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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 09.08.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-08-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192308098
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19230809
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19230809
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1923
- Monat1923-08
- Tag1923-08-09
- Monat1923-08
- Jahr1923
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 09.08.1923
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und über den Inhalt der Rede de- Kanzler« und dl« Au«- führunar» des RrichSflnanzminister« Dr. Herme« »u referieren. Dies« Zurückhaltung bat ihr« Ursack» wohl darin, daß man der Debatte über di«Kanzlerrrde nicht vororeiien will. Di« außenpolitischen AuSsührnngen de« ersten Teile« der Rede sind«» in keinem Ttil», mit An«nahin« der „Roten Fahne", Widerspruch. Des „Lokalanzeiger" bebt besonder« bervor, daß dieser Teil der Kanzlerred» di« jlnstlmmuna so ziemlich de« ganzen Reichstag«« hab». Die „Deutsch« Tag,«»,itung" unterstreicht, daß der Kanzler ans der autzrnpolitischen Ent wicklung namentlich der letzte» Wochen die Bilanz mit zwei Feststellungen gezogen habe: Wir stehen allein und Niemand in Deutlckland denkt an Kapitulation. — Da« „Berliner Tageblatt" schreibt, der Kanzler bat gestern erklärt, daß keine Regierung bereit sein würde, den passiven Widerstand aus Gnade oder Ungnade aus,narben nnd da« sollt« man »um mindesten auch in London verstehen. Er habe gesagt, daß mir uns mit allen Mitteln eiserner Entschlossenheit am Leben erhalten müsse». Es sei zu hoffen, datz der deutsch« Reichstag das Maß der Entschlossenheit noch verstärken werde. — Die „Vossische Zeitung" begrüßt rS, daß sich der Kanzler die Forderung nach Aktivität zu eigen machen wolle. Wenn vielleicht im Augenblick auch di« Zrit sür «ine solch« Aktivität ans nußeupolitischrm Gebiete noch nicht g«komm«n sei, so muss« dirse Aktivität sich imJnnrrn aus finanzirll«m und wiruckastlichem Gebiete um so mehr betätig«»«. Da« würde indirekt dazu beitragen, Deutschland« außenpolitisch« Laa« nnd moralische Stellung gegenüber d«r Welt zu be einflussen. Di« Stettiner Sozialdemokraten znr politischen Lage. In einer stark besuchten sozialdemokratischen Ver sammlung wurde eine Entschließung angenommen, in der «S u. a. heißt: Die Funktionäre der VSPD. von Stettin halten es sür die Pflicht der sozialdemokratischen ReickStagS- sraktion, dec heutigen Regierung schnellste»»« das LrbenSltcht auSzulöscheu. Sie erklären beute schon, daß sie auch einer großen Koalition nicht zustimmen können. Sie erwart«»« von der Reichstagsfraktwn, daß sie endlich führt den schärfsten Kampf des Proletariats gegen di« besitzenden Klassen. Jetzt gilt's! L>er wtrticlzastliche Dammbruch und seine «vweyr. Marksturz ins Bodenlose, Teuerung, die alles bisher Erlebte in den Schatten stellt, empfindlichster Mangel am Lebensnotwendigsten — eine graue, gurgelnde Sturmflut ist in den sommerlichen Frieden auch des unbesetzten Deutsch lands hereingebrvchcn. Ter schützende Deich hat an mehr als einer Stelle nachgegeben. Und die Sturmglocke heult durch da- weite Land: Steht auf, die Hand ans Werk, jetzt gilts! Was gilts? Abtun zuallererst die Gleichgültigkeit, den stumpfen dumpfen Fatalismus, der da sagt, die Rettungs maßnahme» kommen zu spät, es sei alles verloren, di« Ereig nisse vom Spätherbst 1ttl8 wiederholten sich in zwangsläu figem, nur noch weit schrecklicherem Ablauf. Diese Haltung ist unmännlich. „Feiger Gedanken bängliches Schwanken, weibisches