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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.05.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040525025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904052502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904052502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-05
- Tag1904-05-25
- Monat1904-05
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WDMMWMWWDWMWWWW Abend-Ausgabe W4. >1» k«»r. 88. Jahrgang. Nr. 2«2 Mittwoch den 25. Mai 1904. 700- - 1500 06). Feuilleton «! t st. No Prinz Eltern Klinik lieber- Kata- Abend einzu- gegen- i-eipr>r. Q. a kremen, tteiprir, reo»- von tork, <Ä/i' tr»U«n, in <!.o remev. in I/»> .Löln- Uemdnrx, .8»V«rn', k Xu.tr»- roi» (M/s) »len, von »olr ttem- Uio^nrä 120-. G 110< sie- (L/b), r- KIM in -) in L»m- <1«r Lido, .tk.upli»" io Lusno» lvi»" (Ll/ö) «U3/ö) vou »Xrrooni»' n»vd Uem- V»I<isw»r" Oelveeton, k, »II» ckroi /öl Davor, re««- <^ü/ö> »oi»' <2i/ä> > <i«r V o«r- - u — schwemmte sich ein Blutgerinnsel los und wurde durch die große Hohlader nach auswärt« in da- rechte Herz getrieben. Von hier aus erfolgte eine Verstopfung einer Lungenaterie. Diese Form der embolischen Lungenent- zündung ist darum so sehr verhängnisvoll, weil man jeden Augenblick darauf gefaßt sein muß, daß sich weitere große Blutgerinnsel losreißen und denselben Weg nach aufwärts gehen. Der Tod erfolgt dann regelmäßig durch eine Totalverstopfung der Lunge vom rechten Herzen aus. So ist auch die arme Prinzessin gestorben. Dieser blitzartige Tod ist nach Entbindungen und Operationen bei schlaffer Muskulatur etwas bekanntes, aber zum Glück seltenes. Die Operation hatte gutem Vernehmen nach in einer Myomekstirpatio» (Beseitigung einer Muskel geschwulst) im Unterleib bestanden. so r». s e Die Königliche Familie. Wie rasch die tödliche Wendung eingetreten ist, beweist auch eine Drahtmeldung unseres 8.-DerichterstatterS, der wir entnehmen: Noch kurze Zeit vor dem Tode der Frau Prinzessin war ein zufriedeustellendesBulletin ausgegeben worden. Eine halbeStunde nach dem Ableben der Prinzessin trafen Prinz Johann Georg und die Königin-Witwe in der Klinik ein. Die drei Brüder der Frau Prinzessin, Herzöge Albrecht, Robert und Ulrich von Württemberg, treffen heute abend hier ein. Heute früh >/,8 Uhr begab sich die Königin-Witwe, um 8 Uhr König Georg ins Palais an der Parkstrabe, wo die Leiche jetzt ruht, und ver weilten längere Zeit daselbst. Ferner meldet unser ^-Korrespondent: Bei Eintritt des Todes waren am Sterbebette nur zwei Krankenschwestern zugegen. Der hohe Gemahl der Prinzessin wurde um - Uhr von dem eingetretenen Todesfall benachrichtigt. Er befand sich mit den Eltern der Prinzessin und dem Bruder der selben im Palais an der Parkstraße. Die Todesnachricht traf alle hohen Verwandten ganz unvermutet. Auch der König wurde noch gestern abend von dem eingetretenen Todesfall in Kenntnis gesetzt. Der Prinz Johann Georg begab sich gestern Abend in der zehnten Stunde in die Frauenklinik und weilte einige Zeit allein an der Leiche der hohen Verblichenen. Gegen 2 Uhr nachts wurde die Leiche auf Anordnung de- Prinzen nach der prinzlichen Villa über geführt; dort wurde sie heute in einem großen Raume der ersten Etage aufgebahrt. Vom Turm des Residenzschlosses weht heute die königliche Standarte und von der Zinne des Palais an der Parkstraße die grünweiße Flagge mit dem Wappen der Wettiner halbmast. Auch die Staats- und städtischen Gebäude und viele Privathäuser haben halbmast geflaggt. Kurz nach 9 Uhr erschien der König mit Prin zessin Mathilde im prinzlichen Palais, und kurz nach diesen der Kronprinz Friedrich August, der heute seinen 39.Ge burtstag begeht, und die Königin-Witw«. Die König lichen und Prinzlichen Herrschaften weilten daselbst etwa 30 Minute». Todesursache wird uns von unserem ^.