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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.05.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040519018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904051901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904051901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-05
- Tag1904-05-19
- Monat1904-05
- Jahr1904
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Nr. 252. 98. Iahrg. Leipziger Tageblatt. sicher ungsansiallen überwiesen. Ter ausgrschiedeue Veriuögensleil darf nur für die Zwecke einer Zuschußversicherung verwende! iver- den Bei jevein Arbeiterverücherungsaint «Ziffe, ,v,rd eine Zuichukveriicherunq eingerichtet. Soweit die der JuvaUdenver- iicherungspflicht unterliegenden Personen der Krankenversicherung! nicht unterliege», werden dieselben der Krankenversichernngepslicht unlerworsen. 4> Als lokale HilfSbehörden der LandeSversicheruugsanstalte» iverden für kleinere Bezirke (Stadtbezirke von mehr als 10 000 Ein wohnern, Kreise) Arbriterversicherungsämter eingerichtet. Die Ab grenzung der Bezirke erfolgt durch die Landeszenlralbehörde nach An- bvrung der Landesversicherungsanstalten. Die Arbeiterversicherungs- amter bestehen aus einem höheren Beamten als Borsitzendem und mindestens zehn Beisitzern, je fünf Bertretern der Arbeit- geber und der Versicherten. Ter Vorsitzende ivird von derselben stelle ernannt, welche die beamteten Mitglieder der Vorstände der Landesversicherungsanstalten bestellt. Die Vertreter der Arbeitgeber und Versicherten werden in direkter Wahl durch die Interessenten gewählt. Die Mitglieder der Ausschüsse der Ver sicherungsanstalten werden durch die Gesamtheit der Beisitzer ge wählt. Die Arbeiterversicherunasämter haben die Eigenschaft einer öffentlichen Behörde. Dir Beamten der Arbeiterversicherungsämter sind Beamte der Landesversicherungsanstalt; ihre Bestellung erfolgt durch den Vorstand der Versicherungsanstalt nach Anhörung des Vorsitzenden des Arbeüerversichrrungsamts. ü. Ten Arbeiterversicherungsämteru liegt insbesondere ob: a) die Enlicheidung über die Gewährung der Krankrnfürsorge, ärztliche Behandlung, Arznei, Krankengeld, Sterbegeld, Aufnahme in Krankenhäuser; d) Emvfangnahme, Vorbereitung, Prüfung der Anträge auf Rente und Aufnahme in eine Heilstätte, sowie gut- achtliche Aeußerung über dieselben; c) die Kontrolle der Renten- emvsänger und die Stellung von Anträgen aus Entziehung der Rente; ä) die Kontrolle über die Entrichtung der BeUräge bezw. die Einziehung der Beiträge; e) der Abschluß von Verträgen mit Aerzten und «vothrkeru unter Zustimmung der Landesvrrsicherungs- anslalten. 6. Die Arbeilerversicherullgsämter unterliegen der Aufsicht und Kontrolle durch die Versicherungsanstalten. Die Geschäftsordnung für die ArbeiterversicherungsLmter, welche insbesondere auch über den Mindrstumfaug der Zuziehung der Beisitzer zu der Geschäfts- fiidrung Bestimmung trifft, erläßt die Landesversicherungsanstalt mit Genehmigung der AufnchlSbebdrde. 7. Für Krankrnverficheruug und Invalidenversicherung wird ein Beitrag nach dem Markensystem erhoben, welcher je zur Hälfte von den Arbeitgebern und den Versicherten getragen wird. Die Höhe der Beiträge wird für eine fünfjährige Periode durch die Landes versicherungsanstalt mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde festgesetzt. Für die Einreihung in die Lohnklaffen ist ein durchschnittlicher Jahresarbeitsverdienst maßgebend; als solcher gilt der 300 fache Betrag des ortsüblichen Tagelohns gewöhnlicher Tagearbeiter des Brschüftigungsortes, soweit nicht für einzelne Berufszweige von der hvhrrrn Verwaltungsbehörde ein anderer