Zagen, ängstliches Klagen wendet keil» Elend." Und die Geschichte straft sic Lügen. Für ein Volk voll quellen der, jugendlicher Kraft gibt es teil» Znspät. Verloren ist nur, wer sich selbst verloren gibt. S'SaS die Geschichte regiert, ist nicht der Zwang eines unpersönlichen Naturgesetzes, sondern der frei schaffende Wille vcrantwortungsfroher Menschen. Die Ruhrbevölkerung selbst, sollte man meinen, hat mit ihrem frei gewollten und dnrchgeführtcn Abwehrkampf seit sieben Monaten dafür den unbestreitbarsten Beweis gelie fert. Weicht in den nächsten Wochen auch im unbesetzten Deutschland Zagheit und Lethargie einem frischen Strom rätigcr Unerschrockenheit und zäh ansharrendcr Kraft, so wird viel, wenn nicht alles gewonnen sein. Darum: Am Himmel und am Vaterland nicht verzwei feln! Ans Werk! Aus den einzelnen kommt jetzt alles an. Jeder kann Fels sein in den gurgelnden Wellen, fest gefügter Deich »n der Brandung, nm den sich sammelt, was Rückhalt und Festigkeit braucht: so wächst das Land, daS der gierigen See abgerungcn wird. Jeder, und sei sein Einfluß noch so begrenzt, seine Kraft gering: indem er den Gerüchten, die jetzt wieder die Menschen ängstigen, keinen Glauben schenkt, dem zermürbenden Geschwätz kleiner nnd verantwortungs loser Geister die Türe weist und, »veil es eben einmal sein muß, mutig verzichtet auf Tinge, die wir im Krieg auch nicht hatten. Ob wohl, nm nur dies eine zu erwähnen, unsere Brüder in den Rulngcfängnissen dafür Verständnis haben, daß wir nm der Margarineknappheit willen im Begriff stehen, den Kops zu verlieren? Nnd anss Znsammenstehru kommt jetzt alles au. Wenn wir jetzt nicht das Spiel mit dem Bürgerkrieg lassen, an dem nur der Teufel seine Freude hat, wenn wir jetzt nicht deutsche Brüder sind, diesseits nnd jenseits der Partei grenzpfähle, wenn mir jetzt nicht unser täglich Brot teile» — um die Schlemmer und Prasser aber einen Pestkordon ziehen, der sic von unserer Gemeinschaft ausschließt —, wenn jetzt nicht das Rhein- und Nuhropfer ein wirkliches Opfer wird, das schmerzt, sondern nur eine schöne Fassade für das in seiner Ruhe nicht weiter gestörte Eigeninteressc — dann ist mit der Volksgemeinschaft die ganze deutsche Zu kunft verloren. Zum 28. Nia le jährte sich unlängst der Tag, an dem des deutschen Volkes Deichhauptmann, Bismarck, daS Auge ge schlossen hat. Er bat gezeigt, wie man durch mutiges Dei chen in verloren scheinender Lage das Land retten nnd Len Staat cmvvrfiihrcn kann. Heute ist daS Deichen nnd Däm- meaufwerfeu an uns, an jedem einzelnen Staatsbürger, am ganzen deutschen Volk. Wenn nicht alles trügt, stehen Ent scheidungen von weligeschichtlicher Bedeutung vor der Tür. Drum nur jetzt kein Erlahmen! Die Anstrengungen ver doppelt! Jetzt gilt s! Noch kein llevereiiikommeu. Der diplomatische Korrespondent des „Dail» Telegraph" meldete aus London, das, die Minister sich gestern über den nächsten Schritt GroschritannieuS in der europäischen Krise besprechen werden, daß aber eine Vollsitzung des Kabinetts erst Donnerstag oder Freitag abgehalten wer den wird. Dies könnte als ein Zeichen für die zweifellos vorhandenen Meinungsverschiedenheiten innerhalb des Ministeriums angesehen werden. Balow,» und Lord Curzon handelten zweifellos richtig, wenn sic den sich zuweilen widcrsvreclieudcn Ratschlägen Gehör gewährten. Aber e» sei Ausgabe des Prcmienmuistcrs und des Staatssekretärs des Aeußern, die auswärtige Politik des Landes fest zu bestimmen nnd darauf zu bestehen, daß sie von ihren Kol legen angenommen werde. Cs könne nicht in Frage kom men, das, in der R u h r a n g e l e a en l, ei t der extremen