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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 13.04.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-04-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192304131
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19230413
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19230413
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1923
- Monat1923-04
- Tag1923-04-13
- Monat1923-04
- Jahr1923
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 13.04.1923
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' WWWWWWWWMWWWWWW Der frinzöfische Ra«dz«g. Gch», wieder «I« Deutscher ermerdet. Rach einer Meldung aus Wiesbaden verlangte» in einer Wirtschaft am Rümerverg drei detrnnkeae Morokkaner Alkohol, der ihnen verweigert wurde. Darauf »cdrohteu sie de« Wirt und die anwesende« Gäft« mit ihre« Seite«, gewehrt«. SllS sie von einem Schuhmann und »wct Ossi- gieren verhaftet werden sollten, stachen sie mit ihre« Bajo, nette« um sich, wobei der irjührige vuchdruckerlehrltug ft ritz durch riue« Stich getötet wurde. Ungeheure Rot iusolge der Besetz««« der Stt«««»zeche. Die Zeche Matthias Stinnes, auf der vor einigen Lage« Schacht tz und 4 besetzt wurden, ist nunmehr von den Fran, zosen »olstSndig vo« der Aubeuwelt abgeschlossen. Da» ve- treten der Zeche ist für jedermann verboten. Dte Bersor» ««g der Stadt Gladbeck mit GaS von der Zeche ist ««ter» breche«. Der belgische Ortskommandant von Gladbeck hat sich beschwerdeführend an die französische BesatzungSbehürde gewandt. Die Unsicherheit in Gladbeck, die durch da» Fehlen der Polizei bisher schon sehr grob rvar, hat weiter ,»ge nommen. Zahlreiche Einbrüche und Uebersitlle wurden in den letzten drei Nächten verübt. Die Ouäkerspeisuug, di, löw Kindern zugute kommt, wußte «ege« Mangel» an Ga» einAestellt werden. In den Krankenhäuser« können keine Operationen ausgesührt werden. Eine Abordnung der Stadt begab sich zum General Degoutte, um gegen dte Besetzung der Zeche und die Unterbrechung der Gasversorgung Sin- spruch zu erheben. Die Folge« der Kanalspreagnug. Ueber die Sprengung des KanalübcrgangeS bei Hen- richenburg meldet dte „Voss. Zig", daß der Rhein-Herne- Kanal durch die entstandene Bresche auf eine Strecke von 1100 Metern fast vollständig leer gelaufen ist. Da» Wasser steht nur etwa 50 Zentimeter hoch. Der Verkehr auf dem Kanal ist vollständig lahmgelegt. Süü Million«» Mark Lohngelder geraubt. Bei der vergiuspektion Gladbeck beschlagnahmten dte Franzose» SM Millionen Mark Lohngelder für die Arbeiter der Schächte Rhcinbaben. Dte Belegschaft trat sofort tn den Ausstand. Die Stabt Buer lehnt di« ihr anferlegte Geldbube ab. Der Magistrat von Buer hat dte Zahlung der von den Franzosen der Stadt Buer auserlegten Geldbuße von 40 Millionen Mark abgelehnt mit der Begründung, daß die Franzosen den Vahnschuh selbst übernommen «nd dir Stadt von Polizeischutz entblößt Hütten. Immer «e«e Gewaltakte. Die Bahnstrecke« Recklinghausen-Süd, Neckliughanse», West und Recklinghausen-Waltrop sind militarisiert worden. In Bochum haben die Franzosen gestern vormittag wogen angeblich verweigerter