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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 05.12.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192412051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19241205
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19241205
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1924
- Monat1924-12
- Tag1924-12-05
- Monat1924-12
- Jahr1924
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 05.12.1924
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unserer Nähe husten und niesen, mit giftigen Blicken zu beehren. Natürlich entlassen sie bei diese» Gelegen heiten Millionen van „Erküttuiigs"-Bazitlen. Aber wenn es danach ginge, dann mühte die ganze Menschheit schon längst verseucht sein. Ueberall in der Luft Ichiviinmex Millionen van Bazillen herum. Uud wenn ein Bakterio loge ein wenig Staub zum Beispiel aus der Ecke unserer lleberzicbcrtaschc sammeln nnd untersuchen dürste, dann könnte man sein blaues Wunder erleben. Er brauchte den Staub nur über eine Gelatineplatte zu streichen unst dann diese ganze Kultur sür ein paar Stunden einer gewissen Temperatur auszuschen. Er würde dann im stande sein, uns ein merkwürdiges Muster zu zeigen daS sich auf der Gelatine entwickelt bat nnd das unge fähr so anSsicht wie ein chinesischer Spruch nnd in der Tat Billionen van „Grkältnngs"-Bazilien enthält. Es kann also nicht richtig sein, daß »nS die bösen Bazillen erst bei einer bestimmten Gelegenheit angrcifen. Sic greifen nnS in Wirtlichkeit in jeder Minnte unseres Lebens an. Aber wir sind meist gesund genug, um ihre Angriffe abznwehrcn. Und sie ziehen sich zurück, abne uns einen Schaden zuznsügen. Aber eines Tages sind wir übermüdet, oder wir haben uns über irgend etwas aufgeregt, sind schlechter Laune, haben feuchte Füge oder saust etwas, und das nächste, was wir fühlen, ist, das? unsere Kehle trocken ist und der Kops schwer. Uud wir misten: Jetzt hat cs uns gevackt! Die Moral von der Geschichte ist die, das; wir dafür sorgen, dast unser Allgemeinbefinden stets so gut wie möglich ist, dann braucht man keine Furcht vor den Er- kältuugS Bazille» zu habe». Wenn man aber schon einmal einem solchen Bazillen angriff zum Opfer gefallen ist, dann must daS erste lein, dast man zunächst die Stellen, wo sich die Erkäl- kungsbazillcn in ihren Millionen versammeln, mal ordentlich ausräumt. Da dies die Nase uud der Hals und, so gurgele mau fvsvri uud ziehe mit der Nase irgendeine antiseptische Flüssigkeit auf. Was sür eine, das ist ziemlich gleichgültig. Sie must nur warm sein und alkalisch. DaS ist der erste Schritt. Dann nehme man, so rät ei» englischer Arzt, ein stetstes Bad mit einer ordentlichen Portio» Sens darr», so Heist, dast man in dampfendem Zustande wieder sterauskommt. Nun nehme man Aspirin oder Phramidan, lege sich inS Bett zwischen gntgewärmte Laken und lasse sich von irgend einer gut mütigen Seele eine Taste fast kochcudhcistcr Zitronen limonade bringe», mit viel Zucker darin. Wenn inan cS liebt, einen Schuf; Rum dazuzunehme», so ist das um so besser. Befolgt mau diese Borsichtsmastregeln im allerersten Ansangsstadium der Ertläliung, dann kann sie dadurch sehr häufig vermieden oder doch abacschwäckst werden. Aber wenn mau erst einmal erkältet ist. daun ist es zu spat. Daun bleibt nichts anderes übrig, als geduldig zu warten, bis die Geschichte vorbei ist. Handel und Volkswirtschaft. Sächsische LebenShaltungSrichtzabl. (Mitteilung des Sächsischen Statistischen Landesamtes). Nach de» Preis» feststellnngen vom st. Dezember 1924 sind nom Statistischen Landesamte folgende Indexziffern der Lebenshaltungskosten (1913 14 — 1) berechnet worden: Gesamtindex (für Er nährung, Heizung, Beleuchtung, Wohnung und Bekleidung) — 1,235 Billionen. Gesamtindex