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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 27.11.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-11-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192411277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19241127
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19241127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1924
- Monat1924-11
- Tag1924-11-27
- Monat1924-11
- Jahr1924
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 27.11.1924
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LertltcheS nun SiltvfischeS. Rlela, den 27 November 1l>24. —* Lin Ovier seine« Verns»« wnrd» am Di»n«taa abend der iiber »7 Jahre in den Marmorwerken Gustav Schulze A.-G. beschäftigt aewesrue Marmorkaner Moritz Lauschte von hier. Be'm Wenden auf der Polierscheibe fiel »ine schwere Marmorplatte um, unter welche der Unalücklich« »u lleaen kam. Er erlitt einen Bruch de« rechten Oberschenkel« und schwer» Inner» Per- letzungen, deren Folgen er nacht« Im hiesigen Krankenhaus« erlegen ist. —* Wählerversammlung der Deutschen volkspartei. Im gut belebten Saale de« Wettiner dose« hielt gestern abend Herr Geschäftsführer B i e r a st, Dresden, eine Wahlrede filr die Deutsche Volkspartei. Nickt eine 'Üelemnenge von Versprechungen, so siihrte der Redner n. a. aus, solle man erwarten. Dir unselige Ent» Wicklung unterer Zeit slihre zu einem Mablkamps», dessen Art leicht Wablmüdigkeit eiutretrn lasse. Notwendig sei, dem Volke zu sogen, wie es ist und wie eS sein miisse. In diesen Tagen, wo die Spekulation ans dir Leichtgläubigkeit der Wähler ibre Triumphe feiere, müsse sich jeder selbst prüfen, was die Wahl sür ibn bringe, wenn er au» der Not heraus wolle. Bei einer stark ausgeprägten Regierungs mehrheit hätte sich die Wahl vermeide» lassen. Dir Aus gaben hierkiir wären in der bitteren Armut d»S deutschen Volkes besser für die Volkswoblsahrt gewesen. Dir ISIS stark ausgeprägte sozialistische Regierung brachte nn« keine Erfolge, sie brachte nur Fehlschläge in außenpolitischer Beziehung durch den Versailler Vertrag, dessen Unter zeichnung in grosssprecherischer Weise gefordert wurde. Schmachvoll ist es für unsere Zeit, dass in deutschen Landen Franzosen berumziehen, Frauen schänden und sklaveubafte Dienste verlangen. Wie würde es anSsehen, wenn Deutsche in Frankreich io bandelten? Notwendig ist eine stark ein gestellte Deutsche Regierung, die ihr Handeln im Sinne deutschen Bewußtsein« sicht, eine Mehrheit von Männern, die nicht ängstlich auf die Stimme eines jeden Wähler» blickt. Erfolgreiche Politik hat die Deutsche Volkspartei getrieben, sie hat sich trotz Verminderung der Mandate bei der letzten NeichStagSmahl durchgesetzt. Eine Zeit müsse kommen, wo man die Ministerposten in festen Händen wisse. Tie Regierung geht vom Volke aus! So sage die Weimarer Verfassung. Wie solle aber eine einheitliche Regierung entstehen, wenn sich immer mehr kleinere Parteigruppen bilden, die weitere Zersplitterungen bringen? Wie solle Gemeinschaftssinn entstehen, wenn die Parteien sich selbst zerfleischen und Egoismus treiben? Solange die Wahlen nur aus einseitige Partciintercssen eingestellt sind, werde sich dir Zersplitterung im deutschen Reichstage widerspiegeln. ES werde ungeheuer ichwierig sein, eine Regierung