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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.05.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040527028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904052702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904052702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-05
- Tag1904-05-27
- Monat1904-05
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Nr. 266. 98. Jahrq. politircbr csgerrcba«. * Lechzt^ 27. Mai. „Genosse" Hutz und tzte Pkatfeter. Auf der soeben abgehaltenen Generalversammlung deS BerbandeS Deutscher Bergarbeiter ist der sozialdemokraüsche Reichötagsabgeordnete Huv, Redakteur der „Bergarbeiterztg.", angegriffen worden, weil er in seinem Blatte Maifeier- artikel unterdrückt habe. Für einen „Genossen" ist dieses Unterdrückunaövrrsahren allerdings eigentümlich genug. Um so bemerkenswerter ist der Nachdruck, mit dem Hutz auf seinem Standpunkte beharrte. Hus erklärte ganz einfach, daß der in Frage kom mende Pariser Beschluß die selbständige Bergarbeiter- Organisation, die nicht dafür einbetreten sei, gar nichts angehe, daß die übergroße Mehrheit der Arbeiter die Mai feier in ihrer jetzigen Form für verfehlt halte, daß die Gewerkschaften durch Aussperrungen infolge der Maifeier aus Jahre zurückgeworsen würden. HutzS Erklärungen sind von der Generalversammlung einstimmig mißbilligt worden nachdem man ihm vorgehalten hatte, daß er jedes Jahr zur Maifeier gesprochen babe. Dadurch bringt sich Hutz ohne Zweifel in einen starken Widerspruch mit sich selbst. Doch die Hauptsache bleibt, wie er als Redakteur der „Berg- arbeilerzlg." die Maifeier behandelt. Wenn er, der zugleich sozialdemokratischer Reichstagsabgeordneter ist, Maiseierartikel in den Papierkorb befördert, kann sich die Sozialdemokratie nicht darüber entrüsten, daß bürgerliche Unternehmer von der Maifeier keine höhere Meinung haben. Unsere englischen Freunde. Zu den Zeitschriften, die in England unentwegt gegen Deutschland Hetzen, gehört bekanntlich „The National Review". Im Mai-Heft des Blattes wird einmal wieder wacker gegen Deutschland gezetert. Wir erfahren da, daß in England die Entrüstung über das Vorgehen Deutsch lands in Sachen Venezuelas und der Bagdad-Bahn „zu groß geworden sei". Ter biedere deutsche Bürger, der diese Ausfälle liest, wird erstaunt den Kopf schütteln und fragen, ob wir denn nicht in Sachen Venezuelas mit England verbündet gewesen seien, und was denn eigent lich hinsichtlich der Bagdad-Bahn so Ungeheueres erreicht, so Entsetzliches geschehen sei. Die „Review" erklärt dann weiter, es sei eine gerechte Strafe für Deutschlands feind selige Politik, daß Marokko jetzt für uns gesperrt sei. Nun sei es nur noch nötig, den deutschen Handel mit England durch Zölle zu ruinieren und die englische Flotte so zu verstärken, daß sie die deutsche Flotte nicht nur be siegen, sondern auch vernichten könne. Wie die Dinge heute lägen, sei eine Landung deutscher Truppen auf englischem Boden keineswegs ausgeschlossen. — So wunderlich uns solche phantastischen Ausführungen natur gemäß berühren müssen, so sind sie doch als Stimmungs bild immerhin der Beachtung würdig. Ter Panslawismus und die französisch-vatikanischen Beziehungen. Daß der Bruch zwischen Frankreich und dem Vatikan in dem konservativen Rußland deswegen mit Unbehagen ausgenommen wird, weil er die radikale Strömung in Frankreich fürs erste wenigstens verstärkt, ist sehr begreiflich. Denn aber von panslawistischer Seite versucht wird, die