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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.12.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192412027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19241202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19241202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1924
- Monat1924-12
- Tag1924-12-02
- Monat1924-12
- Jahr1924
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.12.1924
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Drahtanschrift: ragevkatt Riesa. Das Riesaer Tageblatt eatbSlt die amtticheu Bekauutmachuuaeu Vostscheckkonto: Dresden 1830 der SmtSyav-tmanuschaft Grossenhain, des Amtsgerichts, der AmtSanwaltschaft beim Amtsgerichte «ud de» Rates der Stadt Riesa, des Finanzamts Riesa und des HauptzoUamt» Meide». ^.° 281. Dienstag, 2. Dezember 1S24, abends. 77. Iabrg Da« Riesaer Tageblatt erscheint jede« Ta« abend» '/,« Uhr mit Ausnahme der Sonn» und Festtage. Bezugspreis, gegen Aorauszohtuna, iur einen Monat 2 >^Iark 2ö Psennig durch Post oder durch Roten. Für den FaU de» Eintretens von ProduktionSoerteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Materialienpreise behalten wir un» da» Recht der Preiserhöhung und Rachforderunz var. Anreizen «L" die Lummer des ÄrGgabetageS sind bis S Uhr vormittags auszuaeben und mi wraus zu bezahlen: eine Gewähr siir da« Erscheinen an bestimmten Tagen und Plagen wird nicht übernommen. GrundareiS für d-e 3' mm ereite, -i wm hohe Grunbschrist-Zeile lö Silben. 2ü Gold-Pfennig« di« öS nm breit» Reklamezeile ISO Gold-Pfennige: zeitraubender und tabellarischer Sag Ausschlag. Feste Tarife, bewilligter Rabatt erlischt, wenn oer Petrag verfällt, durch Klage eingezogen werden mug oder der Auftraggeber n Konkurs gerät. Zahlung«- und Erfüllungsort: Rieia. Achttägige Unterhaltungsbeilage .Erzähler <.n uer Elbe" — Fm Falle höherer Gewalt - Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen des Betriebes der Druckerei, der Lieferanten oder der Beförderungseinrichtungen — hat der Bezieher einen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder aus Rückzahlung des Bezugspreises. Rotationsdruck und Verlag: Langer L Winterlich, Rieja. Geschäftsstelle: Goethestraße 5-. Verantwortlich für Redaktion: Heinrich Uhlemann. Riesa; für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich, Riesa. DaS angebliche Herriot-Memorandmn. Berlin, 2 Dezember. BBD. In den Berliner politischen Kreisen beschäftigt man sich scbr lebhaft mit einem angeblichen Memorandum deS französischen Ministerpräsidenten Herriot, da? den Plan zu einer Rekonstruktion der deutsche» Reichswehr» organisation enthält und das angeblich auf Grund von Besprechungen zwischen dem französischen Linksblock und Führern der deutschen Demokratie ausgestellt worden sei, mit dem Ziele, die deutschen republikanischen Strömungen zn stärken» nm ans der Basis gemeinsamer Arbeit den Frieden Europas zu sichern. Die demokratischen Blätter bezeichnen das Dokument als gefälscht nnd behaupten, daß die Teutsibnationalen damit eine „Wahlbombe" zur Explosion bringen wollten, um ebenso wie in England mit dem Sinowjewbries einen entscheidenden Schlag sichren zu können? Es scheint jedoch, daß diese Vermutung nicht ganz zntrifft. DaS Dokument ist nämlich in keiner Weise dazu geeignet, überhaupt irgendwie ernst genommen zu werden und wird selbst von den dentschnationalen Blättern nicht als authen tisch angesehen. Die Reorganisation der Reichswehr ist eine