-Korrespondenten gemeldet: Unmittelbar nach der Operation fiel es den Dresdner Aerzten auf, daß die Körpertemperatur verhältnismäßig stieg und der Puls auffallend hoch war. Er hielt sich dauernd über 100, und eö wurde von sachverständiger Seite das Ein treten einer Komplikation befürchtet. Diese trat denn auch in Form einer Embolie ein, d. h. aus dem Unterleibe 0,03. 'M. Sei. <oelks 118, Still. LSK4O .75 ,25 !',«ö an der Blume besondere gefreut sie aufmerksam zu »nd fragte: gern? Das ist bester für sie, dem andern sagst, denn der und lebendig zu sein, ist doch die vom Sterbelager »er Prinzessin 2. Dresden, 25. Mai, 1 Uhr mittags. Eine erschütternde Kunde durcheilte heute in den Morgen stunden die Residenz. Prinzessin Johann Georg ist gestern abend plötzlich verschieden. Gestorben in maiengrüner Zeit, heimgegangen im Frühling ihres Lebens. Die Tragödie eines Frauendaseins! Seit sechs Jahren litt die be klagenswerte junge Frau an einer Unterleibsgeschwulst. Auf ihrem sympathischen Gesicht lag stets ein tiefer Ernst. Die dunklen sinnenden Augen erzählten von still getragenen Schmerzen und quälenden Sorgen. Der Qual ohne Ende zu entrinnen, entschloß sie sich schließ lich zu einer Operation und suchte im vollsten Einver ständnis mit der gesamten königlichen Familie die Frauen klinik in der König Johannstadt auf, ein Institut, das mit allen Hülfsmitteln der modernen Frauenheilkunde ausgestatlet ist, wie kaum ein anderes. Die Behandlung der hohen Patientin übernahmen der Direktor der Klinik, Geh. Medizinalrat vr. Leopold und der Königliche Leibarzt Vr. Fiedler. Die Klinik liegt schön und wundersam ruhig zwischen Dresden und Blasewitz. Von Norden grüßen die grünen Elbberge herüber. DaS Haus umrauschen maifrische Birken. Die Prinzessin hatte sich das nach Osten zu gelegene Zimmer Nr. 23 seiner besonders ruhigen Lage wegen ausgesucht. Ein Krankenzimmer wie alle anderen. Die Wände sind mit Heller Oelfarbe ge strichen, durch ein breites Fenster blickt man hinaus in« Grüne. Die Möbel sind einfach und bequem; zwei Betten (eins für die Pflegerin), ein Krankenstuhl, eine spanische Wand, ein Paar Sessel, an der Wand ein schlichtes kleines Kruzifix aus Lindenholz und ein altes Marien bild. Beides hat die Frau Prinzessin selbst mit gebracht. Zu Häupten des Bettes stehen auf dem kleinen Tische noch Blumen, welche von liebender Hand der hohen Patientin an das Leidenslager gebracht wurden: Farbenreiche Orchideen und herrliche Lilien, das waren die letzten Grüße. Hoffnungsvoll verließ der Prinz gestern nachmittag seine Gemahlin ohne die geringste Ahnung, daß die strophe so nahe sein könnte. Diese trat am kurz vor 9 Uhr ein, um welche Zeit die Prinzessin schlummern pflegte. Sie äußerte plötzlich der Pflegerin über: „Mir wird so unwohl", und ehe noch eine Minute vergangen, war sie hinübergeschlummert in die