zu bilden, die längere Zeit am Ruder sei. Jever Wähler müsse durch seine Stimme mit entscheiden helfen, daß eine mehrheits fähige Negierung zur Leistung praktischer Arbeit zu Stande komme. Ausschlaggebend müsse sein, daß die außenpolitische Lage erfolgreich behandelt werde. Redner wandte sich dann den innerpolitücken Verhältnissen zu, streifte die soziale Frage und kennzeichnete den vielseitigen Standpunkt der Sozialdemokratie in dieser Frage. Wie sehr es aus in den von der Sozialdemokratie geleiteten Betrieben? Was habe sie getan, um den Staat so stark und machtvoll zu gestalten, daß er sich behaupten könne ? WaS habe sie getan, um dir Schändungen im Ruhrgebiets zu verhindern, die sie durch internationale Versprechungen zu beseitigen glaubte? Und war habe sie getan, um die Not der deutschen Wirtschaft zu mildern? Sie hat abgeleierte Agitationsphrasen weiter getrieben und eine ungeheure Zahl von Regierungslritern und Beamten geschaffen, damit aber keinen sozialen Geist in die Verwaltung gebracht. Die vielgepriesenen außer- ordentlichen internationalen Beziehungen hat man nicht benutzt, um dem deutschen Volke zu helfen. Aus sozial politischem Gebiete hat die Sozialdemokratie, als sie die Macht batte, die Zeit wertlos verstreichen lasse». Kautsky und andere Führer hätten ebenso gehandelt wie die In» flationSschiebrr und sich aus Kosten des Volkes bereichert. Ein großer Schwindel war die Sozialisierung, denn die hierfür eingesetzte Kommission ist dis heute noch nicht zu Ende gekommen. Die Sozialdemokratie, in der Brüderlich- keit und Freiheit zweifelhafte Begriffe sind, ist unfähig zur Lösung der sozialen Frage. Sie muß deshalb ohne di« Sozialdemokratie gelöst werden. Die Deutsche DolkS- partei bade bewiesen, daß sie volksausgleichend wirken könne, wie da« in den Leitsätzen des Kollegen Thiel fest gelegt worden ist, wo die Arbeiter und Beamten an der Wertung des Kapitals teilhaftig werden sollen. Zur sozialen Frage gehöre auch die ausreichende Versorgung der Kriegs beschädigten und Kriegerhinterbliebenen, was die Deutsche Volkspartei ebeuialls als ihre Aufgabe betrachte, obwohl di« Mittel vom Reiche hierfür schwer anizubringen feien. Auf einen sozialdemokratischen Zuruf, daß Ludendorff «ine hob« Monatsrate bezöge, die anderen dagegen viel zu wenig, entgegnete der Redner schlagfertig, man möge einmal die vielen abgebauten sozialistischen Minister fragen, wa» sie für Pensionen bezögen. Zur Auswertungsfrage erklärt« der Redner, daß die Kandidaturen der beiden Aufwertungs parteien im Wahlkreise aussichtslos wären. Sie hätten besser getan, sich einer ausschlaggebenden Partei anzu schließen. Die Deutsche Volkspartei sei sich klar, daß die 3. Steuernoroerordnung nicht haltbar sei und hab« bereit» entsprechende Vorschläge in der Auswertungsfrage dem Ausschüsse unterbreitet. Zur Hebung der Wirtschaft sei das Sparen eine unbedingte Notwendigkeit. In der Beamten- desolduugsfrage trete die Deutsche Volkspartei für eine angemessene Bezahlung ein und in der Wohnungsfrage suche sie die erschwerenden Fesseln zu lösen, namentlich sei die Not der Sozial- und Kleinrentner durch Erlaß der MietzinSsteuer mit zu beheben. Die Innenpolitik hänge aber ad von den außenpolitischen Geschehnissen, wie Äepa- rationsorrpflichtungen und KriegSschuldsrage, gegen deren Aufrollung sich die