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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 21.02.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192302216
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19230221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19230221
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1923
- Monat1923-02
- Tag1923-02-21
- Monat1923-02
- Jahr1923
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 21.02.1923
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*4. Vellaße znm VleVaer rs-edlsttt. Mittwoiv, 21. Atdruar 1V?S, abends. 76. Jahr-. oben angeführten Bedingungen durch Litauen übernommen ge Ist, soll t» Part» durch die votschastereonseren, mit «et. G hilf« der Vertreter Litauen» und der interessierten Gebiet« ' sie Die Auslieferung d«S MemelgebieteS an Litauen. Nach dem nunmehr vorliegende« Wortlaut des Be schlusses der Botschafterkonserenz hat diese die Sonvcränität über das Memelgebiet Litauen unter folgenden Bedin gungen übertragen: 1. Verzicht zugunsten Litauens auf alle Rechte und Ansprüche auf das Gebiet, wie sie in Artikel VS des Versailler Vertrages vom 28. Juni 1V1S umschrieben sind. 2. Einrichtung einer autonomen Regierung im Memel gebiet und einer Volksvertretung sowie weitere Einrich tungen, die die Anerkennung der beiden im Gebrauch be findlichen Sprachen, den Grundsatz der Gleichheit aller Ein wohner, welches auch ihre Rasse, Sprache und Religion sei, und die gleiche Behandlung der Landesangehörigen und der Ausländer hinsichtlich der Ausübung der bürgerlichen Rechte und des Handel» respektierten. 8. Organisation der Frei heit des Durchgangsverkehrs zur See, auf dem Wasser- und Landwege in einer Weise, die den Interessen -er litauischen und der polnischen Gegenden Rechnung trügt, deren natür licher MündungSpunkt Memel ist, und Schaffung einer autonomen Verwaltung des MemelgebietS, die seiner Ent wicklung angepaßt ist und die besonders durch die Ein<- rtchtung einer Freizone und durch die Anwesenheit geeig neter Vertreter jede Gewähr bietet, datz.die genannten interessierten Gegenden Litomens und Polens in diesem Hafen die für ihren Handel erforderlichen Einrichtungen finden werden. 4. Rückerstattung unter Garantie Litauens der von seinem Verwaltungschef während der Besetzung vor geschossenen und noch nicht gedeckten Ausgaben durch bas Memelgebiet, 5. Uebertragung aller Güter und Besitzungen, bl« dem Deutschen Reich ober einem anderen deutsche« Staat in dem genannten Gebiet gehörten, wobei Litauen in feinem Name» oder uamen» des Gebietes l ie 1« den Artikeln W4, SSS de» Versailler Vertrage» vorgesehenen Lasten auf sich nehmen nmß, an Litauen oder an das Memeler Gebiet. «. Sobald die Souveränität de» Memelgebiete» unter den rie L«»e 1« «uhrßettet. Dlenatan nachmittag 5 Uhr wnrden die VuLuvif» Vochnm Präsident und Bochum-Riemke» von den Ar«»» zofe« besetzt. Tie Beamten mußten fluchtartig die Bahn- Köse verlassen. Durch die Belebung der Bahnhöfe feiten» der französischen Behörden gestaltet sich die Verkehr»!