Jahresarbeitsverdienst fest- gesetzt wird. 8. Jedes Arbeiteroersicherungsamt hat am Schluffe des Jahres für daS nächste Geschäftsjahr einen Voranschlag aufzustrllen und denselben der LaudesverficherungSanstalt zur Genehmigung ein- zureichrn. * Uetzer »en Reichs,» ertzmr» gegen »te S-zialdemokratie wird in einem Aufruf des VerbaudSausschufses mitgeteilt: Dir Sozialdenwkrattr lähmt die innere und äußere Politik des Reichs. Sie untergräbt im Volke das Ansehen der Grundlagen nuferer Kultur und nationalen Stärke, der Kirche, des Staates, des Eigrntmus und der auf diesen Grundlagen geordneten Familie. Die Sozialdemokratie hat die Liebe zum Vaterland« erschüttert, NNtrrlandslosr Gesinnung gezüchtet. Um dieser Gefahr entgegen- zutretru und gegen dir Hochflut der Sozialdemokratie einen festen Damm aufzurichten, ist am S. Mai der Reichsverband gegen die Sozialdemokratie begründet worden. Dem Reichsverband liegt es fern, iu die Organisation der bürgerlichen Parteien störend einzu greifen. Er will lediglich — unter voller Anerkennung der berech tigt« Bestrebung« der Arbeiter aus Verbesserung ihrer wirtschaft, lich« Lage — die verhetzende, den Klaffenhaß schürend« und die Entwickelung Deutschlands lähmende Sozialdemokratie bekämpfen. Der Reichsvrrband wird insbesondere ein Ziel verfolgen: Die Her beiführung geschlossenen Vorgehens gegen die Sozial demokratie bei den Wahlen seitens aller treu zu Kaiser und Reich stehenden Partei« und Personen. Der Reichsvrrband wird dem von der Sozialdemokratie ausgeübten Terrorismus ent. gegenwirken, der bei Streiks, Boykotts, bei den Wahlen, in der Presse, im gesamten Volksleben seit Jahren wie ein Alb auf Millionen Deutscher lastet. Er wird die Arbeiterschaft, Klein- handel und Gewerbe gegen sozialdemokratische Anmaßungen schützen und vor wirtschaftlichen Schädigungen zu bewahren suchen. Bon den Unterzeichnern des Ausrufs seien genannt: Gras Arnim-Muskau, M. t. R-; Or. v. Bitter-Berlin; Hiibck- Dortmunv, M. d. A.; Hirsch-Essen, M. d. A.; Fürst zu Isenburg und Büdingen-Wächtersbach; Lehmann-Jena, M. d. R.; v. Liebert-Eharlottenburg; v. Loebell-Berlin, M. d. A.; Freiherr v. Manteufsel-Erossen, M. d. H.; Paasche-Berlin, M. d. R. und v. A.; v. Zedlitz und Neukirch- Berlin, M. d. A. * Reue Matz- und tKewichtsorbiiung. Den Bundes regierungen wurde vom Reichskanzler der Entwurf einer neuen Maß- und Gewichtsordnung mit dem Ersuchen uin Prüfung milgeteilt. Der Entwurf wird dem nächst samt Erläuterungen veröffentlicht werden, um weiteren Kreisen Gelegenheit zu Meinungsäußerungen zu geben. * Rücktritt »es Ministers Schänftetzlk Dem Juftiz- minister Schönstedt sind jüngst Rücktrittsgedanken nachgesagt worden. In unterrichteten Kreisen wird diesen Gerüchten kein Glaube beigemessen, da Minister Schönstedt einerseits noch überaus rüstig ist, und da andererseits jeder politische Anlaß fehlt, der den Justizminister zum Rücktritt bestimmen könnte. * Bezüglich »er Krage »es Besuches »es italienische» Königs iu Pot»»a« erfahren wir von unserem /--Korrespon denten auf Grund von Erkundigungen an unterrichteter Stelle: Die Nachricht, daß der König von Italien noch im Laufe dieses Jahres einen Besuch in Potsdam abstatten werde, beruht auf einem Irrtum. Es gehört zu den ungewöhnlichen Vorgängen, wenn in demselben Jahre zwischen zwei Monarchen wiederholt Begegnungen stattfinden. Daß der Kaiser und der König von Italien von diesem Brauche abweich«, dafür liegt kein Gruud vor. * * Weimar, 18. Mai. Aus Anlaß ves Ablebens der verwitweten Erbgroßherzogin Pauline haben die meisten öffentlichen Gebäude halbmast geflaggt. Das groß herzogliche Hoftheater bleibt bis auf weiteres geschlossen. Der Großherzog und die Großherzogin, die zur Zeit in Heinrichau in Schlesien weilen, kommen heute abend in Weimar an. Die Beisetzung erfolgt voraussichtlich am Sonnabend nachmittag in der Fürstengruft. * Gotha, 18. Mai. Das Staalsministerium hat die Wahlmännerwahlen zum gothaischen Landtage auf den 7. Juni festgesetzt. Kolonial Nachncdten. * Teutsch-Lstafrika. Ueber die innere politische Lage in Deutsch-Ostafrika waren vor einiger Zeit in einem Teile der Presse beunruhigende Mitteilungen gebracht worden, die von einer unzufriedenen und gärenden Stimmung unter den Eingeborenen zu berichten wußten und die Besorgnis zum Ausdruck brachten, daß auch in diesem Schutzgebiet in absehbarer Zeit die Rübe durch aufständische Be wegungen gestört werden könnte. Dazu bemerkt das amt liche „D. Koi.-Bl.": Derartige Befürchtungen können glücklicherweise als zur Zeit jeder tatsächlichen Unterlage entbehrend bezeichnet werden. Der Einfluß der deutschen Verwaltung auf die eingeborene Be völkerung entwickelt sich in durchaus normaler Weise, und aus den meisten Landschaften des Schutzgebiets liegen keinerlei Anzeichen vor, die auf eine unruhige und den Weihen feindliche Stimmung bei geschloffenen Bolksstämmrn oder..auch nur bei einzelnen einflußreichen Farbigen im Schutzgebiet schließen lassen. Als noch nicht völlig ruhig werden die nördlichen Teile der Bezirke Kilimatinde und Mpapua anzusehen sein, in denen im Vorjahre mehrfache rohe Gewaltausdrüche gegen Viehhändler durch militärisches Eingreifen unterdrückt werden mußten. Die öffentliche Sicherheit wird in diesen Gebieten durch die Militärposten in Kondoa, Ufandaui und Mkalama aufrecht erhalt«. Außerdem ist, um einer Beunruhigung der Ein geborenen durch Uebergriffe der Viehhändler vorzubeugen, der Handel mit Vieh und Häuten im Berordnungswege an feste Märkte gebunden. Eine besonders aufmerksame Ueberwachung durch die Verwaltung erfordert sodann der Volks stamm der Massai, der immer noch von Zeit zu Zeit das Gebiet zwischen Viktoriasee und Kilimandscharo durch räuberische Einsälle und Biehdiebstähle beunruhigt. Die Schwierigkeiten, dem wirksam entgegenzutreten, werden noch dadurch erhöht, daß ein großer Teil dieser kriegerischen Nomaden seinen Sitz auf eugiischrm Gebiet hat und nach beendigtem Raubzug dorthin zurückkehrt. In der letzten Zeit hat man erfreulicherweise wenig von den Massais gehört, und der Kranz von Militärposten in Schirati, Jkoina, Koudon und Aruscha, der noch neuerdings durch einen Poften in der Landschaft Songo unweit der englischen Grenze ergänzt ist, scheint einen heilsamen Einfluß auszuübeu. Es wird aber sowohl aus englischem wir auf deutschem Gebiet durch Aufwendung genügender militärischer Machtmittel zu versuchen sein, die Massais aus feste Reservationen zu beschränken. Im übrigen erfordern nur die starkbevölkerten und straff organisierten Sultanate im Nordwesten des Schutzgebiets erhöhte Aufmerksamkeit. Wie sich dorr die innere Lage gestalten wird, wenn sich Handel und Verkehr diesen aussichtsreichen, aber noch unerschlossenen Gebieten zuwendrn, läßt sich zur Zeit noch nicht übersehen. flone. * Lchiffsbewegungen: S. M. S. „Biarta" ist am 1ö. Mai von Port-au-Prince nach Newportnew- (Virginia) tu Ser gegangen. S. M. S. „Gazelle" ist am 17. Mai von Port-au-Prince nach Charleston in See gegangen, um von dort nach NewportnewS weitrrzudampfen. S. M. S. „Falke" ist am 1s. Mai iu Aux Cayes und an demselben Tage in Portau Prince rtngetrosieu und am 15. Mai von dort nach Charleston in See gegangen. S. M. S. „Tiger" ist am 17. Mai von Hongay (TouktnK nach Pakhot (Golf von Tonking) in Ser gegangen. S.M. SS. „Mars" und „Hay" sind am 17. Mai von Wilhelmshaven nach Kiel