Requisitionen das NathauS «rd ein weiteres städtisches Verwaltungsgebäude besetzt, ab- gesperrt und die Beamte« vertrieben. Der Dienstbetrieb Itegt still. Gestern ist die »Westfälische VolkSzeiinug" in Bochum Beschlagnahmt und bis zum 18. April verbaten worden. Fetzt erscheint als einzige Bochumer Zeitung nur noch das »Bochumer Volksblatt", aber auch nur unter Vorzensur. Gestern morgen wurde das Polizeidienstgrbäude in Oberhausen von den Franzosen nach etwa dort befindlichen Schutzpolizeibeamten erfolglos dnrchsucht. In Herne haben die Franzosen das RathauS besetzt und Tische und Stühle daraus fortgeschafft. Die Zahl der in Neuß auS den Wohnungen getriebenen Sise«bah«ersamilicu ist auf SS gestiegen. Auf dem Bahn- Hof Hön«i«ge« sNhcin) haben gestern nachmittag fünf Be amte den Befehl erhalten, ihre Dienstwohnungen zu räumen. Zu Li«z räumen die Franzosen das Betriebswerk aus. Die Bohrmaschinen, Kohlenkasten der Kohlenbühne, Schaufeln, Werkzeuge und Holzvorräte werden auf Eisenbahnwagen über Remagen abgefahren. An der Werstbahn in Koblenz wurde von den Franzosen ein Schiff mit KokS beschlagnahmt, der mittels SchiffskrahnS auf die Eisenbahn umgcladen wurde. Gestern mußten 20 Dienstwohnungen am Hauptbahnhof Stolberg von den Eisenbahnern geräumt werden. Nach einer Meldung der „Bossiichen Zeitung" auS Koblenz wurde gestern der Regierungspräsident von Koblenz Dr. Brand in seiner Wohnung von den Franzosen ver haftet und nach dem unbesetzten Gebiet auSgcwiesen. Die Maßnahmen gegen die rheinische Presse dauern fort. NencrdingS wurden nach der „Kölnischen Zeitung" der Re dakteur und Verleger des Wormser Zentrumsblattes „Wormser Nachrichten", Klcinstrcucr, auSgcwiesen und außer ihm eine Reihe anderer Persönlichkeiten aus WormS. Der „Neue Griesheimer Anzeiger", der schon einmal auf zehn Tage verboten war, ist nach zweimaligem Erscheinen wiederum auf acht Tage verboten worden. Auch das größte Stolze Herzen. Roman von Alfred Sassen. 12. Fortsetzung. Dabei hatte Lncie etwas ungemein AnschmiegendeS und einen so lieblichen Silbcrglöckchentou in der Summe, daß sic, vielleicht ohne cs zu wollen, die Aufmerksamkeit ihrer Umgebung unwiderstehlich an sich fesselte. Lehrer Heiland zeigte cs der kleinen Hexe schon am zweiten Tage ganz unverhohlen, wie glücklich ihn ibre An wesenheit in seinem Hause machte. Seiner harmlosen, un befangenen Natur war ein Wesen wre das ihre voll ständig neu, aber es tat dem vereinsamten Mann wohl, sich von dem zierlichen Persönchen umschmeicheln und Ver wöhnen zu lassen. Heinz dagegen verhielt sich zuerst fast kühl gegen die Cousine. Vielleicht verletzte es ibn, der noch so lültlos in sein großes Liebesleid verstrickt war, daß sie so offenkundig uni seine Gunst warb. Als sie dann aber plötzlich ihr Benehmen änderte und fast ihn übersah, fing der unerfahrene Jüngling an, wenn auch immer noch halb aegen seinen Willen, sich im stillen eifrig mit ibr zu beschäftigen. Bald gestattete er Lucie, daß sie, während er in der Laube arbeitete, ihm mit einer Stickerei oocr einem Puch in der Hand gegcnübersatz. Manchmal las er seinem reizenden Gegenüber vor, was er unter der wundersamen