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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.01.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192501151
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19250115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19250115
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1925
- Monat1925-01
- Tag1925-01-15
- Monat1925-01
- Jahr1925
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.01.1925
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Drahtanschrift: Tageblatt Riesa. Fernruf Nr. 20. Las Riesaer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der AmtShauptmauuschaft Grossenhain, des Amtsgerichts, der AmtSanwaltschast beim Amtsgerichte und des Postscheckkonto: Dresden 1530 Girokasse Riesa Nr. 52. Rates der Stadt Rieka, des Finanzamts Riesa und des HauvtzoUamtS Rieiken. .4° 12. Donnerstatt, 15. Jannar abends. 78. Jahrq. Da« Riesaer Tageblatt ^schein» je»»« Ta, abend« '/,« Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Bezus-Prei«, gegen Borautzahlung, ,ur einen Mona: 8 Mark 85 Pfennig durch Pol, oder durch 'loten FUr den Fall de» Eintreten» von Produkttonsverteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Matertalienpreise dehalten wir un« da» Recht der Preiserhöhung und Rachsorderung vor. Änzecge» kllr dir e'v-nm-r des Ausgabetages stnd bis 8 Uhr vormittags auszugeben und 'm wrauö zu bezahlen: «ine Gewähr 'ür da« Erscheinen an bestimmten Lagen und Plagen wirü nicht übernommen. (Lrundvr-ls lur d>: S' mm i-eeite, .' mm höbe GrunvschrisNZetle <S Silben 25 Äold-Psenntge die 88 nm breit' Neklamezeile lüg Gold.Pfennige: zeitraubender und tabellarischer Satz 50'/, Ausschlag. Felle Tarne, bewilligt, r Pabatr -ctischr, wenn ^«r üetrag versällt, ourch Klage «ingezogen werden muri oder der Auftraggeber n Konkurs gerät Zahlung»- und Erfüllungsort: Risia. Achttägige llnterhaltungSbeilage Erzähler >.n er Elbe" - Fm Falle höherer Gewalt - Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen des Betriebes der Druckerei, der Lieferanten oder der BesörderungSeinrichtungen — hat der Pezie'ier temen Anspruch aus Lieferung oder Nachlirserun« der Zeitung oder aus Rückzahlung des Bezugspreises. Rotationsdruck und Verlag: Langer L Winterlich, Riesa. Geschäftsstelle: Goethestraire öS. Verantwortlich sür Redaktion: Heinrich Uhlemann, Riesa: sirr Anzetgenteil: Wilhelm Dittrich, Riesa. Dos Kabinett Lnther gesichert k Berlin, 15. Januar. Wie wir erfahren, hat sich das Zentrum nunmehr dahin entschieden, einem Kabinett Luther ein Vertrauensvotum ans Grund des Artikels 51 der Reichs- versassung nicht zn versagen. Damit ist eine der Hauptschwic- rigteit^l, die der Kabinettsbildung bisher nvch im Wege standen, beseitigt. In besiuuterrichtcten parlamentarischen Kreiselt wurde der fast an Sicherheit grenzenden Erwartung Ausdruck gegeben, daß das Kabinett nunmehr in kürzester Frist zustandekvmmen wird, da eü sich im wesentlichen nur nvch um nebensächliche Pcrsvncnsragcn dreht. Ter um strittene Posten des Reichsminisiers des Innern wird den Dcntschnativnalen znsallcn, dvch wird das Amt des Vize- tanzlers in Wegfall kommen und der künftige Minister des Innern nicht gleichzeitig Vizekanzler sein. Falls nicht noch Unvorhergesehenes eintritt, dürfte das ucuc Kabinett am Freitag mit der Regierungserklärung vor den Reichstag treten. Tos Programm der neuen Negiernntt. Die Regierung Luther ist nunmehr gesichert. Ter neue Kanzler gilt in den maßgebenden parlamentarischen Kreisen als eine Persönlichkeit, die durch ihre Einstellung zu den wichtigsten politischen Fragen über die einzelnen Parteien hinausragt und die anscinanderstrebenden Kräfte durch aus gleichende Vermittlung zusammen zu halten bestrebt sein wird. Selbst in den Kreisen des Zentrums, das bekanntlich über daö Scheitern der Mission Dr. Marx starke Berstim- mung zeigt, findet der neue Kanzler rückhaltloses Vertrauen. Seine Politik ivird also in erster Linie darauf gerichtet sein, die hinter ihm stehenden bürgerlichen Parteigruppen auf möglichst starker Grundlage auf einem einheitlichen Negie- rnngsprvgramm zusammenzuführen. Bei der Abfassung der Programmerklärung des neuen Kabinetts wird eS zu einem Kompromiß zwischen dem Zen trum und den Deutschnationalen kommen müssen, da nament lich die innere Politik nvch sehr viele Konfliktstoffe in sich bergen wird, denn die Linke sieht in der neuen Regierung ein Kampskabinett, das ausschließlich den Interessen der Bnrgerblvckpartcien dienen werde. Wie wir hören, haben die Führer des Zentrums dem neuen Kanzler ausdrücklich erklärt, daß der innere Friede nicht durch dieser: Kurs der Negierung gefährdet werden dürfe, und daß das Zentrum eine rcchtsoricntierte Innenpolitik konsequent ablehnen werde. Auf der anderen Seite dürften auch zwischen den Deutsch-rationalen und Tr. Luther gewiße Vereinbarungen zustande gekommen sein, durch die der inncrpvlitische Nurs wesentlich beeinflußt wird. In der zu erwartenden Pro grammerklärung vor dem Reichstag wird Dr. Luther aus drücklich hervvrheben, daß seine Negierung das Bestreben habe, den inneren Frieden zn wahren und die sozialen Ge gensätze auszngleichen. Wir glauben zu wissen, daß diese Kundgebung den Kernpunkt der Antrittsrede des neuen .Kanzlers bilden wird, der voraussichtlich uoch am Freitag mit seinem neu gebildeten Kabinett vor den Reichstag hin treten wird. In der auswärtigen Politik wird die Haltung der neuen Negierung zunächst durch die in der Frage der Räumung der besetzte» nördliche« Rhcinlaudzone geschaffene Lage dik tiert sein. Wern: auch kein Zweifel darin besteht, daß die Londoner Vereinbarungen aufrecht erhalten und ausdrück lich anerkannt werden, so ist dvch jetzt eine Situation ein getreten, die eine stärkere Betonung des deutschen Stand punktes in der Räumungsfrage erforderlich macht, und die das neue Kabinett dazu zwingen dürfte, die schon auf der Londoner Konsercnz durch das Kabinett Marx-Stresemanu zum Ausdruck gebrachten Vorbehalte nochmals zu bekräf tigen. Auch in der Kriegöschuldsrage wird der Außenminister Dr. Strescmann neue Erklärungen abgeben müssen. In den maßgebenden Kreisen des Zentrums erklärt man, Laß das Programm der neuen Regierung die Möglichkeit eines Zusammcnarbeitens mit der Regierung Luther ge währleiste. In der Hauptsache wird cs aber darauf ankom men, ob die deutschnattonalc Partei ihren Einfluß auf die Regierung dazu benutzen werde, um ihre innenpolitische Machtposition zu stärken. In einem solchen Falle wäre es kaum zu vermeiden, daß cs sehr bald wieder zu einer neuen Krise kommt. Die Deutsche Volspartci und die Deutsch nationalen müßten sich jedenfalls darüber klar sein, daß das Zentrum für eine innenpolitische Kampfpolitik nicht zn ha ben sein wird. Die antzenpolitische Lage. Berlin, 15. Januar. Wie wir aus den Kreisen des Auswärtigen Amtes erfahren, wird fick die Entscheidung über die Räumung der nördlichen Rheinlandzone und über die Militärkontrollfrage voraussichtlich noch um mindestens drei biS vier Wochen verzögern. Da di« deutsche Regierung vor dem Eintreffen der weiteren Mit teilungen der Botschasterkonserenz kaum irgendwelche neuen Schritte unternehme» kann, so besteht gegenwärtig