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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.11.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-11-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192411207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19241120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19241120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1924
- Monat1924-11
- Tag1924-11-20
- Monat1924-11
- Jahr1924
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.11.1924
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Riesaer D Tageblatt ««dA«;etgrr Melilatt «nd Achtigerf. «ra-t-ns»Mr r^.rlatt Riesa. Das Riesaer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanutmachllugeu " ' ' der AmtShanhtmanuschast Srodenhain. des Amtsgerichts, der AmtSanwaltschaft beim Amtsgerichte and de» —Rates der Stadt Riesa, des Rnaazamt» Riesa «nd de» HanptzoUamtS Meiden. Postscheckkonto; Dresden 188» Sirokals» Riesa Nr. 5L 271. Donnerstag, 20. November 1024, abends. 77. Jahrn. Da» Riesaer Tageblatt erscheint jeden Ta« abend» '/,« Uhr mit Ausnahme d» Sonn, und Festtage. Vezu-Spre»». gegen Vorauszahlung, ,ur einen tllivnai 2 Vlarl eö Pjennig durch Post oder durch Aalen. Fiir den Fall de» Eintreten» von ProduttionSverteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Materialieirpreise behalten wir uns da» Recht der Preiserhöhung und Rachfocderung vor. 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Verantwortlich für Redaktion: Heinrich UHIemann, Riesa: sllr Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich. Ri«ja. MW»»M»»!k MW«»« Wk MM. BPD. Berlin. Die Enthüllungen der französischen Linkspresse über die Nolle, die Poincars vor dein Ausbruch des Weltkrieges gespielt bat. haben in den Berliner voliti- scheu Kreisen ungeheures Aufsehen hernorncrufen. Obwohl in Deutschland an sich allgemein die Tatsache bekannt ist. daß sich über die hervorragende Verantwortung Poincarss für den AuSbruch de- Kriege- antßenttkche- Dokument- material in den von der russischen Sowjetregierung be schlagnahmten Geheimarchiven der früheren russischen Zaren regierung befindet, ist man doch außerordentlich überrascht über die Tatsache, das; nunmehr sogar in Frankreich mit dem Belastungsmaterial gegen Boiucarö offen bervoraetre- ten wird. Nicht weniger interessant sind Dementis, die von den Anhängern PoincarsS erlassen werden, und die sich ans nebensächliche Dinge berufen. Man erblickt hierin den Be weis dafür, daß die bisher in Frankreich vertretene These von der Allein chnld Deutschlands am Kriege erheblich ins Wanken geraten ist «nd daß auch die eifrigsten Bemühungen, die Enthüllungen der Linkspresse zu entkräften, keinen aus schlaggebenden Erfolg haben werden. Mit großer Svan- nnug erwartet man eine Stellungnahme der französischen Regierung Herriot, die höchstwahrscheinlich unausbleiblich sciu dürfte, da die Gegner HerrjotS die Behanvtung aus gestellt haben, daß der französische Ministerpräsident den Enthüllungen über seinen Todfeind Poincars nicht fern stehen könne. In den Berliner Negierungskreisen beabsichtigt man keineswegs, im gegenwärtigen Stadium der Dinge mit irgendeiner Erklärung über die Kriegsschuldfrage hervor zutreten. Obwohl die deutschnationale Preise von der NeichSregierung stürmisch verlangt, daß sie nunmehr den Anlaß benutze, »m mit der bisher unterbliebenen Notifi zierung der Kricgsschulderkläruug bervorrntretrn. stellt man sich auf den Standpunkt, daß