Einwirkung ihrer schillernden Augen geschrieben hatte, oder wenn das Ende seiner Arbeitszeit herangekommen war, sprang er erregt auf und zog sie mit sich fort, hinaus durch Wese und Wald. Als er dann wieder nach der Universität abgcreist war, fing Lucie an, sich in dem stillen Dorf zu langweilen. Aber sie sollte nicht lange verlegen seit um eine neue Anregung für die in ihren zierlichen Körper gebannten unruhigen Kräfte, denen ein spürendes Eindringen in fremdes Leben, der geheimnisvolle Drang, sich darin fest- zufetzen, Bedürfnis war. Sobald Komtesse Klementine au» der Residenz nach Schloß Liebenberg zurückgekehrt war, wußte Lucie ihr in den Weg zu treten, um ihre Keinen scheinbar so harmlosen und freundlichen Künste spielen zu lassen. Sie hatte schon au» Lein» ein gute» Stück seine» Kinderromans, den er so unkindlich ernsthaft nahm, heraus- «horcht. Nun sagte ihr ein täheS Erblassen in Klemen- trnen» Gesicht, als von dem jungen Studenten die Rete war, daß der andere Teil diesen Kinderroman auch nicht vergessen konnte. Und da hatte Lucie im Rn eine Menge «den in der Hand, mit denen sw an da» Schloß und Mw Low» Hessin aaknlwtte. Da» war etwa» für ihre« Zeitnng»nnirrnehmen in Rheinhessen, der .Mainzer >«« zeiger" würbe durch Ausweisung feine» Direktor» Will de» Führer» beraubt. Sächsischer Landtag. slk. Dresden, den 12. Avril lt)2S. Auf der Tagesordnung der heutigen 80. Sitzung de« Landtag« steht die Ausdrücke vier die NegterunHSerkliru«, nnb in Verbindung damit über die damit »iisammenhänae». den Anfragen nndAnträa». Die Tribünen sind wieder voll besetzt. Dor Eintritt in die Verhandlungen bittet Präsident Winkler «m möalicksie Rnhe der nickt aktiven Redner. Ebenso ersucht er die Trlbünenbesncker, fick jeden Ausdruck» dr« Beifall« odrrMIßsaNenS »u enthalten, andernfalls müßten die Tribünen sofort geräumt werden. Zunächst werden feiten« der Regierung mehrer« k«rze Anfragen beantwortet, so die der Denticknationolen über die Zwickauer Nnrnben im Juli v. I«. nnd über die An gelegenheit de« Freiberger ÄmtSgerickftSrat- Dr. Große, »n der MInisirrvräNdrnt Dr. Aeigner erklärt, e» sei nicht erwiese«, daß sich Dr. Große in amtlicher Eigenschaft be leidigend über Hindenburg nnd Sndendorff aiisgesprochrn bnbe. er habe deshalb keine Veranlass«««, einzngreife«. (Gelächter recht«) Al« erster Redner znr ReaiernnaSerklänina spricht Aba. Wirftb (Sa,.l: Seine Partei sei mit der Regier««»»- erklär««« einverstanden »nd werde die darin gekennzeichnet« Politik tatkräftigst unterstützen. Die Gewalttaten der Fran zosen im Rnbraebiete verurteile auch fein» Partei, aber Deutschland müsse auch alle» tun, um sein Ansehen i« der Weit wieder zu beben. (Die Recht« nnterbrickt de» Redner dnrch lebhafte Zwischenruse, die von den Kommunisten ent gegnet wurden.) In der Förderung der Gemeinwirtschast werden wir die Regierung unterstützen, nnr müsse die Ent wickelung schrittweise vorarhrn. In der Vekämvknna de» Wucher» darf die Regierung auf unsere Unterstützung zählen, nnr darf sich die NeichSregierung nicht schützend vor den Wucher stellen. Auch z» den weitrren Punkten der Re- aiernnaSerklärnng über die Erwerbslolenilirsorae, den