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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.05.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040528016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904052801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904052801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-05
- Tag1904-05-28
- Monat1904-05
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Vezvg--Pret- Morgen-Ausgabe. NipIgerTageblaU Anzeiger. Amtsblatt Ses Königlichm Land- und -«s KSnigliche« Amtsgerichtes Leipzig, des Nates ««d des Nokizeiamtcs der Ltadt Leipzig. Nr. 287. Sonnabend den 28. Mai 1904. Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 Reklame« luiter dem Nedakttonstzrich (»gespalten) 7b »ach d« Famüimumch- richte» (6 gespatt«») bO Tabellarischer und Ziffernsatz entsprech«» Hüber. — Gebühren für Nachrvetiungm und Ofsrrteuanuahme Sb tzkür—veN««e» (gefalzt), «»r mit der Morg«, .Ausgabe, ob»e Postbefürderung SO.—, mit PopbefSrdenmg 7üc—. «»»ahmeschlutz für Anzei««. Abend.Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgeu-Auigab«: nachmittags 4 Uhr. Anzeigen sind stet» au die Expedition zu richten. Di« Expedition ist wochentags ununterbrochen -«öffnet ue, früh 8 bis abe»d« 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Pul- in Leipzig (Inh. vr. »., R. L ». SltukhardtX 98. Jahrgang. Var lviStigrtr vom rage. * Dav ReichSmarineamt gab der Werft -er AkttenaeselNchaft „Weser" zu Bremen den Bau de» kleinen Kreuzers X (Typ „München") in Auf trag. DerfAbe wird -en Namen „Dresde n" erhalten. * Erzherzog Friedrich von Oesterreich, der im Auftrage des Kaisers Franz Josef den Besuch König Eduards erwidern soll, wird am 18. Juni in London eintreffen. * Wie aus den Verhandlungen des französischen M i - nisterrats hervorgeht, ist der Botschafter vom Vatikan nicht beurlaubt, sondern tatsächlich abberufen worden. (S. Ausland.) * Die Meldungen von einer PariserReisedes König» von Spanien werden offiziös demen tiert. (S. Ausland.) * Im französischen Ministerium des Auswärtigen wurde das im vorigen Jahre von der internattonalen Konferenz gegen den Mädchen- handel ausgearbeitete Abkommen unterzeichnet. * Die 2. internationale Tuberkulose- Konferenz wurde gestern in Kopenhagen er öffnet. * Die Meldungen von einem ungünstigen Gesundheitszustand des Zaren werden of fiziös dementiert. (S. russ.-jap. Krieg.) * Der südliche Teil der Halbinsel Liautung ist von den Japanern blockiert. (S. russ.-jap. Krieg.) cibet. Lord Curzon, der bisher im Kaiserreich Indien an deS Herrschers Statt als Dizekönig schaltete, wird so heißt es, nicht von London nach Indien zurückkehren, sondern in das Ministerium Balfour eintreten. Ein eng lischer Parlamentarier hat die Tibet-Mission einen „Raubzug" genannt, und Lord Curzon ist der eigentliche Urheber dieses Zuges. Seine Wünsche erfreuen sich zwar nicht der Anerkennung des Premier-Ministers, aber Mr. Balfour, der zur Zeit sich auf schwierige Waffengänge in der Zollfrage gefaßt machen mutz, hat sicherlich nicht Lust, sich dem Dizekönig von Indien hindernd in den Weg zu stellen, zumal Lord Curzon als der Chamberlain für Indien betrachtet wird und im Herzen eines jeden englischen Imperialisten — und welcher Engländer ist heut nicht imperialistisch gesinnt — nach dem „Joe" den ersten Platz einnimmt. Für den zweiten Chamberlain handelt eS sich aber in der Tibet-Mission, die schließlich zur Einverleibung ins indische Kaiserreich führen soll, um die Krönung seines großen indischen Verwaltungswerkes, auf die er um so weniger wird verzichten wollen, als er sich sagen muß, daß jetzt der richtige Moment da ist, wo England Rußland nicht zu scheuen hat und nur die Hand auSzustrecken braucht, damit Tibet ihm, wie eine reife Frucht, hineinfällt. Daß diese Ansicht aber