Ewigkeit. Die königliche Familie wurde sofort benachrichtigt. Johann Georg, die Königin-Witwe und die der Prinzessin trafen darauf sogleich in der ein. Sie blieben bei der Leiche, bi« deren führung nach dem Prinzenpalais in der Parkstraße erfolgte. Nachts 2 Uhr bewegte sich ein düsterer Trauerzug dem Palais zu, wo die entschlafene Frau Prinzessin auf gebahrt wurde, bis man sie in der Fürstengruft der Hof kirche zur letzten Ruhe betten wird. K. Feldarbeit geschaffen, bezeuge, sie habe daran nie mit geholfen. Daß ihr wenigstens kein Zwang zu derartig entwürdigenden groben Verrichtungen auferlegt ge wesen, gereichte ihm etwas zur Beschwichtigung, dagegen sprach er mit Nachdruck fein Mißfallen an dem ihr bei gelegten Namen Jette Karsten aus. Der beleidigte zwiefach sein Ohr und seine Empfindung, der Vor name, weil er mit diesem Dienstmägde rufen gehört hatte und der Nachname als ein niedrig bäurischer, denn ein Käthner im Dorf und dessen äußerst plumpe Tochter führten den gleichen. Deshalb bestand er darauf, sic niemals anders als Amelia nennen zu wollen, sie müsse sich daran gewöhnen, beim Zusammensein mit ihm nur so zu heißen. Dafür sei sie auch augenscheinlich von der Natur bestimmt worden; er erklärte ihr den Namen und daß ein alter römischer Dichter vor bald ein paar tausend Jahren sich habe. Dem hörte „Hast du sie auch als was du von muß lange tot sein, WW _ ... Hauptsache." Dabei schlug sie den Blick gegen ihn auf, und er begriff nicht, daß ihre Augen ihm beim ersten Wahrnchmen von stumpf bleierner Farbe vorgckommen seien. Denn zweifellos waren sie täuschend Amella- Blütenstcrnen gleich, in denen der silberne Grund von bläulichem und rötlichem Schimmer durchspielt ward. Nach einem kurzen Besinnen kam sie aus das, was er von seinem Leben erzählt hatte, zurück und fügte ihrer Aeuße- rung nach: „Also dir ist » auch ganz ähnlich ergangen, wie mir, mit deiner Mutter und den Dorfleuten hier, und darum hast du Gefallen an mir, obgleich ich nur ein Mäd chen bin und du so viel mehr gelernt hast, als ich." Das hatte er wohl so empfunden, doch nicht ausgesprochen, und ihm entflog verwundert: „Woher weißt du s? Ich habe dir'S nicht gesagt." Sie antwortete: „Man braucht nicht alle» mit den Ohren zu hören, die Augen können ebenso gut dazu sein". Nun fiel er ein: „Nein, darum allein nicht", und da er anhielt, ergänzte fier „Ich weiß, wa« du sagen willst, auch weil ich ein Kleid von der Farbe wie die Blumen anhatte. Da» war «in gute» Glück für mich, wenn's auch ordinär ist." Ihn voll anblickend, begleitete sie die Worte wieder mit dem leichten, halbtönig lachenden Laut und feyte hinzu: „Aber du hast e» doch beffez gehabt, al» ich, denn ich hatte keinen Vormund wie du. Der muß ein sehr verständiger Mann sein." Var Wchtigrie vom Lage. * Der 15. evangelisch-soziale Kongreß ist gestern abeud i» Breslau eröffnet wordeu. (S. Dtsch. Reich/) * In Posen steht ein Streik der Straßenbahner unmittelbar bevor. (S. Dtsch. Reich.) * Der Ausstand der Verlader der Newyork-Hart» ford-Eifenbahn verschärft sich. (S. Ausland.) * Die Regierung von Columbien hat in Washington mittcilru lassen, sie werde zu diplomatischen Vertretern der Union in BogatL nicht in Beziehungen treten. (S. Ausland.) »d. x de. c I 2 Ut iz rtvdt.) sner v»od- netrievsrr«, v»r risne- i^erteropkt prinrerrin Zsbann georg t. Di« Meldung