Acht stundentag, di« Not der Sozial« nnd Kleinrentner, da» Nrbeitötannnrrgesrtz, die allgemeine Volksbildung, äußert sich Redner im zustimmenden Sinne. De« längeren ver breitet sich Redner über den Schutz der Republik gcaenübrr gewissen Kreisen. <Abg. Beutler: Tie Kommunisten» Redner fordert am Schluffe zu allseitiger Unterstützung der Regie rung ans. Abg. Bcntler (Du.) mied von der Linken mit lebhaften Znrnfen empfangen. Ein Kommunist ruft: Jetzt wird ge schossen j Nein, aniwortet Redner, haben Sir kein« Angst! (Heiterkeit.) Ein MnbmrSblatt in der sächsischen Politik bilde die letzte NegicrnngSkrtse nicht. Wo« die Koinmn- nisien machen, wird alles in Moskau fabriziert. (Znruf: Mostrich!» Ja, alles ist Mostrich. (Heiterkeit.) Wie Dr. Zrigncr die Kommnniften einzn'angen suche für nütz liche Arbeit, sei ein vergebliches Bemühen. Wenn die Kommunisten die Macht haben, dann HSrt die Freiheit auf. In bninoristischer Weile schildert Redner, wie die Kommunisten nnd Demokraten den Sozialdemokraten ver schiedenartige Hrnbündrl hingehalt«» batten und wie die Sozialdemokratie wenig liebenswürdig mit den Kommunisten umargangen sei. Nun habe Dr. Zeigner doch noch die Zu- neignng dieser so unbequemen Herren erhalten. Di« Deutfchnationaleu feie» OvvosfttonSvartet und würden es bleiben. Den anSgeschiedeneu Minister» gegenüber schein« Herr Böttcher einen Dank nicht gestattet »n baden. In der RegirrnnaSerklärnng vermisse er «in« Versicherung der NeichStreue, wenn die NeichSregierung nur in der geschehene» Wriie kritisiert werde, so sei das eine Taktlosigkeit. Zu der Gewaltherrschaft au der Ruhr durste e» heute «in deutscher Minister nicht sagen, daß er nichts anderes wünsche al« Ber- handttmgrn mit den Franzosen nnd Belgiern. (Ruse: Sehr richtig! Unruhe links.) Ein Vorwärwtreiben in der Gr- meinwirtikdast sei abznlehnen. Aus dem Gebiet« de« BolkS- bildnngSwesenS dürsten nicht kostspielige Experimente ge macht werde». Von einem Abbau de« Beamtenkörpers höre man immer noch nichts. Durch die Verkoppelung der sächsischen Regierung mit den Kommunisten sei dem säch sischen WirtscvaflSlcbcn ein Schlag versetzt worden, von dem es sich so leicht nicht wieder erboten werde. Für die Deutsch nationalen gebe es jetzt nur eine Sorge, die um die Ruhr, nm dirNegicrungSforin sorge man sich jetzt nicht. Die größten Feinde der Republik seien die Kommnniften. Wenn »rote- torische Abivedroraanisationen geschaffen wurden, dann mässe der Mintterprüsident auch den Recht-vartete« zuge- stchcn, Schuyorganisotivnc» für ibre Versammlungen zu bilden. Da der Herr Ministerpräsident wegen feiner vielen anderen Geschäfte das Strasgesetzbuch nicht mehr recht zu unruhigen Ehrgeiz, durch den vornehmen Park zu huschen, I Sie war ein wenig blaß geworden und batte mit der in den hohen Prunkgemächern des Schlosses heimisch zu Antwort gezögert, und da war er diplomatisch genug kenne« scheint - laeoße »eis, '»ibn an! » r» bin „nd keime ihn. wft »e über die fommnnlftischen Hundert schaften denkt« Di» vrkäwvsten« »e» W«ch«r» ke« Sach, de» Reick"«, den VimdeSreoIerunaen steh« nicht do. Recht zu. den Prri»vrüfnno»sieNe« «ost» FfantrvNanökchüfs« ««. zno,ledern. Di» Amnestie- «n» dLSn,dig»«g»v«Iiiie Zeianer» stabe do« Schwert der E»rechtk».»