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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.09.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192309262
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19230926
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19230926
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1923
- Monat1923-09
- Tag1923-09-26
- Monat1923-09
- Jahr1923
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.09.1923
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Riesaer D Tageblatt und Anrriarr Meblatt mw Ameigert. Mittwoch, 2S. September 1S2S, abends 223 7S. Jahr« Infolge de« schwachen Kohleneinganae» bei unserem Gaswerk sind wir gezwungen, den Gasdruck bi« auf weiteres tn der Zeit von vormittag» 8—11 Uhr und nachmittag» 3—5 Ubr hrrabzusiden. > Zur Brrmeidunn von UnalückSfällen machen wir bierbet besonder- darauf auf« merksam, dah di« GaSbiibne auch während der vorgenannten Zetten geschloffen zu halten sind. Der Rat der Stabt Riel«. am 25. Srvtember 1923. Dam. Riesaer Stadtanleihen von den Jahren 1891,1898 u. 1901.. Di» sämtlichen bisher noch ungelösten, aus 2000 M-, 1000 M. und 500 M. lauten den 3'/,"/,ig«n Schuldscheine der Stadt Riesa von den Jahren 1891 und 1898 und di« sämtlichen bitbrr noch ungelösten, auf 2000 M., 1000 M., 500 M. und 200 M. lautenden 4"/oig»n Schuldverschreibungen der Stadt Riesa vom Jahr« 1901 werden hiermit in Ge mäßheit der für diese Anleihen geltenden Bedingungen zur Rückzahlung sür den S1. Mär» 1VS4 aufgekiindigt. Di« Kapitalbeträge der gekündigten Schuldschein« werden vom 1. Avril 192-1 ab nicht mehr verzinst und bei unserer Stadthauptkasse, sowie bet den auf den ZinSscheine» angegebenen Einlösungrstellen auSgezahlt. Riesa, am 24. September 1923. Ter Rat der Stadt Riesa. Ans Blatt 654 Handelsregister»: Mühlenwerke Oelsitz, Aktiengesellschaft tn Oelsitz b. Riesa betr., ist heut» eingetragen worden: Di» Leueralvrrsammlung vom 8. Septem ber 1923 Hut di« Erhöhung de« Grundkapital« um 19 000 000 Mark in 3 800 Stück auf den Inhaber lautende Stammaktien zu je 5 000 Mark zerfallend, mithin auf 25 000 000 Mark beschlossen. Dir Erhöhung ist erfolgt. Der Gesellschaft-Vertrag vom 2. Juni 1923 ist durch den Beschluß vom 8. September 1923 laut Notariat»protokoll« non diesem Tag« in den 88 4, 16 abgeändrrt worden. Weiter wird bekanntgegeben: Die neuen Aktien sind vom 1. Januar 1923 dividrndenberechtigt. Da» gesetzlich» Bezugsrecht d«s Aktionäre ist aurgeschloffen. Der AnSgabekurS der Aktien beträgt 50000°/.. Amtsgericht Riesa, den 25. September 1923. Im HandeKregister ist heut« eingetragen worden: auf Blatt 659: di« Firma Eva M««de in Riesa und al» deren Inhaberin Eva Stella Mende g«b. Wiebeck« in Riesa. Angeg. Geschäftszweig: Groß- und Kleinhandel in Nahrung«-, Leben«- und Futtermitteln. Auf Blatt 660: di« Firma Waldemar Frevgang in Riesa und al« deren Inhaber der Händler Franz Waldemar Freygang in Riesa. Angeg. Geschäft»zw«ig: Großhandel mit »abakwaren, Branntwein und Schokoladen. Amtsgericht Riesa, den 24. September 1923. Da« Riesaer Tageblatt erscheiv» irden Lag abends >/,v Uhr mn Äuvnayme oer --wim- uiw noylage. Bezugspreis, gegen Borauszahiun^, ,ur die Zettiwm^Lbiü2»^eplenivcrtüZÜvvsoMarkeinschl Bringerlohn. Für den Fall de« Eintreten« von Produktionsverteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Materialienpreise behalten wir un« da« Recht der Preiserhöhung und Rachforderung vor. Auzeiaer sür die Nummer de« Ausgabetage« sind bis V Uhr vormittag« aufzugeben und im vorau« zu bezahlen; eine Gewähr für da« Erscheinen an bestimmten Tagen Und Plätzen wird nicht übernommen. Grundpreis