«»« non Tag zu Tag schwieriger. Auch der Bahnhof Bochmn- Nord ist anscheinend van den Franzosen besetzt morde« da di» telegraphischen Verbindungen mit diesem vahnhol abgeschnitten sind. Rach »luer .VorwäriS'-Meldnug sind laut einem Befehl de« kranzösischen Kommandanten von Efseu die entwaffnete« Schntzvo>i,eibeamlen als akgelött zu betrachten. Jede» Mitalicd der Schupo, da' Dienst tut. soll vor «in Krieg»» gericht nestellt werden. Es kann eine rein örtlich« Polizei in Stärke von 6N0 Man» aekildet werden. Diese Polizei toll eine Armbinde tragen und kann mit Pistolen ausge rüstet werden. Im Laute des gestrigen Tage« ist der Leiter der «elfe»» klrchener politische» Polizei, Polizeirat Hammer, verhaftet worden, ebenso ein anderer Beamter der Polizeiverwaltnn». Nachdem die vorgestrige Stadtverordnetenversammi«»« von Gelsenkirchen wiederum die Bezahlung von llvv Mil» lion n abgelehnt batte, erfolgten gestern neue Mahuahuee»» der Franzose». So sollten die Geschäfte gezwungen werden, Waren abznaeben. Da das größte Kaufhaus in Gelsen kirchen, Alsberg, den Verkauf von Waren abaelehnt batte, eriolate d e Schließung und die gewaltsame Sinaustreibun» der Käufer ans den Raumen. Zwei Abteilung»«»«?» wnrden verhaftet nnd in dem Geschäft ein Bosten zurück- gelassen. H erank stellten sämtliche Gelchäfte Gelsenkirchen» ihre Vcrkanfstntiakeit ein. Ferner ordneten die Besetzungs behörden an. dab, falls neue Zwischenfälle vorkämen, di« veraulworllichen deutschen Beamten sofort verhaftet würden nnd die Ortschaften, in denen solche Zwischenfälle vorge kommen sind, mit einer entsprechenden Geldstrafe be legt würden. Oberbürgermeister Zimmermann von Buer wurde von den Franzosen verhaftet, weil er »S abgelehnt hatth di« Gaszufuhr nach dem von den Franzosen besetzten Bahnhof Buer-Nord wiederberzustellen. Der Oberbürgermeister wurde nach Recklinghausen gebracht, wo er vor «in Kriegs gericht nestellt werden soll. Die Vertreter der gesamte» Bürgerschaft beschlossen daraufhin zum Zeichen de» Proteste» einen L4 stündigen Generalftreik. Die Bergarbeiterfchaft ist nickt angesahren, die Kaufleute ballen die Läden so» schloffen, auch der Betrieb in den Büros. Schulen usw. ruht. Ter Montag von den städtischen Beamten Düsseldorf» angesagte Proteststreik gegen die Verhaftung de» Ober» bürgermeisters Köttgen ist gestern durchgekührt worden. Auch die Banken und die übrigen Geschäfte -ab« geschloffen. D e Poft in Main» hat seit gestern früh ihren Di«M eingestellt, zum Protest gegen die vorgestern erfolgte Ver haltung und Ausweisung des VostdirektorS Klingelböffer. Wie lange der Proteststreik andaurrn soll, war nicht « erfahren, da sämtliche Aemter geschloffen und verlassen fi«. Das Hauptvostamt nnd das Telegraphenamt find von d« Franzosen besetzt. Eine Bekanntmachung des franzöfifch« Oberdelegicrten besagt, der Dienstag morgen von d« Beamten nnd Arbeitern der Post- und Telegraphendirekti« erklärte Proteststreik stehe im Widerspruch zu den An ordnungen der Ordonnanz 53 der Rheinlandkommisfio». Der Betrieb könne erst wieder ausgenommen werden, wem» die berufenen Vertreter dieser Beamtenschaft fick v«v» pflickleten, dir Befehle der Besatzungsbehörden auSzuführ«. Dir Banken in Mainz haben gestern ihren Betrieb eingestellt» wie verlautet, infolge der vorgestern abend spät erfolgten Verhaftung eines greisen Direktors der Main»« Volktzbank, die ebenfalls wegen der Auszahlung von Gel-« an dir Eisenbahner erfolgt sei. lieber die VerkebrSlage wird aus Köln berichtet: A» allgemeinen ist die Betriebslag« unverändert. Seit Diens tag wieder in Betrieb genommen ist die Strecke Gall» Hellenthal. Tie Bahnhöfe der englischen Zone Elsdorf Bedburg und Harsf der Strecke Düren—Grrvenbroich-Neut sind dlt» Franzosen abgetreten worden. Das Zollamt Kaltenkirchen ist von den Belgiern besetzt worden und arbeitet nicht mehr. Die GeneralbetriebSleitung ll in Düsseldorf teilt mit: Die VerkebrSldge ist unverändert. In Trier Nnd drR EisenbahnerfamiUen und der Oberbaurat Schwedt auSg«» wiesen worden. Hervest-Torsten ist neu besetzt. An