01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.05.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040516010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904051601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904051601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-05
- Tag1904-05-16
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Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 2V Rrklam«« unter dem Redaktion-strich (4 gespalten) 75 «ach de» Famtlienuach- richte» (8 gespalt«) 50 Tabellarischer und Ziffekusatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweis»»«« und Ossrrtrnannahm« 8b ßUtrs-vetlagn» (gefalzt), »Ur mit der Moraen-AuSgab«, ohne Hostbesvrderuug 60 —, m t t Postbesörderu»« 70.—. «»»»tzmeschlutz für «»zeige«: Abend-Autgabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Au-gabe: nachmittag« 4 Uhr. Anzeigen sind stet« an dir Expedition zu richte». Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Paiz in Leipzig (Inh. vr. «., R. L W. Kltnkhardt). dir. 24«. Montag den 16. Mai 1904. 88. Jahrgang. Var Aichtigrle ysm lag«. * Der Kaiser ist mit der Kaiserin und der Prin zessin Viktoria Luise am Sonntag früh um 8 Uhr wieder in Pot-dam eingetroffen. * Der bündlerisch - antisemitische ReichStag-kandidat in Frankfurt a. O., v. Iagwiy, fordert seine Wähler auf, in der Stichwahl für Bassermann zu stimmen. (S Dtsch. Reich.) * Die Kommission zur Borberatung der Strafprozeß ¬ reform nimmt heute ihre Tätigleit wieder auf. (S. Dtsch. Reich.) _____ " Generalleutnant v. Trotha tritt am 19. d«. Mt«. mit Dampfer .Montevideo" von Hamburg die Ausreise nach Südwestafrika an. (S. Aufstand d. Herero.) * Die nächste Feldpost nach Südwestafrika geht am Mittwoch, den 18. d«. MtS. ab. (S. Aufstand d. Herero.) * Die englische Mission im Tibet wird bei Ghantse regelrecht belagert. (S. Ausland.) vir iScdrircbe parlamr«ttlvocbe. In anderen Parlamenten ist'8 nicht anders. Wenn der Zapfenstreich herannaht, geht es in großen Sprüngen vorwärts. Wer den „Endspurt" einer Session noch nicht mitgemacht hat, glaubt nun und nimmermehr, daß es den Kammern überhaupt möglich sein würde, sich durch das Labyrinth von Regierungsvorlagen, Berichten und Beschlüssen, „anderweiten Berichten" und „anderwctten Beschlüssen" so rechtzeitig hindurchzuwindcn, daß ihrs Mitglieder zur festgesetzten Stunde sich im Feierkleide ins Residenzschloß begeben können, um des Königs Dank und Abschiedsgruß entgegenzunehmen. Und dennoch wird das scheinbar Unmögliche möglich gemacht. Tagesordnungen von geradezu unwahrscheinlicher Länge werden im Sturmschritt überwältigt, und in den Deputationen arbeiten beide Kammern einander ununterbrochen das Material zu. Wenn dann am Mittwoch Abend der letzte Hammerschlag der Präsidenten hüben wie drüben er- klingt, ist reiner Lisch geschaffen, die Arbeit ist getan. Die Regierung hat die Mittel bewilligt erhalten, mit denen sie daS GtaatSschiff wiederum für zwei Jahre flott erhalten kann, und dis Gesetze, auf deren Zustande kommen sie einigen Wert legte, sind zum Publizieren fertig. Ohne einen bindenden ständischen Beschluß bleiben freilich das Gemetndesteuergefetz und die Vorlage über die Wahlreform. Sie sind nicht bis vor das Forum der Ersten Kammer gelangt oder mit anderen Worten: Sie sind unter den Lisch gefallen, weil die „Geschäftslage" der Ständeversammlung nicht genügend Zeit zu einer angemessenen Beratung ließ. Geh. Rat vr. Wach glaubte in der MontagSsttzung der Ersten Kammer unsere Aeuße- rung, daß die Erste Kammer nicht haste und sich nicht drängen lasse, als einen unberechtigten Vorwurf be zeichnen zu sollen, und er schob die Schuld an den mannig fachen Verzögerungen der Zweiten Kammer zu, von der die wichtigsten Vorlagen erst in letzter Stunde an die Erste Kammer gelangt seien, so z. B. die Denk- schrift über die Wahlreform, die sich seit dem 2. Januar in den Händen der Zweiten Kammer befunden habe, erst am 28. April. ES ist nun zwar formell nichts dagegen einzuwenden, wenn die Erste Kammer das Recht für sich in Anspruch nimmt, dieselben Fristen einzuhalten, wie die Schwester- kammer, praktisch aber müßte die strenge Anwendung dieses Grundsatzes bei der ganzen Struktur der Geschäfts ordnung unserer Ständeversammlung denn doch schließ, lich zu endlosen Sessionen oder zu einer minimalen Leistungsmöglichkeit führen. Es darf doch auch nicht übersehen werden, daß die Zweite Kammer der Ersten durch ihre unter weitgehendster Zuziehung von Regie rungskommissaren geleisteten Deputationsarbeiten und durch die Plenarberatungen die Wege ebnet und ihr die Möglichkeit gibt, in gelockertem Erdreich mit geringerer Mühe die Furchen zu ziehen. Wenn freilich, wie dies un verkennbar in dieser Session zu Tage getreten ist, sich zwischen den beiden Häusern des Landtags Disharmonien herausbilden, dann wird ein gedeihliches Zusammen- wirken der beiden Hauptfaktoren deS öffentlichen Lebens im Lande erheblich erschwert. Die Erste Kammer ist übrigens durch die Geschäfts ordnung keineswegs gehalten, in jedem Falle die endgül- tige Stellungnahme der Zweiten Kammer abzuwarten, ehe sie selbst sich mit der Vorlage oder einem Anträge be- faßt. Zu dem Gesetz über die Oberrechnungskammer und dem KomptabilitatSgesetz hat der Berichterstatter -er Ersten Kammer, Oberbürgermeister a. D. vr, Georgi, einen eingehenden Vorbericht erstattet, durch den die Mitglieder der Deputation über die an diese Materie sich anknüpfendsn wichtigen Fragen im voraus soweit unter richtet wurden, daß eS der Deputation möglich wurde, ihre Anträge zu den beiden für unser Verfassungsleben so hochwichtigen Gesetze noch rechtzeitig einzubringen. Es niuß aufrichtig bedauert werden, daß das gleiche Ver fahren nicht auch bezüglich der Wahlreform ringe-- schlagen worden ist. Niemand hätte erwartet oder gar verlangt, daß die Erste Kammer den für alle „gangbaren Weg" weisen sollte, den weder die Negierungsdenkschrift noch die Verhandlungen der anderen Kammer auszufin den vermocht haben. Allein es wäre für die noch bevor stehenden Erörterungen — denn die Forderung einer Reform des Landtagswahlrechts wird niemals wieder von der Tagesord nung verschwinden, ehe sie nicht befrie dig t i st — von großem Werte gewesen, zu wissen, wie man im Hause der Senioren und Notabeln über diese Frage denkt, und namentlich wäre eine Aeußerung dar- über, wie man sich in diesem Hause selbst zu einer Ver änderung in dessen Struktur zu stellen gewillt ist, die De batten iiber diese Frage in reale Bahnen zu lenken. Am nächsten Mittwoch tritt bezüglich der Punkte, in denen die beiden Kammern zu Beschlüssen gekommen sind, die von einander abweichen, das sogenannte