Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 30.01.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192501300
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- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19250130
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1925
- Monat1925-01
- Tag1925-01-30
- Monat1925-01
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- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 30.01.1925
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Riesaer H Tageblatt und Anrolaer »Elbeblatt und Ämciaer). u«d Anzeiger «Llbeblatt und ÄN)tiger>. r-«-»wi »I<I» 2», Rirlacr Ta,cd»n «qill dl, »»«UM " " der AmtShauptmaunschast Großenhain, des Amtsgerichts, der AmtSauwaltschaft beim Amtsgerichte vnd des Rates der Stadt Riesa, des Finanzamts Riesa und des Hauptzollamt» Meide«. LS. Areitag, 3i^ Januar 1YLS, abends. 78. Jahra. Da« Niesaer Dagebtatt erscheint sede« Ta» abend» '/,s Uhr mit Ausnahme der Tonn» und Festtag«. vezuzSprei«, gegen Barauszahlung, iür einen Monat 2 Mack 25 Pfennig durch Post oder durch 'Noten. Für den Fall des Eintreten» von Produktionsoerteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Materialienpretse behalten wir uns das Recht der Preiserhöhung und Rachsorderung vor. Anzeigen >ür di« Kummer d:S Ausgabetages sind bis v Uhr vormittags auszugeben und 'm wrau« zu bezahlen; eine Gewähr kür das Erscheinen an bestimmten Lagen und Plätzen wird nicht übernommen. 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Die Kammerrede des französischen Ministerpräsidenten Herriot vom Mittwoch läßt den außerordentlich ernsten Gegensatz erkennen, der immer noch zwischen Deutschland und Frankreich besteht, und der für die nächste Zukunit weitere erhebliche Schwierigkeiten In der ans-e»volitischen Lage Hervorrufen wird. Reichskanzler Dr. Luther wird nunmehr prompt dem französischen Ministerpräsidenten antworten und man glaubt schon setzt zn missen, daß er den Ausführungen des französischen Regierungschefs ziemlich scharf entgegentretcn wird. Uebereinstimmend hat man in Deutschland den Eindrukk, daß Herriot mit Absicht die Schärse des dentsch-franzölischen Gegensatzes betont hat. um damit zum Ausdruck zu bringen, das; vorläufia an eine Entspannung nicht gedacht werden kann! Seine Rede hat denn auch iu den Berliner Regierungskreisen einen überaus peinlichen Eindruck hervorgerufen. In den rechtsgerichteten Kreisen erklärt man, daß Herriot offensichtlich die Absicht gehabt habe, das neue Reichskabinett, dem er feindselig gegenüber stehe, zu provozieren. Trotzdem werde man deutscherseits in sachlicher und würdiger Form auf die Rede des französischen Staats mannes antworten muffen, denn bei aller Entschiedenheit, mit der man deutscherseits die neuerlichen Angriffe Herriots zurückweisen müsse, besiehe kein Grund, ans die Heraus forderung Herriots einzngehen. Ta das Sicherheitenproblem jetzt den Kernpunkt der gesamten europäischen Politik bildet, wird man auch deutscherseits die Umstände würdigen müssen, unter denen die gegenwärtige Diskussion entstanden ist und die bei der weiteren Entwicklung der Tinge eine große Nolle spielen ipürdc. Von größter Wichtigkeit ist die ganz offensichtliche Tat sache, das; die scharfe Tonart des französischen Minister präsidenten aus die Berichte der interalliierten Militär» kontroUkommission znrückgeiiihrt werden muß, die den größten Teil der in seiner Rede enthaltenen Anlchnldigungen gegenüber Deutschland hervorgerusen haben dürften. Hierzu wird von unterrichteter deutscher Regierungsstelle bemerkt, daß das Enthüllnngsmaterial der Kontrollkommission noch immer nicht der deutschen Regierung bekannt ist und daher auch kaum die Möglichkeit besteht, eine wirklich sachliche Auseinandersetzung darüber mit Herriot einzugehen. Bemerkenswerter Weise hat Herriot die Forderung ausge sprochen, daß die Entwaffnnngsfrage diskutiert werden müsse. Hierzu ist die Reichsregierung, wie sie in den deut schen Noten an die alliierten Negierungen immer wieder erfolglos zum Ausdruck gebracht hat, nicht nur bereit, sondern sie wünscht sogar, daß volle Aufklärung des Sach verhalts geschaffen wird. Tazu ist es jedoch notwendig, daß der wirtliche Tatbestand der deutschen Negierung zur Kenntnis gebracht wird. Die Beschuldigungen der Kontroll kommission gegen die Neichsregierung müssen nicht nur beiden Parteien zugänglich sein, sondern selbstverständlich der ganzen Welt, damit es möglich sein wird, ein objektives Urteil zn bilden. In den Berliner Negierungskreisen ist man gegenwärtig der Ansicht, daß eine Verständigung erzielt werden kann, wenn auch aus französischer Seite endlich die Bereitschaft gezeigt wird, die Voraussetzungen zu schaffen, die notwendig sind, nm überhaupt zu Verhandlungen zu kommen. Die deutlche Negierung sei davon überzeugt, daß Herriot von sich ans keine ernsten Schwierigkeiten macken wolle, denn er sckcine wirklich nicht die Methode» Poinearss wieder etnsühren zu wollen. Ans diesen Gründet« könne man auch nicht aus seiner Kammerrede die gleichen Schlüffe ziehen, die man ziehen müßte, wenn dieselbe Rede von Poiucars gehalten worden wäre. Der Reichskanzler dürste daher in seiner Antwort an den französischen Ministerpräsidenten daraus Hinweisen, daß die Kammerrede auf die ganze Lage verschärfend gewirkt hat und daher nicht geeignet sei, eine Politik der Entspannung zu fördern. Des Retchskavzlers Antwort an Herriot. Berlin, 30. Januar. Wie wir hören, wird Reichs kanzler Dr. Luther in einer Rede vor den Pressevertretern des Auslandes aus die Kammererklärung deS französische« Ministerpräfideuteu Herriot eingrhen und dabei nament lich die gegen Deutschland gerichtete»» Angriffe in der Ent waffnungsfrage mit außerordentlich wichtige», Darlegungen beantworten. In, Zusammenhang damit wird sich der Reichskanzler auch über die Sicherheitenfrage äußern und den deutschen Standpunkt zum Ausdruck bringen. Den Er- klärungen des Reichskanzlers sieht man in de» politischen Kreiien mit dem denkbar größten Interesse entgegen, da sie für dir weitere Entwicklung der Dinge von größter Be deutung sein werden. Zll teil 8MWM UM». )l Paris. In der gestrigen Nachmittagssitzuna der französischen Kammer sand vor der bereits gemeldeten Abstimmung über den Anschlag der Rede des Minister präsidenten eine Debatte statt, in deren Verlauf Herriot einige seiner gestrigen Erklärungen erläuterte. Man gewann aus der Debatte den Ein druck, daß die Sozialisten großen Wert auf die Inter pretation legen, die Herriot gibt. Die Debatte nahm folgenden Verlauf: Der Abg. Le Mire beNagte sich, daß das Journal ofsiciel nicht die Bemerkung wiedergegeben hat, die er vorgestern abend während der Rede Herriots gemacht hake. Er habe an einer Stelle gesagt, das; so wie Herriot auch Poin- carv gesprochen habe und das;, als Miginot so ge redet habe, wie Herriot, man »hu als Mann bezeichnet habe, der übertreibe. Le Mire forderte eine nachträgliche Richtigstellung und erilürtc, weil Herriot gesagt habe, das; die letzte Sicherheit Frankreichs am Rhein liege, würden seine Freunde und er siir den Anschlag der Rede des Ministerpräsidenien stimmen. Herriot verlangte das Wort nnd erklärte: Ich be dauere lebhaft, das; meine gestrige Rede zn Polemiken Anlas; gegeben hat. Ich habe alles Mögliche getan, um dies zn vermeiden. Denn wenn diese Rede Nutzen bringen soll, dann doch wenigstens im Innern Frankreichs, um dem Ausland zn beweise», das; die Demokraten ebenso patriotisch sind, wie irgend Jemand sonst. Der Abg. Le Mire hat einen Satz ausgcgrisien, den inan nicht ans meiner gesamten Rede herausgcrisscn interpretieren darf. Ich habe gesagt, das; ich in dieser heiklen Angelegenheit der Kölner Zone mit allen Mitteln und mit allen Argu menten diskutieren werde. Ich habe auch gesagt, das; ich um keinen Preis wünsche, das; man annimml, meine Hal tung werde durch den geheimen und nicht eingcstandenen Wunsch diktiert, unnötig lange am Rhein zu bleiben. Nach meiner Ansicht find di^e drei Fragen: Schieds gerichtsbarkeit, Sicherheit und Eutwafs- nung untereinander zu verbinden. Ich habe eine schwere Verantwortung, nicht nur vor der Gceen- wart, sondern auch vor der Zukunft. Wenn ich gestern deutlich gesvrochcu habe, so ist cs geschehen, um zu be weisen, das; die Linksrepublitaner ebenso wie andere be- sorot lind um die Sicherheit Frankreichs. Mein Avvell richtet sich an die Vernunft, das Gewissen und die Klug heit der Männer der Freihert nnd des Friedens, beson ders an die iu Deutschland. Nur dadurch ist eine Verständigung zn erzielen, die aus der wahrhaft tragischen Lage herausführt, damit wieder alle in Frei heit und Frieden arbeiten können. Es entsteht hierauf eure scharfe Diskussion über den Antrag des Sozialisten Varcnne betreffend den Anschlag schlag der Rede des Ministerpräsidenten. Tie Sitzung wird für kurze Zeit unterbrochen. Nach Wiederaufnahme der Sitzung ergriff Herriot nochmals das Wort, nm die Mehrheit, die seine Politik unterstützt, zu bitten, durch Kommentare der Gegner nicht den sinn der Erklärungen, die er gestern abgegeben habe, entstellen zn lassen. Was er gestern gesagt habe, entspreche vollkommen der Politik der Sicherheit und des Friedens, die die Regierung getrieben habe nnd die sie fortsetzen werde. * Die französische Presse zur Rede Herriots. * Paris. Herriots Kammerrede wird von der Mor- gcnpressc als ei» großer Erfolg angesehen. Zahlreiche Blätter der Opposition heben hervor, daß die Stunde des Burgfriedens wieder geschlagen habe. Es frage sich nur, ob der Beifall der Opposition nicht Herriot den linksstehen den Sozialisten entfremden werde. Die Oppositionsblätter stellen ausdrücklich fest, daß auch Poincare die Rede Herriots ohpe auch nur ein Wort daran zu ändern, hätte verlesen können. Herriot habe eine Rede des reinsten Patriotismus gehalten. Der Figaro schreibt: Die Kammer werde die Ver breitung der Rede beschließen, nnd man könne sie dazu be glückwünschen. Die gestrige Sitzung bedeute einen Zusam menschluß aller Parteien und werbe nicht ohne Folgen blei ben. Die „wunderbare" Rede Herriots sei eine furchtbare Erwiderung auf die Note Stresemanns. Die Londoner Presse zur Kammerrede Herriots. * London. Die englische Presse beschränkt