Folgen des Bruches durch einen Appell an das deutsche Gespenst zu vermindern, so ist dies ein Bersuch mit untaug lichen Mitteln. Die „Nowoje Wremja" unternimmt der gleichen, indem sie den drohenden Verlust deS französischen „Protektorats" über die Katholiken als Verwirklichung eines Traumes Kaiser Wilhelms II. hinstellt. Solche Träume gehören lediglich in das Reich panslawistischer Phantasien. Eine „ProtektoralSfrage" hat es für Deutschland bekanntlich nur in dem Sinne gegeben, daß Deutschland gleich den übrigen Großmächten beansprucht, seine katholischen Untertanen selbst zu schützen. Weitergreifende deutsche „Träume" gibt cs nicht. Tie Künigswiinsche des Fürsten Ferdinand. Die durch das türkisch-bulgarische Abkommen eingetretene Beruhigung wird durch die Ungeduld des Fürsten Ferdinand, die Königskrone zu erlangen, wieder völlig in Frage gestellt. Der Füru glaubt augenblicklich die Zeit gekommen, wo er von Rußland das Zugeständnis, Bulgarien zum Königreich zu erheben, erlangen kann und er glaubt, daß der Sultan auf die Fürsprache Rußlands hin nachgeben wird. Die Pforte dagegen, sowie auch Oesterreich weisen den Anspruch zurück, zumal eine solche Bevorzugung Bulgariens in diesem Augenblick die Entwicklung der Dinge in Macedonien in ungünstigster Weise beeinflussen würde. Man glaubt daher in Konstantinopel, daß Fürst Ferdinand sich bemühe, die Vermittelung Kaiser Wilhelms zu gewinnen. Letzterer würde nach der Auffassung Ferdinands sowohl den Zaren, wie auch den Sultan im Interesse der bulgarischen Wünsche beeinflussen geringschätzigen, vielfach brutalen Verfahren den Füchsen gegenüber. Obwohl auch ein solcher und dazu ein völlig Fremder, ward er hier wie ein -Gleichstehender behandelt; in seiner Aufnahme lag nichts Herablassendes, sie konnte nicht höflich-liebenswürdiger sein. Unwillkürlich mußte er aus der Knabenzeit her des Unterschiedes zwischen dem rohen Behaben der Bauernjungen seines Dorfes und der anständigeren Gesittung aus dem Gymnasium gedenken; ähnlicher Weise empfand er sich hier aus einer rüpelhaften Masse in feiner gebildete Umgebung «ersetzt. Es rührte ihn noch einmal mit einem Scheugefühl an, denn die Servante kam herzu, die bestellte Flasche und Gläser auf den Tisch stellend, und befangen drehte er den Blick von ihrem Gericht zur Leite. Doch offenbar erinnerte sie sich seiner nicht mehr oder erkannte ihn nicht wieder; ihre Äugen gingen achtlos über ihn, als einen gleichgültigen Fremden, weg. Wie sie sich an den Schenktisch zurück begeben, war ihm nicht verständlich, was ihn eigentlich mit einer Atembcklemmung bei ihrem Herzukommen an- gewmzdelt habe; er begriff überhaupt nicht mehr, wes halb er an dem Mittag, von einer knabenhaft sinnlosen Furcht überfallen, plötzlich vor ihr aus dem Zimmer davongelaufen sei. Die dainalige geisterhaft-lautlose Ver lassenheit des alten Hauses mußte die Schuld an seiner Torheit getragen haben, einer kindischen Phantasie vorstellung, als ob er in die Behausung einer lauernd nach Menschenblut lüsternen Zauberhexe geraten wäre. Fetzt zwischen den Gesichtern und Stimmen um ihn her, war von der eingebildeten Unheimkichkeit nichts übrig geblieben, als die Bedienerin der kleinen Ttudentengescllschaft, eine Servante, wie sie da und dort auch in anderen Wirtschaften den Gästen auswartete; Amelia selbst befand sich von der Lebcnsnvtwcndigkcit in eine gleiche Stellung versetzt. Detlev Pctzold hatte die drei Gläser ungefüllt, hob das seinige auf unb sagte „Prosit, Tilius! Ich denke, es ivird dir bei uns gefallen." Und