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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 03.11.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-11-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192311033
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19231103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19231103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1923
- Monat1923-11
- Tag1923-11-03
- Monat1923-11
- Jahr1923
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 03.11.1923
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Riesaer O Tageblatt nnd Anrelgrr iElbebM um> Amkigeü. 76. Jahrg S57 Lragtanschriftr lkageSkatt Rttka. - Arrnruf Nr. 20. ««d Anzeiger Meblatt mw Aa-ekgerj. Da» Riesaer Dageblatt e»tt-Llt die amMche« Bekanutmachlmzen der »mttyauptmminschaft Großenhain, de» Amtsgerichts, der Amtsanwaltschaft beim Amtsgerichte und des Nates der Stadt Riesa, des Finanzamts Riesa und des HauvtzollamtS Meißen, sowie^de» KeineinderateS Gröba. Solinabertv, 3. November 1323, abends ^ä^ttniäe^LägedMl^rtchemr^eVrn^äg^öend^/^v^lh^nl^iüsnahme der vvnit- uno ifeiuagc. Bezugspreis, «egen Äoraaszaylung, ?ür d,e Zeic vom .«. ll. v:s o. ll. .c,:. ciwchl. Bringerlohn. Für den Fall des Eintretens von ProduktlonSverteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Matermiienpreise behalten wir uns das Recht der Preiserhöhung und Nachfordcrung vor. Anzeigen sür dar Nummer des Ausgabetages sind bis 9 Uhr vormittags aufzugeben und im voraus zu bezahlen; eine Gewähr für das Erscheinen an bestimmten Tagen und Plagen wird nicht übernommen. Grundorcis für die 89 ww breite, 8 mm hohe Grundschrift-Zeile <6 Silben) 129 Mk.; di« 89 mm breite Neklamezeile 400 Mt.; zeitraubender und tabellarischer Sah 50°/, Aufschlag. Der jeweils zur Berechnung gelangende Zeilenpreis ergibt sich aus vorstehenden Grundzahlen vervielfältigt mit der am Tage der Aufnahme gültigen Anzeigenschliisselzahl. Feste Tarile. Bewilligter Rabatt .erlischt, wenn der Betrug verfallt, "durch Klage eingezogen werden must oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Zahlungs» und Erfüllungsort: Riesa. Achttägige Unterhaltungsbeilage „Erzähler an der Elbe". — Im.Falle hist^rer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen des Betriebes der Druckerei, der Lieferanten oder der BefördcrungSeinrichrungen — hat der Bezieher keinen'AnGruch auf Lieferung oder Rachlic'erung der Zeitung oder aus Rückzahlung des Bezugspreises. Rotationsdruck und Verlag: Langer L Winterlich. Riesa. Geschäftsstelle: Gokthestraste SS. Verantwortlich sür Redaktion: Heinrich Ublemann. Riesa: für Anzeigenteil: Wilbelm Dittrich, Riesa. Schsiissclwkst: 1OS Millionen. MMt »kl «WW WWWs. Das Ende der Großen Koalition. In ihrer gestrigen Fraktionssiknng bcschlost die sozial demokratische Fraktion nach einem Referat des Abgeordneten Müller-Franken, ihre Mitglieder aus dem Ka binett Stresemann sofort zurückzu ziehen. Der Beschluß wurde mit alle« gegeu 1v Stimmen gefaßt. Nach der Fraktionssitzug der Sozialdemokratischen Par tei wurde der Reichskanzler von dem Beschluß der Fraktion in Kenntnis gesetzt, die sozialdemokratischen Mitglieder des Kabinetts, Reichsinnenminister Sollmann, Reichöjustizmiui- ster Dr. Raddrucks und Reichsministcr für Wiederaufbau Robert Schmidt würden airs dem Kabinett auSscheidrn. Das Demissionsgesuch angenommen. Der Reichskanzler hat das Demissionsgesuch der drei sozialdemokratischen Reichsminister entgegengenommen und -em Reichspräsidenten zur Entscheidung weitergereicht. Der Reichskanzler zur Lage. Fn der gestrigen Besprechung mit den Führern der so zialdemokratischen Partei und den Führern der bürgerlichen Koalitionsparteien führte der Reichskanzler auf Grund der oorangegangenen Aussprache mit den nicht-sozialdemokrati schen Ministern folgendes aus: Durch die Tatsache, das; es die sozialdemokratische Partei für richtig befunden hat, ihre Forderungen durch die Presse bekannt zu geben, sei die Sitnatio« außerordentlich erschwert worden. Selbst wenn die Mehrheit des Neichskabinetts an sich eine Möglichst gesehen hätte, den sozialdemokratischen Forderungen zu ent sprechen, so sei durch die Veröffentlichung ein derartiges Entgegenkommen der Neichsregierung fast ausgeschlossen worden, weil damit der Eindruck erweckt worden wäre, daß die Reichsregiernng sich dem Willen einer cinzeluen Partei »enge und ihre Handlungen von der Sozialdemokratie diktieren ließe. Der Vorwurf, den weite Bolkskreise bisher mit Unrecht gegen das Kabinett Stresemann erhoben hätten, daß es unter bestimmendem marxistischen Einfluß stehe und handle, wäre dann in der Oefsentlichkeit als richtig und erwiesen angenommen worden. Aber auch sachlich seien der Reichskanzler und die bürgerlichen Mitglieder Les Kabi netts nicht in der Lage, den sozialdemokratischen Forderun gen zu entsprechen. Weder die allgemeine innerpolitische Lage, noch vor allem die Verhältnisse in Sachsen und an der bayerisch-thüringischen Grenze gestatteten zur Zeit eine Aufhebung des Ausnahmezustandes oder seine Abänderung in eine Form, die die vollziehende Gewalt einer Zivilbehördc übertrage. Auch einen Zeitpunkt anzugeüen, an dem die an sich sicherlich erwünschte Aufhebung des Ausnahmezustandes erfolgen könne, sei unter den obwaltenden Umständen nicht möglich. Dies sei abhängig von der ganzen Entwicklung der Verhältnisse. Daneben würde durch eine Abänderung des Ausnahmezustandes in diesem Augenblick auf Grund der sozialdemokratischen Forderungen in der Reichswehr, die verfassnngs- und pflichtgctreu ihre Schuldigkeit getan habe und tue, LaS für sie und die Reichsregiernng nicht tragbare Gefühl erweckt werden, daß der Reichswehr ans Vertaugeu einer politischen Partei hin nnangebrachtes Mißtrauen ge zeigt würde. Was wird nun geschehen? Auf die Frage, was nach dem Austritt der Sozialdemo kraten aus der Reichsregiernng geschehen werde, werden von den Blättern zwei Möglichkeiten genannt: entweder der Reichskanzler erklärt den Rücktritt des gesamten Kabinetts oder cs findet eine Ergänzung des jetzige« RumpskablnettS statt. Zn parlamentarischen Kreisen hält man die letztere Möglichkeit für die wahrscheinlichere. Man spricht von der Bildung einer Regierung der bürgerlichen Arbeitsgemein schaft, also aus Zentrum, Demokraten und Deutscher Volks partei. Als wichtigste Folge des Verfalls der großen Koa lition wird von den Blättern Las Antzer-Krafttretr» des Ermächtigungsgesetzes bezeichnet. Tie auf Grund des Ge setzes erlassenen Verordnungen bleiben jedoch in Kraft. Die weiteren Ätaßnahmen der Regierung könnten nach dem Fortfall des Ermächtigungsgesetzes auf Grund des Artikels 48 der Ncichsverfassung crgrisfen werden. Uetzer bas Verhalte» der Sozialdemokratischen Partei schreibt der „Vorwärts", daß das Neichskabinctt auf eine Unterstützung der Sozialdemokratie nicht mehr rechnen könne. Die Sozialdemokratie werde es jedoch auch außerhalb der Regierung nicht unterlassen, eine scharfe Trennungs linie zu ziehen zwischen ihren überlegenen Kampfesmetho« den und den sinnlosen Pntschtaktiken der Kommunisten. Daß der Verfall der großen Koalition im Reiche nun auch eine Sprengung der großen Koalition in Preußen zur Folge haben würde, wird von den Blättern als unwahr scheinlich bezeichnet. DaS