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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.05.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040528029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904052802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904052802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-05
- Tag1904-05-28
- Monat1904-05
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sollen, keine andere Meinung hegen und nichts weiter erwarten zu können, doch er war seit manchen Jahren bet wachsender Reife mehr und mehr an diese Unab änderlichkeit gewöhnt worden und nahm sie als solche, auf jede Hoffnung einer Acndcrung Verzicht leistend, htn. Trotzdem war ihm das, was sein Leben traurig an ihr entbehrt hatte, noch niemals so klar zum Bc- wußtwerden gekommen, als während der letzten Woche durch sein tägliches Zusammensein mit Amclla. AuS sich selbst gelangte er zu der Erkenntnis, Blutsverwandtschaft vermöge nur ein mehr oder minder inhaltlccres Wort zu sein und führe dann nicht eigentliche und innige Be freundung zwischen Menschen mit sich, sondern diese beruhe mit Notwendigkeit auf einem geistigen, und gemütlichen Verband durch gleichartige Ge sinnung, Bildungsstufe und Empfindung. Doch bis zur Nachmittagsstunde in Tamms Garten war es noch langhin, und ihn trieb's, zu irgend jemand von dem neuen Reichtum seines Lebens sprechen zu können. Diesem Bedürfnis kam Ehristian Latwesen entgegen, den er wie gewöhnlich auf der Hofstatt arbeitend antraf und nach der Begrüßung kragte, ob er irn stände sei, sich etwas Schöneres, mehr Beglückendes auf der Welt zu denken, als Freundschaft. Der alte Gesell ließ die Hand ruhen und wiederholte: „Freund'ckrast? Was ist düs'? Das kenn' ich nicht. Laß sein." — „Hast du denn nie einen Freund gehabt, Ohm, Krischan?" — „Freund? Wozu soll der? Das ist bloß Dunst, den sich einer selbst macht."' — „Und auch keine Fxeundin?" — Daraufhin fach der Besragte ihn auS den halb vom übcrnickenden Oberlid verhängten Augen an und antwortete: „Die gibt's gar nicht. Das ist bloß Spinnweb, woran die Flamme längsläust, wcnn's Hau- in Brand kommt. Las, sein. Eine hab' ich, am Sonn tag, dann bin ich mit ihr beisammen. Meine Tabaks pfeife,- die lügt nichts." Der Alte hatte offenbar seinen Tag, an dem's ihm im Kops nicht ganz richtig stand: dann ließ sich nichts Vernünftiges mit ihm sprechen, war's klüger, ihn mit seinem Hobel und seinen konfusen Gedanken allein zu lassen. So begab Dieter sich fort, auf einen langen BormittagSgang durch Felder und Wald bis an den Seestrand, wo die leicht anplStschern- den Wellen mit den kleinen Quarz- und Granitkteseln spielten. Tic blinkten in ihrem seuchtcn UeberAüg wie Perlen, silberne und goldene Stückchen, schillerten, leuch teten und funkelten; so von Glanz strahlend, schien's ihm, Hütte er den Ättand noch nie ge ¬ sehen. Aus der Wasserfläche tauchte mit einer blen denden Bahn die Sonncnspiegelung, in der Weite am Hiurmelsrande lag eine blaue Duftbank wie die un bekannte Küste eines ahnungsvoll verschleierten Zauber landes: die Welt trug, wohin das Auge sich wandte, ein traumhaft anbltckcndes Gesicht. Ganz einsam und still war's, nur die Wellen kamen und gingen mit einem Klang leise singender Stimmen, und ab und zu tönte der Nus einer langsam hin und wider schwebenden weißen Möwe auf, als wisse sie von einem großen Geheimnis und rede davon in ihrer Sprache zum murmelnden Wasser, zu Luft und Licht. Blickend und horchend lag der junge Student auf einer Tangbrüstung hingestreckt, über ihm stand eine schncehelle Wolke im Blau; manch mal^'hörte und fühlte er seinen Herzschlag, der, nicht ver ständlich, warum, ein