auch Wichard Elle'ndsheim stieß leicht mit seinem Glas an das des Fuchses: „Prosit! Es war ein guter Gedanke von dir, uns zu besuchen." Und Wohlgefallen mußt's Dieter in der Dat hier. Er hotte noch niemals mit Adligen verkehrt, sich von ihnen eine ganz andere Vorstellung gemacht, sie für abweisend nnd hochnäsig gehalten; am wenigsten war ihm ein Ge. danke an die Möglichkeit gekommen, daß er heut' ahend mit einigen ihres Standes lUsammcnsiyen, sie „du" an- reden und von ihnen als ein Gleichstehender bel>andelt werden würde. Doch entsprang daraus sein Wohlgefühl Leipziger Tageblatt.' können. Daß jedoch der Fürst mit diesem Versuch« Glück haben sollte, hält man bei der bisherigen durchaus neutralen Haltung Deutschlands gegenüber allen Angelegenheiten Bul garien« sür ausgeschlossen. Veulredrr Keich. * Berlin, 27. Mai. * Buchhändler - Börsettverein und Akademischer Schutzverein. Ueber den Börsenverein der deutschen Buchhändler haben am 11., 12. und 13. April im Reichs amt des Innern Verhandlungen von Sachverständigen mit Vertretern der Regierungen stattgesunden. Im „Reichsanzciger" werden jetzt die stenographischen Be- richte über diese Verhandlungen auf 57 Druckseiten ver öffentlicht. Die Verhandlungen haben zu folgenden Beschlüssen geführt: Der Börsenverein der deutschen Buchhändler und der Aka demische Schutzverein wird eine gemeinschaftliche Kommission einsetzen, zu welcher von beiden Parteien je 11 Mitglieder deputiert werden. Es ist bei der Zusammensetzung dafür zu sorgen, daß die verschiedenen Juterssentengruppen vertreten sind. Die Aufgabe der Kommission ist, eine Verständigung dieser Interessenicngruppen anzubahnen. Den Vorsitz führt Herr Reichsgerichtsrat Or. Spahn. Den Verhandlungen lag ein Bericht über die zwischen der Wissenschaft und dem Buchhandel entstandenen Meinungsverschiedenheiten zugrunde, den der frühere Referent der Kartellenqueten, Regierungsrat vr. Voelcker (jetzt Vorstand des Stahlwerk-Verbandes) noch verfaßt hat. In diesem Bericht wird eingehend ausgeführt, daß das Kompromiß zwischen den beiden Parteien aus dem Bereich theoretischer Erwägungen auf tatsächliches Gebiet über geführt worden sei, indem der akademische Schutzverein den Versuch machte, einen Teil seiner Aufgabe, die Konzentration des Bücherbedarfs, seiner Verwirklichung entgegenzuführen. Diesem Versuch stellt der Börseuvercin deutscher Buchhändler seine Organisation und die in ihr liegenden Machtmittel ent gegen. Dieses Einsetzen einer Kommission ist bei kontra diktorischen Verhandlungen etwas Ungewöhnliches, eS ist bisher noch nicht vorgekominen: aber der Vorsitzende, Geh. Rat Professor van der Borght, stand selbst nicht an, wie sich die Sachen in den Verhandlungen gestaltet haben, darin einen erfreulichen Erfolg, aber zunächst nur einen Erfolg äußerlicher Art, zu sehen. Ob es auch ein innerer Erfolg ist, ob es wirklich gelingen wird, einen Weg zur Ausgleichung der Gegensätze zu finden, das sei etwas, was man heute noch nicht vollständig über sehen könne. * Das Etatgesetz für 1904, wie es kürzlich im „Reichsanzeiger" veröffentlicht ist, weist gegenüber dem jenigen von 1903 eine Verminderung der Einnahme- und Ausgabesumme um einige Hunderte von Millionen Mark auf. Der Grund dafür liegt nicht etwa in der Vermin derung der tatsächlichen Ausgaben, sondern darin, daß infolge der lex Stengel die rechnerischen Ausgaben für Ueberweisungen, für die jetzt nicht mehr die Zölle und die Tabaksteuer m Betracht kommen, ganz beträchtlich zurück gegangen sind. Dementsprechend ist