französischen Arbeiter sträuben. Di« pfeifen auf die Internationale, bei ihnen kommt zuerst da« Nationalbewusstsein. Solange Frankreich, England und Amerika einig sind, solange das deutsch« Volk zwiespältig sich verhält, lei auch in aussenpolitischer Lag« kein Erfolg zu erzielen, Auf dem weltpolitischen Theater sind wir nur Puppen, wir haben keine Macht dem Auslande gegenüber. Ein kleiner Anfang zum Besseren ist zwar mit dem DaweS» Gutachten gemacht worden, doch find bei den Verhandlungen di« Machtvcrhältniffe massgebend, worauf sich auch unsere Gegner einstellen. Die Deutsche Volkspartei ist sür den Ausbau der Wehrmacht, ober nickt zum Gebrauche argen di« unzähligen Feinde de» Auslandes, sondern zur Festigung der Ordnung im inneren Lande. Ein Streit ist um de» Völkerbund entstanden. Einige wollen unbedingt hinein treiben, sie meinen, dass das nickt so schlimm werden könne. Hat man uns aber erst, dann werden dir Siegerstaaten ibre Macht dem deutschen Volke fühlen lassen. Deshalb ruhiges Blut und nüchterne Vernunft in diesen Dingen und genau erwägen, ehe wir uns in diesen Bund begeben. Wir müssen eine Macht haben, mit der die Poinear»«, und wie sie sonst alle heissen, in Zukunft rechnen müssen. Di« Menschen in unseren abgetretenen und besetzten Gebieten haben die Schikanen der fremden Willkürherrschaft bitter empfunden und begreifen lernen, was es beisst, einem Volk« anzugehüren, da« keine Plackt hinter sich habe. Erziehen wir unsere Jugend zur Wehrhaftigkeit und zu ernster Arbeit im Interesse des deutschen Vaterland««. Wer dazu Mit- Hellen wolle, der acbr iein« Stimm« am 7. Dezember der Denk jeden »olk«pae»et. — Im Anschluss au den ! beifällig anfarnommenen Vortrag wir« Herr Lokomotiv führer Zickorn auf dir «pontanen Knndarbnnarn zur Tagung der Drntichrn Volkspartei in Dortmund hin, wo di» befreiten Mnbr- und Rbeinbewobner dem Führer Strekemann besonder« zujnbeltrn. In der Aussprache meldete sick nur «in Herr »nm Wort, der die vielen kleinen Parteigrnvpierunaen in unserem Wahlkreise al» «Inen Kr«d«ichaden bezeichnete und den Standpunkt vertrat., dass drei Parteien genügten, nm da« »u erzielen, wa« wir brauchten. Wenn ein» grosse Zahl Arbeiter, die mehr dem Mittelstände sick znneiaten, auch ein» Mittelktandsvartei wählten, würde eine positive Arbeit der Regierung zustande- kommen. In Anlebnung an die Worte .Unter Volk war, unser Volk ist und unter Volk soll sein I" hob Herr Bi« rast in seiner Schlnßanipracke besonder« hervor, dass da« Schicksal de» deutschen Volke« von der Wahl jede« Einzelnen abhäng«. —* DenttchrrFraurnabend. 8«einemGätteadend mit Verpflichtung der Mitglieder hatte di« Ort«gruvve Riesa de« K S n i a i n-L u i s«. V n n de« «ingeladen. Der KSnigin-Lnise-Bund ist bekanntlich eine Vereinigung deutscher Frauen und Mädchen, die sich die Pflege nationaler Gesinnung und die Ausübung von Wohltätigkeit zur Auf gabe stellt. Die erbebende Feier, dir gestern im finnig ge schmückten Saale des .Sächsischen Hose«" stattfand, konnte sich eine« lehr starken Besuche« au« allen Bevölkerungs schichten unserer Stadt und der Umgebung rrtrenrn. Äusser vielen Frauen und Mädchen nabm eine Anzahl national gesinnter deutscher Männer an der Veranstaltung teil. U. a. batten der .Stahlhelm" und der „Werwolf" j« ein« Kameradschaft mit den Fahnen und dem Gvielmannszug« entsandt