Weilchen stävker und schneller an die Brustwand klopfte und wieder still ward. Doch dann fielen ihm von der glanzwcißen Blendung die Lider zu, und als er sic wieder aufschlug, war die Sonne bis nahe an ihren Mittagsstand herangekommen, so daß er schnell in die Höh' sprang und eilig nach Hause lies. So lange wie heute hatte es ihn noch nie bis zur Stunde der Zusammenkunft in Tamms Garten bedünkt, und er fand sich wohl vor der gewohnten Zett dort ein, denn bei seinem Eintreffen sah ihm unter den Obst bäumen kein Kleid, bas aus der Wette eine Virgtls- aster vmttäuschen konnte, entgegen. Wartend schritt er auf und ab, durch die stille Hcrbftluft hallte mehrmals ein Uhrschlag oom Kirchturm der Stabt herüber: kn längeren Zwischenräumen hielt er den Fuß an und stand aufhorchend, den Blick nach der bekannten Stelle in der Buchenhecke richtend, wo dies« von der Wirtschaft zur Hoffnung her den nächsten Zugang bot. Allmählich überkam ihn eine Unruhe, er fühlte seinen Herzschlag wieder, anders als am Vormittag, nicht wie von einem geheimnisvollen Halbtraum zu schnel lerer Bewegung getrieben, sondern ängstlich beschleunigt. Aber dann scholl ein leichtes Geraschel der Zaunbltttter, die Erharrt« tauchte durch die Lücke, und ihr entgegen eilend, sagt« er mit einem Sttmmenton, aus dem die un ruhige Erregung seines Innern hervorklang: „Du kommst spät — ich warte schon lange auf dich und fürchtete — Sie fiel ein: „Jst'S später als sonst? Wenn ich eine Uhr hätte, könnt' ich die Zeit besser einhalten, so weiß ich'S nicht recht. Mir tut'S leid, baß du gewartet hast, aber wa- fürchtetest du?" Nr. 268. 98. Zahrg. Leipziger Tageblatt. Sonnabend, 28. Mat 1904. ein Gefecht. Am 26. in der Dämmerung eröffneten wir die Beschießung, die wir fünf Stunden fortsetzten. Zu derselben Zeil feuerten drei japanische Kriegsschiffe von der Kintschau- Bucht aus. Ein russisches Kanonenboot griff unseren linken Flügel von der Bucht Talienwan auS an. Schließlich er stürmten wir Kintschou, nahmen eö um Uhr und besetzten nach einem harten Kampfe Naushan. Zur Zeit verfolgen wir den Feind. Ein weiterer Bericht über den Angriff aus Kintschou stellt fest. daß der Feind um die Befestigungen von Naushan mehrere verdeckte Laufgräben ausgeführt und hartnäckigen Widerstand hinter den starken Verteidigungöwerken leistete. Das schwere Gefecht, daS sich hier entspann, dauerte sechszehn Stunden. Nach der Erstürmung der FortS von Kintschou zogen die Ruffen ihre Artillerie, die 25-Zentimeter-Geschütze führte, nach Süden zurück. Admiral Togo telegraphiert, daß der Kommandeur der aus 4 Kanonenbooten und der Torpedoflottille bestehenden Flottenabteilung durch drahtlose Telegraphie gemeldet habe, die Flotte habe die Bucht von Kintschou erreicht, im Verein mit der Flotte Nauschan am 26. Mai beschaffen und vor den Augen der Armee Nauschan besetzt. Die Besetzung der Forts zog sich zurück. Kapitain Chokan tot, 9 weitere Verluste. Schaden an den Schiffen geringfügig. Nach einer weiteren Meldung auö Kintschou wurden die Ruffen bis südlich von dem engen Isthmus der Halbinsel Liautunz, wenige Meilen vor Port Arthur, getrieben und sind jetzt vollständig eingeschloffen. Seneral abgefchnitten! AvS Tokio wird dem „B. T." unterm gestrigen Datum gemeldet: Die ans der Kwantung-Halbinsel fechtenden japanischen Truppen stehen unter Befehl des Generals Nogi und bestehen aus der b. und II. Division mit zahlreicher schwerer Artillerie. Sie werden jetzt hier meist als dritte Armee bezeichnet, während die Truppen des Generals Nodzu: 6., 7. und 9. Division die Bezeichnung vierte Armee erhalten. Man glaubt hier allgemein, daß es den Divisionen des Generals Nogi gelungen ist, die in den