von dem gestern abend 9 Uhr erfolgten Tode der Frau Prinzessin Johann Georg kam den königlichen Herrschaften, der Bevölkerung Dresdens, ja dem ganzen sächsischen Volke ganz unvermutet. Noch gestern nachmittag waren keinerlei Anzeichen von einer bald zu erwartenden Katastrophe vorhanden; Puls und Körperwärme der hohen Frau waren normal. Da- gestern au-gegebene Bulletin meldete nur, daß die Frau Prinzessin noch immer der größten Ruhe bedürfe und voraussichtlich noch wochenlang werde daS Bett hüten müssen. Da trat um 8 Uhr 15 Min. eine Ver schlimmerung im Befinden der Frau Prinzessin ein und schon nach einer Viertelstunde verschied die hohe Frau ohne TodeSkampf sanft und ruhig. Die Todesnachricht. Die erste Nachricht von dem Tode der Frau Prinzessin traf hier gegen 2 Uhr nachts ein. Sie lautete: * Dresden, 24. Mai. Die Frau Prinzessin Johann Georg ist heute abend sanft ent schlafen. DaS letzte Bulletin. Da« heute früh hier eingegaugene Bulletin meldet folgende«: Nach einem vollkommen ruhig und fieberfrei ver brachten Tage trat heute abend 9 Uhr bei Ihrer Königlichen Hoheit der Frau PrinzJohann Georg ganz plötzlich abermals eine Verst opfung, und zwar eine« großen AsteS der Lungenschlagader ein. Ihre Königliche Hoheit verschied ohne Tode«- kampf sanft und ruhig in wenigen Minuten. Ueber die MpMcr TagMalt Anzeiger. Amtsblatt des ÄSnigttchcn Land- «nd des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates «nd des Roki^eiamtes der Aladt ÄeipM. Do kmn'S, baß sie immer allein Herumgins unb mit keinen Freundschaft halten konnte, auch wenn sie » gern getan hätte, doch mochte sie'» selbst nicht, denn alle hatten, so ward'« im Pfarrhause auch gesagt, zu schlechte Manieren. Ebenso die, welche nicht wirklich ihr Vater und ihre Mutter waren, so daß sie sich -ei ihnen auch nicht hingehörig fühlte. Darum war's ihr nicht unlieb gewesen, als im Sommer zur Sprache gekommen, vom Vevbst an müsse sie sich ihren Unterhalt selbst verdienen, sie passe auch nicht in» Dorf und zu Arbeiten auf dem Feld und im Stall, hatte der Pastor gesagt. So war's zu stände geraten, daß jemand sie mit auf den Wagen genommen, hierher in die Stadt und die Wirtschaft ,Lur Hoffnung" gebracht, wo sie im Hause mithelfen und besser« Gäste bedienen sollte- Aber sie wurde mißächtlich darauf angesehen, da- in ihren plumpen Schuhen und dem einzigen Kleide, da« sie mitbekommen, tun zu müssen, und sie litt an Hunger, denn d«r Wirt Till Kröger war überaus geizig, gab ihr nur da» Allernot. wendigste und paßt« mit Luchsaugen auf, daß niemand selbst sich etwa« zum Esten nehmen konnte. Obgleich es b«t ihr zu Haufe in der letzten Zeit auch nicht mehr so wie früher gewesen, hatte sie doch wenigsten« draußen immer noch Obst suchen können und, als sie von weitem diesen Garten gesehen, auch in ihm etwas für ihren Hunger au finden gehofft. Lu« der „Hoffnung" aber wünscht« sie sich wieder fort, nicht ins Dorf --rück, doch au eine ander« Stelle, wo es ihr nicht so schlecht ergehe. Al» D1et«r die» zuerst au« ihrem Mund« vernommen, hatte e» ihn seltsam dabei ülberlaufen. Ihm war's ge wesen, al« oh sie seine eigene Vergangenheit, sein bis herige« Ltzben erzählt habe, -en Mangel an innerem Zu sammenhänge mit seiner Mutter, seine Verspottung und Verfolgung durch die Dvrfsungen, seine Freundlosigkeit unb Einsamkeit. Gleich ihm besaß auch sie -eine Heimat, niemand auf -er Welt, dem sie sich zugehörig fühlte; da- mußt« ihn geheim aus ihrem ersten Anblick an gerührt haben.. Wie st, zu den Bauersleuten gekommen sei, nach denen st, ihren Namen erhalten, vermochte er sich nickt zu erklären, dachte auch nicht darüber nach; aus ihren Mitteilungen hätte sich vielleicht schließen lasten, sie Labe ursprünglich ein kleine» Kapital -«festen, von dem sie bet den Pflegeeltern ausgenährt worden, doch solche Vorstellung lag ihm z« fremd aß. Alle» aber an ihr tat kund, daß sie keine Bauerntochter s«tn konnte; sie war in Wahrheit das Mädchen aus der Fremde, ein Wesen au» einem Märchen, von böser Schickung zu den Dienstleistungen einer geringen Magd erniedrigt. Das erfüllte ihn zugleich mit einem Gefühl tiefer Teilnahme und freudiger Beglückung. Es gab jemand, der an ebensolcher Not gelitten, noch jetzt litt wie er, und mit dem hatte TammS Garten ihn zusammengeführt, damit er ihm beistehen solle und selbst fortan auch nicht mehr überall einsam sei. Im Innersten ergriffen, gelobte er sich, die elternlos Verlassene unter seinen Schutz zu nehmen, empfand sich zum ersten Mal im Leben manneskräftig und sie als ein hülfsbedürftiges Kind. Doch kam ihm auch zur Erkenntnis, er müsse bei der Fürsorge für sie weltklug vorbedacht sein, niemand von seinem Zusammenkommen mit ihr erfahren zu lassen, sonst werde man wahrscheinlich über ihn lachen, daß er sich ein Mädchen zum Freunde ausgowählt habe. Das wäre ihm für sich selbst zwar gleichgültig, aber brächte leicht auch eine Verspottung für sic mit sich. Mehr als genug hatte er Welt und Menschen kennen gelernt, wußte, daß die Natur der meisten Vergnügen daran fand, sich über das, was sie nicht begriffen, absichtlich oder gedankenlos lustig zu machen, und um nichts wollte er die Schuld auf sich laden, feinen Schützling auch hier einer Verhöhnung durch dfe Dorflümmel und Dirnen avSzusetzen. -So war sein Erstes, al» er ihr gleichfalls alles von seinem bisherigen Leben erzählt hatte, nachzusügen, daß sie nirgendwo ander« al» hier im Garten zusammen kommen und falls sie stch einmal auf der Straße be. Segneten, tun wollten, als seien sie einander völlig fremd. Den gewichtigen Grund dafür gab er auch un verhohlen an, boshafte Leute könnten über feine Freund- schäft mit einem Mädchen spöttische Reben führen; sie blickte ihn dabei freilich an» al» verstehe sie nicht, warum er da» befürchte, doch wie er « ihr weiter erläuterte, nickte sie und kam feiner Forderung nach, ihm zu ge- laben, daß sie seiner Augen Vorschrift beständig gedenk fein und Folge leisten wolle. Um ihr Versprechen als sicher zu bekräftigen, reichte sie ihm ihre recht« Hand hin unb sagte dazu, da der Grund seiner Forderung ihr jetzt begreiflich gewvrden: „Du hast recht, warum sollte sonst jemand davon wissen, da» wäre unklug"; von den Lippen klang ihr danach ein leichte», halb- tönige» Lachen, wie der zwitschernde Anschlag eines Singvogel». Er statt« noch niemal» eine Mädchenhand mit d«r setnigen b«rührt, io überraschte es ihn, daß sie sich ganz ander« anfühlte, als die von Männern, und er sagte sich, solch« Hand sei allerdings nicht für harte 284 .. linolr — t» »'« 64^ Lüer. Tamms Garten. Roman von Wilhelm Jensen. Nachdruck verbalen. Primaner in einer Universitätsstadt waren natürlich trotz den drakonischen Lchulverboten von dem, wa» sie