcn von dem Verein st igen Er scheinen eines Gottes E Erden. Die'e Vorstellungen sollen ihm die BegriNSstützcn werden für die Einführung des Moloch kultus in jenen Gegenden. Im Zeichen dieses Kultus will er jenem Volke die Segnungen seiner karthagischen höheren Kultur zu teil werden lassen und rechnet darauf, daß die steigende Kultur steigendes Kulturbedürsnis und damit endlich den Zu- fgmmcnstotz mit der Weltmacht Rom hcrbeisühren werde. Von diesem Zummmenstoß zwischen der ungebrocl>eneir Urkraft der germanischen Stämme und der überfeinerten Kultur Roms er holst er sich dessen Vernichtung und damit seine Rache für die Zerstörung Karthagos. Eine Art Propheten macht der Dichter !o aus seinem übermenschlich angelegten Oberpriestcr, den er mit Seberblick die wirkliche spätere GelchichlSentwicklung voraus- sehen und errechnen läßt. Seinem erhabenen und großartigen ?,>neck läßt Hebbel diesen großen Millensmenichen jedes Mittel dienstbar machen. Betrug und Blutvergießen sind ihm durch den Zweck geheiligte Mittel. Schon hier bat der Dichter der Tontragbdie mit mildernder Hand cingegrisien- Während Hebbels Hleram alle die mit ihm geflohen waren und Lei der Rettung des Götzenbildes Hilfe ge leistet batten, selbst den Priester Rhamnit tötet, läßt Äeryäuser sie alle nach der Landung des Moloch ajjS dem unwirtlichen Lande tveitcr geflohen sein, sodaß der Priester allein mit dem Götzenbild«: plötzlich uittcr dem fremden Volke auftaucht. Durch die Ueberleaenheit seines Auftretens imponiert der Uralte dem Volk, insbesondere ober dem jugend lichen Königssohu Teut. Hier hat Gerhäuser eS gut verstanden, die Zwecke des Dramas, nämlich cine sorgfältige Motivierung, im Anschluß an leise Andeutungen Hebbels zu er reichen. indem er den Bedürfnissen der Tonkunst entgeyenkam Er macht nämlich aus -dem Teut eine Art Seelenverwandten des von Gcrhäu'er selbst einst kreierten Skalden Bran in der „Ingwelde", einen träumerischen, phantasiereichen Jüngling, der M dann im Verlause der Tragödie zu männlicher Reife «nd Tatkraft entfaltet. Auch dem Teut öffnet di« Er kenntnis eines Betruges die Augen. Das Motiv der Träumerei fand der Dichter der Tontragödie schon ur Hebbels Fragment angelegt im Sinne der kultur- aeichichtlichen Tatsache, die Nietzsche als „Ursprung aller Metaphysik" bezeichnet: „Im Traume glaubte der Mensch in den Zeitaltern roher uranfänglichcr Kultur eine zweite reale Welt kennen zu lernen." Wie Hebbel, so motiviert dann auch Gcrhäuscr aus der träumerischen Natur, di« von der Mutter durch Sagenerzählungen srüb genährt worden, die Empfänglichkeit jür metaphysische Vorstellungen. Ange sichts der doppelten Suggestion, durch den starken Willen des leltiamen Fremdlings und durch das Mispiel des Volksgenossen und KöniasohneS wird auch das Volk so empfänglich für den neuen Gedanken, daß die ersten AHlturerzeugnisse, die es als Legcnsgabcn des neuen Gottes empfängt: 'Keldfrüchtc und Wein, den neuen Glauben schnell populär, ja seine Anhänger bald zu Fanatikern machen. Bei Hebbel ist. wie gesagt, Hiercrm der eigentliche Held, und sein Plan sollte sich dahin entwickeln, daß der Printer, einer Lüge überführt, selbst seinen -Betrug aufdecken sMc Hicram sollte zeigen, daß Moloch sein Geschöpf, aller Segen aber ebenfalls sein Werk sei. und demgegenüber sollte das Volk sich gegen ihn wenden, den neuen Glauben fanatisch gegen dessen Urheber verteidigen. Endlich sollte sich aber auch an dem verjagten König die Macht der Gottesidce bewähren. Er sollte zurückkebren, um Rache zu nehmen, dann ober selbst, von den Eindrücken der neuen Kultur überwältigt, sich dem neuen Glaube» beugen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder