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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.05.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040526012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904052601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904052601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-05
- Tag1904-05-26
- Monat1904-05
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BezugS-PreiS 1» der Lauptrrpedttton oder deren Ausgabe- pelle» aogeholt: vierteljährlich 8.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung tu» Hau» ^il 3.76. Durch die Post bezogen für Deutsch land «. Oesterreich vierteljährlich ^l 4.60, für die übrigen Länder laut Zettvngspreisltste. NetzaMon: Johannirgalle 8. Sprechstunde: 6—8 Uhr Nachm. Fernsprecher: 163. Grpepttt«»: Johannisgafle 8. Fernsprecher: 222. Ftlialerpedtttoueu: Alfred Hahn,Buchbandlg„Uaiversttät»str.3 (Fernspr. Nr. 4046), L. Lösche, Katharinen- straße 14 (Fernsprecher Nr. 8936) u. König»« platz 7 (Fernsprecher Nr. 7606). Haupt"-«»«!« Dresden: Marienstraßr 34 (Fernsprecher Amt l Nr. 1718). Haupt-Filiale Berlin . EarlDuncker, Herzgl.Bahr.Hofbuchbandlg., Lützowstraße 10(F«rnsprecherAmtVI Nr.4603.) Morgen-Ausgabe. MMer, Tageblatt Anzeiger. Ämtsökatt des Llönigkichen ^anö- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Notizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 26 Reklame» unter de« R«daMon»Prtch (4 gespalten) 76 -L, nach den Familiennach- richten («gespalten) 60 Tabellarischer und Zifferusatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisung«» und Ossertenannahme 86 Extra-Vetlage« (gefalzt), nur mit der Moraes-Ausgabe, ohne Postbeförderung ^il 60.—, mit Postbefvrderung ^il 70.—. «unahmeschlust für «»zeigen: Abend-Au-gabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-AuSgab«: nachmittag« 4 Uhr. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet »ou früh 8 bi» abend» 7 Uhr. Druck and Verlag von H. Pole in Leipzig (Inh. vr. «., R. är W. SliukhardK Nr. 263. Donnerstag den 26. Mai 1904. 98. Jahrgang. Var Mcbtigrte vom rage. * Der Rat der Stadt Leipzig sandte an den König und an den Prinzen Johann Georg an- läßlich des Hinscheidens der Frau Prinzessin Johann Georg Beileidstelegramme. * Prinz Heinrich von Preußen begab sich gestern nachmittag von Kiel zur Besichtigung der aiserlichen Werft nach Danzig. * Vor Macao sind sechschinesischc Kriegs schiffe erschienen, weil der portugiesische Gouverneur die Auslieferung chinesischer Flüchtlinge verweigert. (S. Ausland.) * Der japanische Landangriff auf Port Arthur scheint Dienstag begonnen zu haben. (S. russ.-jap. Krieg.) * Unweit Iinkau soll einTrefsen stattgefunden haben, in dem die Russen geschlagen wurden und KO Kanonen einbüßten. (S. russ.-jap. Krieg.) falrche Propheten. „Sie sagen: Friede, Friede! und doch ist kein Friede", diesen Vorwurf schleuderte in ernster Zeit Jeremias gegen die falschen Propheten. Aber er redete umsonst und hatte später, als er auf den Trümmern seiner Stadt saß, wohl nur eine sehr geringe Genugtuung darüber, daß er mit seinen Warnungen Recht behalten hatte. Die Geschichte von dem zerstörten Jerusalem ist schon so alt, daß sie bei- nahe nicht mehr wahr ist. Wenigstens gibt es heute wieder falsche Propheten genug, die wie damals