gegangen. S. M. S. „Zielen" ist am 17. Mai in FrederitShaven ringe- troffen und am 18. Mai wieder in See gegangen. S. M. S. „Friedrich Carl" ist am 17. Mai in Kiel eingetroffen. S. M. S. „Pelikan" ist am 17. Mai von Kiel in Ser gegangen. S. M. S. „Rhein" ist am 17. Mai in Cuxhaven eingetroffen. S. M. S. „Nymphe" ist am 17. Mai von Helgoland in See gegangen. S. M. S. „Blücher" ist am 17. Mai von Flensburg nach Skagen in See gegangen. * Kreuzer „Bremen". Der Bremer Senat stiftete für die Ossiziersmesse des Kreuzers „Bremen" rin silbernes Tischbesteck, sowie zwei Oelgemälde des Bremer Malers Otto Bollhagen, die Bremer Motive darstellen. Huslanck. Oesterreich. Ungarn. * Die HerreSvorlage in »er österreichischen Delegation. Der Budgetausschuß der österreichischen Delegation begann am Mittwoch die Beratung des Extraordinariums des Heeres im Zusammenhang mit dem außerordentlichen Kredit von 88 Millionen. DerRetchskriegsministerv.Pitreich erteilte zu Beginn der Sitzung eingehende, teilweise vertrauliche Aufklär ungen über den Zweck und die Notwendigkeit dieses Kredits. Die KriegsverwaltunZ habe sich zur Beantragung nur schweren Herzens entschlossen, sie habe jedoch die unabweisbare Pflicht, dem Aufschwünge auf dem Gebiete der Kriegstechnik gerecht zu werden. Die durch das alte Material und die Rück ständigkeit der Munition dringend gebotene Neubewaff nung der Artillerie könne binnen 2 bis 3*/, Jahren durchgeführt werden. Da jede Neubewaffnung im Moment eine bedenkliche Schwächung der Schlagfertigkeit bedeute, müsse sie schnellstens durchgeführt werd«. Politrsche Momente für die Forderungen seien keineswegs von Einfluß, zumal da die Oeffentlichkeit auS den Erklärungen des Ministers des Aeußeru die beruhigende Ueber- zeugung gewinnen konnte, daß Oesterreich-Ungarn nur in eine Kriegsaktion eintreten würde, wenn sie ihm auf- gezwyngen werde. Andererseits müsse mit der leichtentzünd lichen öffentlich« Meinung gerechnet werden, sodaß bei der heutigen Weltlage jeder Kriegsminister für Kriegsbereitschaft sorgen müsse, was bei Oesterreich-Ungarn' nicht der Fall wäre, so lange es sich nicht entschließt, die erforderlichen Be schaffungen in einem beschleunigteren Tempo durchzuführen. Nach kurzer Debatte wird daS Extraordinarium des HeereS unter Ausschaltung der sogenannten Refundierungsposten, über die nachmittags beraten wird, angenommen. Frankreich. * Die »euefte Spionageaffäre. Mailänder Blätter ver öffentlichen Unterredungen ihrer Vertreter in Bergamo mit Gereza Meschi, dem einen der in der Spionageaffäre des „Matin" erwähnten Italiener. Meschi gibt zu, in Toulon gearbeitet zu haben, behauptet aber, niemals wichtige Pläne Feuilleton. Der zerrissene Dirigenten-Frack. Tine Erinnerung. Eine heitere Episode aus Heinrich Zoellners Diri- gentencarriere entnehmen wir einer New Iorker Zeitung: Es war im Juni des Jahres 1894. Heinrich Zoellner dirigierte das große Zchlußtonzert des norüamerikani- schen Sängerfestes. Ort der Begebenheit: Madsfon- Square-GardenhaU, der größte Saal New Jorks. Auf der Bühne 6000 Sänger, im Zuhörerraum 15 000 Men schen. Temperatur: 30 Grad Reaumur. Verschiedene Ehor- und Orchesternummern sind schon vorüber. Da, bei einem Chor, Schifferlied von Eckert, zeigt sich plötzlich aus dem Rücken des Frackes von Zoellner — er zeigt natürlich als Dirigent dem Publikum den Rücken — em kleiner weißer Fleck. Derselbe vergrößert sich mit jeden, Takte — der Dirigent muß natürlich, um das Zu sammenhalten des Riesenchores zu ermöglichen, die weit ausgreifendsten Bewegungen mit beiden Armen machen — der Frack ist oben am Kragen geplatzt und mit jeder Sekunde vergrößert sich der Riß, bis am Ende des Liedes die Wunde des feierlichen