v« Grrnzübergängen lassen di« Franzosen keine Güter mH» aus dem besetzten Gebiet heraus. Die französische Besatzungsbehörde hat an da» Bürger meisteramt in Offenburg ein Schreiben gerichtet, in dem die in der Stadt umgebenden Gerüchte über die Errichtung einer Zolliuie dementiert werden. Auch Warenbeschlag» nahmnngen beim Verkehr »wischen dem besetzten und d«i» unbelebten Gebiet finden nickt statt. Eine Konserenz der Vertrauensleute der RheiufchiU« des Zentralverbandes der Maschinisten und Heizer nahm « Mannheim zur gegenwärtige» Lage Stellung und beschlat mit sofortiger Wirkung «ine Verschärfung de« Kampfe». Das in diesem Verbände organisiert« Personal sämtlicher Reparaturwerkstätten am Rhein ist von der Verbandsleitung der Maschinisten und Heizer mit in de» Kampf einbezogen worden. Mit der Arbeitseinstellung diese» Personal» ist jede Aussüvlung von Reparaturarbeiten an französisch« Dampfern unmöglich gemacht. Ferner hat die Streikleitung der Maschinisten und Heizer an alle ihre Maschinisten und Heizer, welche das Bebunkern mit Kohle an holländische, belgische und schweizerische Boote übernommen haben, di« strikte Weisung erteilt, jede Kohlrnabaabe an diese Fahr zeuge für dir Zukunft zu verweigern. Dies« Maßnahme er wies'fick al« notwendig, da festgeftellt worden ist, daß Dampfer unter belgischer, holländischer und schweizerischer Flagge deutsche Fahrzeuge abgeschleppt haben. Da« organisierte Maichin«»- und Heizerprrional ist «ntschloff«, den Kampf in der Rdeinschisfahrt weiter zu verschärfen, mem» di« Lage «S erfordert. Ta« Vorgehen der afrikanisch«, Svabi in WieSvad« hat bei den dortige» Ansländrr» und vor allem bet d« amerikanifchen Fremdenkalouie großen Unwillen «rregt. D« iraiizösische Detegirrrr teilte darauf der Press« mit, datz da« Svahiregimeut .infolge der Wohnungsschwierigkeiteu" nach Mainz in Garnison gebe» werd«. Da« holländische Ministerium d«« Arutzern teilt mit, datz da« lranzöjische und da« belgisch« Ministerium de« Aeutzera den nirderländischrü Gesandte» i» Pari« uüd Brüssel b«- friedigend« Erklärungen betreffend die Acht«»« d«r »teb«r» ländische» gutezeffeu am Rhein und betreffend Li« für die Rheinichiffatzrt geltend«» Recht« abgegeben hab«. Kohle». m»d SokStrauSvorte »ach AraukrRch. , Der Düsseldorfer Sonderberichterstatter vaa Hava» IM mit, ini Lause de» 18. Februar seien drei Kadi««- uud «I» Me MA WlkWle Mi A WskMWer SIOWW Gi» interessanter Brief an Poinearä. Der Wille des WemeIl««»eS Nicht ganz mit Unrecht beklagen sich unsere BokkS- senosfen, au» der Nordostecke Preußen», darüber, datz in- folge de» HöllcnkonzerteS an der Ruhr ihr HMerui an ihr Volk und an die Welt kaum zu hören ist. Was dort oben in den lebten Wacken geschahen ist, kann bei Kul ss n- zusammenhängen nach tm Aua nbl ck r stl » au a cusae el t werden. Ter kranrä sich«-Oberkommisiar hat eine Poliik betrieben, au» der nicht klar zu entnehmen war, ob st« Polen oder Litauen mehr begünstigte. Nur m einer Hin- sicht kann über dies?» eigenartige Vertrete des Vö kcr» bunde» kein Zweifel bestehen: Al e», was deutsch ist, wurde auf jede nur möglich« Weise bekämpft. Daneb en ma; der Beaus ragte d?r frauZä ischen Pol tik ncch den Zweck ver» fqlgt haben, Polen und Litauer gegeneinander zu le ien. . Alle» wa» deutsch ist, so'l zu Grunde geh-n, so will e» der Haß.' Deutsch ist düse» Stückchen Erde ,m hoben Norden de» Reiche» aber fett es eine G sch ch'e grbt. Im Jahre 1252 wurde die Meine bürg als erst: ke it'ck: Grün- düng des Ritterordens errichtet Seit jener Zeit ist Memel ununterbrochen in deutscher Hand geblieben, nie nalS zu irgendeiner Zeit, auck nick' während des Beste, >ns e neS litauischen Staa es, litau sch g.