ohne Bekleidung -- 1,208 Billionen. Am 26. November 1024 betrug der Gesamtindex mit Bekleidnngskosten 1,236Billionen und ohneBeklcidnngS» kosten 1,21) Billionen. Vom 26. Nov. bis st. Dezember 1924 sind mithin die Preise der bei der TenernngSstatistik berück sichtigten Güter »m 0,1 bezw. 0,2 v. gefallen. Messe und Kunstgewerbc. Auf der Leipziger Früh jahrsmesse vom 1. bis 7. März 1925 wird im Grassi-Museum in besonders dafür eingerichteten Räumen wieder eine äußerst reichhaltige MesseauSstcllunq des Knnstgrwcrbcs vorhanden sein. Tic Zulassung zu dieser Ausstellung erfolgt nur »ach einer vorbcrgegangrnen Prüfung der Ausstellungsgegen stände, sodaß eine Gewähr dafür besteht, daß nur auserlesene Arbeiten des Handwerk« nnd der Manufaktur vorhanden sind, die einen Ueberblick über die künstlerischen Kräfte und Richtungen des modernen KnnstgewerbeS geben. Allgemeine Deutsche Credit Anstalt, Letvzig. Die Perwaltuna der Allgemeinen Deutschen Credit-Anstalt bat beschlossen, der auf den 20. Dezember dS. IS. einberufrnen nnsterordrntlichen Generalversammlung die Umstellung des StammaktienkapitalS auf 26 Millionen Goldmark vorzu schlagen. Der gesetzliche» Reserve sollen 5 200000,— Gold mark --- 20°, des Aktienkapital« überwiesen werden. Um gestellt wird ein Kapital von Mk. 650 Millionen. Da das Papiermarkaktienkapital der Adca Mk. 1,2 Milliarden be trug. sind also Mk. 550 Millianen Vorrats-Aktie» einge- zogen worden. Die Adca belast bei Kriegsausbruch 14 Bank gebäude. während seht 75 Bankgebände im Eigentum der Adca stehen. In der Bilanz per 31. Dezember 1914 er schienen Bankgebäude und Immobilien zusammen mit Mk. 13 600000.—. sodast die Einstellung dieser beiden Posten trotz der sehr erheblichen Zugänge setzt nur unwesent lich höher erfolgt ist. Die Bankgebäude sind hiernach aus einer wesentlich niedrigeren Basis bewertet, als sich das Friedensnivean stellte. Auch ein Vergleich des neuen Mold markkapitals der Adca von Mk. 26 Millionen zu ihrem Friedensaktienkapital von Mk. 110 Millionen zeigt ebenso wie die absolute Höbe ihres neuen Kapitals, dast die Adca sich ungefähr in ihrer VorfricdenSposition gehalten hat. Im laufenden Geschäftsjahr ist die Entwicklung zufrieden stellend gewesen, sodast auch bei der Adca für 1924 wieder um mit einer Dividende zu rechnen sein dürfte. Der Um fang des Geschäftes hat erheblich zngenommen. Die Kreditoren, welche in der GM.-E. Bilanz mit nicht ganz Mk. 40 Millionen erscheinen, stellen sich gegenwärtig auf rund Mk. 100 Millionen. Der Beamtenabbau ist in erheb lichem Umfange durchgeitthrt. Gegenüber dem Höchststände von rund 8000 Beamten beträgt die Zahl der jetzt vor handenen Angestellten rund 3400 (beide Zahlen ohne Lehr linge). viwere Usuern nocv einige läge au. Lei dieser EsIöKendsit machen vir unsere xsekrts Luncksekakt äarauk aufmerksam, äaü >vir uuumekr cion ilSUPlÜktllktl nach unserem Ftscktxssekäkt unbestellt Kaden. Wir kükrsn <lc>rt neben äer bekannt xroLon Auswahl io Lontsktion sämtliche Artikel äer Lrancko. Im alten Üsschäktslokal OostkestraLs Kaden rvir äsn Verkauf suk Llsterwars beschränkt. kloilenksus ecke HVettwer- mm emoissinche. Hubinger wiegte den schon stark ergrauten Kops nach denklich hin und her. Liebe? Also auch hier hatte diese seltsame und stärkste Macht Herrschaft über ein so lang kühl ge» bliebenes Herz gewonnen? War vielleicht die Liebe, diese Niebesiegbare, auch in diesem verwickelten Fall die treibende Urkraft? Mimi von Salten hatte Norbert geliebt, dieser aber hing sein Herz an jene Christa Herton, die so sehr dem Alt- Wienermädchen glich, das einst als „Christel Altenburger" e>n eigenes, selsames Schicksal gehabt haben mußte. Er, Hubinger, hatte Mimi von Salten weit lieber gehabt, als er es sich je selbst eingestehen würde, und auch Doktor Wild hatte sein