ansschliestlich deutsche Angelegenheit und kann daher auch keineswegs von französischer Seite zum Anlaß einer diplomatischen Aktion genommen werden. Das angebliche Herriot-Memorandnm enthält den Vorschlag, daß General von Sceckt dadurch ausgeschaltct werden soll, daß der ReickSwehrniinister selbst die militärische Oberleitung der Reichswehr ausiibt. Schon dieser vollständig unsinnige Vorschlag beweist, daß das Dokument von ganz uneinge weihten Kreisen sabriziert worden ist. Ta das zur Ver breitung gelangte Exemplar in russischer Sprache abgcfaßt ist, wird in de» Berliner politischen Kreisen die Vermutung ansgewrochcn, daß eS von bolschewistischer Seite irgend- weichen Persönlichkeiten in Deutschland in die Hände ge spielt worden ist, um damit den deutschen Rechtsparteien ein Schnippchen zu schlagen, denn die Abfassung ist so ge halten, daß die Demokraten dadurch garuicht einmal belastet werden. Wenn z. B. behauptet wird, daß es der Zweck der ganzen Aktion sei, die demokratischen Richtungen in Deutsch land zn stärken, so wird absolut nichts Rcnes behauptet, denn die^ französischen LinkSpolitikcr baden schon immer in ihren öffentlichen Erklärungen den Wunsch ausgesprochen, daß die Demokratie in Deutschland gestärkt werden muffe, damit die Wiederkehr PoincarSs i» Frankreich verhindert werden könne. In den dcurschnationalen Kreisen glaubt man sogar an die Möglichkeit, daß die Veröffentlichung gerade von dcnio» krateusreundlichcr Seite veranlaßt wurde, um damit die Wahlpropaganda der Demokraten zu fördern. Wie dem auch sein mag, cS sind bestimmte Beweise dafür vorhanden, daß es sich um eine grobe Fälschung handelt. In den Kreise» der Ncichsregierung weist man darauf hi», daß das gauze Dokument nicht excstieren könne, weil es sich die konservative Negierung in England sicherlich ernstlich ver beten haben wurde, au einer Aktion mitzuwirkc», die zur Stärkung irgendeiner Partei in Deutschland bestimmt sei. England und Italien, die doch zu den alliierte» Mächten gehören, an die das „Memorandum" angeblich gerichtet sein soll, wäre» doch keinegswegS durch derartige Argumente zur Unterstützung einer Aktion der französischen Regierung zu gewinnen gewesen. Im übrigen könne man ja auch ab» warten, ob hinsichtlich der Reichswehr derartige Forderungen gestellt würden, die dem Versailler Vertrag widersprechen, und deren Unsinnigkeit ohne weiteres jeden militärischen Sachverständigen auffallen würde. Auch im Reichswehr» Ministerium hält man daher das Dokument für eine Fäl schung, denn die darin enthaltene „Umgruppierung" würde absolut gar keinen Zweck haben könne», weil sie an der Organisation der Reichswehr grundsätzlich nichts ändern würde. Kommunistische Angriffe ans Reval. -(Reval. Tic Estnische Tclegraphen-Agentnx meldet: Gestern vormittag haben die Kommunisten versucht, sich der RegierungSgewalt zu bemächtige«. Zu diesem Zweck hatten sie Banden von 5 bis 10 Mann organisiert, die sich, mit Gewehren und Handgranaten bewaffnet, »n gleicher Zeit der Bahnhöfe, der RegierungSgebäude. de» Landtags» gebäudcs, der Posten, der Polizei und der Telephonzentrate bemächtiaten. Im Verfolg des Putschversuches wurde eine Reihe Personen getütet. Die Trnvven unterdrückte« den Aufstand nnd stellten die Ordnung in zwei Stunden wieder her. Die Zahl der Opfer übersteigt wahr scheinlich SO. unter den Toten befindet sich auch der Berkehrsminister Kark. In ganz Estland ist der Kriegs- »uftaud proklamiert worden; General Laidoner ist zum Oberkommandicrenden mit