und auch der „Alldentschr Verband" war durch «ine Abordnung vertreten. Der Abend gestaltete sich zu einer würdigen, von ernstem nationlen Geiste durchdrungenen Frier. Die sorgfältig zusammengestellte Festkolge enthielt sehr wirksame musikaliscke und gesangliche Darbietungen, die im Verein mit prächtigen Rezitationen, Ansprachen und gemeinsamen Gesäugen sehr bald ein« gehobene Feststimmung schufen. Einen besonderen Glanzpunkt de« Abends bildeten einige Lebende Bilder, die in meisterhafter Darstellung die unvergeßliche Wohltäterin „Königin Luise" wunderbar verkörperten. In tirssinniarr Ansprache richtete die Vor sitzende der Ortsgruppe Riesa, Frau Molkereidirektor Hennig, h^zlichste Begrüssung«- und DankeSworte an die Festteilnebmer und gab ein kurzes Bild über Be- strebungen und Ziele des Königin-Luise-Bnudr», in dem nationalgrsinnte deutsche Frauen und Mädchen aller Kreise freundliche Aufnahme finden. „Still aber bestimmt voraehrn, zu arbeiten und zu schaffen in der unbeirrbaren Hoffnung auf das Wiedererstehen unserer deutschen Heimat sei unsere Losung; der Erkaltung und Stärkung wahren Deutschtums sei unser Schaffen gewidmet!" — Den Höhe punkt erreichte die Feier mit dem F e st vortrag der Tau« siibrerin Frau v. B a st i n e l l e r - O s s a. Aus den mit tiefer Innigkeit, aber auch mit fesselnder Begeisterung geiprochenen Worten sei folgendes hiermit wlederaegeben: Deutschlands Jugend ist Euch anvertraut. Ihr deutschen Frauen, Deutschlands Zukunft liegt in Eurer Hand! rufe ich Ihnen zu. Und von der deutschen Jugend und von deutscher Erziehung WM ich heute zu Ihnen sprechen. Schwerer hat die Hand des Schicksal» noch niemals über unserem teuren Vaterlande gelastet al» jetzt. In all dem Jammer und der Not dieser Tage ist Deutschlands Jugend unsere Hoffnung — unsere einzige — für des deutschen Bolles nun so düster vor uns lie gende Zukunft. Eindringlicher als je tritt uns deshalb die Pflicht nahe, dem Vaterland ganze und tüchtige, ar beitskräftige und pflichttreue, sich ihrer Verantwortung gegenüber der Volksgemeinschaft bewußte Männer und Frauen heranzuziehen, die trotz alles Niederdrückenden, das die Gegenwart in sich schließt, sich den Glauben an des deutschen Volkes Zukunft bewahren und fest ent schlossen sind, ihre volle Kraft einzusetzen für die Wieder aufrichtung des teuren Vaterlandes. Der Jugend ge hört die Zukunft, das ist das Schlagwort, da« gerade unsere heutige Jugend gerne im Munde führt. Gewiß ein wahres Wort, aber leider oft, allzu oft miß verstanden. Der Jugend gehört die Zukunft; aber dem reifen Alter di-e Gegenwart, so müssen Wie den Satz ergänzen, und wehe der Jugend, die sich nicht mit der Zukunft begnügt, sondern dem Älter das Recht aus die Gegenwart streitig macht. Dann erleben wir an der kommenden Jugend das, was wir heute vor sechs Jahren an der Jugend von 1818 erleben mußten. Der dümmste Bube kann Eisenbahnen zum Entgleisen bringen, er kann viele Menschen in ihrem Schaffen stören, kann die Arbeitsergebnisse anderer vernichten, aber nicht das mindeste Nützliche schaffen. Erst, wenn er selbst reif ge worden ist, kann er wirken und hat einen Anspruch auf die Gegenwart. Doch dann ist die heutige Zukunft seine Gegenwart und eine neue Jugend sieht sich einer neuen Zukunft gegenüber. Nicht von der Jugend an sich haben wir euren