Vereint- gungsverfahren ein. Abgesehen von einigen Petitionen, bei denen es schließlich niehr oder weniger gleichgültig sein kann, ob sie auf sich beruhen bleiben oder der Regierung zur Kenntnisnahme überwiesen werden, kommen dabei das Aerztegcsetz, sowie das Gesetz über die Oberrechnungskammer und daS KomptabilitatSgesetz in Frage. Die beiden zuletzt genannten Gesetze sind durch die Vorschläge der Deputation der Ersten Kammer formell und materiell zweifellos verbessert worden, so daß eine Einigung auf Schwierigkeiten schwerlich stoßen wird, und auch die Differenzen bezüglich des Aerztegesetzes sind nicht so wesentlich, daß man für sein Zustandekommen zu fürchten hätte. Dagegen wird betreffs des viel- umstrittenen 8 19 des Ergänzungssteuergesetzes ein bindender ständischer Beschluß nicht erzielt werden, da beide Kammern bei ihren früheren Beschlüssen unbedingt stehen bleiben. Dieser 8 19, der das zum Betriebe der Landwirtschaft (ausschließlich der Nebenbetricbe) auf eigenen Grund stücken dienende Kapital von der Ergänzungssteuer aus nimmt, Hai schon viel Staub aufgewirbelt. Man hat ihn zum Anlaß genommen, der Ersten Kammer eine ungerechte Begünstigung der Land wirtschaft zum Vorwurfe zu machen. Dieser Vorwurf ist, wie ja auch bald nach der Entstehung des Gesetzes im „Leipziger Tageblatt" dargelegt wurde, durchaus un berechtigt. Denn während die Zweite Kammer die Grundsteuereinheit auf 3 Pfennige hcrabsetzen und durch diesen Satz auch das ganze Anlage- und Betriebskapital und alle Nebenbetriebe, wie Brennereien, Brauereien usw., Mit versteuert wissen wollte (sogen. „Dreier- Paragraph), schuf die Erste Kammer durch Beibehaltung der 4 - Pfennig - Einheit eine viel weniger günstige Steuerlage für die Landwirtschaft. Den 8 19 dagegen fügte sie in da» Gesetz ein, weil sie der Ansicht war, daß da» landwirtschaftliche Betriebskapital von der Grund steuer mit betroffen werde. (Der städtische Grundbesitz erfordert so gut wie kein Betriebskapital.) Wenn man also die Frage hi st arisch-genetisch betrachtet, muß man zugeben, daß die Erste Kammer durchaus im Rechte ist. Aber der größte Teil der Staatsbürger wird sich davon schwerlich Rechenschaft ablegen. Er wird zumeist es gar nicku können Dagegen ist mit dem, rein äußerlich betrackitet, sicherlich ungerecht erscheinenden Paragraphen eine Agitationswaffe gegeben, welche die Konservativen der Zweiten Kammer ihren Gegnern aus der Hand winden wollten. 2. ver Fulrtana Oer Herero. Vie Ariegführrrng kn Südweftafrika schildern sehr anschaulich in Berliner Blättern veröffentlichte Privatkorrespondenzen eines Angehörigen der Kolonne Glasenapp, denen wir folgende Stellen entnehmen: „Mächtig ist der Troß, den eine Truppe hier mit sich führt. Für die rund 500 Mann der Abteilung v. Glasenapp« waren 22 große afrikanische Wagen und zwei Karren gestellt, die der Truppe überall hin folgten und hinter ihr einen Bandwurm von zwei Kilometer Länge bildeten. Man braucht hier so viel Wagen, weil das Land selbst gar nichts bietet außer Viehfutter und Wasser (letzteres nur spärlich). Die Einge borenen nähren sich zwar lange Zeit von „Frldkoft" (hauptsächlich Onchts, einer kleinen trockenen Zwiebelart, die da und dort gefunden wird», aber der Weiße muß alles, wovon er leben will, mit sich führen. Dann und wann findet man in einem Garten