>t ftmnpf q,. macht. Zeianer wolle nicht« für di« Ueberdsückuna der Klaff,na,neniätz« tnn. Mir werden NN«, mit der Arbeiter, schalt verständigen, wenn sie wieder vaterländisch denken und fühlen wird. Aba. Dr. Kalke« (Dvp> Die RkaiernnaSerNärung Dr. Zeigner« bedeut, einen Rückschritt oeaenNber der bis herigen M»glrrnna«volit>k. Der Abstand »wischen seiner Partei und den Sozialdemokrat»« sei größer geworden. Die Richtlinien der neuen Reaiernna Kien nicht mit der Verfassung in Einklang zu bringen: Herr Zeianer müsse also entweder keinen Eid brechen oder keine Regierunos- kompaanon« täuschen. An diesem Zwiespalt müsse di« Reaiernna »n Grnnd« geben. Die „Arbrttrrregiernng" fei nur eine Maske kür die Kommnniften, »In Sprungbrett, um ihre Pläne dnrch,ukühre«. Redner wendet sich dann de» einzelnen Punkten der Reaiernna«,rklärung »n. Er d,klagt »*. daß dem dentfchen Sozialdemokraten, der vatrrkändikche Töne »n geben wußte, auch der sozialdemokratisch« Minister von Kommuniften-Gnaden gesprochen bad«. Bedauerlich fei »«. daß Dr. Zeigner nicht ein Wort de» Lbfcheue» gegen die Bedrückung der Rnbrbewobner geiundrn bade k« der selben Stunde, da in Essen die Opfer der französischen Will kür beerdigt wurden. Dagegen bad, Zeigner den Kam- mnniften den Gefallen getan, von der „,ablnng«bö«wiüigen Bourgeoisie" zu reden. DI» man damit mein», a»b» r« in Deutschland nicht mehr. Mit den Anarissen auf die Reicks- regiernng mußte Zeigner »in» ganz» Reih« Dinge verdecken, di« mit der Verfassung nickt tn Einklanq ,u bringen find, so dte proletarischen EelbNsckntzoraauifationen. Damit Übernehme der Mlniftrrorcksident di« Verantwortung für den Bürgerkrieg in Sachsen, deren erste« Onker di« gegen wärtig« säcksisch» Reaiernna sein werde. Vielleicht greif« auch da« Reich «in und belfe Zeianer an« der Klemme, in der er sich jetzt befinde. Die Angriff« aearn di» Reichswehr eien »nm mindesten überflüssig gewesen. Die Kontcoll- ausschüffe feien veriass»n„»wldrlg. Der christlichen Schn« müsse da« ibr durch Relchagrsetz gewäbrte Recht des Be stehen» gewährt werden. - Aba. VSttcker (Kam.) meint, die UeberganaSevocke vom stüraerlickr» znm koz'alisiisckrn Staate sei die Diktatur de« Proletariat«. Die Rubrbeketznng sei niemand lieber gl« den deutschen besitzenden Klassen. Die Bürgerlichen und die ReilbSregirruna feien für «ine Verständig»»« mit der französischen Schwerindustrie. Tie Regierungserklärung bleibe in der Muhrtrage auf halbem Wege stehen, sie ver lange Opfer vom Besitze, vergesse aber zu sagen, daß die Reaiernna Cuno nicht da« Instrument sei. diese Opfer vom Besitze zn erpressen. Die Abmachnna der SPD. mit der KPD. bedeute eine Absage an die KoaiitianSpolitik. Di« Reichswehr sei beute die größte Geiahr für die Republik Deshalb sei die Errichtung der proletarischen Selbstschutz- organtsattonen eine Lebenssraae der Arbeiterschaft. Sie werde die Bildung gemeinsamer Hundertschaften auch gegen den Widerstand eine« Teile« der Sozialdemokratie durch« führen. Auf dem Wege nach vorwärt« werd« die neue Regiernng die Unterstützung