der un erträgliche Zustand, daß die alliierten Regierungen es In der Hand haben, eine abwartend« Haltung einzunehmen und aus Deutschland einen starken Druck auszuüben. Der Bericht der interalliierten Militärkontrolltommisston, der jetzt in dielen Tagen den alliierten Regierungen überreicht werden sollte, hat sich abermals verzögert. Die neue Regie rung werde daher eine überaus komplizierte außenpolitische Lage vorfinden, die nicht eher geklärt werden kanu, bis die Möglichkeit zn direkten Berhandlungen geschaffen worden ist. Die Aussichten auf Berhandlungen sind aber z. Zt. außerordentlich ungünstig, da weder Frankreich noch Eng land z. Zt. irgendwelche Neigung zeigen, in einen Meinungs austausch mit der deutsche» Reateruna einzutreten. Das neue Reichskabinett dürfte sich folgenderpraßen znsammensetzen: Reichskanzler: Tr. Luther Arutzeres: Tr. Stresemann (T. Vp.) Inneres: Schiele (Tn.) Finanzen: Samisch (T. Vp.) Wirtschaft: Ministerialrat a. T. Neuhaus (Tn.) Arbeit: Tr. Brauns (Ztr.) Justiz und besetzte Gebiete :LberlandeSgerichtSprüsident Schollem-Tüsscldorf (Ztr.) Wehrmacht: Tr. Gcßler Reichspost: Stingl (Bahr. Vp.) Ernährung und Landwirtschaft: Graf Könitz. Für das BerkehrSministerium wird noch kein Anwärter genannt. Die Regierung kann unbedingt aus die Unterstützung der Dentschnatioualeu, der Deutschen Volkspartei und der Bayrischen Volkspartei rechnen. Ueber d-e Haltung deS Zentrums schreibt die „Germania", das Zentrum stehe der neuen Regierung in völliger Freiheit gegenüber. Zn der Entsendung von Dr. Branns als Vertrauensmann in das Kabinett habe es lick nur deshalb entschlossen, nm die Be- nnihuugeu Dr. Luthers nicht anch zum Scheitern zu bringen. Die neue Regierung müsse sich darüber klar sein, daß sie vom Zentrum une nach ihren Taten beurteilt und behandelt werden wird. Die Demokraten werden einen VertrauenS- oder Billiguuasantrag nicht unterstützen, da sie sich durch die Beteiligung Tr. GeßlcrS in keiner Weise gebunden fühlen. Die „Vossische Zeitung" spricht sogar von einer scharken Opposition der Demokraten. Zur Stellung der Sozial- demotrote» bemerkt der „Vorwärts", es irage sich nicht, ob das Kabinett Luther bekämpft werden sollte, sondern nur, wie der Kampf am wirkungsvollsten zu führen sei. Der amtliche Bericht über die versuche der Regierungsbildung, * Berlin. Die gestrigen informatorischen Besprech«»» gen des Reichsministers Tr. Luther mit den Fraktions vertretern haben zu eiuer grundsätzliche» Klarheit über die neu zu bildende Regierung gemäß de» bereits bekannt gegebene» Plänen Dr. Luthers «Vertrauens- und Fach minister) und über die Personenlrage geführt. Dagegen sind die Erörterungen innerhalb der Fraktionen über die Form und Art, in der der Regierung d:e Zustimmung aus gesprochen werden soll, uoch nicht in allen Fraktionen abge schlossen. Von der Erledigung dieser Frage, die beute Donnerstag vormittag zu erwarten war, hängt die Bildung der beabsichtigten Mehrheitsrcqiernng ab. Bei dieser Sach lage hat Reichsminifter Dr. Luther dem Reichspräsidenten in später Abendstunde berichtet, daß seine informatorische Ausgabe abgeschtosse» sei und daß er bereit sei, die Bildung der Mebrhettsregieruug zu übernehmen, sobald die er forderlichen Frakuonsbeicklüsse vorliegen. Der deutschdemo- kratischen Fraktion hat Dr. Lutber nochmals die Betei ligung an der Regierung Angeboten. Der Vorsitzende, Avg. Dr. Koch, bat dem Minister vorbehaltlich der Stellung» nähme der Fraktion geantwortet, daß trotz ernster Bedenken die Fraktion bereit lei, eine abwartende Stellung einzn- nehmen. Deutscher Reichstag. vdz. Berlin, Len 