Kleidungsstückes von oben bis zur Taille klafft. Zuerst wußten die Leute gar nicht, was eigentlich los war, als aber die reine Weiße des Frackfutters weithin durch den Saal leuchtete, da brach bei den vielen Tausenden eine große Heiterkeit durch. Zoellner verschwand — und als er nach 3 Mi nuten in einem heilen Frack erschien (dessen Aermel ihm freilich viel zu kurz waren), da wurde er vom Publi kum mit stürmischem Applaus ob der schnellen Verwand lung begrüßt. Heinrich Zoellner sendete am nächsten Tage dem lmlsreichcn Besitzer des geborgten Frackes selbigen mit einem Gedicht zurück, dessen in Gänsefüßchen stehenden Stellen dem besagten „Schifferliede" von Eckert ent nommen sind, während sich die Stellen am Schluß aus die in selbigem Konzert gesungenen Lieder: „Wo möcht' ich sein" von Carl Zoellner und „Still ruht der See" von H. Pfeil beziehen. Bemerkt sei, daß ckressinx-oost der englische Ausdruck für Frack ist. Mein lieber N. N. Hier zurück Send ich Ihr teures Kleidungsstück, Den Rettungsanker in der Not, Ihr hülssbereites „ckresgins-coai". Mit Grau'n denk' ich ans „Schifferlied" Ta hört ich plötzlich einen Knack — Do die Möve ihre Kreise zieht" — Isi s in der Weste? Jst's im Frack? „Zu Lande dräut viel Not und Weh" — Jetzt reißt's schon wieder I Schwerenot: — „Zieh du mit mir — frei macht die See" — O du vertracktes ckrssüine-cout! — „Was weinest Du, mein trautes Lieb" — Das ist mir nirgends noch passiert — — „Ich scheide, süßen Kuß mir gib" — Und schauderhaft bin ich blamiert! — „Die Woge braust, der Sturmwind saust" — In meinem Rücken reißt's aufs neu! — „Wo tief im Grund der Haifisch haust" — Jetzt ist mir alles einerlei. — Heirritzerrakk! Wie kracht's im Frack! Reißt auch der acmse Schwamm entzwei „Die See, die See macht frei!" Und als das Lied zu Ende Da falt' ich fromm die Hände — Und wie ich meinen Frack beseh', Ta seufz' ich leis: „Still ruht der See!" Dann frag' ich mich im Herzen mein: „Wo möcht' ich sein?" Wo ein Ehrenmann mit breiter Brust Seinen Frack mir borgt „mit unendlicher Lust", Daß ich kann zeigen den Rücken mein: „Da möcht' ich sein!" Und daß Sie sind der Mann gewesen. Das werd' ich Ihnen nie vergessen Und danke Ihnen auf das Beste, Sie Retter von dem Sängerfeste! Mit Gruß! Heinrich Zoellner. Frackzerrissener Fest- dirigent. New Jork, den 27. Juni 1894. * Kunft. Del Veeehis» Ttrrnftfalsn. Pariser Maler. Gerade erst :st die große Luyten-Ausstellung beendet, und schon wieder sind Tel Vecchios Räume mit inter essanten Werken gefüllt. Eine Anzahl von Pariser Malern kommt diesmal zu Worte, Anhänger von Raffaelis Oelstiftmalerei. Raffacli selbst und solche, von denen die Traditionen hochgehalten werden, wie sie der Malkunst von der großartigen Barbicener Künstler gemeinde aus den, vorigen Jahrhundert überliefert wor den sind. Ucberall aber herrscht die Farbenfreude vor, die für das moderne Paris typisch ist, impressionistische Kürze und zeichnerische Detailarbeit gehen in den Werken der einzelnen Künstler friedlich nebeneinander her. Es sind Oelbilder, zum Teil mit Raffaelis Stiften gemalt und ungefirnißt, so daß sie in den trockenen Farben den Eindruck weicher Pastellarbeiten machen. So von P. C a s s i e r - B e l l e u s e die beiden nach einem genrehaften Einfall „Der tote Vogel" und „Der Liebling" genannten Mädchenporträts, die zwar beide etwas weich und süßlich, aber in der Zusammenstimmung von schwarz, blau, goldblond und fleischfarben und von blau, weiß schwarz und grün einen hervorragend feinen Farbensinn verraten. Licht und Farbtznreflexe spielen ihre Rolle; allerdings treten sie nicht mit der Energie auf, wie bei dem vortrefflichen weiblichen Akt im Freien von