Gruppe der Unentwegten nachgegeven werbe, d. h., der jenigen, welche vorichlngc, das; Großbritannien sich Belgien und Frankreich bei oer Forderung nach bedingungsloser Einstellung des passiven Widerstandes durch Deutichland cinschließen solle. . . Der Korrespondent fuhrt weiter aus, er höre, das; tue Unterredung, die Lord Robert Cecil am Sonnabend mit dem Präsidenten Millerand hatte, zu keiner Ent- Wicklung im Sinne einer Annäherung -wische» der bri- tischen nnd der französischen Auffassung geführt habe. Unter diesen Umständen herrsche in den maßgebendsten Kreisen der Eindruck, daß die Grenze britischer Zuge- ständnisse an den französischen Standpunkt jetzt erreicht ü. Dieses L-«kühl werd« verstärkt durch! di« Uebsueuauns.. daß der Weg, zu einem Ueberetnkommen zu aelanaen. nicht darin bestehe, daß man erkläre, «S um jeden Preis zu wünschen. Lausanne sei hierfür ein Beispiel. Angesichts der von dem britischen Volke gebrachten Opfer entspreche es weder der Würde noch der Gerechtigkeit, daß Groß britannien in diesem Augenblick irgend welche wetteren Pläne für eine Regelung vorbringe. Die Aufrichtigkeit der Bemühungen Eng- lands um die Befriedung und den Wiederaufbau Europas sei der Welt bereit» bekannt geworden. Wen» die Welt bei diesem Werk mithelfen wolle, dann möge sie e» sagen, und zwar innerhalb de» Völkerbundes oder auf einer be sonderen Konferenz. ES würde zwecklos für England sein, auf «tu interalliierte» Abkomme»« hinzuarbeiten, welche» nur mis seine Kosten, finanzielle und anderweitige, erreicht werden könnte. Der Korrespondent fügt hinzu, diese Er wägung gewinne schnell Boden unter den Ministern. Sie komme dem Gedanken der „glänzenden Isolierung" nahe. Hierbei handele es sich aber nur um eine Loslösung aus einer kontinentalen oder sonstigen auswärtige»« Verwick lung, die nicht auf Gruno der rechten Interesse»» Groß britanniens oder dcS britischen Reiches notwendig sei. Die Hauptmärkte Europa» seien ruiniert nnd würden es wahrscheinlich sür England für eine Reihe von Jahren, vielleicht für Jahrzehnte bleiben. Ohne dabei die Märkte, die noch einen Teil britischer Güter aufnehmen könnten, zu vernachlässigen, müßten neue Absatzplähe in den Dominions, Südamerika und China gesucht werden. Andererseits würde die politische Loslösung von Europa dadurch gemildert werde», daß England Mitglied dcS Völkerbundes sei. Jin Völkerbund würde das moralische Gewicht des britischen Reiches größer sein infolge der größeren Freiheit von auswärtigen «onderverpflichtunacn und infolge der sich daraus ergebenden unparteiischen Uninteressiertheit. Gleichzeitig brauche Großbritannien auf keinen seiner Ansprüche gegenüber Deutsch- land und den Alliierten zu verzichten, vor ausgesetzt, das; eS sich entschließe, mit dem einen oder dein anderen Alliierten ein separates Schuldenabkommen zu treffen unter Berücksichtigung seiner Lage nnd des guten Willens, den dieser Alliierte gegenüber Großbri tannien zeige. Der diplomatische Mitarbeiter der „Westmtnster Ga- zette" glaubt, daß der Aufschub d,r Veröffent lichung der britischen Noten von den Die- Hards verursacht worden se». ES werde klar, daß Baldwin, wenn er sich den Vorteil zu nutze machen »volle, der ihm ans der Veröffentlichung der britischen Noten erwachsen würde, von seinen eigene»» Tielwrds matt gesetzt werden würde. Der politische Korrespondent der „Morning Post" mel det, LordCurzon werde in etwa 14 Tagen nach Frank reich fahren. Das Gerücht, daß er eine Zusammenkunft mit Poincars haben werde, sei anscheineno unbegründet. Premierminister Baldwin werde voraussichtlich erst Ende des Monats auf Urlaub gehen