Zentrum, die Demokraten und die Sozialdemokraten hielten in Preußen an der großen Koali tion fest. Die Stellung der Deutschen Bolkspartei steht noch nicht fest. Stresemann will mit dem Numpfkabinett beginnen. Wie mir von unterrichteten Kreisen hören, wird der Reichskanzler mit dem ihm verbleibenden Kabinett die Rc- gierrmgögcschäste zunächst weiter siihren und versuchen, eine Ergänzung des Kabinetts in Lieser oder jener Form vor- znnehmen, damit keine Unterbrechung in den Regierungs geschäften geschieht. Das Ermächtigungsgesetz sei nur for mell erledigt, da es nach seiner Fassung wäre, wenn eine parteipolitische AerrLerung in der Zusammensetzung des Neichskabinetts erfolgt, es feien aber bereits die nötigen Verordnungen erlassen, die Gültigkeit behielten. Neichstagsauflösung? Der „Berliner „Lokalanzeiger" schreibt: Sollten sich wider Erwarten im Reichstage sehr erhebliche Schwierig keiten für die Wetterführung der Arbeiten durch bas Rumpf kabinett ergeben und sollte dabei die Neubildung einer Re gierung, die eine parlamentarische Mehrheit finden sollte, sich als unmöglich erweisen, so würde man unter Umständen wieder mit der Möglichkeit einer Neichstagsauflösung zu rechnen haben. PoinearLs Fangnetze. Napoleon I. hat in seinen Lebenseiiunsrungen einmal die nachstehende, durch die Geschichie leider immer wieder bestätigte Erfahrung uiedergeschrieben: „Gegeu Deutschland Habs ich vor allein den Blick gewendet. Zwiespalt brauchte ich nicht zu stiften unter ihnen, denn die Einigkeit war aus ihrer Mitte längst gewichen. Nur meine Siebe brauchte ich zu stellen, und sie liefen mir wie, scheues Wild von selbst hinein. Untereinander haben sie sich erwürgt und glaubten, damit endlich ihre Pflicht zu tun. Leichtgläubiger ut kein Volk gewesen und törichter kein anderes auf Erden. Keine Lüge ist so grob ersonum worden, der sie nicht in unbegreiflicher Albernheit Glauben beigemessen hätten. Die törichte Mißgunst, womit sie sich untereinander ange feindet, habe ich zu meinem Gewinnste wohl gehegt. Immer haben sie nnhr Erbitterung gegeneinander als gegen den wahren Feind gezeigt." Ungefähr ein Jahrhundert, nachdem diese Worte nie dergeschrieben waren, hat das deutsche Volk wieder einmal den geschichtlichen Beweis sür die Feststellungen des gro ßen Menschenkenners und Völkerkenners erbracht. Mit vollendeter Meisterschaft haben die Völker der Entente in der Vorbereitung und im Verlaufe des Weltkrieges die deutsche Schwäche der Leichtgläubigkeit gegenüber feind lichen Einflüsterungen und der SelbstzersleischungSsucht auszunutzen gewußt. Tas Märchen vom deutschen Mili tarismus und von der monarchischen Despotie hat nir gendwo so ernsthaften Glauben gefunden, wie in Deutsch land selbst, das seilten staatlichen Bestand lediglich der musterhaften Organisation des WehrgedankenS inmitten kindlicher Völker zu verdanken hatte, und das sich der iürgerlich freiesten und vor allen Dingen saubersten Ver- assung der Welt zu erfreuen Haire, von den Errungen- chaften einer mustergültigen Sozialfürsorge ganz abgesehen. Im Vertrauen auf die Vierzehn-Punkte-Lüge hat das deutsche Volk, während der Feind an den Grenzen stand, gegen seine Führer rebelliert und hat den Lohn für seine Leichtgläubigkeit empfangen. Monarchie und Wehrmacht Wird beseitigt. Nun gilt es, um den letzten Rest natio nalen TaseinSwillens und völkischen Zusammengehörig keitsgefühles zu ertöten, neue „grobe Lügen" für die „unbegreifliche Albernheit" der Deutschen zu ersinnen, um »u. sprech««. Der kleine Napoleon Poincarö macht seinem Lehr meister Ehre. Er bemüht sich, mcht nur in der Welt, son dern auch im deutschen Volke