Aufstieg unseres Vaterlandes zu erwarten, sondern daS reise Alter mutz die Jugend fuhren. Ohne einen Kant, einen Fichte, Stein, Gneisenau, Arndt, ohne sie hätte die Geschichte niemals den Aufschwung der Jugend von 1813 verzeichnen können. Und deshalb, deutsche Frauen, ist es Ihre Aufgabe, der Jugend die richtigen Wege zu weisen, mit anderen Worten also, sie zu erziehen. Wir dürfen nicht verkennen» daß die Widerstände, dre sich dieser Erziehung entgegenstssllen, heute besonders schwere sind, aber wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Was unterscheidet denn unsere Zeit in ihren erzieherischen Einflüssen und Kräften von an deren Zeitläufen in der Geschichte der Menschheit? Wollen wir mit den äußeren, den wirtschaft lichen Verhältnissen beginnen. Sie sind dre Grundlagen des geistigen und sittlichen Lebens. Die wichtigste Eigenart im wirtschaftlichen Leben der Gegen wart besteht darin, daß dre Maschinenarbeit an die Stelle der Handarbeit, der Maschinensaal an die Stelle der Handarbeit, der Maschrnensaal an die Stelle der Werk statt getreten, der grotzgewerkliche Arbeiter an die Stelle de« Handwerkers. Dadurch wurde der Arbettsraum vom Wohnraum völlig getrennt. Die Arbeit ist au« dem Ge sichtskreise der Heranwachsenden Jugend gerückt. Sie verbirgt sich hinter hohen Mauern, sie ist eine Welt für sich, in die das Kind nur selten hineinbltcken darf. Den Menschen bei der Arbeit sieht eS nicht und die stärkste Erziehungsmacht ist damit ausgeschaltet. Ein Kind, da» die Erwachsenen arbeiten sieht, ist immer in guter Schule, selbst wenn es nicht lesen und schreiben lernen würde. Ebenso tief wird das Erziehung-Wesen durch die Wandlungen im geistigen Leben unserer Zeit berührt. Noch vor wenigen Menschenaltern war die Kirche z. B. eine Macht, die mit ihrem Einfluß in jedes Hau« hinein reichte und auf jeden Menschen einwirkte. Nur wenige entzogen sich ihrem Einflüsse, und diese Wenigen gal ten als Menschen, die vom rechten Wege abgekommcn waren. Für die Jugend war der Gortesglaube selbst verständlich, und damit dem jugendlichen Leben ein Hüter und Lehrer bestellt, der auch in den Augenblicken, wo menschliche Obhut fehlte, immer zur Stelle war. In unserer Zeit stehen die Massen der Kirche fern. Damit ist eine Welt von wunderbarem Glanz und unermeßlicher GcmtttSkrast für einen grossen Teil der Jugend versunken und verloren. Das heutige Leben ist vielgestaltiger, zcrrisfener, unsicherer als dasjenige früherer Zeiten. Eine geschäftige Press« trägt die Ab weichungen vom alltäglichen, durch die Bitte geheiligten Pfade in da» letzte Hau« hinein. Da» Kind nimmt von alledem heute ebenso KeNntni» wie der Erwachsene. Sein Weltbild w,rd mit Tatsachen und Ereignissen angefüllt, die dem vor wenigen Jahrzehnten ausgewachsenen Ge schlechte nur selten zu Ohren und noch viel seltener zu Augen kamen. Da« trifft insbesondere auf da» Familien- und Eheleben zu. Die Sittenlosigkeit und Leichtfertig- leit in vielen Familien drängt sich früh dem jugend- lichen Alter , aus und ertötet oft da» Beste im Kinde, wie ein früher Reif da» junge Blatt für immer ver- nicktet. Die nachhaltigsten Einwirkungen de« alten auf das junge Geschlecht finden im Hause statt. Andere Er- ziehungSmächte können seine Einwirkungen verstärken oder abschwächen, aber niemals ausheben. Im Hause wird dem jungen