können. Belgien will intervenieren. Eine Exchange-Meldung aus Brüssel besagt, das Kabinett habe die interalliierten Beziehungen vorgestern erwogen und eS verlaute, datz es beschlossen habe, zu intervenieren, falls eine Verzögerung in der Wiederaufnahme der französisch-englisck-en Verhandlungen eintreten sollte. Es sei angeregt worden, datz Frankreich nnd Belgien sich mit der Bezahlung des materiellen Scha den» — Belgien mit! 5 Milliarde»» — zufrieden gebe»» sollten, während England auf die interalliierten Schulden ver zichten und sich mit der Bezahlung ferner Schulden an Amerika durch Deutschland begnüge» solle. Es scheine, daß Belgien, wenn es auf Grund der Besprechungen mit London und Paris den Augenblick sür günstig halte, die Initiative ergreifen werde, um eine interalliierte Kon ferenz zur Herbeiführung einer endgültigen Regelung ein- zuberufen. K«ine Minifterkonferrn» der Entente. Dem „Matin" zufolge wird die für die nächsten Tage in Aussicht genommene Zusammenkunft der französischen und belgischen Minister infolge der Vertagung des englischen Ministerrates gleichfalls aufgeschoben werden. Frankreichs Atel. In einem Leitartikel der „Jdea Nazionale" in Rom erklärt Coppola, daß die Ruhrbesetzung die Zahlungs fähigkeit Deutschlands vernichte- Frankreich wolle die deutsche Souveränität ain Rhein aufheben und die Zerstückelung Deutschlands erzwingen. Ties sei tue Grundbedeutung der französischen Forderung nach Ein stellung des passiven Widerstandes, der die lebte Bekräf tigung der deutschen Einheit und der Reichssouveränität über das Ruhrgebiet sei. Nach der Einstellung des pas siven Widerstandes fänden die verschiedenen Dorten, made in Paris, kein Hindernis mehr, um eine rheinische Re publik im Sinne von Barres, Mangin und Potncars zu errichten. Die sich daraus ergebende Vormachtstel lung Frankreichs in Europa würde schließlich auch auf Italien und das Mittelmeergebiet drücken. Die ne»« Vrrkrhrsspen«. Der Regierungspräsident in Köln teilt mit: I« der Nacht vom 8. zum S. August tritt die BerkehrSsperre zwischen dem besetzte« «ud dem unbesetzte« Gebiet von «euem ein. Ueber die Dauer dieser BerkehrSsperre könne« Angaben noch nicht gemacht werden. Kür die britische Zone «erde« wie früher, Souderaeleitscheine zur Aus- und Einreise, von dem Verkehrsamt m Köln, in dringenden Familiensällen und zur Lebensukittelbeschafsnng ausgestellt. Nach einer HavaSmeldung aus Düffeldorf wird die Ber- kehrssperre am 17. August S Uhr zu Ende sein. Auch in Kehl trat gestern bis 16. August eine von den Franzosen attgeordnete Sperre des Verkehrs mit dem linken Rheinufer in Kraft. Die Kruppwerke in Este« sind durch die am Sonnabend von Len Franzosen vorgenom- mene Zerstörung der Anschlußgleise zur Zeche „Amalia" von der Kohlenvcrsorgung abgeschnitten. Infolgedessen waren die Werke bereits gestern abend ohne Kraftstrom und Dampf kraft, sodaß die meisten Betriebe sttlliegen. Am S. und 10. August wird der Fall Krupp von Bohlen- Halbach in der Revisionsinstanz vor dem Kassationshof in Paris behandelt. Beschlagnahme von Rhekndampser«. Heute früh haben die Franzosen im Mehlau-Hafer» sämt liche Dampfer beschlagnahmt. AuSgewiese». In Bon« wurde dieser Tage die greise Frau Heffgerr mit ihrem im zartesten Alter stehenden Snkelkindch«« anSge- wiesen. Die Eltern de» Säugling» mußten vor einigen Wochen ihr Heim verlassen, als ihr Kind schwer erkrankt und daher nicht transportfähig war. Auf ein Gesuch an die fran zösische Behörde wurde gestattet, daß das Sin» bi» zur Ge- sundung bet seiner gelähmten Großmutter -urückbleiben durfte. Nachdem es jetzt genesen ist, trat der Ausweisungs befehl sür das Kind erneut in Kraft. Gleichzeitig wurde auch die Großmutter auSgewiesen. Die Belgier in Buer. Wie die „Buersche Zeitung" meldet, erschienen vorgestern die Belgier, die auf der Schacht«,läge Scholven Kok» verla« den wollten, lrn Kesselbau!