auch die Höhe der Matrikularumlagen gesunken, womit aber, wie schon neulich ausgeführt, die Belastung der Einzel staaten durchaus nicht erleichtert ist. Im Gegenteil, während in den letzten Jahren die etatsmäßige ungedeckte Matrikularumlagesumme sich auf rund 24 Mil lionen Mark belief, ist sie für 1904 um weitere 17 Mil lionen Mark gesteigert worden. Die Einzelstaaten haben also nach dem Etat für 1904 mehr als nach dem für 1903 an das Reich zu zahlen, und es ist deshalb ein ganz be deutendes Zugeständnis an den Reichstag gewesen, wenn der Bundesrat dessen Etatsbeschlüssen zugestimmt hat. Obwohl den Einzelstaaten somit eine weit größere Be lastung als früher angesonnen ist, ist damit doch nicht die Zuschußanleihe ganz aus dem Etat beseitigt worden. Sie tauchte bekanntlich zuerst im Entwürfe der verbündeten Regierungen zum Etat für 1902 auf. Damals beseitigte sie der Reichstag. Für 1903 mußte sie aber in den Etat mit einem Betrage von 72 Millionen Mark eingesetzt werden. Im Etatsentwurfe für 1904 war sie von den verbündeten Negierungen auf 59,5 Millionen Mark fest- gestellt. Der Reichstag hat sie durch die höhere Be lastung der Einzelstaaten und durch Einnahmevermehrung sowie Ausgabcvermindernng beträchtlich herabgesetzt, immerhin erscheint sie im Etatsgesetz mit einem Betrage von über 5 Millionen Mark. Erwägt man ferner, daß im Etatsgesetz für 1904 als Ausgabe auch ein Posten von 30,6 Millionen Mark zur Deckung des Fehlbetrages aus dem Jahre 1902 enthalten ist, so wird man auf Grund aller dieser Tatsachen an der Ueberzeugung festhalten müssen, daß die Neichsfinanzen sich in einem Zustande be finden, der dringend der Abänderung bedarf. Aehnliche Etatsgesetze wie das für 1904 werden hoffentlich nicht mehr allzu viele veröffentlicht zu werden brauchen. * Ueber bas preußische Apothrktngesttz wird offiziös geschrieben; „Die Meldung, daß an einem preußischen Apothekengesetze gearbeitet werde, ist nicht neu. Die Arbeiten auf diesem Gebiete ziehen sich bereit« viele Jahre hin. Anfänglich hatte man die Absicht, ein ein heitliche« Apothekengesetz Mr das ganze Reich zu schaffen. Entwürfe dazu sind seinerzeit verschiedentlich angefertigt worden. Nach jahrelangen Bemühungen mußte man sich überzeugen, daß die ^Schwierigkeiten die in der Ver schiedenheit der Regelung des Apothekenwesens inner halb der Einzelstaaten liegen, zu groß waren, um auch hier zu einer reichsgesetzlichen Regelung zu gelangen. Das preußische zuständige Ressort machte sich deshalb an die Ausarbeitung eines Entwurfes für das Staatsgebiet. Auch die hierauf bezüglichen Erörterungen und Er wägungen haben bereits vor langer Zeit begonnen. Daß sie jetzt zum endgültigen Abschluß gekommen wären, ist nicht richtig. Es handelt sich bei der Regelung der Materie um viele recht weittragende Fragen. Ehe über sie alle eine definitive Entscheidung getroffen sein wird, dürfte wohl noch einige Zeit vergehen, flanz abgesehen davon, ob es schließlich an der entscheidenden Stelle überhaupt als notwendig erachtzet werden wird, mit einer Neuregelung der Materie auf gesetzlichem Wege vorzu gehen." — Wenn die entscheidende Stelle das beute noch nicht weiß, wozu mag man dann wohl die jahrelangen Vorarbeiten betrieben baben. * Die deutsch - österreichischen Handelsvertragsver handlungen weroen, wie der „Süod. Retchskorresp." offiziös aus Berlin geschrieben wird, in den ersten Tagen der nächsten Woche eingeleitet weroen. Es ist zunächst für den 30. und 31. Mai eine vorbereitende Besprechung zwischen den deutschen und den