der Kommunisten findew Natürlich könne sich di« Regierung nicht allein stützen aus ParlamentSparteien, sondern auf di» groß« proletarisch« Mass«. In dem Zwiespalt« innerhalb der Sozialdemokratie liege «in» Gefahr kür di« neu« Regierung. Abg. Dr. Sryfert (Dem.): E« habe nicht an warnenden Stimmen innerhalb der Sozialdemokratie vor einer Ab machung mit den Kommunisten gefehlt. Die Sozial demokratie müsse sich den Befehlen von Moskau unter« werfen. Da» Stet der Kommunisten sei di« Sermürdnng der Sozialdemokratie. Die Kommunisten würden r« nicht dulden, daß in demokratischem Sinn« regiert werd«. Man fübl« «» au« der Regierungserklärung heran«, daß künftig mehr al« bisher vom Klaffrnstandvunkt« au« regiert werden solle. Wir halten da«, wo« jetzt geschieht, nur für eine Episode. Die Demokraten haben nicht» zu bedauern wegen ihrer bisherige» Haltung. Die Haltung der Kommunisten in der Muhrkrag« widerspreche den Arbeiterlntereffen. Da» Amnettiegrsetz sei überflüssig, denn in den letzte» zwei Jabern feien von 77000 Gnadengesuchen schon 20000 genehmigt worden. Da« müsse da« Rechtrvewußtsein erschüttern. Di, Abwehrorganisationen lebne auch sein« Partei ab, rbensq di« auhrnvarlamentarischen Instanzen der Gesetzgebung, Schließlich gebt der Redner aus di« wirtschaftlichen Punkt« der Regierungserklärung «in. Nächste Sitzung: Freitag, 18. April, vormittag, '/,10 Uhr: Fortsetzung ber Au«fprach« über die Regierung«, «rklärung. werden! Sie war auf dem besten Wege, sich — trotz Fräulein Lotte, die ihr mit auffälliger Zurückhaltung begegnete — der jungen Komtesse unentbehrlich zu machen. Da stellte ihr das Schicksal in ihren eigenen Weg einen Menschen, um dessentwillen sie das kunstvolle Gewebe, in das fte die Sculoßhxrrschaft etnzuspinnen begann, jäh und achtlos fallen ließ. Klementinens junger Verwandter, der hübsche Huiaren- leutnant Axel von Belgern aus der Residenz, war es, der in dem zierlichen unruhigen Geschöpf eine Klamm« ent zündete, die sofort in wilder Rücksichtslosigkeit empor- zulohcn begann. Doch nur im geheimen, ihrer Umgebung wußte Lucie es auf das sorgfältigste zu verbergen, daß sie schon am Abend ocs zweiten Tages nach Axels Ankunft mit ihm im Park zusammcntraf. Und dann ward eine Stunde jedes kommenden Abends dieser so rasch empor» geloderten Liebe geweiht. -- Kaum war Axel von Belgern wieder nach der Residenz abgereist, so wußte Lucie den alten ahnungslosen Onkel zu überzeugen, daß sie, die von klein auf an da» groß- städtische Leben Münchens gewöhnt sei, e» nicht auf die Dauer in einem einsamen Dorfe auSzuhalten vermöge. Sie suchte und sand eine Stelle als Gesellschafterin in der Residenz. Ohne auch nur einen flüchtigen Blick des Be dauerns nach dem stillen, friedlichen Helm zurückzuwerfen, das sie so pietätlos verließ, reiste sie fort — ihrem blinkenden Irrster« nach. , Die Eitelkeit des hübschen HusarenlcutnontS wurde durch die rasche Eroberung, die er an der reizenden kleinen Wildkatze, wie er das junge Mädchen nannte, gemacht, nicht wenig geschmeichelt. Er batte durchaus nichts gellen LucienS Nachkommen in die Residenz ernzuwendcn. Aber trotz alledem hatte der junge Offizier