außerordentlichen Vollmachten ernannt worden. Die RegierungSgeschäfte nehmen ihren normalen Fortgang, die Stadt ist wieder ruhig. Zu dem kommunistischen Putschversuch verlautet weiter, daß die Ordnung völlig wieder hergestellt ist. In den Provinzstädten ist alles ruhig geblieben. Die Verluste iinf Seiten der Truppen und der Polizei belaufen sich auf 18 Tote. Die Verluste der Kommunisten sind weit größer, vorläufig aber noch nicht zahlenmäßig festzustellen. Etwa 60 Kommunisten sind verhaftet und einem Stand» gericht übergeben worden. Die Bölkerbnndsfrage vertagt. Berlin, 2. Dezember. Großes Aufsehen erregt in Berlin eine Aenßernng der Genier BölkerbundSkreise, wo nach man der Teilnahme Deutschlands am Völkerbund gegenwärtig nickt mehr die große Bedeutung beilege, wie das noch vor zwei Monaten der Fall mar. Die Frage der Zulassung Teutscklands sei jetzt vorläufig aus den Erörte rungen ansgesckaltct nnd könne erst dann wieder akut wer den, wenn sich die Mitwirkung Teutscklands an der Ab- riistilngssrnge al« notwendig erweisen sollte. In den Kreisen de? Berliner Auswärtigen Amtes hält man znnäcklt diese Aenßernng als ein Mittel zum Zweck, nm Deutschland zur Stellung eines ZnlaffnngsgeinckcS zn veranlassen. Man will damit offenbar in Deutschland den Eindruck Hervorrufen, als ob man auf die Mitarbeit Deutschlands keinen großen Wert mehr lege. Diese Stim men können zur Zeit kaum ernst genommen werden, da sie lediglich als ein Trnckmittel gegenüber Deutschland anzu sehen sind. Sie UemliMs WüMizWeiM. -(Kopenhagen. An den Beratungen der Inter nationalen Luftverkehr-Konferenz, die ein für alle Teile befriedigendes Ergebnis erbosten lassen, nehmen von deut scher Seite teil: Ministerialrat Brandenburg und Nenie- rnnasrat Fisch vom Reicbsoerkchrsministerinm, Abt. Lnst- sahrwesen, Oberpostrat Gut vom Reicksvostministcrinm sowie die Direktoren des Deutschen Aero-Lloyd und der Inn kers'LiistverkehrSgesellschaft. Die gestrigen Besprechungen galten hauptsächlich der Festlegung der Lnftoerbindnnaen zwischen den skandinavischen und den mitteleuropäischen Ländern. Voracsehen sind für 1925 folgende Linien: 1) Tenkiche Aero-Llond und Dänische Gesellschaft täglich zwei Flüge zwischen Kopenhagen nnd Hamburg ans dec einen Seite nnd Kopcuhaaen nnd Berlin auf der anderen Seite, 2> Deutscher Aero-Lloyd und Holländische Gesellschaft Hamburg—Bremen—Amsterdam-London, 3> Holländische Gesellschaft Rotterdam — Amsterdam— Hamburg — Kopen hagen, 4> die Dänische Gesellschaft beabsichtigt mit Aero- Ltoyd und Innkerslnftvcrkehr die Einrichtung folgender Linien: Malmö—Hnmbura, Amsterdam—London, Kristiania —Gothenbnra, Malmö—Warnemünde mit Anschlüssen nach Hamburg nnd Berlin, sowie gemeinsam mit der Finnischen Gesellschaft Stockholm—HelsingforS. Besserung der Lage in Aegypten. London. tFnnksprnck.) In einem Leitartikel stellt die Times die Besserung der Lage in Aegypten fest. ES würde jedoch verfrüht sei», wenn man anuehmen wollte, daß bereits alles völlig in Ordnung sei. Die Deklaration vom Jahre 1922 müsse anfrechterhalten werden, die Zeit sei jedoch gekommen, wo vor der gesamten Welt voller Nachdruck auf diejenigen Bedingungen der Deklaration ge legt werden müßte, die England besondere Rechte nnd Vor» rechte einräumcn. Mit diesem klaren Vorbehalt müsse die Verantwortung für die Regierung Aegyptens in den Hän den der Aegyptec bleiben. Unter Bezugnahme auf die Schwierigkeiten der Franzosen in Tunis und Marokko schließt die Times, die Aufgabe der Führung der erwachen den