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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 12.10.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192310126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19231012
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19231012
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1923
- Monat1923-10
- Tag1923-10-12
- Monat1923-10
- Jahr1923
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 12.10.1923
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Riesaer G Tageblatt «nd Anreise» MedlM mw Amiiger). PMHeHkoUtor Dresden ISA Strokass» Riesa Nr. -L «Nd A«reigee MedlM MW IiyügkH Drahtanschrift: T°g«»latt Riesa. Das Riesaer Tageblatt enthält die amtlichen »ekauntmachnnge« ' der «mtsyau-tmannschaft Srogenhai«. des Amtsgerichts, der Amtsanwaltschaft beim «»ntSgerichte und des Rates der Stadt Riesa, des Finanzamts Riesa «nd des HauvtzollamtS Meiden, sowie des Gemeinderates Gröba. 23S. Freitag, 12. Oktober 1S23, abends. 76. Jahrg. ^äT^esäe^ageblall erscheint jedenLag^end« '/,Ü Uhr HÄusnäymeocc«önl!^mo Feiiiage. UrzuzSprei«, «egen Bvcau^ayUmg,'jür die Zeit vom 13. bis 19.'Lkwr.',l!k. ciu'jchl. Bringerlohn. Für den Fall des Eintretens von Produktion-Verteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Materialienpreise behalten wir uns das Recht der Preiserhöhung und Nachforderung vor. Anzeigen fllr die Nummer des Ausgabetage« sind bis 9 Uhr vormittags aufzugeben und im voraus zu bezahlen; eine Gewähr für das Erscheinen an bestimmten Tagen und Plähen wird nicht übernommen. Grundpreis für die 39 mm breite, S mw hohe Grundschrift.Zeile (6 Silben) 120 Mk.; die 89 mm breite Reklamezeile 400 Mk.; zeitraubender und tabellarischer Satz 50°/„ Aufschlag. Der jeweils zur Berechnung gelangende Zeilenpreis ergibt sich au« vorstehenden Grundzahlen vervielfältigt mit der am Tage der Aufnahme gültigen Anzeigenschlüsselzyhl. .Feste Tarife. Bewilligter Rabatt erlischt, wenn der Befrag verfallt, durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Zahlung«- und Erfüllungsort: Riesa. Achttägige Unterhaltungsbeilage „Erzähler an der Elbe'». — Im Falle höherer Gemalt — «ries oder sonstiger irgendwelcher Störungen des Betriebe« der Druckerei, der Lieferanten oder der BeförderungSetnrichtungen — Hadder Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. Rotationsdruck und Verlag: Langer L Winterlich, Riesa. Geschäftsstelle: Goetheftraßr öS Verantwortlich für Redaktion: Heinrich Uhlemann, Riesa: für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich, Riesa.Schlüsselzahl: 600000. im Ruhrgebiet zu verhandeln. Selbstverständlich war unv ist es die Absicht der Rcichsregierung, nichr nur die Arbeits aufnahme zu erörtern, sondern den gesamten Umkreis der Fragen, in denen der unlösbare Zuiammcnlwng zwilchen erneuerter Arbeit, der Wiederherstellung normaler Zu stande un Ruhrgebiet, der Verwaltung des Rheinlands und den Reparationen sich kundgibt. Was haben die beiden gegnerischen Mächte geantwortet'- Fasst ar, Belgiens Außenminister, nichts Bestimm test Er stellte vorsichtige Rückfragen und Nnes im übrigen auf die Gemeinsamkeit des belgisch-französischen Borgehens hin. Poineare aber, auf den der Vertreter Deutsch lands in solcher Weise verwiesen wurde, hatc ine Ant wort gegeben, dis mindestens in ihrem Kern nichrs anderes ist, als ein Rein. Tie Reichsregierung hat Frage und Antwort in einem behutsamen Bericht be- -kanntgegeben, ohne dem Ergebnis des Kabinettsrats, der nur als solcher angekündigr