öfter- reichisch-ungarischen Vertretern in Berlin in Aussicht ge nommen. Das offiziöse Organ meint, möglicherweise führe schon diese erste Aussprache so tief in die Ver handlungen hinein, daß man sie weiter fortsetzen kann, sei etz bis zu einer etwa später notwendig werdenden Unterbrechung, sei es schon gleich bis zur Aufstellung des grundlegenden Entwurfs zu dem neuen Handels- vertrage. Zu diesem Ausdruck der Zuversicht stimmt aber recht wenig der Zusatz: Jedenfalls liege kein Anlaß vor, die wirtschaftspolitische Verständigung zwischen den beiden verbündeten Kaiserreichen als besonders ge fährdet hinzustellen oder gar die Aussichten, unter denen Deutschland in die Erörterungen eintritt, so ver zweifelt zu schildern, wie es den inländischen Gegnern des Reichszolltarifs beliebe. * Kongreß für gewerblichen Rechtsschutz. Anläßlich des 7. internationalen Kongresses für gewerblichen Rechtsschutz fand gestern abend ein Festmahl statt, bei dem Staatssekretär Graf v. Posadowsky einen Trink- spruch auf den Kaiser und die Souveräne und Chefs der auf dem Kongresse vertretenen Staaten ausbrachte. Der Präsident des Kongresses, v. S ch ü tz, trank auf die Ver treter der Regierungen, der Präsident des französischen Patentamtes, Breston, auf die dem Verein noch nicht angehörepden Länder, für deren baldigen Anschluß er Wünsche aussprach, worauf der russische Vertreter Golubew mitteilte, Rußland werde sich bald der Union anschließen, und dann auf den jetzigen Kongreß trank. Weitere Trinksprüche brachten der Vizepräsident des Kongresses, Katz, Oberbürgermeister Kirschner und andere aus. Dast Fest verlief in gehobenster Stimmung. * Der Kaiser trifft nach neuerer Bestimmung am 19. Juni in Hamburg ein und besteigt bei der St. Pauli-Landungs brücke die „Hoheruollern", die ihn zur Theilnahme an den Regatten auf der Unterelbe führt. Zur Kieler Regattawoche geht die „Hohenzollern" alSdann durch den Kaiser Wilhelm- Canal. * * Danzig, 26. Mai. Prinz Heinrich von Preußen traf heute früh hier ein und besichtigte vor mittags die kaiserliche Werft, sowie nachmittags die Außenanlagen der Werft, den Holm usw. * Meiningen, 26. Mai. Die Erbprinzessin Charlotte hat sich gestern von hier mittels Auto- mobils mit Gefolge und Dienerschaft nach Breslau be geben, um dort der Generalversammlung des Vater ländischen Frauenvereins für die Provinz Schlesien bei zuwohnen. * München, 27. Mai. Prinz-Regent Luit- pold kehrte heute früh 6 Uhr 20 Minuten mit der Prinzessin Therese von Wien hierher zurück. nicht allein und nicht hauptsächlich; vor allem mutete ihn jener Unterschied zwischen den hier Versammelten und den andern von ihm beobachteten Studenten an, ihm ging zum ersten Male deutlich auf, wie sehr feine Umgangsformen zu schätzen seien und ihre Besitzer auf eine höhere Stufe stellten. Tas mußte ihm den Wunsch Amelias inS Gedächt nis rufen, er möge sich den Besten und Vornehmsten an der Universität anschließen; eigentlich war er nicht diesem Nat gefolgt, sondern von einem Zufall hierher geführt worden^ indes allein doch nicht. Ihm lag im Gefühl, un bewußt wohl habe er nach ihrer Weisung gehandelt, die das Beste für ihn gewollt und ihn deshalb auch auf den richtigen Weg in die „Fortuna" geleitet; durch ihre Ver- mittlung stammte wiederum diese glückliche Fügung aus Tamms Garten her. Er saß jetzt in gemeinsamem Kreise mit allen übrigen, und cs wurde über Dinge gesprochen, die ihm anfangs unverständlich waren. Doch Pctzold nahm sich zuvorkommend seiner an und unterrichtete ihn, daß die Anwesenden