Völker NordasrikaS erfordere ein engeres Zusammen arbeiten unter den hauptsächlich dafür verantwortlichen Westmächten. )( London. Wie a»S Kairo gemeldet wird, ist Be fehl ergangen, das Zollamt von Alexandria, das nach der Weigerung Zaglnl Paschas, die britischen Forderungen an zunehmen, besetzt worden war, zn räume». )( London. Wie Reuter aus Kairo meldet, haben die Gerichtsbehörden die Verhaftung vo» verschiedenen Ab geordneten am 28. November geprüft, sind zn der Ent scheidung gekommen, daß der Standpunkt der Regierung dem Gesetze entspricht, nnd haben angeordnet, die Verhaf tete» weiter in Gewahrsam zu behalten. )( Kairo. Die Polizei Hot besondere Vorfichtsmast- nabmen zum Schutze deS Premierministers getroffen. 20 Polizeibeamte haben den Auftrag erhalten, die vom Premierminister benutzten Straßen zu bewachen- Private Fühlungnahme der deutsche» Schwerindustrie in Parts. Berlin, 2. Dezember. Französische Blätter brachten in de» letzten Tagen Meldungen über Besprechungen der deutschen Schwcrindnstriellen-Sachverständigcn in Paris mit französischen und englischen Wirtschastsvertretern, worin die Bildung eines internationalen JndustriekartellS zwischen Deutschland, Frankreich, Belgien, Luxemburg und England als nabe bevorstehend bezeichnet wurde. Maßgebende Kreise der deutschen Schwerindustrie erkläre» dazu, daß bestimmte Mitteilungen über angebliche Besprechungen zur Zeit nicht vorliegen, daß es aber nickt ausgeschlossen sei, daß die deutschen Industriellen privat und unverbindlich die Fühlungnahme mit französischen WirtschastSkreise» ausgenommen haben. Pläne über eine internationale Kartellbildung seien in der letzten Zeit öfter erütert worden, jedoch könne keine Rede davon sein, daß die Dinge bereits so weit gediehen sind, daß die Bildung eines Kartells i» absehbarer Zeit abgeschloffen werden könnte. M Mk des MM» WM Ir. MI. )l Wien. Gestern begann unter dem Vorsitz des Prä sidenten deS Landgerichts Tr. Altmonn der Prozeß gegen den 29 Jahre alten Tpinncreiarbeiler auS Pottenstein klar! Iawurek, der angeklagt ist, am 1. Juni 1621 gegen den Bundeskanzler Tr. Seipel zwei Nevoloerschüffe abgegeben zu haben. Zur Verhandlung sind 7 Zeugen geladen, darun ter der ehemalige Bundeskanzler Tr. Scivcl. Tie Anklage schildert zunächst die Vorgänge auf dem Wiener Südbahn hof, wo Tr. Seipel mit dem sogenannten Balaton-Erpreß- zug eingetrofsen war. Als der Bundeskanzler ungefähr biZ in die Mitte der Halle gekommen war, eilte plötzlich ein Mann — dies war Iawurek — ans ihn zn und gab ans einer Entfernung von etwa drei Schritt rasch hintereinander zwei Rcvolverschüsse arn den Kanzler ab, von denen der ein? in die rechte Brustseite eindrang nnd in der rechten Lunge stecken blieb, während der andere ein Streifschuß war. Dar auf versuchte Iawurek Selbstmord zu verüben, der aber nicht zur Ausführung kam. Sofort nach Verübung der Tat gab Iawurek zu, die Schüsse gegen den Kanzler in der Absicht, ihn zu töten .abgefcuert zu haben. Tiei'e Angaben hielt er auch bei seinen wiederholten Vernehmungen aufrecht. Gestern mittag wurde der bisherige Bundeskanzler Tr. Seipel als Hauptzeuge vernommen, sein Verhör dauerte nur vier Minuten. Bei der Schilderung des Hergangs des Attentats erklärte Tr. Seipel: Als ich den Zug entlang ging, spürte ich plötzlich zwei Schläge gegen die Brust, einen rechts und einen links, ohne mir Rechenschaft geben zu können, was passiert war. Ich hatte zunächst den Eindruck, als wenn eine Explosion an der Lokomotive ersolgt sei; dann