Friede, Friede! rufen und aus Vorurteil oder falschem Kosmo- politismus das Volk zu verführen suchen. In diesen Maitagen, in denen man überall die Waffen klirren hören kann, wenn man den Gang der Politik mit schärferem Ohr verfolgt, hat es Herr A. H. Fried, der sich Mitglied des Internationalen Friedensinstituts nennt, zuglich Herausgeber der „Friedenswarte", für angebracht gehalten, an die deutsche Presse der Linken einen Aufruf zu. erlassen, der wie ein später Nachhall der Friedens rufe jener falschen Propheten der Jeremianischen Periode anmutet. Dieser Aufruf ist typisch für die Kurzsichtigkeit, mit welcher unsere Friedensfreunde von heute die wirk- liche Lage verkennen, für die dumme Gutgläubigkeit, mit welcher sie immer wieder dem uns feindlichen Auslande auf den Leim gehen. „Es will etwas Neues werden in der Welt!" Mit dieser pompösen Phrase setzt das Rundschreiben ein. Es ist der neue Gedanke einer Organisation des Weltfriedens, der im westlichen Europa „von Triumph zu Triumph schreitet"; oder, um es verständlicher zu sagen, es sind die Schiedsgerichtsverträge, welche dem Friedenspropheten diese Ausrufe des Jubels entlocken. Diese Verträge be zeichneten einen großen Fortschritt, nämlich die definitive Einführung von Rechtsmitteln in die Beziehungen der Völker. Der englisch-französische Kolonialvertrag sei ein solcher Fortschritt; zum Beweise dafür beruft sich der Ver- fasser auf — Lord Landsdowne, der im englischen Ober- Hause es als vorteilhaft für zwei große Nationen bezeich- net habe, freimütig und in vollem Umfange alle Streit- punkte zu prüfen, und sich zu bemühen, diese Punkte auf der Grundlage gegenseitiger Achtung und gegenseitiger Würdigung der beiderseitigen Ansprüche zu regeln. Na ja, wenn das ein englischer Staatsmann sagt, dann muß es natürlich jeder brave, friedliebende Deutsche sofort für bare Münze nehmen. Daß dieser Vertrag über den Kopf des Deutschen Reiches hinweg geschlossen wurde, daß er in die Interessensphäre Deutschlands empfindlich eingreift, das ist eine Nebensache, die uns nicht weiter beirren darf. Genug, wenn nur Lord Landsdowne sagt, daß der Ver trag für zwei große Nationen von Vorteil sei. Wir sind übrigens so weit als möglich davon entfernt, diesen Vorteil, der England und Frankreich aus ihrem Kolonialvertrage erwächst, bestreiten zu wollen. Im Gegenteil, wir sind fest davon überzeugt, daß er ein diplo matisches Meisterstück war. Aber dieser Vertrag wurde auf dem Rücken des Deutschen Reiches geschrieben, er be deutet eine diplomatische Vergewaltigung; und deshalb ist es zum mindesten naiv, wenn man von dem deutschen Volke fordert, daß es diesem Vertrage auch noch Beifall klatschen soll. Der Verfasser des Aufrufs spinnt dann sein Lob des neuen Schiedsgerichtsgedankens weiter. In Europa haben bis jetzt, wie er rühmend hervorhebt, Frankreich, England, Italien, Spanien, Holland und Dänemark der artige Schiedsgerichtsverträge geschlossen. Die Zahl der zwischen amerikanischen Staaten untereinander, sowie zwischen amerikanischen und europäischen Staaten be- stehenden Schiedsgerichtsverträge sei bedeutend größer; im ganzen seien bis jetzt schon 23 solcher Verträge ge schlossen worden Weitere Abschlüsse zwischen europäischen Staaten ständen bevor; «in ständiger Schiedsgerichtsver trag, deralle