ein solcher Schritt vollkommen verfehlt wäre, und für Deutschland mehr denn je die Not- wendigkeit besteht, eine abwartende Haltung einzuuebmen. In Deutschland könne man es nur begrüßen, wenn jetzt auch in Frankreich diejenigen Männer offen hervortreten, die den ersten Willen haben, die wahren Ursachen des Krieges zu erforschen und sie der Oeffentlichkcit zur Kennt nis zu bringen. Ein Eingreifen Deutschlands könnte nur zur Folge haben, daß diese Männer mundtot gemacht wer den. Im übrigen verweist man auf die Tatsache, daß daS von der französischen Linkspresse veröffentlichte Material außerordentlich wichtig ist und einer rein objektiven Nach- Prüfung bedarf. Ta die deutsche Regierung den Wunsch hat, daß das Problem der Kriegsschuldirago leidenschafts los und ohne Geltendmachung politischer Prestigefragen zur Erörterung gelaugt, wünscht fie keineswegs den Eindruck bervorznrufen, als wünsche sie sich dieses Material der französischen Linkspresse zu bedienen. In Deutschland ver- fügt man aus Grund der Veröffentlichungen der Sowjet regierung über ein außerordentlich umsangreicbeS Doku mentmaterial, das, wie allgemein bekannt sein dürfte, be reits in allen deutschen Blättern auszugsweise veröffentlicht worden ist. Es wird Sache der berufenen internationalen Instanzen sein, zu einer späteren Zeit in eine objektive Würdigung dieser Tatsachen über die Schuld am Kriege einzntretcn. In den Kreisen, die dem Minister Dr. Strese- mann nahestehen, ist man daher der Meinung, daß irgend welche voreilige deutsche Erklärungen nicht zu dem Ziele führen könnten, die Frage der Kriegsschuld aus dem Be reich des politischen Streites herauszubringen. Erregte Szenen im bayrischen Landtag. ft München. DaS Plenum des bayerischen Landtages begann gestern vormittag die Aussprache zum Etat des Ministeriums des Äußern. Abg: Probst (Bayer. Volkspt.) trat für die Beibehaltung dieses Ministeriums als Ausdruck der Staatspersönlichkeit Bayerns ein, ferner für die Not wendigkeit der Erhaltung innerdeutscher Gesandtschaften. Auch die bayerische Gesandtschaft beim Vatikan müsse auf rechterhalten bleiben. Redner rvünschte weiter, daß der landsmännische Charakter der Reichswehr in Bayern auf- rechterhalten bleibe. Die beabsichtigte Verlegung der In» santerieschule «ach Dresde« sollte unterbleiben. Den Etat deS Äußern werde seine Partei genehmigen, schon als Aus druck des ungeschmälerten Vertrauens zum Ministerpräsi denten. Abg. Dill (Soz.) erklärte namens seiner Partei, baß diese gegen die Gesandtschaften in Stuttgart und beim Vatikan stimmen werde. AuS politischen Gründen lehne seine Partei auch daS Gehalt deS Ministerpräsidenten ab. Der Redner betonte, daß tn einem Wahlaufruf der Baye rischen Bolkspartei vom Jahre 1920 die innerdeutschen Ge sandtschaften als Luxus hingestellt worden seien. Dill wandte sich dann gegen die Bemerkungen des Ministerprä sidenten Dr. Held in Tuntenhausen und erklärte, daß die Sozialdemokraten den Staat und die Republik jederzeit mit Zähnen und Nägeln verteidigen würden . Er kritisierte schließlich scharf die Vorgänge beim Hitlerprozeß und daS ganze Justizverfahren. Im weiteren Verlauf der Debatte zog sich der kommunistische Abg. Schlaffer einen Ordnungs ruf zu. Der Abg. Bauer (Dtn..) betonte, daß seine Partei in die Regierung eintreten «erde, nm den Kamps gegen da» DaweSgutachten aufzunehmen. Dem Etat des Ministerium» de» Äußern stimme seine Pariei zu. Im weiieren «erlaufe der StatSveratungen im vayc- rischen