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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.02.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192502027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19250202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19250202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1925
- Monat1925-02
- Tag1925-02-02
- Monat1925-02
- Jahr1925
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.02.1925
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«crvveve» m o«ß»rn. Budapest. Am Sonnabend kur» «ach 8 Ahr wurde tu den östlich vo« Matraaebira« liegenden Tellen de» So. mttats HeveS ein heftige» tektonische» Erdtebe» »erspiirt. Die rasch aufeinanderfolgenden Erdstöße versetzte« bl« v«. völkeruna in «roste Aufregung. Die aus dem Srddebengebtet vorlteaenben Telegramm« berichten Uber Milliardenschlide«, bi« durch da» Erdbeben angerichtet wurden. Die ersten Erbstvtze wurden Freitag abend 8 Uhr verspürt, richteten aber keinen Schaben an. Die stärksten Erdstvste waren Sonnabend früh »u verzeich nen In der Stadt Erlau habe« viele Häuser schwere Schil den erlitten. Einige Häuser de» Ardeiterolertel» stud et«, gestürzt. Acht Personen erlitte« schwer« verletz««»««. Dcbreczen. Sonnabend früh 8,12 Uhr wurden in Dcbreczen drei Erdstvste verspürt, von denen die beiden ersten heftig, der dritte aber schwächer war. Au demselben Zeitpunkt wurden auch in Valmay-Ztvaro» Erdstvste ver spürt, die von einem unterirdischen Getöse begletbet waren. In Dcbreczen verursachte das Erdbeben um so grvsteren Schrecken, weil seit Menschengedenken keine ähnliche Er scheinung zn verzeichnen war. Budapest. Die Budapester Erdbebenwarte teilt zu dem Erdbeben mit: Das Beben bauerte sieben Minuten, die grösste Nuöschwingung betrug 22 Millimeter. Ein derartig starkes Nahbcben war seit Jahre« nicht zu verzeichnen. Meldungen ans der Provinz znfolge war das Beben ins besondere in Erlau sehr heftig zn verspüren. Auch in GnönggöS-Miskolcz und Satoralja-Uihelt war da» Beben ziemlich stark zn verspüren, doch liegen auch aus GöböllÜ und aus Budapest Meldungen vor, wo schwächere Erdstvste beobachtet wurden. Vermischtes. Schweres Expl osions Unglück. Auf der Dtl- tinger Hütte ereignete sich gestern morgen eine Hochofen explosion. Fünf Arbeiter wurden getötet und mehrere ver letzt. — Eine spätere Meldung besagt: Zu dem Unglück auf der Dillinger Hütte erfahren wir noch, dast es sich um eine Benzolexplosivn eines Hochofens handelt. 4 Personen wurden sofort getötet, 1 Arbeiter ist seinen Verletzungen später erlegen. 12 bis 16 Arbeiter wurden verwundet. Auch ein Mädchen unter DeukcS Opfern. Die Gerüchte, vvn dem Münsterberger Kannibalen seien nicht nur Handwerksburschcu, sondern auch obdachlose junge Mädchen ermordet worden, scheinen sich nunmehr zu be stätige». Wenigstens ist mit ziemlicher Sicherheit erwiesen, dast in der Denkeschcn Mörberhühle ein junges Mädchen aus Breslau verschwunden ist. Einerseits haben die Eltern des verschwundenen Mädchens Kleider, die im Zimmer Tenkes gefunden wurden, wiedererkaunt, und dann stand auch auf der Denkeschcn Mordlistc der Name Ida, der Vorname des nermistteu Mädchens, verzeichnet. Die Verschwundene batte seinerzeit eine Ncise nach Münsterbcrg unternommen und war vvn dort nicht wieder zurückgekehrt. — Die Leiche des Mörders war bekanntlich wenige Tage nach seinem Selbst mord und der erfolgten Sektion des Kopfes auf dem Mün- stcrbergcr Friedhöfe beigesetzt worden. Nunmehr wurde die Leiche wieder exhumiert und der Breslauer Anatomie über geben. Wissenschaftler