wurde, vorzugreilen. Es ist iu diesen knavven Worten zum mindesten nicht gekenn zeichnet, was Poincarö mit seiner Antwort will; darauf aber, noch mehr als auf den Wortlaut, kommt cs an. Aus die Hauptfrage, ob und wann Frankreich mit der Reichs^ rxgierung zu verhandeln gedenke, antwortet der franzö sische Ministerpräsident kurzweg: überhaustt nicht! Warum auch? Tie Wiederaufnahme dec Arbeit im Ruhr gebiet ist nach seiner Auffassung eine Angelegenheit, die nur Frankreich, Belgien und die Bevölkerung des besetzten Gebietes angeht. Alles kann durch Abkünfte mir der deut schen Wirtschaft und den örtlichen Behörden aufs Lest« geregelt werden; wenn aber die deutsche Regierung sich an dreier Wiederherstellungsarbeit beteiligen wolle, so stehe es ihr ja frei, durch entsprechende Anweisungen und Richtlinien die Bemühungen ihrer Landsleute rm Ruhrgebiet zu unterstützen. Keineswegs, erklärt Poin- care, weigere ec sich, späterhin über das „Geiamtproblem^ lalso die Revarationsregelung im weitesten Sinne- mir der Reichsregierung zu verhandeln. Aber das könne erst ge schehen, wenn der letzte Rest des tatsächlichen Widerstandes beseitigt, die Arbeit wieder im Gange, die .Ordnung" wie- derhcrgestellt sei; was alles bei einigem guten Willen in zwei bis drei Wochen geleistet sein könne. Also diese zwei bis drei Wochen sol! T »Ltfch. land einstweilen warten? Tas wäre, treu dee verheerenden Folgen jede? Zeitverlustes (Tollarstand! noch das wenigste. 'Ter 'eigentliche Tinn dec französischen Ant- wort ist aber, daß nach Ablauf vieler Frist — kein Gegenstand des Verhandelns mehr da sein w ü r d e. Natürlich ist es möglich, im Ruhrgebiet, als sei .es durch eine lzone Mauer vom übrigen Teutichland ab geschlossen, 'mit den Wirrschaftsbetrieben Abkünfre zu tref fen; sogar solche, die m ihrer Gesamtheit fast dis ganze Reparationsfrage, vom französischen Standpunkt, lösen. Unter der Voraussetzung, dag das Reich ne entschädigt, können örtliche Industrien ja fast jede Bedingung anneh men. Haben sie das aber getan, und ist die Wirtschaft auf der Grundlage bestimmter L-efe-rungspolirik w ever rn Gang gebracht, so bleibt dem Reich nichts anderes übrig, als die Abkünfte Degenzuzcichnen. die Kosten auf sich zu nehmen — oder dre Franzosen mit dem SLuhrgediet allein zu lasten. Ta-Z erste wäre dem französischen Mnistervrästdcmen lieb, das zweite fast noch lieber. Es ist immer noch besser, das Reich kämpft um jeden einzelnen Sonder vertrag, als daß es plötzlich einem französisch-deutschen Wirtschafisblock gegsnübersteht, den Zwang, nicht Verständigung zusammenfügte. * . , " . Für und gegen PoineartS iverbalten. )( Paris. Während hie übrige Presse dir Stellung, nähme Poincarss gegenüber dem deutschen Verlangen nach Beteiligung an den Vorbereitungen zur Wiederherstellung des normalen Leben« in den besedten Gebieten billigt, Lis kstWtrsMIe Mrkung ckrr 7mnmg s«j äss LituMgewerde Der HauptaySgaveposten für die Zeitung ist das Papier Tas Kilo RotattonSpapier, das nach Goldmark berechnet wird, ist seit der vorigen Woche von 30 Millionen auf übe, 430 Millionen gestiegen, also ein Wage« von 300 Milliarde,, auf etwa 4 Billionen 300 Milliarden Mark. Obwohl auch alle sonstigen Materialien eine entsprechende Steigerung ersahren haben, wird das Riesaer Tageblatt den Beruosprei/ »och nicht' einmal- vervierfachen. LM W Ncktt AMM. . Ter Bezugspreis des Riesaer Tageblattes für die Woche vow Sonnabend, den IS. Oktober, bis Freitag, den IS. Oktober 1S2S beträgt 170 Millionen Mark durch Zeitungsboten frei Haus Wir