Landtag kam eS zu -rre-tr« Szene« während der Rede de» völkischen Aba. »uttmau«. al» dieser, gegen den Ministerpräsidenten gewendet, eS als eine Ungeheuerlichkeit bezeichnete, daß Adolf Hitler noch in Landsücrg schmachie. Von den Bänken der Völkischen wurden beleidigende Zu rufe gegen den Ministerpräsidenten gerichtet: der völkische Abg. Straffer ries dem Ministerpräsidenten wiederholt zu: „Pfui über diese Klassenjustiz!", völkische Abgeordnete stimmten im Chore ein. In der Zwischenzeit kam eS zu lebhaften Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern der Bayerische« Bolkspartei »nd dem Völkischen Block, die in einen wirren Lärm ausarteten. Ein völkischer Abgeord neter rief im weiteren Verlaufe, zum NcgierungSttich ge wendet: „Bayern wird von einer Saubande regiert!" Prä sidcnt Königbauer konnte sich im Hause kein Gehör verschaf fen. Der Ministerpräsident verließ schließlich de» Saal; ihm folgte Präsident Kölligbauer. Die Sitzung war damit unter brochen. Nachträglich konnte festgestellt werden, daß eS der völ kische Abgeordnete Straffer war, der zum RegierungStilch gewendet, gerufen hatte: „Bayern wird von einer Saubande regiert!", worauf der Ministerpräsident den Saal verlassen hatte. Um 12,40 Uhr wurde die Sitzung wieder ausgenommen. Präsident Königbauer wandte sich an das HpuS mit der Er klärung, daß ein so schmähliches Vorkommnis, wie es sich eben ereignet habe, im Landtage noch nicht dagewese» fei. Ter Präsident erklärte, Laß der völkische Abgeordnete der artig beleidigende und ungezogene Aeußerungen gegen die Staatsregierung und den Ministerpräsidenten gerichtet habe, daß ein Ordnungsruf nicht mehr in Frage kommen könnte, und daß er den Abgeordneten Straffer auf Grund der Ge schäftsordnung wegen gröblicher Stiftung für den Rest der heutigen Sitzung ausschlietze, auf die Aufforderung des Präsidenten, den Saal zu verlassen, erhob sich b«r Abgeord nete Strasser und ries dem Präsidenten zu: „Der Schrei nach Gerechtigkeit wird damit nicht unterbunden werden." Darauf verließ er unter Heilrufen den Sitzungssaal. In Abwesenheit des Mimstererastdenirn und der Ab geordneten der Bayerischen Lttlspa'ftei sctzle hierauf der völkische Abgeordnete Buttmartti -mr-: Rede fort, wobei er erklärte, daß die LölktsTen das Gehalt des Ministerpräsi denten ablehne», um damit zu zeigen, daß sic in der schärf sten Kampfstellung gegen ihn ständen. ft München. Der GcschäflsordnungsauSschuß deS Landiags wählte anstelle des von dem Posten deS Vorsitzen den zurückgetretenen Abgeordneten Strasser den völkischen Abgeordneten Dörfler zum Vorsitzenden. Has Ministerium Held bleibt. il München. Zu den in einzelnen Blättern erschei nenden Gerüchten, bah das Ministerium Seid vor dem Sturze stehe, schreibt heute die Münchener Zeitung u. a., daß man bei solchen Mitteilungen nur lächeln könne; es handele sich dabei um nichts anderes, als um eine Wahl mache. Aegyptisches Bomvenatteutat gegen einen englischen General. Kairo, 19. November. Gegen den Sirdar der ägyp tischen Armee, den höchsten britischen Offizier in Aegypten, General Sir Lee Stack, wurden heute, als er das Kriegs ministerium verließ, zwei Bombe« geschleudert, von denen die eine explodierte. Sir Stack wurde schwer verwundet. Die Attentäter sind entkommen. Sie hatten erst eine Bombe geworfen, die nicht explodierte, und dann mehrere Revolver schüsse abgegeben, die Sir Stack, seinen Adjutanten, Chauf feur und einen Polizisten verwundeten. Sir Stack ist in das Hospital