Streitfragen, auch die Lebens- und Ehren fragen der betreffenden Nationen in seine Kompetenz ziehen werde, stehe zwischen England und den Vereinigten Staaten, zwischen Frankreich und den Vereinigten Staaten vor dem Abschlüsse. Soll man diese Schiedsgerichtsbewegung gering schätzen, soll man sie gar ignorieren? Dieser Ansicht sind wir ganz gewiß nicht. Ob solche Verträge so gut Stich halten werden, wie die früheren Bündnisse, das ist ja noch die Frage. Vorläufig steht das alles nur auf dem Papier, während sich beispielsweise der Dreibund, den Fürst Bis marck abschloß, schon einige Jahrzehnte leidlich bewährt und uns den Weltfrieden gesichert hat. Aber auch die Diplomatie hat ihre Moden; das eine Mal versucht sie durch Heuchelei und Intrigen ihr Ziel zu erreichen, das andere Mal durch volle Offenheit; das eine Mal betont sie die Macht, das andere Mal das Recht. Das alles sind schließlich nur Attrapen, die Hauptsache ist immer der Er folg. Warum soll es also auch Deutschland nicht einmal mit einem Schiedsgerichtsverträge versuchen? Wo alles liebt, kann Karl allein nicht hassen. Wenn deshalb Herr Fried dem Deutschen Reiche einen Vorwurf daraus macht, daß es sich dieses neuen „Schutzmittels des Rechts" nicht bediene, so wollen wir nicht entscheiden, ob dieser Vor- Wurf berechtigt ist. Vielleicht gab es nichts zu entscheiden, vielleicht hätte an irgend einem Punkte der Welt unsere Macht durch einen Schiedsgerichtsvertrag einen Zuwachs erfahren. Sollte das der Fall sein, dann hätten wir gegen einen solchen Vertrag nicht das geringste einzu wenden. Warum denn auch? In der Diplomatie ist jedes Mittel recht. Was wir mit aller Schärfe bekämpfen, das ist nur die Behauptung, wir ständen vor einer neuen Wendung der Dinge; was uns Erz- und Grundirrtum erscheint, ist die Annahme, daß mit den Schiedsgerichtsverträgen eine „Friedensorganisation der Kulturwelt" einsetze. Solche Phantastereien sind gefährlich, da sie den Willen zur Macht, auf dem allein die Größe eines Volkes ruht, cin- zuschläfern drohen. Der wahre Zusammenhang der Dinge liegt ja auch für jeden, der sehen will, auf der flachen Hand. Die Schiedsgerichtsverträge sind ein neues Mittel, um kleinere Reibungsflächen zwischen zwei Nationen, die sonst die gleichen Interessen haben, zu beseitigen, oder aber — wie beispielsweise beim englisch-französischen Kolonialabkommen — sich gegenseitige Vorteile zuzu schanzen, die die einzelne Macht aus eigener Kraft nicht erlangen konnte. In diesem Sinne sind sie natürlich sehr nützlich. Darüber hinaus aber haben sie keine Bedeutung. Vitale Interessengegensätze können damit nicht aus der Welt geschafft werden. Und wenn alle Welt miteinander Schiedsgerichtsverträge abschließen wollte, so ständen wir am Schluß dieser Entwicklung genau auf dem Punkte, wo jede einzelne Macht vorher gestanden hat. Nicht das ge- ringste wäre gebessert, nur ein paar Blätter beschriebenes Papier mehr lägen in den diplomatischen Archiven. Man braucht sich nur einmal klar zu machen, worin denn ein Schiedsgerichtsvertrag zwischen Deutschland und Frankreich bestehen sollte. Die „Friedenswarte" des Herrn Fried bringt dazu gleichzeitig mit seinem Rund schreiben einen interessanten Beleg, indem sie die Be schlüsse des französischen Friedenskongresses zu Nimes ab- druckt. In