Mais, Melonen, Kürbis, Tomaten, auch wohl Kartoffeln, aber das ist selten, und immer ist es nur wenig, für einzelne Leute aus- reichend. Wasserstellen spielen im Feldzuge (hierzulande „Orlog" genannt) eine sehr wichtige Rolle. Das Wasser ist nur selten klar und meist nur gekocht genießbar; oft sah es graubraun au« wie Tee mit Milch, und damit wurde alles gekocht! Alle Namen, die Ihr auf der Karte seht, sind Wasserstellen, und lange nicht immer sind Ansiedelungen damit verbunden. Neber alle unsere Bewegungen und unsere Stärke ist der Gegner stets Mit genauen Nachrichten verseden. Man ist andauerud von einzelnen Spionen umgeben, die seitwärts im Busch liegen. Der Versuch, diese abzufangen, ist aussichtslos; dann und wann wird durch Zufall einer ergriffen. Erst am 30. März bei unserem Sin- treffen in Seeis wurden zwei nur 300 m von der besetzten Station gesehen und einer davon erschossen. Die Nacht fürchtet der Herero. Er schläft dann, greift aber nie an, und da» ist ein großer Vorteil. Durch nächtliche Uebersälle könnte der Truppe leicht großer Schaden zugefügt werden. Eine hermetische Abschlteßung de« Lagers durch Posten ist im Busch einfach unmöglich, man müßte denn alle Leute jede Nacht auf Wache schicken! DaS Erkennen der Gegner ist sehr schwer, da sie fast durchweg erbeutete (aus Maga zinen geraubte) Schutztruppen - Uniform tragen. SS ist größte Vorsicht stets geboten, will man nicht eigene Leute erschießen und andererseits den Gegner rechtzeitig erkennen. Der Kampf in den Bergen und im dichten Busch wird noch schwer werden, und eS ist fraglich, ob er eine Entscheidung bringt. Denn Einschließen und alle Auswege verlegen, ist nicht möglich. Der Schwarze schlüpft Feuilleton. Theater. kelpzigeL Ksntvaltheater. Wedekinds „Liebestrank". Ern russischer Fürst, -et seiner IWHrtaön Ver wandten zu dumm ist, läßt sich einen LiebeStrank brauen, um ihre Liebe zu aewinnen. Der Brauer dieses Tranks fft seines Zeichens Artist, Gouverneur der fürstlichen Kinder und erster Gemahl der Fürstin. Er soll ein Dutzend mal gehenkt und ebenso oft erschossen werden, wenn sein Trank nichts nützt. Um diesen peinlichen Situationen zu entgehen, warnt er den Fürsten, beim Einnehmsn des Trankes an einen Bären zu denken, weil sonst die erwartete Wirkung nicht eintrcten würde. Natürlich denkt der Dummkopf an den Bären. Er läßt sich dann auf einige Zeit unschädlich machen, während welcher der Artist mit der grtifltchen Verwandten und den Kindern seiner ersten Frau, die ihren Gegen dazu gibt, entläuft, um eine Zirkusgruppe zu bilden. Wedekind, der unnachahmliche Brettlsänger, wollte dies mal dem Publikum Konzessionen machen und L wat i>rix wirken. Er glaubte dies dadurch zu erreichen, daß er auf allerhand sonstige Aspirationen Verzicht leistete, sehr deut- lich Und leider mich sebr flach wurde. Wedekind wollte bühnenkähig werden und wurde sowohl unliterarisch wie bühnenunfähig. Er schuf außerdem noch den Schau spielern die undankbarsten Rollen, die man sich denken kann da die armen Menschen nie wissen konnten, wann sie ernsthaft, mit Brustton, zu sprechen hatten, und wann sie ironisch werden sollten. Auch das Publikum wußte vat meistens nicht, was ihm nicht zu verdenken war. Die Aufführung war in Anbetracht des leeren Raumes durchaus anerkennenswert. Als Träger deS Stückes taten sich Herr Ernst Krempff (Fürst