Schanzen bei Kintschou gestern am 26. zurückgeworfenen Teile der russischen 4. Schützen division unter General Fock von ihrem Rückzüge auf Port Arthur abzuschneiden» da andere Teile der Armee Nogis bereits durch die erfolgreichen Kämpfe am 24. und 25. Mai in den Besitz der Höhen zwischen Port Arthur und Kintschou gelangten und somit zwischen der Festung und Fock zu stehen scheinen. Der Kampf wurde auf beiden Seiten mit erbittertster Hartnäckigkeit durchgesochten, die Verluste sind beiderseits recht empfindlich. Verinittelungsangebst. Nach einer Meldung der New Iorker „Sun" verständigten die Vereinigten Staaten Rußland und Japan, daß sie jeder zeit zu einer Vermittelung bereit wären. Dar russische und da» japanische Heer bezüglich ihre Stärkeverhältnisse. Nach militärischen Quellen, die man wohl als durchaus korrekt bezeichnen kann, dürste die Gesamt-Feld- armeederIapanerden zunächst für den ostasiatischen Feldzug in Aussicht genommenen russischen Truppen etwa um 20 000 Mann nachstehen. Die Russen werden nach Eintreffen der europäischen Verstärkungen über 248 450 Mann verfügen, die japanische Gesamt-Feldarmee wird 226 500 Mann stark sein. Wie viel schon auf dem Festlande ausgeschisft sind, entzieht sich jeder genauen Beurteilung. Die Russen verfügen über 221 Batarllone, die Japaner über 234; die Russen haben 183 Eskadrons Kavallerie zur Verfügung; die Japaner nur 68. Die Ruffen haben 81>/i Batterien mit insgesamt 638 Geschützen, die Japaner 130 Batterien mit 780 Geschützen. Während also beide kriegsführendcn Mächte an Infanterie ungefähr gleich sind, sind die Japaner den Russen an Artillerie über legen, an Kavallerie weit unterlegen. Die gegebenen Zahlen dürften nach dem „Militärwochenblatt" die ab gerundeten Sollstärken sämtlicher Bataillone und Schwadronen geben; Krankheit, Verlust, Abkommandierungen werben diese Zahlen auf beiden Seiten wohl gleichmäßig herabdrücken, das LtärkeverhältniS an sich wird ab^r dadurch nicht berührt. Zum Dienst auf den rückwärtigen Verbindungen stehen zur Verfügung der russischen Heeresleitung 17 sibirische Reserve- und Kosakenbataillone, die Halbregimenter Irkutsk und Kaßnojarsk, 30 0lX» Mann Grenzwache, 10 000 Mann Eisenbahnlruppen, die Ersatzformationcn, sowie die zahlreichen östlich des Baikalsees ausgestellten Freiwilligen und Reichs- wchraufgebote; der japanischen Heeresleitung die Na- tioualarmee. politische Lagerrchau. * Lechz»«, 28. Mai. Der etzangeltfch »soziale Kongreß, der jetzt zu Breslau tagt, hat nun seine eiarntlichen Ver handlungen eröffnet. Gleich in der ersten Sitzung ist so manches bemerkenswerte Wort gefallen, das wohl hervor gehoben zu werden verdient. So äußerteProf. vr. Harnack m seiner Eröffnungsansprache: „Die Klassen, denen wir helfen wollen, rufen nicht nur nach Brot, sie fordern auch volle Anerkennung ihrer sittlichen Würde, wirtschaftlichen Freiheit und sozialen Gleichberechtigung. Sie treten oft in Streiks ein, nicht um einen Groschen Lohn mehr zu erzielen, sondern um die Koalitionsfreiheit zu erringen, die Reste einer Ord nung zu befestigen, durch die ihre volle Gleichberechtigung beein trächtigt wird. An der Beseitigung dieser Reste mitzuarbeiten, ist die Aufgabe des evangelisch-sozialen Kongresse»." Jenen Ober-Schichten gegenüber, die immer nur von der „Begehrlichkeit" der Arbeiter zu sprechen wissen und die ganze sozialdemokratische Bewegung als eine Magensrage auffassen, ist es recht gut, wenn von Zeit zu Zeit aus den führenden Kreisen der bürgerlichen Intelligenz heraus festgestellt wird, daß sie diese einseitige Anschauung nicht teilen. Und ferner hat eS einen besonderen Wert, daß der Vorsitzende des evan- aelisch-sozialen Kongresses sich rückhaltlos für die Koalition»- neiheit der Arbeiter erklärt. Angesichts der., umfassenden Arbeitgeberorganisation, die sich gerade jetzt «»Wreitet, wäre eS ja auch ebenso ungerecht wie unklug, wenn man den Arbeitnehmern die gleiche Möglichkeit versagen wollte. Eine bemerkenswerte Aeußerung machte auch Professor vr. Tröltsch. Er sagte: „Die Kirche wird den Geist der Ordnung und Autorität überall stärken, wo beide eine natürliche Notwendigkeit und ein sittliches Recht haben, aber völlig darauf verzichten, bestehende Gewalten bloß um der Erhaltung willen zu stärken." Mit diesen Worten, die den klugen Satz Lagardes um schreiben, daß es immer darauf ankomme, welchen Akkusativ mau hinter das Wort „konservieren" setze, ist daS Recht der Kritik auch der Obrigkeit gegenüber anerkannt, und diese Tatsache ist mit Rücksicht darauf, daß ein Theologe vor vielen Theologen sprach, nicht ohne Belang. In einer Spezialkonferenz des Kongresses äußerte dann Pastor von Bröcker aus Halle mancherlei Beherzigenswertes. Er sagte: „Um die modernen Arbeiter dem Edristentum wieder zuznsührcn, muß mit dem Kirchstuhlvermieten, mit den unsozialen Gebühren taxen aufgeräumt werden. Weiter ist die soziale Anordnung des Konfirmandenunterrichts zu fordern. Es ist eine Heuchelei, wenn vorn die höheren Töchter, in der Mitte die Schüler der mittleren Schulen und hinten an der Wand die Vottsschüser sitzen. Tie Pastoren sollten sich auch deu gesalbten süßen Ton abg»>vühnen. Der Geistliche soll nicht Politik treiben, aber er soll ein starker Anwatt sein gegen den Klassengeist und für eine kräftige Sozialreform." Wir glauben, daß die gesunden Anschauungen und die frische Sprache der Kongreßmitglieder in den weitesten Kreisen lebhaften Widerhall finden werben. Agrarisches GotteSgnadentum. Der Vorkämpfer der Konservativen in Westfalen, ein Freiherr von der Recke hat sich in einem Artikel der „N. Wests. VolkSztg." gegen die Seßhaftmachung von Arbeitern ausgesprochen. Die Persönlichkeit des Autors würde eS nicht erfordern, daß wir von seinen Auffassungen Notiz nehmen. Ihre Begründung ist aber so eigenartig, daß wir sie unseren Lesern doch nicht vorenthalten wollen. Freiherr von der Recke erklärt: „Man jvolle uns Grundbesitzern nicht verargen, wenn wir in dieser Beziehung zur Vorsicht mahnen. Denn wir unterschätzen die Verantwortung nicht, die uns trifft, wenn wir mit dem uns von Gott anvertrauten Stücke des Staatsgebietes Veränderungen vornehmen, die uns und andere später gereuen könnten. Zerstückelt oder verbebelt ist ein Gut bald, aber nicht wieder zurechtgrbracht." Fürst Bismarck hat einmal von den Leuten gesprochen, die da glauben, in einem GeheimratSverhältniS zum lieben Gott zu stehen. Herr von der Recke treibt es noch weiter. Er stabiliert eine Art Gottesgnadentum für die Land wirte, vermutlich aber nur für die adligen unter ihnen. Mit demselben Recht könnte ein Renner sagen : „Meine mir von Gott anvertraute Meerschaumspitze", denn es dürfte sich wohl bei den meisten Gütern sehr genau fest stellen lasten, daß sie gekauft sind wie andere Waren auch. Sonst sind sie im allgemeinen durch „Arrondierung" ent standen und mit dieser meistens nur im Shylockschen Sinne „verdienstlichen" Tätigkeit hat der liebe Gott wirklich nichts zu tun. Dem deutschen Schulwesen tu Siebenbürgen drohen schwere Gefahren. Es liegt jetzt der Referententwurf für ein Gesetz vor, daS die ungarische Volksschule reformieren soll. Eine der wichtigsten Bestimmungen dieses Entwurfes ist e», daß die Prüfung, durch welche der Volks ¬ schullehrer den Befähigungsnachweis erhält, fortan durchweg in magyarischer Sprache erfolgen soll. DaS bedeutet insofern eine erhebliche Schädigung deS deut schen VolkSschulwesenS, al» nunmehr ein großer Teil der Zeit, die der künftige Lehrer bisher für fachliche Vor bildung verwendete, durch das Studium der magyarischen Sprache in Anspruch genommen werden wird. Außer dem aber soll die politische Verwaltungsbehörde mit der Befugnis auSaestattet werden, auch gegen Lehrer konfessioneller Anstalten (die Schulen der Siebenbürger Sachsen gehören der evangelischen Landeskirche an) das Disziplinarverfahren einzuleiten, wenn sie den Unterricht der magyarischen Sprache vernachlässigen, wenn sie verbotene Schulbücher, z. B. deutsche Landkarten und Atlanten, benutzen und wenn sie eine „staatsfeindliche Richtung^ verfolgen. Mit diesen Bestimmungeu ist die siebcnbürgische schule der Willkür der magyarischen Machthaber selbstverständlich völlig auS- geliefert. Der Unterrichtsminister soll fortan befugt sein, eine Schule, an welcher ein Lehrer zweimal gegen die oben angeführten Bestimmungen verstieß, einfach aufzuheben und an ihrer Stelle eine staatliche magyariiche Schule zu errichten. Unter solchen Umständen läßt es sich leider voraussehen, daß die siebcnbürgische Schule trüben Zeiten entgegengcht. ... ist dem Anderen billig. Der Untergang des japanischen Schlachtschiffes „Hatsuse" und des Kreuzers „Aoshino" hat in Tokio einen geradezu erschütternden Eindruck hervorgerufen und auch die publizistische Campagne gegen die Streuminen veranlaßt, die in Tokio be gann, in England und Amerika ihre Fortsetzung fand und nun sogar das Auswärtige Amt in Washington bestimmt haben soll, bei beiden kriegführenden Mächten gegen die Verwendung von schwimmenden Minen eine Aktion der Neutralen in Aus sicht zu stellen. So lange die Explosivminen nur den Russen Schaben zusügten, waren die Engländer mit ihrer Anwendung durchaus einverstanden. Jetzt aber, nachdem sich diese Waffe gegen die Japaner gekehrt bat, überschütten die englischen Blätter die Russen mit Vorwürfen und behaupten, daß diese Art der Kriegführung das Völkerrecht in gröb lichster Weise verletze. Ueber den Wert derartiger Aus führungen, die nur vom Haß diktiert sind, braucht man nicht »u streiten. Wir sind der Ansicht, daß die Washingtoner Regierung sich ihre „Anregung" zweimal überlegen wird, denn diese würde ganz sicher ins Wasser fallen. In Kricgüzeilen steht den kriegführenden Parteien daS absolute Recht zu, die Schiffahrt in den eigenen Territorialgewässern zu beschränken, abzulenken oder ganz zu untersagen. Diese Zone ist von den verschiedenen Lanoern staatsrechtlich festgesetzt; für Rußland beträgt sie von der Küste ab 9 Kilometer. Inner halb dieses Gebietes kann Rußland also nach Belieben Minen säen und eS besteht für die neutralen Staaten auch nicht der Schatten eines Rechtes, gegen diese Maßnahmen zu pro testieren. Anders liegt die Sache außerhalb der Territorial gewässer. Hier ist das Meer selbstverständlich frei und keiner Partei steht das Recht zu, diese Freiheit irgendwie zu beein trächtigen. DaS hat aber Rußland auch garnichl getan, es hat nur seine eigenen Gewässer zu schützen versucht. Allerdings haben sich die Minen nicht immer an dem Orte gehalten, sie sind zum Teil losgerisscn und in die offene See hincinaetragen worden. Das ist allerdings sowohl für die kriegführenden Mächte, wie für die Neutralen äußerst unerwünscht und ge fährlich, aber schwerlich wird Rußland diese Erwägung als hinreichend anerkennen können, um unter dem Druck eines diplomatischen Protestes auf ein unentbehrliches Verteidigungs mittel zu verzichten. Aethtopianismu». Unter den Negerstämmen Südafrikas, besonders in der Kapsiedelung und in Natal, findet, englischen Meldungen zu folge, eine Bewegung statt, welche das