bitten unsere Bezieher, das Bezugsgeld rechtzeitig (ab Sonn- abend) bereit z« halten, damit unseren Zeirnngsboten da« Geschäft des Cinkafsierens erleichtert wird. Tie Bezieher, di, am Sonnabend, den 18. Oktober (1. Tag der neuen Bezugs woche), die Zeitung entgegennehmen, bekunden dadurch ihr Ein verständnis mit der Weiterliefernng «nd find zur Weiter zahlung verpflichtet, falls sie nicht die zugestellte Zeitung de« zum Kassieren des Bezuaspreile- kpäter -orspre»«-»«- öettnn«,K,r«n «uMstbttt. Ak llmMW dkl sWWm Werm. Das sozialdemokratisch-kommunistische Kabinett ist am Mittwoch gebildet worden. Der Kommunistische« Partei sind das Finanzministerin« ««d das Wirtschaftsministerin« -«geteilt worben. Das Kabinett setzt sich demnach wie folgt Aulammen: Ministerpräsident: Dr. Zeig »er (S»z.f; Ministerium des Innern: Liebmann (Sozi; Finanzministerium: Böttcher (Komm.); Justizministerium: Ne« lSoz.fr Ministerinm sür Volksbildung: Fleitzner sSoz.fr Wirtschaftsministerin«: Heckert sKomm.fr Arbeitsministerium: Graupe sSoz.f. Es scheide« von de» bisherigen Minister« Finanz« Minister Helbt «nd Wirtschastsmiriifter Fel lisch aus. Außerdem ist vereinbart worbe«, daß der bisherige kommu nistische Parteisekretär Heinrich Brand ler znm Ministe, rialdirektor in -er Staatskanzlei ernannt wird. Die neue« Minister. F-tnanzmtnister Paul Böttcher ist geboren am 2. Mai ,891 in Leipzig. Er war von Beruf Buchdrucker. In den Jahren 1020/21 hatte er die Leitung des Unabhängigen So zialdemokrat" in Stuttgart. Nach der Spaltung der Unab- hängigen Partei trat er der kommunistischen Partei bet. Im Jahre 1921 war er politischer Redakteur in dem Zentral organ der kommunistischen Partei „Die Note Fahne". Seit 1921 gehörte er der kommunistischen Zentrale an. Nach seinem Ausscheiden aus der Redaktion der „Roten Fahne" über nahm er den Vorsitz des Lanbesvorstandes der kommuni stischen Partei Sachsens, sowie Len Vorsitz -er kommunisti schen Fraktion des sächsischen Landtages. Wirtschaftsminister Fritz Heckert ist 3g Jahre alt und In Chemnitz geboren. Er erlernte LaS Maurerhandwerk. Er war der Mitbegründer des Spartakusbundes und der Unabhängigen sozialdemokratischen Partei, nach dem politi schen Umsturz Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrats in Chemnitz und außerdem Mitglied des Reichsvollzugsrats -er Arbeiter- und Soldatenräte. Seit Gründung der kom munistischen Partei gehört er deren Zentralleitung an, iu der er die Leitung der Gewerkschaftsabteilung in Händen hat Der neu« Ministerialdirektor in der Staatskanzlei, Hein rich Branüler, ist geboren am 7 Juli 1881 in Warns dorf. Er entstammt einer Webersamilie, erlernte ebenfalls bas Maurerhandwerk. In der kommunistischen Partei in Chemnitz war er als Bezirkssekretär und als leitender Re dakteur am dortigen kommunistischen Organ „Der Kämpfer" tätig. In der Zentrale der KPD. hatte er die Leitung des politischen Komitees. Die ausscheidenben Minister. Finanzminister Heldt wurde am 1. November 1918 zum Minister ohne Portefeuille ernannt; vom 14. Novem ber vis 19. Januar war er auf der KreiShauptmannschaft in Chemnitz tätig, am 20. Januar ISIS trat er als Arbeits minister ins Kabinett ein, am 20. Dezember 1920 übernahm er Las Finanzministerium. Wirtschaftsminister Fellisch trat am 1. Mai 1821 sein Amt an. Der Landtag abermals verschoben. slk. Dresden, 11. Oktober 1923. Zum »weiten Mal« in dieser Woche stand die anberaumte ÜandtagSsitzuno im Zeichen «ine» „großen Tages". Wieder war das TtändehauS von starken Abteilungen TicherheitS« Polizei