Iwan) und Else Schiss (Katharina Nlepandrewna Gräfin Totzki) hervor. Ueoerhaupt verlief die Vorstellung ganz programm mäßig nur das Publikum nicht — das venisf schon vor her. 8. MMK. * Der Kirchench«r zu St. Johanni»«Detßzt« führte,üittee Direktion des Herrn Kontors R »tbig am HtmmNfabrtSteß« in v« Schloßkirche zu Zeitz auf Einladung de« hvktt««n LonzerweystN» da» Oratorium ,.Selig au« Gnade" von Albert Becker auf. Mau schteidt UN» darüber: Der «bor, welchrr da, Werk seit ea. 10 JaLrrn » Vet-^tz Mötsch cht^t, s«, tm—<»e sich« —d mV et»« Begeisterung, welche jede Schwierigkeit der ihm gestellten Aufgabe vergeßen lich. Die vier Solisten (Frl. Elena Gerhardt, dir aus- gezeichnete Leipziger Sopranistin, Frl. Friva VenuS-Schleiz, Herr Karl Müller-Leipzig, Herr Willy Rössel - Braunschweig) bildeten in ihrer gegenseitigen stimmlichen Ergänzung ein vorzügliches Ensemble. Dl« Schönheiten jeder einzelnen Stimme Uetztn die Eingangs ge- sungenkn vier Sölültedtt von Btahm», Becker, Schreck und Mendels sohn «kennen. Herr Musikdirektor Köhlek-Zettz stellte sich und seiner Kapelle, welche durch Mitglieder des Günther Eoblen» - Orchester« au« Lcipzt; verstärkt würden war, mit dem exakten Bortrage der „Tragiken Ouvertüre" von Brahms das beste Zeugnis aus. Di» ganz« durchaus stimmungsvoll« Aufführung mntttließ bei den sehr zahlreichen Zuhörern, welche di« akustisch vorzügliche Schloßkirche säst bi« auf den letzten Platz füllten, einen tiefen und nach haltigen Eindruck. * Eine Partitur Wagner« gesund««». Dl« bisher Ni« ver öffentlicht« und als verloren betrachtete Partitur zu Richard Wagners „Rule Britanniä '-Ouvertür« wurde, wl« un- «in Privat telegramm au- London meldet, tn einer Sammlung alter Musik stücke in Leicester, die einem Herrn Gamble gehörte, entdeckt. Herr Gamble hat seine Sammlung von einem Herrn Thomas gekauft, einem früheren Kapellmeister per Opernhauses zu Leicester, der In seiner Jugend in Beziehungen zu Weber, Spohr" und Mendelssohn gestanden hat. Dl« Partitur ist datiert vom März 1837 und ge zeichnet „Richard Wagner". Vie besteht aus 41 Setten mit den Stimmen für 31 Instrumente. Die Ouvertüre wurde 1836 in KöntaSberg aeschktrbrn und 1840 der Philharmonischen Gesellschaft in London etngesandt. Seitdem war st, verschollen. Kunst. V. K. Vs» d«» Dtessdner (Urmälde-ttalezie. Man schreibt UN» au» Dr « » d « n: unsere Gemäldegalerie ist im verfloßenen Jahre wiederum uni 10 Bilder bereichert worden, unter denen Vw Schrnkungin ditSmal befand«» h«rborzuh<bsn sind, well si« UN« wertvolle Einblicke tn die EntWickelllngKphaskN der deut schen Landschaftsmalern geben. Zunächst sind cs 3 Wert« oon Joseph Anton Koch, hi« insofern ein, gewiss« Bedeutung besitzen, al» sich in !hn«n «in aut «eil von der Ltnienschönbett Jakob Asinu» Carsten» »iedttklndrt, an den sich Koch im (labre 17S6 in Rom so tnH- anschloß, daß «r unttr d«m Einfluß di«, ses Freunde« zum Begründer der heroisch«» Landschaft wurde. Mehr noch als die beiden Bilder au» d,m Jahr, 181Ü mit den Staffagen des heiligen Martin und de» heiligen Benedikt er« läutert di« „deutsch» Llpenlandschakt" di« Ziel«, di« dieser Ktlnstl« versalzt«. U»hann hat di« Ludwig Ntchtir« Kollektion durch die Äüte de« Herrn CichortuS - Leipzig in den beiden kunstaeschichtlich hinlänglich bekannten Gemälden „Ariccia" und „Eivitella" eine