nach dem Verlassen des Gymnasiums erwartete, unter- richtet, und Dieter Lindenholz hegte die Msicht, sich den Finken beizugesellen. Das verblieb in Ueberein- stimmung mit seiner bisherigen vereinzelten Lebens weise, wie mit einer gewissen Untauglichkett seines Wesens zur Kameradschaft, und wenn dieser Vorsatz noch der Bestärkung bedurft hätte, war sie ihm durch seinen letzten Aufenthalt in Tamms Garten zu teil geworden, gewann darin weiter an Befestigung. Denn er begab sich jetzt allnachmittäglich dorthin und fand an derselben Stell« wieder das junge Mädchen vor, da» seine Augen beim ersten Gewahren für eine am Boden hingestreckte Birgtlsaster gehalten. Dann setzte« sie sich zusammen in« Gras, kosteten von de« lockenden Früchten und sprachen nach Art der Fugend mit«inander wie zwei sich schon seit langer Zeit Kennende. Er nannte sie Amelia, und sie redete ihn gleichfalls mit du an; das war ihr doch nicht so schwer und unkönnbar gefallen, als sie's bei der AnsangSbegegnung gemeint, kam ihr vielmehr bald, wie zwischen Kindern, als das Natürliche vom Mund. Und einen völlig kindlichen Eindruck erregt« sie auch noch trotz der ausgewachsenen Körpergröße, zumal seitdem sich ihr« erste unsichere Scheu vor ihm verloren hatte. Er wußte jetzt, daß sie aus ziemlich weiter Entfernung von «in«m Bauernhöfe ihrer Eltern herstamme und Fette Karsten h«iße; eigentlich zwar traf beide« nicht zu, denn nicht ihre wirklichen Eltern waren'» und sie nur nach ihnen von den Dorfleuten so genannt worben. Hie hatte «» al» kleines Kind und auch später noch gut zu Hause gehabt, bester kam's ihr vor al» andre Mädchen, und bet dem Pastoren^ mit seinen Kindern zusammen Lesen und Schreiben ge lernt, auch ionsi noch mancherlei, was die übrigen Bauerntöchter nicht kannten. Mit denen war sie deshalb allmählich ganz au-einander geraten, von ihnen ver- spottet worden, daß sie sich etwa» Bessere» zu sein dünke. Anzeigen-PretS die 6gespaltene Petitzeile 2b ^f. Reklamen unter dem Redaktionsstrich (4 gespalten) 75 nach den Familiennach richten 6 gespalten) KO >4- Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — l/ebührrn für Nachweisungen und Ossertenannahme 25 Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen.Ausgabe, ohne Postbeförderung ^l ÜO.—, mit Postbeförderung X 10.—. Annatzmeschluß für Anzeige». Abend-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgeu-Ausgabe: nachmittags 4 Uhr. Anzeigen sind stets au die Expedition zu richten. Die Ervedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von 8. Pole in Leipzig (Inh. Dr. B., R. ch W. Kliakhardt). r LNIn. wo <-lt. nie. ter. IV. ter. o tr« vrr MMans Orr fierrrs. v. Lftsrsf» Vormarsch. Zu dem Telegramm des Gouverneurs Leutweiu schreibt die „Nordd. Allg. Ztg.": Major von Estorfs war bekanntlich am 19. vou Onjatu nach Omukuatjewanu vorgegangen. Das Otjosondn, welches das neue Telegramm nennt, liegt etwa 10 Kilometer südlich von diesem Ort. Okamatangara liegt etwa 50 Kilometer nordöstlich von Otjosondu. Die Karte verzeichnet keine direkte Wegverbindung zwischen den beiden Orten. Nach der Lage von Okamatangara scheint Major v. Estorfs von Südosten her gegen Waterberg vor- gehen und den Herero den Weg zum Eise verlegen zu wollen. Nach der letzten Meldung des Gouverneur» Leutwein hat die Nordostkolonne unter Major v. Estorfs plötzlich eine sehr