14. Jannar kW. Die Regierungstischc sind leer. Präsident Loebe eröffnet die Sitzung um 1 Uhr 20 Min. und gedenkt des furchtbaren Eisenbahnunglücks in Herne. Er führte aus: Ueber zwanzig unserer Landsleute sind dabei getötet worden. Eine weitere gröößere Anzahl hat schweren Schaben au Gesundheit erlitten. In einem Bezirk, der in den letzten Jahren so unendlich viel getragen hat und auch -viele Menschenopfer gebracht hat, ist schweres Unglück über viele Familien gekommen. Mit der Bevölkerung des be troffenen Landesteilcs steht der Deutsche Reichstag in tiefer Trauer an der Bahre der Getöteten und spricht den Ange hörigen und Verletzten seine herzliche Teilnahme aus. Der Präsident verliest dann die amtliche Mitteilung von der Enthebnng des bisherige« Reichspostminister Hocflc von seinem Posten. Anträge aus Einstellung von Strafverfahren gegen den Abg. Schulz-Königsberg sSvz.) und Henning (Nat.-Loz.)„ so wie aus Einstellung des Disziplinarverfahrens gegen den Ab geordnete» Berndt (dnat.) werden dem Geschäftsordnungs ausschuß überwiese», ebenso ein Antrag des Abg. v. Rhei«- baben (DVP.) wonach kleine Anfragen aus dem Gebiet der auswärtigen Politik von der Retchsregiernng binnen 14 Ta gen wieder mündlich beantwortet werden können. — Ein stimmig angenommen wird ein Antrag Dr. Schücking sDe- mokr.), der von allen Parteien unterstützt wird. Es handelt sich hier »m den Ausschuß zur Untersuchung der Kricgsnr- sache«, der zur Beendigung seiner Arbeiten ivieder eingesetzt werden soll. Auf der Tagesordnung stehen dann Anträge aller Par teien über die ErwcrbSloseufsirsorge. Auf eine Begründung wird von den Parteien verzichtet, da noch keine verhand- lnngsfähigc Regierung vorlmnden ist. In der Erörterung erhält das Wort Abg. Schlecht (Kon:.), der de» anderen Par teien vorwirft, daß über den Negicrnnasknhhanbel die In teressen Les werktätigen Volkes vernachlässigt werden Abg. Brey lSoz.) erklärt, die schleunige Erledigung die ser wichtigen Anträge dürfe nicht verzögert werden. Rian könne nicht kritisieren in einem Augenblick, wo cs keine ver antwortliche Negierung gäbe. Sämtliche Anträge werden den zuständigen Ausschüßen überwiesen. Das Haus vertagt sich. Donnerstag 4 Uhr: Anträge aus dem Oauie über Beam ten-, Vttltelsiands-, Auftvcrtungs- und andere Fragen. Abg. Dr. Frick iRal.-Tvz.s beantragt, am Donnerstag in eine politische Aussprache einzurrcten. Präsident Loebe erklärt dazu, daß er dem .Herrn, der jetzt die meiste Aussicht l>abe, eine Regierung zu bilden, mü geteilt habe, daß eine Regierungserklärung frühestens am Freitag abgegeben werden könne. Schluß ,45 Uhr. Rach der Vollsitzung des Reichstags haben stch gestern verschiedene Neichsiagsansschüssc lvnstimicit. Der Uuicriu- chungsansschuß sür die Barmarkrcditc wählte den Abgeord neten Sänger lSoz.) zum Vorsitzenden und den Abg. Bruhn zum stelloertreiendeu Vorsitzenden. Im Ausschuß jür Aus- wertungssrageu wurde Abg. Steiniger :Tnat — zum Vor sitzenden, Abg. Keil lSoz.) zum stellvertretenden Vorsitzen den, im Ausschuß für ttricgsbeschädigtcnsragcn Abg. Kröger lSoz.), zum Vorsitzenden und Abg. Bvdjuhn «Tnatü zum stellvertretenden Vorsitzenden, im Ansichutz sür die besetzten Gebiete Abg. Bayersdürscrs iBanr. Volksp.i zum Vorsitzen den und Tr. Jörißcn «Wirtschcntl. Vereinigung/ zum stell vertretenden Vorsitzenden gewählt. Die Nwichstagssraktion der Wirtschaftlichen Vereinigung nahm am Mittwoch zu der bevorstehenden Bildung eine- Kabinetts Luther Stellung. Es wurde beschloßen, dieiem Kabinett gegenüber wohlwollende Neutralität zu bewahren und es zu unterstützen, solange die Jntereßcn des Mittel standes durch die neue Regierung gewahrt werden. Eine Beteiligung der Wirtschaftlichen Vereinigung an der Negie rung kommt nicht in Frage. Ein Platzstreit im Reichstag. Ter Vorstand des Reichstags hat sich am Mittwoch mit eiuer Meinungsverschiedenheit zwischen der Sozialdemokra tischen und .Kommunistischen Fraktion über die Plcitzvertci lung im Plenarsitzungsiaal beschäftigt. 