auch erster Glaubenssatz des englischen Imperialismus ist, steht fest. Rußland ist im fernen Osten so stark engagiert, daß es sich an der indischen Grenze nicht rühren kann und sein vitalstes Interesse weist eS auch darauf hin, es in diesem Augenblick mit England nicht auf einen Zwist ankommen zu lassen. Nach dieser Richtung hat also England nicht» zu befürchten, und eS herrscht bei allen Engländern die Ansicht, daß eS gut sei, sich in -er russischen Mantschurei- Politik in Tibet zu rächen. Dort herrsche jetzt noch russi scher Einfluß. LuS Gründen der nationalen Sicherheit müssen deshalb die Wünsche Lord Curzons bei dem eng lischen Volk Gefallen finden, und bekanntlich schwindet in England vor -em Zauberwort: „nationale Sicherheit" jeder andere Grund. vorderhand macht Mr. Balfour, in der neuen imperia listischen Campagne noch nicht mit. Er will von der An stellung ein«» britischen Konsuls in Thassa nichts wissen und hat erklärt, daß er an die Tibetaner keine andere Forderung habe al- die, bestehende Verträge ehrlich und loyal zu beobachten. Solche prinzipielle Erklärungen darf man im allgemeinen nicht allzu ernst nehmen: Vor der Aussicht, die britische Weltmacht einen Schritt vor wärts zu schieben, wird man gar schnell auf peinliche Innehaltung parlamentarischer Versicherungen verzichten. Schon fordert man Bewilligungen für militärische Rüstungen, wobei ein Mitglied des Kabinetts Balfour, der Varl of Hardwicke, ParlamentSunterstaatssskretär für Indien, erklärt: „wir befinden nnS mit Tibet im Kriegs zustands- — und schon diskutieren Zeitungen, denen man intime Kenntnis der jeweiligen Strömungen im Ministerium nachsagt, die Detail» der englischen Ober hoheit im Lande de» Dalai-Lama, viele Stimmen wer- de« laut, die verkünden, -aß die ständige Aufsicht Eng land» über Tibet da» beste Mittel sei, die indische Nord- Westgrenze dauernd gegen russische Vorstöße zu sichern, und «och lauter tönen die Rufe derjenigen, di, sagen, daß M rücksichtslose» vergeben England» notwmdig sei, um da» englische Prestige bei den indischen Grenzvölkcrn zu wahren. Schon bei Beginn der Expedition hatte dieser Ruf geklungen, aber er wird jetzt natürlich noch hörbarer und drängender, nachdem die Tibetaner sich den Eng- ländern mit den Waffen in der Hand entgegengestellt und ollen englischen Wünschen gänzlich und hartnäckig unzu gänglich gezeigt haben. Die englische Regierung hat jetzt sich dem Dalai-Lama gegenüber noch bescheiden gezeigt, und erklärt, daß Oberst Aounghusband, der zur Zeit seine Zelte in Gyang-Tse aufgeschlagen hat, nicht nach Lhassa vormarschieren werde, wenn bis zu einem bestimmten Zeitpunkte ein ausreichend akkredierter tibetanischer Gesandter iin englischen Lager erschienen sein werde. Mit dieser Konzession riskiert England nicht viel: Es sagt sich sehr richtig, datz der Dalai. Lama, der bis jetzt durch die Niederlagen seiner Truppen — man braucht die englischen „Siege" nicht so hoch wie die Londoner Zeitungsredaktionen zu bewerten — an- scheinend nicht erschüttert ist, kaum geneigt sein wird, den englischen Wünschen nachzugeben und jetzt, was er bis da- hin standhaft verweigert hat, mit den englischen Macht- Habern einen Vertrag abzuschlietzen. Bald wird bekannt werden, daß bei Aounghusband Verstärkungen ein getroffen sind, und dann wird der Befehl ergehen, auf Lhassa vorzurücken. Voraussetzung für das Gelingen dieses Planes ist natürlich, datz sowohl die englischen Etappenlinien, als die Zufuhren nicht unterbrochen wer- den, und die Verbindung mit der Operationsbasis er halten bleibt. Es ist aber anzunehmen, datz die Leitung der Expedition, deren bisheriges Verhalten zu Aus stellungen keinen Anlatz bietet, dafür Sorge trägt, wenn auch die letzten Nachrichten über die Konzentrierung der tibetanischen Streitkräfte eine vorübergehende