besetzt, wieder berrschte vor dem Eingang« trotz des Regenwetter» «in unglaublicher Gedränge von Einlaß- begehrenden. Die öffentlichen Tribünen waren bis auf den letzten Platz besetzt. Um 1 Uhr eröffnet« Präsident Winkler di« Sitzung mit der Erklärung: Der LandtagSvorftand bat mit Len Vor sitzenden der Fraktionen getagt und schlägt dem Hause vor, daß unter Abstandnahme von der Tagesordnung di« heutige Sitzung nicht ftattsindet, und daß die nächste Sitzung Freitag früh 1« Uhr abgebalte« wird mit der Tages ordnung: Entgegennahme einer Regierungserklärung. (Zuruf von rechts: Ist er dann auch bestimmt da? Heiterkeit.) Am nächsten Dienstag erst soll di« Aussprache über die Regierungserklärung erfolgen, damit die einzelnen Fraktionen di« Möglichkeit haben, zu der heutige» Sachlage Stellung zu nehmen. (Während der Erklärung des Präsidenten erscheint auf der Tribüne «in Photograph. Au» den Reiben der Abgeordneten ertönen EntrüstnngS- rufe, wie: „Unerhört!") - . Der Vertagiiiigsantrag wird ohne AuSspräM Ängi- nommen. Abg. Dr. Teyfert schmunzelt vergnügt, ,da er mit seiner Prophezeihung, daß die Sitzung erst nächste Woche werde stattfinden können, recht zu behalten scheint. — Der Präsident schließt die Sitzung. Da» Hau» leert sich, nur langsam. — Nächste Sitzung: Freitag, 12. Oktober, vor mittag 10 Uhr. Der Kampf nm das ErmSchtizungsMetz im Reichstag. Entscheidung erst am Sonnabend. In der Etnzelberatung der Paragraphen des Ermäch- ligungsgesetzes wird ein Antrag der Deutjchnationalen, der sich gegen die Anshebnng der Verfass««gSgrnndrechte durch das Ermächtigungsgesetz auSsprtcht, m namentlicher Ab« ütmnurna mit 2S2 aeaen 79 Stimme« abMelelwt, ß 1 Les Ermächtigungsgesetzes wird in namentlicher Abstimmung mit 258 gegen S7 Stimmen bei einer Stimm enthaltung angenommen. 8 2 des Ermächtigungsgesetzes wird in einfacher Ab stimmung angenommen. Vor der Schlußabstimmung erklärt der deutschnattonale Abgeordnete Schulz (Bromberg), daß diejenigen Par teien, welche die Verantwortung für Sen Beschluß überneh men wollen, ihrerseits in voller Zahl anwesend sein müßten. Die Deutschnationalen würden sie dabei nicht unterstützen und würden bei der Abstimmung im Saal nicht anwesend sein. Die Dentschnationalen verlassen darauf geschloffen den Abg. Marx (Ztr.) beantragt, die Schlußabstimmung auf Sonnabend zu vertagen. Reichskanzler Dr. Stresemann: Ich habe in dieser Debatte als Reichskanzler bisher nicht gesprochen. Aber die Beschlüsse darüber, was die Negierung tut, wenn das Ermäch tigungsgesetz abgelehnt wird, stehen für mich und für die Stelle, die darüber zu entscheiden hat, fest. Wann die Ab stimmung über bas Gesetz sein soll, das ist nicht Sache des Reichskanzlers, sondern der Parteien. Der Reichskanzler hat an diesem Anträge nicht mitgemukr. Das Haus beschließt, die nächste Sitzung am Sonnabend nachmittag 1 Uhr abzuhalten mit der Tagesordnung: Schlußabstimmung über das Ermächtigungsgesetz. Stimmungsbild aus dem Reichstage. Gespannteste Erwartung lag am Donnerstag über dem Hause am Königsplatz. Um zehn Uhr wurde die Sitzung eröffnet. Tribünen und auch der Sitzungssaal selbst sind dicht gefüllt. Aber: in den ASgeordnctenreihen klaffen im merhin Lücken, und es erhebt sich die bange Frage, ob die Zahl der Anwesenden ausreichen wird, um das Gesetz durch- zubringcn. Die eigentliche Redeschlacht ist vorüber. Die Flü gelparteien gefallen sich in Obstruktionsreden, während derer der Kommunist Frölich „enthüllt". Gerüchte im Saal. Der Reichskanzler ist zum Reichspräsidenten