fü- die 89 mm breite, S mm hohe Grundschrift-Zeile (S Silben) 120 Mk.; die 89 mm breite Reklamezeile 400 Mk.; zeitraubender und tabellarischer SakL0°/. Aufjchlag. Der jeweils zur Berechnung gelangend! Zeilenpreis ergibt sich au« vorstehenden Grundzahlen vervielfältigt mit der am Tage der Aufnahme gültigen Anzeigenschlüssclzahl. Fest» Tarife. Bewilligter Rabatt erlischt, wenn der Betrag verfällt durä Mage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Zahlung«, und Erfüllungsort: Riesa. Achttägige Unterhaltungsbeilage „Erzähler an der Elbe". — Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen de« Betriebe« der Druckerei, der Lieferanten oder der BesörderungSeinrichtungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung de« Bezug«preiseS. Rotationsdruck und Verlag: Langer t Winterlich, Riesa. Geschäftsstelle: Goelhestraße 59. Verantwortlich sür Redaktion: Heinrich Uhlemann, Riesa: für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich, Riela. ' Schlüsselzahl: 30009. und An feiger fLldeblatt und Atyckger). Mtt'L. Tas Rirsaer Tagr-lllN Nlkyäll die amttichell Bclavittmach-Uirv -er Amtt-auptmtmnschaft Großenhain, des Amtsgerichts, der AmtSanwaltschast beim Amtsgerichte und deS NateS der Stadt Niesa, des Finanzamts Riesa und des HauvtzollamtS Melken, sowie deS «emelnderateü Ströba. Ak MWWWM beim WWW. Die Länder für Einheit des Reiches. Gestern vormittag fand eine gemeinsame Besprechung der M.nlsterpräsldente« der dentschen Länder mit dem Reichs kabinett über die Frage der Stillegung des passiven Wider standes statt. Nach einer Darlegung Leg Reichskanzlers brachten die Vertreter der Länder ihre Auffassung zum Aus druck. GS ergab sich vollkommene Uebereinstimmnng dar über, das, der passive Widerstand aus iunerpolitischen, vor allem finauzicllen Gründen, abgebrochen werde» mutz. Eben so war man übereinstimmend der Ansicht, datz es Absicht and Aufgabe der Reichsregiernng sei, den Abbruch des passiven Widerstandes in einer -er Würde und Ehre des deutschen Bottes entsprechenden Weise vorzunehmen. Gegenüber etwaigen Versuche«, die Einheit des Reiches auzutasteu, er kläre« alle verantwortlichen Leiter der deutsche» Länder ihre« festen Wille«, die Einheit des Reiches als unantast bares Gut der Nation z« bewahren und zu verteidtgen. (Bereits gestern abend durch Aushang bekannt gegeben. D- Red.) Die Entscheidung der Parteiführer. Gestern nachmittag versammelten sich die Führer der Neichstagsfraktione« im Reichskanzlerhaus. Der Reichs kanzler führte aus, welche innenpolitischen und finanziellen Beweggründe die Reichsregierung zu ihrer, von den Vertre tern der besetzten Gebiete gebilligten Auffassung gebracht haben, datz der passive Widerstand anfgegebe« werde« müßte. Er hob hervor, daß die schweren Opfer der Bevölkerung an Rhein und Ruhr in den letzten neun Monaten nicht um sonst gebracht morden feien, datz aber die durch sie geschmie dete wirksame Masse des passiven Widerstandes sich gegen das deutsche Volk selbst zu wenden drohe. Aus den finan ziellen Verhältnisse« des Reiches, deren zwingendem Diktat pran sich, nicht länger entziehen könne, müsse man die Folge rungen ziehen und den passiven Widerstand beenden. Die Franktionssührer schlossen sich diese« Ansfassuuge« des Reichskanzlers an, mit Ausnahme des Führers der Deutsch nationalen Volkspartei, der den passiven Widerstand durch schärfere Maßnahmen zu übertrumpfen wünschte. In der gestrigen Besprechung der Reichsregierung mit den Führern der Reichstagsfraktionen erklärten die deutsch nationalen Vertreter, cs gebe für Deutschland nur noch den Weg, an Frankreich die Ultimative Forderung zur Wieder