Ziel verfolgt, Afrika für die eingeborenen Afrikaner zurückzvgewinnen. Seit dem Boerenkrieg gärt eS unter den Schwarzen Südafrikas und ihre Erregung wird durch Negerprediger geschürt, die zahl reich aus den Vereinigten Staaten anlangen. In der Kapsiedelung hat der „AethiopianismuS" festen Boden gefaßt und sich von dort aus über ganz Südafrika ver breitet. Die Bewegung trägt halb religiösen, halb Rassen charakter und ein sachkundiger Berichterstatter ist der An sicht, daß sie nur eines entschlossenen Führers bedürfe, um eine ernste Gefahr für Südafrika zu werden. Die „Times" weisen in einem Leitartikel darauf hin, daß man die in dieser Bewegung verborgene Bedrohung des Britischen Süd afrika nicht aus den Augen lassen dürfe. Und in der Tat liegt es ja auf der Hand, daß der Hereroaufstand und sein Verlauf leicht zu einer allgemeinen Erhebung der Schwarzen führen könnte, der gegenüber dann wieder einmal die gerade in England so selten anerkannte Gemeinsamkeit der Interessen der europäischen Kulturvölker deutlich zutage treten würde. Deutscher Keich. * verlt«, 28. Mai. * Der nationalltberale Verein „Vertin" hat sich mit dem conservativ-nationalliberalen Schulantrag beschäf tigt. Der Referent des Abend» war der Abgeordnete I)r. Friedberg. Es ist nicht nötig, daß wir seine Rede wieder geben, da Professor Friedberg sich bereit» wiederholt ausführ lich zur Sache geäußert bat und neue Gesichtspunkte nicht mehr beizubriugen vermochte. In der folgenden Diskussion trat ganz deutlich zutage, wie stark die Beunruhigung ist, die die Haltung der nationalliberalea Fraktion in der gesamten Partei hervorgerufen hat. Die Herren Sattler, Fried berg, Patzig und andere verharren eben auf dem Stand punkt des Opportunismus; ihre Gegner, deren Auf fassung wohl am schärfsten Zustizrat von Gordon formulierte, sind der Ansicht, daß es sich hier um eine wichtige Prinzipienfrage handle und das die Fraktion ein bisher anerkanntes Prinzip eigenmächtig preisgegeben habe. Schon das hätte die Herren stutzig machen sollen, daß der Abgeordnete Freiherr von Zedlitz, wie er ja jetzt selbst ini „Tag" bekannt hat, der Urheber der ganzen Aktion ist. Die Tätigkeit dieses Herrn in Sachen der Kanalvorlage hätte jedem Liberalen von vornherein schon die äußerste Vorsicht nahelegen sollen. Wir müssen bei der Ansicht verharren, daß die Fraktion einen äußerst unglücklichen Schritt getan hat und daß sie vor allen Dingen gezeigt hat, wie gänzlich es ihr an Konnex mit der Stimmung der nationalen Wähler fehlt. * Die Allgemeine Bereinigung deutscher Buchhandlung»- C.hülfen hielt am 1. und 2. Psingstfeiertage in Berlin ihre 6. Hauptversammlung ab. Die Vereinigung zählt, wie wir dem Jahresbericht entnehmen, über 1800 Mitglieder, und ist, in 11 Landesvereinigungen und 68 Ortsgruppen organisiert, über ganz Deutschland, Oesterreich und die Schweiz ver breitet. Das Vermögen ihrer Kasse für Stellenlose beträgt ca. 13 600 Neben der Behandlung interner Fragen, wie Ausbau des Stellennachweises, Veranstaltung einer Berufs statistik, Aufstellung von Mindestgehältern rc., wurde eine Resolution gefaßt, die die Anstellung von Handelsinspektoren aus dem Stande der Handlungsgehülfen und mit derselben Vollmacht wie die Gewerbeinspekloren zur Ueberwachung der gesetzlichen Schntzvorschristen für die Handlungsgehülfen fordert. Zum Gesetzentwurf, betr. Kaufmannsgerichte, wurde eine Resolution angenommen, welche das Inkrafttreten des Gesetzes spätestens am 1. Januar 1905 verlangt und einige Aenderuugen an der Vorlage des Bundesrats fordert. Schließlich wurde in der Frage der Pensionsversicherung der Privatangestcllten noch folgender Beschluß gefaßt: Die 6. Hauptversammlung der