mit dem Plane umgingen, noch in diesem Semester eine Verbindung nach Art der Korp» an den vornehmsten deutschen Universitäten zu begründen; die solle auf dem obersten Grundsatz beruhen, sich durch gute Manieren vorteilhaft vvn der 'Masse der übrigen Stu dentenschaft abzuhcben, und es werde darum nur eine kleine, vorher genauester Prüfung unterzogene Auslese in ihr Aufnahme finden. Run vermochte der Belehrte zu be greifen, um welch« Fragen es sich bei den Hin. und Wider- reden handle, an denen er selbst natürlich nur als Zu hörer Altteil nehmen konnte. Doch empfand er, auch bet einem vcrstatteten Mitsprechen, würde es ihm an der dazu erforderlichen Zungengeläufigkeit gefehlt haben, heut' abend mehr als sonst, denn wenn jemand zu ihm redete, mußte er sich für seine Erwiderung erst ein wenig aus die richtigen Worte besinnen. Einmal fragte Petzold ihn, was er studieren wolle, und schien von der Antwort etwa» über» rascht, doch versetzte rasch: ,On Göttingen hatten wir unter den Schriftgelehrten ein paar von den tüchtigsten Leute», die sich Respekt zu schaffen wußten und es mit jedem auf- nahmen. Danach kommst du mir auch vor, Tikius. Prosit! Ist der Rüdesheimer dir recht oder bist du an andern gewöhnt? Paula! Di« Flasch« ist leer. Für mich an schreiben!" Etwa« Verlegenheit kennzetchpete sich iw Gesicht be» Befragten, der erste Wein war », den er in feinem Leben getrunken, er entgegnet«, ein wenig mit der Zunge an- stoßend: „Gewiß -- ich finde ihn sehr — sehr gut", und zur Bekräftigung setzte er sein Gla» an den Mund, den Nest drin auSzuleeren. Danach kam ihm ein halbes Ver ständnis, was die letzte Anweisung Pctzold» an die Servantc bedeutet habe, er streckte schnell die Hand nach seiner Tasche unb sagte: „Rein — das kann ich nicht von dir — ich habe Geld genug." Doch Detlev Pctzold stieß auS: ,Mas fällt dir ein? Du bist ein frecher Fuchs und das wär eigentlich ein Tusch für mich. Ich habe dich hier als Gast eingeführt und verbitte mir solche Redensarten. Dein Holz kannst du noch oft genug gebrauchen, junger Mensch!" Dem Wvrtsinn nach flog's von den Appen deS Sprechers als mentorhafte „Koranrierung" eines „krassen" Fuchse» von Seiten der Aeberordnung eine» in höheren Semestern Stehenden,doch der lachend-liebenSrvürdigeLon -cs Verweises machte ihn zu einem äußerst einnehmenden Scherz. Dieters Auffassung änderte sich ihm zu -er Er kenntnis ab, daß «r einen Mißgriff begangen habe, -en er durch etwas verbessern müsse; da fein Gla» au» der neu gefüllten Flasche wieder gefüllt stand, nahm er'» zur Hand und sagte: ,Och danke dir für all dein« Freundlich keit — auf dein Wohl, Petzold!" Dieser entgegnete: „Z<h komme gleich mit"; er trank ebenfalls, und da der Neuling wahrnahm, daß jener sein Glas völlig au»leerte, tat er, um nicht nochmal» einen Verstoß zu begehen, da» näm- liche. Danach aber sah er wunderlicher Weise Ellen-»- heim ihm gegenüber mit zwei Köpfen fitzen, nur einen Augenblick lang, denn fein eigener Kopf neigte sich mit herabfallenden Ädern haltlos vornüber und er hatte ein Gefühl, daß ihm kalt« Tropfen auf bi« Stirn träten. Neben sich hörte «r «ine Frage: „Warum machst du dt« Augen zu, ist'» -lr nicht gut?" und er könnt« noch ant worten: „Ich glaube — der — Tabak «rauch Dann verging ihm da» Bewußtem, kehrte erst zurück, wie ihm küble Nachtluft in'» Gesicht schlug. Er öffnete di« Augen, erkannt« beim trüben Flackerschein einer Laterne ver wundert, baß er vor d«r Tür der „Fortuna" aus d«r Straß« und neben ihm, ihn am Arm haltend, Detlev Petzold stand. Der