-wesrn Nur cue ve schw n- dend kleine, aus selbstsüchtigen Bew-qirüu en heran» arbeitende Minderheit wünscht heute den U b<r-an a an den litauischen Staat. Polen lat a l'r^ings nrch weni er al» gar kernen Anspruch auf das nunmehr vom Bo icha' er- vate den Litauern zugesvrochene Land, d:nn voln sch s, e- chende Einwohner gibt es am Mem-lland nicht. Auch iiiif dem Litauertum der Vevö kcrung ist es nickt weit ker. Ebenso wie das obcrsckl s sch: Polui'ch, das Wasser polnisch, sch vom Hoch'olnisch unt rs-he de', wet t auch die von einem Teil der B"vö kcrung lm Memel and ^es rv- chene Mundart erhch'ich: llnt r ch e>e zn n cln. nt iche» Litauisclnm aus Kaum esii liiich Svr chendcr ha je an eine Bereinigung mit dem benachbarten, trüber unter russb.r Herrschaft l bm'eu Li aue vo k: ge acht Schon deshalb, nicht, weil die eigentlichni Litauer ku'tnrcl un endlich tief nn er d?n M mcl ä d rn stc en Nach Sch'f- fung des litauischen Staates stel tc cs nch pccaus, daß den Litauern nicht einmal gniug schreib- und lci knn i e Leute zur Verfügung standen, pur einen dürftigen Be- amtcncwvarnt auf-ubauen. Ja. es rückte kaum zu eiucr hinlänglichen Beschung der Minlsterlcn. Als man bei spielsweise, um <nn Modcscl a wrrt mirzu.ncch u, dl- Agrarreform einfü''ren wo l tc, sie l e es lick heraus das; die Herren Minister keine Ahnung vou der MLerie la ten, daß es kein Grundbuchrcch' uns and r? Tinge ga >. Man mußte sich als Sackve-ständigen eincn au« Let- laud vcririebrncn d u fck ' all ickrn Gro g u d. fi e ler- kchreiben. Hieran l-at ,i<i, ingwiiche i au u e >vas . ge- Ludert. Post und Eisenbahn w rd.m vorUiu ig von er NeichSverivaltuun weiter geführt. Tic Fas; »«ist des Cnl- schluiics des Bo schaftcrrates, da'; Men:. eine gcwissc Autonomie behalten fall, deutet darrm hin, da'; mau cs nicht ungern >chcn würbe, wenn das den?ich: Re.ck wei terhin seine Beaute» zur Bern nun stell:. In der neuen Verwaltung des Memel an'es sitzen heute drei S'ocklitaucr und zw.'t geduldete T.utsche, die keinen Einfluß irgendwelcher Älrr hab n. Um diese Ta - fache richtig würdigen zu lö iueu, inug man ws>ni, tast m der Stadt Mmncl zwei Prozent der B.wöl eru ,g litauisch spricht und datz in den im stär.sreu litauisch be siedelten Gebieten vor dem Kries: für tue liiaunchr Partei nur 45 Prozent der Stimmen ausgebracht wurden. Hier bei handelte es sich aber u u eine ko ueroaav- . r ust sch- vatriotische Gruppe, die mit Entrüstung e:en Zw i e: au ihrer S.aatstreue und Königstr uc zurii kgemi.sen I kitte. Hinzu kommt noch der ,ehr w ch ige N.ligwns?. g nmtz, der die protestantischen litau ich , r ch no.u Me c, an der von d«m eigentlichen kathvli chui Litauern tre int. In einer kMzlich vou der Jnterallii'rcen Kommipivn vorgcnommencn Abstmunung ü >rr die Schul,'rach: haben sich nur 1,8 vom Hunderc für das Li aniuch: ausg s ro chen. Ance ichts di.ser Tat,achm ist cs fclvgverstä u.l ch, ^lß die litauische Brtö k-rung, vrr.r.t.m durch a le br- cufenen Organisation u, Handels a inner, Tan .mrt, aftS- iammer, Gewrrlschaflen, S adtvcrwa.rn igrn. sich g e i rie Zuteilung an Litauen sträubt. T,e Memel ä.'