herstellung des Rechtszustandes und Wiedergutmachung aller Nechtsbrüche zu richte». Falls diese Forderung aügelehnt p>erde, solle de: Bruch mit Frankreich mit allen aus ihm sich ergebenden Folgerungen vollzogen werden. Der ständige Ausschuß der Leutschnationalen Fraktionen des Reichstages und Les preußischen Landtages macht sich diesen Standpunkt zu eigen und fordert zur Durchführung dieses Programms Mtz Neubildung -er Reichsregiernng. Eine Sitzung deS RetHskabinetts. ' Nach der Besprechung des Reichskanzlers mit den Par- «eiführer« trat gestern das Reichskabinett zu einer Sitzung zusammen, in der es sich in der Hauptsache mit der Prokla mation des Reichspräsidenten «ud der Reichsregiernng be schäftigte, durch die der Bevölkerung die Aufhebung der Ver ordnung über den passiven Widerstand offiziell verkündet werden soll. Die Proklamation soll heute veröffentlicht werden. Wie die „Voss. Ztg." wissen will, soll noch eine zweite Proklamation Lurch die Vertreter der besetzten Ge biete erfolgen, in der der Beschluß der Reichsregiernng im Slawen -er Äevölkerung des Nührgebietes und des Rhein- landes gutgeheiben und die Wiederausnahme der normale« Tätigkeit in den besetzten Gebieten empfohlen wird. > Vor dem Auswärtige« Ausschuß, der heute nachmittag Zusammentritt, wird der Reichskanzler bereits mit einem sestumrissenen Programm trete«. Man nimmt an, Latz der Kanzler vor dem Ausschuß auch die Proklamation verlesen wird, die heute abend der Bevölkerung die, Aufgabe deS passiven Widerstandes und die Gründe, 'die zu dieser Auf gabe führten, mitteilen soll, . , . Ei« Rundtelegramm der Reichsregieruus. Die Reichsregiernng hat folgendes Rundtelegramm er- .assen: Im Kalle innerer Unrnhen habe« alle Reichsbehörde« und Reichsbeamte« ansschlietzlich de« Anordnungen der Reichsregiernng Folge zu leiste«. Etwa erforderliche Rot» Verordnungen über «str» Dienltvklichten erlabt der Herr Reichspräsident. Lie Stimmung im Ruhrgebiet. Der Beschluß der Reichsregierung über die Aufhcvuug deS passiven Widerstandes im Ruhrgebiet wurde, nach einer Meldung aus Gelsenkirchen, ohne jedes Zeichen von Erre gung ausgenommen. Die Befreiung von der lähmenden Un gewißheit der letzten Monate hat eiye gewisse Entspannung herbeigeführt. Die Gewerkschaften werden zu der neuen Lage erst Stellung nehmen. Tic Kommunisten, deren ge samte Presse bekanntlich verboten ist, fordern in Flugblät tern zur Fortführung des passiven Widerstandes und zur Bildung einer Arbeiter- und Bauernregierung auf. Die Pariser Presse über die Berliner Entscheidungen. Die „Agence Havas" sagt in einer offiziösen Mitteilung: Das Ministerium des Aeußern hat nur durch die Presse Kenntnis von dem Entschlüsse der Regierung Stresemann erhalten, den passiven Widerstand zu beenden: dem sranzö- sischen Botschafter in Berlin ist keine offizielle Mitteilung zugegangen. Es ist nun, nachdem die Zurückziehung der Ver ordnungen einmal erfolgt ist, eine neue Lage geschaffen, die die ErSssnrmg von Verhandlungen zwischen Deutschland und den Alliierten gestatten wird. Zwischen den alliierten Re gierungen wird unverzüglich ein Meinungsaustausch einge leitet werden, und es ist wahrscheinlich, daß Poincarö in er ster Linie mit den belgischen Ministern verhandeln wird. „Oeuvre" sagt, der Reichskanzler habe die Initiative dazu ergriffen, den Vertretern der politischen Parteien und den wirtschaftlichen Interessenten des besetzten Gebietes dir Einstellung des passiven Widerstandes vorzuschlagen. Er habe nicht gezögert, zu erklären, daß die Regierung allein die Initiative ergriffen habe. Tie Verantwortung hierfür zu übernehmen, setze einen gewissen Mut voraus, den