Störung der Kommunikationen nicht ganz ausgeschlossen erscheinen lassen. Ueber die zukünftige Gestaltung der englischen Be ziehungen zu Tibet — Endziel ist natürlich Einverleibung in Indien — steht noch nichts Bestimmtes fest: Es ist nicht anzunehmen, daß der Dalai-Lama den englischen Einmarsch in Lhassa abwartet und sich in seinem Palast bereit hält, um den Vertrag zu unterzeichnen. Jedenfalls wird der Ghalvarin-Potsche, obwohl er, die Inkarnation Buddhas, sich als Gott fühlt, flüchten und nach irgend einem entlegenen Kloster sich rettet, das dann zur „heiligen Stadt" und zum Regierungssitz erhoben wird. Das Verhalten der Engländer versteht sich dann von selbst. Vertreter werden zwar in Lhassa zurückgeblieben sein, um mit den englischen Befehlshabern zu verhandeln: aber die Engländer werden kaum gesonnen sein, mit ihnen zu verhandeln: In einer früheren ähnlichen Lage haben nachher die Tibetaner kaltlächelnd erklärt, daß ihre Ver- treter gar keine ordnungsmäßige Vollmacht gehabt haben, und die Engländer werden sich schwerlich noch einmal so narren lassen wollen. Es wird also nichts anderes übrig bleiben, als in Lhassa auch nach dem Abmarsche einen ständigen Vertreter, Konsul oder wie er sonst genannt wer den mag, mit Gesandtschaftswache zurückzulassen, der dann die spätere Entwicklung der englisch-tibetanischen Be- ziehungen vorbereitet und entwickelt. Dahin gehen auch die Wünsche Lord Curzons, und da diese Maßregel nichts als eine Etappe des Weges zur endgültigen Annexion darstellt, wird die englische Politik sie sicherlich adoptieren. S.I-. ver Mkrttml Ser Herero. Di« O«mr«§»m««--Aa«rbkd-V«h«. In einer Zuschrift an die „D. Tagesztg." war die Rich tigkeit der Meldung, es sei geplant, die Bahnstrecke von Swakopmund bi» Karibik aufzugeben und den übrigen Teil von Karibik bis Windhuk später an die Otavibahn anzuschließen, in Zweifel gezogen. Dazu wird der „Voss. Zeitung" geschrieben: Dje der „Dtsch. Tagesztg." au» kolonialen Kreisen über mittelte Auschrist icher die Beibehaltung der vorhandenen Bahn strecke Swakopmund bi» Karibib, auch nach der Fertigstellung der Otavibahn, entspricht nicht den Tatsachen. Die hier in Krage kommenden kolonialen Kreise sind bet der Besprechung -e» Werte» der Swakopmund-Karibib-Bahnftrecke, Vie mit der Otavi-ahn aus kurzem Abstand etwa 150 Kilometer parallel laufen wird, in dem Irrtum befangen, .die genannte Bahnstrecke werde, nachdem an ihr vielfache Verbesserungen borgenommen worden find, ein dauernd brauchbare» Verkehrsmittel abgeben, von der Grundlchigkeit dieser Annahme ist man in maßgeben den Kreisen schon fett geraumer Aeit überzeugt. Sin Blick auf di« Karte, eine Betrachtung der in Krage kommenden wirt schaftlichen Verhältnisse de» von der Bahn durchschnittenen Gebiet» und die der RegwrungSbahn anhaftenden Mängel, die eine gründliche Verbesserung überhaupt au»schließen, weisen auf die Notwendigkitt hin, die AnfangSstre» zu entfernen. Da» dadurch zur Verfügung kommende Material kann dann nicht besser verwertet werden, al» durch «ine Fortsetzung der Striche über Windhuk nach dem Süden. Diese ist bereit» er» i wogen worden und besteht keineswegs, wie di« Auschrift an di« i „Deutsche TageSztg." behauptet, nur in der Phantasie de» Ivertchterstatter» der „Voss. Ltg." Die bisherigen Erfahrungen Imst -em vahnbau in Eüdweftafrika hab«« al» gr«tgn«t er» scheinen lassen, ein schwerere» Schienenmaterial für die neue Otavilinie als für die alte zu verwenden, so datz schon hierdurch der Otavilinie ein Uebergewicht gegen die Regierungsbahn ge währleistet wird, da» durch keine Verbesserungen an dieser wieder aufgehoben werden kann. Daran ändert auch nichts da zahlreiche Eisenbahnpersonal, das mit den neuen Truppen nach Südafrika gesandt worden ist. Zu berücksichtigen ist auch unter allen Umständen