sagte teilnehmend: „Du hast wohl für d«tn« Fuchs- kehle da» letzte Gla» zu rasch getrunken, aber da» vergeht in der Lust, deshalb halst ich dich »eruntergebracht. Wer nicht an Tabaksrauch gewöhnt ist, dem tut er mit dazu." Wirklich stellte sich »ei dem Aufgemunterten die Besinnung auch schnell wieder her, nur noch etwa» stotternd, gab er Antwort: „Du -ast mich die Treppe -«runter — ich weiß nicht» davon — ater ich »in dir sehr — >u««h«»«r dank» Sretmg, 27. Mat ILM. sseen * Die Katsermanätzer finden, wie jetzt offiziell bekannt a«. geben wird, in der Provinz ÄchleSwtg-tzolstew, nördlich nnd nord- östlich voa Hamburg statt nnd werden vom S—13. September dauern. Di« Truppen vom Äardekorpö werd«« am 4. September per Eisenbahn nach Altona b»fvrb«tt. Hurlanck. Türket. * Rußland und »le Armenier. Seiten« der russischen Botschaft in Konstantinopel bemüht man sich, die Armenier davon zu überzeugen, daß armenische LufstandSvcrsuche -in den ost-kleinasiatischen Provinzen nicht di« geringste Unter stützung durch Rußland zu erwarten hab«. Infolgedessen wird ein armenisches Flugblatt verbreitet, welches von dieser Haltung Rußlands in geziemender Weise Kenntnis nimmt und dabei bemerkt, daß die Armenier der Türkei sehr genau wüßten, daß Rußland während de« letzten Jahre« für 240 Millionen Mark armenisches Kirchen- und Gemeinde eigentum beschlagnahmt hätten und daß sie deshalb von der GnadedesSultanS mehr erwarteten, als von der Freund schaft Rußlands. Aste». * Die englische Tibetexpedition. Ueber denbedor - stehenden Kampf in Tibet bringt die „Daily Mail" einen Spezialbericht ihres Korrespondenten, der aus Darjeeling (Nordindien) datiert ist. Danach sind die europäischen Truppen und Geschütze, die für General Macdonalds Expedition in Aussicht genommen sind, in Khangma angekommen und sollten am Mittwoch Gyang- tse erreichen. Alsdann soll das Fort sofort angegriffen werden. Auf englischer Seite wird scharfer Widerstand erwartet. Das weitere Vorrücken der Expedition nach Lhassa soll dann erst erfolgen, wenn weitere Verstärkungen eingetroffen sind. Diese sollen durchaus allen Anforde rungen des Generals Macdonald genügen; wie der Kor respondent hinzufügt, hat Lord Kitchener eingehend die Truppen, die Geschütze und alle Materialien, die der Ex pedition nachgesandt werden, gevrüft und sich durchaus befriedigt ausgesprochen. Sobald die Expedition weiter vorrückt, wird ein großes Gefecht erwartet, was dann weiter folgt, ist noch in Ungewißheit gehüllt. Die Unbe- kanntschaft mit den physikalischen Verhältnissen des Lan des macht es unmöglich, einen regelmäßigen Nachrichten dienst aufrecht zu erhalten, wie es in den Feldzügen sonst der Fall zu sein pflegt. Es wird angenommen, daß bis nach Lhassa drei oder vier Stützpunkte angelegt werden sollen, von denen Gyangtse der wichtigste sein wird. Wenn dies geschehen ist, soll die Expedition ohne weiteren Auf- enthalt bis Lhassa vorgehen, aber ihr Abmarsch von dem gegenwärtigen Stützpunkt gleicht gewissermaßen einem Sprung ins Dunkle. Hauptversammlung der deutschen Kolonialgesellschaft. (Erster Tag.) 8. u. L. Stettin, 26. Mai. Unter dem Vorsitz ihres Präsidenten, des Herzogs Johann Albrecht zu Mecklenburg trat heute vormittag, wie schon telegraphisch gemeldet, hier die Deutsche Kolonialgesellschaft zur Ab haltung ihrer diesjährigen Hauptversammlung zusammen. Von besonderen Persönlichkeiten sind auf der Tagung vertreten: die Abgeord neten Graf Arnim-Muskau und Broemel, Senator A ch e l i s-Bremen, Professor vr. Hans