wollen versuchen, festzustcllen, welche Veränderungen im menschlichen Körper durch den 20 Jahre langen Gcnnst von menschlichem Fleisch hervorgcrnfen wur den. Der Massenmörder Ang er st ein. Die bis herigen Feststellungen haben ergeben, dast die von dem Massenmörder Angerstein bei der Firma van der Zypen unterschlagenen Gelder um ein vielfaches die bisher be- kanntgcwordcnc Summe übersteigen. Vollkommene Klar heit über die Hohe der Unterschlagung konnte noch nicht ge- Ei» ««»«» FsrschaugS-Jiiftitut da« von R«gieruna»-Vanmeift«r Patry in Berlin erbaute „Lichthau»" der OSram. Gesellschaft, das der Ausgabe dient, di« günstigsten Br« leuchtungSarten für die vrrschie- densten Zweck« »u ermitteln und da« Verständnis für die wichtigsten Fragen de« Veleuchtungswesen« »« fördern, wurde unter grober Betel- ligung der Behörden, der Wissen schaften und der Industrie etngewetht. schaffen werben. Der Antrag Angerstein» auf Gelbstver- pflegung ist wegen der Gefahr der Durchstecherei vom Ge- richte abgelehnt worden. Die Ncberwachnng Ängersteins ist austerordentltch scharf. Um jeden Flucht- ober Selbstmord versuch zu verhindern, ist er stets gefesselt. Ueber den Ter min der Verhandlung ist nichts Endgültiges festgestellt. Gasvergiftung. In Frankfurt a. M., im Hause Blcichstr. 48, vergiftete sich am Sonnabend die Witwe Neuckantz, indem sie die Gashähne in ihrem Schlafzimmer öffnete. Ihr« Gesellschafterin, Paula Knab, die anscheinend durch den Gasgeruch aufwachte und die Hähne schltesten wollte, wurde auf dem Wege zum Schlafzimmer bewußtlos und erlitt ebenfalls den Tod. Aufsehen erregende Verhaftung. AuS Halle wird gemeldet: Vor einigen Tagen war in Aschersleben Baron von Forstencr wegen Vergehens gegen 8176 StGB, verhaftet, aber gegen Stellung einer Kaution wieder frei gelassen morden. Jetzt ist einer der engsten Freunde For- steners, der in Halle sehr bekannte Pfarrer Knoblauch, aus demselben Grunde verhaftet worben. Die Verhaftung Knoblauchs, der in der hallcschcn (Gesellschaft außerordent lich beliebt war, erregt bas größte Aufsehen. Wegen Verdacht des Vatermordes ver haftet. Am 18. August v. IS. war der Pferdehändler August Otto in Rheinsberg (Mark) auf der Straße er schossest worden. Gestern wurde auf Grund der Ermittlun gen der Berliner Kriminalpolizei der Sohn des Ermorde ten, der 27jährige Pferdehändler Richard Otto, unter dem dringenden Verdacht, Anstifter und Mitwisser des Morde» zu sein, verhaftet. Er leugnet zwar noch, hat sich aber be reits in sehr viele Widersprüche verstrickt. Wie einer der Vater seiner Frau wurde. Ein Amerikaner, der in St. Joseph lebt, hat vor ungefähr vier Jahren eine junge Frau genommen, die er an Alter so überragte, daß er nicht nur ihr Vater, sondern sogar der Großvater hätte sein können. Die Neigungen der beiden Eheleute gingen infolge dieses Altersunterschiedes selbst verständlich sehr auseinander. Während er am liebsten zu Hause am warmen Ofen saß, hatte die junge Gattin da» verständliche Bedürfnis, sich noch ein wenig auszulcben. Ein vernünftiges, eheliches Zusammenleben war unter die sen Umständen nicht zu erwarten, und schließlich schlug die Frau ihrem Ehegreis die Scheidung vor. Der aber wollte sie nicht gänzlich verlieren und kam mit einem Gegenvor schlag. Er wollte sich zwar von ihr scheiden lassen, sie aber danach als Tochter adoptieren. Diesen Pakt ging die le ¬ benslustige Gattin gern ein. So wurde der alte Herr der Vater seiner Frau. Ein Pariser Gesell schaftSskandal, der in seiner brutalen Grausamkeit an die übelsten Hintertreppen romane erinnert, wird gegenwärtig in der