D. Prouvö, wo die Rückwirkungen der farbigen Umgebung sich in aller Breite auf dem schönen Mädchenleibe niedergelassen haben. Auch der in der Unwillkürlichkeit der Bewegung recht glückliche, offenbar von Otto Greiners gleich namigem Blatte beeinflußte „Tanz" von I. F. A u d u r - tin ist hier zu nennen, ferner zwei sarbenschöne, tiefe Landsä;aften, „Der alte Weg" und „Am Seineufer" von Pierre Prino, und vor allem I. F. Raf - faellis „Meeresküste" und „Der Strand". Don den gefirnißten Bildern ist dann außer den tiefen, weich- tonigen und sonnigen Landschaften dieses Meisters ein großes, bis in jede Kleinigkeit fein ausgepinseltes Porträt „Mädchen mit Hund" zu nennen. Ganz vortrefflich sind die drei kleinen Landschaften von W. Rip, Gegenden aus Holland, in denen die Wiedergabe der atmosphärischen Erscheinungen und der davon abhängigen Stimmungen meisterhaft wiedergegeben sind. Die Wucht, die Ca- mille Cesbrou in seinem Gemälde „Am Ufer des Sees" den Bäumen gegeben, und die Tiefe und der große Ernst, den er in der gesamten Auffassung dieses Natur- ausschnittes zeigt, erinnern an die Werke der besten französischen Landschafter. Die ganze Farbenfreude des zeitgenössischen malenden Paris spricht sich in den See stücken „Vor dem Sturme" von Borchardt und „Der Morgen", „Sonnenuntergang" und „Mondschein" von A. Chabaniau aus. Hierher gehören auch die je auf einen dominierenden Grundton abgestlmmten „Pro- zessin von St. Maria" und „Landschaft" von M. S t a c q uet und Darstellungen des H. Cassiers, dessen „Alte Mühle" und Kanal in Holland" eine ge wisse Verwandtschaft mit den Werken Stacquets auf- weisen. P. Madeline stellt in seinem „Sonnen aufgang" recht glücklich den Kampf dar, den die ersten Morgenstrahlen mit den graublauen Nachtnebeln zu be stehen haben. Neben ihm haben G. C. Allmand und E. A. Boulard einen etwas schweren Stand, deren Landschaften schon mehr buftt als farbenreich sind. IÄ. De la falle und von Hollebeke lieben starke I Beleuchtungseffckte und üben dies mit einem gewissen > Farbenaufwande, der eine in Interieurs („Hammer Donnerstag, 49. Mai 1904. besessen zu haben. Er glaubt, daß es sich um eine Täuschung handle, die Fregola bedangen habe, um sich aus seiner be- drängren Lage z« befreien. Großbritannien. * Tie KabinettSfragc. Die Regierung hat, nach der „Boss. Ztg ", beschlossen, vom Parlament ein Vertrauens votum zu fordern. Gelegentlich des im Unterhause von dem Liberalen Black zu stellenden Antrages gegen die Auferle gung von Schutzzöllen auf Nahrungsmittel wird Herr Balfour folgenden Gegenantrag stellen: „Da- Hau lehnte die Erörterung der Fiskalreform ab, dir, wie der Premierminister in seiner am 1. Oktober in Sheffield ge haltenen Rede erklärte, er dem künftigen Parlament vorzu schlagen beabsichtigte, drückt sein fortgesetztes Vertrau« zu der gegenwärtigen Verwaltung auS und wünscht die in der Thronrede voraeschlagcnen Vorlagen zu erledigen." DaS Ministerium hofft, daß die ganze Unioniftrnpartei einschließ lich der Freihändler für den Antrag stimmen werbe. Marokko. * Französische Eisentzahupläne ia Marokko. Aus Melilla wird gemeldet, daß bereit- französische Ingenieure das öst liche Marokko bereisen, um Linien für die von französischen Gesellschaften geplanten Eismbahnbauten aufzustellen. ES soll von Oran aus eine in zwei Linien verzweigte Bahn bis Wasan und Fez erbaut werden, um dadurch Marokko zum wirtschaftlichen Hinterland von Algier zn machen. SenGtrsssl. U«i<h»gert«ht. Weg« eine- Stückchen- Leberwurst für 10 Pf». mußten der Fleischermeffter Theodor M. in Tvrorheendorf und dessen Ehefrau einen Strafprozeß über sich ergehen lassen. Frau M. hatte die fragliche Wurft verkauft und wollte