eingeliefert worden. Die Attentäter werden auf zwei oder drei Personen geschätzt. * Kairo. Zu dem Attentat auf Sir Lee Stack wird weiter bekannt, daß sich die Täter in einem Torwege ver borgen hatten. Als sie sahen, baß die von ihnen geschleuderte -Bombe nicht explodierte, folgten sie dem Auto Dir Lee Stacks in.einem Auto und feuerten einige Revolverichüsse ab. Dann bestiegen sie eine in der Seitenstraße haltende Droschke und fuhren schnell davon. Der Adjutant des eng lischen Militärbcfehlshabers, Hauptmann Campbell, wurde in die Brust und sein Chauffeur in Arm und Bein getroffen. Der Polizist, der die Attentäter verfolgte, wurde durch drei Kugeln fchwer verwundet, die Polizei glaubt, die Num mer LeS Autos zu kennen. Zaglul-Pascha, die Ndinistcr und eine Deputation der Kammer sprachen bei der Botschaftvor und drückten ihren Abscheu und ihr Bedauern über die Bluttat aus. London. (Aunkspruch.) Zu dem Attentat auf den Sirdar in Kairo schreibt Daily News, der Ernst der Lage, die eS schaffe, sei klar. ES sei unmöglich, den Anschlag vor läufig anders auSzulegen, als einen Versuch der ägyptischen Extreuristen. Rache zu nehmen für die Weigerung Englands, eine ägyptische Besetzung des Sudan zu gestatten. — Daily Telegr. sieht den Anschlag alS ein Zeichen der Unfähigkeit des bestehende« Regime» in Aegypten an, mit den Extrem inistcn fertig zu werden. Dieser Zwischenfall habe vollauf jeden Protest gerechtfertigt, der gegen da» Zugeständnis irgend welcher weiterer Vollmachten an Aegypten erhoben worden sei. — Daily Mail berichtet, daß sich daS Kabinett gestern mit der Sage in Aegypten und mit der zukünftigen ägyp tischen Politik befaßte. In gutunterrichtcten Kreisen sei er- klärt worden. Sic Regierung beabsichtige, energisch zu ver fahren, wenn notwendig, würben vielleicht Personalverän- derungen zur Durchführung dieser Politik vorgcnommen werden. London. lFunkjpruch.) In einem Leitartikel der „Times" heißt es, das in Kairo begangene Ver brechen sei zweifellos ein politisches. Weder die Regierung noch die Volksvertretung Aegvvtens noch Zaglul Pascha selbst könnten von der moralischen Ver antwortung dasür freigesprochen werden. Eine sofortige energische Aktion sei notwendig. Im „Daily Eyvreß" heißt es, die Deklaration vom Jahre 1922 müßte sofort aufgehoben werden. England muffe seine Aktionsfreiheil wieder erhalten Der Traum von einem unabhängige« Aegypten sei vorbei. Vor dn MmW »er Mm 3M. London. Daily Mail berichtet, vorausgesetzt, Deutsch land könne die Alliierten überzeugen, daß es seine Ent- woffnnnnSverpflichtiingen eriüllt habe, so würden di« britischen Truppen vielleicht «egen Ende Iannar aus Köln zurückgezogen werden. Die Frage der Räumung der Kölner Zone werde Anfang Januar erwogen werden. — Ter diplomatische Berichterstatter des Daily Herold schreibt, wie angenommen werde, sei man in Downing Street der Meinung, daß die Kölner Zone am 10. Januar geräumt werden müsse, während man am Quai d'Or'ay der Ansicht zuneige, daß die Beletzniigsperiode erst begann, als Deutsch land anfing, den Versailler Vertrag zu erfüllen, das sei letzten Sommer. Diese Frage werde in wenigen Wochen entschieden werden müssen. Tie Vernunft sage einem, daß die britische Auslegung da? allgemeine Werk der Befriedigung fördere, die französische dagegen eS behindere. London. (Funkipruch.: Dem diplomatischen Bericht erstatter des Daily Telegrapb zufolge ist es wahrscheinlich daß der Beschluß über die Räumung der Kölner Zone vor Mitte