.d r fordern auf Grund des vie.gi rühmten Sc bstbcstimmung rcch c iiue Volksabstimmung, um sich für ihr Vorland Den ich and entscheiden zu iönnen. Tas Ergebnis einer >o chen Ab- ktimmung ist niemandem zw 'ifel„ast, am w masteu Mo l den Machthabern der Bo scha t rlvnf.r nz W.nn in le.i nächsten Tagen die Meme.lanoer in Bersin eine pro,je Kundgebung in diesem Sinne ve.aastalten, wiro das ganze deutsche Voll hiyter diewn verratenen und v r auften Landsleuten stehen. E«>,al„ »« S-vp«»«I bot in einem Schreiben an den Ministerpräsidenten Poinear« »In» Interpellation ange kündigt, in der er vom Ministerpräsidenten AnSknnst über di» Ergebnisse, dl» von der Besetzung de« Nnhrgebiele« er wartet werden, verlangen werde In dem Schreiben beißt e», er bleibe dabei, daß e ne Debatte über diese« ernste Nniernebme» im Senat Nattsiuden könne, auch ohne daß dabet die deutsche Negier««« in der Verletzung ihrer Per- vfllchtnngen ermutigt oder unterstütz» würde. Frankreich habe de» Krieg nur mit Hille seiner Alliierten siegreich beenden können und werde anch ohne sie den Friede» nicht Herstellen können, dessen die Welt bedarf. Die Gewaltakte in Gelsenkirchen. Der deutfche Geschäftsträger in Part» lsi beauftragt worden, der französischen Regierung folgende Note zu über senden: In Gelsenkirchen haben sich in den letzten Tagen Vor kommnisse abgespielt, die beweisen, baß die französischen Be- satzungst-uppen im Ruhrgebiet guck vor den schlimmsten Terrorakten gegen die Bevölkerung nicht mehr zurttckschcurn. Die der deutschen Regierung vorliegenden amtlichen Be richte ergeben darüber Folgendes: Am 12. Februar morgens 7 Uhr hielt der Polizelober- wacktmelster Hutmacher tn Gelsenkirchen einen privaten deutschen Kraftwagen vorschriftsmäßig an, weil er in der noch herrschenden Dunkelheit ohne Licht fuhr. Die Insassen des Wagens, zwei französische Gendarmen, waren von außen nicht erkennbar. Sie suchten sich der Anhaltung zu wider setzen, den Poll'eiobcrwachtmeister festznnehmen nnd ihn zu sich in Len LNipen zu ziehen. Vorübergehende Zivil personen benachrichtigten die in der Nähe befindliche Polizei wache, von brr vier Beamte der Schutzpolizei ihrem Kame raden zu Silfe eilten. ES gelang ihnen, Hutmacher zu be freien. Hierauf gaben die französischen Gendarmen sofort Feuer und brachten Hutmacher eine schwere Verletzung bei. Erst jetzt bedienten sich auch die deutschen Schutzpolizisten der Schußwaffe und schossen auf die Gendarmen. Während diese anscheinend nur leicht verwundet wurden, ist Hntmacher inzwischen seiner Verletzung erlegen. Daß der erste Schuß bei dem Zwischenfall von einem der französischen Gendarmen abgegeben worden ist, wird auch in der von der Agentur Havas verbreiteten Sachdarstellung zugegkben. Die Agentur sucht die Bedeutung dieses Um standcs allerdings durch die Behauptung abaufchmächen. daß Hntmacher die beiden Gendarmen gleich zu Anfang bedroht nnd einen von ihnen nach dem Herankommen der vier Schntzpoiizisten mit dem Revolver vor die Stirn geschlagen habe. Diese Vchaupiung, die nach dem ganzen Verlauf des Zwischenfalls schon an sich wenig glaubwürdig ist, wird durch die Feststellungen der deutschen Behörden widerlegt. Am folgenden Tage hat dann die französische Besatzungs- belHrde d:n Vorfall znm Anlaß genommen, um eine Straf expedition gegen die Stadt Gelsenkirchen durchzuführen. Ein starkes französisches Truppenausgebot, bestehend aus In fanterie, Kavallerie, Artillerie, Maschinengewehren, Minen- wcriern und Tanks, besetzte die Stadt. Tie französischen Befehlshaber schnitten zur Verhaftung des Oberbürger meisters, seines Stellvertreters, des Polizeipräsidenten, des Kommandeurs der Schutzpolizei und des Direktors der Neichsbank. Sie verlangten von der Stadt ferner die Zah lung einer Buße von 100 Millionen Mark. Außerdem wurden die Polizeibeamten auf den beiden Polizeiwachen der Stadt