die Entstehung der Linie Swakopmund- Windhuk. Djan baute seinerzeit mit in Deutschland schon vorhandenem Feldbahnmaterial die Strecke möglichst schnell, um eine Unterbrechung des durch die Rinderpest lahmgelegten Frachtverkehrs nach dem Innern zu verhindern. Man war also in einer Notlage und baute eine Notbahn, die den augen blicklichen Verhältnissen gerecht werden sollte. Anders liegt es heute mit der Otavibahn, die mehr als die Regierungsbahn nach xein wirtschafltichen Grundsätzen erbaut werden kann, ohne Rücksicht auf einschränkende Bedingungen. Wollte man beide Linien auf eine verhältnismäßig lange Strecke neben einander bestehen lassen, so würde dies einem sehr ungesun den Wettbewerb gleichkommen, der schließlich zu einem Unter liegen der schwächeren, der Windhukbahn, führen müßte. Für die Beibehaltung der Strecke bis Karibib sprechen keine irgendwie wichtigen Faktoren. Erst nach Durchquerung deS Dünengürtels an der Küste beginnen die Farmen von der Bahn Nutzen zu ziehen und Karibib wird daher stets für die west lichen Ansiedelungen die wichtigste Bahnstation bleiben. Die Verbindungsbahn von Karibib bis nach der nächsten Haltestelle der Otavibahn würde nur etwa 15 Kilometer lang werden. Die aufzuwendenden Kosten wären also im Verhältnis zu dem zu erzielenden Nutzen sehr gering, während die Unterhaltung der in ihrer Anlage verfehlten Anfangsstrecke der Regierungsbahn ihr Budget auf die Dauer schwer belasten würde. Schon heute wissen wir, daß unter normalen Umständen die Bahn den an sie zu stellenden Forderungen nicht genügt hat, daß aber die Otavistrecke alles sehr Wohl zu leisten imstande sein wird, was vernünftigerweise von einer 60 Zentimeter-Spurbahn verlangt werden kann. Aus diesen Gründen hat man sich an maßgeben der Stelle für die Verlegung des Schienenwaterlals der Strecke Stvakopmund-Karibib über Windhuk hinaus nach dem Süden entschieden. Au hoffen ist dabei, daß dies recht bald geschieht, da nur Gründe der Zweckmäßigkeit und nicht etwa Wünsche von feiten der Otaoi-Gesellschaft mitsprechen, wie der Einsender der Zuschrift an die „Dtsch. Tagesztg." angenommen hat. Wir möchten ihn überhaupt darauf aufmerksam machen, daß sein Kampf gegen die Arbeit der Gesellschaften im südwcstafrika- nischen Schutzgebiet ihn die Vorteile übersehen läßt, die diesem aus der geplanten Verlegung erwachsen. Eine solche würde von den Ansiedlern im Süden mit Freuden begrüßr werden, da sie ihnen diejenige Sicherheit für Leben und Gut verheißt, die wir ihnen heute nur durch die Hinaussendung einer größeren Anzahl Truppen nach dem Namaland gewährleisten können. Wenn sich die Kolonialabteilung entschlossen hat, die not wendige Verbindung des Südens mit den Haupttruppcnplätzen im Zentrum deS Schutzgebietes unter Preisgabe ihres Sorgen kindes, der Bahnstrecke Swakopmund-Karibib, herzustellen,, so sollte der Einsender diese Einsicht nur dankbar anerkennen, auch wenn einmal, wie eS hier der Fall ist, einer der von ihm so stark befehdeten Gesellschaften ein Vorteil daraus erwachsen sollte. Ne«« Nsrnpfe bevorstehend! Gouverneur Leutwein meldet aus Windhuk: Estorfs bei Okamatangara hat feindliche Posten auf 20 Kilometer nordwestlich gegenüber. Samuel Maharero soll nach Osten auSgewichene Herero zum Waterberg herangeholt haben. AuS Ovamboland sollen drei Munitionswagen mit 60 Ovambos Bedeckung gekommen sein. Darnach ist an zunehmen, daß e» schon in den nächsten Tagen zu ernsteren Zusammenstößen kommen wird. ver mrrirch-jspanirche Krieg. Di« Vrftürm««g von Nintschon. Ueber die Erstürmung von Kintschou wird von japanischer amtlicher Seite gemeldet: Der Teil unserer Armee, ver auf der Liautung-Halbiusel au-geschifft worden ist, griff in früher Morgenstunde de» 26. Mai die stark befestigten Positionen de» FrivdeSßuahe bei Kintschou an. Nach