A. V. D. B. G. am 22. Mai 1904 in Berlin spricht die bestimmte Erwartung au», daß die Reichs regierung dem Reichstag in tunlichster Bälde eine Vorlage zugehen läßt, welche deu Privataugestellten eine Alterspension und Hinter- bliebeiienversorgung gewährleistet. Die Versammlung war von Vertretern aus allen Teilen Deutschlands, sowie aus der Schweiz und Oesterreich-Ungarn besucht. Am Pfingstmontag fand mit dem Vertreter der Gehülfenschaft Oesterreich-Ungarns eine Besprechung statt behufs Kartellierung der beiden Gebülfen-Verbände, die eine gute Grundlage für ein gemeinsames Vorgehen zu geben verspricht. * Prüfungsordnung für Apotheker. In dem Artikel „Prüfungsordnung für Apotheker" in Nr. 262 unseres Blattes sind einige Ungcnauigkeiten enthalten, auf die man uns freund lichst aufmerksam macht, und die in der Tat zu Mißverständ nissen in den betreffenden Kreisen Veranlassung gegeben haben. Es sei daher daran erinnert, daß der Meldung zur Prüfung das Reifezeugnis für die Prima eines Gymnasiums, Real gymnasiums oder einer Oberrealschule beigesügt werden muß. Der von vielen Seiten geäußerte Wunsch, daß für das Apotheker studium ein Abgangszeugnis der Reife für die Universität erforderlich sei, ist nicht erfüllt worden. WaS nun die Studienzeit anlangt, so ist diese auf vier Semester festgesetzt. Die Konditionszeit zerfällt in zwei Abschnitte, nämlich in ein Jahr nach beendeter Lehrzeit und zwei Jahre nach be standener Prüfung. Für Apothekerkandidaten mit dem Reife zeugnis zur Universität ist nach der neuen Prüfungsordnung die ganze Lehr- und Vorbereitungszeit um ein Jahr verkürzt, während sie für alle anderen Prüflinge statt der bisherigen 7l/« Jahre acht Jahre beträgt. Im übrigen müssen wir auf die amtliche Bekanntmachung der sehr umfangreichen Bundes- ratsverordnung vom 18. Mai d. I. verweisen. -i- * Altona, 27. Mai. Ueber den Vorstoß des früheren nationalliberalen Landtagsabgeordneteu Menck gegen daS Reichstagswahlrecht hat der nationalliberale Jugend verein in Altona verhandelt. Der Führer der Altonaer Nationallibcralen und Reichstagskandidat bei den letzten Wahlen, Justiziar Sieveking, erklärte, daß Herr Menck nicht von den Nationalliberalen auf gestellt worden sei, sondern daß diese erst für Menck ein- „Daß du vielleicht nicht wohl — dir könnte etwas zu gestoßen sein." Don ihren Lippen flog ein leichtes, hclltöniges Lachen mit der Antwort: „Das machte dir Sorge? Wie kann ein Mann so töricht-schreckhaft sein, sich wegen nichts zu ängstigen und noch dazu um ein Mädchen? Anders wär's gewesen, wenn ich um dich bange gehabt hätte — nein, es war nicht recht von mir, darüber zu lachen, das fühl' ich ja an mir selbst. Hab' Dank für das, was du gesagt hast!" Sie faßte seine Hand und behielt diese noch ein Weil chen, wie sie sich neben einander auf den Grasboden gesetzt hatten. Ihn drängte, ihr von seiner Errungenschaft am gestrigen Abend zu berichten, so daß er gleich damit begann und in ausführlichster Weise erzählte: zuhörend atz sie von den neu abgefallenen Reineklauden, wählte achtsam die reifsten aus, jede mit den perlenden Zähnen in zwei Hälften zerteilend. Dann hielt ihre Hand ihm die eine hin, nachdem sic beim erstenmal dazu gesagt: „Du hast ja keinen'Widerwillen vor dem, was ich abgcbiffcn habe, ich glaube, weil du weißt, daß ich besser die süßesten aussuchen kann, und die größere Hälfte bekommst du obendrein." Drollig spaßhaft kam's ihr vom Mund; er antwortete: ,Ha, du verstehst dich besser darauf", und faßte stets rasch nach der dargcbotencn Frucht. Als sein Bericht zu Ende gekommen, saß sic einen Augenblick nachdenklich und fragte bann: „Ist denn der Herr von Pctzold wirklich der Vor nehmste unter