im Ein verständnis mit den Seinige» bereits bestimmte Zukunft». Pläne gefakt, an denen er auch letzt noch festhielt. Diese ZukunftSvlane standen in Verbindung mit seiner schönen Cousine. Axel empfand in der Tat mehr als verwandt- schaftliche Zuneigung für Klementine. Ihre stolze, keusch«, selbstsichere Natur, die der Kampf ihre» innersten Herzen» mit einem geheimnisvollen Retz umkleidete, hatte einen sehr starken Eindruck auf ihn gemacht. Er konnte sich sehr wohl vorstellen, daß er mit dieser Krau, die ihn« allerdings ein wenig überlegen war, wie er sich ehrlich emgcsland, tn glücklicher nach außen und innen gefestigter Ehe »u leben vermochte. Ehe er tm Sommer von Liebenberg adgrretst »ar, Katt« « der schönen Cousin« lern« Reuruu» aestaude». lntwort gezögert, und da war er diplomatisch genug gewesen, ihr rasch »uzurufen, sie möge ihren Bescheid nicht übereilen, er wolle warten, bi» sie ihr Herz geprüft habe —, wenn er Weihnachten wieder auf Schloß Liebenberg ern- kehre, werde er sich ihre Antwort erbitten, die hoffentlich seine heißesten Wünsche erfülle. So war Klementine Plötzlich vor eine Entscheidung gestellt worden. Ja, nun mußte sie ihr Herz prüfen, wie der Cousin ihr zugerufen hatte. ' ' Da stand sie zwischen den beiden Männern, von denen der eine ein glänzender Kavalier war und mit der weißen Hand in eine Zukunft voll Pracht und Genuß deutete, während der andere schlicht und doch im männlichen Selbstbewußtsein hoch aufgerichtet, sich abgewandt seitwärts hielt, bereit, jeden Augenblick zurückzutreten und einsam keine einsamen Wege zu gehen. Der eine wartete lächelnden Mundes, der andere mit trotzig geschlossenen Lippen auf ihre Antwort. Sie war zornig auf ihn, dessen Lippen so fest geschlossen waren. Warum waren sie das? Ja, sie batte ihn bitte« gekränkt, ihm wieder und wieder absichtlich den Rücken gekehrt. Aber warum war er nicht gekommen, sie zu zwingen, ihn anzusehen und ihm Rede zu stehen? Er besaß ja dock ihre Erlaubnis, zu kommen, er hatte das Recht, sie an gewisse Worte zu erinnern, die ernst rn schmer-geheiligter Stunde gesprochen worden. ES war dies die Logik ihres hin- und hergeworfenen Herzen», das den herben Stolz und Trotz der eigene» Natur, zum eher» zufassenden Kampfermut verstärkt, in dte ferne verpflanzt sehen wollte. Hatte sie tbm diesen Stolz und Trotz nicht entgegensetzen müssen? Als Krnd hatte sie sich andere Werte geprägt, die jungfräuliche Wahrhaftigkeit ihrer starken Eigenart war erwacht. Eie wollte sich nicht kampflos über geben, wollte sich zu den Füßen eine» Eroberers nieder gezwungen setzen. Go suchte sie ost ihr verhalte» zu beschönigen, sucht« wenigstens auch Heinz einen Teil der Schuld an dem Zerwürfnis zuzuwälzrn. Ja, er hätte kommen solle», fragen, eine Erklärung fordern! Aber dann erwacht« doch sehr bald dte Wahrhaftigkeit ihrer Natur, nnd sie gestand sich em, daß Heinz, durch «ine tn den Augen der Gesellschaft so schwerwlcgcnde soziale Schranke von ihr geschieden, nicht ander» hatte handeln können. E- war ihm nicht» Übriggebtiehen. -ID stolz und still Verzicht zu leisten. ivortjednn, folgU
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