langen«, schwerem Kampf gelang e» schließlich unseren Truppen, den Feind zu vertreiben und seine Stellungen einzunehmen. Der Feind wurde gezwungen, sich in der Richtung auf Port Arthur zürückzunehen. Nach einer weiteren Meldung aus Tokio richtete Admiral Togo die vollkommene Blockierung de» südlichen Teil» der Liautung-Halbinsel ein. Seme Streitkräfte umfassen Port Arthur. Dies ist augen- Aeinlich der Beginn der endailtigen Einschließung. Di« Japaner vertrieben die Russen von ihren Verteidigungs werken westlich von Talienwan. Es gilt für unwahrschein sich, daß die Russen im Stande sind, nördlich von Port Arthur weiteren Widerstand zu leisten. Die Stärke der Russen in Port Arthur wird von den Japanern auf 20 000 Mann geschätzt, während die Japaner 50 000 Mann stark sind. Nach einer von dem „8. A." wiedergegebenen, wenig plausibel klingenden Meldung au- Paris weiß man über das letzte Bombardement von Port Arthur nur, daß die Stadt seÜst in dreimal 24 Stunden zweimal bombardiert wurde und daß die russischen Strandbattrrien eiuiae sehr gute Treffer hatten, wobei sie insbesondere die Annäherung zweier Torpedoboot« durch wohlgezielte Schüsse verhinderten Ein in Ntntfch»««- au» Mukten eingetroffener fran zösischer Printer berichtet, daß dort 20 000, in Liaujang 100 000 Russen steh« «nd täglich Verstärkungen eintreffen. D«r O«f«nßh«kt»)«stand d«» Aar««. Dar PelerSburaer Korrespondent der „Köln. Ztg." meldet unter da» 2». Mai, « sei ermächtigt, den auSgestreuten Meldung« über den angeblich besorgniserregenden Gesundheitszustand de» Kaiser« Nikolaus auf da« entschiedenste entgeaeazutretea. Die Persönlichkeiten, die der» Kaiser vor, während und nach seiner VefichtiguugSrrise zu sehen und zu sprechen Gelegenheit hattm, äußerten'sich empört über die immer wiederkehreudeu, unwahren und ge hässigen Nachrichten, mit deren Ausstreuung mau bestimmte Zwecke verfolge und nach einem bestimmten System arbeite. Tatsächlich erfreue der Kaiser sich eine- durchaus regelmäßigen Gesundheitszustandes, nehme täglich Vorträge entgegen und erledige ununterbrochen die laufenden Geschäfte. Auch der Gesundheitszustand der Kaiserin Alexandra sei, abgesehen von einer m den letzten Tagen ausgetretenen leichten Er kältung und Abspannung, die bald behoben sein dürften, trotz der mannigfachen Aufregungen der letzt« Zeit stets eia recht erfreulicher gewesen. * Petersburg, 27. Mai. Der russische Leutnant Prinz Jaime von Bourbon, Sohn des Don Carlos, stürzte in Liaujang vom Pferde und trug eine ernste Erschütterung davon. Die linke Seite des Gesichts ist stark verletzt. DaS Lazarettschiff „Mongolia" hat ein Leck er halten und wird wahrscheinlich durch ein anderes Schiff er setzt werden müssen. Deutsches Zeich. * Leipzig, 27. Mai. * Der Kampf in -er „Gartenlaube". Die beiden finanziell bedeutendsten Zeitungsverleger Deutschlands, die schon seit dem Jahre 1001 in Fehde stehen, bombardieren neuerdings wieder mit Erklärungen. Die Bomben werden aber bei eineni Zeitungskriege nicht auf den Gegner, sondern auf das Publikum abgeschossen, das doch ganz unschuldig an der Sache ist. Wer bat Recht? Natürlich jeder — wenigstens sagt er es. Der Sachverhalt ist folgender: Der Verlag der „Gartenlaube", Ernst Keils Nachfolger G. m. b. H., hat seit zwanzig Jahren das Annoncengeschäft an die Firma Rudolf Moffe (Berl. Tgbl.) verpachtet und dieser Vertrag läuft noch bis Ende 1007. Als nun vor kurzem die Geschäfts anteile der Firnia Ernst Keil an die Firma August Scherl G. m. b. H. (Berl. Lok.