ihnen?" DaS bejahte er: ,Mtr ist er von allen, so artig die andern auch sind, als der Feinste und Beste vorgekommcn. Hättest du ihn mit mir sehen und hören können, glaub' ich, würdest du auch nicht dran zweifeln." Sie lachte ein bischen: »Ja, es ist schade, daß das nicht angeht, aber in die Stube zu den Studenten könnt' ich doch nicht mit, und wie ich ihn sonst zu Gesicht bekommen sollte, müßt' ich nicht." Danach indes fuhr sie ernsthaft fort: „Da macht's mich sehr froh, daß ich dir den Rat gegeben habe, dorthin zu gehen, denn du bist so klug und täuschst dich gewiß nicht in ihm. Und weißt du, mir kommt's vor, wenn er will, so kann er'S machen, baß du in daS Chor, oder wie eS heißt, mit ausgenommen wirst, und daS wäre sicher da» allerbeste für dich." „Ja, bann banke ich'S dir auch; ich sagte eS Pepold gestern Abend, als er mich nach Haus begleitete, baß ich'S dir heute danken wollte, da ich's ihm nicht dürfte." „DaS hast du ihm gesagt? Da hat er wohl gelacht?" „Nein, er verstand'- erst nicht, mutzte natltrttch nicht, was Amclla bedeutete, bis ich ihm erklärte, weshalb ich dich so nenne." „Wie hast du ihm das denn erklärt?" „Weil du Augen hättest, die von der Farbe wie die Virgilsaster wären." „Was sagte er denn dazu?" „Asternaugen müßten sonderbar ansschen — ich glaube ich sprach ihm zu lange von dir, weil er dich sa nicht kennt, daß cs ihm etwas langweilig werden mußte. Denn er meinte zuletzt, als er wcggiuH, Asternaugcn wären wohl auch grün wie Katzenaugen; er muß die Farbe der Virgils- astcrn nicht recht kennen." Amclla schüttelte jetzt mit dem Kopf. „Das hättest du nicht tun sollen." „Was nicht?" „Ihm so von mir sprechen." „Warum nicht?" „Weil ich nur ein Mädchen bin, und es dich in seinen Augen wahrscheinlich hcruntcrgesetzt hat, daß du ein Mädchen zur Freundin hast und täglich mit ihr zusammen bist." Bei dieser Aeußerung nahm Dieter den Anlaß wahr, einmal etwas zu sagen, das ihm seit seiner Bekanntschaft mit Amclla schon öfter aus der Zunge gelegen. „Warum sprichst du denn immer so geringschätzig von dir? DaS ist mir ganz unverständlich und du selbst kannst dir doch nichts dabei denken. Bvrbin, als ich um dich in Unruhe gewesen war, sagtest du schon, wie ich so töricht hätte sein können, mich wegen nichts zu ängstigen und noch dazu um ein Mädchen. Und jetzt meinst du wieder, ich hätte Petzold nicht von unserer Freundschaft erzählen sollen, weil du nur ein Mädchen wärest. Was macht denn da» st»r einen Unterschied zwischen dir und mir? Bin ich etwas anderes und ein höheres Wesen, weil ich andere Kleider trage, al» du? Wir sind doch beide Menschen von derselben Art, denken und fühlen das Gleiche, und darauf kommt's doch bei Freunden allein an. Mich kränkt'S, wenn du so von dir als etwas Geringerem redest, denn mir ist es eher noch lieber, daß du ein Mädchen bist. DaS darfst du nicht mehr tun." Die Getadelte sah ihn erstaunt an und wiederholte: „Dir ist es eher noch lieber, daß ich ein Mädchen bin? Dabei kann ich mir nicht- vorstellen, warum es dir da sein könnte." (Fortsetzung folgt.) schaf erwe gttr, glitt nah. Beri de» Ber< noch Geri »ock soll 11 letztt v. L des Lant Inst bürg Abte der über stra teilt beha weis lich nur ganz uv«, nanv vrrff legt die V Friel wird, teste der i katho nicht alaul Aust! Win halt« verfi Plan gewc wunl scheu Land kann Land in N ist ar in E Brun 26. 8 S. 2 bi- z lass« kidff Hiera Tage eS, l Bati! und Hiera die 2 Teil samt Ditze * AuS zuhel dem die e weit« richt« beruf Eins, den die 5 Gay: den. haup gewe erlass den Corn Nisa Anw Ford möch gar i lebte: Die ' liche den! schaf, betre Umst des l * meld so s hab« weise Haut
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