erst sah ich, daß eine Menschenmenge einen Mann umringte und ans ihn cinschlug, und bemerkte plötzlich ,daß rch verwundet war. Ich hoffte noch schnell bis zum Magen heruntergehen zu können, bin aber alsbald zusammcngeiunkeu. Auf die Frage des Vorsitzenden nach der Tauer seiner beruflichen Verhinderung erwiderte Tr. Seipel, daß er fünf Wochen im Krankenhaus mar, und fügte hinzu, daß diese lange Kranlheitsdauer nicht auf die Verwundung allein zurück geführt werden dürfe, sondern auf das Zusammentreffen derselben mit seinem Leiden, der Diabetes. Tr. Seipel erklärte weiter: Tie Verwundung habe ihm keine besonderen Schmerzen verursacht. Tie Frage des Verteidigers an den Bundeskanzler, wie er sich persönlich zur Tat des Attentäters stelle, wird vom Vorsitzenden nicht zugclasscu. Tr. Seipel bemerkt, er wäre schon bereit ge wesen, diese Frage zu beantworten, wenn der Präsident es zugelasscn hätte. Verteidiger: Sicher im Sinne einer Ver söhnung. Zeuge: Gewiß. Nach Beendigung seiner Verneh mung entfernte sich Tr. Seipel aus dem Gcrichtsgeväude, mährend seiner Aussagen hatte der Angeklagte ohne Unter brechung geschluchzt. Sodann erstattete Gerich:sa:zt Tr. Haberda sein Gutachten. Hierauf begann die Vernehmung einer weiteren Reihe von Zeugen der Tat. Nach Verlesung der Anklageschrift beantragt der Ber, Leidiger Vcrmeüung des Prozesses an L'N Geschworenen gericht, da cs sich um ein politisches Verbrechen handele. Es sei kein Zweifel, daß hier ein politisches Tclilt vorliege, denn es heiße in der Anklageschrift ausdrücklich, der Ange klagte sei Sozialdemokrat. Tas Gericht beschloß die Ableh nung des Antrages des Verteidigers, weil das Verbrechen dcS versuchten Mordes gemäß den gesetzlichen Bestimmun gen unbedingt vor das Schöffengericht geyore, da nur eine Strafe von höchstens 10 Jahren auf dieses Verbrechen ge setzt ist. Hierauf begann das Verhör des Angeklagten. Auf die Frage, ob er sich schuldig bekenne, antwortet der Ange klagte: Ja, aber ich hatte nicht die Absicht, den Bundes kanzler zu töten. Tie Frage, ob er sich politisch betätigt habe, verneint der Angeklagte und sagt dann weiter, daß er in Versammlungen, wo viel über den Bundeskanzler geschimpft worden sei, eine Abneigung gegen Tr. Seipel gefaßt habe. Nachdem Staatsanwalt Tr. Jmmenhoftr und der Verteidiger Hochsinger ihre Plaidoners gehalten halten, verkündete das Gericht das Urteil. Ter Angeklagte Iawurek wurde zn drei Jahren nnd sechs Monaien schwere» Kerkers verurteilt. Die Untersuchungshaft seit dem 1. Juni wurde in die Strafe eingerechnet. Als erschwerend wurde die Ver letzung des Opfers, als mildernd das Geständnis des An geklagten sowie seine geistige Minderwertigkeit und seine Empfänglichkeit für Beeinflussung anerkannt. Ter Ange klagte erbat Bedenkzeit. Lie deutfch-französtfchen Wirtschafts verhandlungen. Berlin, 2. Dezember. In den Kreisen des Berliner Auswärtigen Amtes behauptet man, daß im Laufe der nächsten Tage die letzten Schwierigkeiten zwilchen Deutsch land und Frankreich hinsichtlich dcS Abschlusses eines deutsch.sranzösischcn Wirtschaftsvertrages beseitigt werden können. Am Dienstag und am Mittwoch finde» die ent scheidenden Besprechungen im Pariser Handelsministerium statt. Wenn es gelingt, in den zollpolitischen Fraaen zu einer Verständigung zu gelangen, so dürste die Unter zeichnung des deutsch-französischen Handelsvertrages noch im Laufe dieser, spätestens aber Anfang der nächsten Wach« erfolgen.
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