diesen Beschlüssen wird für Elsaß-Lothringen die Befragung des Volkes als „die Verwirklichung des Rechts" gefordert. Das geht natürlich selbst Herrn Fried über die Hutschnur. Aber was fordert er selbst? „Elsaß- lothringisch werden die beiden Provinzen sein", so schreibt er wörtlich, „wenn das Recht herrschen wird in einem föderierten Europa". Also Frankreich soll die Reichslande nicht bekommen, aber wir sollen sie verlieren. Diese Zukunftsideale sprechen für sich selbst, sprechen auch für die ganze Friedensbewegung. Was soll man dazu sagen? Hütet euch vor den falschen Propheten! ver kurrirch-sspanirche Weg. An» Wladiwostok. Au» Wladiwostok wird vom 22. Mai gemeldet: Admiral Skrydlow setzte sofort nach seiner Ankunft hier seine Flagge auf dem Kreuzer „Rossija". Er svrach den Seeleuten im Namen de- Zaren den Dank für ihre tapfern Dienste au» und überbrachte den Flottenoffizieren den Befehl des Kaiser», daß ihnen die in der Relerve verbrachten drei Jahre als aktiver Dienst anzurechnen seien. Hiesige Blätter ver öffentlichen einen Tagesbefehl des FestungSlommandanten, der mit dem Hinwei», daß jetzt die wärmere Temperatur die Möglichkeit eine» feindlichen Vorgehen« unmittelbar gegen Wladiwostok vergrößert, die Weiber und Kinder zum Verlassen der Stadt mit Benutzung de» Wasserweges auf dem Amur anfsordert. Von der Eröffnung des Frei hafens in Wladiwostok wird eine Belebung des Handels nicht bald erwartet, bedeutend« Firmen befürchten, der Freihafen werde nach Beendigung de». Krieges geschloffen werden. Die Stimmung in Untzlnnd. Die günstigeren Nachrichten vom Kriegsschauplatz baben m Petersburg einen großen OptimiSmu» hervorgerufen. D«r Korrespondent de» „Daily Telegraph" schreibt, daß man dort davon überzeugt ist, daß Japans Geschick nunmehr be siegelt fei. DaS „Journal Ruß" schreibt: „Wir freuen uns natürlich von Herzen über die Erleichterung der Arbeit unserer tapferen Seeleute des pazifischen Geschwaders. Wenn die „Zessarewitsch", die „Retwisan" und die „Pobieda" erst wieder dienstfähig sind, und dies wird bald der Fall sein, dann wird unser Linienschisfgeschwader an Zahl und an Artillerie dem Geschwader Togos überlegen sein. Den 188 Geschützen des Feindes können wir 386 entgegenstellen. Wir können uns erlauben, das erste pazifische Geschwader, das jetzt in Port Arthur liegt, zu ver- lieren, obgleich dies natürlich ein furchtbarer Verlust sein würde Wir können dies Geschwader durch ein anderes, mächtigeres, ersetzen, während die Japaner alles vertieren, was sie besitzen." Die Zweifel, ob man da» Baltische Geschwader nach dem fernen Osten abgehen lassen soll oder nicht, scheinen voll- ständig geschwunden zu sein. Man rechnet sicher auf dieses Geschwader und geht in dem Optimismus so weit, daß man annimmt, Japan werde jetzt vielleicht sogar zögern, eine dritte Armee zu landen. Man hört auch wieder den Ausspruch, daß der Krieg in Tokio abgeschlossen werden müsse. Aengstlichere Gemüter machen darauf aufmerksam, daß es Japan vielleicht gelingen könne, in Araentinen oder anderswo Kriegsschiffe aufzukaufen, aber alle sind davon überzeugt, daß Japan verloren ist, wenn es ihm nicht ge lingen sollte, seine Flotte zu ergänzen. — Im Juni wird Admiral Roschdjestwenski an der Spitze eine« aus 7 Linien schiffen, 7 Kreuzern, 34 Torpedobooten und