-Anz.) übergingen, ergaben sich Differenzen zwischen den neuen Verlegern der Garten laube und der Juseratenpächterin, übrigens nur eine Fortsetzung alter Reibereien. Ueber die Gründe stehen nun Behauptungen gegen Behauptungen Die neuen Inhaber von Keil sagen, Moffe habe „seine vertrag lichen Rechte überschritten", und Moffe behauptet, Scherl habe die Forderung gestellt, „daß alle Inserate, welche nicht im Einklang mit den Interessen der Firma August Scherl G. in. b. H. ständen, mit Rücksicht auf den Besitz wechsel in den Stammeinlagen der Gesellschaft Ernst Keils Nachfolger, nicht mehr ausgenommen werden dürften". Was daö für Inserate sind, erfährt man auch. Erstens sind es Empfehlungen von Zeitungen des Mosseschen Verlages, besonders aber ist wohl eine Erklärung der Annoncen-Expedition Rudolf Moffe vom 2. Dezember 1901 gemeint. In dieser Erklärung, die auch in der „Garten laube" als Inserat „laufend" erschien, wird der Firma Scherl die geschäftliche Freundschaft und jeder Annoncen verkehr zwischen beiden Firmen aufgekündigt. So etwas in seinem eigenen Blatte lesen zu müssen, war natürlich August Scherl G. m. b. H. äußerst fatal. Er ließ also kurzerhand zuerst diese Annonce heraus und erklärte bald darauf den Vertrag für gebrochen und legte die Inseratenbogen MofseS der „Gartenlaube" einfach nicht mehr bei. Nun soll der Richter entscheiden; was daS Erfreulichste an der ganzen Geschichte ist, denn es gibt einen fetten Prozeß. Nebenbei erfährt man noch allerlei Intimes: Moffe soll vergebens um die „Gartenlaube" gehandelt haben und August Scherl rühmt sich, sie ihm weggekauft zu haben. In einem Stadium der Verhandlungen schernt sogar eine Art Fusion der beiden streitenden Firmen erwogen worden zu sein, zunächst in der Form, daß Messe Anteilscheine von Scherl erwerben sollte. Rur behaupten beide, das betreffende Angebot sei von der an deren Seite ausgegangen und von der eigenen abgelehnt wor den. — Wie man sieht, ist die Rechtsfrage nur äußerlicher Natur, der innere Grund des Zwistes ist die Unvereinbarkeit der Interessen. Und die Oeffentlichkeit? Nun sie hat allen Grund, darauf aufrnpafsen, was hier vorgeht, und die immer mehr drohende Uniformierung der gedruckten „öffentlichen Mei nung" als das zu betrachten, was sie ist: als eine Gefahr für das geistige Leben in Deutschland. Darüber täuschen auch alle schönen Redensarten von Wahrung der Selbst ständigkeit der erworbenen Unternehmungen, besonders ihrer Redaktionen rc. nicht hinweg. Die Firma Moffe allerdings be schränkt sich außerhalb Berlins auf daS Inseratenpachtrn, August Scherl G. m. b. H. verschlingt aber eine Zeitung nach der anderen mit Redaktion und Expedition und allem, was drum und dran ist, und auch die jetzt erst von Scherl erworbene Hamburger „Neue Börsen-Halle" mit ihren fünf oder sechs Zeitungen und Zeitschriften, darunter dem „Hamb. Corresp.", wird wohl mit der Wahrung ihres gewährleisteten „Ham burgischcn und politischen Charakters" zu tun haben, selbst wenn alff beiden Seiten die besten Absichten vorhanden sein sollten. So etwa» vollzieht sich mit der Unerbittlichkeit eines Naturgesetzes. * * verltn, 27. Mai. * Rationale Ehrenfragen. Vor etwas mehr als zwei Jahren wurde im deutschen Reichstage die Tatsache zur Sprache gebracht, datz die deutsche Briefpost aus Deutsch Südwestafrika englischer Zensur unterworfen wurde. Wohlverstanden, cs handelte sich nicht uni Briese Deutscher au» oder nach feindlichem oder okkupiertem Gebiete, son dern um Briese aus deutschen» Gebiete nach neutralen Ländern, um die deutsche Post. Ihr Weg aus Deutsch- Südwcstafrika nach Europa ging und geht noch großen- teils über Kapstadt. Da wurden sie angehalten, geöffnet, nach Belieben weitergesandt oder unterschlagen. Auch die deutliche Angabe des Absenders auf den Brief umschlägen schützte nicht vor dem Zensor, nicht einmal die Briefe kaufmännischer Geschäfte. Um da» nötige Material zu einer Beschwerde an die großbritannische Re gierung zu gewinnen, ersuchte der Staatssekretär de» AuSwcirtigen durch Vermittlung de» Staatssekretär» de»
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