sie nicht zurück nehmen, als die Käuferin erklärte, die Wurft sei faul und enthalte Ltaden. Tatsächlich war dies so, und die Wurst, von der das Stück abgeschnitten war, erwies sich bei der Unter suchung ebenfalls als gänzlich verdorben. Der Ehemann batte die ungeräucherte Wurst vier Tage im Laden hängen lassen, obwohl er wußte, daß sie (es war im August) nach 24 stunden verdirbt. TaS Landgericht Gl ei Witz hat am v. Dezember beide Eheleute wegen Vergehen» gegen 8 14 des Nahrungsmittelgesetzes verurteilt. Ihre Revision wurde vom Reichsgerichte verworfen. rr-nt-Iiehe» Sch««»go»icht. XII. Sitzung. 6. Wegen versucht« Verbrechen- im Sinne von 8 177 bezw. vollendeten Verbrechens nach 8 173 Ziffer 1 des Reichs strafgesetzbuches hatte sich heute vormittag der Arbeiter Ouo Friedrich Schmidt aus Dtarkranstädt zu verantworten. Al- Richter fungierten in dieser Sitzung die Herren Landgerichts direktor Or. Groß (Vorsitzender), LandgerlchtScat Scbwabe und Landrichter von Miaskowski (Beisitzer). Die öffentliche Anklage vertrat Herr Staatsanwalt Or. Jacobi, die Verteidigung des Angeklagten hatte Herr Rechtsanwalt Or. Syke übernommen. Als Geschworene wurden ausgelvst die Herren Gutsbesitzer Anders-Lüpntz, Gutsbesitzer Barbalk- Podelwitz, Bankdirektor Or. pkil. Helm-Leipzig, LanüeSschul- gutspachter Bernstein-Klosterbuch, Landwirt «chunedt-Lruyicd, Privatmann Thorer-Leutzjch, Gutsbesitzer Hahn-Vrösen, Pro fessor Or. pkil. Steffen-Leipzig, Fabrikbesitzer Oelschläzel- Nerchau, Fabrikant Seidel-Gautzsch, Professor und Oberlehrer Or. pkil. Baldamus-Leipzig und Kaufmann Große-Oschatz. Schmidt ist am 28. Auguft 1875 geboren und seit kurzem ver heiratet. Er ist außer zweimal wegen Diebstahls vom Schwur gericht Leipzig im Jahre 1894 wegen Verbrechens nach 8 177 und im Jahre 1902 von demselben Gericht wegen Verbrechens nach 8 176, 2 mir sechs Monaten bezw. einem Hrhre Gefängnis bestraft. Die Verhandlung, zu welcher fünf Zeugen und al» Sachverständiger Herr Gerichtsarzt Or. Thümmler ge laden worden waren, wurde auf Antrag der Königlichen Staats anwaltschaft unter Ausschluß der Oeffentlichkeit geführt. Auf Grund des Wahrspruchs der Geschworenen wurde Schmidt wegen versuchten Verbrechens im Sinne von § 177 des Reichs- strasgesetzbuchs unter Ausschluß mildernder Umstände zu 2 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt. 2 Monate der erkannten Strafe wurden auf dir erlittene Untersuchungshaft in Anrechnung gebracht. ASnigliche» Landgericht. O. Wegen unlauteren Wettbewerb- und Diebstahls wurde der 27 Jahre alte Kaufmann Hugo O. von der Strafkammer VI des Königlichen Landgerichts zu drei Monaten einer Woche Gefängnis und zu 3000 .T Buße verurteilt. O. war bis zum 31. Dezember vergangenen Jahres als Reisender in der A.schen Farbenfabrik in Stellung gewesen. Obwohl in dem mit der Firma A. geschloffenen Vertrage die Klausel ent halten war, daß er beim Ausscheiden mindestens ein Jahr lang warten müsse, ehe er sich in Leipzig oder Umgebung in Ver ¬ wert"), der zweite pleinair („An meinem Pfarrhaus"). Honbrou g'bt in seinem Pariser Bild „An der Straßenecke" zeichnerische Feinheiten, die sich mit archi tektonischen Kleinigkeiten, wie Kapitäle, Fensterdeckungen und dergleichen mit Vorliebe befassen. Die frische Fixie rung des pulsenden, strömenden Pariser Straßenlebens erinnert äußerlich an ähnliche Gemälde Menzels. Or. Tuärvix Weber. * L. Die feierliche Enthüllung »es Hamerling-TenkmalS in Graz fand gestern, Mittwoch, wie uns gemeldet wird, in Anwesen heit Peter RossrggerS, des Statthalters und des Landes hauptmannes statt. DaS Denkmal ist ein Meisterwerk des Professors Kundmann in Wien. Es zeigt Hamerling in sitzender Stellung. Abends wurde im Stadtthrater Hamerlings Tragödie „Danton und Robespierrr" gegeben. 