Menschenkind der Stempel ausgeprägt, den e» sein Leben lang trägt. Wie aber liegen die Verhält nisse heute »um groben Teil in den Familien? Der Vater arbeitet ausserhalb de« Hause« und nur allzu oft ist auch die Mutter gezwungen, der Arbeit auswärts nach zugehen. Dadurch wird da» Familienleben gestört, da» Kind ist sich selbst überlassen und unterliegt im gestei gerten Maße den Einflüssen der Straße. Und nun gar die Heranwachsende Jugend, dre Schule und Elternhaus verlässt und damit ihrer Fürsorge entzogen ist. Die alte Meisterlehre, die den Knaben in eine scharfe und gewissenhafte Zucht nahm, hat einem freien Arbeitsver- hältni» Platz gemacht Wenn man bedenkt, dass al» Lehr- ling im früheren Sinne mancher Knabe in ein Hau» mit alter, bürgerlicher Bildung etntrat, in die Familie ausgenommen wurde und damit Gelegenheit hatte, alle», wa» in dieser Familie heimisch war, in sich aufzunehmen, so kann man den heutigen Wandel der Drnge mit all den Anfechtungen und Verführungen nur aufS Tiefste beklagen Am Morgenhimmel jede» Kinde», das m glück- lichen Verhältnissen aufwächst, steht als leuchtende und wärmende Sonne da» Bild der Mutter, und man chem Menschen schmückt dasselbe Bild noch ungetrübt den Äbendhimmel. Die Mutter ist der lebendige, natürliche Mittelpunkt jeder Erziehung. Sie kann zwar von Schule und Leben in der Ausführung der äußeren Erziehungs maßnahmen und der unterrichtlichen Veranstaltungen übertroffen werden, aber so wenig die Sonne durch da beste elektrische Licht überstrahlt werden kann, so wenig ist es möglcch, die erziehlichen Einflüsse der Mutter durch irgendwelche künstliche Maßnahmen und Einrichtungen zu überbieten. Eltern und Geschwister, die die Familie bilden, stehen dem Kinde räumlich und zeitlich am nächsten. Tag für Tag vom ersten LebensmorgSn an, wenn noch kein fremder Strahl aus Menschenauge und Menschen seele in die kindliche Seele fällt, bilden die Glieder der Familie da» tägliche Licht und die tägliche Geistes gabe für da» Kind. Schule und Leben können viele» er gänzen, vieles verbessern, auch teilweise umgestalten, aber das innere Wesen bleibt unverändert. Und deshalb wende ich mich heute an die Mütter unter den deutschen Frauen und an die Schwestern, die ihren Müttern hilfreich bei der Erziehung zur Hand gehen können. Schafft euren Kindern wieder ein Elternhaus, ein deut sches Heim. Die Familie ist das letzte Bollwerk gegen den undeutschen, uns art- und wesensfremden Inter nationalismus. Deshalb müssen wir umso größeren Wert auf ihre Erhaltung legen. Hier im Schoße der Familie können wir unsere Jugend wieder empfänglich machen für deut schen Geist und deutsches Wesen. Und wenn eine kurz sichtige Regierung verbietet, daß in den Schulen unsere Jungen und Mädchen sich begeistern an deutschem Helden tum und aufopfernder Vaterlandsliebe, dann soll umso mehr die Familie der Ort fein, wo die Erinnerung an deutsche Taten, an deutsche Treue und deutsche Pflicht erfüllung lebendig erhalten wird. Vaterland und Deutschtum müssen ihr nach Gott und ChristuS dre höchsten Begriffe sein. Die Erweckung und Stärkung des nationalen Willens, den Wert von Schlichtheit, Spar- samkeit, Fleiß soll die Jugend stets als Ziel vor Augen haben. Der Jugend gehört die Zukunft, aber uns die Gegenwart. Wir sind die Lehrer und Erzieher des junge? Geschlechts, nrcht