den Eiuoruck zu erwecken, als sei nicht Frankreichs Rachsucht und Vecniclüungswillc, sondern Deutschlands Verstocktheit und Zahlungswcigerung an dem gegenwärtigen Chaos schuld. Die breiten Massen, die am eigenen Leibe die Folgen einer über eigenes Können erfüllten Kontributionspolnik verspüren, sollen zu den wirt schaftlich führenden Schichten, besonders zur Industrie und zur Landwirtschaft, iu einen Gegensatz hineingetrieben werden, dessen Auswertung Frankreich die Mühe der Zer störung dieser letzten Wohlstandsauellen abnunmt. So schwatzt Poincare in jeder seiner Reden von den „unge heuren Reichtumsquellcn" der deutschen Wirtschaft und das in einer Zeit, in der die Industrie gezwungen wird, einen Betrieb nach dem anderen stillzulegen, in der das Reich nicht über hinreichende Zahlungsmittel verfügt, um der Land wirtschaft die Ernte iu einer Form zu vergüten, die eine Beschaffung neuen Saatgutes und der wichtigsten Bctiiebs- bedürfuisse sicherstellen. Der Hinweis auf die „Propaganda der Revanche und des Hasses" soll ebenfalls dir deutschen Volksschichten gegeneinander erbittern, obwohl eigentlich jedes Kind wissen müßte, daß angesichts der französischen Schreckensherrschaft eine ausdrückliche Propaganda gar nicht nötig wäre. Wir erleben das gleiche Schauspiel wie vor dem Kriege und während des Krieges, als keine Lüge der Feinde gegen das deutsche Regierungssystem zu nieder trächtig war. als daß sie nicht Verbreitung und Glauben gefunden hätte. Der Vertrag Krupps mit de« Franzosen unterzeichnet. Es verlautet, daß gestern nachmittag der Vertrag mit der Leitung der Krupp-Werk« unterzeichnet worden sei. Für Krupp hätten die Herren Sorge, Förster und Gönn» unterschrieben. Die näheren Bedingungen konnten noch nicht veröffentlicht werden, weil noch Verhandlungen mit StiuneS im Gange seien, die dadurch beeinflußt werden könnten. Es wird nur gesagt, daß di« Abmachungen »um größten Teil di« Kohlensteurr betreffen, die in ausländischen LS» »rbalte». Die Arbeit in den Zechenwerkcn soll bereits beute deatnneu und allmählich den früheren Leistungen angenähert werden. Tie euMch-franziisüche Auseinandersetzung über de» französische» Separatismus. Ter amtliche englische Schritt gegen d-e fron',nsischc ..Unterstülliino". da« heißt Hervorriisuua und künstliche Lebendigerhaltiiuo dec sogenannten sevoratisiischen Be wegung. wird in Doris, so ungugenebm mau ibn zur Zeit empfindet, nickt allm tragisch gciinmmen. Seitdem England ähnlich wie Tclttscülcmd. in die Stellung eines noten schreibenden Handlungen nusiveisendeu Staate" --cd-'ängt ist, mackt man fick die Behandlung caalsicker Wünsche sehr leicht. Bestenfalls gibt mau unverbindliche allgemein ge. baltene Erklärungen ab, o.hne ia der Socke irgendwie aucb nur einen Schritt entgegenzukommen. Tie offiziöse Antwort Frankreichs gebt in vieler Nichtachtung noch weiter Während bisher Frankreichs völlige Intereffeulosigkeit ar. innerdeutschen Angelegenheiten betont worden war, bemüht man fick kaum noch, die sran'ösiscken Pläne zu leugnen. Offen aibt der „TempL" zu. daß Frankreich seine Finger in dem Narrenipiel am Rhein habe, welches doch zu den „innerdeutschen" Angelegenheiten gehört, und weist die Auffassung Englands zurück, als schränke der Friedens vertrag die Befugnisse Frankreichs nach die'-w Richtung ein und schreibe die Achtung dec deutschen Westgrenze vor. Weil Tciitickland Leu Eintritt in den Völkerbund und di« damit verbundene Anerkennung des sctzwen Besitzstandes, wie er durch den FriedenSvertrag aeschpsicu sei. immer noch binauszögcre, deshalb brauche Frankreich die deutschen Grenzen auch solange nickt auziicckcuncn. Run