gefahren, um von ihm für den Fall der Ablehnung dre Ermächtigung zur Auf lösung des Reichstages zu erbitten. Schließlich haben aber auch die Obstruktionsredner ihre Themen erschöpft, und die Abstimmungen beginnen. Tie erste namentliche bringt be reits die Entscheidung: Dreihunderteinnndsiebzig Abge ordnete sind anwesend. Tie Deutschnationaien, die ungefähr siebzig Köpfe stark sind, haben angekündigt, Latz sie an der Abstimmung nicht teilnehmen werden. Die notwendige Zweidrittelmehrheit ist also nicht vorhanden. Tie Koalitions parteien verhandeln im Plenarsaal eifrigst miteinander, und schließlich beantragt Marx (Zentr.) die Vertagung der Sit- zung auf Sonnabend nachmittag. Auch Herr Ledebour und Herr von Graefe kündigen an, -aß sie die Obstruktion mit machen werden, und der Kanzler erklärt, daß er im Falle der Ablehnung des Gesetzes ebenso, wie die Stelle, die darüber zu entscheiden hat, wüßte, was getan werden müßte. Also: Auflösung des Reichstages. Es wird nach dem Anträge des Abgeordneten Marx beschlossen. Was wird der Sonnabend bringen? Wird es den KoalitionSpartcion gelingen, das Pslichtbewutztsein ihrer Mitglieder so anfznrntteln, daß sie sich in genügender Zahl zu der Reise nach Berlin entschlie ßen können? Vor der Neichstagsauslösung? Dem Vernehmen nach empfing Lex Reichskanzler eine Reihe von Pressevertretern, Lenen er mitteilte, daß er sich noch am Schluß der gestrigen Sitzung des Reichstages er neut mit dem Reichspräsidenten in Verbindung gesetzt habe. Auf seinen Vorschlag habe der Reichspräsident wiederholt, daß der Reichstag ohne weiteres aufgelöst werden solle, wenn er am Sonnabend dem Ermächtigungsgesetz nicht zu stimme. Gehe das Gesetz durch, so werde dem Reichstag, wie der Reichskanzler erklärte, sofort das Arbeitszeitgesetz mit der strittigen Frage des Achtstundentages zur Erledigung vorgelegt werden. Falle das Ermächtigungsgesetz dagegen, so habe der Reichskanzler freie Hand für alles weiter?, was die Stunde erfordere. Besprechung der Fraktionssiihrer. Die Fraktionssiihrer -er Koalitiouspartcie» traten gestern abend zn einer Sitzung zusammen, um die durch die parlamentarische Krise herbeigeführte Lage eingehend zu er örtern. Von den Demokraten wurde eine Vermittlungs aktion eingeleitet, die Las Abstimmungsergebnis am Sonn abend sichern soll. Zn diesem Zwecke sind die Demokraten an die Sozialdemokraten mit dem Ersuchen herangetretcn, den Fraktionszwang ansznhcbcn und ihren Mitgliedern die Abstimmung freizugeben. Auch von den anderen bürger lichen Koalitionsparteien wurde an die Sozialdemokraten der gleiche Wunsch gerichtci. — Wie der „Vorwärts" meldet, stellte die sozialdemokratische ReichStagSsraktion nach mehr stündiger Beratung fest, daß «S bei dem bisherigen Frak- tionSbrauch bleiben solle, wonach den Mitgliedern nicht ge- - stattet ist, im Reichstag gegen de» Fraktionsbcschluß zn stim me». Wie die Fraktion weiterhin feststcllt, geht ihr Wille dahin, baß das Ermächtigungsgesetz am Sonnabend mit -er verfassungsmäßigen Mehrheit angenommen wirb. - Poiiirarks Antwort. In einem Augenblick unbeschreiblicher innrrpolittschrr Wicrsal und geschwächter Regicrungsantorität inuß das Reichskabmcit über die zur Zeit bedeutsamste außenpolitische Angelegenheit beraten: Tie Antwort, die Minister präsident Poincarö dem deutschen Geschäfts träger auf die Anfrage gab, ob und unter welchen Be dingungen Frankreich und Belgien bereit seien, mit der deutschen Negierung übsr die Wiederaufnahme der Arbeit
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