durch das, was wir sagen und befehlen, sondern durch das, was wir sind und tun und durch das, was wir als lebendige Persönlichkeiten bedeuten. Feiern wir, sind wir untätig, so sind andere Mächte vielleicht in demselben Augenblick umso tätiger. Die gesckätzte Rednerin schloss ibre mit stiirmisckem Beifall anfarnommenen Ausführungen mit dem Dichterwort: Frauen, di« still und stark find und mutig bereit Ihrem Volke den Segen zu heben, au» dieser schaffenden Zeit; Die aus . eigenem Borne des Leids und der Freude geben, An der Ewigkeit messen ihr Tun. ihr Wollen und Leben. Deutschland — soll «s auf eine Zukunft voll Sonne bauen — Braucht solche Frauen! An Len Vortrag schloss fich die feierliche Ver pflichtung der Vorsitzenden der Ortsgruppe Riesa. Fran Molkereidirektor Hennig, durch die Gausührerin an, worauf unter den gedämpften Klängen des Deutschland liede» di« Verpflichtung der Mitglieder durch die Orts- gruppenvorsttzende erfolgte. — Die bestens verlaufene Feier erreichte gegen '/,12 Uhr ihr Ende. —* Von den Lichtspieltheatern. UT. (Goethe-. ftratzr): DieFlammr. Schauplatz der Handlung ist da» Quartier Latin des Mont Martreviertels, da« Elysium aller Bonvivants, das Dorado der Pariser Apacken und di« Wohnstätte der Grisetten. In den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts spielt das neckische und leichtsinnige Stück, über dessen tragischen Schluss der Hobe Gedanke der Mutterschaft einen verklärenden Schimmer legt. „Di- Flamme" ist ein rckter Luvitsck, ein Film, der bereits jenseits des Ozean« seine Zündkrast erprobt hat Di« Flamme", — di« Flamme eine« jungen Komponisten, der yochfliegende Pläne bat, hoch, bi« binaus in die entlegensten Gefilde seiner Muse, aber, weltfremd, wie er bei seiner Mutter, der alternden Witwe ausgewachsen ist, von irdischen Dingen keine Ahnung bat. Seine Flamme, di« ihm wie ein Irrlicht auf dem Weg von ungrfähr begegnet, entzündet seine Phantasie, erscheint ihm bimmlisch, dabei ist e» rin recht irdische« Klämmchen. E« wohnt im Bordell und ist Kokotte. Er lernte sie kennen bei einem Sturmwind aus der Gaffe, al« ihm sein Stoss Noten weggeblasen, und die Notenblätter ring» in di« Wasserlachen zerstreut wurden, Sie half ihm aufheben. Trug mit ihm dir kostbaren ver schmutzten Manuskriptblätter nach Hause. Liess sich von ihm wa» auf dem Flügel vorspielen. Ging dann wieder. Er kann st« nicht vergrffenr »r sucht sie im Frrudenbaus« auf, bewaffnet mit einem Blumenstrauss, begleitet von seinem Freund, einem geschickten Rou» und Bonvivant» der junge Komponist bat keine Ahnung, wo er sich befinde^ denkt: Pensionat. Der Ron» entdeckt, dass seine« Freundes Flamm« gleichzeitig die seine ist oder grwesen ist, aber ist vorläufig verschwiegen. Ein erschütternde« Lebensbild entrollt da« Filmwerk in allen seinen Teilen. Zentraltheater Gröba. „Aus aefährllche» Spuren", lieber die Uraufführung wird geschrieben l Der neue Harry Piel-Film hat bet seiner Premiere einen außerordentlich freundlichen Empfang bekommen: und da mit Recht. Das Manuskript von Lantz und Btrtnsky ist ohne literarische Ambitionen, „auf Spannung ge arbeitet" und erfüllt diesen seinen Zweck durchaus. Wenn die Handlung im Anfang manchmal etwa» schleppt, s» wirb die- mehr al- au-gegltch«» durch hübsch« WUue»>
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