sich ohne Ausnahme auf die Wiedergabe der Berichte über den Ver lauf der Kammerdebatte in Paris und enthält sich jeglichen Kommentars. Nur in den Ueberschriften werden die angeb lichen sensationellen Mitteilungen Herriots hervorgehoben. i. MM MMIÜIMM NM. tsd. Dresden. Die gestrige Tagung begann mit einen Vortrag des LanLwlrtschastsrateS Dr. Kirmse über das Thema „Saatgutstiomlieruug"; der für diesen Vortrag vorgesehene Minister Prof. Dr. Popoff-Berlin war leider verhindert. Dann sprach Hofrat Dr. Scheonc-DreSden, der Direktor des Landeskulturrates für Sachsen über „Orgaui» iationsfragen der sächsische« Landroirtfchaft." Nach einem geschichtlichen Rückblick über die Organisation der Landwirt schaft in Sachsen wies der Redner auf die Dreiteilung „Reichslaudbnud, Landeskulturrat und Landwirtschaftlich« Genoffenschasten" hin und erörterte dabei die Frage, ob di« Landwirtschaft so viele Organisationen brauche. Der Red ner verbreitete sich dann über die Aufgabe»» des LandeS- kultnrrates, der gesetzliche»» Berussvertretung der Land wirtschaft, die außer der Vertretung der landwirtschaftliche»» Interesse», auch die Fortbildung der Landwirtschaft in tech nischer Hinsicht im Auge behalten müsse. Eine wettere Aus gabe des Landeskulturrates sei die Hebung der gesamten landwirtschaftlichen Technik, die nicht allein für Sie Allge meinheit Interesse habe, sondern die unbedingt notwendig sei für eine vollkommene Ausnützung der Naturkräfte. Seine Haupttätigkeit aber richte der Landeskulturrat auf die Ausbildung und geistige Schulung der Landwirte: sein Ziel sei es, auch dem kleinsten Bauen« tu landwirtschaft liche«« Berufsschulen Weiter-Btlbung zu ermöglichen. Im Gegensatz zum Landeökulturrat sei der Landbund eine Kampforgantsatton, die die wirtschaftlich politischen Inte ressen der Landwirtschaft zu vertreten habe. Zum Schluffe kam Tr. Schocne auf den Entwurf des landwirtschaft lichen KammcrgcsetzeS zu sprechen: er erläuterte dabei die Wahlform und die Znfammcnsevnng der Kammer. Mit einein Vortrag von Prvscffor Tr. Fingerling, dem Direktor der Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt Leipzig- Möckern, über das Gebiet der Fiitterungssragc» hatten die wissenschaftlichen Vorträge ihr Ende erreicht. Tas GesamterqebmS der LandtvirtschafMchen Woche sand nach Schluß der allgemeinen Versammlungen im Ler» cinshaus in folgender einstimmig angenommener Eutschlictzung seinen Niederschlag: Ter Besuch der zahlreichen Veranstaltungen der „Land wirtschaftlichen Woche" in Dresden durch Tausende von Landwirten aus allen Teilen des Landes legt beredtes Zeugnis ab von dem festen Willen der sächsischen Landwirt schaft, die Erzeugung von Nahrungsmitteln auf das Höchste zn steigern, um unabhängig vom Auslande zn werden. Eine verkehrte Steuerpolitik, sowie das Versagen eines wirksamen Zollichntzes hindern jedoch den Landwirt, ieinen Betrieb zur größten Lefftungs'ähigkeik zu bringen. Zahl reiche Wirtschaften sind nicht in der Lage, die erforderlichen Mengen von Saatgut und Düngemittel für die nächste Frühjahrsbestellung zu beschaffen. Auch vermögen sie nicht an sich notwendige Meliorationen und Gebäudevcrbellernn- gen auszuführen. Tas Mißverhältnis zwischen den Preisen der Erzeugnisse und Bedarfsartikel ist noch immer bedenk lich hoch. In großen Bezirken macht «ich außerdem die Ar beiternot von neuem steigend bemerkbar. Die kommende Ernte ist in