kühles Herz an die eigenartige Künstlerin verloren. Diese seinen Fäden menschlichen Empfindens liefen kraus durcheinander, verwirrten sich und — andere. Und war da nicht noch ein Faden, den vielleicht ebenfalls die Liebe gesponnen hatte? Ein Faden, der von der zweiten „blauen Schlange" zu Mimi von Salten führte und dann über die Leiche des treuen Karo hinweg in ein verwahrlostes Arbeitszimmer, wo dis Werkzeuge eines Feinmechanikers und Goldarbeiters auf einem staubigen Tisch ausgebreitet lagen? Doktor Norbert hatte indes ein paar Zeilen ge schrieben, wirklich bloß einige Worte, und reichte dem Freund das Blatt. „Lies I" — sagte er bitter. — Denn mir wird man ja wobl das Recht eines unkontrollierten Briefwechsels nicht gestatten. Bitte, gib ihr den Zettel heimlich und grüße sie von mir! Sie muß — sie muß Vertrauen haben trotz allem." „Wenn sie dich wirklich liebhat, dann glaubt sie auch an dich!" lautete Hubingers schlichte Antwort. Norbert stand abgewandt neben dem Tisch. „Wenn sie mich wirklich liebhat" — wiederholte er halblaut. — „Und sie hat mich lieb" — fügte er dann mit plötzlicher Sicherheit hinzu, in so bestimmtem Ton, daß das Wort, in Hubingers Ohr noch nachllang, als er bereits drunten auf de« Straße stand. Ein feiner Regen hatte eingesetzt, die elektrischen Lampen beleuchteten vor- übcrdrüngeude Menschen, aus einem Gasthaus klang Musik und Gesang. Hubinger schritt ernsthaft durch die Gassen dahin. Er fühlte sich plötzlich unendlich einsam. Der feuchtwarme Wind, der von den nahen Bergen bis ins Herz der Riesen stadt wehte, brachte auf seinen Schwingen einen feinen, süßen Dust mit sich — den schweren Geruch der dunklen, enteisten Erde, zaghaften Hauch von Schneeglöckchen und Primeln, die sich draußen in einem einsamen Waldtal her- vorwaaten, das Ahnen vom Frühling, der sieghaft kam, trotz aller Wintcrstürme, trotz Dunkel und Graus. „Sie hat mich lieb." — Das schlichte Wort paßte, hinein in diese Lcnzeszuversicht; es war, als sei es die Grundmelodie. Und der alternde Mann fühlte deutlich, daß es doch das Beste und Höchste ist, vertrauend sagen zu können: Et» Mensch bat mich lieb. dem seltsamen, uralten Armreif hingezogen yave, eine Art eigenartiger Sinnesverwirrung, sprach viel von durch geistige Ueberanstrengung überreizten Nerven und von bedauerlicher Vecwirrtheit, und schließlich schien allen Par teien das einzig Nichtige, vor allem den Geistes- und Ge sundheitszustand des Gelehrten prüfen zu lassen; während dies geschah, konnten sich vielleicht neue, sicherere Anhalts punkte ergeben. Norbert aber sah gar wohl ein, daß man mit dieser Maßregel ihm vorderhand das Furchtbarste, eine direkte Anschuldigung, ersparen und womöglich Zeit gewinnen wollte; der Gedanke jedoch, auf diese Weise der Freiheit seiner Handlungen beraubt, überwacht zu werden, erschien ihm unerträglich, geeignet, ihn, wenn er es nicht schon war, in Wirklichkeit wahnsinnig zu machen. Rat Hubinger tat, was er nur tun konnte, aber das war eben leider nicht viel. Als er am späten Abend den alten Freund endlich verlassen mußte, nahm ihm dieser noch das Versprechen ab, Frau Weiße schonend zu be nachrichtigen. „Sie soll es doch wenigstens nicht aus den Zei tungen erfahren, daß ihr langjähriger Herr ein Dieb, ein Mörder ist", fügte er voll Bitterkeit seiner diesbezüglichen Bitte bei. Hubinger versprach alles» hatte jedoch den Ein» druck, daß Norbert noch etwas auf dem Herzen haben mußte. „Na — und was noch?" — fragte er, schon in seinen Ueberrock schlüpfend. — „Du hast es ja-gehört, Norbert: die Untersuchung, alle die kleinen Vorarbeiten sind mir übertragen. Es ist daher am besten, wenn du dich auch mit etwaigen Wünschen, und was vielleicht — vielleicht dein Herz erleichtern könnte, an mich wendest. Ich bin sozusagen jetzt die Vermittlung