beträchtliche Strecke auf ihrem Wege nach dem Waterberg distrikt zurückgelegt. Sie war am letzten Sonnabend bereits in Okamatangara angelanat, daS etwa 100 luv nordöstlich vom alten Standort Estorffs, Onjatu, und nur noch 80 km südöstlich vom Waterberg liegt. Auf irgend welchen ernst lichen Widerstand scheint die Kolonne nicht gestoßen zu sein. Der Feind zieht sich in starken Märschen nordöstlich in die Omaheke zurück und es wird den Verfolgern kaum gelingen, ihn noch als geschlossene Truppe zu fassen. Für die Kolonne Estorffs ist jetzt verdoppelte Vorsicht geboten. Sie nähert sich einem neuen Feinde, den starken Banden, die am Waterberg in befestigten Stellungen stehen und von Beginn des Aufstandes an durch unsere Soldaten völlig unangefochten geblieben sind. Es ist wahrscheinlich, daß sich ein Teil der vor Estorff auf dem Rückzug befindlichen Onjatischaren mit den Hereros am Waterberg vereinigt, während die übrigen mit den Viehherden durch das Omu- rambatal nach dem äußersten Nordosten durchzubrechen suchen werden. Hier wird ihnen jedoch das Detachement von Groot- fontein unter Oberleutnant Volkmann den Weg sperren. Die Nordkolonne unter Zülow ist zu dieser Stunde hoffentlich ebenfalls bereits im Grootfonteiner Distrikt augelangt, um Volkmann Verstärkung zu bringen. New» V»n-«lz«»art»,Unruhen? Eine Kapstädter Drahtmeldung besagt, in der Sitzung des Parlaments am 23. Mai teilte der Kolonialsekreiär Erewe mit, die Regierung habe die Meldung empfangen, daß die Bondelzwarts - Hottentotten wieder unzu- frieden sind und einen neuen Aufstand gegen die Deutschen oder einen Einfall in das britische Gebiet planen. Unter diesen Umständen sei die Regierung genötigt, eine kostspielige Streitkraft zur Ueberwachung der Grenze auf recht zu erhalten. Leeen/Unbr r-. vordotsn.» eilt ! 8ri«k 375 8450 Hoftrauer — Ter Ta» »er Beisetzung. Anläßlich des Ablebens der Frau Prinzessin Johann Georg ist Hoftrauer bis 19. Juli angeordnet worden. Die feierliche Beisetzung der hohen Leiche wird am Freitag Abend V,9 Uhr in der katholischen Hofkirche erfolgen. Dre Königliche musikalische Kapelle wird das große Tedeum vorführen. Abgesagte «ratuiatiouscour. Infolge de- Ablebens der Prinzessin Johann Georg wurde die GratulationScour aus Anlaß des heutigen Geburts tages des Kronprinzen abgesagt. Es finden im Taschenberg palais nur Einschreibungen in die auSgelegte Liste statt. Bezugs-Preis h«r Haoptipedttto, oder der«, Ausgab» fülle» ah geholt: vierteljährlich 8.-. b«i zweimalig«« täglicher ZusteUnna ins Haus 8.75. Durch die Post bezogen für Deutsch- lanh n. Oesterreich vierteljährlich >14 50, für »t« übrige« Länder laut ZeitvngsprriSlist«. ArbaMo«: Johanntsaaße 8. Sprechstunde: 5—6 Ubr Nachm. Fernsprecher: 158 Erpebtttoa: JohanniSgasst 8. Fernsprecher: 2UL AiitaierpebtNonen: >lfr«bHa hn Buchdunblg.,Universitätsstr.» lFernsprNr 404«), 6 Lösche, Katharinen- straß« 14 (Fernsprecher Nr LV35- u. Königs« platz 7 iFernsprecher Nr. 7505). Hanpt-Ftiialr Dresden: Marienstraße 84 (Fernsprecher Amt 1 Str. 1713). Haupt-Ftlialr Berlin: EarlDu n cker, Herzgl.«ayr.Hofduchbandkg„ Lützowsttaß« 10(Fernspr«cherAmlVl Nr.4608.) »i SO,Sv Ire«« n. 5002 -- 2'< att. 8Z82 1S17 Sr»«llv«r- Di» Liaod- «in«! LSI .-L. «H»UWNM MFWW1 sso H 325 W 120 140 240 310 rV 1100 ilrsodr »uctir Ullit
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