Meyer-Leipzig, Wirkl. Geh. Rat v. Holleben- Berlin, Konsul V o h s e n - Berttn, Ceremonienmeister Graf v. Rex-Dresden, Schlagintweit- München, Hofrat Professor v. Oechelhäuser- Karlsruhe, Senator O' S wa l d-Hamburg, Kontre- admiral Freiherr v. L y n k e r - Wiesbaden, Admirali tätsrat Professor vr. K ö b n e r - Berlin. Nach Eröffnung der Versammlung nahm der Präsi dent Herzog Johann das Wort zu einer längeren Be grüßungsansprache, in deren Verlauf er zunächst deS 80. Geburtstages des Abgeordneten I>r. Hammacher ge dachte und diesen als einen der Mitbegründer des Deutschen Kolonialvcreins und zugleich dessen früheren Vizepräsidenten feierte. Im weiteren gedachte der Redner des Hinscheidens des geschäftsführenden Vizepräsidenten der Gesellschaft, Ercellenz v. Pommer - Esche, und des Vorsitzenden der Abteilung Bonn, Berghauptmanns v. Ammon, deren Andenken die Versammlung durch Erheben von den Plätzen ehrte. Hierauf verbreitete sich Herzog Johann Albrecht über die gegenwärtige Lage der Deutschen Kolonialgesellschaft. Man werde heute zum ersten Male bar." — „Halt' -en Schnabel, Grünfink, das versteht sich per se, wenn's einem schlecht wird, zumal wenn's ein famoser Kerl ist. Am besten gehst du für heut' nach Haus. Wohnst du weit?" — „Hier hinauf, im Dorf." — „Da bring' ich dich noch hin, meinen Lungen schmeckt der Sauerstoff auch gut." Der hatte Dieter schon nicht nur in bessere Kopfver fassung zurückgebracht, sondern beinah' in einen vollen Gegensatz zu seinem kurzen Beivußtlosigkcitszustand. Er war nur ein paar Minuten hindurch betäubt gewesen; wie daS jetzt in der frischen Luft von ihm abftel, folgte eine andere Wirkung des ungewohnten Wetutrunks nach. Er fühlte sich nicht schwerfällig, vielmehr leicht in den Glie dern, als ob seine Füße beim 'Gehen kaum den Boden be- rührten, und ebenso eine Lösung seiner Zunge aus ihrer vorherigen Unbeholfenheit. Ganz auSgefüllt war er da bei von einer überströmenden Dankbarkeit für alles bas, was sein Begleiter an ihm getan, noch gegenwärtig fort setzte. Das ließ sich nicht mehr Artigkeit benennen, auch nicht Freundlichkeit im allgemeinen, war die Betätigung einer freundschaftlichen Gesinnung; doch dafür danken durfte er nicht, denn das verstieß gegen den Komment; »et dem Bersuch hatte er eben einen lustig-belehrenden Schlag auf seinen „Grünfinkschnabel^ bekommen. Da neben drängle etwa» andere», doch au» gleichem Ursprung, in ihm; er suchte nach einer Gin- kletbung, e» nicht geradezu au»zusprech«n, unb »rächte die Frage hervor, ob -a» Korps nur aus Denen, die in der Stube gewesen, besteh«, oder noch an- dere dazu ausgenommen werden sollten. Petzold ant- wartete: „Darüber hab' ich nicht zu entscheiden, sondern da» Plenum. Wenn einer öfter zu un» kommt, daß alle ihn genauer kennen k«rn«n, da, glaub' ich, würd' nicht» im Weg stehen, falls sie ihn paffend finden. Etwa» Ein fluß hätte meine Meinung von ihm auch wohl. Warum fragst du danach?" „Och dachte nur — e» täte mir sehr leid, wenv ich nicht wieder mit dir zusammensein könnt« —" „Da» töt'» mir auch, aber -ängt ja nur mm dir ab. Di« Fortuna ist eine Wirtschaft für jedermann, wir -a-«n lein Sonderrecht an sie.". (Fortsetzuu, felgt^ zu er -te i Wohl Es bi Geleg Aufgc so fu! Wend D afrika stehen der L Kolon Sie r liche ! Kolon Gamr zuwen wird Land» schaffe und t Spitze ihres Erschli standst Ek An erj cntaeg deutsch afrika 30 Pe afrika Werder 1902 I sellscha Teutsck Au die Ge' gerichtc eingebc den we glieder 449 gc 31 400 auf 34! 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