'Rach einer Verein barung zwischen den Abg. Dit.mann iSoz./ und Eichhorn lKomm.s hat die kommunistische Fraktion in den beiden vor dersten Reihen des Platzabschnitts ans der äußersten Linken keine Plätze bekommen. Tie Kommunisten wün'chen nun aber schon auf der ersten Reihe Platze zu erhalten. Ter Vor stand hat die Meinungsverschiedenheit im Sinne der Verein baruug zwisci>cn Titrmann und Eichhorn entschieden, sodaß es also bei der bisher festgesetzten Platzvericilnng verbleibt. Branns Rnrnpfkabinett. Aus dem vreustischen Landtag. Ter sonst so stille Parlamentssaal in der Prinz» Albrecktstraße, ans dessen Tribüne sich nur selten mehr als ein Dutzend Zuhörer verirrt, bot am Mittwoch das Bild eines aroßen Taaes. Die Ränge waren überfüllt, dic Parkettsitze fast alle beleat: einige Lücken zeigten sich aus der Reckten, was zum Schluß bedeutsame Komegnenzen batte. Als der neue, etwas schwer verständliche Präsident Bartels begann, eine trockene Beileidskundgebuna zum Herner Eisenbahnunglück zu verlesen, da mar ans einmal auch das Rumpskabinett unter Herrn Brauns Führung zur Stelle. Recht dürftig machten sich die sechs Männer aus der RcaierungSbank, und Herr Branns in seiner gebeugten Größe sah auch nicht so aus, als ob er die von ihm schnell binuntergeschluckten Ministerien des Kultus und der Fi nanzen gut verdauen könnte. — Im Hauie herrschte eigent lich weniger eine feindliche als eine gehobene Festtags- siimmnng. Der Verzicht der Kommunistin Ruth Fischer aus ihr LandtagSmnndat wurde beklatscht, der Antrag des GeschästsordnungsauSschusseS auf Freilassung von drei Kommunisten aus der Hast fand keinen Widerspruch, und Herr Leinert, der ehemalige Präsident des Hauses, durste als Berichterstatter des Ausschusses den Antrag empfehlen, ohne daß jemand ibn nach seiner Pension fragte. Nun erhielt Ministerpräsident Braun das Wort Sofort erhoben sich die Deutschnationalcn und verließen unter dem Geschrei der Linken den Saal — die Volks varteiler aber blieben diesmal sitzen, und anch Herr Walle wollte sich das Vergnügen nicht entgehen lassen. Die Rede Brauns war ei» in der Form nicht ungeschicktes Plaidoyer sür die bisherige Politik der großen Koalition, womit er offenbar der Bolkspartei den Uebergang zur Opposition möglichst erschweren wollte- Die Linke zeigte viel Freude an diesen Bemühungen, und die Kommunisten unterstützten sie durch lärmende und höhnende Unterbrechungen. Nichts Besseres konnte Herrn Braun passieren als diese laute Feindschaft der Linksradikalrn. I» der Frage, ob nach der preußischen Versaffung das Kabinett nach Neuwahlen demissionieren müsse, berief sich der Redner aus ein Gut achten des Justizministeriums, das die Frage verneint. Es ist aber doch ein großer Unterschied, ob eine Versaffung einen solchen Schritt zwingend vorschreibt oder ob sie ihn -»läßt und sinngemäß fordert. Dies ist eine Anslegnngs- frage, in der sich die Meinungen diametral gegenüberstehkn. Nach Schlnß der Rede überraschte der kleine RegiernuxS» block das Hans mit einem BertagungSantrag. Ein Ham melsprung zeigte, daß die Opposition nicht auf dem Postau war. Die Vertagung bi» Frritag wurde beschlossen.
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