man hervorheben müsse. Zum ersten Male feit vier Jahren zeige sich ein Reichskanzler fähig, ein: Aufgabe zu übernehmen, welche die Aufgabe eines wirklichen Regierungschefs sein müßte. Welches auch die Entscheidung der Vertreter der Länder sein werde, der passive Widerstand sei nunmehr zu Ende und die Diskussion über die Rnhrfragc könne begin nen. Frankreich werde sich endlich mit der an sich ernsten Sache, nämlich der Reparationsfrage, beschäftigen. „Oeuvre" hofft, datz es sür diese Verhandlungen bereit sei. „Ganlois" erklärt es für wünschenswert, daß daS Dcntsche Reich nicht der Anarchie und dem Bürgerkrieg in dem Augenblick ausgeliefert werde, in dem es sich dazu ent schließe, seine Verpflichtungen zu erfüllen. „Gaulois" weist auch auf die separatistische Bewegung hin und sagt, Frank reich möge unter keinem Vorwand in diese Kundgebungen cingreifen, mn nicht jenen Argumente zu liefern, die nicht nur in Deutschland, sondern auch anderwärts behaupteten, es unterstütze einen separatistischen Versuch. Frankreich möge sich darauf beschränken, den Rheinländern die Frei heit zu sichern, ihren Willen auf Grund des Prinzips deö Selbstbestimmungsrechts der Völker zum Ausdruck zu bringen, Londoner Pressestimme«. Die gesamte Presse befaßt sich eingehend mit. der bevor stehenden Aufgabe des passiven Widerstandes durch Deutsch land. „Westminster Gazette" schreibt, die Annahme der französischen Besetzung bedeute einfach das Eingeständnis Deutschlands, datz seine wirtschaftlichen Kräfte erschöpft und seine Finanzen bankerott seien. Wenn das Zustandebringen dieser Lage das Ziel Frankreichs war, so könne es sich zu seinem Siege beglückwünschen. Der Berliner Berichterstatter der „Daily News" sagt, die Schwierigkeiten, die in Deutschland ständig wachsen, schüchterten die deutsche Regierung keineswegs ein. Die Rebe des deutsche» Reichskanzlers auf der Konferenz mit -en Ruhrdelegicrten habe auch diesen Eindruck gemacht. Auf der Konferenz mit den Parlamentsvertretern des Ruhrgebte- tes scheine Stresemann dem Glauben Ausdruck gegeben zu haben, datz, nachdem einmal der Widerstand eingestellt sei, die vernünftige« Forderungen der deutsche« Regierung nach Freisetzung der von den Franzose» verhafteten Dent schen und -er Rückkehr der Vertriebenen von der franzö sischen Regierung -«gestanden werde» würden. Die „Pall Niall Gazette" schreibt: ES ist nicht sehr ruhm voll, einen Mann, der bis anfs Hemd ausgezogen worden ist, zu besiegen. So wenig wir auch die Deutschen liebe» mögen, so haben wir doch Achtung für die Ausdauer, die sie während -eS RuhrkampseS gezeigt haben. Wenn Poincarö glaubt, datz Frankreich ein substantielles Erträgnis anS der Nnhrindustrie ziehen könne, nachdem die den passiven Wi- verstand anordnenden Verttim'nae« ner>-ssn>"vd»n find. wird er sehen, daß er sich sehr geirrt hat. Sklaven- oder Halbsklavenarbeit kann in der modernen Welt nicht mit Prosit unternommen werden, und eine weiße Bevölkerung, die unter der Drohung französischer Bajonette in den Hän den schwarzer Truppen arbeitet, wird mehr und mehr die, Sympathien der Zivilisation gewinnen. Oesterreichs Mitempfinden. Die Meldung von dem bevorstehenden Abbruch deS pas> siven Widerstandes im Ruhrgebiet gibt den Blättern Anlaß zu einem Vergleich -wi'chen der jetzigen Lage Tcuticklands nnd derjenigen im Herbst 1918. Tic „Neue Freie Breis:" schreibt weiter: Wenn jemals, so bedarf das deutsch: Volk im gegenwärtigen Augenblick der Einigkeit und nur daS Zurückhalten der Gegensätze, die Inbrunst wahrer Vater landsltcbe, kann es retten. Mit innigstem Anteil cmpunö-n wir die Trauer, die das deutsche Voll bewegt, nnd mir haben