zwischen dir und der Außenwelt." Norbert, der in dem sehr einfach, aber anständig ausgestatteten Zimmer, das nun für einige Zeit sein Heim bilden sollte, am Tische saß, warf einen scharfprüsenden Biick ans Hubinger. War das noch der alte treue Freund, ter zu ihm sprach» oder erstarb auch diese ost erprobte Neigung unter dem Sturm, der jetzt so unerwartet durch sein Dasein brauste? Aber nein — Franz Hubinger sah ihn noch mit demselben guten, vertrauenden Blick cn wie sonst; mochte auch vorher, als sie noch mit Doktor Robinson in seinem eigenen Arbeitszimmer waren, c.was wie ein Mißtrauensschatten durch diese treue Seele gezogen sein, jetzt schien er dies überwunden zu haben. „Ich — ich möchte an Christa Herton schreiben" — sagte Norbert stockend, und es erschien ihm selbst fast lächerlich, daß er bei diesen Worten wie ein verlegener Junge ein wenig unsicher wurde. Hubinger sah ihn einen Augenblick über die runde Brille hinweg schars an. „Ja, schreibe ihr, wenn — wenn dir das so sehr am Herren liegt!" stimmte er zu. .Es liegt mir sehr am Herzen, denn ich habe Christa L.rtmr Ile-'" — erklärte der andre mit fester Stimme- Der nächste Tag. „Sie werden also selbst alle die verwickelten Unter suchungen in diesem merkwürdigen Drama menschlicher Verirrungen führen, Herr Rat?" fragte der Vorstand der Untersuchungsabteilung am nächsten Morgen Doktor Hubinger, der, etwas blässer als sonst aussehend, ihm gegenübersaß. „Die vorgesetzte Behörde hat mich damit betraut", lautete die Antwort. „Dann wäre wohl zu allererst eine Hausdurchsuchung bei Doktor Norbert und dann eine solche bei der Ermor deten oorzunehmen. „Bei beiden wünsche ich dieLnwesenheit eines Zweiten", schob Hubinger ein. „Doktor Wild?" fragte der Borstand. „Ich glaub«, er ist sehr befähigt." Hubinger machte ein zustimmende Bewegung. „Ich füge mich in alles." „Gutl Also dann: Auf Wiedersehen! Daß man sich in solchen Fällen unter keinen Umständen von irgend einem Freundschaftsempfinden leiten lassen darf, daran brauche ich einen so alten, bewährten Praktiker wohl nicht zu erinnern?" „Ich werde streng meine Pflicht erfüllen", entgegnete Hubinger scheinbar ruhig, wobei jedoch eine jähe Röte in sein gutes, rundes Gesicht stieg; er wußte am besten, wie schwierig seine Stellung gerade in dieser Sache war — was brauchte man ihn noch daran zu erinnern? — Frau Weiße empfing die Herren mit roten Augen. Trotzdem jede Erwähnung in den Blättern bisher durch Hubinger, der noch in später Nachtstunde alle Redaktionen antelephoniert hatte, unterblieben war, ahnte die alte Frau, daß etwas nicht in Ordnung war, und beim Lesen dec Zeitungsberichte, in denen spaltenlang der rätselhafte Tot der schönen Frau von Salten besprochen, die „bluur Schlange", die sie um den Arm trug, genau beschrieben und unzähligemal erwähnt wurde, mußte sie unwillkür- lich immer an das Bild des schönen Alt-Wiener Bürger- lindes denken, das sie so manches Mal in diesen Tagen heimlich betrachtet hatte. „Justament so eine .blaue Schlange' ist auf dem Bild gemalt gewesen" — sagte sie, während sie den Herren , vorantrippelte —, „und das — das lass' ich mir »ei I nehmen, da ist ein Zusammenhang, Herr Rat; denn solche Armreifen werden net gleich zu Dutzenden g'macht worden sein. Ich glaub's net! In früheren Zeiten schon gar net! Da hat ein Meister noch sehr ost sein Handwerk als eine Kunst behandelt. Hat sich ein besonderes Stück gezeichnet und das dann g'macht. Wenn da ein zweites, ganz gleiches wo austaucht, so ist's halt eine Nachahmung, wohl gar eine Fälschung!" Doktor Wild unterbrach den Redestrom. „Nein, der Schmuck der Frau von Salten war sicher ur»; das sah man aus den abgejchürften Stellen gerade neben der kleinen Schließe —" Fortsetzung folgt.
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