«» der Lecha nnd stellte« dt« Lawot.. »»fuhr zur Kokerei an. DaS Maschtnenpersonal dreht« deck Hahn ab, sodaß die Belgier abermals vom Dampf abgeschntt- ten waren. Darauf begab sich ein belgischer Ingenieur zum Kesselhaus« und drohte es besetzen zu lassen, fall» die Dampf zufuhr noch einmal unterbunden werden sollte. DaS Ma schinenpersonal entgegnete, «S werde sür die Belgier kein Dampf geliefert. Die Betriebsleitung verbandelte mit dem belgischen Ingenieur und erreichte, baß die Arbeiter nnd die Pferde ans der Grube herausgeholt werben konnten. Dar- auf wurde der ganz« Betrieb stillgelegt. Heute arbeitet ns§. mand auf Scholven. DaS Feuer unter den Kesseln ist her- auSgerissen nnd dadurch ist der Betrieb überhaupt unmöglich geworden. Es besteht die Gefahr, -aß die Grübe ersäuft. Verhaft«,«,- wegen Nichtzahlung von Strafgeld. In Mecklinghausen ist der Ttadtschulrat Hellermann gestern vormittag in seiner Wohnung von französischen Gendarmen verhaftet und »um Gvmnasium abgeführt worden. Am 4. August war di« Frist zur Zahlung der der Stadt anferlegtrn Strafe von KOO Millionen Mart abgelanfen, bei deren Festsetzung die Drohung ausgesprochen worden war, daß bet nickt frittmäblger Zahlung der Stadt- fchulrat Hellermann al« Mitglied des Magistrat» in rin« dreimonatige Haftstraf« genommen werde» würde. Di« Geldstrafe war auserlegt worden wegrn eine« angeblichen Attentat- gegen einen französischen Posten am 10. Juni, Wild-Weft in Elberfeld. In der Umgebung von Elberfeld haben fick wahr, Wild-Weft-Zuständ« herauSgrbildet. Berittene Banditen haben bereit» mehrfach di« Straßenbahnen auf der Streck« angrhalte» und unter Bedrohung mit Revolvern von den Fahrgäste» die Herausgabe von Wertsachen, Kleidern und Lebensmitteln erzwungen. Französische Kavallerie bat jetzt di« Banditen in ihren Schlupfwinkel» aufgespürt. ES kam zu einem regelrechten Feurrkampf; di« Banditen konnten schließlich verhaftet werden. Propaganda der Kommnniste» im Ruhrgebiet. Die Kommunisten entfalten in Gelsenkirchen eine fabel- hafte Tätigkeit. Dauernd werden große und kleine Versamm lungen abgehalten. Es weilen auch französische Genossen im Ruhrgebiet. Vor allen Dingen werden die Straßenbahnen sür die Propaganda benutzt, in denen Redner der Kommuni sten den Fahrgästen gegenüber da» Wort ergreifen. Aushebung der passiven Resistenz. Zwischen dem Zcchenverband und der« vier Bergarbeiter verbänden ist in Bochum für das Nuhrrevier ein Ueberctn- kommen getroffen worden, nach dem vom 13. August ab die wöchentliche Lohnzahlung eingeftthrt wird. Weiter wurde vereinbart, daß bis einschließlich Donnerstag auch dort die Schichten bezahlt werben, wo die passive Resistenz geübt wor den ist unter der Voraussetzung, datz spätestens am Freitag die Arbeit wieder ausgenommen wird. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. El« Unfall des Dr. Heinze. Gestern nachmittag gegen 1 Uhr stieß an der Ecke Friedrich- und Mohrenstraße das Automobil des Justizministers Dr. Heinze mit einem ande ren Kraftwagen zusammen. Das Automobil des Ministers wurde stark beschädigt. Dr. Heinze erlitt mehrere Schnitt wunden im Gesicht und an den Händen und mußte sich zur nächsten Rettungsstelle begeben, wo er verbunden wurde. Der Minister konnte dann seine Wohnung anssuchen. Entlassung sämtlicher Arbeiter. Die Werst Blom und Voß in Hamburg stellte gestern