ist es hnu länglich bekannt, daß gerade Frankreich bisher Deutschland den Eintritt in den Völkerbund unmöglich gemacht hat dnrck leine Weigerung, Deutschland als gleichberechtigt a»zuerkeiinen, sowie durch seine ganze politische Haltung in Genf. Iu Richtung der Erklärung der Verhältnisse ist diese neue „Begründung" der icanzösischen Eiuniiichnngs- und Raubvolitik von größtem politucheu Wert. Es bleibt ab.nrmartcii, ob sich die Negierung diesem Standpunkt ihres offiziösen Blatte« ancki olsizicll anschlicfcu wird. Die Londoner „Daily NcwS" führt in einem „Ein schmutziges tveschäft" überschriebenen Leitartikel au«, Frankreich könne natürlich ein Versprechen, Reparationen zu bezahlen, von jener Bande von Abenteurern und Spitz buben erlangen, für die der Malin „moralische Autorität" beansprucht. Tiefe würden wahrscheinlich alles versprechen, aber Frankreich könne von ihnen Reparationen sicher nicht aufgrund der Bedingungen de« FrieLeusvertrages eintrcibeu, der ein Kontrakt zwischen den Alliierten und Deutschland war. Poincara bade gestern von neuem versickert, daß der Versailler Vertrag rin „heiliges Ting" für Fcautrc.ch sei, daß er „mit Blut besiegelt" lei nnü daß Frankreich „nicht zulassen würde, daß er angetastet" werde. Daily News erklärt, es erscheine keineswegs unverschämt. Voinccr« daran zu erinnern, daß viel Blur, das nickt französisches Blut war, sür den Versailler Vertrag vergossen wurde und daß cs Frankreich sei, das im gegenwärtigen Augenblick diesen Vertrag zerreiße. Art rmsere Leser! Die Bezugspreise der Zeitungen bleiben trotz der Er- Höhungen in jeder Woche immer weiter hinter den Herstel lungskosten Ler Zeitungen zurück und reichen tatsächlich kaum mehr ans, um die Kosten des Nachrichtendienstes, die Löhne und Gehälter zu bezahlen, während Ccw.tz für da verdruckte Papier bei diesen Bezugspreisen überhaupt nicht mehr zu beschaffen ist. Infolgedessen bringen die Zeitungen wie kein anderes Unternehmen, solange es geht, riesige Opfer, denn selbst bei über den Frieüeusstand hinausgcbcn- Len Bezugspreisen können die Zeitungen nicht einmal mehr die Materialkosten weder aus Bezugs- noch Anzeigcnprci sen decken. Nach der letzten amtlichen Notierung löstet ein Wagen Zettungsdruckpapier, der in Goldmark bezahlt wer den mutz, neunzig Billionen Mark gegen früher zweitauient Mark. Die neuen Erhöhungen der Post-, Telegraphen- unk Telephongebühren wirken sich im Zeitungsbcrricb begreif, licherweise vervielfacht auS. Alles dies in Zusammenwir kung mit den anderen seit einer Woche wieder maßlos ge stiegenen Belastungen der Zeitungen und dem neuen Mark sturz zwingt die Zeitungen in ganz Deutschland auch bei größter Rücksichtnahme auf ihre Bezieher zu entspreche«! neuen Erhöhungen, die der nntcrzeichncte Verlag wieder um so niedrig wie nur denkbar bemessen hat. Verlag des Riesaer Tageblattes. Für die Zeit vom 8. bis S. November kostet das Riesaer Tageblatt 87 Milliarden Mark einschließlich Bringerlohn, Wir bitten unsere Bezieher, diesen Pctrag möglichst un- ter Vermeidung kleiner Scheine rechtzeitig ab heute be- reitzuhalteo, damit unseren Zeitungsbotcn das Einka,stieren und die Abrechnung mit der Geschäftsstelle erleichtert wird. Auswärtiges Notgeld wird nicht in Zahlung genommen. Die Beziehe?, die am Sonnabend, den 3. November (1. Tag der neuen BezugSwochej, die Zeitung entgcgenneb- men, bekunden dadurch ihr Einverständnis mit der Weiter lieferung und sind zur Weiterzahlung verpflichtet, falls sie nicht die zugcstellte Zeitung dem zum Kassieren des Be zugspreises später vorsprechenden Boten zurttckgeben.
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