Gefahr, wenn nicht unverzüglich cntsprechenüc Maßnahmen getroffen werden. Ter Landeskulturrat und mit ihm die gesamte sächsische Landwirtschaft fordern: sofortige Erleichterungen ans dem Gebiete der Reichs- und Landesstenern, insbesondere die Befrei ung von der Gewerbesteuer und die Beseitigung der Zugtierfteuer, die baldigste Wiedereinsetzung von Schutzzöllen für alle wichtigen landwirtschaftliche» Erzeugnisse, eine dnrchgreifendc Kredithilsc zu erträglichen Zinssätzen. Tie sächsische Sandivirlschast muß erwarten, einen ihrer intensiver Betriebsweise entsprechenden Avrett der Renten bankkredite zu erhalten. Sie erhebt Einspruch gegen die hohen Zinssätze dieser Anstalt. Beträne, die der Landwirt schaft zwangsweise abgenommen worden sind, müllen ihr auf billigstem Wege wieder zuacsührt werden. Wenn Reichs- und Staatsstellen Leuten wie Varmat und Kutisker w reichliche Kredite bewilligen konnten, muß es möglich sein, dem Nührstand wirksame Hilfe zu bringen Reichs- und Landesregierungen werden dringend er sucht, den wiederholten Versprechungen nunmehr Taten folgen zu lassen. Haushallsansschnft des Reichstags. (Fortsetzung des gestrigen Berichts.) vdz. Berlin. Bei Behandlung des Mats deS RetAkarbeitslninifteriumS gab Reichsarbeitsminister Brauns eine Uebersickt über Stand und Ausgaben der deuticken Sozialpolitik und er klärte, daß die Schwierigkeiten der Inflation und der wirtschaftlichen Kris« als überwunden gelten könnten. In der Sozialversicherung hätten wir die früheren Leistungen allenthalben wieder erreicht, zum Teil konnte man sogar darüber binausgeheu; zur Arbeitszeitfrage erklärte der Minister, daß das gegenwärtige Reichskabinett sich in dec Frage des Achtstundentages den Erklärungen des früheren Kabinetts angeschloffen habe, und daß Deutschland die Nati» fikation des Abkommens von Washington niemals gründ- sätzlick abaelehnt habe und bereit sei, mit den übrigen Staaten «ine Verständigung zu erreichen. Ter Minister erklärte weiter, daß das ReichsarbeitS- Ministerium sür alle Maßnahmen im Sinne angemessener Preisgestaltung nachdrücklich eingetreten sei, und daß es ihm gelungen sei, die Löhne zu erhöben nnd ihre Kaufkraft zu heben. Die produktiv« Arbeitslosenfürsorge habe aus dem Gebiete der Arbeitslosigkeit Abhilfe geschaffen, die Sätze der ErwerbSlosenunterstütznng konnten im letzten Jahre nm 60 bis 70 Prozent erhöbt werden. Ein Gesetz entwurf über eine Arbeitslosenversicherung werde möglichst bald dem Reichstag oorgelegt werden. Trotz der Fortschritte im Wohnungsbau sei freilich die Wohnungsnot noch nicht «an» überwunden, der Abba« der WohuungSzwangSwirtschaft bade jedoch begonnen und könne sortgesiihrt werde», wenn gleichzeitig die Mittel für den weiteren Wohnungsbau gesichert werden. In der Kriegsbeschädigtenfürsorge befänden sich dank der gesetzlichen Regelung 3S0000 SckivrrtriegS- und Unfall- beschäftigte in Arbeit, nur noch 20000 seien ohne Arbeit^ von den««« aber sicher die Hälfte völlig arbeitsunfähig sei. Die Aussprache beschäftigte sich hauptsächlich mit de« Perlonalfragen des Ministeriums, mit Fragen bezüglich der Stellung der Diätare, mit der Belastung, di« sich aus dein Schlichtungswesen ergibt, mit tarifgesetzliche«« Problemen, mit der Organisation der Versorgungsämter usw. Ueber die hierzu gestellten tzlnträoe wird in der Sitzung am Freitag entschieden werden.
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