0. L. Der russische Genremaler Rjabuschkin ist am 10. Mai im Alter von 40 Jahren gestorben. Von Rjabuschkins Bildern befinden sich die meisten in der Tretjakowschen Galerie und in den Kaiserlichen Museen in Petersburg und Moskau Seine Sujets entnahm Rjabuschkin vornehmlich der russischen Geschichte und Sage. tz »«aftauNi», »«» Hefuer-Alteneck. Am u. Juni „elanaen unker LeNung de« Kunsthändler« Hugo Helbtnp in München die berühmten Kunstsammlungen de« verstorbenen früheren Direktor« de« bayerischen Nationalmuseum«, de« Herrn Sehetmrar 0r. Jakob von Hefner- Alteneck, zur verstktgeruna. Liese Sammlung enthüll hervorragende Waffen, darunter viele Stück« von Seltenheit, Skulpturen, dabet die beruhmieu Engel von Alonso Lano, Werke von Riemenschnetder, Tertil- arbeiten, unter diesen einen Schweizer Teppich der Frührenaissance Schmuck., egen stände, darunter eine Kette au« Albrecht Durer« Zeit. Be kleidung«stücke und sonstige Arbeiten au« den verschiedenen Gebieten des Kunstgewerbes. Diesen schließen sich die Lelgemäld« alter Meister an, unier welchen ein weibliche« Porträt, ein anerkannte« Werk Ruben«' und rin Altardtld von Martin Schafsner sich befinden. — Anläßlich ver Auktion ist der von dem verstorbenen Besitzer der Sammlung selbst ver faßte Katalog in 2 Bünden erschienen, welch« durch die .iirma Hugo Helbtng in München zu beziehen sind. Literatur. «r. Goethe UN» Tieck. Eine noch wenig bekannte, aber sebr ergötzliche Episode auS Goethes Leben, die erste Begegnung des Dichterfürsten mit Tieck, dem Vater der romantischen Schule, wird in der „Straßb. Poft" wie folgt geschildert: Tieck hatte schon verschiedene- veröffentlicht und selber mebrere seiner Schriften Goethe zugesandt. Er konnte also annehmen, kein Un bekannter für ihn zn sein, und erlaubte sich deshalb, al- er eines Tages in Weimar war, den Dichterfürsten ohne weitere Em pfehlung einfach in seiner Wohnung aufzusuchen. Ob Goethe grade schlechter Laune war oder sich im Augenblick des Namen- Ttrck nicht erinnerte, läßt sich nicht feMeuen. Tatsache aber ist, daß er dem den Besuch anmeldenden Diener den Auftrag erteilte, den fremden Herrn abzuweisen. Er besann sich jedoch sofort eines anderen, rief den Diener zurück und trat selbst in da- Borzimmrr. „Sie wünschen mich zu seh«?" fragte er den sich ehrerbietig vor ihm Verneigenden. „Gewiß, Herr Geheimer Rat," antwortete Tieck. „Nun, so sehen Sie mich," sagte Goethe, indem er sich langsam und majestätisch nm sein« Achse zu drehen begann. „Haben Sie mich gesehen?" fragte er, als er seine Drehung ve rendet hatte. „Unzweifelhaft", antwortete Lirck, der sich von seiner anfänglichen Verblüffung bereits wieder erholt batte. „Run, so können Sie wieder gehen," sagte der Olympia, tudem a sich selbst s«ll ein uni bei nist Ad« seir unk von Fa, seh. als gesc »er, Kui will O. rech bett Ger heft Die Ges n a A.« ders zwe sitze' vor antt die Or. Leu nahi srcrn Ehe eine -en antr und geste gege zurri sank, in 5 fän Ves^ Or. mitt« der^ Sab Ehrs K o i sofor nung Gem Bein reicht Werr Kaur Tisch griff« d« j Arrt sckln, gab ' gegen füll» energ auSzr nrur Gene seine erreg' in M sich n liche würde einen rief ' Goeth er mi sichti feinem trachte gesehei er so verrau „tret« beiden schäft, Uebrrt war u und w O. V Am A in - dei Boel die V« wir d wieder rend > sozusa „Deut Grenz Bezieh dings Ansan einma ziehun zur H manch. Jedens Auktio nach t werke, auf. rubrik« sei km dem I Maler die da geben Hands, zwei t mit G blieber Dorsch reicher in Ra wir nr essiere, Hockffck Dichte, darum von ist 220 Wender
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