nur die Hoifnuyg, daß cs dem neuen Ncichslanzler, dessen Aufrichtigkeit und dessen Mut Bewunderung erregen, gelingen möge, das Schiff an allen Klippen vorbeiznstcuern und dem deutschen Bolle jene Trimmung der Enrichlofscu- heil zu verleiben, welche geboten ist, um Bpfer zu bringen die noch nötig sein werden, um die Gesundung herbeizinuh- rcn. Reichstagssitzung erst am Donnerstag. Tie Plenarsitzung des Reichstages, die sür Herne angcietzr war, ist um einen Tag, aus Donnerstag »achimo-w S Uhr, verschoben worden. Was nun? Der von der Negierung iw Einverständnis mit den Ver- tretcrn der besetzten Gebiete gefaßte Beschluß, den passiven Widerstand wegen der 'inan,'geben Lage des Reiches amzu- geben, ist in Baris natürlich mit Jubel anfgeuommcir wor den. Di: Pariser Blatter tosten den Triumph über das wehrlose Deutschland, das sich neun Monate lang unter un- gehcuren Opfern und Leiden umsonst seiner Peiniger zu er wehren versucht har. voll aus. Zwischendurch aber tomnit doch eine gewiße BcLenllichteit zur Geltung, die sich sragl ob Frankreich seine Methode der rohen Gewalt nunmehr sortsetzeu kann, nachdem Deutschland auf den passiven Wider stand verzichtet hat. Früher war es ja die französische Presse und war es Polncaiv selbst, die Deutschland ein weitgehen des Euigegeulommcn verhießen, wenn cs nur erst leiucu Widerstand gegen rsie Besetzung ansgcgcbcn harre. Nun. nach dem sich Tcntfch.'aud nicht aus außenpolitischen Gründen, sondern aus dem inneren Zwang seiner Finanzlage heraus, sich zu diesem schweren Schritte verstanden, wird cs plötzlich still von den eigentlich ganz selbstverständlichen Folgen dei deutschen Nachgiebigkeit, nämlich der Zurückberufnng der Ausgewiejenen, der Befreiung der Eingcrcrtcrten und der Wiedereinsetzung der aus ihren Aemtern verjagten Beamten. Poincarö stellt sich bis jetzt, wie auch schon in den Vorver handlungen, auf den starren Standpunkt, daß von einer all gemeinen Amnestie keine Rede sein könnte und nur Bcgna- digungsakte von Fall zu Fall in Betracht kämen. Wenn die französische Regierung auf diesem Standpunkt verharrte, so wären weitere Verhandlungen nicht nur unnütz, sonder» auch mit der deutschen Ehre nicht mehr verträglich. Frank- reich würde dann auch jede Beruhigung des Rhein- und Nührgebietes unmöglich machen, Sic Wiederaufnahme Lei Arbeit stören und die Bevölkerung geradezu mit Gewalt ans die Fortsetzung Les Widerstandes in aktiver Form hindrän, gen. Wenn wir es nur allein mit Frankreich zu tun Hütten, so müßten wir auf jede Hoffnung einer noch erträg.ichen Lösung verzichte»,- denn Poincarö hat ja tn seinen letzten SonnragsrcScn ganz unverhüllt darauf hingemiescn, daß ihn' Revolution und Ausstände im Deutschen Reichs nur er. wünscht wären, da er sie mit seiner überlegenen militärischen Macht als Borwände und Mittel für seine Eroberungspiäne benützen könnte. Wir werde» aber, wenn es zu neuer' Verhandlung«» kommt, unter allen Umständen darauf bc- stehen, Latz wir nicht allein mit Frankreich, sonder« mit den Alltierteil »erhandel« un- werden auf die Versprechungen Hinweisen, die uns von England und Italien gemacht worden sind. Ganz zweifellos steht heute die öffentliche Meinung der Welt auf unserer Seite und wenn auch Poincarö am Sonn tag gesagt har, datz Frankreich entschlossen sei, durch die schwan kende Welt hindurch seinem Ziele zuzuschreitcn, so dürsten sich ihm doch Hemmnisse entgegenstellen, die ihn zu einem Einlenken Vewegen. Spricht -och sogar schon ein Teil der Pariser Presse davon. Latz nunmehr Deutschland seinen nor male» Pst,« unter den Nationen EurovaS wiebererlangt
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