französischen Hauptstadt viel besprochen. Die junge Gräfin Chateaubri and, die Besitzerin eines Vermögens von vielen Millionen, war von ihrer Familie in einer privaten Irrenanstalt un- tergebracht worben, wo die Gräfin nach allen Regeln der Kunst mißhandelt wurde. Da sie aber ihren Verwandten nicht den Gefallen tat, bei dieser Behandlung verrückt zu werden, sondern verschiedene Fluchtversuche unternahm, brachte man sie in einer anderen Anstalt unter, wo sie hin ter Schloß und Riegel und vergitterten Fenstern gehalten wurde. Es gelang der Gräfin jedoch zu fliehen und da» an ihr verübte Verbrechen den Behörden anzuzeigen. Eine sofort vorgenommcne Untersuchung durch beamtete Nerzte ergab, daß die Gräfin geistig vollkommen gesund ist. Vom Matrosen zum Opern st ar. Es ist ja be kannt, daß viele gefeierten Sänger und Bühnenkünstler au» sehr kleinen Verhältnissen hervorgegangen sind. So auch Lawrence Tibet, die jüngste Sensation des Newporker Operpublikums. Im Kriege diente er als Matrose auf einem amerikanischen Schiff. Bet seinen Vorgesetzten machte er sich mit seiner Sangessrrndigkeit nicht beliebt — im Ge- genteil, man nahm an der Ruhestörung als ein Zeichen gelockerter Disziplin Anstoß. Eines Tages hörte ihn im Hotel der in Amerika bekannte Sänger De Gorgoza, war sofort über die Qualität und die Möglichkeit des kostbare« StimmaterialS im klaren und hat die Ausbildung über- nommen. Nach mehreren erfolgreichen Gastspielen in klei neren Rollen ist Tibet nun als „Falstaff" in die Reih« der gefeiertesten Sänger NewnorkS getreten. Der Ochse aus dem Dache. Eine italienische Bauernfamilie, deren Gehöft sich mit der Rückwand uu- mittelbar an einen Berghang anlehnt, bekam dieser Tage einen höchst unerwarteten Besuch. Gegen 4 Ubr nach mittags vernahm sie plötzlich ein ungeheures Stampfen auf dem Dache, das kurz darauf nachgab und einem ge- Lck) D -o-letten -ei Husten, Heiserkeit, Katarrh hatten, Graf —1 Ich muß Sie unter vier Augen sprechen; aber ich kann auch zu einer späteren Stunde wieder kommen." Trotzdem stand er noch immer zögernd auf der Schwelle und ließ seine Blicke zwischen den dreien hin und her gehen. Der Kriminal-Kommissar, der auf seine letzten Erklärungen hin sehr höflich und artig gegen den Grafen geworden war, sagte: „O bitte — wir .werden sogleich gehen. — Ich will Sie nicht länger aufhaltcn, Herr Graf; aber ich wäre Ihnen verbunden, wenn Sie sich im Laufe des Tages auf dem Bürgermeister-Amt einfinden wollten, mir Ihre Aussage zu Protokoll zu geben." Die Tür hatte sich kaum hinter den beiden geschloffen, als Slawik mit drei raschen Schritten auf den Pseudo-Grafen zutrat. „Was ist hier geschehen?" herrschte er ihn an. „Was wollten die beiden von Ihnen?" Der Graf ging zur Tür und spähte auf den Flur hinaus. Als er sah, daß die Polizei-Beamten sich wirklich entfernt hatten, sagte er mit gedämpfter Stimme: „Etwas sehr Unangenehme», Slawik l — Ich muß mich auf harte Kämpfe gefaßt machen. Man hat mich ge zwungen, offen zu reden." Slawik verschränkte die Arme über die Brust und lehnte sich weit zurück. „So — man hat Sie dazu gezwungen l" sagte er mit hartem Spott. „Nun, da werde ich mich vielleicht auch gezwungen sehen, zu — sprechen!" Der Graf wurde leichenblaß. „Was — was heißt das?" stammelte er. „Wie habe ich das zu verstehen?" „Ich denke, Sie werden es recht verstehen, Verehrtester! — Aber ich will mich zu Ihrer Bequemlichkeit noch klarer ausdrücken: ich werde den Herren von der Polizei mit teilen, wer der Herr Graf Alfred Reckenthin ist." „Das — das wäre das dürfen Sie nicht — dürfen Sie nicht! Denken Sie an