entwaffnet und abgesührt, wobei es namentlich auf der Hauptwache zu gröbsten Ausschreitungen der fran zösischen Truppen kam. Nach Umstellung der Wache mit Infanterie, Kavallerie und Tanks drang die Infanterie, die zuvor eine Anzahl von Schüssen abgegeben «nd die Fenster der Wache zertrümmert hatte, unter Führung von drei bis vier Offizieren ein und trieb die dort befindlichen 21 deutschen Polizeibeamten, obwohl sie sich in keiner Weise widersetzten, mit Kolbenstötzen, Peitschenhieben, Futztritten und Faustschlägen hinaus. Auf der Straße wurden die Polizeibeamten, von denen ein Teil infolge der Mißhand lungen blutende Wunden hatte, durch weitere Mitzhand» lungen gezwungen, auf einer Strecke von mehr als 1 Kilo meter Parademarsch auszuführen. Sie wurden dann über Buer nach Recklinghausen transportiert, wo sie in einem geschlossenen Raum auf dem nackten Fußboden übernachten mutzten. Obwohl die Räumung der Wache bereits vor mittags um 10 Uhr stattfand, bekamen die Verhafteten bis zum Mittag des folgenden Tages nichts z« effen und zu trinken. Am 15. Februar wurden die Polizeibeamten ent lassen bis auk sieben, über deren Verbleib der deutschen Re gierung im Augenblick noch nichts bekannt ist. Tie Deutsche Regierung stcllt hiernack fest, daß der Zu sammenstoß zwischen einem einzelnen Schutzpoliztste: und zwei sranzösischen Gendarmen, der allnn von ocn Gen darmen verschuldet worden ist und dem pflich treuen .'rut schen Beamten das Leben gekostet hat, der sranzöi sch.n Besatzung genügt, um gegen eine ganze Stadt mit Ee- waltmaßnahmen vorzugehen, deren Härte kaum' noch überboten werden kann. Selbst wenn bei dem Zusammen stoß am 12. Februar ein Verschulden des oeuischen Be amten Vorgelegen hätte, würde sie Strafexp.d tiou gegen die Stadt eine schwere Verletzung des Vö kerrechis sein, da es nicht einmal im Kriege gestaltet ist, wetzen der Hand lungen von Einzelpersonen Srrachn über eine ganze Be völkerung zu verhängen. Tie Verhaftung des Polizeipräsi denten von Gelsenkirchen, der Mitglied Les Preußtzch-n Landtages ist, stellt überdies eine Veremiig der in allen Rechtsstaaten gewährleisteten Immunität der Abge« ordneten dar. Offensichtlich hat die französische Besatzung den Zwi schenfall vom 12. Februar nur als neue Gelegenheit be nutzt, um die Bevölkerung des Ruhrgebietes Lis mi t- tärische Uebermacht fühlen zu laisen, m dem Glauben, sie dadurch ihren Ab.ichten gefügig machen zu lönnen. Tas Verhalten der örtlichen Befehlshaber wird anscheinend von der Französischen Regierung gebilligt, da nach oen letzten Nachrichten die Befehlshaber sich nicht geh ndert sehen, die'Vergewaltigung der Stadt Gelsenkirchen fort.u- setzen. Stack,dem die Stadt mit Recht die Zahlung der ge forderten Geldbuße abgelehnt hat, versuchen die Befehls haber, den Brtrag dadurch beizutreiben, daß sie die er reichbaren Geldüestände fortneffmen, ohne Rück ich.' darauf ob e» sich um össentlichrs oder privates Eigentum Hande t. Letzthin sind die Befehlshaber sogar zur Festnahme von Geiseln übergegangen. Tie. Deutsch« Regierung erhebt Protest gegen die geschilderten Gewaltakte und behält sich vor, volle ä)enuatuung zu verlangen. Schon jetzt fordert . „ sie, daß die Verhafteten, die immer noch sestgeha ten wer- ein organische» «bschlntzabkommen über da» Memelgebiet den und zur Bemäntelung der ihnen ange anen Willkür mit Litauen gemäß der gegenwärtige« Entscheid»«« all». , vor ein Kriegsgericht gestellt werden sollen, sofort m Frei- gearbettet werde«- > beit «setzt werden.
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