zahl reichen Transportdampfern bestehenden Geschwaders nach dem Gelben Meere abgehen, um dort, wie man fest glaubt, Rußland die Herrschaft zur See zu erobern. Die Gerüchte von einem Abkommen mit der Türkei wegen des DurchlaffenS russischer Schiffe au« dem Schwarzen Meere bezeichnet der Korrespondent des „Daily Telegraph" als voll ständig unbegründet. — Petersburg hat mit einem Schlage ein ganz anderes Gesicht bekommen. Auf dem Newsky Prospelt sieht man in zahllosen Wagen vergnüglich schmunzelnde Würdenträger den Großfürsten ihre Aufwartung machen, um ihnen zur Wendung der Dinge zu gratulieren. Di« südlich« Mantscburei in inilitärs«»graxhischer Beziehung. Dem zweiten Hefte der soeben im Liebelschen Militär verlage in Berlin vom Hauptmann a. D. v. Kalinowski herausgegebenen Schrift „Der Krieg zwischen Rußland und Japan" entnehmen wir folgende Schilderung des bei den jetzigen Landoperationen hauptsächlich in Betracht kommenden Gebietes: Bor dem Eintritt des Amur in seinen unteren Lauf streicht durch die Mantschurei bis in die südliche Spitze der Halbinsel Kwangtung ein Gebirgszug unter verschiedenen Namen, der im Peischan oder Weißen Berge im Tschangpaischan eine Höhe von 2240 Metern erreicht, seine Fortsetzung nach Südwesten wird Jrhahungedirge und weiterhin Notienling genannt. Auf der Halbinsel Liaotung finden sich Erhebungen von über 1000 Metern, südlich Port Adams bei Kintschou hat man Gipfel von 624 Metern Höhe gemeßen, und an der Südecke ragt das Ge birge noch 463 Meter über dem Meeresspiegel empor. Die Port Arthur umgebenden Berge erreichen eine Höhe von 200 bis 3M Metern. Im Norden, am Peischan, führen nur wenige und kaum gangbare Pässe über das Gebirge, die Gangbarkeit nimmt mit der geringeren Höhe zu und am Notienling bietet das Ueber- schreiten des Höhenzuges keine allzu großen Schwierigkeiten mehr. Dieses Gebirge bildet die Wasserscheide zwischen der Bai von Korea und dem Golf von Liaotung. Es entsendet vom Norden seine Wasser in den Jalufluß, indem es ihm außer mehreren kleinen Gebirgsflüssen den Hunkiang und den Patauko, der gegenüber Widju mündet, zuführt. Es entspringen ihm ferner der Dajanho, der bei Takungkau, westlich des Jalu und der Polihi, der nördlich der Elliot-Jnselu in die Bai von Korea fließt. Nach Norden strömt vom Peischan der Sungari mit seinen zahlreichen Quell- und Nebenflüssen, der seine Wasser dem Amur zuführt, nach Westen der Tattfcho, der in den aus der Mongolei kommenden Liauho fließt. Von diesem HauptgebirgSzuge zweigen sich wiederum nach Süden und Westen Nebenzweige ab, deren bedeutendster der Finghuiling ist, der im Singjang-Berge eine Höhe von 1370 m erreicht. Die nach Norden strömenden Flüsse gehören zum Fluß- gebiet de» Amur, und die nach Süden führenden teils zum Fluß- gebiet de» Jalu, teil« zu dem Liauho. Der Liauho entspringt in der Mongolei, hat eine Länge von 900 km und ist ungefähr 3M km oberhalb seiner Mündung schiffbar. An dem westlichen Abhang dieses Gebirges läuft die von Eharbin über Mulden nach Port Arthur in der Länge von 980 Werst führende Zweigbahn der Sibirischen Eisenbahn, die Ostchinesische, entlang. Bei Taschikiau zweigt sich abermals eine Bahnlinie ab, die, über Niautschwang gehend, bet Kaupangze die von tzsinmintin über Gchanhaikwan—Tientsin nach Peking führende Strecke erreicht. Dalni und Talienwan sind ebenfalls an die große Bahnstrecke an geschloffen. — Entsprechend der fortgeschrittenen Kultur de» Landes ist auch da« Wegenetz vollständiger und besser unterhalten. 