unseren Vertrag — —* „Sie tun sehr gut daran, mein Bester, mich an unseren Vertrag zu erinnern! — Denn ich sichert« Ihnen darin meine Unterstützung zu — gegen Ihr bündige» Versprechen, die äußerste Vorsicht zu bewahren und niemals etwas von Ihrem Treiben an die Oeffentlichkeit dringen zu lassen." „Aber ich konnte doch nicht anders handeln, Slawik l — Ich befand mich in äußerster Gefahr. Man hielt mich für den Brandstifter — Sie wissen ja — und ich — ich konnte mir nicht anders helfen, als daß ich mich für den rechtmäßigen Besitzer von Hohenlinden ausgab — —" Um Slawik» Mund, diesen harten, grausamen Mund, zuckte «in Lächeln. „Und haben sich vom Regen ist die Traufe gebracht! — Nein, mein Lieber, ich lasse Ihnen diesen Kontraktbruch nicht ruhig hingehen. Denn er wirft all« meine Pläne über den Haufen — Pläne, an denen ich seit zwei, seit drei Jahren unausgesetzt arbeit« — er bringt mich um die Früchte langer Bemühungen.* Und plötzlich verließ ihn sein« Ruhe. Lie lngrimm«» Wütete cha erfüllt«. brach dervor „Narr, der Sie sind!" stieß er zwischen den Zähnen her- vor und ballte drohend die Fäuste. „Wie können Sie solche Streiche machen — Streiche, deren ein dummer Junge sich zu schämen hätte? Sehen Sie denn nicht, daß Sie wahnwitzig gehandelt haben? Keinem Landgen darmen können Sie weisniachen, Graf Reckenthin zu sein I Ihre sogenannten Beweismittel konnten wohl eine alte Frau und einen schwachköpfigen Greis einschüchtern — aber kein Gerichtshof der Welt wird sie anerkennen!" Als der Pseudo-Graf zu verstehen meinte, daß Slawik» Aufregung nur aus der Tollkühnheit seines Unternehmens resultierte, gewann er einen Teil seiner Ruhe zurück. „Sie irren, Slawik! — Jeder Gerichtshof der Welt wird mich anerkennen. — Lassen Sie uns doch in Ruhe und wie Männer verhandeln, Slawik! Und gestatten Sie mir vor allem, daß ich Ihnen die Sachlage auseinandersetze. Sie haben mich vor zwei Jahren, als ick Ihnen die in meinem Besitz befindlichen Papiere Reckenthin- zeigte, nach Süd-Amerika hinübergeschickt. Ich habe in Chile dl« sorgfältiofften Nachforschungen nach dem Grafen angestellt — wie Sie wissen, ganz ergebnislos. Daraufhin bin ich in Santiago als Graf Alfred Reckent hin aufgetreten — habe mir chilenische Papiere auf diesen Namen verschafft — bin als Graf Reckenthin mit der „Ailantique" nach Europa zurückgekehrt — und habe in Berlin, ordnungsgemäß ange meldet, al» Graf Reckenthin gelebt. Wir brauchen nur einig« hundert Mark anzuwenden — und wir bekommen drüben in Chile zwei Dutzend Zeugen, die mit jedem mög lichen Cid beschwören, daß ich mein Leben lang als Graf Reckenthin in Chile gelebt habe. Linen sehr glaub- würdigen Zeugen haben wir bereits — und sein Nam« wird Sie sicherlich überraschen: er heißt Rudolf Gentner." Slawik fuhr zurück und starrt« ihn verständnislos an. „Gentner? — Rudolf Gentner? — Wie sollte gerade er dazu kommen, etwas zu bezeugen, das in Wirklich keit nicht existiert?" „Er bezeugt es in gutem Glauben I — Lr ist nämlich der einzige, der den Grafen in Chile gekannt hat. Auf gelegentlichen Geschäftsreisen Reckenthin» nach Santiago hat er ihn kennen gelernt. Reckenthin hat ihm, wie er sagt, auch davon gesprochen, daß er einen Sohn besitzt. — Sie brauchen nicht zu erschrecken; dieser Sohn ist wie der Later sicherlich längst verdorben und gestorben — sonst hätte ich etwa» von ihm erfahren, al» ich drüben war. — Gentner aber hat mich mit sehr wertvollen Daten ver sehen. Lr hat mir mitgeteilt, wann und wo ich geboren wurde" — der Grat hatte seine Frechheit schon so weit wieder, daß er selbst belustigt lachen konnte — „wo und wann meine Eltern getraut wurden, wie meine Mutter hiesH «er der Later meiner Mutter war, wo ich erzogen wurde, wo mein Later gelebt hat — kurz und gut, er hat mir ahnungslos alle» mitgeteilt, was mir zu wissen not tut. Und mehr noch: er hat mir Papier« zurückgegeben, die durch den Grafen Reckenthin an ihn gelärmt sind. Unter andern, auch den Trauschein meiner quasi Eltern." Slawik war mit erregten Schritten auf und nieder aeganaen. Jetzt blieb er stehen und sagte: Lu d«r -^.das »adert tzi« Sachlage. Aenderl v« ganz bedeutend. Wenn Sie mit solchen'Beweismitteln versehen sind Mit der Ausrüstung können Sie die Rolle des Grafen wenigstens auf ein paar Monate in Sicherheit spielen. Man wird gezwungen sein, Ihne« Anrecht« an Hohenlinden einzuräumen. Und Sie werden bedeutende Geldmittel aufnehmen können! — Wahrhaftig, ich weiß nicht, ob das nicht die beste Lösung ist. Ein paar Monate spielen Sie den Grafen Reckenthin — erschwindeln, was Sie nur erschwindeln können — verschwinden auf «in gegebene» Zeichen — und der Tarnow wird wieder Herr auf Hohenlinden! — Zu fassen ist er dann für mich immer noch — so gut wie heute. Dena wenn er durch Sie aus dem Besitz gedrängt wird, kann er seine Schuld an mich nicht tilgen. — Ich glaube wirklich, es wird sich machen lassen — wird sich machen lassen. — Also — ich will Ihnen behilflich sein, Herr von Hohenlinden zu werden. Aber dafür haben Sie in spätestens drei Wochen eine Summe von fünfmalhunderttausend Mark an mich zu zahlen." „Fünfmalhunderttausend! — Slawik, dq» ist un möglich ! Ich dürfte es Ihnen tausendmal versprechen — Sie wissen selbst, daß ich es nicht werde halt«» können." Der andere zuckte nur gelassen die Achseln. „Sie haben zu wählen! — Die Summe, die ich Ihnen nannte, ist nicht beliebig gewählt — es ist einfach das, was ich unbedingt brauch«. Ich befinde mich in durchaus nicht rosiger Lage. Man hetzt und bedrängt mich von allen Seiten; irgend jemand, den ich leider nicht zu ermitteln vermag, ist eifrig am Werke, meine Stellung zu unter minieren. Ich spüre sein« Maulwurfsarbeit schon — und ich weiß nicht, was mir noch beoorsteht. In Wahrheit bin ich in sehr dringender Geldverlegenheit. Ich bin ja nicht allein; es gibt auch andere, die ich befriedigen muß bezahlen für ihre Mitarbeit — und dies« anderen wollen nicht länger warten. Meine Pläne gingen darauf hinaus, den Grafen Tarnow in mein« Hand zu bringen und die Komtesse zu heiraten. Da» eine war cnir gelungen — und da» ander« hätte ich ebenfalls binnen kurzem erreicht. Damit aber hätte ich meine Leute noch Hinhalten können. Nun sind Eie meinen Plänen in die Quere gekommen — und Sie haben gefälligst die Konsequenzen zu ziehen." ! Der Graf senkte ergeben den Kopf. „In de» Teufel» Namen denn I" seufzte er. „Aber machen Sie gefälligst nachher nicht mich verantwortlich, wenn die Sache durck Ihr Drängen sckief geht." „Gewiß werd« ich Sie verantwortlich machen! — Sie sind «» doch, der das Spiel bekommen hat — nun führen Sie es wenigstens geschickt durch. — Gehen Sie jetzt auf da» Bürgermeister-Amt und produzieren Sie sich als Märchenerzähler. Am Nachmittag stellen Sie sich dann dem Grasen Tarnow vor. Kommen Sie um einhalb fünf Uhr; ich werde es «Inzurichten wissen, baß ich dort mit Ihnen zusammentreffe. — Und noch einmal: denken Sie nicht, daß in dem Geldpuntt mit mir zu spaßen sein wird! Meine Zukunft hängt von dieser halben Million ab; und wenn ich sie nicht erhalte — wenn ich fallen sollte — dann reiß« ich alle» mit mir — alle» und alle!" DorlseAuua lolütL
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