wertvolle Ergänzung erfahren-. An dem lichtdurchfluteten „Ariccia" bat sich btt Künstler b<» reit« von dem Einfluß Schnorr» und Koch» d«freit, während da« an ftlsia« Bmwtöhn« haftend« „Livtttlla" nicht nur an Lochs An, di« Landschaft mit AißUktn zu d«l«ben, erinnert, sondern auch dessen Mik altfwkiff Sin« kleine deutsche Land- schäft von L. W. Müller dürfte ihre» TtimmungSgehalte« hawer nicht ganß uninteressant sein. Di« vom Staat« erwor bene, um 1490 entstandene „Beweinung Christi" liefert einen weiteren Kommentar zur Schule Lochnettz und anderen Zeit genossen. Das Tafelbild, welches dem Meister des Hausbuches zugcfchrieben wird, trägt im übrigen den bekannten Charakter mittelalterlicher Kirchcnmalereien: es ist treuherzig, gründlich und tiefsinnig, dabei unschuldig und etwas ungeschickt. Aus den Mitteln der Pröll-Hener-Stiftung hat man ein mehr als sa lopp gemaltes Selbstporträt deS an der 'Spitze der naturalisti schen Kunst stehenden Fritz von Uhde angekauft, das nach unserm Geschmack nicht als Paradigma einer neuen Richtung aufgestellt werden dürfte. Die von einer weißen Tür sich sil- houettenhaft abhebende Dame Oscar Zwintschers erschöpft deS Künstlers Eigenart noch nicht, da er sich im Verlaufe von zehn Jahren fast immer wieder einer anderen AusdruckSweisc be fleißigte. Eine Errungenschaft, zu der man dem Staate auf richtig gratulieren darf, erblicken wlr in Georg Lührig« „Jugend und Alter", das durch eine sylphidenhaft dahinglei tende jugendliche Zigeunerin, der ein müder Greis folgt, symbo lisiert wird. Das Tßpische in beidtn Erscheinungen ist ebenso vollendet und ehrlich wiebergegeben, wie der sonnengebräunt« Teint ihrer Körper inmitten der im Frühlingskleid« prangen den Alachlandschaft. KI. Anachronismen. In einer Berliner Zeitung ist kürzlich von Anachronismen di» Rede gewesen, dir auf Gemälden und auch in poetisch«« Werken zu finden find. Auch auf einem ganz modernen Bilde findet der Beschauer Einzelheiten, die ihm ein Kopfschütteln abnötigen müssen. Es handelt sich um das Bild „Prinz Louis Ferdinand bet Saalfeld" da« zum Maler den bekannten A. v. Kassak hat, der mehrfach auch von allerhöchster Stelle zu Aufträgen (z. B. der Angriff der schwatzen Husaren bei Heiisberg Ilsw.) berangezogen war und zum Dank dafür sich bei der Wreschener Affäre vorlaut braommen hat. Kosta! kleidet ans seinem Bilde den Prinzen Louis Ferdinand in ein« Uniform, die erst nach der Reorganisation von 1808, teilweise sogar erst 1843 zur Einführung gelangte. Der Prinz trügt den grauen OffljierS-Jnterimsrock und die langen Knöpfhosen, di« IßO« riNgeittHrt wurden, dazu di» Mütze und Epaulettrs, di« beide erst nach Prischwitz (1813) getragen wurden. Ebenso trägt die im Hintergründe dargestellte preußische Infanterie Montur- und Au-rüstnng«stÜck», die erst nach Tilsit (1808) ordonnanzmäßig wurden. Die richtig» Kleidnng de« Prinzen wär» natürlich: Hobe Stiefel weist« Neuhof»», blauer Uniformsrack, dazu der Dreimaster mit der PluMag«. So ist der Prinz auch in dem bekannten Werke „Königin Luise" (von Knötel, Röchling und Woldemar Friedrich) von dem Erstgenannten dergrsttlli. Knötel ist bekanntlich Autorität in der Uniformgeschicht«. Äudtlätt« »er St«dt ««««»et». Zur Erinnerung an de» 17. März 1806, an welchem Tage Kurfürst Friedrich IV. den Grundstein legt, zur Friedrichsbura, der