1) Bon Antung, 3b jun unterhalb Widju am Jalu, führt eine Straße ungefähr parallel mit der Meeresküste über Tatungkau — Kintschou (230 km) nach Port Arthur (60 km) gleich 280 km. In der Nähe von Kintschou gabelt sich diese Straße und führt über Port Adams (36 km), Futschan (60 km), Kaiping (IM km), Niu- tschwang (36 km) nach Kintschau in China (90 km), einer Esten- bahnstation der Linie Hsinmtntin—Peking gleich 310 km. 2) Bon Antung über Tatungkau führt eine Straße nach In- jangting (70 km) — Haitschüng (94 km) und erreicht westlich diese- Orte» (16 km) die von Jukou an der Mündung des Liauho über Liaujang (8b km) nach Mukden führend« Hauptstraße (60 km); gleich rund 325 km. Da» Gebirgslond um Haitschüng südlich Mulden wird voran», sichtlich tu diesem Kriege «ine wichtige Rolle spiele». Dir ein gegangenen Nachrichten lasten darauf schließe», daß hier di« Rusten eine Stellung vvrbereiten. Haitichüng ist ferner als Telegraphen station und Mundungepunkt einer von Füngwanqlschöng kommen den Straße wichtig. 3) Antung bezw. Widju — Föngwaogtfchöng (65 km) — Liau jang (125 km) — Mukden (60 km) gleich 250 km. Auf diesen nach Haitschöng gerichteten Wegen werden die Japaner ihre Spuren von 1894—95 wiederfinden. Wir erkennen aus dieser Zusammenstellung die Wichtigkeit von. Widju und Antung für den Verlauf des Feldzuges. Bon Mukden, der Hauptstadt der Provinz, der Begräbnisstätte der Kaiser aus der Mantschudynastie, aus, führen natürlich nach allen Richtungen brauchbare Verbindungen zu den benachbarten Städten und Ortschaften. — Für alle Waffengattungen passierbar ist die große Straße Mukden—Kirin (350 km) — Ninguta (250 km), Mukden—Jnkou—Port Arthur und die Kaiserstraße Mukden—Hsin- mintin—Peking. Die hauptsächlichsten und wichtigen, sowie die an den Eisenbahnen liegenden Städte sind mit Telegraphen versehen. Line russische Niederlage. Einer chinesischen Meldung zufolge hat ei» Treffen unweit Jing kau stattgesunden, das damit endete, daß die Russen flüchteten und 50 Kanonen im Stich ließen. Eine Schanghaier Drahtmeldung der „Morning Post" besagt: Von Liaoiang riet Kuropatkin dem Admiral Alexejew den Rückzug nach Charbin. (Von Liaojang nach Charbiu sind über 500 Kilometer. Red.) Andschn non -en Rnssen überrumpelt. Nach einer Depesche aus Mukden überfiel eine russische Abteilung von Osten her die Stadt Andschu, nahm sie em und zersprengte die japanische Besatzung. Nachdem die Stadt in Brand gesteckt war, zogen die Russen in guter Ordnung wieder ab. Au» -er südlichen Nantschurei. Aus Takuschan in Tschifu eingetroffene Dschunken berichten, daß die Japaner dort am 21. Mai 6000 Manu gelandet hätten, auch in Pitzewo würden täglich kleinere Truppen abteilungen auSgeschifft. Auf den Elliotinseln, dem Treff punkt der japanischen Transport- und Kriegsschiffe, würden provisorische KasernementS gebaut. Bis zum 22. Mai werden nur kleine Zusammenstöße a» der Westküste von Liautung gemeldet. Ein heftiges Schießen wurde Dienstag in der Nähe von Port Arthur gehört, da» de» Anfang des LandaugriffeS anzuzeigen schriut. Aus Tokio wird gemeldet: Die