den Betrieb ein und entließ sämtliche Arbeiter. Als Grund wird von der Werft angege ben, baß die Belegschaft sich an fremdem Schisfseigentum und am Eigentum der Betriebsbauten vergriffen habe. Außerdem wird auf kommunistische Umtriebe hingewieien. Sozialistische Berfassnugsfeser in München. Die Verfas sungsfeier der sozialistischen Gewerkschaften und des republi kanischen Reichsbundes findet nunmehr auf der Theresien- wiese vor der Bavaria statt, dagegen hat die Pvlizeidirektiou die Umzüge und das Herumtragen von Parteizeichen ver boten, »veil große Umzüge politischer Natur in den jetzigen erregten Zeiten, bei der scharfen Kampfeinstellung der ein zelnen Parteien leicht zu Ordnungsstörungen führen kön nen. Ebenso ist bas uniformierte Auftreten der sozialistischen Sturmtrupps verboten. Der Streik im Berliner Buchdruckgewerbe in Sicht. Die Funktionäre der Buchdrucker und Hilfsarbeiter haben gestern beschlossen, am Freitag früh in Len Streik zu treten- Heute vormittag findet in den Betrieben die Urabstimmung statt. Eine Sldlchnnng der Forderungen des Einzelhandels. In den am 8. August in Berlin zwischen Len Vertreter», des Einzelhandels und der Neichsregierung geführten Ver handlungen wurden sämtliche Forderungen beS Einzelbau- drlS abgelehnt. Dom 18. August ab ist daher eine große Ak tion des Einzelhandels in Aussicht genommen. Tschechoslowakei. Aürfl Schwarzenberg — der Tscheche. Tschechisch, Blätter verzeichnen mit Freude die Tatsache, daß der früher« Fürst Schwarzenberg sämtliche leitende deutsche Beamte au» seinem Dienst« entlasse. Derart habe Schwarzenberg sein« Annäherung an die tschechoslowakische Republik vollrogrn. Türkei. Ramsay Maedonald in Konstantinopel. Au« Kon stantinopel wird den, ..Exchang Telegraph" mitgeteilt, daß di« oltomanischen Sozialisten umfangreiche Vorbe reitungen treffen, um Ramsay Maedonald, den englischen Arbeiterführer, zu empfangen. Maedonald wird nm 24. August in der türkischen Hauptstadt empfangen, lieber da« Ziel feiner Reis« hüllt man sich in Schweigen. Mac- donald gedenkt übrigen« nur drei Tag« in Konstantinopel zu verbringen, da er dann nach Angora abreist, wo er «in« Zusammenkunft mit Mustafa Kemal Pascha haben wird. Frankreich. AuSbau der Hochseeflotte. Der Krieg«minister hielt auf einem Bankett de» Gemeindrratr« in St. Malo rin« Rede, in welcher er ankündigte, daß er bei Wirdrrznsammrn- tritt de» Parlament« «inen Gesetzentwurf über «inen Aus bau der Hochserflott« Einbringen werde. Wenn da« Paria- m«nt ibn annehm«, werde man Im Rahmen de« Bau- Programm«, da« für 20 Jahre vorgesehen fei, di« für di« französisch« Politik erforderlich« Flott« schaffen können. England Russischer Protest. Reuter meldet au« Moskau, da« Kommissariat für au«wärtige Angelegenheiten habe ein« Not« an die britisch« Mission gesandt und dagegen protestiert, daß da« Foreign Osfic« sich weiger», Rakowski al« Nach folger Krassin« anzuerkennen. Streik der Danziger Hafenarbeiter. Seit gestern mittag sind die Hafenarbeiter in Danzig und Neufahrwaffer infolge Lohndlfferinzrn in den Streit »«treten. Si« verlanaen Entlohnung auf Dollarbali«. Stu Zug von Arbeitern »og gegen Mittag durch di« Straßen, dem sich auch viel« Arbeiter au« anderen Betrieb«»» an- schlossen. Z« Aurichreitnngrn ist e« nicht gekommen. — Die Zablnngrmtttrlknappheit, di« sich bereit« feit ultimo stark bemerkbar macht, hält hier immer noch an, besonder« weil infolge Steigen de» Dollar» der Bedarf an Zahlung«- mittrln im Wachsen begriffen ist. Für den Dollar hort« man im gestrigen Nachmittaa-fretoktkeLr «iooa «utz »so
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