Citadell« der neuen Stadt Mannheim, plant Mannheim für da« Jahr IlllB große Jnbilä« ttM»f»t«»1iHk«tt««t. Unter anderm sollen zwei Denkmäler tu deide» SeÜrn de« Schlosses errichtet werd«»», und zwar »in D-nstnel d«s Lurstirsten Karl Ludwig (,617-13801 dem die schwere Aukaße »»fiel, di« tichn Wunden Iw« stOAhNgen Krieges zu Hessin, und »in Denkmal Karl Friedrich« (1728—1S11H de« ersten Großhrrzog« von Baden. Tie Denkmäler wird der in Berlin leben»«, au« Mannheim gebürtige Bildhauer Hoffarth auSfnhren '. die Kosten der Ausführung dieser Standbilder hat der Groß herzog übernommen. Des weiteren ist eine „Süddeutsche Industrie und Gewerbe-, Kunst- und Gartenbau-Ausstellung" geplant, zu welcher die Vorbereitungen bereits im Gange sind. Wie man hört, soll tn den Jubiläumslagen auch ein großes Musikfrst in der neuerbauten städtischen Festhalle unter Zuziehung der namhaftesten deutschen Künstler abgehalten werden. Aunstkalende» für Leipzig. Theater. Leipziger Stadttheater. Im Neuen Theater wird heute R. von Gottschalls Lustspiel „S o zahlt man seine S «Hulden" wiederholt. Morgen geht die jedesmal sehr bei fällig ausgenmnmene komische Oper „Die weiße Dame" von Boieldieu in Scene, welcher ein Ballett-Diver tissement folgt. Mittwoch gelangt anläßlich des 35 j ä h - rigenDirigcnten-Jub^läumsHeinrichZoell- nerS dessen Oper „Die versunkene Glocke" unter persönlicher Leitung de« allseitig hochgeschätzten Komponisten zur Aufführung. — Johann Strauß' neu cinstudiertc Opc rette „D e r l u sti ge K r i e g" wird heule im Alten Thea ter erstmals gegeben. Morgen erscheint Beverleins fesseln des Drama „Zapfen st rei ch". — Kommenden Freitag be ginnt im Neuen Theater eine Darstellung des N ib e l ungen- Ringes mit „Äheingold", welchem Sonntag „Die Walkür e", Mtttwoch, den 25. „S iegfried" und Frei tag, den 27. „Götterdämmerung" folgt. — Di« nächste Vorstellung im Shakcspeare-CßkluS, dessen Auf führungen stets bei vollbesetzten Häusern begeisterten Beifall finden, bringt am Donnerstag in neuer Einstudierung die er greifende Liebestragödie „Romeo nnd Julia". Leipziger Schauspielhaus. Montag abend geht außer Abonnement und als Vorstellung für die Einzelmttglieder des Deutschen Metallarbeiterverbandes „Lucifer" in Scene. Ein Dillettvcrkauf hierzu findet nicht statt. Tas an diesem Tage ausfallende Abonnement ist aus Donnerstag verlegt. Donnerstag gelangt als dritte Vorstellung im Klassiker-CpHnS Goethes „Egmont" mit der Becthovcnschen Musik zur Ausführung, und Mittwoch wird im Mittwoch-Abonnement das amüsante Lustspiel „Die Notbrücke^ gegeben. Im 38. Montags-Abonnement erscheint Donnerstag Sudermanns „Ehre" auf dem Spielplan. AIS vierte Vorstellung im Klassikcr-Cßklus gelangen Shakespeares „Bezähmte Widerspenstige" und Goethes „Geschwister" zur Ausfishrung. Da» FreitagS-Abonnement behält an diesem Tage seine Gültigkeit Sonnabend Lebt als volkstümliche Vor stellung bei halben Preisen der schwank „Der H och - tourist " in Scene. Der erste Feiertag bringt mit der Kgl. Hofschauspielerin Rosa Poppe das Schauspiel „Odette" und der zweite mit Herrn T. AS. Büller als Gast den Schwank „Großwam«»". ZentriUchrnter. Heute. DLontag. findet die Aufführung de« Schwanke« „Der LiebeStrank" statt, morgrn, Diens tag, wird di« Komödie „Der Dreikampf' gegeben.
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