Ruffen befestigen drei Forts auf dem schmälsten Teil der Liautung-Halbiusel unter halb von Kintschau. Bei Liaujang bauen sie 3 Forts im Osten, 6 im Westen, 5 im Süden. Sie haben 26 000 Mann dort. Zwischen Niutschwang und Kaiping befestigen sie das linke Ufer des Liaoh und haben 15 000 Mann dort. Es fand keinerlei japanische Landung auf der Westseite der Halbinsel statt. Aushebung japanischer Oroviantkolonnen. Der Kriegsberichterstatter der „Morning Post" in Mukden meldet: Die Ruffen nahmen zwei japanische Pro viantkolonnen weg. Der Mangel an Mundvorräten versetzte die Japaner in schwierige Lage. Die NeutralitLt Lhina». Dem „Matin" meldet sein Pekinger Vertreter, Prinz Tscheng, Vorsitzender des Daiwupu (Auswärtigen Amtes) habe an sämtliche Vicekönige ein vertrauliches Rundschreiben gerichtet, worin er ihnen strengste Neutralität einschärfte, da die japanische Herrschaft für China ebensoviele Unzuträg lichkeiten haben würde, wie die russische. Der „Matin"- Vertreter fügt jedoch hinzu, Tscheng habe weniger Einfluß als Juanschikai, der Parteigänger der Japaner und europäer feindlich sei. Der Kaiser von China selbst hat, wie aus Peking ge meldet wird, am 22. d. M. ein Dekret erlassen, in welchem von neuem der Entschluß ausgesprochen wird, die Neutralität aufrecht zu erhalten, und den Regierungsbeamten und dem Volke aufgetragen wird, sich nicht durch falsche Darstellungen bei der gegenwärtigen Zeitlage irre führen zu lassen. * Hamburg, 25. Mai. Die Nachricht, daß auch der Schnelldampfer „Deutschland", der einzige Schnelldampfer, der der Hamburg-Amerika Linie noch geblieben ist, an Ruß land verkauft sei, wird von Generaldirektor Ballin in einer Zuschrift an Hamburger Zeitungen ausdrücklich als völlig grundlos bezeichnet. Deutsches Keich. * Leipzig, 25. Mai. * Die tz»he Auszeichnung, die Köia Eduard dem Deutschen Reiche durch den Besuch der Kieler Woche zu gedacht hat, wird uns richtig bereit» mißgönnt — und natür lich in England selbst am meisten. Und als ebenso richtig hat sich unsere Vermutung erwiesen, daß die bloße Ankün digung des englandfeindlichen Romans: „Der Weltkrieg" vom Hauptmann a. D. Aug. Niemann unfern Freunden ge nügt hat, um in England Stimmung gegen un» zu machen. Dabei wird natürlich mit Nachdruck auf den Hauptmanns^ charakter deS Autors hingewiesen, die geheimnisvollen Buch- staben a. D. werden interpretiert „Hauptmann aus Deutsch land" und der schönste Grund zu einer kleinen Hatz ist gegeben. Wie uns au» London mitgeteilt wird, erklären die „Inter essenten" bereit», der Besuch sei in Folge der An kündigung deS „Weltkrieges" in Frage gestellt. Wir würden uns wirklich nicht ausregen, wenn die englische Majestät beschlösse, uns auch ferner zu schneiden. Und wenn reelle Interessen Deutschland» den Gebrauch der Ellenbogen fordern, so wollen wir mit helfen, frei«) Bahn zu schaffen ohne Rücksicht auf englische Sentiment». 9kur mochten wir e» vermieden wissen, durch unnübe Aufregung den Gegnern in die Hände »u arbeiten. Vorläufig freilich sind wir noch überzeugt, daß e» sich bei der ganzen Sache um englische Finten bandelt. Oder sollte gar ein spekulativer Kopf auf die Idee gekommen sein, die politische Reklame für ein Buch sogar nach England binüber spielen zu kaffen?
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