Dezember gefaßt werden könne. Es werde jedoch gehofft, daß rin Kompromiß vereinbart werden könne, dem zufolge die Besetzung bis zum Zeitpunkt der Räumung des Ruhrgebiets durch die französiichen und belgischen Streit« kräste verlängert werden würde. Tas Ailfwertlmgsproblenr. In einer von der Deutschen Liga für Menschenrecht« einberusenen Versammlung entwickelte Kammeraerictnsrat 1 Söllina ein Programm zur Löiung des Aufwertungs problems, das nach seinem Vorschlag von den republikani schen Parteien, Demokraten, Zentrum und Sozialdemokraten im Gegensatz zu den Aniwertungspläiien der Parteien der Rechten vertreten werden soll. Eine Auswertung der Reichs- und Kriegsanleihen hielt der Redner für undurch führbar und auch rechtlich nicht begründet. Bei den Kriegs anleihen sei das Volk gleichzeitig Gläubiger und Schuldner. Ihre Aufwertung würde eine unerträgliche Neudclaitung der Gesamtheit erfordern. Tic KrieqSaitleihezeiÄner hätten auch von vornherein damit rechnen müssen, daß bei einem Ver lust des Kricaes das Reich zur Rückzahlung außerstande sei. Hier habe es sich eben nm materielle Opfer iür die Kriegführung gebandelt, die nicht einmal im Vergleich gestellt werden könnten mit den weit schwereren Opfern an Leben, Gesundbeit und Existenz, d:e andere Volks genossen gebracht bätteu. Für nachweislich bedürftige Kriegsanleihezcickner empfahl der Redner jedoch eine soziale Auswertung in der Weise, daß von dem ZeichnuugSbetrag die ersten 10 000 Mk. mit 5 Prozent, die zweiten 10000 mit 3 Prozent, dis dritten und letzten 10 000 mit 2 Prozent verzinst werden. Damit müßte jedoch die Berzimung ab geschlossen sein. In besonderen Fällen könnte ädnlich wie die Kapitalisierung der Renten von Kriegsbeschädigten und unter den gleichen Kanteten eine Rückzahlung der Anleihe bis zur Höhe von 10 bis 15 000 Mk. bewilligt werden. Die Forderungen an Privatschuldner müßten ander? behandelt werden. Hier sei grundiützlich der Rechtsanspruch gegeben auf Rückzahlung des vollen Goldwertes, den der Schuldbetrag zu der Zeft hatte, als der Schuldner die Schuld einging. Tie Unfäyigkeft des Reiches zur Rück zahlung seiner Inlandsschulden gebe noch nicht den Privat- schuldnern das Recht, nun auch ihrerseits die Rückzahlung zu verweigern. Eine Ausnahme von der Aniwertung müsse nur bei den Hypotheken der Hausgrundstücke gemacht werden, weil hier die Geiahr einer allgemeinen Steigerung der Mieten vermieden werden müsse. Bei den laudwirt- schaftlichen Hypotheken und Jndustricobligationen lei jedoch unter grundwtzlicher Anerkennung des Rechtsanspruchs aus volle Auswertung praktisch nach der beraumen Ent scheidung des Reichsgerichts zu venabren, daß die Ver hältnisse von Gläubiger und Schuldner adzuwägen sind und ein billiger Ausgleich ttattzusinden hat. TiescS Ver fahren, das sich in Polen bewährt hat, le> weit zweckmäßiger als die in der dritten Steuernolvccocounng gegebene starre Begrenzung aus 15 Prozent. Bei kommunalen Anleihen und Sparkassengutbabcn müßte beim Vorhandensein einer Deckung ebenso venabren werden, wie bei den Forderungen an Privatschuldncr. Beim Fehlen einer Deckung wäre die soziale Aufwertung in ähnlicher Weise wie bei den Kriegs» anlechen am Platze. tkbtAetttkrise irr Portugal. Paris. Nach einer Meldung ans Lissabon ist daS portusieffsche Kabinett gestern mit 43 gegen 46 Stimmen tn ine Vitnderbett verseht worben. E« reichte nach B» rndignng der Sitzung feinen Niickritt ein.
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